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Veröffentlicht am 15.03.2021

Durchwachsener Auftakt

Scholomance – Tödliche Lektion
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Wir befinden uns direkt zu Beginn mitten in der Story, eine langsame Einführung wird es nicht geben. Galadriel, genannt El, besucht die Scholomance. Eine Schule ohne Lehrer, ohne jegliche Erwachsene, mit ...

Wir befinden uns direkt zu Beginn mitten in der Story, eine langsame Einführung wird es nicht geben. Galadriel, genannt El, besucht die Scholomance. Eine Schule ohne Lehrer, ohne jegliche Erwachsene, mit tausenden von Schülern der Klassen 9 bis 12. Jeden Tag kämpfen sie ums Überleben, denn diese Schule ist nicht normal. Hinter jeder Ecke lauern Monster, die dir deine Energie aussaugen möchten und dich dabei töten werden. Dabei kämpft jeder Schüler für sich selbst, denn niemand weiß, wem er wirklich trauen kann.

Zunächst fiel es mir echt schwer, mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Eigentlich mag ich die Ich-Perspektive, doch hier war sie mir zu viel. Etliche Kapitel mit andauernden Ich-Monologen, ohne Auflockerungen. Ich habe die Gespräche mit den anderen Figuren zwischendurch vermisst und musste mich generell erst an Els Art gewöhnen. El ist keine typische Heldin, sondern eher eine Anti-Heldin ohne Freunde und Ansehen. Daher war es schwierig, sie zu verstehen.

Über die Charaktere, außer über El, erfahren wir leider nicht viel. Besonders über Orion, den männlichen Hauptcharakter, hätte ich mir mehr Input gewünscht. Hin und wieder erzählt El etwas über ihn, doch von Orion selbst kommt kaum etwas. Dabei ist er schon eine tragende Person innerhalb der Geschichte und Galadriel freundet sich mit ihm an. Ich hoffe, dass die Autorin dies im zweiten Teil verbessern wird.

Zu viele Informationen, mit denen die Autorin die Leser überflutet, verschachtelte Sätze, viele neue Begriffe und der bereits erwähnte nicht endende Ich-Monolog haben mich beinahe wahnsinnig gemacht. Ich hätte mir hier außerdem ein Wörterbuch für magische Namen/Dinge gewünscht. Zum Glück jedoch zog sich diese Art nicht durch das ganze Buch hindurch. Der Stil wurde angenehmer, Nebenprotagonisten und Gespräche wurden eingeführt.

Persönliches Fazit: Eine Mischung aus Magie, einer Anti-Heldin, die sich selbst nie verliert, und einem jungen Mann, der versucht, die Leben anderer zu retten. Ein durchwachsener Trilogie-Auftakt mit einigen Schwächen, der mich ab der Hälfte des Buches dennoch gut unterhalten konnte. Ich empfehle dieses Buch Lesern, die einer soliden Story mit Tiefgang und ein wenig Brutalität nicht abgeneigt sind.

Übrigens: Hinten im Buch befinden sich tolle Bilder des Aufbaus der Scholomance.

/RO, Lena

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Ein geheimnisvolles Internat. Drei Regeln. Und Familienkrieg.

Killing November 1
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November erwacht an einem ihr völlig fremden Ort – anscheinend wurde sie betäubt und dorthin gebracht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass es sich hierbei um ein Internat handelt, in das ihr Vater ...

November erwacht an einem ihr völlig fremden Ort – anscheinend wurde sie betäubt und dorthin gebracht. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass es sich hierbei um ein Internat handelt, in das ihr Vater sie zu ihrem eigenen Schutz vorübergehend unterbringt.

Hier gibt es nur drei Regeln.
Erstens: Kein Schüler darf über sein Leben außerhalb des Internats sprechen – das könnte den Tod bedeuten.
Zweitens: Das Schulgelände darf unter keinen Umständen verlassen werden.
Drittens: Verletzt man einen Mitschüler, gilt das Prinzip „Auge um Auge“.

Neugierig? Falls nicht, hier eine exklusive Auswahl der angebotenen Unterrichtsfächer: Messerwerfen, Lügen, Giftmischen.

Nach dieser ungewöhnlichen Einleitung war ich gespannt. Worum geht es hier? Das versprach, ein Internats-Krimi der anderen Art zu werden. Dazu kommt, dass November ein wirklich sympathischer Charakter ist. Sie möchte es gerne allen recht machen, mit jedem befreundet sein und konnte anfangs (wie ich) nicht eindeutig feststellen, was es mit diesem Internat auf sich hat. Dann geschieht ein Mord, und November steckt auf einmal mittendrin – und das zwischen Mitschülern, von denen jeder sie gerne dem Löwen zum Fraß vorwerfen würde.

