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Veröffentlicht am 20.09.2019

Hoffnungsschimmer für Aaron

Geblendet
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Nach ,,Endgültig“ und ,,Niemals“ ist ,,Geblendet“ der dritte Band um die erblindete Elitepolizistin Jenny Aaron. Sie lässt sich endlich auf eine Therapie ein, die ihr das Augenlicht zurückgeben könnte. ...



Nach ,,Endgültig“ und ,,Niemals“ ist ,,Geblendet“ der dritte Band um die erblindete Elitepolizistin Jenny Aaron. Sie lässt sich endlich auf eine Therapie ein, die ihr das Augenlicht zurückgeben könnte. Tatsächlich beginnt Jenny Aaron bald, Schatten und einzelne Punkte zu sehen. Allerdings leiden Aarons andere Sinne wie Gehör und Geruchssinn unter den neuen Eindrücken. Diese Sinne sind bei ihr so stark ausgeprägt und verfeinert, dass sie damit ,,sehen“ gelernt hat. Die neuen, optischen Eindrücke sind extrem anstrengend und verwirrend für Jenny Aaron, was der Autor Andreas Pflüger in seinem telegrammartigen Stil dem Leser direkt und hautnah vermittelt. Ihr Arzt Dr. Reimer ist überzeugt, dass die Therapie nur gelingen kann, wenn Aaron keinem Stress ausgesetzt ist. Doch die Elitepolizistin kann nicht loslassen. Als dann auch noch ihre ehemalige Spezialeinheit, die ,,Abteilung“ und sozusagen Aarons eigentliche Familie bedroht ist, ist ihre Entscheidung schnell gefallen.
In diesem dritten Band ist Jenny Aaron zwar nach wie vor eine Kampfmaschine, hart, eisern und äußerst diszipliniert. Doch immer wieder scheint auch ihre zerbrechliche und emotionale Seite durch, was sie etwas nahbarer, menschlicher und sympathischer macht. Nun setzt sie sich auch stärker mit ihrem Vater auseinander, der selbst Elitepolizist war und Aaron stark geprägt hat.
In diesem dritten Band werden auch die anderen Protagonisten immer wieder ins Licht gerückt, z.B. Aarons engster Vertrauter Pavlik, ihre Chefin Demirci, Flemming, für den Aaron mehr als nur Kollegialität empfindet....
Die Vorgängerbände sollte man gelesen haben, um den Durchblick über die komplexen Handlungsfäden und die zahlreichen doppelbödigen Verhältnisse nicht zu verlieren. Und man sollte Andreas Pflügers schnellen, stakkatoartigen Stil mögen.
Wer es mag, wird mit einem Thriller der Extraklasse belohnt.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Exzellente Unterhaltung

Dead Lions
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Wer’s britisch und etwas bizarr mag, ist bei ,,Dead Lions“, dem 2. Band um die Agenten-Außenstelle des MI5, genau richtig. Jackson Lamb, Chef der Gurkentruppe, schart um sich diejenigen Agenten, die es ...


Wer’s britisch und etwas bizarr mag, ist bei ,,Dead Lions“, dem 2. Band um die Agenten-Außenstelle des MI5, genau richtig. Jackson Lamb, Chef der Gurkentruppe, schart um sich diejenigen Agenten, die es beim eigentlichen Geheimdienst so vergeigt haben, dass sie nun im Slough House aufs Abstellgleis abgeschoben wurden. Hier werden sie mit langweiligen und völlig sinnfreien Aufgaben betraut, in der Hoffnung, dass sie irgendwann von selbst den Dienst quittieren. Allerdings gibt es ein paar wenige unter ihnen, die unbedingt zum richtigen MI5 zurückkehren und sich beweisen wollen. Zwei der in Anlehnung ihrer Arbeitsstätte zynisch als Slow Horses bezeichneten Mitarbeiter wittern ihre große Chance, als sie den Auftrag erhalten, einen russischen Oligarchen bei seinem Geschäftsaufenthalt in London zu schützen. Ihnen wird bald klar, dass dies keine leichte Aufgabe ist. Und offenbar wurden sie als ,,Lahme Gäule“ bewusst für diese gefährliche Aufgabe ausgewählt. Denn nicht nur der russische Oligarch, sondern auch Mitarbeiter des Geheimdienstes spielen ein doppeltes Spiel.
Jackson Lamb geht unterdessen dem rätselhaften Tod eines früheren Geheimdienstmitarbeiters aus Zeiten des Kalten Krieges nach.
Er behandelt seine Untergebenen wie auch generell seine Mitmenschen wie den letzten Dreck, dennoch ist er keine völlig unsympathische Figur. Bequem und träge, aber überaus intelligent, erkennt er die komplexen Zusammenhänge und versteht es meisterhaft, seine Gegner und auch den Leser immer wieder hinters Licht zu führen.
Schrullige Charaktere, teils merkwürdige und schräge Dialoge machen den Witz dieser Lektüre aus. Wer den ersten Teil ,,Slow Horses“ nicht gelesen hat, wird sich zu Beginn etwas schwer tun. Dennoch kann der Agentenkrimi durch die wendungsreiche Handlung, aber auch durch den Wortwitz, originelle Metaphern und eine sehr anschauliche, teils auch derbe Sprache bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Geniale Reihe

