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Franziska19

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Veröffentlicht am 08.10.2019

Auf den Spuren der kirchlichen Orden

Sanft entschlafen
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In seinem sechsten Fall wird Commissario Brunetti mit verschiedenen kirchlichen Orden in Venedig konfrontiert. Eine ehemalige Ordensschwester, die in drei verschiedenen Pflegeheimen als Krankenpflegerin ...

In seinem sechsten Fall wird Commissario Brunetti mit verschiedenen kirchlichen Orden in Venedig konfrontiert. Eine ehemalige Ordensschwester, die in drei verschiedenen Pflegeheimen als Krankenpflegerin eingesetzt war, um ältere Frauen und Männer zu betreuen, bichtet Brunetti von ihrem Verdacht, dass ehemalige Bewohner ermordet worden seien, damt der Orden an die monetären Nachlasse gelangt. Ein ungeheuerlicher Verdacht. Brunetti weiß auch noch nicht so ganz, ob er der Frau glauben soll - bis sie einen mysteriösen Unfall erleidet - das kann für ihn kein Zufall mehr sein und so versucht er mehr über die kirchlichen Orden, die Angehörigen der Verstorbenen und die Hintergründe der Todesfälle herauszufinden.

Was mir an der Geschichte sehr gut gefallen hat, sind die sehr charismatischen und leidenschaftlichen Charaktere - sowohl der Figuren, denen Brunetti in dem Fall begegnet als auch selbst und seine Familie. Womit ich ein wenig zu kämpfen hatte, waren die zunächst sehr ähnlich klingenden italienischen Namen. Da werde ich wahrscheinlich noch ein paar Bände mehr lesen müssen, um mich mehr zurechtzufinden. Toll fand ich auch, dass Brunettis Privatleben bzw. seine Tochter indirekt mit dem Fall verbunden wurde, weil sie dazu passende Geschehnisse aus dem Religionsunterricht berichten konnte.

Insgesamt finde ich ist dies ein sehr kurzweiliger Krimiroman, der ohne viel Brutalität und Gewalt auskommt, dafür aber nichts an Spannung einbüßt, was ich in den zunehmend von Krimi-Thrillern geprägtem Genre sehr angenehm finde. Hinzu kommt, dass das Zusammenspiel von Krimi und Kirche für mich immer etwas besonders Prickelndes hat und durch immer wieder aufgedeckte reale Geschehnisse wohl nie an Brisanz verlieren wird.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Auf den Spuren von Kapitän Ahabs Jagd nach dem weißen Wal

Moby-Dick oder Der Wal
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Ich kannte die Geschichte von Moby-Dick bisher nur vom Namen her, gelesen hatte ich diesen Klassiker der Weltliteratur bisher nicht. Als mir dieses Hörspiel in die Hände fiel, war mir klar, dass die Zeit ...

Ich kannte die Geschichte von Moby-Dick bisher nur vom Namen her, gelesen hatte ich diesen Klassiker der Weltliteratur bisher nicht. Als mir dieses Hörspiel in die Hände fiel, war mir klar, dass die Zeit für mich gekommen war, mich dieser historisch-bekannten Geschichte zu widmen.
Besonders überrascht hat mich Ahabs unbändige Rachsucht nach Moby-Dick, sodass ich fast schon Angst um den Wal bekommen habe. Der Zuhörer wird durch das Hörspiel mit sehr deutlicher Lebendigkeit mit auf die "Pequod" genommen und erlebt mit dem angeheuerten Matrosen Ismael die sehr lange und kraftraubende Suche nach dem mysteriösen weißen Wal Moby-Dick. In einzelnen Abschnitten wird aus dem aktuellen Geschehen ausgestiegen und der Erzähler berichtet dem Zuhörer von der Historie des Walfanges, dem biologischem Aufbau und Gattungen unterschiedlicher Wale, den Methoden des Walfanges und den Verarbeitungsschritten eines Wales. Diese sind zum Teil sehr lang und umfassend, geben dafür aber einen intensiven Eindruck in das Leben und Wissen der Walfänger.

