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Veröffentlicht am 19.07.2019

Rockstar trifft auf schüchterne Nanny

My Perfect Ruin
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In „My perfect Ruin“ erzählt Cherrie Lynn die Geschichte des geschiedenen Rockmusikers Elijah, Eli, der seine zwei Söhne über den Sommer mit auf Tournee nehmen möchte. Doch seine Ex gibt sie ihm nur im ...

In „My perfect Ruin“ erzählt Cherrie Lynn die Geschichte des geschiedenen Rockmusikers Elijah, Eli, der seine zwei Söhne über den Sommer mit auf Tournee nehmen möchte. Doch seine Ex gibt sie ihm nur im Paket mit Nanny Iris mit, die mit der ganzen Rockszene im Allgemeinen und Männern im Speziellen nichts zu tun haben will. Nun wird sie für zwei Monate mit einem wütenden Musiker in einen Tourbus gesperrt... das kann doch nur schief gehen?

Die Geschichte wird aus der dritten Perspektive erzählt, wobei abwechselnd Iris und Eli in den Fokus gerückt werden, sodass man deren Ansichten, Gedanken und Gefühle näher ausgeführt bekommt. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen, hat jetzt aber nichts sonderlich Aufregendes an sich.

Die Grundidee der Geschichte fand ich super, da hier mal ein Musiker im Mittelpunkt steht, der sich die Hörner schon abgestoßen hat, zur Ruhe gekommen ist und Kinder hat. Das fand ich eine interessante Perspektive. Auch der Gegensatz zwischen Rocker und der streng gläubig aufgewachsenen Iris ist klasse und hätte durchaus Potenzial. Ich sage „hätte“, weil das Potenzial, meiner Meinung nach, nicht ausgeschöpft wurde. Iris gibt bei allem nach, wehrt sich nie und klammert sich an irgendwelche Überzeugungen, die nicht einmal ihre eigenen sind. Mich hätte hier nun wirklich interessiert, wie sie sich weiterentwickelt und verändert, doch das geschieht nicht. Stattdessen werden die immer gleichen Sorgen gebetsmühlenartig wiederholt und durchgekaut, bis einzig eine fade Pampe übrig bleibt und ich mir das Ende herbei gesehnt habe.

Iris‘ Verhaltensweisen konnte ich irgendwann einfach nicht mehr nachvollziehen und sie kamen mir völlig überzogen vor und dazu noch das ständige Geheule. Wenn sie nicht miteinander geschlafen haben, hat sie geheult oder mal wieder die gleichen Gedanken gedacht...

Eli hingegen fand ich ganz vernünftig und wirklich süß. Ihn mochte ich von allen Charakteren am liebsten. Es ist beeindruckend, wie er sich mit den ganzen verrückten Frauen rumschlägt und dabei noch Zeit für seine Söhne und Musik findet. Doch obwohl das Buch relativ viele Seiten hat, erfährt man nicht sonderlich viel über ihn und wie er zur Musik und seiner Karriere kam, was ich schade fand.

„Die Musik mochte seine Seele vor langer Zeit verdammt haben, aber sie hatte ihn auch in allerletzter Minute gerettet.“

(Wie genau die Musik das gemacht hat, erfährt man leider nicht)

ACHTUNG SPOILER!

Am schlimmsten fand ich es jedoch am Ende. Iris ändert ihre Meinung praktisch von einer Seite auf die andere um hundertachtzig Grad und sämtliche Bedenken sind auf einmal Puff weg. Wann und wie ist das bitte passiert? Da wird man erst Seitenlang mit ihren Sorgen gequält und dann sind sie plötzlich hinfällig. Ich weiß nicht, ob die Autorin da auch genug von ihrer eigenen Protagonistin hatte, aber mir hat da irgendwie der gesamte Denkprozess gefehlt.

SPOILER ENDE

Ich lese gern Rockstargeschichten und habe auch schon einige gelesen, aber die hier zählt für mich zu den schlechteren, einfach weil ich irgendwann nur noch genervt war und mir die ständigen Wiederholungen bei fehlendem Tiefgang bestimmter Themen auf die Nerven gingen. Es gibt auch keine witzigen Situationen oder Wortgefechte, die das Ganze auflockern würden. Die Idee ist super und der Anfang war auch ganz nett und Eli ist toll, daher zwei Sterne.

Vielen Dank an NetGalley und den LYX Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.