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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Endlich geht es weiter!

10 Stunden tot
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"10 Stunden tot" ist bereits der 4. Teil aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk.

Kommissar Fabian Risk ist familiär ziemlich eingebunden, daher ermitteln Irene und Klippan erst einmal allein im aktuellen ...

"10 Stunden tot" ist bereits der 4. Teil aus der Reihe um den Ermittler Fabian Risk.

Kommissar Fabian Risk ist familiär ziemlich eingebunden, daher ermitteln Irene und Klippan erst einmal allein im aktuellen Mordfall. Es geht um einen Mord an einem ausländischen Kind. Schnell haben sie es daher mit Rechtsextremismus und Rassismus zu tun.

Der Prolog startet schon spannend und man ist mitten im Geschehen. Der Autor vermittelt einen Vorgeschmack auf das, womit wir es im weiteren Verlauf u.a. zu tun bekommen: die abgrundtiefe Boshaftigkeit eines Täters. Dank des flüssigen Schreibstils treibt man von Seite zu Seite und kann sich prima in die Beobachterrolle manövrieren.

Die vorherigen Teile muss man nicht zwangsläufig gelesen haben, dennoch empfiehlt sich das - wie bei allen Ermittlerreihen -, um die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen.

Der Plot beinhaltet etliche Perspektivwechsel und Zeitsprünge sowie verschiedene Handlungsstränge, denen nicht leicht zu folgen war, dennoch schaffte es der Autor, die Spannung über 496 Seiten durchweg aufrechtzuerhalten.

Das Ende ist logisch und lässt keine Fragen offen. Ich mag zwar keine Cliffhanger, aber das heißt ja nur, dass wohl auch ein 5. Teil zu erwarten ist, und darauf freue ich mich.

Fazit: Ein gut durchdachter Thriller, bei dem man mitdenken muss. Somit eine Empfehlung an alle, die auch anspruchsvollere Bücher aus diesem Genre mögen.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Unglaublich berührend

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
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Leon ist schon lange in Viola verliebt, und die gemeinsame Nacht ist für Leon die Erfüllung seiner Sehnsüchte. Obwohl Viola genauso fühlt, kann sie es sich nicht so leicht machen und verschwindet aus Leons ...

Leon ist schon lange in Viola verliebt, und die gemeinsame Nacht ist für Leon die Erfüllung seiner Sehnsüchte. Obwohl Viola genauso fühlt, kann sie es sich nicht so leicht machen und verschwindet aus Leons Leben. Doch er wäre nicht Leon, würde er das einfach so hinnehmen. So begibt er sich auf die Suche nach seiner (ehemals) besten Freundin.

Soviel erstmal zur Handlung. Wer hier allerdings eine Liebesgeschichte erwartet, liegt vollkommen falsch, denn es geht vielmehr um die Gedanken und Gefühle der Protagonisten als letztendlich um die Liebe selbst.

Abwechselnd erzählen Viola und Leon in der Ich-Perspektive ihre Geschichte.
Der Schreibstil ist wirklich schön, so mitreißend. Man könnte sagen: poetisch. Die Autorin verwendet viele Bilder, was das Lesen sehr eindrucksvoll macht.

Während Viola mit allen Mitteln versucht, sich von Leon abzulenken, versinkt dieser in Alkohol und Drogen. Ich kann gar nicht sagen, welchen Charakter ich lieber mochte. Identifizieren konnte ich mich mit keinem. Viola erscheint mir egozentrisch, und ich war nach einiger Zeit ziemlich genervt von ihr. Das ist nicht negativ gemeint, denn es war tatsächlich interessant, mal eine kantige Protagonistin zu erleben, die mir nicht sympathisch ist. Viola leidet unter extremen Bindungsängsten, was auf ihrer Vergangenheit beruht und nachvollziehbar ist. Was allerdings sonst ihr Manko ist: sie macht sich die Probleme selber, quasi aus dem Nichts. Sie denkt zu viel nach und kann nicht richtig aus sich raus. Damit stößt sie Leon von sich weg, auch wenn das eigentlich gar nicht in ihrem Sinn ist.

Leon hingegen war mir sympathischer. Er möchte Viola nicht aufgeben, nicht jetzt, wo sie sich so nahe gekommen sind. Er ist nicht sehr selbstbewusst, eher zurückhaltend und nicht von sich eingenommen. Dadurch möchte man ihn als Leser direkt mit einer Schutzblase umgeben. Allerdings habe ich manches Mal seine Gefühle und Gedanken in Frage gestellt.