Insgesamt finde ich dieses Hörspiel mit der Musik und den unterschiedlichen Erzählsträngen und -Stimmen sehr gelungen. Die Geschichte an sich fand ich jedoch eher abschreckend, da mir die Brutalität und Besessenheit von Kapitän Ahab im Fortschritt der Geschichte deutlich zuwider wird. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass die Waljagd früher genauso stattgefunden hat.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Alkohol und Pistolen

Das Buch ohne Namen
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In Santa Mondega wird das Mondfestival gefeiert. Alle fünf Jahre findet dort nämlich eine Sonnenfinsternis statt. Doch dieses Mal sind die Bewohner Santa Mondegas auf der Hut und können das Fest nicht ...

In Santa Mondega wird das Mondfestival gefeiert. Alle fünf Jahre findet dort nämlich eine Sonnenfinsternis statt. Doch dieses Mal sind die Bewohner Santa Mondegas auf der Hut und können das Fest nicht richtig genießen. Denn alle denken an das Fest vor fünf Jahren. Ganz besonders auch Sanchez Garcia, Besitzer der Tapioka Bar. Vor fünf Jahren, zur Zeit der letzten Sonnenfinsternis kam nämlich ein fremder Mann in die Stadt. Sein Gesicht hat damals niemand gesehen, da er eine Kapuze getragen hat. Doch ist er der Grund, warum die Bewohner Angst vor ihrem Fest haben. Damals kam er in die Tapioka Bar, trank ein Glas Bourbon und erschoss alle anderen Anwesenden in der Bar. Nur Sanchez blieb verschont. Und auch dieses Jahr mehren sich die Zeichen, dass sich die Geschichte wiederholen könnte.:
Ein paar Tage vor dem Festival erscheinen in Santa Mondega zwei Mönche von der Insel Hubal, um das Auge des Mondes zurückzuholen, welches von der Insel gestohlen wurde. Angeblich hat der Besitzer mit diesem Schmuckstück die Macht über den Mond. Gerüchteweise soll es Personen, angeblich Vampire, in Santa Mondega geben, die dafür Sorgen wollen, dass die Sonnenfinsternis ewig andauern soll.
Und dann beginnt auch noch eine Mordserie, die wegen ihrer Brutalität die Menschen in Atem hält. Das hat auch der neu nach Santa Mondega versetzte Polizist Miles Jensen nicht erwartet. Zudem werden Stimmen laut, die den Bourbon-Kid gesehen haben wollen, Leichen scheinen seinen Weg zu pflastern und anscheinend sterben alle Menschen, die ein ganz bestimmtes Buch gelesen haben....

Ein gute geschriebener, mit ganz eigenwilligen Charakteren, gespickter Fantasyroman. Und mit einem offenen Ende der Auftakt zu einer kleinen Bourbon-Kid-Reihe.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Über Internetbewertungen, Klassenlehrer und den alltäglichen Schulwahnsinn

Fünf Sterne für dich
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Konrad ist Bewertungsprofi. Er findet für jedes Produkt die beste Rezension: ob Waschmaschinen, Eierkocher, Hornhauthobel oder elektronische Geräte, für Konrad können die Geräte nicht gut genug sein, er ...

Konrad ist Bewertungsprofi. Er findet für jedes Produkt die beste Rezension: ob Waschmaschinen, Eierkocher, Hornhauthobel oder elektronische Geräte, für Konrad können die Geräte nicht gut genug sein, er bewertet alles mit 5 Sternen. Auf dem ersten Elternabend seiner Tochter in der neuen Schule in Hamburg kann er jedoch keine volle Punktzahl verteilen. Die neue Klassenlehrerin sieht zwar bombastisch aus, kann sich aber nicht wirklich durchsetzen, will es allen Eltern recht machen und scheint überengagiert zu sein. Zu blöd nur, dass diese Bewertung tatsächlich in die Hände von Pia Flemming, Klassenlehrerin von Konrads Tochter Mathilda fällt. Nachdem sie den ersten Schock verdaut hat geht diese zum Gegenangriff über und bürdet Konrad als neuem Elternvertreter so viele und unmögliche Aufgaben auf, wie ihr nur einfallen: z.B.: Elternkochabend mit gemeinsamen Zwiebelschneiden – nichts verbindet so sehr wie gemeinsames Weinen!
Natürlich hält Konrad die Aufgaben für hausgemachten Blödsinn, versucht die unsäglichen Aufgaben jedoch an die zweite Elternvertreterin, Bernadette Richter, weiterzuschieben, da er diese überhaupt nicht leiden kann. Insgesamt scheint Pias Plan jedoch nicht ganz aufzugehen, weil sie merkt, wie attraktiv und wortgewandt Konrad Michaelsen ist – ein richtiger Mann zum Verlieben. Auch Konrad findet Pia zunehmend attraktiver, versucht aber dagegen anzukämpfen, da er Menschen per se eher auf Abstand hält. Alle guten Vorsätze scheitern jedoch als er mit Pia ein gemeinsames Vorgehen entwickelt, um die Klassengemeinschaft zu stärken und gegen das Mobbing eines Jungen in der Klasse vorzugehen.
Doch auch Pia hat ihr eigenes Päckchen aus der Vergangenheit zu bewältigen und neben Konrad taucht dann auch noch der zweite Klassenlehrer Tom auf, der anscheinend auch ein Auge auf Pia geworfen hat und immer wieder versucht bei ihr zu Punkten. Es scheint so, dass sowohl Konrad als auch Pia Erlebnisse aus der Vergangenheit überwinden müssen, um ein gemeinsames neues Leben miteinander beginnen zu können.

