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Veröffentlicht am 19.08.2019

Der Schatten

Der Schatten
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Es ist kein klassischer Thriller oder Krimi - deswegen finde ich es gut, dass das Buch vom Verlag als "Roman" eingeordnet wurde. Auch wenn es um einen Mord geht, steckt noch viel mehr dahinter und es gibt ...

Es ist kein klassischer Thriller oder Krimi - deswegen finde ich es gut, dass das Buch vom Verlag als "Roman" eingeordnet wurde. Auch wenn es um einen Mord geht, steckt noch viel mehr dahinter und es gibt keine klassische Ermittlungsarbeit.

Trotzdem bietet "Der Schatten" einiges, was man auch in einem Thriller findet: viel Ungeklärtes, Spannung, Raum zum Miträtseln und einen sympathischen Ermittler, auch wenn dieser eigentlich gar nichts mit dem Fall zu tun hat.

Spannung wird vor allem durch die unterschiedlichen Perspektiven erzeugt, wie man es von Petra Hammesfahr kennt. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die die Geschehnisse in der Gegenwart erklären bzw. sie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Das ist anfangs ziemlich verwirrend und ich habe gut 100 Seiten gebraucht, bis ich mit den unterschiedlichen Figuren zurecht kam und sie einordnen konnte.

Das lag auch daran, dass der Anfang zwar gut geschrieben, aber auch ein wenig undurchschaubar ist. Es ist vom Schatten die Rede, man merkt, dass die Protagonistin Angst hat, aber die eigentliche Handlung ist - zumindest anfangs - ziemlich verwirrend. Im Nachhinein klärt sich alles und es bleiben keine Fragen offen, was mir gut gefallen hat.

Toll fand ich die Vielschichtigkeit. Alles ist überaus komplex, gerade die Handlungsstränge in der Vergangenheit. Anfangs steht alles sehr isoliert da und man weiß nicht alles direkt einzuordnen - aber dann macht es einfach nur Sinn und ich habe mich fast schon gefreut, als sich der Kreis geschlossen hat.

Mein einziger Kritikpunkt: Dieser Anflug von mystischen Begebenheiten. Es war zwar nur sehr dezent und zumindest zum Teil rational erklärbar, aber das ist einfach nicht nach meinem Geschmack. Das hat mich schon bei "Der gläserne Himmel" nicht gefallen.

Trotzdem: Insgesamt ein spannendes Buch, dass auf seinen knapp 640 Seiten viel zu bieten hat. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Mörderisches Cornwall

Mörder unbekannt verzogen
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Es geht mal wieder nach Cornwall - diesmal ist es Sommer und allein schon die Beschreibung der Landschaft macht Lust auf Urlaub.

Aber natürlich steht die Blütenpracht und das schöne Wetter nicht im Mittelpunkt ...

Es geht mal wieder nach Cornwall - diesmal ist es Sommer und allein schon die Beschreibung der Landschaft macht Lust auf Urlaub.

Aber natürlich steht die Blütenpracht und das schöne Wetter nicht im Mittelpunkt des Buches, sondern wie schon im Vorgänger die Postbotin Daphne Penrose, die unfreiwillig wieder in eine Mordermittlung verwickelt wird.

Wer den ersten Teil gelesen hat, wird einiges wiedererkennen, da die Fälle aber unabhängig voneinander sind, ist dies keine Voraussetzung, um das Buch genießen zu können.

Begeistert hat mich wieder die Protagonistin. Daphne ist einfach eine super sympathische und bodenständige Hauptfigur, die mit viel Mut für die Wahrheit kämpft und dabei ihre Kenntnisse über die Bewohner, die sie in ihrem Job sammelt, geschickt verwendet. Ihre offene und unerschrockene Art sorgen dafür, dass man sie einfach gern hat und ihr während des Lesens permanent die Daumen drückt.

Der Fall ist diesmal recht verzwickt, denn Daphne stolpert gleich über zwei Leichen und begegnet dem Mörder hautnah. Das sorgt für Spannung und ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Es wird nicht allzu blutig, was aber sehr gut zum Setting passt: Denn irgendwie ist alles auch ein bisschen gemütlich. Für weitere Unterhaltung sorgt wieder der Ermittler Chief Inspector Vincent, der einen guten Gegenpol zur Protagonistin darstellt, weil er einfach nichts auf die Reihe zu bekommen scheint.

