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Veröffentlicht am 23.08.2019

Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt

Victor Hugo
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Meine Meinung

Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, ...

Meine Meinung

Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, Victor Hugo, der für den Widerstand gegen den Staatstreich von Napoleon III. aus Frankreich verbannt wurde und sein Exil zuerst auf der britischen Kanalinseln Jersey und dann auf Guernsey verbrachte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Der Glöckner von Notre Dame« und »Die Elenden« (»Les Misérables«).

Die Handlung des Comics basiert zwar auf realen historischen Hintergründen und bezieht bekanntes Wissen über den genialen Autor und leidenschaftlichen Sozialkritiker Victor Hugo mit ein, wird dann aber mit einer fiktiven Handlung durchbrochen, die Victor Hugo aus seinem Exil zurück nach Paris lockt, um dort mehr über die tragischen Umstände des Todes seiner geliebten Tochter Leopoldine in Erfahrung zu bringen. Der Tod von Victor Hugos Tochter ereignet sich tatsächlich 1843 kurz nach ihrer Hochzeit mit Charles Vacquerie, als sie zusammen bei einem Bootsunfall in der Seine ertrinken.

In einem umfangreichen illustrierten Dossier werden im Nachgang zum Comic die Fakten und Fiktion dieser Geschichte einander gegenübergestellt und man bekommt eindrucksvoll bebilderte Portraits der historischen Persönlichkeiten, Informationen zu der Politik während des zweiten Kaiserreiches sowie Zeitungsausschnitte über den Bootsunfall vorgelegt.

Während einer Séance erscheint der Geist von Leopoldine. Fest überzeugt davon, mit seiner verstorbenen Tochter kommunizieren zu können, begibt sich der Schriftsteller auf eine gefährliche Reise nach Frankreich, um die Umstände zu Leopoldines Tod aufzudecken und ihrem Geist damit Frieden zu schenken. Ein weiterer Handlungsstrang wird um den Engländer John Charles Tapner gesponnen, der sich parallel zur Story entwickelt und erst zum Ende hin mit den Panels über Victor Hugo verschmilzt.

Die Zeichnungen von Laurent Paturaud bestechen mit vielen Details und fein gezeichneten Gesichtern, die sich besonders durch eine ausdrucksstarken Mimik auszeichnen. Die Szenerien spielen sich teilweise auf den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie in Paris ab, egal ob die Meeresküste oder enge Gassen den Hintergrund bilden, Paturaud fängt die Kulissen gekonnt in seinen Panels ein. Die meist beige Farbgebung passt hervorragend zur historischen Geschichte und wechselt zum Teil in düstere Farben, die das menschliche Elend der damaligen Zeit abbilden.

Esther Gil und Laurent Paturaud ist es gelungen einen mitreißenden Comic zu kreieren, der einen interessanten Abschnitt aus dem Leben von Victor Hugo behandelt und dem Leser einen Blick auf die Persönlichkeit hinter den beliebten Romanen und Gedichten zulässt, auch wenn das düstere und beinahe kriminalistische Abenteuer in Frankreich der Fantasie der Autoren entsprungen ist. Dabei erhält man auch einen Blick auf Hugos freizügiges Liebesleben und bekommt ein Paris präsentiert, dass ihn zu seinem größten Werk »Les Miserables« inspirierte.

Fazit

Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Ein grandioser Roman der die Düsternis von Realität und kindlicher Fantasie ineinander verschwimmen lässt.

Das Labyrinth des Fauns
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Beschreibung

Nach dem spanischen Bürgerkrieg ist Ofelias neuer Stiefvater mit seiner Truppe in einer Mühle, die in einem dichten Wald in den Bergen steht, stationiert. Zusammen mit ihrer hochschwangeren ...

Beschreibung

Nach dem spanischen Bürgerkrieg ist Ofelias neuer Stiefvater mit seiner Truppe in einer Mühle, die in einem dichten Wald in den Bergen steht, stationiert. Zusammen mit ihrer hochschwangeren Mutter zieht Ofelia zu ihm auf die Station mitten im Nirgendwo. Fidal ist der erbarmungslose Capitan der Armee Francos und zeigt sich gegenüber Ofelia und ihrer Mutter betont gefühllos.

Das Mädchen Ofelia sucht Zuflucht im magischen Wald und folgt einem bezaubernden Feenwesen bis zu einem Labyrinth, wo sie dem mysteriösen Faun begegnet, der ihr drei Aufgaben stellt. Nur wenn sie die Prüfungen meistert, kann Ofelia als Prinzessin in das verzauberte Königreich zurückkehren.

