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Veröffentlicht am 26.05.2020

Großes Kino - nicht nur für K-Pop-ertierende Teenager!

When We Dream
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Meine Tochter hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Sie ist ausgesprochener BTS Fan und hat mich so ein bisschen in die K-Pop Welt eingeführt. Und ich bin dem K-Pop auch gar nicht so abgeneigt, ...

Meine Tochter hat mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Sie ist ausgesprochener BTS Fan und hat mich so ein bisschen in die K-Pop Welt eingeführt. Und ich bin dem K-Pop auch gar nicht so abgeneigt, wobei ich die etwas rockigere Variante lieber mag (The Rose).

Kurzum habe ich mein Glück bei Netgalley Versucht und siehe da! Ich durfte es lesen! An dieser Stelle sei dem LYX Verlag und NetgalleyDE herzlichst für mein Rezensionsexemplar gedankt!

Coverbild
Das Cover erinnert mich sehr an ein typisches K-Pop Cover, wobei ich mich da nicht so sehr auskenne. Aber meine Tochter hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass ein BTS-Cover auch ziemlich ähnlich ist.

Das gesamte Bild changiert zwischen einem Rosa bis Blasslila. Darauf sind zwei weiße, geschwungene Linien zu sehen, dazwischen ist der Titel des Buches ebenfalls in Weiß gesetzt. Links und Rechts am Rand verteilen sich ein paar goldene Glitzersplitter.

Tatsächlich passt dieses Cover wie die Faust aufs Auge zu einer zuckersüße Lovestory. Aber ob sie wirklich so klebrig süß ist?

Handlung
Die 19 jährige Ella Archer lebt zusammen mit ihren Schwestern in Chicago und studiert Wirtschaft. Durch Zufall lernt sie einen jungen asiatischen Mann kennen, der ihre Liebe zu Büchern teilt. Aus dem ersten Kennenlernen entwickelt sich eine zarte Liebe. Doch ist diese Liebe auf sehr dünnen Pfählen gebaut. Das Leben mit den Schwestern ist nicht einfach, die Eltern vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen, zieht sie sich von der Außenwelt zurück. Und auch Jae-yong ist viel unterwegs und sie können oft nur über Chatnachrichten kommunizieren. Als sie erfährt, dass Jae-yong aber ein weltberühmter K-Pop-Star ist, wird die Beziehung noch schwieriger. Alles muss geheim bleiben, auch vor ihren eigenen Schwestern. Und ausgerechnet Liv, die jüngere Schwester, ist ein absoluter Fan von genau der K-Pop-Gruppe, in der Jae-yong Bandmitglied ist.

Buchlayout / eBook
Das Buch ist recht einfach gestaltet. Die 416 Seiten sind in 28 Kapitel mit sehr angenehmer Leselänge aufgeteilt. Jedes Kapitel wird nur mit der Kapitelnummer und “Kapitel” eingeleitet. Hier hätte ich mir gewünscht, ein bisschen mehr Bezug zu K-Pop zu ziehen, vielleicht eine Songtext-Zeile, oder einen Songtitel, auch wenn sie erfunden wären.

Idee / Plot
Sind wir mal ehrlich. Eine Liebesgeschichte zwischen einem Popstar (oder irgendeinem anderen gearteten Star) und einem “Normalo” ist nichts Neues und der Inhalt eines jeden Traumes pubertierender Teenager. K-Pop gibt es ja nun schon länger und FanFictions schon so lange, wie die Träumereien. Dank Wattpad werden auch sehr erfolgreich mehr oder weniger gute FanFictions veröffentlicht. Das Thema ist also nicht neu, und lässt sich auf jedes Musikgenre übertragen, egal ob Volksmusik, Pop, Rock etc. Also, warum nicht K-Pop, der im Moment genau den Puls der 13-16 jährigen Mädchen trifft (hüstel, ich bin schon Ü40)?

Aber, was mir hier besonders gut gefällt, ist, dass dieses Buch so viel mehr ist. Es ist keine romantisierte, glitzig-zuckersüß verklärte Popstar-Love-Geschichte. Das K-Pop Geschäft und die koreanischen Entertainments sind knallhart und nur auf Leistung getrimmt, so wie die gesamte koreanische Gesellschaft. Spielst du nicht mit, fliegst du raus. Dies vermittelt die Autorin hier sehr schön und anschaulich. K-Pop bedeutet die Erfüllung eines Traumes der jungen koreanischen Männer, für das sie so gut wie fast alles aus ihrem alten Leben aufgeben: Familie, Geborgenheit. Dies alles finden sie aber in ihrer Band, mit der sie nun gemeinsam leben und leiden, und in ihren Fans, mit denen sie ihre Erfolge feiern, oder gemeinsam untergehen.

Zum anderen beschreibt dieser Roman auch noch sehr schön und berührend einige andere Konflikte. Zum Beispiel die drei Schwestern, die nach dem Tod der Eltern zusammenleben müssen und zwischen denen so viel Unausgesprochenes liegt, dass es irgendwann zur Explosion kommen muss. Es geht um Vertrauen und Aufopferung. Jeder opfert sich für irgendetwas auf. Ob das gesund ist oder nicht, ist fraglich.

Und da ist diese aufkeimende Liebe zwischen zwei Menschen - eine zarte, rosa Kirschblüte - die so liebevoll beschrieben wird. Und doch ist der Verlust von Familie, Geborgenheit und Vertrauen in allen Beziehungen in diesem Roman ein sehr deutlicher Tenor.

