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Veröffentlicht am 12.02.2021

Stellenweise zu lasziv

Bucket List – Nur wer fällt, kann fliegen lernen
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Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht ...

Stell Dir vor, du bist gerade in der Blüte deines Lebens und dann kommt die Diagnose. BRCA1-positiv. Die Möglichkeit auf Brustkrebs steigt plötzlich drastisch. Was macht man nun?
Vor diesen Fragen steht nun Lacey, gerade einmal 25 Jahre alt und in der Blüte ihres Lebens. Der Job läuft endlich mal so richtig, sie etabliert sich in der Modewelt und eigentlich hat sie noch viel Zeit um sich über ihre Gesundheit zu sorgen. Denkt sie.
Doch am Ende kommt alles anders und auf einmal sitzt Lacey mit ihren Freundinnen zusammen und debattiert über die logische Frage: frühzeitige Brustamputation oder nicht? Um diese Frage zu beantworten und sich auch die nötige Bedenkzeit einzuräumen, setzen die Mädels kurzum eine Bucket-List auf. Diese beinhaltet alles, was Lacey noch mit ihren Brüsten erleben will. Von einem Dreier bis zum „Kleid mit monströsem Ausschnitt“ tragen, befindet sich alles auf der Liste und schneller als sie sich versieht, fängt sie mit dem Abarbeiten der Liste an.
Das erste Drittel von Georgia Clarks Bucket List liest sich wahnsinnig schnell und macht vor allem eins: Lust auf mehr. Das liegt vor allem an dem wirklich angenehmen und sehr leichten Schreibstil, der selbst ein so schweres und wichtiges Thema wie Brustkrebs und Vorsorge ganz natürlich und angenehm einbettet. Außerdem ist Lacey eine absolut angenehme Protagonistin, der man gerne durc das Buch folgt.
Doch ab dem zweiten Drittel des Buches verwandelte sich die bisher so angenehme Lektüre in einen perfiden Abklatsch von Shades of Grey und Calendar Girl. Es geht um Sex, Sex und ach ja, Sex. Natürlich befindet sich auf Laceys Liste sehr viel, was mit Sex zu tun hat, doch die Passagen sind lang, explizit und nehmen – für mich persönlich – stellenweise überhand. Dabei hat „Bucket List“ das eigentlich gar nicht nötig. Es sind gute Charaktere und eine gute Story, die für sich genommen schon genug überzeugen würden. Leider wirkt er Roman stellenweise durch die übertriebenen sexlastigen, ausdauernden Kapitel viel zu oberflächlich, was gar nicht hätte sein müssen.
Trotz allem würde ich das Buch weiterempfehlen, hätte stellenweise aber auch mit weniger überzeugen können. Trotz allem: liebenswerte Personen, die nötige Prise Witz und wichtiges Thema.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Bittersüße Geschichte

All das Ungesagte zwischen uns
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Unerwartet und tragisch – das ist der Unfall, bei dem Morgan ihre Schwester, aber auch ihren Mann verliert. Doch sie muss nicht alleine durch die schwierige Zeit von Trauer und Wut, sondern hat noch eine ...

Unerwartet und tragisch – das ist der Unfall, bei dem Morgan ihre Schwester, aber auch ihren Mann verliert. Doch sie muss nicht alleine durch die schwierige Zeit von Trauer und Wut, sondern hat noch eine Tochter, im Teeangeralter, die ihren Vater und ihre Tante verloren hat. Als wäre dies nicht schwer genug, kommen immer mehr Geheimnisse ans Tageslicht, die Mutter und Tochter in ihrer Beziehung an den Rand des Aushaltbaren bringen.
Colleen Hoover erzählt die Geschichte aus den Perspektiven von Morgan und deren Tochter Clara. Nach dem Unfall hat Morgan Dinge erfahren, die ihr Leben und die Sicht auf die Vergangenheit völlig verändern. Doch genau das möchte sie ihrer Tochter nicht erzählen und das Andenken an ihre Tante und ihren Vater wahren. Jedoch löst das Verhalten ihrer Mutter natürlich Wut, Zweifel und Unverständnis bei Clara aus, was zu Rebellion ihrerseits führt. Nach und nach verhärten sich die Fronten, obwohl eigentlich beide Geheimnisse haben, die nur die andere schützen sollten.
Natürlich klingt das erstmal plakativ: Würden die beiden miteinander reden, wären die Probleme höchstwahrscheinlich gelöst beziehungsweise wären sie dann anderer Natur. Der Leser ist natürlich schon seit Beginn an im Bilde und wartet nur auf die gemeinsame Aussprache, die so viel erklären würde. Doch was so einfach klingt, hat Hoover durch den Perspketivenwechsel absolut spannend und nachvollziehbar in die Geschichte eingebunden. Zu der recht spannenden und typisch hooverischen Erzählweise kommt natürlich noch die gehörige Portion Kitsch und Romantik. Diese ist übrigens mein Grund für einen Punkt Abzug, weil die Geschichte so bittersüß ist, dass ein bisschen weniger Perfektion in den Beziehungen und dem Ende wirklich gutgetan hätte.
"All das Ungesagte zwischen uns" ist wirklich ein schönes, kleines Buch über Mutter und Tochter, Verlust und Schmerz, das mir wirklich sehr gut gefallen hat. Das Buch hat mich eine erholsame Nacht gekostet, weil ich es mal eben an einem Tag durchgelesen habe und bis nach Mitternacht nicht aufhören konnte.

