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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2020

Eine Privatdetektivin ermittelt in einem London voller Geheimnisse und Überraschungen

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche ...

Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche Frau. Sie erhält den Auftrag, die Tochter eines Adligen wiederzufinden, die scheinbar entführt wurde. Doch um das Kind ranken sich Geheimnisse und auch ihr Auftraggeber veräät Bridie nicht alles. Auf ihrer Suche nach dem Kind wird sie unterstützt von Ruby, einem Geist, und Cora, ihrer Assistentin bzw. Hausmädchen.

Der Schreibstil und die Art Dinge zu beschreiben aber auch die Welt an sich erinnerte mich bisweilen stark an die Reihe um Peter Grant von Ben Aaronovitch, was mich jedoch nicht wieter störte, da ich diese ebenfalls mag. Jess Kidd lässt ein London entstehen in dem Geister und andere Kuriositäten nichts besonderes sind, auch wenn nicht jeder sie sehen kann. Die Figuren sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen, denn Kiddbeschreibt sie sehr lebendig. Die Suche nach dem Kind entwickelt sich schnell tiefer als erwartet, Bridie muss neben dem aktuellen Fall auch noch mit ihrer Vergangenheit kämpfen. Erzählt wird die Geschichte nämlich in zwei Zeitebenen: 1863 und 1843. Die beiden Zeitebenen überlagern sich immer mehr und nach und nach entdeckt der Leser zusammen mit Bridie die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Wechselzwischen den zwei Ebenen fand ich sehr gelungen und übersichtlich, es hat die Handlung spannend gemacht und ihr nicht geschadet,wie das manchmal der Fall ist.

Jess Kidd hat mit "Die Ewigkeit in einem Glas" ein schönes Stück Literatur geschaffen, das mich durchweg gut unterhalten hat. Lediglich die Namen fand ich manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig und sperrig. So habe ich z.B. bis zum Schluss immer wieder Birdie statt Bridie gelesen.

Veröffentlicht am 13.01.2020

intensiv

Kleine Feuer überall
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Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ...

Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ist das Leben der Richardsons eine musterhafte Vorstadtidylle, Elena ist eine erfolgreiche Journalistin bei der Lokalzeitung, ihr Mann ein angesehener Anwalt und auch die Kinder verhalten sich mustergültig, bis auf die Jüngste. Doch dem Tag des feuers geht eine ganz eigene Geschichte voraus, denn nicht alles ist so, wie es von außen wirkt. Und da sind da noch Mia und Pearl, die neuen Mieter von nebenan.

Der Anfang ging etwas langsam voran, doch dann entwickelte sich eine Spannung und Dringlichkeit, die mich zwang weiterzulesen. Celeste Ng erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Dabei sprigt sie zwar immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber niemals wurde es unübersichtlich sondern sie webt dadurch ein Bild, das sich wie ein Puzzle nach und nach zusammensetzt. Die Figuren zeichnen sich v.a. dadurch aus, dass sie alle nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Sie alle haben Geheimnisse, Dinge die nur sie wissen, Dinge die sie verbindet oder auch voneinander trennt. Dabei schafft es Ng, die Figuren sehr vielschichtig darzustellen und sie für den Leser interessant zu machen. Man möchte erfahren, wie sich alles ereignet hat und was wirklich in der Vergangenheit passiert ist. Alle Figuren haben etwas eigenes, das sie lebendig erscheinen lässt.

Die Handlung ist durch den zeitlichen Wechsel aber auch den Schreibstil sehr spannend aufgebaut. Man rätselt und versucht zu verstehen, was passiert ist, aber ganz klar wird es erst am Schluss. Der Schluss erklärt zwar, wie es zu dem feuer kam, doch den weiteren Verlauf lässt er offen. das gibt dem Leser die Möglichkeit sich eine eigene Fortsetzung zu erdenken.

Celeste Ng hat wieder mal ein sehr spannendes Buch über Familien geschrieben, das uns zeigt, dass es nicht immer einfach ist, sich zwischen richtig und falsch zu entscheiden.

Veröffentlicht am 24.12.2019

Ganz anders als erwartet

London NW
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Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich ...

Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich schon als Kinder: Nathalie, Leah und Nathan. Nathalie scheint es geschafft zu haben, sie ist eine erfolgreiche Anwältin, hat einen guten Mann und zwei Kinder. Auch Leah geht es gut, sie konnte ausbrechen aus den ärmlichen Verhältnissen, verdient zwa rnicht so viel wie Natalie, doch auch sie hat einen Mann, der sie liebt. Nathan hingegen ist noch immer gefangen in alten Gewohnheiten, drogensüchtig & ohne Geld lebt er auf der Straße. Der 4. ist Felix. Er hat viel probiert, ist abgestürzt, doch am Ende scheint er sein Leben in den Griff bekommen zu haben. Doch wenn man hinter die Kulissen schaut, ist nicht alles so, wie es scheint. Nicht alles ist perfekt oder schlecht, alle Charaktere schwanken und hadern mit ihrem Leben und ihren Entscheidungen.

Besonders faszinierend an "London NW" fand ich den Schreibstil. Das Buch ist in mehrere Teile untergliedert und jeder Teil hat eine ganz eigenständige Art zu sprechen. Zadie Smith wechselt zwischen knappen Formulierungen, fast schon gedichtartigen Absätzen und der Abfolge von unzusammenhängenden Gedanken zu tagebuchartigen Beobachtungen und kurzen Notizen von Gedanken. Aber auch der "klassische" romanhafte Aufbau und Schreibstil findet sich. Die Sprache von zadie Smith ist mitunter nicht ganz einfach, v.a. an den Anfang musste ich mich erst gewöhnen. Doch schließlich hat es Spaß gemacht sich auf die unterschiedlichen Abschnitte und ihre eigene Sprache einzulassen und zu versuchen hinter die Sätze zu schauen.

Die Handlung scheint nur grob einem Plot zu folgen, es werden eher einzelne Momente und Gegebenheiten im Leben unserer vier Protagonisten geschildert. Am Ende führt zwar alles irgendwie zusammen, doch ich glaube, das ist gar nicht so wichtig bei diesem Buch. Es geht um die Armut und das Abstreifen selbiger, aber auch um das Kinderkriegen und den Druck, den andere auf einen ausüben, wenn man keine Kinder möchte. Durch alle Teile zog sich das Thema Kinder und war für mich ein Bindeglied im Hintergrund. Wer will sie und warum, wer will sie nicht, was bedeuten Kinder für die einzelnen Figuren? Im Vordergrund stehen dabei Natalie und Leah, denn leider erfährt man über die beiden männlichen Protagonisten eher weniger. V.a. Nathan erschließt sich dem Leser lediglich durch Leah und Natalie, da er nicht selbst zu Wort kommt. Doch auch Nathan ist irgendwie ein Bindeglied, das die drei anderen Hauptfiguren zusammenführt.

"London NW" ist kein Buch, das man mal eben zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit dafür nehmen und gewillt sein, sich auf die Sprache und das Abenteuer damit einzulassen. Zadie Smith zeichnet Figuren, die nicht perfekt sind, die alle etwas verbergen, etwas in ihrem Inneren vergraben und gerade deshalb nicht einfach nur sympathisch oder unsympathisch sind. Ich habe "London NW" gerne gelesen, v.a. wegen dem experimentieren mit der Sprache, doch am Ende hat es mich auch irgendwie etwas unbefriedigt zurück gelassen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Spannende Fortsetzung

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ...

In Band 1 begleiteten wir Ophelia auf ihrer Reise an den Pol und haben zusammen mit ihr eine neue Welt entdeckt. Sie musste so manche Gefahren und Beleidigungen überstehen und auch in Band 2 ergeht es ihr in dieser Hinsicht nicht viel besser. Noch immer kann sie kaum jemandem trauen und muss versuchen hinter die Illusionen zu blicken.

Der Schreibstil hat mir wieder sehr gut gefallen. Dabos schafft es die Umgebung etc. sehr bildhaft zu beschreiben ohne dabei zu ausschweifend zu werden. In der Welt der Archen habe ich mich in Band 2 sehr viel besser zurecht gefunden. Dies lag v.a. daran, dass nicht mehr so viele neue Orte und Begriffe eingeführt wurden sondern sich die Handlung auf ein paar wenige Schauplätze beschränkt. Auch die grafische Übersicht der Himmelsburg am Anfang des Buches fand ich sehr schön. Die angespannte Stimmung am Pol wurde auch wieder gut vermittelt.