Meine Meinung

Die phantastischen Bücher von Cornelia Funke begleiten mich schon seit der Kindheit und begeistern mit immer wieder mit abenteuerlichen Geschichten und kreativen Welten. Funkes neuer Roman »Das Labyrinth des Fauns« kann man zwar nicht mit anderen Werken der Autorin wie z. B. »Igraine Ohnefurcht« oder mit den »Tintenwelt« Büchern vergleichen und dennoch wohnt diesem Buch ein ganz besonderer Zauber inne. »Das Labyrinth des Fauns« entstand in Zusammenarbeit mit dem oscarprämierten Regiseur Guillermo del Toro und basiert auf seinem bereits 2006 veröffentlichten Fantasy-Filmes »Pans Labyrinth«.

Es mag ungewöhnlich erscheinen, dass in diesem Fall zuerst der Film entstand und auf dessen Grundmauern nun das Buch aufbaut, denn normalerweise basieren Filme zumeist auf einer Romanvorlage. Cornelia Funke hat sich der Herausforderung gestellt und ein ganz zauberhaftes Buch kreiert, bei dem sie sich zwar stark an den bekannten Film hält und dennoch mit ihren märchenhaften Einschüben ihren Stil in die Geschichte mit einbringt. Besonders brillant ist die Buchgestaltung zu diesem düsteren und fabelhaften Roman gelungen, unter dem dunklen blau-grünen Schutzumschlag der ein Mädchen im Wald zeigt auf dessen einen Seite die düstere Realität mit der Figur des Stiefvaters abgebildet ist und auf der anderen Seite die magische Welt mit dem Abbild des Faun zu sehen ist, kommt ein großes aufgedrucktes Bild der engen Umarmung von Faun und Mädchen zum Vorschein.

Die Story trägt sich zur Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg und der Machtergreifung durch den faschistischen Diktator General Francisco Franco zu. Ganz im Sinne der schrecklichen Zeit der nationalsozialistischen Diktatoren in Europa wird die Geschichte von einer unglaublich düsteren Atmosphäre durchflutet der man sich nicht entziehen kann. Die Brutalität und Gewalt im Kampf gegen die Rebellen ließ mir den Atem stocken und übertrifft in meinen Augen sogar noch die Grausamkeiten im Film. Daher komme ich zu einem Kritikpunkt bezüglich der Vermarktung des Romans, die das Buch Jugendlichen ab 14 Jahren empfiehlt. In meinen Augen ist die Geschichte aufgrund ihrer zahlreichen brachialen Szenen in der physische wie auch psychische Gewalt ausgeübt wird erst Lesern ab 16 Jahre zu empfehlen. (Die Filmvorlage ist übrigens auch mit einem FSK 16 Hinweis versehen.)

Die junge Ofelia fürchtet sich sehr vor ihrem neuen Stiefvater und kann überhaupt nicht verstehen warum ihre Mutter sich in eine solche Bestie verliebt hat. Auf sich alleine gestellt folgt das Mädchen einem feenartigen Wesen in den Wald und taucht in eine faszinierende und magische Fantasiewelt ein die ebenfalls durch die düstere Realität geprägt ist. Der Faun stellt Ofelia vor drei Prüfungen die sie zu meistern hat, bevor sie als unsterbliche Prinzessin in ihr Reich zurückkehren kann. Cornelia Funke ist es gelungen die magische Fantasiewelt noch mehr zum leuchten zu bringen als es der Film vermochte.

Das krönende Tüpfelchen sind auf jeden Fall die eingeflochtenen Märchenhaften Erzählungen, die Hand in Hand mit der Ursprungsgeschichte gehen und die phantastische Aura zusätzlich unterfüttern.

Fazit

Ein grandioser Roman der die Düsternis von Realität und kindlicher Fantasie ineinander verschwimmen lässt. Aufgrund der starken physischen und psychischen Gewalteinwirkungen würde ich das Buch allerdings erst Leserinnen und Lesern ab 16 Jahren empfehlen.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Dieses Buch lädt zum träumen ein und nimmt seinen Leser auf eine magische Reise durch die Welt der fantastischsten Inseln und Welten mit.

Verrückt nach Karten
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Meine Meinung

In einem Vorwort erklärt Philip Pullman, Autor der erfolgreichen Young Adult Fantasy Reihe »His-Dark-Materials« um den Goldenen Kompass, »Als Beruf ist das Zeichnen dem Schreiben definitiv ...

