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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2019

Mit der Sprache der Blumen

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Mit " Vanitas - Schwarz wie Erde" startet die Autorin Ursula Poznanski eine neue Serie. Caro Bauer ist eine Getriebene. Bis zum Schluss weiß man nicht genau was ihr eigentlich genau widerfahren ist. Es ...

Mit " Vanitas - Schwarz wie Erde" startet die Autorin Ursula Poznanski eine neue Serie. Caro Bauer ist eine Getriebene. Bis zum Schluss weiß man nicht genau was ihr eigentlich genau widerfahren ist. Es gibt immer wieder Andeutungen von einem Clan, der hinter ihr her ist und sie ständig in Todesangst versetzt, und dass ,obwohl die Polizei ihr Begräbnis inszeniert hat und ihr eine neue Identität und einen neuen Job beschafft hat.

Robert, ihr Kontaktmann bei der Polizei hat dafür gesorgt, dass sie jetzt in einem Blumenladen unlängst des Wiener Zentralfriedhofs arbeitet, sehr makaber! Trotz aller Vorsichtsmaßnamen fühlt sich Caro nicht sicher. Sie rechnet jederzeit mit ihrer Entdeckung und einer grausamen Hinrichtung aus Rache für ihren Verrat. So mit sich beschäftigt, ist sie auch alles andere als begeistert, als Robert ihr einen neuen Auftrag gibt und sie nach München umziehen soll, um Informationen für ihn zu sammeln.Die Polizei will einer auffallenden Zunahme an Todesfällen in der Baubranche nachgehen und schleust Caro unter dem Decknamen Carolin Springer in das Wohnhaus der Tochter eines der betroffenen Baufirmen ein. Sie soll in die freie Wohnung gegenüber einziehen und Kontakt aufnehmen und Augen und Ohren offenhalten. Nur so könnte Robert ihr im Gegenzug weiteren Schutz garantieren.

Caro's berechtigte Ängste oder Paranoia werden sehr glaubhaft geschildert. Dennoch springt sie in München über ihren Schatten und ermittelt mehr als ihr aufgetragen wurde. Dabei geht sie Risiken ein, die sie in Bedrängnis führen. Die Geschichte ist flüssig und spannend erzählt. Man kann Caro's Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen. So überängstlich sie oft wirkt, stellt sie ihre Ängste oft zugunsten ihrer Neugierde zurück. Ist das realistisch?

Ich bin wirklich ein Fan von Poznanski Büchern, aber so ganz überzeugt mich dieser Thriller nicht. Am Ende gibt es einen Cliffhanger und so wird Caro auch im nächsten Teil der Serie weiter davonlaufen. Sehr gefallen hat mir die Kommunikation zwischen Robert und Caro. Sie hält Nichts von Telefonieren, man könnte abgehört werden. Auch die schriftliche Kommunikation über eine supersichere App ist Caro viel zu unsicher. So kommuniziert man via Blumenbestellungen mit der Sprache der Blumen. Die Sträuße sind zwar meistens häßlich aber die Botschaften eindeutig.

Ich finde diesen Thriller zwar deutlich schwächer als seine Vorgänger und auch als die Jugendbücher die Ursula Poznanski geschrieben hat, aber ich werde ihr treu bleiben und bin gespannt auf den Nachfolger zu Vanitas-Schwarz wie Erde.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Muss der Kapitalismus, wie wir ihn zur Zeit haben, überdacht werden?

GIER - Wie weit würdest du gehen?
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Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls ...

Als großer Marc Elsberg Fan war das neueste Buch "Gier" aus der Feder des österreichischen Autors für mich natürlich Pflichtlektüre. Ich habe mich dieses Mal für das Hörbuch entschieden, dass von dem ebenfalls bekannten und von mir sehr geschätzten Sprecher Dietmar Wunder vertont wurde.

