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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.02.2020

Total dysfunktionale Familie

Je tiefer das Wasser
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Nachdem ihre Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat und in der Psychiatrie landet, müssen die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York ziehen. Dennis hat die Familie vor ...

Nachdem ihre Mutter einen Selbstmordversuch begangen hat und in der Psychiatrie landet, müssen die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater Dennis nach New York ziehen. Dennis hat die Familie vor 10 Jahren verlassen, was die 16jährige Edie ihm nicht verzeihen kann. Die zwei Jahre jüngere Mae hingegen ist begeistert davon, die Kleinstadt in Louisiana hinter sich zu lassen und zu ihrem Vater ins aufregende New York zu ziehen. Sie tut alles, um ihrem Vater zu gefallen, ist eifersüchtig auf alles und jeden, was teilweise krankhafte Züge annimmt.
Das Buch ist das reinste Puzzle von Momentaufnahmen. In kurzen Kapiteln erzählen die einzelnen Personen ihre Sicht der Ereignisse. Es ist nicht klar, inwiefern die Schilderungen den Tatsachen entsprechen, denn manches erscheint sehr widersprüchlich. Es fiel mir sehr schwer, mich auf die Personen einzulassen, denn alle sind auf irgendeine Weise gestört. Das beginnt schon bei der Mutter, die unter anderem von Mae verlangt, nächtelang mit ihr durch den Wald zu streifen. Es scheint, als ob sie Mae als Erweiterung ihrer selbst ansieht, und – wie sich später herausstellt – hinterlässt dies bei Mae tiefgreifende Spuren. Der erfolgreiche Schriftsteller Dennis, der zunächst als liebevoller Vater beschrieben wird, entpuppt sich als Egomane, dem das Schreiben wichtiger ist als alles andere. Edies größter Wunsch ist es, so schnell wie möglich nach Louisiana zurückzukehren, um in der Nähe der Mutter und ihrer Freunde zu sein. Sie verlässt New York überstürzt, doch als sie in ihren Heimatort zurückkehrt, ist nichts mehr so, wie es war.
Ich weiß wirklich nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Einerseits ist es durchaus spannend, es entwickelt einen Sog und man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Andererseits verhalten sich die Personen so krankhaft und gestört, dass es mir oft schwerfiel weiterzulesen. Das offene Ende empfand ich als unbefriedigend, da man nicht weiß, ob sich das Schicksal der Hauptpersonen zum Guten wendet oder das kranke Spiel von vorne beginnt.

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Veröffentlicht am 30.01.2020

Ein alter Fall

Cold Case - Das verschwundene Mädchen
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Der Krimi beginnt mit einer albtraumhaften Szene. Eine Frau wird in ihrem Haus überfallen. Sie schafft es zwar zu fliehen, wird aber vom Täter eingeholt und am nächsten Morgen tot am Strand aufgefunden.
Das ...

Der Krimi beginnt mit einer albtraumhaften Szene. Eine Frau wird in ihrem Haus überfallen. Sie schafft es zwar zu fliehen, wird aber vom Täter eingeholt und am nächsten Morgen tot am Strand aufgefunden.
Das Ermittlerteam vor Ort findet bald Parallelen zu anderen Vergewaltigungs- und Todesfällen. Außerdem beschäftigen sie sich mit einem 16 Jahre zurückliegenden Fall, bei dem die Schülerin Annika nach einer Feier spurlos verschwand. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Doch es gibt Genspuren, die darauf hinweisen, dass die Fälle etwas miteinander zu tun haben könnten. Seltsamerweise hält eine Zeugin von damals, die den mutmaßlichen Täter gesehen hat, ihre Aussage zurück. Warum, war mit bis zum Schluss nicht ganz klar.
Die zu Beginn aufgebaute Spannung flaut im Laufe des Buchs immer mehr ab. Der Leser erfährt viel über das Privatleben der Ermittlerinnen und erhält eine Fülle anderer, für die Fälle vollkommen unerhebliche Informationen. Ein alkoholkranker Ex-Freund von Annika kann sich, nachdem er sich auf die Nacht ihres Verschwindens konzentriert, plötzlich an Einzelheiten erinnern und Annikas Mutter kommt nach 16 Jahren auf die Idee, das Zimmer ihrer Tochter genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie haarsträubend ist das denn?
Die Auflösung lässt vieles an Fragen offen. Ich hatte mir von diesem „Thriller“ sehr viel mehr erwartet und bin einigermaßen enttäuscht.

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Veröffentlicht am 03.07.2019

Langatmig statt spannend

Die Frau aus Oslo
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Turid, eine alte Frau in Stockholm, entdeckt in der Zeitung die Abbildung eines Armbands, das bei einer Auktion verkauft werden soll. Sie erkennt, dass es sich um das verschwundene Armband ihrer während ...