Emotionen / Protagonisten
Ich muss zugeben, Ella Archer ist mir manchmal ein bisschen zu sehr auf unbedarftes, graues Mäuschen geschnitten. Sie ist ein Bücherwurm und zeichnet sehr gerne. Besucht ihr Studium sehr gewissenhaft, um später ihre Schwester entlasten zu können. Mir ist klar, dass die Autorin die Protagonistin so ein bisschen (K-Pop-)weltfremd zeichnen musste, sonst hätte der Plot nicht funktioniert und Ella wäre zunächst nicht unvoreingenommen ihm gegenüber gewesen. Also passt es auch für mich.

Ella ist die Mittlere der drei Schwestern und steht auch ein bisschen zwischen zwei Stühlen. Mit ihrer jüngeren Schwester Liv versteht sie sich eigentlich sehr gut. Die Ältere, Mel, hat die Mutterrolle übernommen und opfert sich beruflich für ihre Schwestern auf, um ihnen gemeinsam das Leben zu ermöglichen. Da ist viel Konfliktpotenzial, welches die Autorin auch wirklich gekonnt herausgearbeitet und ausgeschöpft hat.

Der junge Koreaner Jae-yong ist ganz bezaubernd, wie er sich um Ellas Aufmerksamkeit bemüht. Und ich kann ihn irgendwie total gut verstehen, dass er Ella erst mal nicht erzählt hat, was er wirklich ist. Ellas unvoreingenommene und sehr ehrliche Art hat ihn angezogen und er hat sich wahrscheinlich auch deswegen in sie verliebt. Eine Flucht aus den Spotlights und dem 24/7 Ausbreiten des Privatlebens als K-Pop Star in der Social-Media-Öffentlichkeit.

„Ich lachte freudlos auf. »Du findest, ich übertreibe? Die ganze Welt kennt dich, Jae-yong. Hollywoodstars sind deine Freunde. Du bist eine Berühmtheit!«
»Ich bin auch ein Mensch«, brach es aus ihm hervor. »Ich bin nur ein Mensch, Ella.“

Anne Pätzold „When We Dream.“ S. 139 (©2020 LYX by Bastei Lübbe AG, Köln)

Vor allem wird aber deutlich, dass Ella ihren Traum, Kunst zu studieren, aufgegeben hat und damit nicht glücklich ist, genauso wie Jae-yong, der seinen Traum lebt, aber anscheinend genauso unglücklich ist.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Die Handlung hat einen klassischen Verlauf, was aber nicht schlecht ist. Nach einer kurzen Einführung in Ellas Welt lernen sie und Jae-yong sich recht bald kennen. Aus dem anfänglichen Chat-Flirt wird aber immer mehr und Ella, die eigentlich mit Jungs wenig am Hut hat, ist von Jae-yongs liebevollen und auch ein bisschen undurchsichtigen Art schnell eingenommen. Doch dann gibt es schon mal einen kleinen Handlungspeak, als Ella erfährt, wer Jae-yong eigentlich ist. Darauf wird die Spannung bi zum Schluss ziemlich weiter getrieben bis es dann noch mal sehr dramatisch wird und ich zurück bleibe nach diesem wirklich fiesen Cliffhanger mit einem gebrochenem Herzen.

Szenerie / Setting
Zugegeben, ein paar Klischees werden bedient, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte: Bücherwurm, Harry Potter, Disney-Filme… Aber ansonsten gefällt es mir sehr gut, wie Anne Pätzold mir die Umgebung bildlich darstellen kann. Auch die ganzen Gegebenheiten bezüglich K-Pop und den Entertainments kann sie sehr gut darstellen. Auch wenn ich schon einiges von meiner Tochter vorher wusste, ist es für die Leser, die sich da noch nicht auskennen eine gute Erklärung des K-Pops. Auch hat mir das Setting der Drei Schwestern sehr gut gefallen. Die USA passen soweit sehr gut für mich, da K-Pop Bands eher öfter in die USA reisen und dort Auftritte haben als (zum Leidwesen meiner Tochter) nach Deutschland oder England.

Sprache / Schreibstil
Absolut mitgerissen hat mich Anne Pätzolds wirklich frischer, jugendlicher aber authentischer Schreibstil! Manche Dialoge sind wirklich köstlich und allgemein kann die Autorin mit passenden Metaphern mir die Situationen bildlich darstellen und hat mich auch des öfteren mit ihren Worten stark berührt. Sehr toll!

Wir erleben die Geschichte für einen New Adult typisch aus der Ich Perspektive im Präteritum.

„Kaum eine Sekunde später ertönte das penetrante Klingeln eines Skype-Anrufes. Ich nahm den Videoanruf an und wurde von Tausenden und Abertausenden Pixeln begrüßt, die sich langsam zu meiner besten Freundin zusammensetzten“

Anne Pätzold „When We Dream.“ S. 159 (©2020 LYX by Bastei Lübbe AG, Köln)

FAZIT
Ein wunderschöner Liebesroman der gar nicht pudrig verklärte Pop-Love-Schmonzette ist, sondern ein Geflecht aus vielen Beziehungen und einer sehr zarten und feinfühligen Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen ist, die jeder für sich seine Ängste, Sorgen und Träume hat. Das alles gepaart mit einem wunderbare humorvollen und abwechslungsreichen Schreibstil hat dieses Buch für mich zu einer absoluten Überraschung gemacht!

Und wo bitteschön bekommt man einen Hotteok zum Probieren?!?!