Schneewittchensarg
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Auch der 7. Band aus der Feder des deutsch-schwedischen Autorenduos Voosen und Danielsson kann überzeugen.
Die beiden ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss, die schon seit dem ersten ...

Auch der 7. Band aus der Feder des deutsch-schwedischen Autorenduos Voosen und Danielsson kann überzeugen.
Die beiden ungleichen Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss, die schon seit dem ersten Band kein wirklich gutes Team bilden, sind nun, nach einigen Geschehnissen, die im Vorgängerband eine zentrale Rolle spielen, distanzierter denn je. Forss geht, stur wie immer, ihren eigenen Weg, während Ingrid Nyström dieses Mal an ihre persönlichen Grenzen zu kommen scheint. Gerade ihre Unterschiedlichkeit macht die beiden zu einem interessanten Ermittlerduo, doch auch Nebenfiguren wie Hugo Delgado, Anette Hultin oder Lasse Knutsson sind unverwechselbare Charaktere.
Dieser Fall führt zurück ins Jahr 1971. Gunnar Gustavsson, Erbe der größten Glashütte im Ort heiratet Berit Thurstan, das schönste Mädchen des Dorfes und auch Tochter eines Glashüttenbesitzers – ein rauschendes Fest mit über zweihundert Gästen. Mit der Hochzeit sollen auch die beiden Firmen fusionieren. Doch bei der Brautentführung, eigentlich eine österreichische Tradition, auf die der Stiefbruder Berits bestanden hatte, verschwindet die Braut für immer. Fast fünfzig Jahre später taucht sie im Rahmen einer Ausstellungseröffnung wieder auf. Ihr skelettierter Leichnam befindet sich, samt Hochzeitskleid, in einem gläsernen Sarg. Ein makabrer Scherz? Nyström und Forss ermitteln und müssen dabei tief in der Vergangenheit graben. Dabei rücken neben der Familie Gustavsson auch andere Glashüttenbesitzer ins Zentrum der Ermittlungen. Im Laufe der Ermittlungen ergibt sich ein völlig anderes Bild von der schönen Braut. Berit war offenbar eine lebenshungrige, selbstbewusste und experimentierfreudige junge Frau und Künstlerin, die nicht in das Korsett des Familienbetriebs auf dem Lande gepasst hätte. Hat womöglich Gunnar Gustavsson seine eigene Braut beseitigt?
Der Fall ist äußerst verzwickt, immer wieder rücken neue Verdächtige in den Fokus. Neben der Spannung gibt es außer Nyströms und Forss privaten Problemen auch genug zu schmunzeln, wenn zum Beispiel Lasse Knutsson über seine Steinzeit-Diät grübelt oder Hugo Delgado am Telefon flirtet und seinen Männerphantasien freien Lauf lässt.
Die Vorgängerbände muss man nicht unbedingt gelesen haben, allerdings sollte man sie sich nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 06.04.2019

Schwungvolle und skurrile Familiengeschichte

Rückwärtswalzer
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Lorenz, erfolgloser Schauspieler und phlegmatisch, lebt gerne auf großem Fuß. Als seine in Heidelberg lebende Freundin Stephanie sich von ihm trennt, versinkt er in Selbstmitleid. Zuflucht und Trost findet ...