Wie immer hat sich Elsberg mit einem hochaktuellen Thema befasst und daraus einen Thriller gemacht. Das Gefühl , dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer wird Jeder schon gehabt haben. In dem Roman "Gier" haben die Menschen genug von diesen Ungerechtigkeiten und verlangen auf der Straße in Massendemonstrationen ihren Anteil und dass, vor dem Hintergrund eines Gipfeltreffens in Berlin. Der Nobelpreisträger Herbert Thompson, der auf dem Gipfel eine Rede halten sollte, wird kurz vorher ermordet. Bei dem Mord, der wie ein Unfall aussehen sollte, gibt es einen Zeugen, den jungen Krankenpfleger Jan Wutte. Dieser wird dann auch durch ganz Berlin gejagt, wobei sich die Hetzjagd schließlich auch noch auf den Mathematiker Fitzroy Peel ausdehnt, mit dem Jan kurz nach seiner Flucht vom Unfallort Kontakt aufgenommen hat. Diese Figur Peel's ist genial, denn mit ihr kann der Autor komplizierte Wirtschaftstheorien auf einfache mathematische Beispiele für Jeden verständlich herunterbrechen. Natürlich werden viele Theorien der Volkswirtschaftslehre nur angerissen, aber das Fazit, das Kooperation und Teilen letztendlich dazu führt, dass Alle am Wohlstand partizipieren können, ist schon ein interessanter Gedanke.

Die Aufklärung des Mordfalls gerät bei den ganzen mathematischen Beispielen fast zur Nebensache. Das wäre dann auch schon mein einziger Kritikpunkt an dem Roman, der für mich aber nicht sehr schwer wiegt, da ich Elsberg's Art zu schreiben einfach mag. Außerdem hat er mir auch nach Beendigung des Hörbuchs genug Stoff zum Nachdenken gegeben. Als Hörbuch wirklich zu empfehlen, Dietmar Wunder hat wieder eine großartige Arbeit abgeliefert.

Veröffentlicht am 26.06.2019

Gefühlvoller Hamburgroman

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie ist ein Partygirl, liebt ihre Freiheit, ihre WG, ihre Freunde und verdient gerade soviel wie sie zum Leben braucht. Dieses sorglose, leichte Leben endet abrupt, als sie erfährt, dass ihre Schwester ...

Marie ist ein Partygirl, liebt ihre Freiheit, ihre WG, ihre Freunde und verdient gerade soviel wie sie zum Leben braucht. Dieses sorglose, leichte Leben endet abrupt, als sie erfährt, dass ihre Schwester an Krebs erkrankt ist. Jetzt soll sie sich nicht nur um deren Kinder kümmern, sie soll auch auf einmal Verantwortung auf der familieneigenen Werft übernehmen, die die Schwester vor ihrer Erkrankung geleitet hat.

Ich habe mir diesen Roman von Petra Hülsmann, als Hörbuch geholt. Ehrlich gesagt fand ich die Sprecherin Nana Spier etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn sie ihre Stimme für die männlichen Akteure sehr tief verstellt hat, hat mich das ein bisschen genervt. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit tatsächlich daran, und die Geschichte an sich fand ich ganz schön. Trotz schwerem Thema trägt der Humor der Autorin dazu bei, dass man der zunächst chaotischen Marie, die keinen rechten Plan für ihr Leben zu haben scheint gerne dabei zuschaut wie sie lernt, was im Leben wichtig ist. Natürlich gibt es auch eine Liebesgeschichte, die vielleicht ein bisschen vorhersehbar ist, aber das macht Nichts. Auch die anderen Charaktere sind sorgsam ausgearbeitet. So ist z.B Marie's Schwester Christine das charakterliche Gegenstück zu Marie, und man kann sich vorstellen das der Alltag sich nicht so reibungslos bewältigen lässt wie die große Schwester sich das vorgestellt hat.

Dieser gefühlvolle Sommerroman, der im schönen Hamburg spielt, hat mir gut gefallen und ich empfehle ihn gerne weiter.

Veröffentlicht am 16.06.2019

100 Frauenportraits witzig und modern aufbereitet

Teufelsweiber
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Carina Heer widmet sich in ihrem Buch "Teufelsweiber", erschienen im Benevento Verlag besonderen Frauen aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern. Gemein ist diesen Frauen, dass sie mit ihren Taten oder ...

Carina Heer widmet sich in ihrem Buch "Teufelsweiber", erschienen im Benevento Verlag besonderen Frauen aus unterschiedlichsten Epochen und Ländern. Gemein ist diesen Frauen, dass sie mit ihren Taten oder Fähigkeiten hervorstechen und den Vergleich zu Männern nicht zu scheuen brauchen. Starke Frauen eben, allerdings im Guten wie im Schlechten. Die persönliche Auswahl der Autorin möchte ich gar nicht kommentieren. Beim Lesen fallen einem noch etliche Frauen ein, die durchaus auch in dieses Werk gepasst hätten.

Die Autorin schreibt witzig und modern zuweilen ein bisschen flapsig, aber auf jeden Fall so. dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe und ganz nebenbei noch eine Menge neuer Dinge erfahren habe. Neben bekannten Frauen wie z.B Marlene Dietrich, Marie Curie, Sophie Scholl, die ich erwartet habe in dem Buch wiederzufinden, gab es auch jede Menge Persönlichkeiten von denen in noch nie etwas gehört hatte. Und sogar Legenden wie die Geschichte der schönen, kämpferischen Semiramis, die von Tauben aufgezogen wurde, finden Einzug in ihre Sammlung. Im Schnitt umfasst jedes kleine Portrait 3 Seiten und gibt so einen schnellen Überblick über das Leben und Schaffen der portraitierten Frau.

Schade nur, dass es kein zeitliches oder namentliches Register gibt, dass dem Ganzen etwas mehr Struktur verleihen würde. Dann würde sich das Buch auch prima als Nachschlagewerk eignen. Sucht man jetzt eine Person, muss man mühsam alle Namen in der Inhaltsangabe durchsuchen.

Trotz kleiner Einschränkungen hatte ich viel Spass beim Lesen dieses gut recherchierten Frauenbuches und empfehle es gerne weiter.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Auswandern in der Nachkriegszeit

Das Versprechen der Islandschwestern
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Das im Ullstein Verlag erschienene Buch "Das Versprechen er Island Schwestern" von Karin Baldvinsson erzählt von der spannenden Auswanderergesschichte der beiden Schwestern Margarete und Helga im Jahre ...

Das im Ullstein Verlag erschienene Buch "Das Versprechen er Island Schwestern" von Karin Baldvinsson erzählt von der spannenden Auswanderergesschichte der beiden Schwestern Margarete und Helga im Jahre 1949. Die jungen Frauen folgen einem Aufruf in einer Tageszeitung in dem Landarbeiterinnen für Island angeworben werden. Für ein Jahr unterschreiben sie und können das zerstörte Deutschland verlassen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in einem Land dessen Sprache sie nicht verstehen und dessen Landschaft rau und atemberaubend schön ist.

In zwei Zeitebenen die sich abwechseln, taucht man tief ein in das Leben der Schwestern 1949, erlebt ihr Erstaunen über den herzlichen Empfang der ihnen bei der Ankunft in Island bereitet wird, verfolgt faziniert die Eingewöhnungsphase auf den Bauernhöfen, kann Einsamkeit und Heimweh gut nachempfinden und erlebt wie die Beiden nach und nach auch mit den Herzen angekommen sind und springt dann in das Jahr 2017. Pia und ihre Großmutter Margarete machen sich auf die Reise nach Island, um deren Schwester Helga zu ihrem 90sten Geburtstag zu besuchen, nachdem die beiden Schwestern seit Jahrzehnten nicht miteinander gesprochen haben. Mit dabei ist auch Pia's pubertierende Tochter Leonie, die sich zunehmend von ihrer Mutter entfremdet. Pia braucht diese 4wöchige Auszeit dringend, denn sie hat nicht nur Stress mit ihrer Teenagertochter sondern auch mit ihrem Exmann, der sich immer noch in ihr Leben einmischt.

Der Autorin merkt man an, dass sie das Land gut kennt,die raue Landschaft und seine Bewohner sind liebevoll beschrieben,und besonders spannend fand ich es mehr über das bäuerliche Leben in der Nachkriegszeit zu erfahren, über den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft zu lesen, die arbeitsreichen Tage im Sommer und die dunkle Zeit im Winter, in der man noch näher zusammenrückte und sich die Zeit mit Handarbeiten und Kartenspielen vertrieb.

Natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz. Ein benachbarter Pferdewirt verdreht Pia ganz schön den Kopf. Der Grund für den Beziehungsabbruch der beiden Schwestern erfährt der Leser nach und nach. Die Auflösung ist jetzt nicht wirklich eine Überraschung. Ich habe das Buch sehr genossen, auch wenn die Autorin die Charktere noch etwas besser hätte ausarbeiten können. Gefallen haben mir auch immer wieder eingestreute isländische Vokabeln. Ich konnte mich so noch besser einfühlen in die Begegnung mit einer völlig fremden Kultur und Sprache und empfand die Isländer noch authentischer.

Das Buch hat bei mir auch Urlaubserinnerungen an einen wunderschönen Islandurlaub geweckt und wird Jeden der Island noch nicht kennt neugierig machen.Ich fand die Geschichte schön erzählt, die Protagonisten sympathisch und voller Herzenswärme und möchte dieses Buch, dass mir so schöne Lesestunden bereitet hat gerne weiterempfehlen.