Die Geschichte beginnt rätselhaft und man weiß genau so viel wie die Protagonistin: nichts. Sie hütet kein dunkles Geheimnis, sondern versucht zu verstehen, warum sie ihren Mitschülern ein Dorn im Auge ist, ohne jemals einen von ihnen getroffen zu haben. Das hat der Story von Beginn an Aufschwung gegeben und ich war sehr gespannt, in welche Richtung sich alles entwickelt. Leider aber so gar nicht in eine, die mich reizen würde, zum nächsten Teil zu greifen. November versucht, einen Mord aufzuklären, der ihr angehangen werden soll. Dabei bekommt sie Hilfe von ihrer Zimmergenossin Layla und deren Bruder Ash. Während ich mir bei Layla unsicher war, welchen Zweck ihre Figur verfolgte, war ich mir bei Ash ziemlich schnell sicher und meine Vermutung wurde rasch bestätigt, was meiner Begeisterung den ersten Dämpfer verpasste.

Generell fand ich die Figuren sehr oberflächlich, hatte das Gefühl, dass jeder seine Rolle hatte – Rivalin, Bad Boy, beste Freundin, geheimnisvolles, stilles Wasser. Einzig Aarya fand ich gelungen, da sie als sehr facettenreich dargestellt wurde. Als Hauptprotagonistin hätte ich mir von November allerdings mehr erhofft. Vielleicht liegt es daran, dass sie in meinen Augen zu schnell klein beigegeben hat oder dass ich mich in ihrer Situation anders verhalten hätte – ich weiß es nicht.

Interessant ist hier auf jeden Fall zu erwähnen, dass sie in der Story eher wie die Unschuld vom Lande erscheint, ein Reh im Scheinwerferlicht, während sie auf den Covern der Originalausgabe als toughe, junge Frau abgebildet ist, die genau weiß, wie der Hase läuft.

Die Ansätze der Story fand ich sehr gut, hatte aber an manchen Stellen das Gefühl, sie ziehen alles in die Länge. Die Aufklärung um die Geheimniskrämerei der Familien war zwar an sich spannend, ziemlich schnell wird einem dann aber klar, welche Rolle November in der gesamten Konstellation spielen muss. So war dann die Auflösung des Mordes auch keine Überraschung mehr, für mich aber trotzdem zu konstruiert. In dem Zusammenhang ist mir auch das Verhalten einiger Personen unklar und unverantwortlich erschienen - wer das Buch bereits gelesen hat, weiß sicher, was ich meine.

Eines muss man der Autorin allerdings lassen: Sie hat einen packenden Schreibstil. Ich bin direkt zu Beginn sehr gut in die Geschichte reingekommen, wollte unbedingt das Geheimnis um November lüften. Die eingebauten Rückblenden, in denen November sich erinnert, wie ihr Vater sie auf das Leben im Internat vorbereitet hat, waren immer passend und haben Lust aufs Weiterlesen gemacht.

Persönliches Fazit: Schwer – einerseits hat mich das Buch super unterhalten, andererseits ist an der Story nichts Neues. Von daher würde ich sagen: lest es, macht euch selbst ein Bild und lasst uns darüber sprechen! Denn ich bin mir sicher, dass das Buch auch hier in Deutschland viele Anhänger finden wird.

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Veröffentlicht am 11.12.2020

Interessantes Thema

Sieben Richtige
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Sieben Richtige – im Lotto-Jargon also sechs Richtige mit Zusatzzahl. Wie wahrscheinlich ist es, diese Kombination zu finden? Das überträgt Volker Jarck auf unsere Gesellschaft.

„Die Welt ist ein Dorf“ ...

Sieben Richtige – im Lotto-Jargon also sechs Richtige mit Zusatzzahl. Wie wahrscheinlich ist es, diese Kombination zu finden? Das überträgt Volker Jarck auf unsere Gesellschaft.

„Die Welt ist ein Dorf“ sagt man so, aber wie oft stellt sich dann heraus, dass doch so viel im Hintergrund miteinander zusammenhängt, ohne dass es einem bewusst ist? In diesem Roman werden die Leben der Charaktere miteinander verknüpft, sodass ein Großes Ganzes entsteht.

Mit wem fängt alles an? Oder gibt es in diesem Roman „nur“ einen Kreis, eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt und keinen Anfang und kein Ende hat?
Die kleine Greta wird Opfer eines Verkehrsunfalls. Das wirft nicht nur das Leben ihrer Eltern völlig durcheinander. Der Vater von Krankenpflegerin Lucia stirbt durch einen Wespenstich, während er der Autorin Eva bei ihrem Umzug hilft. Sie zieht in die Wohnung von Linda, die wiederum zu ihrem Freund Tim zieht. Beide wurden von Victor unterrichtet, der in Eva verliebt ist. Victor wiederum ist der Nachbar von Greta – und hier geht alles los.

Verwirrt? Ja, das war ich auch. Zugegeben, ich war sogar etwas abgeschreckt. Denn schon auf den ersten Seiten bekommt der Leser einen Eindruck aller Charaktere, und das sind nicht wenige. Die Geschichte hörte sich jedoch so gut an, dass ich ihr auf jeden Fall eine Chance geben wollte, und das habe ich nicht bereut.

Zwar springt der Autor nicht nur zwischen den Personen, sondern auch noch zwischen den Zeiten hin und her, was die Lektüre nicht zu einem erfrischenden Zwischendurch-Genuss macht. Dennoch wird Ausdauer hier belohnt und man kann eintauchen in eine nicht ganz so heile Welt, die aber an sich doch idyllisch ist und zum Verweilen einlädt.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Regt zum Nachdenken an

Milchmann
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Bei diesem Buch hat es mir ganz besonders der Titel angetan. „Milchmann“. Einen Milchmann gab es früher, kenne ich aus den Erzählungen meiner Oma. Und was soll an so einem jetzt spannend sein, dass man ...

Bei diesem Buch hat es mir ganz besonders der Titel angetan. „Milchmann“. Einen Milchmann gab es früher, kenne ich aus den Erzählungen meiner Oma. Und was soll an so einem jetzt spannend sein, dass man ein Buch darüber schreibt und Preise gewinnt? Ich ließ mich also überraschen und war direkt von Anfang an begeistert. Warum? Weil es in diesem Buch keine Namen gibt. Es gibt den Milchmann, die Schwester, den Schwager. Die Brüder Dings und Dings, und Irgendwer McIrgendwas. Das liest sich, als ob man sich daran erst gewöhnen muss, aber überhaupt nicht. Ich konnte die Story lesen ohne zu stolpern, ohne überlegen zu müssen wer mit wem in welcher Beziehung steht.

Die Geschichte wird aus der Perspektive der mittleren Schwester erzählt. Sie wird gestalkt, und zwar von Milchmann. Dabei muss sie sich nicht nur verbal gegen ihn zur Wehr setzen, sondern auch die Tiraden ihrer Mutter aushalten, die gespielte Sorge ihrer Schwester, muss die Gerüchte ertragen, die über sie in die Welt gesetzt werden. Alles in allem: Sie hat es nicht leicht.

Die Autorin hat es geschafft, mit wenigen Worten und leichter Sprache einen Roman zu schaffen, der so viel mehr erzählt, als man im ersten Moment denkt. Sie bringt die Gedanken und Gefühle der mittleren Schwester so lebendig rüber, dass man denken könnte, sie sei es selbst gewesen. Sie hat mich mit diesem Buch aus der Komfortzone gelockt und ich habe es nicht bereut. Diese Buch ist es definitiv wert, dass man ihm eine Chance gibt!

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Veröffentlicht am 16.08.2019

Solider Spannungsroman

Lügengift
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In letzter Zeit erscheinen (gefühlt) sehr viele Spannungsromane, die auf dem Konstrukt „verlorenes Gedächtnis“ fußen. Da sollte man eigentlich meinen, dass das Thema irgendwann über ist, aber tatsächlich ...

In letzter Zeit erscheinen (gefühlt) sehr viele Spannungsromane, die auf dem Konstrukt „verlorenes Gedächtnis“ fußen. Da sollte man eigentlich meinen, dass das Thema irgendwann über ist, aber tatsächlich ist jede Geschichte anders. Und auch hier bin ich nicht enttäuscht worden.

Wir begleiten Chloe, die nach einem Autounfall keine Erinnerung an ihr früheres Leben mehr hat. Deshalb zieht sie zurück zu ihren Eltern. Der Leser merkt recht schnell, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Chloe braucht da etwas länger. Generell konnte ich mich mit ihr als Charakter nicht anfreunden. Sie ist so leicht zu manipulieren, lässt sich führen ohne zu hinterfragen. Zwar merkt sie irgendwann, dass ihre Eltern nicht das Beste für sie wollen und dass die Tabletten, die sie regelmäßig verabreicht bekommt, ihrer Gesundheit auch nicht zuträglich sind, doch es dauert für meinen Geschmack zu lange, bis sie aktiv wird. Passiv und teilnahmslos sind die Adjektive, die sie für mich am besten beschreiben.

Ich hatte, um ehrlich zu sein, durch die Bank keine Sympathie für die Charaktere. Dennoch hatte die Story das gewisse Etwas, ich musste weiterlesen. Zwar habe ich gehofft, dass für Chloe alles gut ausgeht, aber so richtig mitgefiebert habe ich nicht.

Generell waren die Charaktere nicht so komplex, wie ich es mir für den Psycho-Effekt gewünscht hätte. Das schmälert zwar das Lesevergnügen nicht, aber an manchen Stellen kam das Gefühl auf, dass die Spannung gezwungenermaßen hochgehalten wird. Statt den Fokus mehr auf Tiefe und Dichte zu legen, klammerte sich die Autorin an das Vorantreiben des Plots.

Der Schreibstil ist einfach, was in meinen Augen aber nicht zu beanstanden ist. Schließlich muss Chloe sich erst einmal in dieser für sie neuen Welt zurecht finden, und eine hochgestochene Sprache hätte hier womöglich nur künstlich und deplatziert gewirkt.

Einen Pluspunkt gibt es für die Bezeichnung „Spannungsroman“. Dass der Verlag hier entgegen dem Trend keinen Psychothriller verspricht, trägt für mich auch positiv zum Leseempfinden bei.

Persönliches Fazit: Alles in allem hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Es distanziert sich durch die enge familiäre und persönliche Bindung der Charaktere von den anderen Büchern dieses Themas und wartet mit einem soliden Plot auf.

© Recensio Online, 2019, Katharina