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Veröffentlicht am 10.09.2019

Das kann sie besser...

Die letzte Witwe
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Endlich! Da ist er! Der siebte Teil der Georgia-Serie! Alle Slaughter-Fans – inklusive mir – klatschen gerade begeistert in die Hände, weil wir endlich erfahren können wie es mit Will und Sara weitergeht. ...

Endlich! Da ist er! Der siebte Teil der Georgia-Serie! Alle Slaughter-Fans – inklusive mir – klatschen gerade begeistert in die Hände, weil wir endlich erfahren können wie es mit Will und Sara weitergeht.
Aber natürlich geht es nicht nur um die beschwerliche Beziehung der Gerichtsmedizinerin und des Special Agent, sondern auch um einen Terror-Anschlag, ganz in der Nähe der Beiden. Doch statt Hilfe zu leisten zu können, rennen die beiden schnurstracks in eine Falle und plötzlich ist Sara deren Gefangene ohne, dass Will etwas dagegen tun kann. Ein Wettlauf um die Zeit beginnt, in der Will und Faith nicht nur die Neonazi-Gruppierung verfolgen, sondern vor allem Sara retten wollen.
…das klingt wie ein typischer Karin-Slaughter Roman. Spannende Idee, gutes Setting – Gänsehaut und Nervenkitzel vorprogrammiert. Was aber folgte war Vieles, aber nicht Slaughter. Vielleicht sind meine drei Sterne zu hart, aber eins ist klar: Das kann Slaughter besser. Obwohl „Die letzte Witwe“ mit 560 Seiten eins der längeren Werke ihrer Reihen ist, tun die Bonusseiten nichts Gutes. Viele leere Phrasen, viel zu ausschweifende Erzählungen, wenig Substanz. Was ist da passiert? Nach der Hälfte des Buches war ich nicht im gewohnten Slaughter-Rausch, sondern blickte verzweifelt auf die restlichen 280 Seiten.
Ich glaube, bei anderen Autoren wäre ich milder und würde sagen, dass es ein langer, teilweise trockener Thriller mit einer guten Storyline ist, aber Karin Slaughter ist nun mal oberste Liga und einer meiner Lieblingsautorinnen. Sara begleite ich schon seit Belladonna und bin daher fast erschüttert wieviel Raum der Roman einnimmt und wie wenig er aussagt.
Daher: Für die breite Masse sicherlich ein spannender Roman, für Fans aber sicherlich eins der schlechteren Werke, das natürlich trotzdem spannend, aber an vielen Stellen zu lang und dröge ist.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Sensibles Sonntagskind

Mein Leben als Sonntagskind
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Die Umwelt zu laut. Das Licht zu grell. Schule eine Herausforderung. Soziale Interaktion noch viel mehr. Was für viele klingt wie der normale Alltag, ist für Jasmijn schwierig. Sie versteht die Regeln ...

Die Umwelt zu laut. Das Licht zu grell. Schule eine Herausforderung. Soziale Interaktion noch viel mehr. Was für viele klingt wie der normale Alltag, ist für Jasmijn schwierig. Sie versteht die Regeln und Normen nicht in ihrer Gänze, bleibt lieber in ihrem gewohnten Umfeld und tut sich schwer mit allem, was neu für sie ist und ihren Alltag durcheinanderbringt. Neue Freunde? Neue Schule? Neuer Lehrer – alles schwer zu verstehen, akzeptieren und bewältigen. Doch die Diagnose auf Autismus kriegt Jasmijn schon als sie bereits weit über zwanzig ist. Die Jahre davor lebte sie immer mit dem Gefühl anders zu sein als der Rest.
Und von diesen Jahren erzählt Jasmijn in Mein Leben als Sonntagskind und lässt den Leser sich fühlen, als als würde man in einem geheimen Tagebuch mitlesen. Denn neben alltäglichen Situationen teilt Jasmijn vor allem ihre Gefühle und Gedanken. Beispielsweise wie sie – umso älter sie wurde - realisierte, dass sie sich von ihren Cousinen oder Mitschülern unterschied. Sie selbst bezeichnet ihre Wunschversion als „normale“ Jasmijn. Die konnte auf Partys gehen, Beziehungen führen oder auch einfach nur ein Abendessen mit Verwandten überstehen. Die normale Jasmijn hat kein Problem mit grellem Licht oder lauten Geräuschen.