„Schon nahm ich den Hotteok in die Hand und biss genüsslich davon ab. Wenn Süßes in Südkorea so schmeckte, fragte ich mich ernsthaft, warum ich bisher noch nicht dort gewesen war. [..]
»Du schaust ihn an, als würdest du ihm einen Heiratsantrag machen wollen«, sagte Jae-yong in die Stille.
Ich hielt meinen Zeigefinger in die Höhe. »Shh. Gib uns einen Moment.“

Anne Pätzold „When We Dream.“ S. 282 (©2020 LYX by Bastei Lübbe AG, Köln)

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Phantasievoller und zauberhafter Jugendroman mit viel Charme und Spannung

Ruby Fairygale (Band 1) - Der Ruf der Fabelwesen
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Dieses Buch habe ich als Überraschungspaket von der Autorin Kira Gembri zugesendet bekommen. Kira Gembri kenne ich schon länger als selbstpublizierende Autorin aber auch von ihren frisch-frechen Jugend-Liebesromanen. ...

Dieses Buch habe ich als Überraschungspaket von der Autorin Kira Gembri zugesendet bekommen. Kira Gembri kenne ich schon länger als selbstpublizierende Autorin aber auch von ihren frisch-frechen Jugend-Liebesromanen. Mein großer Dank gilt aber auch dem Loewe Verlag, der mir dieses Buch als Rezensionexemplar überlassen hat. Ruby Fairygale ist nun Kiras erstes Kinder- und Jugend-Fantasybuch.

Coverbild
Das gesamte Cover ist in einem fröhlichen Grün gehalten. Im oberen Drittel ist der Buchtitel mit roten handgeschriebenen Lettern gesetzt, der von grünen Pflanzenranken eingerahmt wird. Darunter sieht man ein freches Mädchengesicht mit stechend grünen Augen, vielen Sommersprossen und einer wallenden, roten Mähne, die sich über die gesamten zwei Drittel verteilen. Das handgezeichnete Bild passt perfekt zu der auf Irland spielenden Geschichte und ist ein typisches Kinder- und Jugendbuchcover.

Handlung
Die junge Ruby Fairygale lebt mit ihrer Großmutter auf einer kleinen aber sehr idyllischen Insel in der Nähe der Westküste Irlands. Gemeinsam kümmern sich die beiden um die Tiere der Insel. Aber die beiden teilen sich auch ein Geheimnis, denn sie betreiben auch eine Krankenstation für die Fabelwesen der Insel. Doch das Geheimnis ist in Gefahr als bekannt wird, dass ein amerikanischer Junge auf der Insel Urlaub machen soll. Und zunächst macht sich Noah auch bei den Inselbewohnern durch sein verzogenes Verhalten auch nicht gerade sehr beliebt.
Buchlayout / Haptik
Das gesamte Buch wurde durchweg unheimlich liebevoll gestaltet. Die Illustratorin Verena Körtling zeichnet sich nicht nur für das Buchcover verantwortlich, sondern auch für die Elemente der Innengestaltung. Jedes Kapitel wird mit einer Illustration und dem Titel des Kapitel in handschriftlichen Lettern eingeleitet. Jede Seitenzahl wird von kleinen Zeichnungen eingerahmt und immer wieder tauchen zwischen den Zeilen kleine hübsche Bildchen auf. Alle Zeichnungen erscheinen in der Anmutung von feinen Bleistiftzeichnungen. Die 315 Seiten werden in 27 Kapitel von angenehmer Leselänge aufgeteilt. Die Schrift ist, für Kinderaugen gerecht, etwas größer gesetzt.

Idee / Plot
Natürlich leben auf einer irischen Insel nicht nur Menschen. Aber in dieser Geschichte geht es um noch so viel mehr. Hier geht es um Vertrauen und auch darauf, auf sein eigenes Herz zu hören und nicht nicht nur das zu glauben, was einem vorgegaukelt wird. Jeder soll eine Chance haben, und sollte nicht vorverurteilt werden, nur weil ihm Gerüchte vorauseilen.

Emotionen / Protagonisten
Das 13 jährige Mädchen Ruby wurde als kleines Baby von Cleo Collins aus dem Wasser gerettet. Seit dem verbindet diese beiden eine ganz besondere Beziehung. Und ganz besonders auch die Liebe zu Tieren und den Fabelwesen der Insel. Ruby ist ein fröhliches Kind, das ihr Herz auf dem rechten Fleck hat.

Sie fasst schnell Vertrauen zu Noah, dem mysteriösen und verschlossenen Typen. Noah ist mit seinem Aufpasser auf die Insel gekommen, um Urlaub zu machen. Aber sein Vater, ein berühmter Architekt in Amerika, möchte den als schwer erziehbar geltenden Jungen am liebsten sofort auf ein Internat schicken. Und obwohl Noah auf der Insel gleich einen schlechten Start hat, entpuppt er sich als ein sehr interessierter und offener Junge, der sehr unter der Abweisung seines Vaters leidet.

Kira Gembri hat noch viele weitere Charakter geschaffen, die alle auf ihre eigentümliche Art bezaubernd sind. Besonders liebe ich den Irish Woolfhound Schmuggel, ein zunächst mürrisch wirkender Windhund, der aber ein ganz treuer und liebevoller Begleiter wird.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Schon im Epilog wird es spannend und der Leser ist dabei, wie Cleo das kleine Baby aus den Wellen rettet. Danach begleiten wir die junge Ruby bei ihrem Abenteuer mit Noah. Kira Gembri baut die Spannung nach einer Einführungsphase gekonnt aus. Dabei besteht sie nicht nur aus aufregenden Erlebnissen, sondern vor allem in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Das Buch endet nach einem sehr aufregenden Höhepunkt mit einem schönen Happy End, hält aber noch viel Potenzial für weitere Bände bereit. Zumal auch noch nicht geklärt ist, warum Ruby so viel Angst vor Wasser hat und wer ihre wahre Eltern sind.

