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Veröffentlicht am 23.04.2020

Sensibler Roman über Depressionen und Trauer

Marianengraben
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In einer ausdrucksstarken, bildreichen Sprache erzählt Jasmin Schreiber die Geschichte von Paula, deren Leben zwei Jahre nach dem tragischen Unfalltod ihres Bruders immer noch stillsteht. Durch eine verrückte ...

In einer ausdrucksstarken, bildreichen Sprache erzählt Jasmin Schreiber die Geschichte von Paula, deren Leben zwei Jahre nach dem tragischen Unfalltod ihres Bruders immer noch stillsteht. Durch eine verrückte Zufallsbegegnung nachts auf dem Friedhof trifft sie den kauzigen Herbert und unternimmt schließlich mit ihm und diversen Haustieren einen Roadtrip, bei dem sie sich ihren Gefühlen stellen muss.
Das Buch zeichnet sich durch seinen sensiblen Umgang mit Depressionen, Trauer und Schuld aus, ohne dabei selbstmitleidig-kitschig zu werden. Neben den traurigen, bewegenden Szenen gibt es immer wieder skurrile Schmunzelmomente, sodass die Geschichte eine wirkliche Achterbahn der Gefühle auslöst. Sehr berührend und überraschend lebensbejahend!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2019

Erschütterndes und wichtiges Zeitdokument

Wann wird diese Hölle enden?
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Neuaufgelegt hat der Orell Füssli Verlag das Tagebuch von Mary Berg - eigentlich Miriam Wattenberg; ihre Erlebnisse erschienen nach ihrer erfolgreichen Flucht in die USA unter Pseudonym, um noch in Polen ...

Neuaufgelegt hat der Orell Füssli Verlag das Tagebuch von Mary Berg - eigentlich Miriam Wattenberg; ihre Erlebnisse erschienen nach ihrer erfolgreichen Flucht in die USA unter Pseudonym, um noch in Polen lebende Verwandte zu schützen. Nun hat man schon so viel über den Holocaust gelesen und gehört, trotzdem sind die Details immer wieder schockierend und unvorstellbar. Mary Berg berichtet teils emotional, aber oft erschreckend knapp und beinahe distanziert über ihre grausamen Erlebnisse von der Flucht aus ihrer Heimatstadt Łódź und dem Leben im Warschauer Ghetto. Nur die amerikanische Staatsbürgerschaft von Marys Mutter rettet die Familie letztendlich vor dem Tansport nach Treblinka. Sie können nach einer langen Haft nin die USA ausreisen, trotzdem lassen sie die schrecklichen Jahre im Ghetto - verständlicherweise - nicht los.
Im Laufe des Tagebuchs berichtet Mary auch immer wieder darüber, welche Gerüchte über die Vernichtung der Juden im Umlauf sind. Hier wird schnell klar, dass es kein Geheimnis war, was in den Konzentrationslagern vorging. Zwar ist allen das tatsächliche grausame Ausmaß des Holocausts nicht bewusst gewesen, aber dass Juden im großen Stil ermordet worden sind, war der Bevölkerung bereits während des Zweiten Weltkriegs bekannt. Unabsichtlich legt Mary hier dar, dass all die Deutschen, die hinterher angeblich von nichts gewusst haben wollten, nicht die Wahrheit sagen können.

Es ist mittlerweile leider eine Floskel, aber dieses Buch ist so wichtig und aktuell. Wahrscheinlich werden es die, die es am dringendsten lesen sollten, nicht zur Hand nehmen. Trotzdem ist es gut, dass Mary Bergs Tagebuch neuaufgelegt wurde und uns mahnt.

Ein Vorwort sowie ein Quellenverzeichnis runden das Buch ab. Ich hätte mir nur gewünscht, dass die Anmerkungen in Fußnoten direkt auf der entsprechenden Seite gestanden hätten statt gesammelt am Ende des Buchs. Ansonsten ist das Tagebuch uneingeschränkt zu empfehlen!

Veröffentlicht am 08.06.2019

Detailliert recherchiert

Die Zauberlehrlinge
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Beide Autoren sind erfahrene Journalisten, was sich schnell an den sehr gut recherchierten und flüssig zu lesenden Texten bemerkbar macht. Sie arbeiten die politischen Geschehnisse rund um die Flüchtlingspolitik ...