Auch wenn sich schon früh abgezeichnet hat, wie das Ende in etwa verlaufen wird, fand ich die Geschichte spannend und faszinierend. Einzig die vielen Zufälle werte ich als Kritikpunkt, da mir diese ob der Anzahl weniger authentisch erschienen.

Persönliches Fazit: Ein tiefgreifendes, erschütterndes Drama, das zeigt, dass jeder die Grenzen seiner Freundschaft selber steckt. Eine sehr emotionale Geschichte, die noch lange im Kopf bleibt.

©Recensio Online, 2019

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ausgeklügelter Spannungsroman

Schneewittchensarg
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Der Plot ist gut und weckte bereits beim Lesen des Klappentextes meine Neugierde.

Wie üblich wird zu Anfang des Buches kurz aufgearbeitet, was im letzten Teil passiert ist, so dass auch Leser in die Geschichte ...

Der Plot ist gut und weckte bereits beim Lesen des Klappentextes meine Neugierde.

Wie üblich wird zu Anfang des Buches kurz aufgearbeitet, was im letzten Teil passiert ist, so dass auch Leser in die Geschichte finden, die die Reihe noch nicht kennen. Für die Tiefe der Charaktere ist es sicherlich empfehlenswert, die vorhergegangenen Teile gelesen zu haben, aber nicht zwangsläufig notwendig.

Wie in vielen ausländischen Büchern tat ich mich anfangs auch hier mit den schwedischen Namen schwer. Da sehr viele Personen eine Rolle spielen, bin ich das ein oder andere Mal durcheinander gekommen. Das legte sich dann aber mit dem Eintauchen in die Story.

Der Schreibstil ist sehr spannend, hakte für mich gelegentlich durch die eher ungewöhnliche Wortwahl, die mir aber im Ganzen trotzdem gefallen hat.

Aufgrund der Zeitensprünge und Perspektivwechsel halten die Autoren die Spannung konstant hoch. Verdächtige gibt es viele und die Verunsicherung und Intrigen sind gekonnt in Szene gesetzt.

Der Schluss war dann auch nochmal sehr überraschend und hat mir mit seiner logischen Erklärunggut gefallen.

Persönliches Fazit: Ein sehr ausgeklügelter Spannungsroman, der mich absolut überzeugt hat, die restlichen Titel des deutsch-schwedischen Autorenteams nachzuholen.


©Recensio Online (2019), Daniela

Veröffentlicht am 03.06.2019

Die dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands

Hannah und ihre Brüder
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Der Wohltäter Elliot Rosenzweig soll gar kein Jude sein, sondern ein Kriegsverbrecher. Das behauptet zumindest Ben Solomon. Er möchte, dass dem Mann nachgewiesen wird, der ehemalige Hauptscharführer Otto ...

Der Wohltäter Elliot Rosenzweig soll gar kein Jude sein, sondern ein Kriegsverbrecher. Das behauptet zumindest Ben Solomon. Er möchte, dass dem Mann nachgewiesen wird, der ehemalige Hauptscharführer Otto Piontek zu sein, der sich eine andere Identität verschafft hat.

Die Zeit des zweiten Weltkriegs erlebt man hier durch die Augen des Juden Ben, der wegen der Nazis seine Familie verloren hat und sechzig Jahre später immer noch nicht mit diesem schrecklichen Kapitel abschliessen kann. Anders als sein Ziehbruder, den er in Elliot Rosenzweig erkannt haben will: der schloss sich während Hitlers Aufstieg der SS an. Während Ben wegen dieser schweren und haltlosen Anschuldigungen ins Gefängnis muss, beginnen die Anwältin Catherine Lockhardt und der Privatermittler Liam Taggart mit ihren Ermittlungen gegen Rosenzweig.

Vergangenheit und Gegenwart (hier Chicago 2004) sind gekonnt miteinander verwoben. In der Gegenwart sind Lockhardt und Taggart die wichtigsten Personen, die mit den Rückblenden von Bens Erzählungen ihre Ermittlungen vorantreiben. Die Verfolgung der polnischen Juden ist gut herausgearbeitet, wirkt aber nicht belehrend, sondern interessant. Durch die Verknüpfung mit Bens Schicksal möchte man den Lesefluss ungerne unterbrechen, man hat das Gefühl Ben von seinem psychischen Leiden nur erlösen zu können, wenn man die Geschichte weiterliest.

