Profilbild von JosefineS

JosefineS

Lesejury Star
offline

JosefineS ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JosefineS über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2019

Boltons Herzensprojekt mit leichtem Stilbruch

Der Schatten des Bösen
0

Der ehemalige Sargtischler Larry Glassbrook wird beerdigt. Er gestand, vor 30 Jahren in Lancashire, mehrere Jugendliche entführt und lebendig begraben zu haben. Der größte Fall in Florence Loveladys Karriere, ...

Der ehemalige Sargtischler Larry Glassbrook wird beerdigt. Er gestand, vor 30 Jahren in Lancashire, mehrere Jugendliche entführt und lebendig begraben zu haben. Der größte Fall in Florence Loveladys Karriere, denn sie brachte den Mörder hinter Gittern. Zu Larrys Beerdigung kehrt sie in die Stadt der damaligen Geschehnisse zurück, doch sie kann danach nicht mehr abreisen. Am verlassenen Haus der Glassbrooks macht sie eine Entdeckung, die sie in Angst und Schrecken versetzt. Was hat das zu bedeuten? Waren Lancashires Kinder doch nie sicher oder schweben Florence und ihr Sohn Ben sogar selbst in lang ungeahnter Gefahr?
Sharon Bolton ist eine bekannte englische Krimi- und Thriller Autorin. Sie stammt selbst aus Lancashire und wollte schon immer ein Buch über Hexen schreiben. Besser gesagt „…ein Buch über Frauen (wie sie selbst) aus dem Norden, die aus der Masse der Menschen herausstechen und die von den selben Menschen dafür bestraft werden.“ Genau diesen Umstand merkt man dem Buch ganz deutlich an. Sharon Bolton ist bekannt für ihre atmosphärisch geladenen Thriller, die zumeist eine Mischung aus englischer Hochmoorebene, abgeschiedenen Dörfern und dem Einfluss von Okkultismus sind. In diesem Buch ist allerdings etwas anders. Im 2. Teil geht es erst einmal um die Ereignisse von vor 30 Jahren. Der Fall um die drei vermissten Teenager 1969, die Suche und die späteren Ermittlungen werden sehr detailliert und ausführlich geschildert. Der Mordfall wird auch als solcher behandelt, der Okkulte Einfluss, der Glaube an Hexen und die alte Geschichte um die Hexenverbrennung der Frauen von Pendel tauchen erst später im Buch auf. Entgegengesetzt ihrem sonstigen Stil gibt sich Bolton diesmal ganz der Magie hin und lässt ihre Protagonistin Florence nicht nur an diese glauben, sie lässt sie sogar selber Zauber wirken. Natürlich kein Hokuspokus mit Hut, Besen und schwarzer Katze, sondern eine Art Schutzzauber und ähnliches. Mich hat dieses Abweichen von ihrem Schema sehr missmutig gestimmt, weil ich die Intension dahinter nicht verstehen konnte. Das Begleitwort der Autorin, welches leider erst am Ende des Buches auftauchte, konnte mich jedoch über den Grund für diesen Stilbruch aufklären und ließ die Geschichte nun in einem anderen Licht wirken. Jedoch gab es auch andere Details, die ich unrund fand. Der wirklich sehr lange 2.Teil, mit dem (meiner Meinung nach) zu ausführlichen Rückblick, der eher wie ein Seitenfüller, als wirklich zwingend notwendig wirkte. Einige Einzelheiten, die nach Auflösung leider immer noch unklar oder unlogisch waren. Man hatte nach dem Ende das Gefühl, dass hier und da um den Kern der Story nur grob an gebastelt wurde um es etwas passend zu machen, ganz schlüssig ging das Ende leider nicht auf. Zu guter Letzt der Showdown, der zwar überraschend und erfrischend anders ausfiel aber in sich einfach kühlen Pragmatismus statt Atmosphäre ausstrahlte. Ein durchaus interessantes Buch, welches Dank dem mitreißenden Schreibstil der Autorin trotz längen, nicht an Spannung verliert. Doch Bolton kann mehr und das hat sie diesmal nicht unter Beweis gestellt. Es gibt deutlich stärkere Werke von ihr. Trotzdem muss ich gestehen, nach dem ich von ihrer eigenen Verbundenheit mit der Stadt und ihrem Aufwachsen mit all diesen Sagen wusste, stimmte mich dieses Wissen mit dem Verlauf Story und ihrem „Stilbruch“ etwas milder. Ein kleines, Spoiler freies Vorwort hätte mich Florence und ihre Entscheidungen vielleicht gleich im rechten Licht sehen lassen.
Fazit: eher eines von Sharon Boltons mittelmäßigeren Büchern. Atmosphärisch hat sie hier nicht alles gegeben. Doch noch nie war eine tiefe Verbundenheit mit dem Handlungsort und der Protagonistin so präsent.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Wenn das böse keine Fiktion mehr ist…