Szenerie / Setting
Ganz besonders gefällt mir der fantasievolle Zauber, den Kira Gembri in die Geschichte eingebaut hat. Dabei schöpft sie aus den für Irland bekannten Mythen der Fabelwesen. Kira Gembri kann mir die Umgebung absolut bildhaft darstellen und ich fühle direkt das Mythische und Eigentümliche der Insel und seiner Bewohner ohne es zu übertreiben.

Sprache / Schreibstil
Wir erleben die Gesichte aus Rubys Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum. Kira Gembri hat eine wunderbar flüssige und witzige Sprache, die einem mit passenden Metaphern die ganze Szenerie bildhaft darstellen konnte:

»In Fernsehkrimis rannten Spürhunde doch immer sofort los, die Nase dicht am Boden und mit einer Zielstrebigkeit, die perfekt zur spannenden Hintergrundmelodie passte. Schmuggel hingegen benahm sich, als hätte er Fahrstuhlmusik im Kopf.«

Kira Gembri “Ruby Fairygale - Der Ruf der Fabelwesen” S. 266 (©2020 Loewe Verlag GmbH)

FAZIT
Eine wundervoll phantasievolle und aufregende Geschichte für junge Leser und Leserinnen mit der richtigen Portion Spannung, viel irischer Mystic aber auch ein bisschen Romantik. Perfekt für junge Selbstleser*innen aber auch als Vorlesebuch ideal. Absolut bezaubernd!

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Überraschend anders, feinfühlig aber spannend und mitreißend

Fluch der Aphrodite
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Wer die GötterFunke-Trilogie kennt, hat bestimmt auch schon sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet. Wer hat nicht Apoll lieb gewonnen und hoffte auf eine Fortsetzung mit dem griechischen Gott des Lichts? ...

Wer die GötterFunke-Trilogie kennt, hat bestimmt auch schon sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet. Wer hat nicht Apoll lieb gewonnen und hoffte auf eine Fortsetzung mit dem griechischen Gott des Lichts? Natürlich muss ich als eingefleischter Marah Woolf Fan auch diesen Titel lesen und bin regelrecht überrascht!

Coverbild
Auf dem ganz in Lila gehaltenen Cover ist in der oberen Hälfte im Scherenschnitt ein Frauenkopf im Profil zu erkennen. Darunter ist in goldenen Serifen der Titel gesetzt. Das Ganze wird von Ornamenten eingerahmt. Schlicht aber so schön und eine handwerklich saubere Arbeit. Ja, so gefällt mir ein Cover! Und ganz unverkennbar aus der Feder von Carolin Liepins.

Handlung
Im Krieg um Troja kämpfen Apoll und Aphrodite auf der gleichen Seite. Doch der griechische Gigolo hat seine Gedanken und Gefühle ganz woanders und das geht Aphrodite gewaltig gegen den Strich, deswegen verflucht sie Apoll. Auch 3000 Jahre später ist der Fluch immer noch nicht gebrochen. Und obwohl sich Apoll damit abgefunden hat, hat Zeus ihn mit Aphrodite nun zu den Menschen verbannt, um diesen Fluch zu brechen. Aber die modernen Frauen scheinen so gar nicht auf den griechischen Mädchenschwarm abzufahren, geschweige denn sich ernsthaft in ihn zu verlieben. Und dabei sind Tinder oder aktuelle Liebesromane, die bei den heutigen Frauen so gehypt werden, kaum eine Hilfe.

Buchlayout / Haptik
Das Buchlayout ist der Hammer! Auf dem wunderschönen Schutzumschlag, sind der Titel und ein paar Elemente in Blindprägedruck hervorgehoben. Der Vorsatz vorne zeigt am Anfang eine Zeichnung vom Trojanischen Krieg, am Ende gibt es eine Auflistung der 12 olympischen Götter. Zu Beginn führt Marah auch alle wichtigen Personen und Begriffe in einem übersichtlichen Glossar auf. Die einzelnen Kapitel sind etwas länger, teilen aber die 465 Seiten immer noch in angenehme Leseeinheiten auf und sind alle super liebevoll gestaltet, sowie auch jede Seitenzahl. Am Ende gibt es einen Stammbaum über das Trojansich Königshaus und natürlich das Rezept von Heras beliebten Zitronenkuchen.

Idee / Plot
Zwei griechische Götter kommen zu den Menschen um die wahre Liebe zu finden. Und wir wissen ja, dass die griechischen Götter es mit der Liebe ja eigentlich nicht so genau nehmen. Ob sich das nach 3000 Jahren völligen Liebesentzug geändert hat? Auf jeden Fall ist es absolut spannend und auch witzig, wie die eigentlich sonst so überheblichen Götter plötzlich auf den Boden der Tatsachen geworfen werden und erst mal lernen müssen, was wahre Liebe überhaupt bedeutet.