Das Buch ist insgesamt gut und kurzweilig geschrieben. Die Beziehungsentwicklung von Pia und Konrad gerät jedoch im Verlaufe des Buches etwas in den Hintergrund, da die Schulkinder und ihre Probleme zunehmend Aufmerksamkeit erfordern. In den letzten hundert Seiten wird dann auch endlich Konrads großes Geheimnis aufgedeckt, was für mich jedoch leider sehr schnell abgearbeitet wird und damit zu kurz kommt. Ich hätte mir gewünscht die auftretenden Konflikte zwischen Konrad und Pia auf der Grundlage des zu verarbeitenen Erlebnisses mehr Lebendigkeit erfahren.

Fazit: eine kurzweilige, lustige und amüsante Sommerlektüre mit leichten Abzügen. Besonders mit den beiden herausragenden Vorgänger-Büchern von Charlotte Lukas, kann dieses Buch nicht ganz mithalten.

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Veröffentlicht am 30.05.2019

Zwischen Wissenschaft und persönlichen praktischen Erfahrungen

Der Junge, der zu viel fühlte
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Wie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem ...

Wie ist es Autist zu sein? Wie ist es ein autistisches Kind großzuziehen?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Buch. Erzähler ist der journalistische Autor und er berichtet über das Leben von Kai, seinem Vater Henry Markram, einem angesehenen neurowissenschaftler und seiner Familie. Über die ersten Entwicklungen bis hin zu seiner Art als junger Erwachsener wird die Geschichte von Kai erzählt. Dabei werden Erfahrungen und Erinnerungen, Herausforderungen und Gedanken aller Beteiligten berichtet. Besonders bis hin zur Diagnosestellung war es ein langer Prozess. Durch persönliche Erfahrungen möchte Henry versuchen neurologisch zu untersuchen, wie das Gehirn autistischen Menschen funktioniert. Dabei findet er mit seinem Team nachnund nach heraus, dass autistisches Menschen zu viele Sinneswahrnehmungen verarbeiten müssen und sich deswegen in sich zurückziehen, Stereotypien entwickeln und den kontakt zu anderen Menschen meiden. Es ist interessant zu lesen wie er versucht sich gegen traditionelle und bisher anerkannte Forschungsergebnisse durchzusetzen und welchen Weg er dabei beschreiten muss.

Ich bin selbst seit wenigen Jahren in die Behandlung von autistischen Kindern mit eingebunden und ich bin mit dem Ansatz der Wahrnehmungsstörung vertraut. Allerdings ist die Behandlung eine andere. Markram geht von einer reizarmen Therapie, vor allem bis zum 6. Lebensjahr aus. Ich kenne die Behandlung der sensorischen Integration. Durch den Erfahrungsbericht werde ich mir allerdings die Studien im Original anschauen und dann mit meiner wissenschaftlichen Literatur vergleichen. Bis wir ein umfassendes Verständnis erlangen braucht es sicherlich noch viel Forschung und Diskussionen. Aber das Buch finde ich bietet dazu einen transparenten neuen Ansatzpunkt.

Lediglich den Schreibstil und die Gedankensprünge fand ich gelegentlich gewöhnungsbedürftig. Insgesamt jedoch ein gutes Buch, um sich näher mit Autismus auseinanderzusetzen. Eben genau weil Wissenschaft und eigene Erfahrungen und Erlebnisse miteinander verknüpft werden.