Wir haben schon immer im Schloss gelebt
0

Merricat, ihre Schwester Constance und ihr Onkel Julian leben am Rande eines Dorfes, im Schloss der Familie Blackwood. Alle anderen Familienmitglieder sind tot, sie wurden vergiftet. Merricat liebt die ...

Merricat, ihre Schwester Constance und ihr Onkel Julian leben am Rande eines Dorfes, im Schloss der Familie Blackwood. Alle anderen Familienmitglieder sind tot, sie wurden vergiftet. Merricat liebt die Ruhe und Abgeschiedenheit im Schloss, doch seit Constance freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt und besonders die Dorfbewohner ihnen keine Ruhe mehr. Zusätzlich wird die Einsamkeit der drei, durch das Auftauchen von Cousin Charles, empfindlich gestört. Auf Charles Weg, sich nicht nur Constance, sondern auch der Besitztümer der Blackwoods zu bemächtigen, eskaliert die Stimmung und endet verheerend.
Shirley Jackson war US-amerikanische Schriftstellerin, die vor allem durch Horrorromane und -geschichten bekannt wurde. Wie auch in anderen Romanen beinhaltet „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ Aspekte und Erfahrungen aus Jacksons privatem Leben, die sie versucht hat so zu thematisieren. Sie verarbeitet scheinbar in diesem Werk, die ihr und ihrem Mann widerfahrenen Antisemitischen und Antiintellektuellen Konfrontationen. Ein weiterer, wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist das Thema Angststörungen, eine für Jackson nicht unbekannte, ernstzunehmende Erkrankung. Sie erschafft in diesem Werk eine sehr befremdliche Atmosphäre, fügt dem Ganzen eine böse Komponente bei und verdeutlicht die Auswirkungen und Konsequenzen von Gruppenhass und dessen Dynamik. Die Abschottung der Familie um sich all dem zu entziehen und die daraus resultierende Steigerung des Hasses, bis zur völligen Entgleisung. Sie setzt diesen negativen Emotionen aber bedingungslose, zum Teil unergründliche Liebe und Hingabe der beiden Schwestern entgegen. Wir erleben durchweg die Geschichte aus Merricats Perspektive, die zum Handlungszeitpunkt zwar schon das 18. Lebensjahr erreicht hat, sich aber in ihrer geistigen Entwicklung zum Teil deutlich in Verzögerung befindet. Durch Jacksons Erzählweise wirkt sie in manchen Momenten sogar noch sehr kindlich. Meine Vorstellung von der Richtung, in die diese Geschichte laufen könnte war eigentlich eine ganz klare. Für mich war das ungeklärte Verbrechen und der Giftmord an der Familie Blackwood von großem Interesse und ich dachte diesem wird im Laufe der Story das Hauptaugenmerk beigemessen. Tatsächlich war es für Jackson aber lediglich ein Stilelement welches als Böse Komponente fungierte und im Verlauf eher an Bedeutung verlor. Die Schilderungen der Autorin waren durchweg Interessant und sogar schockierend, gerade in Bezug auf die Dorfbewohner und deren Verhalten. Sprachlich und vom Schreibstil war es schon eine Herausforderung, da man der Geschichte aufmerksam Folgen musste um auch die besondere Beziehung der Familienmitglieder spüren und ansatzweise nachvollziehen zu können. Den Gesprächen der vier zu lauschen, war zum Teil etwas anstrengend, da Merricats kindliche Art, Onkel Julians gesundheitlicher Zustand und Constance Einigelung die Konversationen doch recht wirr wirken ließen. Alles in allem, wenn man sich auf die Kernaussage des Buches einlässt und nicht auf eine Geistergeschichte/ Kriminalfall und dessen Lösung wartet, ein sehr gelungenes Werk. In seiner weitreichenden Tiefsinnigkeit, ein Buch dessen Fokus nicht gleich offensichtlich ist, welches man aber selbst nach dem lesen nicht so leicht vergisst.
Fazit: Ein Romanklassiker, welcher mehr durch seine Aussage, als Horrorelemente besticht, denn hier ist die wirklich böse Kraft kein erdachtes Gespenst, sondern der Mensch an sich und sein handeln.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Eine Leiche fehlt…