Besonders schön - und das möchte ich gerne noch mal betonen - greift Marah hier die in letzter Zeit hochdiskutierte Thematik der „bad-boys“ (Arschloch-Männer-Protagonist-Thema) in der romantischen Literatur auf. Männer, die sich den Frauen gegenüber abweisend verhalten aber trotzdem von den Protagonistinnen angehimmelt und regelrecht verehrt werden. Aber so ist Apoll überhaupt nicht. Er ist genau das Gegenteil. Auch wenn er im ersten Teil ein Frauenheld ist, ist er stets liebevoll und fürsorglich zu seinen Geliebten, und das macht ihn durchweg einfach liebenswert in seiner ganzen Art!

Emotionen / Protagonisten
Apoll ist der Mädchenschwarm in Mytikas und definitiv kein Kostverächter! Er genießt die Aufmerksamkeit der Damen um sich herum. Über seine Fürsorge dem weiblichen Geschlecht hin vergisst er voll und ganz seine Pflichten dem Trojanischen Volk gegenüber. Auch wenn man ja eigentlich weiß, wie der Trojanische Krieg geendet hat, kann man Aphrodite doch ziemlich gut nachempfinden, warum sie Apoll verflucht hat.

Aphrodite hat sich ganz auf den Krieg fokussiert. Sie wirkt so zart und kann sich ihren Gefühlen kaum erwehren.

Doch 3000 Jahre haben Vieles verändert. Apoll hat sich mit seinem Fluch abgefunden, wirkt aber sehr nachdenklich. Ja, und manchmal handelt er einfach wie ein Mann und steht auch oft ziemlich auf dem Schlauch... Aphrodite hingegen ist eine richtige Zicke geworden. Trotzdem machen beide in der Zeit bei Cayden, Jess, Leah und Josh eine schöne Wandlung durch und lassen einen wunderbar mitfühlen!

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Durch die Zweiteilung erleben wir eigentlich auch zwei Handlungsstränge. Der Trojanische Krieg wird in einem rasantem Tempo erzählt, die Ereignisse passieren Schlag auf Schlag bis sie in das martialische Finale enden, das für Troja ja bekanntlich den Untergang bedeutet hat. Marah hat hier ihr geballtes Wissen geschickt mit einer Liebesgeschichte verknüpft, ohne kitschig oder besserwisserisch zu wirken. Dieser Teil ist insgesamt actionreicher als der Abschnitt in der Gegenwart.

Im zweiten Teil dürfen wir dann Apolls unglücklichen Versuche miterleben, in der Gegenwart eine Frau zu finden, die seinen Fluch brechen soll. Natürlich passieren hier auch Katastrophen und spannende Momente, die Marah gekonnt aufeinander aufbaut und in ein großes Finale enden läßt. Diese Geschichte ist aber gar nicht so sehr auf krasse Plottwists oder ultraböse Antagonisten aufgebaut, sondern vielmehr auf die vielen kleinen Feinheiten zwischenmenschlicher Beziehungen. Trotzdem bleibt es über beide Teile hinweg spannend und hält viele prickelnde Momente bereit.

Szenerie / Setting
Ja, die griechischen Götter… Da hat uns Marah ja mit ihrer GötterFunke-Trilogie schon mal einen netten Einblick gegeben. Im ersten Teil befinden wir uns ganz klassisch in Mytikas und in Troja. Marah zeigt uns ihre Vorstellung dieser Schauplätze mit genau den richtigen Umschreibungen, und lässt trotzdem noch genug Platz für seine eigene Phantasie. Auch in der Gegenwart kann man sich das Studentenleben in Santa Barbara, in dem sonnigen Californien, sehr gut vorstellen und wäre am liebsten gleich mit dabei!
Und - woah - wir dürfen die Götter und ihre Freunde sogar auch in den Hades begleiten! Das hat mir ganz schön Gänsehaut bereitet!

Sprache / Schreibstil
Wer meine Rezensionen über die Bücher von Marah Woolf kennt, weiß, dass ich ihren absolut flotten Sprachstil einfach liebe. Keine unnötigen Details, immer knackig und direkt. Auch hier komme ich auf meine volle Kosten. Wir erleben Apolls Geschichte aus seiner Perspektive als Ich-Erzähler im Präsens. Das gelingt Marah wie immer ausgesprochen gut.

Gekonnt bindet sie auch immer wieder die bad-boy-good-girl Thematik in die Geschichte ein:

“Ich lege das Buch zur Seite und lösche das Licht. Aphrodites gleichmäßige Atemzüge begleiten mich in den Schlaf. Dieser Hardin ist eigentlich ein unausstehlicher Kerl, trotzdem mag Tessa ihn. Was wollte July mir bloß mit diesem Buch sagen? Ich bin oft nicht gerade nett zu Aphrodite, allerdings käme sie nie auf den Gedanken, mich deswegen anziehend zu finden. Aber sie ist ja auch klug.”

Marah Woolf “Fluch der Aphrodite” (©2020 Marah Woolf in Selbstpublikation)

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Veröffentlicht am 25.06.2019

Geballte Emotionen in erschütternden Schicksalen

Wind in deinen Segeln
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Jessica Winter gehört inzwischen zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ihre Bücher sind immer sehr bewegend mit echten und authentischen Schicksalen. Da war es schnell klar, dass ich mein Glück auf ...

Jessica Winter gehört inzwischen zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ihre Bücher sind immer sehr bewegend mit echten und authentischen Schicksalen. Da war es schnell klar, dass ich mein Glück auf Vorablesen.de versuchen wollte um Jessicas neuesten Titel schon vor der Veröffentlichung lesen zu können. Ich danke der Vorablesen-Losfee für die Möglichkeit und freue mich richtig über dieses Buch!