Am Anfang startete die Geschichte etwas schleppend und war zwischenzeitlich sogar recht langweilig. Ab dem 2. Drittel wurde es jedoch richtig spannend und mysteriös, was mir gut gefallen hat. Auch der offene Schluss war sehr interessant und lässt viel Raum für Spekulationen bis Band 3. Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und bin froh, dass auch Band 2 wieder vieles zu bieten hatte.

Veröffentlicht am 01.08.2019

tolle Sprache und abtossende Szenen

All das zu verlieren
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Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ...

Adèle hat eigentlich ein gutes Leben. Sie hat einen Mann, der gut verdient, einen Sohn und eine gute Arbeit. Doch ihr Mann ist ständig auf der Arbeit, mit dem Sohn kann sie nichts anfangen udn ihr Job ödet sie an. Sie ist unglücklich und sucht Zuflucht in exzessivem Sex mit anderen Männern. Sie braucht immer neue Partner, immer einen größeren Kick, ihre Sucht zerfleischt sie innerlich und schon bald entgleitet ihr die Kontrolle.

Ich weiß nicht so recht, was ich von Adèle halten soll. Sie wirkt verloren in ihrem Leben und der Welt, sie will beachtet werden und schwankt dabei zwischen "Sich-schön-finden" und Selbsthass. In ihrer Verzweiflung giert sie nach Schmerz, Demütogung und Unterwerfung, denn nur dann kann sie endlich wieder etwas fühlen, sich selbst wieder fühlen, nur dann scheint sie lebendig zu sein, frei von den Zwängen des Lebens. Dennoch ist sie hin- und her gerissen zwischen ihrem Mann und ihrer (Sehn-)Sucht. Ihre 180-Grad-Wendung, nachdem alles auffliegt, scheint zunächst nicht ins Bild zu passen, ist aber bei genauerem Hinsehen auch nur eine Art der Unterwerfung, der Unterordnung, sie tut, was ihr Mann ihr sagt, versucht ihm zu gefallen, wie sie schon immer versucht, den Männern um sich herum zu gefallen. Sie lebt nur für die Aufmerksamkeit und ist dabei so zerbrechlich und verzweifelt. Sie will das "normale" Leben so gerne lieben, doch sie schafft es nicht. Fühlt sich immer wieder eingeent und handelt nur, wie andere es erwarten. Sie versucht sich anzupassen und macht sich dabei doch nur selbst etwas vor. Leid getan hat mir hier auch v.a. ihr Kind, das sie nervt, auch, wenn sie sich einredet, dass sie es liebt und gerne Zeit mit ihm verbringt, nur eben nicht gerade jetzt.

Abgesehen von der Protagonistin muss ich jedoch sagen, blieben mir die Charaktere etwas zu flach. Dem Mann konnte ich überhaupt keine Sympathien entgegenbringen und auch die Familien von Adèle oder ihrem Mann konnten mich irgendwie nicht erreichen. Sie blieben leider nur unscheinbare Nebencharaktere.

Die Sprache ist unglaublich toll. Direkt aber dennoch schön, literarisch, nicht einfach nur eine Aneinanderreihung von Wörtern und Satzzeichen. Sie berührt mich, lässt mich fühlen. Aber Slimani schildert auch schonungslos, dabei ist es egal, ob es nun um Gefühle oder Handlungen geht, wem also Schilderungen von rohem und teilweise auch grausamen Sex zu viel sind, für den ist dieses Buch nichts. Auch für mich gehört das eigentlich nicht unbedingt in einen Roman, doch die Sprache hat es hier mehr als wett gemacht. Slimani schafft es, dass man nur so durch das Buch fliegt, aber nicht im negativen Sinne. Man ist wie in einem Sog und muss immer weiter lesen, egal wie grenzwertig die Szenen sind.

Fazit: Slimani schafft mit Adèle eine Protagonistin, die zunächst nicht sehr sympathisch erscheint, der man doch am ende mit Mitleid und Verständnis begegnen möchte und die es nicht schafft, ihrer Sucht zu entkommen. Eine unglaublich tolle Sprache treffen hier auf abstossende Szenen, und ich denke gerade deswegegen ist es auf jeden Fall einen näheren Blick wert, auch wenn es kein Buch für jedermann sein wird.