Lorenz, erfolgloser Schauspieler und phlegmatisch, lebt gerne auf großem Fuß. Als seine in Heidelberg lebende Freundin Stephanie sich von ihm trennt, versinkt er in Selbstmitleid. Zuflucht und Trost findet er bei seinen drei Tanten Mirl, Hedi und Wetti und Onkel Willi, die ihn mit guten Ratschlägen und viel gutem Essen wieder aufpäppeln. Bei den exzentrischen Tanten findet er Familie, Heimat und Geborgenheit.
Als dann plötzlich Onkel Willi stirbt, der unbedingt in seiner Heimat Montenegro begraben werden wollte, ist klar, dass die Familie diesen Wunsch erfüllen muss. Da die legale Überführung viel zu teuer ist, wird der in der benachbarten Metzgerei tiefgekühlte Leichnam des Onkels in die Familienkutsche, ausgerechnet einen Fiat Panda, gepackt und Lorenz und seine drei Tanten machen dich auf die 1029 Kilometer weite Reise.
Passend zum Titel ,,Rückwärtswalzer" wird die Schilderung der Reise immer wieder unterbrochen durch Rückblicke in die Vergangenheit, durch Kapitel, die das Leben der drei Schwestern, aber auch das von Lorenz Eltern erzählt. Die teils tragischen, teils skurrilen Begebenheiten werden mit viel Humor und Wärme, aber ohne Pathos oder Gefühlsduselei geschildert, was den besonderen Reiz des Buches ausmacht.
So verweben sich die Lebensgeschichten der ungleichen Schwestern zu einer Art Patchwork-Familiengeschichte und am Ende versteht man, warum die drei im Alter zusammenleben. Auch der recht unentschlossene Lorenz scheint durch den abenteuerlichen Roadtrip erwachsener zu werden und endlich eine Richtung für sein Leben zu finden.
Ein unterhaltsames Buch über Familienbande, das einen tief berührt und zum Nachdenken und Lachen gleichzeitig bringt.

Veröffentlicht am 19.11.2018

Düsterer Fall

Flucht in die Schären
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Der nunmehr 9. Band um Thomas Andreasson und seine Jugendfreundin Nora Linde zeigt einen etwas anderen Charakter als die vorigen Bände. Auch hier spielt sich das Geschehen teilweise auf Sandhamn und den ...


Der nunmehr 9. Band um Thomas Andreasson und seine Jugendfreundin Nora Linde zeigt einen etwas anderen Charakter als die vorigen Bände. Auch hier spielt sich das Geschehen teilweise auf Sandhamn und den umliegenden Inseln des Schärengartens ab. Doch für idyllische oder atmosphärische Landschaftsbeschreibungen ist wenig Platz.

Kriminalkommissar Thomas Andreasson spielt in diesem Band eine eher undankbare Rolle. Einerseits, weil er aufgrund der erneuten Trennung von Pernilla sehr unglücklich ist und bei laufenden Ermittlungen auch nur wenig Zeit für seine kleine Tochter Elin hat. Andererseits ist er von seiner Arbeit und den ständigen Einsparungen bei der Polizei völlig frustriert.
Auch Noras Familienleben spielt dieses Mal nur eine untergeordnete Rolle. Durch ihre Stelle als Chefanklägerin der Behörde gegen Wirtschaftskriminalität ermittelt sie gegen den Drogenboss Andreis Kovac, den sie wegen Steuerbetrugs anklagen will, da für seine anderen schweren Delikte die Beweise fehlen. Im Zuge ihrer Nachforschungen stößt sie auf Mina, Andreis Frau, die von ihm, nicht zum ersten Mal, fast totgeschlagen wurde. Nora versucht, Mina zu überzeugen, sich von Andreis loszusagen und verschafft ihr einen Platz in einem gut versteckten Frauenhaus. Damit hofft Nora nicht nur, Mina und ihrem kleinen Sohn zu helfen, sondern auch, dass Mina gegen ihren gewalttätigen Mann aussagen wird und Nora damit eine Anklage durchsetzen kann.
Doch Andreis ist nicht nur äußerst brutal, sondern auch gerissen und schlau. So manipuliert er nicht nur seine Anwältin, die skrupellos ihre Fälle gewinnen will, egal welche Verbrecher sie dadurch dem Freispruch zuführt. Andreis bedroht auch andere Menschen aus Minas Umfeld so massiv, dass er ihr doch auf die Spur kommt. Mit lebensbedrohlichen Folgen, nicht nur für Mina.
Wie immer ist Viveca Sten eine Garantin für beste und spannende Unterhaltung. Dieser 9. Band ist durch die ziemlich brutale Geschichte von Mina und ihrem Mann etwas düster.
Dennoch für Fans der Reihe unbedingt zu empfehlen.