Coverbild

Bei dem Coverbild bin ich ein bisschen hin- und hergerissen. Ein umschlungenes Pärchen in zarten rosa bis himmelblauen Tönen gegen die Sonne fotografiert. So lieblich und versonnen… nein, dieses Cover kann nicht wirklich das zeigen was dieser Roman ist. Denn es ist keine “klassische” Liebesschmonzette mit weichgespülten Charakteren in sonnigem Setting. Es ist wesentlich mehr! Schön finde ich die Zeichnung des kleinen Papierbootes, welches sich auch im Buch als visuellen Absatztrenner wiederfindet.


Handlung

Emerald West hat ihren jüngeren Geschwistern das Versprechen gegeben an ihrem 18. Geburtstag wieder zurück zu kommen, zu ihnen nach Hause. Doch irgendwo mitten im Niemandsland, auf irgendeiner Interstate zwischen Illinois und Iowa, bleibt Em mit ihrem alten Ford stecken. Sie versucht alles, um ihr Auto wieder fit zu bekommen. Doch ausgerechnet Gabriel Brooks, der einzige in dem Kaff Ceasar City, der einen Abschleppwagen und die dazugehörige Autowerkstatt besitzt, ist Em gegenüber total abweisend und schrecklich schroff. Zu allem Überfluss verhindert ein Unglück nach dem anderen Ems Weiterreise und Gabe und Em müssen sich immer weiter zusammenraufen.

Gabe steht mit einem Fuß immer noch im Knast, er ist nur auf Bewährung draußen. Und ausgerechnet jetzt kommt ihm Em über den Weg gelaufen. Ihm ist klar, dass er sich keinen Ausrutscher erlauben darf. Aber Em macht es ihm schwer, seine Mauern ihr gegenüber aufrecht zu erhalten.


Buchlayout / eBook

Die 372 Seiten werden in 29 Kapitel eingeteilt. Jedes Kapitel wird mit der ausgeschriebenen Kapitelnummer eingeführt und den Namen, aus dessen Perspektive das Kapitel geschrieben ist. Außerdem sind die ersten Wörter mit Kapitälchen abgesetzt. Insgesamt ist die Gestaltung des eBooks einfach aber hübsch, vor allem mit dem kleinen Papierboot.


Idee / Plot

Wie viel lassen sich Kinder von ihren Eltern gefallen und wie viel Verantwortung darf auf den Schultern älterer Geschwister liegen? Hier zeigt Jessica Winter ganz gnadenlos den sozialen Mißstand in den weniger gut aufgestellten Gesellschaftsschichten, gerade in der USA. Das, was hier in Deutschland Usus ist, eine gesetzliche Krankenversicherung und Schulpflicht, das können sich viele Menschen in der USA nicht leisten. Da gibt es Bundesstaaten, in denen es gestattet ist, die Kinder zu Hause im Heimunterricht zu schulen. Aber wenn die Eltern selber am untersten sozialen Limit kratzen, wie soll das funktionieren? Welche Chance haben diese Kinder? Man ist abgestempelt. Genauso wie ein vermeintlicher Verbrecher, der zu unrecht verurteilt wurde. Auch wenn dann das Unrecht anerkannt wurde, bleibt man in der Gesellschaft mit einem Stempelaufdruck auf der Stirn zurück. Wie soll man in so einem Umfeld wieder Fuß fassen können?

Bei Jessica Winter gibt es keine seichte Lovestory, sondern immer Schicksale in ihrer ganzen Ehrlichkeit und Wucht. Das Schlimmste dabei ist, dass es diese Schicksale wirklich so gibt und die Gesellschaft davor die Augen verschließt.


Emotionen / Protagonisten

Die nach außen quirlige Emerald ist schlagfertig, frech, und um keinen Spruch verlegen. Mit 14 von zu Hause ausgerissen versuchte sie in New York über die Runden zu kommen. Sie musste sich auf der Straße eine harte Schale aneignen um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. In vielen Situationen kann ich Em sehr gut nachfühlen, ich finde sie großartig. Ja, sie ist fast 18, aber hat schon sehr viel in Ihrem Leben erleben und ertragen müssen. Wenn ich bedenke, dass meine Tochter gerade 14 Jahre alt ist, bleibt mir ein fetter Kloß im Hals stecken. Das einzige was Em hat, und an dem sie sich fest hält, ist ihr Versprechen.

„Wenn sie lächelt oder lacht, ist es einfach, diese Traurigkeit und Schwere zu ignorieren, die in ihrem Gesicht liegt. Die sie hinter frechen Sprüchen und viel Make-up versteckt, die aber trotzdem immer wie eine Gewitterwolke über ihr hängt, auf den richtigen Moment wartet einzuschlagen”

Jessica Winter, „Wind in deinen Segeln“, Pos. 1205 (© Jessica Winter, kindle Edition 2019)


Was Gabe alles als junger Erwachsener - oder eigentlich fast noch ein Kind - im Knast erlebt haben muss, möchte man nicht wissen, aber man kann es sich denken. Auch wenn er doch auf Bewährung raus gekommen ist, die Narben am Körper und in der Seele verschwinden trotzdem nicht mehr. Er ist genauso verwundbar und misstrauisch wie Em, hat sich aber eine harte Mauer aufgebaut durch Ablehnung und Ignoranz. Und jeder Fehler wird ihm doppelt angekreidet. Manchmal wollte ich ihn schütteln, und dann blitzten so unglaublich liebevolle und herzerwärmende Momente auf.

