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Veröffentlicht am 19.06.2019

Wenn Mut, Liebe und Leidenschaft regieren, ist selbst ein König machtlos

Lady Annes Geheimnis
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Lady Annes Geheimnis
Historischer Roman
Bastei Lübbe
erschienen am 31. Mai 2019
Martha Sophie Marcus



Gleich zu Anfang der Geschichte wird klar, mit welchem Geheimnis Lady Anne Baynes tagtäglich umgehen ...

Lady Annes Geheimnis
Historischer Roman
Bastei Lübbe
erschienen am 31. Mai 2019
Martha Sophie Marcus



Gleich zu Anfang der Geschichte wird klar, mit welchem Geheimnis Lady Anne Baynes tagtäglich umgehen muss. Ein Geheimnis, das ihr durch verschiedene Umstände vor allem aber Dank ihrer eigenen Familie aufgebürdet wird. Anne Baynes wird unverheiratet schwanger von einem Jakobiten, einem schottischen Anhänger des im Exil lebenden Jakob III, Ian Drummond.


Einst stand Annes Familie in den Diensten seines Vaters, Jakob II. Nach der Geburt ihres Sohnes Johnny wurde Anne Baynes von ihrem Kind getrennt und über Umwege schließlich an den Hof des Kurfürsten Georg Ludwig nach Hannover als Zofe verbannt. Einen solchen Makel, dass die Tochter von Sir Baynes von Madlock County, unehelich ein Kind empfing, konnte ihr Vater nicht hinnehmen. Und der hatte zu dieser Zeit das Sagen!




In Hannover empfängt Anne später die Nachricht, dass ihr geliebter Ian tot sei. Einzig die Hoffnung, ihren gemeinsamen Sohn wiederzusehen, hält Anne aufrecht und sie ist bemüht, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um wieder nach London zu gelangen, wo sich ihr Sohn in der Obhut fremder Menschen aufhalten soll. Als die Queen stirbt und der Kurfürst als King George den Thron Großbritanniens in Anspruch nehmen soll, beginnt sie die Suche nach ihrem Sohn. Gleichzeitig wird die Last des Geheimnisses immer größer und gefährlicher für Anne, denn der Vater ihres Kindes, Ian Drummond, steht als Jakobit nicht auf der Seite ihres Königs, dem sie - um mit nach London zu gelangen - die Treue geschworen hatte.


Meine Meinung

Eine spannend geschriebene Geschichte um eine fiktive und zudem ganz bezaubernde und liebenswerte Hauptfigur: Anne Baynes. Eingeflochten in die historischen Geschehnisse des Jahres 1714, als der Kurfürst von Hannover nach London reisen muss, um dort die Krone in Empfang zu nehmen.

In einer ruhigen Tonart, mit einfühlsamen Sätzen und zusätzlich einer überschaubaren Reihe an Worten, die der damaligen Zeit und der Gegend des Geschehens entliehen sind, wird der Leser auf die Reise von Hannover nach England und zurück ins 18. Jahrhundert mitgenommen. Die außergewöhnlichen Begriffe sind am Buchende in einem Glossar zusammengefasst und erleichtern das Verständnis beim Lesen. Ebenfalls am Ende des Buches befindet sich ein Namensregister, aus dem auch ersichtlich ist, ob es sich um reale oder fiktive Charaktere handelt. Beim Lesen der Geschichte wirken alle Charaktere sehr real, so dass auch hier ein Blick hilfreich, zugleich aber nicht notwendig ist. Zu gern hätte ich den einen oder anderen Charakter persönlich kennengelernt. Beim Lesen konnte ich eine Nähe vor allem zu Anne deutlich spüren. Anne macht es einem leicht, sie ins Herz zu schließen. Sie geht mit ihrem Herz und mit ihrem Verstand an die Lösung heran. Auch wenn mit ihr manchmal ihr Temperament durchgeht, dass sie oftmals gut im Zaum halten muss.

Verdeutlicht vor Augen geführt wird mir stellenweise auch die jeweilige Handlungsfreiheit der Charaktere. So gibt es Charaktere, die nach ihrem eigenen Ermessen handeln dürfen und welche, die agieren, wie man es von ihnen erwartet. Und doch tritt am Ende die Person selbst hervor, so dass Eigenheiten, die zuvor nicht schlüssig erschienen, dann wieder Sinn machen.

Eine Geschichte, die ich gern in eins durchgelesen hätte, für die ich mir dann doch Zeit gelassen habe, um das Geschehen angemessen zu verfolgen.


Fazit

Ein facettenreicher Roman mit historischem Hintergrund, der mir beim Lesen zum Teil der Atem verschlug, mal eine Träne abluchste und mich auch zum Lachen bringen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
Veröffentlicht am 27.05.2019

Spannungsgeladener Thriller

Blutacker
1

Blutacker
Thriller
Heyne Verlag
erschienen am 12. November 2018
Autor: Lorenz Stassen
ISBN 978-3-453-43944-3
352 Seiten







Entstehung

Die Idee zu der Geschichte hatte Lorenz Stassen, Autor dieser ...

Blutacker
Thriller
Heyne Verlag
erschienen am 12. November 2018
Autor: Lorenz Stassen
ISBN 978-3-453-43944-3
352 Seiten







Entstehung

Die Idee zu der Geschichte hatte Lorenz Stassen, Autor dieser Geschichte, bereits im September 2016. Ein Zeitungsartikel berichtete über die Versteigerung eines Ackers, dessen Erlös beinahe das Fünffache des eigentlichen Wertes betrug. Dabei handelte es sich nachweislich um ein Überschwemmungsgebiet im Schatten einer Raffinerie und nicht um Bauland. - Und damit um Stoff für eigene Ideen.








Handlung und Personen

Blutacker ist bereits der zweite Band einer Trilogie um den jungen Anwalt Nicholas Meller.
Nicholas Meller hat sich durch einen spektakulären Fall als Anwalt und Strafverteidiger einen Namen gemacht und konnte - bedingt durch seinen neuen Bekanntheitsgrad und steigender Umsätze - seine Kanzlei in die Kölner Innenstadt verlegen. Die Anfänge dieser steilen Karriere und wie es zu der Wandlung seiner Lebensumstände kam, sind in Angstmörder, dem ersten Band, zu finden.

Unterstützt wird Nicholas Meller von seiner Referendarin und mittlerweile Lebensgefährtin Nina Vonhoegen. Nina Vonhoegen leidet von Geburt an unter Dismelie, einer Fehlbildung, und seit dem letzten Fall auch unter Albträumen.

Für den neuesten Fall kommt Nicholas Meller sein russischer Hintergrund zugute: sein Auftraggeber entstammt dem deutschen Adel und möchte einen Freund aus dem russischen Gefängnis zurück nach Deutschland holen. Zur gleichen Zeit wird ein Paketbote ermordet und ein Paket entwendet. Ein Paket, adressiert an Nicholas Meller.


Meine Meinung

Der Schreibstil ist atemberaubend spannend und umgangssprachlich gehalten. In den feinen Kreisen, wie in den gewöhnlichen, herrscht ein normaler Ton.
Der Spannungsbogen wird durchweg gehalten und immer mal wieder durch außergewöhnliche, dabei menschlich nachvollziehbare, Begebenheiten gelockert.

"Das war das Problem mit diesen Typen in ihren teuren Anzügen. Zivilisten." - Seite 201

Dabei sind die Charaktere - Protagonisten wie Nebenfiguren - so vielschichtig und natürlich, dass es mich nicht wundern würde, dem einen oder anderen im wirklichen Leben zu begegnen.
Was die Geschichte für mich besonders macht, ist die Kunst, diese so zu erzählen, dass ich beim Lesen das Gefühl habe, am Geschehen teilzunehmen. Dieser sogenannte "Wirklichkeitseffekt" hat mich nachhaltig beeindruckt.

"Dass Justitia blind war, sah man an grünbraunen Bodenfliesen, die sich mit braunrotem Teppichboden abwechselten." - Seite 250

Ebenso beeindruckt hat mich die Geschichte von Nina Vonhoegen. Eine junge, bildhübsche, gescheite Frau mit einer Behinderung. Von Geburt an fehlt ihr der rechte Arm. Wie sie damit zurecht kommt und ihr Leben meistert, wird in dem Buch ganz natürlich, wie nebenbei, erwähnt.

Dabei ist die Geschichte fiktiv - auch die Personen darin.


Fazit

Wer, wie ich, ein Faible für spannungsgeladene Thriller hat, dem kann ich Blutacker ans Herz legen.

Ich freue mich bereits heute auf Opferfluss, dem dritten Band der Trilogie. Dieser erscheint voraussichtlich am 10. Februar 2020 und wird 400 Seiten umfassen.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Ein Roman so schlicht und voll wohliger Wärme, wie ein goldener Sonnenstrahl

Alte Sorten
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Alte Sorten
Roman
DuMont Buchverlag
Erscheinungstag: 18. März 2019
Autor: Ewald Arenz
ISBN 978-3-8321-8448-3
256 Seiten




Alte Sorten - wenn es nach dem Autoren gegangen wäre, so hätte das Buch Oktoberland ...

Alte Sorten
Roman
DuMont Buchverlag
Erscheinungstag: 18. März 2019
Autor: Ewald Arenz
ISBN 978-3-8321-8448-3
256 Seiten




Alte Sorten - wenn es nach dem Autoren gegangen wäre, so hätte das Buch Oktoberland heißen sollen. - Vermutlich, weil sich im Oktober die Stärke dieser beiden Frauen, um die es in dieser Geschichte geht, vollends entfalten und auf die jeweils andere übertragen kann. Beide sind mit einer Kraft ausgestattet, die man sonst in der Natur findet - wunderschön und von innen heraus.
Zeitlich spielt das Geschehen in diesem Roman im September und Oktober und umfasst einen Zeitraum von anderthalb Monaten. Einige Rückblenden auf das vorherige Leben werden eingewoben und ermöglichen auf diese Weise, die Protagonisten besser kennenzulernen.
Die beiden Frauen sind zwar unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters, doch ihre Sehnsucht nach Freiheit, dem Bedürfnis der eigenen Wünsche und der Liebe - vor allem der mangelnden - das haben sie gemein.



Sally ist 17 Jahre alt und bricht aus. Sie bricht aus, aus einem Leben, das sie nicht mehr aushält. Einem Leben nach einem Muster, das nicht zu ihr passt. Eines, das ihre Eltern ihr aussuchen. Doch das ist nicht Sally. So entflieht sie ihrem Elternhaus und trifft auf Liss.

Liss wollte einst fliehen. Strukturen, die nicht zu ihr passen, aufgezwungen durch ihr Elternhaus - und doch ist sie noch da. Da, wo sie als Kind einst lebte. Dort bewirtschaftet sie ihren Hof, Felder - scheinbar allein. Doch auch, wenn sie ziemlich verschlossen und wortkarg wirkt, braucht sie doch manchmal Hilfe. Und so spricht sie Sally an, als diese am Wegesrand auf sie trifft.

Da ist ein Erkennen, ein sich-vorsichtig-aus-dem-Weg-gehen und auch ein Verständnis zwischen den beiden Frauen - ohne Fragen mit Antworten, die einfach akzeptiert werden. Ohne große Worte.

Die Schlichtheit im Schreibstil, die klaren Worte in den schnörkellosen Sätzen - manchmal sind diese Sätze lediglich ein Wort kurz - machen den Reiz der Geschichte nur größer.

Alte Sorten ist ein Buch, dass man genießen kann. Es verwöhnt mit dieser ruhigen Stimmung, die heimelig wirkt und einen Willkommen heißt. Die Darstellung der Arbeitsabläufe bei der Ernte, die Beschreibung des Handwerkzeugs und die Schilderung der Beschaffenheit von dem Obst und der Natur rundherum wirken sehr eindrücklich auf mich. Ewald Arenz beschreibt beispielsweise die Früchte an den unterschiedlichen Birnenbäumen so nachhaltig, dass ich die Bilder wie aus der eigenen Erinnerung abrufen kann.

Ein ruhiges Buch, eine Geschichte um zwei starke Frauen, über Strukturen, die das Leben nicht braucht, weil es das Leben einschränkt. Ein Buch, dass ich sehr gern weiterempfehle. Eine Geschichte, die darstellt, dass trotz bitterer Wut und Verwundungen, die einem das Leben zufügt, das Leben auch Glück sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.04.2019

Atemberaubend spannend! - Die wohl ungewöhnlichste Art der Verbrechensbekämpfung.