Und so wird der Leser mitgenommen, unverschönt durch ihre Kindheit. Selbst wenn das erste Kapitel nicht gewesen wäre, spätestens nach den ersten fünfzig Seiten wäre dem aufmerksamen Leser klar gewesen, dass mit Jasmijn wirklich etwas nicht stimmt. Dass das aber nicht mit ihr persönlich zu tun hat, sondern dass sicherlich eine Form von Autismus bei ihr vorliegen muss. Doch das erfährt sie erst viel später, so dass der Leser zusammen mit ihr mitleidet und sich wünschte, dass die Lehrer, die Eltern und das Umfeld sie zwar nicht weniger akzeptiert hätten, aber ihren Eigenarten vielleicht auf den Grund gegangen wären. Denn auch wenn Jasmijn ihren eigenen Weg gemacht hat, so war dieser sicherlich doppelt so anstrengend wie man ihn ihr mit der richtigen Therapie hätte zumuten müssen.
Trotzdem hat Mein Leben als Sonntagskind auch seine Längen. Auch wenn Jasmijn ein liebenswürdiger Charakter ist, den man sehr schnell mit allen Eigenarten ins Herz schließt, ist das Buch zu einem großen Teil sehr langatmig. Es fühlt sich eben wirklich an wie ein Auszug aus einem Tagebuch und es gibt auch seitenweise nicht spannende oder gar relevante Themen, die einem den Lesefluß erleichtern. Andererseits fehlen an anderen Stellen markante Eckpunkte. Familie, Freunde sind mir teilweise etwas zu blass. Auch das Thema Selbstmord, was ja doch sehr lange unterschwellig thematisiert wird, ist mir teils zu schwammig und hätte mehr Essenz kriegen könne. Das wird natürlich auch durch Jasmijns persönliche Eindrücke, die auf wahren Begebenheiten beruhen, so sein und passt eben zu einer recht realisitischen, tagebuchartigen Wiedergabe – hätte aber dem Roman trotzdem nicht geschadet. Denn auch wenn der Schreibstil sehr angenehm ist, neigt man immer wieder dazu, das Buch zuzuschlagen und ein bisschen ruhen zu lassen. Nichtsdestotrotz ist mein Leben als Sonntagskind – für mich persönlich – ein wichtiges Buch, das vor allem für das Thema Autismus sensibilisieren sollte. Auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Spannender Debütroman

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Sich in den Täter hineinversetzen, blutige Szenarien immer wieder durchspielen, einen Serienmörder therapieren. In der Theorie ist das Holly Wakefields Spezialgebiet, doch an einer laufenden Ermittlung ...

Sich in den Täter hineinversetzen, blutige Szenarien immer wieder durchspielen, einen Serienmörder therapieren. In der Theorie ist das Holly Wakefields Spezialgebiet, doch an einer laufenden Ermittlung hat sie noch nicht teilgenommen. Das ändert sich schlagartig nach dem Anruf von Detective Inspector Bishop, der ihre Hilfe in einem extrem brutalen Fall braucht. Während dieser Ermittlung kommt sie aber nicht nur dem Täter, sondern auch ihrer Vergangenheit wieder ein Stück näher…
Als Start einer neuen Reihe mit der forensischen Psychologin Holly Wakefield ist dieser Roman gespickt mit einem spannenden Plot und sympathischen und gut durchdachten Charakteren. Gerade letzteres macht für Dark Call – Du wirst mich finden den kleinen Unterschied zu schon so vielen bestehenden Thriller-Reihen, denn typischerweise haben wir hier nicht ausschließlich die Polizeisicht, sondern zum größten Teil die psychologische. Damit hat Mark Griffin zwar auch nicht das Rad neu erfunden, schenkt uns aber eine neue Protagonistin, deren Ermittlungsmethoden und Charaktereigenschaften Lust auf die nächsten Bände machen.
Der Einstieg in Dark Call ist jedoch zunächst recht holprig. Auch wenn Holy und Bishop sympathisch sind, wirkt der Beginn noch verwirrend, fast so als hätte auch Griffin seine Zeit gebraucht seine Ideen zu Papier zu bringen. Mit den ersten Kapiteln legt sich dies jedoch und steigert sich in Spannung bis zum Ende hin.
Thriller und Krimis gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und unter den Autoren wahre Berühmtheiten. Wenn die Neuheiten in den Bücherläden liegen, dann greifen die Leser nun mal auf die Becketts, Slaughters und Fitzeks dieser Welt zurück. Da einen Debütroman gut zu platzieren und zwischen den bekannten Größen herauszustechen, ist schon eine Aufgabe für sich. Doch mit seiner Geschichte rund um Holly Wakefield und Detective Inspector Bishop ist ihm das schon mal gelungen und die Hoffnung auf einen zweiten Teil ist da.