Mir gefällt vor allem sehr gut, dass beide selbstreflektierend sind und sich über ihre Grenzen, Wünsche und Macken sehr wohl bewußt sind, und wir als Leser das Aufweichen der Mauern miterleben dürfen.


Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Jessica Winter hat geschickt die einzelnen Puzzleteile über das Buch verteilt. Man kann sich zwar schon einiges von der Vorgeschichte denken oder erahnen, aber dann plötzlich mit der Wahrheit konfrontiert zu werden hat mich sehr stark berührt. Die Handlung an sich ist erst mal nicht spektakulär. Em bleibt einige Zeit in Ceasar City und wir begleiten Em und Gabe, wie sie sich kennenlernen und beginnen Vertrauen zueinander zu empfinden. Das finde ich toll. Doch dann ab dem 2. Drittel wird es unglaublich ergreifend. Am Ende werden wir mit einem Cliffhanger zurückgelassen, der mich aufschluchzen lies! Um Himmels Willen, ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht!


Szenerie / Setting

Die sozialen Mißstände sind gerade in der USA so deutlich, da hätte diese Geschichte hier in Deutschland nicht funktioniert. Jessica hält sich nicht groß mit Beschreibungen der Umgebung auf. Aber das ist hier auch nicht wichtig und würde diesen emotionalen Roman nur stören.


Sprache / Schreibstil

Zur Sprache kann ich nur sagen, genial! Keine Kapriolen oder aufwendigen Satzkonstruktionen, sondern zum Roman passend sprechen die Protagonisten wie sie denken, authentisch und ehrlich. Kurze Sätze, gern auch Zweiwortsätze oder auch nur ein Wort, unterstreichen die direkten Gedankengänge und die Selbstreflektionen. Die Autorin hat den Präsens als Erzählzeit gewählt, was ich für diese Geschichte richtig finde. Die Kapitel wechseln sich mehr oder weniger regelmäßig als Multiperspektive zwischen Em und Gabe ab. So erhält man immer direkt die Eindrücke der Szenerie aus der jeweiligen Person und kann sich in beide genauso gut hineinversetzen.


FAZIT

Selten hat mich mal wieder ein Buch so berührt und Rotz und Wasser heulen lassen. Was für ein Roman! Das hat nur Marah Woolf mit “Timing is everything” geschafft. Trotz anfänglich sanftem Handlungsaufbau kommt es zum Schluß mit geballter Kraft und Emotion. Keine weichgespülte Liebesschmonzette.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Überraschend gut und spannend mit der richtigen Portion Humor und Romantik

Das Zeitenmedaillon – Die Auserwählte
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In letzter Zeit habe ich ganz schön viele Liebesromane gelesen. Das liegt vor allem an meiner Challenge, von allen Autoren der Häppchenlesung bei der LBM 2019 das Buch zu lesen, welches sie an dem Abend ...

In letzter Zeit habe ich ganz schön viele Liebesromane gelesen. Das liegt vor allem an meiner Challenge, von allen Autoren der Häppchenlesung bei der LBM 2019 das Buch zu lesen, welches sie an dem Abend vorstellen - oder zumindest ein Buch der Autorin. Liebesromane lese ich ab und zu auch ganz gerne, aber nicht in dieser Geballtheit. Tanja Neises Liebesroman “Liebe, das sind wir” ist zwar bereits erschienen, aber hier habe ich mich doch dazu entschlossen, ihren neuen Romantasy-Zeitreise-Roman “Das Zeitenmedaillon - die Auserwählte” zu lesen. Und ich habe es nicht bereut. Auch Tanja Neise gehört zu den Autorinnen, die ich noch nicht gelesen hatte.

Coverbild

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Ich bin ja ein großer Freund von grafiklastigen Covern. In der Mitte sieht man die goldene Zeichnung eines aufgeklappten Uhrenmedaillons. Im unteren Drittel steht der Buchtitel in einem kursiven Schriftzug. Das ganze Bild wird von stilisierten Rosenranken ebenfalls in goldener Farbe umrandet. So schlicht aber so schön. Less is more.

Handlung

Die junge Frau Isabelle kommt aus einer zerrütteten Familie, und dazu hat ihr Freund sie auch noch mit ihrer besten Freundin betrogen. Als sie gerade in einem Kiosk jobbt, bekommt sie von ihrem Stammkunden, dem alten Herrn Treschke, ein Medaillon geschenkt. Doch dieses Schmuckstück birgt ein Geheimnis. Plötzlich wacht Isabelle Anfang des 19. Jahrhunderts auf und wird gleich von einer Horde Soldaten aufgegabelt. Obwohl Isabelle ohne der Hilfe des älteren Pierre, der sie in sein Haus aufgenommen hat, verloren gewesen wäre, muss sie sich auch noch zu guter Letzt als Verlobte des griesgrämigen Henris, der Sohn von Pierre, ausgeben. Denn in Trier hat der zu der Zeit mächtigste Mann der Stadt ein Auge auf Isabelle geworfen und möchte Sie in seinem Besitz wissen, und natürlich Henri ausschalten. Es beginnt für Isabelle und Henri ein aufregendes Abenteuer in einer Zeit, in der Frauen noch weit entfernt waren von jeglichen Initiativen in Richtung Gleichberechtigung der Frau, und es sollte noch mindestens 100 Jahre dauern.