Meine Meinung

In einem Vorwort erklärt Philip Pullman, Autor der erfolgreichen Young Adult Fantasy Reihe »His-Dark-Materials« um den Goldenen Kompass, »Als Beruf ist das Zeichnen dem Schreiben definitiv vorzuziehen. Schreiben ist eher eine verbissene Schufterei.« und das er beim Zeichnen einer Karte seines Fantasiereiches Raskawien sehr viel Spaß hatte. Tausende Leser, darunter finde ich mich auch ein, dürften sehr froh sein, dass sich Pullman von der Schufterei nicht hat abschrecken lassen, und die literarische Welt mit seinen wundervollen Romanen bereicherte.

Herausgeber des prachtvollen Werkes »Verrückt nach Karten« ist Historiker und Autor Huw Lewis-Jones, der nicht nur selbst zu Wort kommt, sondern vor allen Dingen Autoren und Zeichner über ihre Verbindung und ihre Arbeit mit Karten erzählen lässt. In Teil I »Täuschend Echt« berichtet Huw Lewis-Jones wie er sich mit fünf Jahren zum allerersten Mal im Londoner Zoo verirrte, und dies war nicht das einzige Mal, dass ihn seine Leidenschaft für Karten von dem Weg abbrachte. Huw Lewis-Jones plaudert so begeisternd von seiner Leidenschaft zu Karten, die einen vollkommen gefangen nimmt und vor allen Dingen keinem Fantasy-Leser fremd sein dürfte. Alleine schon die Passage in der der Herausgeber das japanische Wort „tsundoku“ heranzieht, welches impliziert, dass man stapelweise Bücher kauft, aber nie die Zeit findet diese auch zu lesen, und mit diesem Begriff seine Buchleidenschaft ausdrückt, ließ mein Leserherz aufblühen.

Seit Harry Potter meine Bewunderung für das phantastische Genre erwachen ließ, ist es für mich immer wieder ein großes Abenteuer und ein riesen Spaß, in einen Fantasy-Roman einzutauchen und fremde Länder sowie andersartige Welten erkunden zu können. Zu fast allen dieser Bücher gehört in irgendeiner Form eine Karte. Diese Karte lässt mich als Leser nicht nur die Wege der Heldinnen und Helden nachvollziehen, sondern gibt meiner Fantasie immer einen gehörigen Anschub, um selbst mit dem Finger auf dem Papier und in Gedanken auf Reisen zu gehen. »Verrückt nach Karten« bietet eine bunte Zusammenstellung der unterschiedlichsten Liebesbriefe an die Kartenkunst und liefert einige schöne Abdrucke besagter Karten.

Es folgen Teil II über »Literarische Karten«, der auf einen bunten Trip quer durch die literarische Kartenwelt einlädt, Teil III über »Karten erstellen«, der z. B. einen faszinierenden Bericht der Künstlerin Miraphora Mina über ihre Arbeit an der Karte des Rumtreibers enthält, Teil IV über »Karten lesen«, der z. B. die größte Karte des Mittelalters (die Eberstrofer Weltkarte, 13. Jh.) enthält und zudem von Nonnen gezeichnet wurde, und schließt ab mit einem Epilog von Chris Riddell über die Schönheit der Bücher sowie ein umfangreiches Verzeichnis über die mitwirkenden Autoren (wie z. B. Abi Elphinstone, Reif Larsen, Lev Grossman), Zeichner und ein Verzeichnis über die genannte Literatur.

Für mich war bereits wenige Seiten nach dem Öffnen des Buches klar, dass dieses Buch zu einem absoluten Schatz meiner Mini-Bibliothek werden wird, denn ich fand mich in den Worten der verschiedenen Autoren, mit ihrer überbordenden Liebe zur Literatur und vor allen Dingen zu der Bedeutung von wahrhaft magischen Karten, in einem angenehmen Kreis der Wissenden ein. Es werden zahlreiche Klassiker von »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe über »Die Schatzinsel« von Robert Louis Stevenson, »Unten am Fluss« von Richard Adams bis hin zu »Moby Dick« von Hermann Melville genannt.

Die Kartenzeichnerin Cressida Cowell lässt die Magie der Karte von Peter Pans »Niemansland« erwachen, Robert Macfarlane führt den Unterschied von auf Daten reduzierte und ohne Charakter aufgezeichnete Gitternetzkarten zu Erzählkarten, in der wiedergegeben wird was ein Individuum oder eine Kultur darin wahrnimmt, auf. Besonders unterhaltsam fand ich den Text von Joanne Harris, welche bereits in ihrer Schulzeit Comic-Strips in Schulhefte zeichnete, in denen sie nordische Götter in Skater und Hippies verwandelte. So gibt es noch unzählige schöne Anekdoten die dieses Buch in sich vereint.