Beide Autoren sind erfahrene Journalisten, was sich schnell an den sehr gut recherchierten und flüssig zu lesenden Texten bemerkbar macht. Sie arbeiten die politischen Geschehnisse rund um die Flüchtlingspolitik detailliert auf. Dabei zeigen sie, dass es aus mehreren Gründen keinen Rechtsbruch gab, als die Bundeskanzlerin die über Ungarn und Österreich ankommenden Geflüchteten im Herbst 2015 nicht abgewiesen hat. Durch das Schengen-Abkommen bereits offene Grenzen kann man schließlich nicht öffnen. Die Journalisten beschreiben aber auch nachvollziehbar, dass gerade die mangelhafte Kommunikationsweise der Bundesregierung AfD und Co in die Hände gespielt hat und zum Entwickeln des Rechtsbruch-Mythos beigetragen hat. Sehr empfehlenswert für jeden, der sich auch nur ein bisschen für das Thema interessiert.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Wichtiges Buch

Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche
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Ein ungemein cleveres Buch, das den (weißen) Leser herausfordert, sich mit den eigenen versteckten Vorurteilen zu befassen. Der Titel lässt zunächst viel Meinung vermuten, jedoch startet Reni Eddo-Lodge ...

Ein ungemein cleveres Buch, das den (weißen) Leser herausfordert, sich mit den eigenen versteckten Vorurteilen zu befassen. Der Titel lässt zunächst viel Meinung vermuten, jedoch startet Reni Eddo-Lodge stattdessen mit einer extrem detailliert recherchierten Geschichte der Schwarzen in Großbritannien. Hier erfährt der Leser sehr viel - ich muss gestehen, dass ich fast nichts über die britischen Bürgerrechtsbewegungen und ihre Herausforderungen wusste. Auch die Autorin sagt, dass selbst ihr als schwarzer Britin viele der recherchierten Dinge vorher nicht bekannt waren. Die europäische Geschichte wird eben von Weißen geschrieben.

Mit diesem Kapitel schafft die Autorin eine gemeinsame Grundlage für sich und den Leser, auf der sie ihre folgenden Argumente aufbaut. Dabei gelingen ihr viele eindrucksvolle Passagen, etwa wenn sie von den Herausforderungen schwarzer Feministinnen schreibt, die sich in dem von weißen Frauen geprägten Feminismus nur schwer behaupten können und sich daher zurückziehen und vor allem unter sich austauschen. Dadurch gehen der Öffentlichkeit wertvolle Erfahrungen verloren und Nicht-Weiße haben keine Stimme im öffentlichen Diskurs.

Beeindruckend fand ich auch die Geschichte eines fiktiven Mannes, die Reni Eddo-Lodge von der Einschulung bis zur Jobsuche Schritt für Schritt erzählt und dabei mit Statistiken untermauert. Hier wird sehr klar deutlich, was für gigantische Nachteile die systematische Diskriminierung Nicht-Weißen beschert. Auch wenn sich die Autorin auf Zahlen und Erfahrungen Großbritannien stützt, ist das Beschriebene auch in anderen Ländern relevant.

Bei vielen Themen muss ich gestehen, dass ich als Weiße entweder noch nie darüber nachgedacht habe oder kein Bewusstsein für die Feinheiten hatte. Gerade deshalb sind mutige Stimmen wie die von Reni Eddo-Lodge so wichtig. Wir müssen zuhören, statt sofort defensiv zu protestieren. Denn wie die Britin schreibt: Nicht nur unverblümter Rassismus, sondern auch Gleichgültigkeit schadet.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Empfehlenswert!

Schamlos
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"Schamlos" ist ein äußerst inspirierendes Jugendbuch, das auch Erwachsene lesen sollten. Die relativ kurzen Kapitel bestehen aus Erlebnisberichten, Diskussionen der Autorinnen untereinander, Pro/Contra-Listen, ...

"Schamlos" ist ein äußerst inspirierendes Jugendbuch, das auch Erwachsene lesen sollten. Die relativ kurzen Kapitel bestehen aus Erlebnisberichten, Diskussionen der Autorinnen untereinander, Pro/Contra-Listen, Briefen der Autorinnen an ihr jüngeres Ich und vielem mehr. Dieses abwechslungsreiche Format sorgt dafür, dass teils komplexe Themen wie Sexualität, Pubertät, Schamgefühle, Rassismus und ähnliches leicht verständlich, kurzweilig und von mehreren Seiten beleuchtet dargestellt werden. Die Sprache ist für Teenager altersgerecht. Selbst als Erwachsene empfand ich das Buch sehr inspirierend. Neben universellen Themen werden eben auch Themen wie das Hidschab oder Auswirkungen der Religion auf Alltäglichkeiten wie den Schwimmunterricht aufgegriffen. So erhält die Leserin einen interessanten und wichtigen Einblick in andere Kulturen und deren Erfahrungen. Als Muslimas teilen die Autorinnen hier wichtige Erfahrungen.