Während des Lesens kann man sehr gut miträtseln, auch wenn ich schon vor der Auflösung eine Ahnung hatte, er hinter allem steckt. Trotzdem hat es mich nicht gestört, ich fand es eher super, dass ich mein kriminalistisches Gespür beweisen konnte.

Was mich aber etwas irritiert, ist der Titel des Buches. Dieser passt in meinen Augen nicht so gut zum Inhalt, scheint aber eine Anspielung auf Daphnes Beruf zu sein.

Insgesamt waren es schöne, gemütliche Lesestunden, ich wurde gut unterhalten und hab richtig Lust auf Cornwall bekommen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Ruhiges Landleben

Die Vergebung der Sünden
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Im Mittelpunkt des Buches steht Sidney Chambers, ein Pfarrer, der unfreiwillig - aber auch weil es seiner Neugier geschuldet ist - in eine Ermittlung nach der anderen verwickelt ist. Dabei kommt er aber ...

Im Mittelpunkt des Buches steht Sidney Chambers, ein Pfarrer, der unfreiwillig - aber auch weil es seiner Neugier geschuldet ist - in eine Ermittlung nach der anderen verwickelt ist. Dabei kommt er aber auch seinen "normalen" Aufgaben nach und kümmert sich um seine kleine Familie. Der Protagonist ist bodenständig und deswegen einfach nur sympathisch.

Wie schon der Klappentext andeutet, geht es in diesem Buch nicht nur um einen Kriminalfall, sondern um viele verschiedene. Trotzdem ist die Geschichte nicht überladen, sondern gut gegliedert. Man hat das Gefühl, mehrere Kurzgeschichten zu lesen, die durch einen roten Faden miteinander verbunden sind. Denn man erlebt die Entwicklung des Protagonisten mit, seine Tochter wird älter, eine Beförderung steht an, etc. Dadurch wirkt alles sehr authentisch und real.

Das gilt auch für die einzelnen Fälle. Sie sind sehr unterschiedlich und bieten deswegen viel Abwechslung. Ein Kapitel bzw. eine Geschichte liest sich schnell, sodass man es gut ohne Unterbrechung zwischendurch lesen kann. Wer viel Blut sucht, wird hier nicht fündig. Es geht eher um alltägliche Dinge wie Eifersuchtsdramen oder Intrigen, die genau so auch wirklich passieren könnten. Obwohl alles sehr ruhig ist, fehlt es nicht an Spannung und der Leser kann miträtseln, was hinter allem steckt.

Allerdings habe ich hier einen kleinen Kritikpunkt: Denn selbst auf die Lösung zu kommen ist mir sehr schwer gefallen. Sidney Chambers wirkt ein bisschen wie Sherlock Holmes, der durch Gespräche und geschicktes kombinieren auf die jeweilige Lösung kommt. Hier wird man als Leser etwas abgehängt, sodass es schwer ist, die richtige Fährte aufzunehmen.

Die Sprache ist sehr ruhig und gemütlich, also genau das Richtige, um den Alltag zu entfliehen. Sehr gut gefallen haben mir vor allem die Dialoge zwischen Sidney und seiner Frau Hildegard, die sehr authentisch sind und den Ehealltag gut herüberbringt.

Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen und ich werde den Autor im Auge behalten. Denn "Die Vergebung der Sünden" ist mal etwas anderes. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 07.08.2019

Unfall oder Mordversuch?

Mädchen versenken
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Ein Aspekt, denn man von Mel Wallis de Vries kennt, wird auch hier angewendet: Das Buch ist in zwei Perspektiven geschrieben. Zum einen hat man Lara, die im Koma liegt, zum anderen Maud, ihre Freundin, ...

Ein Aspekt, denn man von Mel Wallis de Vries kennt, wird auch hier angewendet: Das Buch ist in zwei Perspektiven geschrieben. Zum einen hat man Lara, die im Koma liegt, zum anderen Maud, ihre Freundin, die unter dem gesundheitlichen Zustand ihrer Freundin leidet.

Am Anfang sieht man durch Laras Augen, was etwas verwirrend war, da sie ja im Koma liegt und deswegen ihre Passagen sehr gedanklich sind. Das spiegelt sich auch im Schreibstil wider. Wenn man aber erst einmal hineingefunden hat, ist es richtig klasse und sogar richtig spannend - auch wenn Lara gar nicht wirklich etwas "erlebt". Auch spannend war die Idee, dass Komapatienten mitbekommen, was um sie herum geschieht.