Der Totschreiber
0

Durch ein Quäntchen Glück im Unglück wird die Frau gefunden, die in den Köpfen der Ermittler schon als das 15. Opfer eines nicht identifizierten Killers galt. Ein Mörder der seit Jahren völlig unbehelligt ...

Durch ein Quäntchen Glück im Unglück wird die Frau gefunden, die in den Köpfen der Ermittler schon als das 15. Opfer eines nicht identifizierten Killers galt. Ein Mörder der seit Jahren völlig unbehelligt Frauen tötet und den Beamten jedes Jahr einen höhnischen Brief über sein Opfer schickt. 14 Briefe gibt es, doch es werden bald nur 13 Leichen gefunden. Detektiv Inspektor Will Turner ist überzeugt das mehr dahinter steckt als alle zunächst glauben wollen. Es scheint mit dem Fund der Leichen noch lange nicht vorbei zu sein. Zudem hat er sein ganz eigenes Geheimnis, ihn treibt nicht nur berufliches Interesse zur Jagd auf den Mörder. Als im Laufe der Ermittlungen dann der Hinterbliebene, eines der Opfer, plötzlich merkwürdige Frage stellt, spitzen sich die Ereignisse zu. DI Turner kommt einer schrecklichen Geschichte auf die Spur, die sich anhand der 14 Briefe nicht einmal erahnen lässt.
Der Totschreiber ist der nun mehr 10. Thriller aus der Feder des britischen Kriminalautoren Steve Mosby. Er schreibt aber nicht einfach Geschichten, er baut sie aus einem Setzkasten von Informationen zusammen und lässt dem Leser zu Beginn nur einzelne Bausteine. Niemand weiß wo die Reise hingeht, da sich das gesamte „Bauwerk“ nicht einmal erahnen lässt. Das Buch ist am Anfang eine interessante aber wenig spannungsgeladene Geschichte. Es gibt eine Handvoll Personen, denen Mosby in ihren perspektiven Platz einräumt, Fragmente der Story zu erzählen. Was zu Beginn noch recht unzusammenhängend wirkt verdichtet sich immer mehr zu einem großen Ganzen. Er streut in den ersten 200 Seiten Details und Hintergrundinformationen die zwar nebensächlich erscheinen, doch werden sie im Laufe der Geschichte so geschickt zusammengebaut, dass alles plötzlich und wie von Geisterhand Sinn ergibt. Ich war begeistert wie er ganz subtil Informationen in den Text einbaut, ab einer bestimmten Stelle der Geschichte meinen Blickwinkel ändert und sich plötzlich alles zusammen fügte. Das ist Mobys Stil und er beherrscht ihn Gänsehautverdächtig gut. Seine Figuren sind gut erdacht und bekommen genug Platz in der Story um sich als Charakter darzustellen und nicht flach zu wirken. Manchmal sind sie etwas Klischee behaftet aber das macht sie für mich nur um so menschlicher. Wer es schafft die erste Hälfte des Buches aufmerksam seiner, mit doch recht vielen Personen und Perspektiven gespickten, detailreichen Geschichte zu folgen wird am Ende durchaus mehr als belohnt. Steve Mosby beweist auch in seinem neusten Buch das er ein Meister der Details ist, welche er gekonnt einbringt und erst zur passenden Zeit ihre wahre Bedeutung offenbart. Der Totschreiber schäumt die erste Hälfte des Buches nicht vor Spannung über, setzt aber in der zweiten Hälfte mit einer gewaltigen Wendung zu einem großartigen Showdown an und hat am Ende, mich als Leser sehr tief berührt.
Ein Buch das es zu lesen lohnt, weil es keinen 0815 Story Verlauf hat, mit klugen und Charmanten Ermittlern, einem verschlagenen Bösewicht, spannender Wendung aufwarten kann und trotz einiger anfänglicher Längen, ein spitzen Ende zu bieten hat. Das war sicher nicht der Letzte Mosby den ich lese.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Eine Hamburg Trip mit Folgen…