Turid, eine alte Frau in Stockholm, entdeckt in der Zeitung die Abbildung eines Armbands, das bei einer Auktion verkauft werden soll. Sie erkennt, dass es sich um das verschwundene Armband ihrer während des Kriegs ermordeten Mutter handelt und nimmt Kontakt zum Auktionshaus auf.
Ich war gespannt darauf, wie die alte Dame vorgehen wird und ob sie Erfolg damit hat, das Armband zurückzubekommen.
Aber damit endet dieser Strang der Geschichte erst einmal und der Leser wird in das Jahr 1942 zurückversetzt, als Turids Mutter Ase noch lebte und im Widerstand gegen die Nazis arbeitet. Auch ihr Ehemann Gerhard und ihre jüdische Freundin Ester sind im Widerstand aktiv. Dann wird Ase brutal ermordet und Esters Familie von den Nazis deportiert. Ester selbst geht ins Exil nach Schweden.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 1967 und wir erfahren, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Die ganze Geschichte ist unglaublich langatmig und es kommt nur sporadisch Spannung auf. Das Hin und Her zwischen den einzelnen Zeitebenen ist äußerst ermüdend und der Leser muss sich durch viele Seiten lesen, bis endlich offengelegt wird, wer denn nun Ase damals ermordet hat. Eine wirkliche Überraschung ist es nicht.
Was mich an diesem als „bester Krimi Norwegens 2015“ angepriesenen Buch aber am meisten gestört hat, sind die unzähligen Wegbeschreibungen und Ortsnamen, die mir den Eindruck vermittelt haben, in einem Handbuch für angehende Taxifahrer in Oslo zu lesen. Ich hatte mir einen spannenden skandinavischen Krimi versprochen, wurde aber leider sehr enttäuscht.

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Veröffentlicht am 30.01.2019

Verwirrspiel

Wer ist Michael Swann?
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Die Leseprobe weckt hohe Erwartungen. In der New Yorker Penn Station wurde ein Bombenanschlag verübt und alles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Täter um Michael Swann, einen bisher unbescholtenen ...

Die Leseprobe weckt hohe Erwartungen. In der New Yorker Penn Station wurde ein Bombenanschlag verübt und alles deutet darauf hin, dass es sich bei dem Täter um Michael Swann, einen bisher unbescholtenen Bürger, handelt. Beweise gibt es zunächst keine außer einem verschwommenen Überwachungsvideo, trotzdem wird Michael über Rundfunk und Fernsehen gesucht. Seine Frau Julia ist panisch. Welche Motive sollte Michael gehabt haben, so etwas zu tun?
Laut Klappentext schickt Michael Julia eine SMS – eine völlig irreführende Information, denn eine solche SMS wird nie verschickt. Zu allem Überfluss verrät der kurze Klappentext viel zu viel vom Geschehen. Nach über 200 Seiten Lektüre weiß man immer noch nicht viel mehr als das, was der Klappentext bereits verraten hat.
Das Buch beginnt ausgesprochen spannend. Man fiebert mit Julia mit, die versucht, ihren Mann zu finden, doch da beginnen dann bereits die Ungereimtheiten. Obwohl nach dem Anschlag totales Chaos herrscht, bekommt Julia, die von ihrem Vorort im Auto unterwegs in die City ist, Geleit durch einen (gesperrten) Tunnel. Später, als sie zuhause Besuch von Beamten der Homeland Security bekommt, versucht sie zu fliehen und es gelingt ihr, obwohl den Beamten ihr Fluchtversuch keineswegs verborgen bleibt. Die Auflösung erhält man dann ganz zum Schluss, und diese ist so absurd, dass ich mich richtig geärgert habe, so viel Zeit auf dieses Buch verschwendet zu haben. Ein weiterer Minuspunkt ist die teilweise sehr holprige Übersetzung, die möglicherweise der Tatsache geschuldet ist, dass es sich bei dem von mir gelesenen Manuskript um eine unkorrigierte Version gehandelt haben mag. Alles in allem möchte ich dieses Buch trotz einiger spannender Kapitel niemandem empfehlen, der Wert auf eine einigermaßen realistische Story legt.

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Veröffentlicht am 28.12.2018

Eine Liebe in schwierigen Zeiten

Der englische Liebhaber
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„Der englische Liebhaber“ spielt in Münster kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs. Die junge Anna findet einen Job als Dolmetscherin bei der englischen Besatzungsmacht. Dabei lernt sie den britischen Offizier ...

„Der englische Liebhaber“ spielt in Münster kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs. Die junge Anna findet einen Job als Dolmetscherin bei der englischen Besatzungsmacht. Dabei lernt sie den britischen Offizier Jeremy kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Ihre Zuneigung zueinander müssen sie verbergen, denn eine Liaison zwischen einer Deutschen und einem Engländer wird auf keiner der beiden Seiten gern gesehen. Anna wird schwanger, doch Jeremy, der ohnehin in England Frau und Kind hat, ist plötzlich verschwunden und Anna muss ihr Kind alleine großziehen. Die Tochter Charlotte leidet darunter, vaterlos aufzuwachsen und wird in der Schule gehänselt. Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter ist nie gut.
Erst als die Mutter stirbt, entdeckt sie in deren Wohnung alte Aufzeichnungen und Briefe, aus denen sie das Leben der Mutter rekonstruiert und mehr Verständnis für sie aufbringt.
Was ich an dem Buch interessant fand, war die Beschreibung der Nachkriegszeit. Deutschland war zu dieser Zeit bitter arm, kaum vorstellbar in diesen Zeiten des Überflusses. Was mir allerdings gar nicht gefallen hat, war das Fehlen jeglicher Emotionen. Wenn Anna und Jeremy beieinander sind, erfährt man mehr über die Witterungsverhältnisse als über ihre Gefühle. Insofern hat mich dieses Buch nicht erreicht und ich habe es enttäuscht weggelegt.