»Verrückt nach Karten« ist ein wunderschöner bibliophiler Buchband, der eine abenteuerliche Reise auf Inseln und Länder beschert, von mysteriösen Seemonstern und Drachen begleitet wird und dabei die Buch-Wunschliste aus allen Nähten platzen lässt. Dafür gibt von mir eine glaskare Weiterempfehlung!

Fazit

Dieses Buch lädt zum träumen ein und nimmt seinen Leser auf eine magische Reise durch die Welt der fantastischsten Inseln und Welten mit.

Veröffentlicht am 10.07.2019

Ein Meisterwerk des subtilen Grusel-Horrors!

Spuk in Hill House
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Beschreibung

Dr. Montague möchte den mysteriösen Geschichten um die alte Villa Hill House näher untersuchen und die übersinnliche Energie, die dem Haus nachgesagt wird durch eine wissenschaftliche Erkundung ...

Beschreibung

Dr. Montague möchte den mysteriösen Geschichten um die alte Villa Hill House näher untersuchen und die übersinnliche Energie, die dem Haus nachgesagt wird durch eine wissenschaftliche Erkundung belegen. Zu diesem Zweck mietet er Hill House für einige Zeit und lädt ein paar Personen ein, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen sollen. Nachdem die beiden Frauen Eleanore Vance, Theodora sowie der spätere Erbe der Villa Hill House, Luke Sanderson, eingetroffen sind, beginnen sich die Eigentümlichkeiten des alten Gebäudes zu offenbaren…

Meine Meinung

Die Erstveröffentlichung 1959 von Shirley Jacksons Roman »Spuk in Hill« House liegt nun bereits einige Jahrzehnte zurück. Anlässlich der gleichnamigen und erfolgreichen Netflix-Serie, die auf den Grundlagen des Schauerromans basiert, wurde das Buch nun vom Festa Verlag in einer Neuausgabe herausgebracht.

Zu Beginn möchte ich allerdings gleich anmerken, dass die Netflix-Serie zwar auf diesem klassischen Schauerroman beruht, aber außer dem Namen des Hauses und ein paar kleinen Gegebenheiten nicht viel mit der Geschichte zwischen den Buchdeckeln gemein hat. Obwohl die Serie mit deutlich schockierenderen Momenten aufwarten kann, steht Shirley Jacksons Romanvorlage dem Grusel, der einem direkt unter die Haut kriecht in nichts nach.

Natürlich merkt man es der Geschichte an, dass es sich hier um einen waschechten Klassiker handelt und genau dieses nostalgische Gefühl, dass sich bei mir beim Lesen solcher Bücher einstellt, liebe ich über alles. Die Worte wirken präzise ausgewählt und erzeugen bereits nach wenigen Sätzen eine unglaublich dichte, umgarnende und furchteinflößende Atmosphäre. Shirley Jackson versteht es, den Leser genau dahin zu bringen, wo sie ihn haben will – in diesem Fall in Hill House und der labilen Psyche von Eleanor.

Einmal mit dem Buch begonnen, konnte ich mich genauso wenig wie Eleanor dem Organismus des Spuk-Hauses entziehen. Dazu sei gesagt, dass Eleanor eine junge, leicht naive Frau mit leicht überschäumender Fantasie ist, die ihr ganzes Leben mit der Pflege ihrer Mutter zubrachte und nun nach deren Tod auf der Suche nach einem erfüllten Leben ganz ohne ihre Schwester ist. Um endlich auf ein selbständiges Leben zu führen, nimmt sie die Chance die ihr Dr. Montague bietet wahr, setzt sich den Wagen ihrer Schwester und stürzt sich in das Abenteuer Hill House.

Wie bereits Theodora zu Eleanor sagte, »Wir können nie wissen, wo wir den Mut hernehmen.« (Seite 68), sinngemäß hält es die vier Wagemutigen auch nach immer mysteriösen Vorfällen in dem eigentümlichen Haus, dass schon alleine durch seine Architektur für einen kalten Schauer sorgt und die Nackenhaare zu Berge stehen lässt.

Ich habe jede Seite dieser fein erzählten Geschichte und vor allen Dingen den subtilen Horror, der sich aus der Dynamik zwischen der erzählenden Eleanor, deren psychische Verfassung durch Hill House immer schlechter wird, und der verschwommenen Wahrnehmung des Lesers ergibt, sehr genossen. Die Grenze zwischen den wahren Vorkommnissen und was sich nur Eleanors Fantasie abspielt, verschwimmt zu einem Kaleidoskop der Eindrücke.