Das Haus der Mädchen
0

Leni Fontane will nach ihrem Studium, als Lektorin arbeiten und verlässt ihr ländliches Leben um bei einem Hamburger Verlag ein Praktikum zu absolvieren. Schon bei ihrer Ankunft, in ihrem vorrübergehenden ...

Leni Fontane will nach ihrem Studium, als Lektorin arbeiten und verlässt ihr ländliches Leben um bei einem Hamburger Verlag ein Praktikum zu absolvieren. Schon bei ihrer Ankunft, in ihrem vorrübergehenden Zuhause wird die eher schüchterne Leni mit dem Großstadtleben konfrontiert und lernt, in einem sehr couragierten „Rettungsversuch“ Vivien kennen. Zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Leni ist eher der introvertierte, ruhig, besonnene Bücherwurm und Vivien die extrovertierte Schönheit auf der Suche nach einem Millionär, im Hamburger Nachtleben. Das hält die beiden aber nicht davon ab sich anzufreunden, obwohl keine von beiden so recht in das Leben der anderen zu passen scheint. Als Vivien nach kurzer Zeit verschwindet und ihre plötzliche „Abreise“ einige Ungereimtheiten zurücklässt wird Leni stutzig. Sie steckt jedoch nicht den Kopf in den Sand, sondern ist fest entschlossen ihre neue Freundin zu finden. Die Abgründe denen sie dabei auf die Spur kommt, sind fürchterlicher als sie es sich hätte jemals vorstellen können.
Das Haus der Mädchen beginnt schon auf den ersten 7 Seiten recht düster, bedrohlich und auch tödlich. Am Anfang des Buches (ca. die ersten 100 Seiten) gibt es etwas Lesestoff um die Basis der Geschichte zu bilden und den Leser für den Showdown vorzubereiten was es zwar an sich interessant macht aber nicht gerade vor Spannung überkochen lässt. Immer wieder zwischendurch entführt er den Leser kurz an einen Schauplatz an dem keiner von uns aufwachen möchte. Diese wiederkehrenden Sequenzen erhalten die Spannung dann doch etwas bis im späteren Verlauf des Buches die ganze Story an Fahrt auf nimmt. Er schafft mit seiner sehr bildlichen Sprache eine Schaurige Atmosphäre und lässt den Leser die Verzweiflung und Angst des Opfers deutlich spüren. Die kalte, feuchte und beängstigende Umgebung ist förmlich zum Greifen nah. Er schafft es auch seinen Charakteren dank ihrer ganz eigenen Vorgeschichte, tiefe zu verleihen und sie mit unverwechselbaren Wesenszügen und Charaktereigenschaften auszustatten. Ich persönlich mochte die eher schwach anmutende Protagonistin die sich aufmacht ihre Freundin zu finden und dabei so manche Ängste überwinden muss um am Ende dem Bösen näher zu kommen als sie es überhaupt vorhatte. Auch der alles andere als perfekte Weggefährte den ihr Andreas Winkelmann an die Seite stellt, hat mir sehr gut gefallen. Wie die beiden aufeinandertreffen, keiner weiß ob er dem anderen trauen kann aber sie beschließen dem ganzen gemeinsam auf dem Grund zu gehen, war, in meinen Augen sehr gelungen. Da sich die Szenen, Charaktere und Schauplätze ständig abwechseln ist immer Bewegung in der Story und es kommt keine Langeweile auf beim Lesen. Ich durfte bis zum Schluss im Verwirrspiel um den Täter mit rätseln und war kurz vor der Auflösung tatsächlich noch dem falschen auf den Fersen gewesen. Leider wurde ein Detail zu früh gelüftet, das hätte ich an späterer Stelle besser platziert gefunden. Das Motiv des Täters lies mich etwas unglücklich zurück da auch der Showdown für mein Empfinden etwas zu kurz kam. Insgesamt konnte dies aber das Lesevergnügen nicht trüben. Sein Schreibstil war wieder sehr flüssig, bildlich, abwechslungsreich und gut zu lesen. Ich hoffe aber dass vor der 2. Auflage nochmal wer über den Text schaut, da sich einige Rechtschreibfehler, falsche Wörter und sogar ein Fehler eingeschlichen haben.
Für alle Fans von Andreas Winkelmann ist auch das Haus der Mädchen ein muss aber für alle, die ihre Thriller gern mörderisch, ihre Schauplätze gern gruselig, ihre Protagonisten nicht 0815 oder die Antagonisten hinterhältig böse mögen ist dieses Buch eine gute Wahl.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Vom bösen, kleinen Mädchen

Das Böse in deinen Augen
1

Über Ellie Atkinson gibt es in Gaunt jede Menge seltsame Gerüchte. Das unscheinbare und stille Mädchen würde gefährlich werden, wenn es jemand wütend macht, so heißt es. Als Imogen Reid den Fall der 11-jährigen ...

Über Ellie Atkinson gibt es in Gaunt jede Menge seltsame Gerüchte. Das unscheinbare und stille Mädchen würde gefährlich werden, wenn es jemand wütend macht, so heißt es. Als Imogen Reid den Fall der 11-jährigen übernimmt, weigert sie sich jenen Gerüchten Glauben zu schenken. Sie möchte dem, nach einer Familientragödie, zu tiefst verstörten Mädchen helfen. Doch je mehr sie Ellie kennen lernt desto seltsamer wirkt das Mädchen auf Imogen. Als ihr plötzlich mysteriöse Dinge zustoßen und sich die Vorfälle um Ellie häufen, muss Imogen sich fragen ob es eine gute Idee war dem Mädchen zu vertrauen.
Das Böse in deinen Augen ist nun mehr der dritte Psychothriller, der in Shropshire, England lebenden Autorin Jenny Blackhurst. Ihr aktuelles Buch spielt, wie auch deren Vorgänger wieder aktiv mit der Psyche des Lesers. Es ist ein schwanken und taumeln, zwischen Gefühlen für die Protagonisten, Beschützer Instinkten und auch der Angst wem man wirklich glauben kann. Denn von Anfang an ist nicht ganz klar ob Ellie wirklich Böse ist, ihr nur übel mitgespielt wird oder man gar die Zeichen falsch deutet. Zusammen mit Imogen versucht der Leser Licht ins Dunkel der merkwürdigen Vorkommnisse zu bringen und ist oft selbst nicht sicher welchen Aussagen man glauben schenken kann. Doch nicht nur Ellie macht eine schwere Zeit durch, Imogen selbst kämpft immer wieder mit den Geistern ihrer Vergangenheit, die sie noch lange nicht überwunden hat und sie wieder einzuholen drohen. Jenny Blackhurst hat einen sehr flüssig zu lesenden Schreibstil, bei dem es einem leicht fällt sich von der Story mit reißen zu lassen.
Mir hat leider etwas die Spannung oder besser gesagt die erhoffte Düsternis gefehlt. Somit konnte Das Böse in deinen Augen nicht ganz mit seinen Vorgängern (Die Stille Kammer/ Das Mädchen im Dunkeln) mithalten. Der Autorin ist es diesmal nicht so gut gelungen mich in ihre Welt zu entführen, zu schocken oder gar ratlos zurück zu lassen. Das könnte aber durch aus an meiner Antipathie gegenüber Imogen liegen, da ich es das ganze Buch über nicht geschafft habe mit ihr als Charakter warm zu werden. Mir waren ihre persönlichen Belange zu viel und ihre Entscheidungen unsympathisch und für meinen Geschmack wurde dafür zu viel Platz eingeräumt.
Für Blackhurst Fans und alle die gern über psychische Abgründe und den Ausgang der Story rätseln, sich auch nicht an persönlichen Dramen der Protagonistin stören ist das Buch in meinen Augen eine gute Investition.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Geschichte