Buchlayout / eBook

Das eBook ist eher schlicht gestaltet. Die Kapitel werden mit der Nummer und nur dem Wort “Kapitel” eingeführt. Dabei sind die einzelnen Kapitel in einer angenehmen Leselänge und teilen die 303 Seiten in 26 Abschnitte ein.

Idee / Plot

Zeitreisen versprechen immer eine abenteuerliche und fantastische Geschichte. Denn eigentlich kann niemand wirklich sagen, wie es damals war. Aber sie geben einem die Gelegenheit in die Zeit zurück zu reisen und sich ungefähr vorstellen zu können, wie das Leben wohl gewesen sein muss. Besonders interessant finde ich hier, dass die Autorin durch die Zeitreise ihrer Protagonistin besonders auf das Frauenbild kurz nach der französischen Revolution eingeht und die Unterschiede zu unserem 21. Jahrhundert hervorhebt. Aber inwieweit darf Isabelle in die Geschichte eingreifen? Welche Auswirkungen kann es haben, wenn sie ihr Wissen über den Verlauf der Weltgeschichte jemanden aus dem 19. Jahrhundert mitteilt?

Emotionen / Protagonisten

Isabelle hat mir gut gefallen. Sie ist eine toughe Protagonistin, die sich ihrem Schicksal fügen muss, denn die Rechte der Frauen waren vor 200 Jahren noch gar nicht in der Art und Weise existent, wie sie es aus ihrem bisherigen Leben gewohnt war. Auch wenn sie manchmal etwas trotzig ist, weiß sie, dass sie sich zurückhalten muss. Ich habe ihr in vielen Situationen sehr gut nachvollziehen und mitfühlen können.

Im Jahr 1805 kommt sie aber Dank Pierre in eine Familie, die sie in ihrem wahren Leben nicht hat. Sie beginnt sich trotz der Umstände in diese Zeit einzuleben und auch irgendwie wohl zu fühlen, was vor allem an Henris Vater Pierre und Schwester Claire liegt, die sie liebevoll in die Familie aufgenommen haben.

Henri ist natürlich erst mal ein totaler Miesepeter und überhaupt nicht gut auf Isabelle zu sprechen. Aber er hat eh von Frauen die Nase voll und möchte damit gar nichts mehr zu tun haben. Natürlich ist er von der vorgetäuschten Verlobung nicht begeistert. Henri gefällt mir aber sehr gut, er ist ehrlich und beginnt langsam an Isabelle zu glauben. Vor allem respektiert er sie und sieht sie trotz Heirat nicht als Eigentum an.

“Vor Wut hatte Henri gegen einen der dicken Balken geboxt. Blut sickerte aus mehreren Wunden an seinen Fingerknöcheln. Es fehlte nur noch der Qualm, der aus seinen Nasenlöchern heraustrat.”

Tanja Neise “Das Zeitenmedallion - Die Auserwählte”, Pos. 1173 (eBook kindle Edition © 2018 Tanja Neise, 47North)

Es gab ein paar sehr schöne und auch fein prickelnde Momente zwischen den beiden. Aber manchmal hätte ich Isabelle richtig schütteln können, weil sie in Sachen Henri dann plötzlich so naiv ist und vor allem nicht redet!

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Nach einer kleinen Einführung in Isabelles Vorleben und Familiengeschichte springen wir auch schon plötzlich in die Vergangenheit. Ab da geht es rasant weiter. Die Autorin hat für mich einen wunderschönen Handlungsaufbau mit mehreren spannenden Momenten und zu keiner Zeit war ich gelangweilt. Die Spannung kommt nicht zu kurz und auch der Sprung in die 60er Jahre fand ich sehr geglückt. Der Epilog schließt die Geschichte für dieses Buch ab, trotzdem sind noch ein paar Fragen offen, die wahrscheinlich im 2. Band geklärt werden.

Szenerie / Setting

Ich war noch nie in Trier, und ich denke das muss ich nun auf jeden Fall nachholen! Tanja Neise hat mir auch sonst die Umgebung sehr bildlich beschrieben und ich ich konnte mir jede Zeit auch sehr gut vorstellen. Ich mag es, wenn Geschichten auf unserem Kontinent spielen und auch einen konkreten Bezug haben (Französische Revolution, Frauenrechte etc.)

Sprache / Schreibstil

Sprachlich ist Tanja Neises Stil oft zügig und flüssig, und auch immer wieder ironisch und humorvoll. Die Autorin hat auch sehr schöne und passende Metaphern verwendet. Manchmal gibt es ein paar etwas zu sehr verschachtelte Sätze. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin die Sprache der Protagonistin auch der Zeit angepasst hat und das selbst Isabelle aufgefallen ist. Die Geschichte wird in der Vergangenheit als Ich-Erzähler ausschließlich aus der Perspektive von Isabelle erzählt, was meiner Meinung nach sehr gut passt.

“Und dann kam die Erinnerung in der Geschwindigkeit eines Düsenflugzeugs zurück und verharrte bei dem Standbild, das meine Hand zeigte, die ein Messer hielt und über und über mit Blut besudelt war.”

Tanja Neise “Das Zeitenmedallion - Die Auserwählte”, Pos. 1522 (eBook kindle Edition © 2018 Tanja Neise, 47North)

FAZIT

Insgesamt ein wirklich tolles Buch und eine spannende Geschichte, die mich sehr überzeugt hat, in der die Romantik auch nicht zu kurz kommt. Sprachlich hat mich Tanja Neise total überzeugt und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung!