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Veröffentlicht am 19.07.2017

Leichte Lektüre für zwischendurch

Bea macht blau
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Manchmal muss man einfach raus, die eigene Welt hinter sich lassen und zu sich selbst finden. So geht es Bea, als ihr Mann sie für seine Affäre verlässt und ihre Tochter nach dem Abitur auszieht und ungeplant ...

Manchmal muss man einfach raus, die eigene Welt hinter sich lassen und zu sich selbst finden. So geht es Bea, als ihr Mann sie für seine Affäre verlässt und ihre Tochter nach dem Abitur auszieht und ungeplant schwanger wird. Da kann der Kopf schon mal voll werden und man sich selbst verlieren. Daher macht sich Bea auf in den Urlaub, nach San Sebastian, wo sie ihre Kindheit verbracht hat. Dort will sie ihr Leben ordnen, wieder zu ihrer Schwester finden und endlich mal durchatmen. Doch es kommt anders als man denkt: Sie ordnet nicht ihr Leben, sie kriegt gleich ein ganz Neues.

Tessa Henning sagte mir vor ihrem Roman „Bea macht blau“ noch nichts, doch die Leseprobe rief Erinnerungen an „Die Dienstagsfrauen“ von Monika Peetz hervor. Alles, was daran erinnert, kann am Ende nur gut zu lesen sein und so war es auch. Die Geschichte von Bea zieht einen direkt in den Bann, gekoppelt mit der Kurzweiligkeit des Romans habe ich gerade einmal zwei Tage für Beas Selbstfindung gebraucht.
Rein vom schreiblichen Können kann an Tessa Henning nichts ausgesetzt werden. Sie weiß, was sie kann und fesselt gekonnt den Leser mit dem spanischen Flair. Wer träumt nicht von einer Existenz in einem kleinen Dorf am Meer?

Doch auch wenn der Einstieg geschmeidig war, der Schreibstil stimmt und die Story fesselnd ist, blinken dort oben drei Sterne und nicht fünf. Woran das liegt? Am Ende. Die Kunst eines Autors ist es zum einen eine gute Idee zu haben und diese umzusetzen – das schafft Tessa Henning fabelhaft. Ihre Figuren sind durchdacht und mit Liebe zum Detail. Zumindest die Hauptakteure. Das Andere, was ein Autor können muss, ist ein Ende finden, die losen Fäden einer Geschichte verbinden und ein großes Ganzes erschaffen. Leider ist das die größte Schwachstelle in diesem Buch, denn in dem letzten Viertel wirkt es nicht mehr rund. Da ist auf einmal Xavier, Beas Flirt, der viel zu konstruiert und maßgeschneidert in die Situation passt. Auch Caro, die sowie das ganze Buch wie eine farblose Konstruktion mit jeglichen Klischees wirkt, und ihre Geschichte kriegen ein passendes Puzzlestück, was auch viel zu vorhersehbar war, als dass man diese Wendung „genießen“ könnte. Gleiches gilt für das „große Endgeheimnis“, das Bea lüftet. Ein aufmerksamer Leser dürfte den Braten schon bei Beas Ankauft in Spanien erkannt haben.

Schade, schade, schade – denn so bleibt „Bea macht blau“ eine leichte, angenehme Lektüre für zwischendurch, überwindet aber leider nicht den Punkt ein Buch mit Substanz zu werden. Trotzdem eine gute Unterhaltung mit gelungenem Schreibstil. Perfekt für den Strand oder eine Ablenkung nebenbei.

Veröffentlicht am 30.06.2017

New York - where your wildest dreams come true

Nothing Like Us
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Das dachte sich auch Lena Winter, als sie aus dem deutschen Hannover nach New York zog, um ein Praktikum im exklusivsten Hotel der Stadt zu machen. Genauso will sie ihrem Traum, Köchin und Pâttisier werden, ...

Das dachte sich auch Lena Winter, als sie aus dem deutschen Hannover nach New York zog, um ein Praktikum im exklusivsten Hotel der Stadt zu machen. Genauso will sie ihrem Traum, Köchin und Pâttisier werden, näher kommen und wo klappt sowas schon besser als in Amerika. So startet "Nothing like us" wie jeder amerikanische Traum: Beim Tellerwaschen. Denn erstmal darf Lena gar nichts machen, noch nicht einmal die Köche bei der Arbeit bewundern. Teller waschen, Wäscheschränke befüllen und Unkraut jäten - nicht gerade das, was sie sich so vorgestellt hatte. Trotzdem will sie sich vorbildlich benehmen, wenn da nicht noch der andere Praktikant wäre...

Eigentlich klang Kim Nina Ockers "Nothing like us" viel mehr nach einem dieser Erotikromane á la Calendar Girl als es eigentlich ist. Denn eigentlich gibt es nur eine explizite Szene, die sogar besser ge- und beschrieben war als viele Romane aus der kompletten Sparte. Viel mehr erwartet uns ein ein Coming-Of-Age-Roman gemischt mit Cecilia Ahern und Drama, der so richtig in keine Sparte passt. Auch die Autorin passt nicht so ganz in mein Bild, denn grundlegend scheine ich Probleme mit deutschen Jung-Autoren zu haben. Viel zu oft sind mir die Geschichten zu konstruiert, die Dialoge zu gewollt, doch Kim Nina Ocker überzeugt allein mit ihrem Schreibstil. Das Buch geht leicht von der Hand, die Kapitel fliegen nur so vor sich hin und man ertappt sich immer wieder dabei, dass "noch ein Kapitel" drin ist. Das fortwährende Bedürfnis nach "noch ein paar Seiten" kommt unter anderem durch den geschickten Einsatz des Perspektivenwechsels. In spannenden, wichtigen Momenten wechselt Ocker zwischen Sander und Lena und vermischt damit Gefühle, Geheimnisse und Gespräche, die den Leser direkt allwissend machen. Hier ist aber auch leider mein größter Kritikpunkt, der in der Identität von Sander liegt. Dank Klappentext und Sanders Sichtweise wissen wir recht schnell, dass er nicht der "andere Praktikant" ist, sondern jemand viel Wichtigeres. Doch er lässt Lena zappeln, immer und immer wieder. Chancen verstreichen, in denen er hätte was sagen können und ab der dritten, vierten verpassten Möglichkeit beginnt man instinktiv mit den Augen zu rollen. Immerhin wissen wir seit gefühlt Seite zehn wer er ist, für Lena dauert es sicherlich das halbe Buch. Wäre es nicht so gut geschrieben, hätte das ein weitaus größere Minuspunkt sein können.

Der Rest der Geschichte ist recht rund. Ein bisschen Romeo und Julia-Flair, ein bisschen Gossip Girl, ab und an etwas over the top, aber rundum eine angenehme Geschichte, die sich leicht lesen lässt. Wir müssen hier keinen neuen Dostojewski erwarten, aber eine schöne Geschichte für zwischendurch, die sich wahrlich zwischen all den neuen Ebook-Autoren, die zur Zeit förmlich aus jeder Ecke kommen, abhebt. Die Geschichte ist durchdacht, angenehm und schön zu lesen, ob es aber nun wieder ein Auftakt einer Reihe sein muss: nun ja. Nichtsdestotrotz gibt es etwas Gutes zwischen zwischen all den Cliffhangern und halb fertig geschrieben Stories: Nothing like us hat dies als nicht und kann getrost als einzelner Band stehen. Danke dafür!

Veröffentlicht am 16.09.2020

Manchmal ist weniger mehr!

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Rache, Angst und Wut – das sind gute Gründe, die einen Anspornen seine Ziele zu erreichen. Alle drei zusammen haben Faye zu der Geschäftsfrau gemacht, die sie jetzt ist. Nach dem absoluten Tiefpunkt in ...

Rache, Angst und Wut – das sind gute Gründe, die einen Anspornen seine Ziele zu erreichen. Alle drei zusammen haben Faye zu der Geschäftsfrau gemacht, die sie jetzt ist. Nach dem absoluten Tiefpunkt in ihrem Leben, in dem sie ihr Selbstwertgefühl zu einem großen Teil aufgegeben hatte, ist Faye fast dort, wo sie sein wollte. Sie hat ein florierendes Unternehmen aufgebaut und das alles vor allem nur, um ihren Exmann zu zeigen, was in ihr steckt. Dieser sitzt mittlerweile für seine Taten im Gefängnis, dank Faye. Doch nun, wo sie sich langsam wieder sicherer fühlt, holt sie die Vergangenheit wieder ein. Denn auf einmal konnte der Mann flüchten und irgendwer scheint ihr Unternehmen übernehmen zu wollen. So muss Faye wieder Grenzen überschreiten, so wie sie es eigentlich nicht mehr tun wollte.

Schon in „Golden Cage“, dem ersten Roman der Reihe, musste Faye sich ihr Leben und ihre Zukunft erkämpfen. Nun, mit „Wings of Silver“, schickt Camille Läckberg Faye wieder in den Kampf. Als das Buch auf der Erscheinungsliste erschien, hatte ich direkt gemischte Gefühle. Einerseits war das Buch so gut, dass ich mich über einen neuen Teil wirklich gefreut habe, andererseits bin ich oft der Meinung, dass ein gutes Buch auch mal alleine für sich stehen kann.

Am Ende überzeugt mich Wings of Silver vor allem, weil Camille Läckberg es geschrieben hat und sie eben weiß, wie man eine Geschichte erzählt. Das alleine macht das Buch auf jeden Fall lesenswert. Jedoch ist es leider genauso wie befürchtet: hätte das Buch wirklich sein müssen? Die Antwort ist Nein. Während im ersten Teil Fayes Geschichte überzeugend und passend erschien, ist die Flucht von Jack und die Übernahme des Geschäfts doch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Während die erste Geschichte noch Faye als die starke und über sich heraus wachsende Frau zeigte, wurde sie in Band 2 fast zu perfekt. „Alles im Griff“ und über den Dingen, was ihr leider an noch mehr Sympathie an sich nahm.

Trotz allem ist Wings Of Silver für die Fans von Golden Cage ein gutes und spannendes Buch, das jedoch nicht zwingend hätte geschrieben werden müssen. Leider sagt mir der letzte Absatz auch, dass wir mit ziemlicher Sicherheit einen dritten Band kriegen werden. Manchmal ist eben weniger mehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2019

Zu wenig Tiefgang

Immer kommt mir das Leben dazwischen
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Karl ist das durchschnittliche Kind zweier extremst begabter Akademiker. Karl ist aber gerade mal 13 und hat weder sich selbst noch seinen Platz im Leben gefunden. Als ihm seit toter Opa im Traum begegnet ...

Karl ist das durchschnittliche Kind zweier extremst begabter Akademiker. Karl ist aber gerade mal 13 und hat weder sich selbst noch seinen Platz im Leben gefunden. Als ihm seit toter Opa im Traum begegnet und ihm rät eine Youtube-Karriere zu starten als auch seiner Oma zu helfen, ist er begeistert und macht sich so gleich an die Arbeit.
Mit „Immer kommt mir das Leben dazwischen“ hat Katrin Schrocke einen witzigen Jugendroman für zwischendurch geschrieben. Karl ist ein angenehmer, wenn auch etwas blasser Charakter, der durch sein junges Alter teils gewollt teils ungewollt komisch rüberkommt und von seinem Leben mit hochbegabten Eltern, Liebesproblemen und einer pubertären Identitätskrise. Das Buch ist mit seinen 192 Seiten fix gelesen und passt perfekt an einen Sommerabend. Leider ist das auch eins der größten Probleme des Romans. Das Buch ist so fix gelesen, dass man zu Karl oder den anderen Figuren kaum eine Beziehung eingehen kann. Die Geschichte rund um die Oma, die ausziehen will und die Youtube-Karriere sind so mager, dass es kaum wahrnehmbare Entwicklungen gibt, die nicht vorhersehbar waren.
Natürlich ist „Immer kommt mir das Leben dazwischen“ ein Jugendbuchroman ab 12 Jahre, so dass man sicherlich nicht vom neuen Kafka ausgehen kann. Doch trotzdem hätte ein bisschen Tiefgang, ein bisschen mehr Witz, ein bisschen mehr von allem dem Buch gut getan.
Nichtsdestotrotz ist Immer kommt mir das Leben dazwischen witzig, humorvoll und dadurch perfekt für zwischendurch. Schnell gelesen, kleine Schmunzler und eine Oma zum Liebhaben.

Veröffentlicht am 28.06.2019

Der schmale Grad der Selbstjustiz

Golden Cage. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 1)
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Als ich Golden Cage als Hörbuch anfing, hatte ich keinerlei Hintergrundinfos und auch keine Vorstellungen. Die Idee eine Geschichte quasi mit dem Ende beginnen zu lassen und dann ganz langsam Fayes Geschichte ...

Als ich Golden Cage als Hörbuch anfing, hatte ich keinerlei Hintergrundinfos und auch keine Vorstellungen. Die Idee eine Geschichte quasi mit dem Ende beginnen zu lassen und dann ganz langsam Fayes Geschichte zu hören, fand ich gut gewählt. Prinzipiell schreibt Camilla Läckberg mit Golden Cage keine neue Geschichte. Faye und Jack sind DAS Traumpaar, jung und erfolgreich. Bis Jack die Beziehung beendet und er gefährlich zu werden scheint, da er aus Arroganz und übersteigertem Selbstwertgefühl Faye gänzlich aus seinem Leben ausschließt und ihr sowohl kein Geld als auch kein bisschen Wertschätzung für die Jahre entgegen bringt.

Also sucht Faye nach der Möglichkeit sich zu rächen und findet diese auch. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich über den Wandel des Buches doch sehr überrascht bin. Sicherlich wurde die Protagonistin gedemütigt und vorgeführt und auch den Weg es ihrem Examen heim zu zahlen, kann ich vollkommen nachvollziehen. Doch den Weg den Faye gegen Ende einschlägt, macht für mich das Buch etwas seltsam. Zumal ich dahingehend dann auch nicht mehr den Untertitel verstehen mag und kann.

[ Denn Rache ist das Eine. Aber Läckberg schildert Faye zum Einen als toughe Frau, die einfach nur so blöd war blind vor Liebe zu sein und sich vollkommen in ihrer Beziehung und Liebe zu ihrem Mann zu verlieren. Zum Anderen ist Faye aber auch eins: Eine eiskalte Mörderin. Während ich vielleicht den Mord an ihrem Vater noch erklären kann und die Beweggründe dahingehend - vor allem mit dem Ende des Buches verstehen kann - so empfinde ich die Lösung sich ihres Exfreundes zu entledigen, als auch das Ende der Rache an Jack als so übertrieben, dass ich das Buch fast unterbrochen hätte.

Ich bin sicherlich nicht kleinlich, aber mit Selbstjustiz auf solchen Ebenen, auch wenn sie vielleicht gerechtfertigt ist, habe ich meine Probleme.
Trotzdem habe ich das Buch sehr schnell durchgehört und fühlte mich gut unterhalten.