Ich bin die Rache
1

Ich bin die Rache ist der sechste Band einer mehrteiligen Reihe um die Shepherd Organization. Die Shepherd Organization ist eine Spezialeinheit, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährlichsten ...

Ich bin die Rache ist der sechste Band einer mehrteiligen Reihe um die Shepherd Organization. Die Shepherd Organization ist eine Spezialeinheit, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährlichsten Psychopathen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.





Hinweis:
Wer die ersten Bände noch nicht kennt, sei an dieser Stelle vor eventuellen Spoilern gewarnt. Da ich selbst erst mit dem fünften Band der Reihe begonnen habe, ist mir der Verlauf der vorherigen Entwicklungen der einzelnen Charaktere nicht im Einzelnen bekannt.
Daher stelle ich die Charaktere so vor, wie ich sie in Band 5 bzw. Band 6 kennengelernt habe.

Einer dieser gefährlichen Psychopathen war einst Francis Ackerman jun., der mittlerweile inoffiziell als Mitglied der Shepherd Organization gilt.
Dabei unterstützt er die Arbeit seines Bruders, dem Regierungsagenten Marcus Williams und dessen Lebensgefährtin Maggie, die er wie seine kleine Schwester liebt.

Den Auftakt zu dieser Geschichte gibt Maggie Carlisle und ihr persönlicher Kampf gegen den sogenannten "Taker", der für das Verschwinden ihres jüngeren Bruders vor 20 Jahren als verantwortlich gilt. Ihr Alleingang bleibt nicht ungesühnt. Als sie dem Taker gegenübersteht, erkennt er ihre Intention und kidnappt sie.

Nun ist es an Francis Ackerman jun. und Marcus Williams den Taker aufzuspüren. Die Spur führt sie nach New Mexico in ein Indianerreservat, in dem die hiesigen Gesetze keine Gültigkeit zu haben scheinen.
Damit wiederum kann Francis Ackerman jun. bestens umgehen.
Hat doch sein eigener Vater ihn jahrelang ausgebildet und darauf geschult, anderen Menschen weh zu tun und selbst daran Freude zu empfinden, kann er seine Emotionen gezielt darauf einstellen. Selbst nie enden wollende Qual kann ihn zum höchsten Glücksgefühl bringen.

Doch auch der Taker ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat nicht nur Maggies Bruder entführt, sondern ist für zahlreiche Kindesentführungen verantwortlich. Was mit den Kindern geschehen ist, ist unklar. Tatsache ist, dass er Jahr um Jahr die Eltern mit winzigen, wohldosierten Hoffnungsschimmern nicht zur Ruhe kommen und diese im Ungewissen lässt, ob ihr Kind noch am Leben ist oder Schlimmes erleiden muss.

Meine Meinung

Mit Ich bin die Rache ist es Ethan Cross wiederholt gelungen, mich in den Bann des Protagonisten Francis Ackerman jun. zu ziehen. Dachte ich anfangs noch, dass ich niemals einem Serienkiller Sympathie entgegenbringen könne, so lag ich damit grundlegend falsch.

Francis Ackerman jun. ist der wohl vielschichtigste Charakter, der mir je begegnet ist. Mit dem ihm auf den Leib geschriebenen Sarkasmus, seiner Art, sich zu reflektieren und seiner Empathie gewinnt er mehr und mehr mein Herz.

Francis Ackerman jun. ist der wohl ungewöhnlichste Protagonist zur Aufklärung von schwierigen und vor allem blutigen Fällen. Der Erzählstil ist dabei so ungezwungen und locker, als wäre ich mit Freunden unterwegs. Die Geschichte dabei so gefährlich und atemberaubend spannend, dass ich froh bin, das Geschehen aus der Ferne zu betrachten.

Ethan Cross versteht es wie kein anderer, die Spannung derart hoch zu halten, dass man sich geradezu freut, wenn Francis Ackerman jun. in seiner lakonischen Art das Geschehen kommentiert. Gerade zum Ende der Geschichte zieht das Tempo noch einmal richtig an und ein kleiner Entspannungsmoment lässt mich durchatmen - nur ganz kurz - um die weiteren üblen Machenschaften der Kontrahenten ertragen zu können.