»Spuk in Hill House« ist ein absolutes Lesehighlight das man sich nicht entgehen lassen sollte. Aufgrund der präzisen Komposition von Shirley Jackson eignet sich das Buch auch gut zum mehrmaligen Lesen – ich bin mir sicher, dass man bei erneuter Lektüre des Buches noch einige neue Seiten an der Geschichte entdecken kann.

Fazit

Ein Meisterwerk des subtilen Grusel-Horrors!

Veröffentlicht am 10.07.2019

Ein herrlich düsterer Comic mit offenem Ende, das genügend Spielraum für die eigene Fantasie offen lässt.

Die lebende Tote
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Meine Meinung

Bereits das düstere Erscheinungsbild von Olivier Vatine und Alberto Varandas Graphic Novel »Die lebende Tote« lässt in mir die Verheißung auf einen klassischen Gothic Novel wach werden. ...

Meine Meinung

Bereits das düstere Erscheinungsbild von Olivier Vatine und Alberto Varandas Graphic Novel »Die lebende Tote« lässt in mir die Verheißung auf einen klassischen Gothic Novel wach werden. Geboten bekommt man eine ansprechende Mischung aus Science-Fiction Endzeitgeschichte und klassischer Schauerliteratur.

Die Geschichte beginnt auf dem verwüsteten Planeten Erde, der bereits von den meisten Menschen verlassen wurde. Nur noch wenige, wie Martha und ihr Team, halten sich noch auf der Erde auf um Güter wie z. B. Bücher zu bergen. Martha verliert bei solch einer Unternehmung ihre kleine Tochter Lise, als diese in einen tiefen Abgrund stürzt, wo übersinnliche Oktopoden-Wesen zu Hause sind.

Danach schwenkt das Setting für einen kurzen Abstecher auf den Planeten Mars, wo der verurteilte Wissenschaftler Joachim rekrutiert wird, zur Erde zu reisen, Lise zu klonen und somit wieder zu neuem Leben zu erwecken. Als Joachim auf der Erde landet und zum Wohnsitz von Martha geleitet wird, taucht man vollkommen in die viktorianische Atmosphäre ein, die nicht nur durch das Schloss Neuschwanstein nachempfundenen Anwesen verströmt wird, sondern auch durch die Mode und die antiquierte Einrichtung verstärkt wird.

Olivier Vatine hat hier eine fesselnde Geschichte zu Papier gebracht, die mich tatsächlich, wie vom Splitter Verlag angepriesen, an die klassische Schauergeschichte »Frankenstein« von Mary Shelley erinnert und dennoch mit einem etwas modernerem Storytelling und speziellen Horrorelementen überzeugt. Der Schauer wird, wie bei Frankenstein, vor allen Dingen durch die Frage aufgeworfen in wieweit der Mensch die Möglichkeiten der Wissenschaft nutzen darf, in die Natur eingreifen darf, oder dies aus moralischen oder ethnischen Gründen verwerfen sollte. In »Die lebende Tote« zeigt der Autor ein gruseliges Szenario auf, wie sich Organismen aus der vom Menschen betriebenen Forschung entwickeln und sich ihre Natur zu nutze machen.

Außerdem lässt der Autor in seiner Geschichte genügend Lücken, die dem Leser Platz für die eigene Fantasie lassen. So werden z. B. nähere Informationen über die Oktopoden und deren Möglichkeit der Vernetzung und Heilung von Menschen nicht näher ausgeführt und auch das Ende ist offen gehalten. Mir persönlich hat dieses mysteriöse Unwissen in mehreren Bereichen nicht sonderlich gestört, da dies die mystische Spannungskurve und den Charme des Comics erst recht ausmacht und die Geschichte noch länger im Kopf nachhallen lässt.

Die detailreichen Zeichnungen von Alberto Varanda sind eine wahre Augenweide und stechen besonders durch die starken Schraffierungen hervor. Mit dieser Technik erzeugt der Künstler die passende Stimmung zur düsteren Schauergeschichte. Passend zum viktorianisch-spacigen Horrorszenario halten sich Olivier Vatine und seine Assistentin Isabelle Rabarot bei der Farbpalette an gedeckte Töne von hellen Erdfarben bis hin zu mystisch-wissenschafltichen Blau- und Grüntönen und düsteren Farbmischungen mit hohem Antrahzitanteil.

Fazit

Ein herrlich düsterer Comic mit offenem Ende, das genügend Spielraum für die eigene Fantasie offen lässt.