Maud ist im Gegensatz zu Lara der Part, der erlebt und handelt, ein guter Kontrast. Diese Protagonistin war sehr glaubwürdig, ihr Handeln für mich nachvollziehbar. Allerdings kam sie an der ein oder anderen Stelle etwas naiv herüber.

Grundsätzlich ist das Buch aber spannend aufgebaut. Dem Leser ist schnell klar, dass hinter Laras Unfall mehr steckt. Doch wer dafür verantwortlich ist, ist lange unklar. Die Autorin legt hier viele Spuren, man kann miträtseln und sich seine eigene Meinung bilden. Allerdings gibt es hier einen Kritikpunkt: Das Ende kommt wieder sehr plötzlich und auch wenn keine Fragen offen bleiben, wird alles nur sehr knapp abgehandelt. Hier hätte ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht.

Die Sprache konnte mich hier überzeugen. Sie ist angenehm zu lesen, es gibt nicht zu viele jugendliche Ausdrücke, sodass es nicht übertrieben ist und auf Fäkalsprache wurde weitgehend verzichtet. Nach "Schnick, schnack, tot" eine reine Wohltat.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, ich kann es mir auch als Schullektüre vorstellen. Von mir gibt es 4 Sterne.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Ein Foto aus der Zukunft

Earth – Die Verschwörung
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Ich liebe Bücher, die im Jetzt spielen, aber trotzdem einen Zukunftsbezug haben - dabei habe ich immer das Gefühl, wer weiß, ob es nicht wirklich so sein könnte. Deswegen musste ich auch sofort "Earth ...

Ich liebe Bücher, die im Jetzt spielen, aber trotzdem einen Zukunftsbezug haben - dabei habe ich immer das Gefühl, wer weiß, ob es nicht wirklich so sein könnte. Deswegen musste ich auch sofort "Earth - Die Verschwörung" lesen.

Anfangs habe ich ein bisschen gebraucht, um in das Buch hineinzufinden, denn es werden erstmal die unterschiedlichen Personen "vorgestellt", die zu Beginn noch nichts miteinander zu tun haben. Der Perspektivenwechsel hat aber für Spannung gesorgt und ziemlich schnell hat sich ein Gesamtbild ergeben.

Außerdem ist das Buch relativ technisch, denn im Mittelpunkt steht die Hackergruppe "Earth", die augenscheinlich eine Nachricht aus der Zukunft abgefangen hat. Auch wenn hier viele Begriffe rund um Computer und IT fallen, lässt sich die Geschichte gut lesen. Ich habe aus technischer Sicht nicht alles genau verstanden, aber es hat ausgereicht um nachzuvollziehen, was gerade vor sich geht und welche Schritte "Earth" gerade vollzieht.

Spannend fand ich aber vor allem den Zukunftsausblick: Ein Parlament für die ganze Welt, Afrika als riesiges Gefängnis für Menschen, die sich diesem System widersetzen. Leider erfährt man hiervon nur immer kleine Bruchstücke, was aber eben daran liegt, dass "Earth" auch erst nach und nach mehr darüber hinausfindet. Trotzdem kam mir dieser Aspekt etwas zu kurz und ich hoffe, dass es im zweiten Teil ausführlich behandelt wird.

Aber auch in der Gegenwart wird es spannend: Einige Mitglieder von "Earth" werden ermordet, die Ermittlungen der Polizei kommen aber nicht wirklich voran. Was dahinter steckt, gibt dem Leser Raum mitzurätseln und sich seine eigenen Gedanken zu machen. Denn auch hier gilt: Es gibt immer nur nach und nach einige Infos, die man dann zusammensetzen muss.

Die beiden Protagonisten Brit und Khaled haben mir gut gefallen, vor allem Brit: Sie ist irgendwie besonders, relativ emotionslos, aber genau deswegen sehr analytisch und ihr Handeln durchdacht.

Insgesamt hat mich der erste Teil überzeugen können und ich bin froh, dass es bis August nicht mehr so lange hin ist. Denn das Ende ist ein gemeiner Cliffhanger - man will bzw. muss einfach sofort weiterlesen. Von mir gibt es 4 Sterne!