Wer sich, wie ich, für das Hörbuch entscheidet, kann sich auf die Vielschichtigkeit der Stimme von Thomas Balou Martin freuen. Vor allem die Stimme von Francis Ackerman jun. ist anfangs seltsam doch sehr markant und gehört damit schnell und unverwechselbar zu dem Protagonisten dieser Reihe.
Die Taktung in kurze Tracks macht es zudem möglich, auch mal die eine andere Textstelle noch einmal zu hören, ohne dadurch besondere Längen in Kauf nehmen zu müssen.

Fazit

Ich bin die Rache ist nichts für schwache Nerven. Wer einen Thriller sucht, der mit ungeahnt schrecklichen Methoden der Folter und Tötung konfrontiert, ist mit diesem Buch gut bedient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Atmosphäre
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 09.03.2019

Rasanter Psychothriller

Lazarus
1

Lazarus - Lars Kepler


Lazarus
Psychothriller
Bastei Lübbe Verlag
Autor: Lars Kepler
erschienen am 28. Februar 2019
ISBN 978-3-785726501
640 Seiten
gebunden im Schutzumschlag
auch als Hörbuch erhältlich
Hörbuchsprecher: ...

Lazarus - Lars Kepler


Lazarus
Psychothriller
Bastei Lübbe Verlag
Autor: Lars Kepler
erschienen am 28. Februar 2019
ISBN 978-3-785726501
640 Seiten
gebunden im Schutzumschlag
auch als Hörbuch erhältlich
Hörbuchsprecher: Wolfram Koch




Lars Kepler - Lazarus
Personen und Inhalt

Joona Linna ist unser Protagonist dieser nunmehr 7 Bände umfassenden Reihe. Er ist Superintendent bei der Einheit für Nationale Ermittlungen, gerade auf Bewährung aus der Haft entlassen und wieder im Dienst. Seinem feinen Gespür und seiner Empathie zufolge ist ein gefährlicher Mensch wieder aufgetaucht, der bislang als tot und seine Leiche als verschollen galt: Jurek Walter.

Diese Auffassung teilt seine Kollegin Saga Bauer jedoch nicht. Sie ist Superintendentin im Schwedischen Sicherheitsdienst und hat vor einigen Jahren Jurek Walter im Polizeieinsatz erschossen. Jurek Walter stürzte dabei in einen Fluss. Seine Leiche wurde nie gefunden. Und doch ist Saga Bauer der festen Überzeugung Jurek Walter getötet zu haben.



Allerdings gibt es derzeit in Europa eine Serie von Morden. Als dann in der Wohnung eines Grabschänders der Kopf von Joona Linnas verstorbener Ehefrau auftaucht, ist Joona sich sicher, dass Jurek Walter zurück ist. Joona Linna warnt seine Kollegen und Freunde und hinterlässt ihnen wertvolle Informationen während er selbst alles in seiner Macht stehende tut, um das Leben seiner Tochter Lumi zu schützen. Denn sollte Jurek Walter wirklich "sozusagen von den Toten auferstanden sein", sind alle in Gefahr, die Joona lieb sind. Denn Jurek Walter tötet seine Opfer nicht: Jurek Walter zerstört seine Opfer. Er nimmt ihnen alles. Er nimmt sich aller Personen, die dem Opfer nahe stehen, an und überlässt es seinem Opfer, sich selbst zu töten.


Meine Meinung

Dieser Psychothriller hat es wirklich in sich. Der Schreibstil ist flüssig und die Aufteilung der Geschichte besticht mit kurzen, detaillierten Kapiteln, die mich beim Lesen kaum zu Atem kommen lassen. Obwohl dies der siebte Teil einer Reihe um den Ermittler Joona Linna ist und ich die Vorgängerromane nicht kenne, scheinen mir die Charaktere von Anfang an vertraut. Der Erzählstil wirkt lebendig und lebensnah, da auch die persönlichen Begebenheiten der Protagonisten und auch der weiteren, für die Handlung maßgeblichen, Charaktere erzählt werden.