Die Charaktere sind authentisch, einfühlsam gezeichnet und gerade Ben und Hanna von dem geprägt, was sie durch die Nazis erleiden mussten. Je mehr ich von Ben erfahren habe, desto sympathischer wurde er mir. Auch mit Otto konnte ich anfangs mitfühlen. Als seine dunkle Seite überhand genommen hat, habe ich zuerst Trauer, dann Abneigung empfunden. Das schlimme ist, dass die Entwicklung von Otto in der momentanen Zeit absolut realistisch ist.

Eine eindrucksvolle Story, die die dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands zum Thema hat und berührend aufarbeitet.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Eine schlimme Vergangenheit, eine perfekte Zukunft und eine erschreckende Wahrheit!

Der Unfall
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Es war mein erstes Buch des Autors, und ich muss sagen: Er hat mich wirklich positiv überrascht.

Im Buch begleitet der Leser die Hauptprotagonistin Meli van Bergen, die nach einem Fahrradunfall mit Fahrerflucht ...

Es war mein erstes Buch des Autors, und ich muss sagen: Er hat mich wirklich positiv überrascht.

Im Buch begleitet der Leser die Hauptprotagonistin Meli van Bergen, die nach einem Fahrradunfall mit Fahrerflucht im Rollstuhl sitzt. Der Unfallfahrer wurde bis heute nicht gefunden, und Meli versucht langsam, mit dem Trauma abzuschließen und sich ihrer Zukunft mit ihrem Ehemann Tom hinzugeben. Dieser war nach dem Unfall Melis Therapeut und hat sie in ihrer schlimmsten Verfassung kennen und lieben gelernt.

Meli stammt ursprünglich aus Frankfurt. Mit ihrer Kommilitonin und ehemals besten Freundin Anne hat sie damals eine Immobilienfirma eröffnet, die sehr erfolgreich war. Die beiden haben jede Menge Immobilien verkauft und sich so ihren Lebensunterhalt verdient. Nach dem Unfall hat sich Meli auch von Anne zurückgezogen und ihr sogar ihre alte, sehr edle Wohnung nebst Einrichtung überlassen.

Zusammen mit Tom hat sie jüngst ein Haus in der Nähe von Berlin Templin erworben, das schöner nicht sein könnte. Allein die Beschreibung des Hauses hat meine Fantasie auf Hochtouren fahren lassen. Wäre es real, würde ich sofort dort einziehen wollen! Total abgelegen, an einem ruhigen See. Absolute Ruhe, Idylle und Zweisamkeit! Genau das, was Meli nach ihrem Trauma braucht.

Doch diese Abgeschiedenheit hat auch seine Nachteile, denn während Tom auf der Arbeit ist, fürchtet sich Meli und hat keinen Handyempfang, um ihn zu erreichen. Internet und Telefonanschluss sind noch nicht eingerichtet und Meli ist sich total selbst überlassen und obendrein ja noch gehandicapt. Einzig Golden Retriever Balu ist da, um Meli zu beschützen.

Doch als dieser eines Tages etwas Schlimmes geschieht, befürchtet Meli, mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden. So macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Gut, dass sich zeitgleich die Kriminalkommissarin Kerstin Neuheuser mit dem alten Fall vertraut macht und so einige Ungereimtheiten aufdeckt. Schnell wird auch sie auf eine unglaubliche Wende im Fall van Bergen aufmerksam.

Der Schreibstil von Andree Metzler ist wirklich grandios und fesselnd. Er hält das Spannungsbarometer permanent oben, so dass dem Leser keine Zeit zum Durchatmen bleibt.

Persönliches Fazit: Schon mit dem Prolog ist es dem Autor gelungen, mich an das Buch zu fesseln. Durch die abwechselnden kleinen Höhepunkte hat das Buch für mich nie an Spannung verloren. Einzig manche Situationen, die Meli mit ihren gelähmten Beinen meistern konnte, konnte ich mir nur schwer vorstellen und fand diese zum Teil sehr utopisch - vielleicht auch etwas unauthentisch. Für mich dennoch ein gelungener Pageturner, der mit einem überraschenden Ende überzeugen konnte!

© Recensio Online, 2019, Sabrina