"Er war kaum wiederzuerkennen, der Diebstahl des Schädels seiner Ehefrau hatte ihn paranoid gemacht." - Seite 215 im eBook
Um die Eigenschaften klar herauszustellen, ist manche Situation sicher übertrieben dargestellt, doch die Spannung und das Ergebnis stimmen mich - gemessen an der Übertreibung - gleich wieder milde.

"Es ist eine Schande, dass die Jugend an Jugendliche verschwendet wird, brummelte Rinus." - Seite 443 im eBook

Alles in allem fühlte ich mich mit diesem Werk sehr gut unterhalten und verfolgte nahezu gebannt das Geschehen in dieser Geschichte. Die Gewaltszenen sind teilweise sehr brutal und anschaulich beschrieben, so dass ich das Buch nicht als Schweden-Krimi bezeichnen würde. Die Bezeichnung erscheint mir - gemessen an der Art und Weise der Erzählung - zu seicht.

Tatsächlich ist die Geschichte mit einem hohen Maß an Psychologie und Empathie gespickt und ich blicke in die Seelen der Charaktere in tiefe Abgründe hinein.

Und das ist genau der Punkt: Joona Linna blickt ständig in die Abgründe der menschlichen Seele - und irgendwann blickt dieser Abgrund in einen - in Joona Linna - hinein.

Und das ist genau das, was das Autorenteam von Lars Kepler schafft: ich beschäftige mich mit der Seele des Antagonisten. Die Seele des Protagonisten ist mir ja aus der Erzählung vertraut.


Der Autor

Lars Kepler. Den Klang des Namens an sich kann man schon erst einmal auf sich wirken lassen.
Lars Kepler ist das Pseudonym des Autorenehepaars Ahndoril. Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril, geb. Gustafsson. In einem Interview erzählen sie, dass sie sich 1992 auf einer Party kennengelernt haben. Beide haben grüne Augen und "es war Liebe auf den ersten Blick" sagen sie über ihre erste Begegnung. Und das ist nur eine von vielen Gemeinsamkeiten.
Beide stammen aus Arbeiterfamilien. Beide sind Linkshänder. Und beide haben bei einer gemeinsamen Arbeit an einem Kinderbuch für ihren Nachwuchs festgestellt, dass das Schreiben zu zweit so nicht funktioniert.
Daher entwickelten sie einen eigenständigen Autoren unter dem sie gemeinsam schreiben konnten: Lars Kepler.
Die Entwicklung des Namens ist nachvollziehbar und stimmt mich froh: Denn "Lars" ist Stieg Larsson gewidmet. Dem leider bereits verstorbenen Autoren der Millennium-Trilogie um Lisbeth Salander, die erst postum veröffentlicht wurde. Kepler hingegen ist eine Hommage an den großen Wissenschaftler Johannes Kepler, bedeutender Naturphilosoph, Mathematiker und Astronom. Dass beide sich für diese Wissenschaften interessieren, spiegelt sich auch in ihren Erzählungen wieder.
Das war für mich bei der Lektüre des Buches sehr spannend.


Fazit

Der siebte Band um den Ermittler Joona Linna lässt sich hervorragend ohne Vorkenntnisse der ersten sechs Bände lesen und nachvollziehen. Das Buch ist spannungsgeladen und meiner Meinung nach nichts für schwache Nerven, da die Morde teilweise sehr detailliert und in all ihrer Brutalität beschrieben werden. Die 640 Seiten merkt man der Geschichte bei dem rasanten Erzählstil nicht an.


Hinweis

Wer die Werke von Lars Kepler noch nicht kennt und zu Hause stehen hat: Der Bastei Lübbe Verlag bringt gerade die Vorgängerromane in einem einheitlichen neuen Look heraus.
Am 28. Februar 2019 erscheint gemeinsam mit Lazarus der erste Teil Der Hypnotiseur. Am 31. Mai 2019 folgt dann Paganinis Fluch und am 30. August 2019 erscheint Flammenkinder.
Dann hätten auf jeden Fall die ersten drei Bücher und der neueste Band ein einheitliches Erscheinungsbild, gehalten in schwarz-blau mit weißem Autorennamen. Die beste Gelegenheit also die Reihe von Anfang an zu entdecken.

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