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Veröffentlicht am 06.10.2019

Sitas Geheimnis

Zimmer 19 (Tom Babylon-Serie 2)
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Was da bei der Eröffnungsfeier der Berlinale auf der Leinwand erscheint, entsetzt alle. Das kann kein Fake sein, da sind sich alle sicher. Hier wurden alle Zeugen eines Mordes. Tom Babylon und Sita Johanns ...

Was da bei der Eröffnungsfeier der Berlinale auf der Leinwand erscheint, entsetzt alle. Das kann kein Fake sein, da sind sich alle sicher. Hier wurden alle Zeugen eines Mordes. Tom Babylon und Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch dann erkennt Sita, dass es eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern gibt …

Sehr gefallen hat mir, wie Raabe es geschafft hat, Sitas geheime Vergangenheit der von Toms Geheimnis angepasst zu erschaffen. Ich hätte nie gedacht, dass das irgendwie sinnvoll möglich ist, doch hier ist der Beweis, dass es geht. Weniger gut fand ich die recht ausführliche Beschreibung so einiger echt brutaler Szenen. Das hätte ich so nicht gebraucht.

Der Fall selbst ist ausgeklügelt und gut konstruiert, wenn man mal von der Brutalität absieht. Die Ermittlungsarbeit kommt ohne unglaubwürdige Zufälle aus. Das ist mir persönlich absolut wichtig. Mit Vorkenntnis des ersten Bandes „Schlüssel 17“ ist dieser Band sicher besser zu verstehen, dennoch meine ich, dass man auch ohne dies die Zusammenhänge verstehen kann. Die Wechsel in die Vergangenheit sind gut verständlich und so dosiert, dass man immer nur das erfährt, was gerade nötig ist, um noch folgen zu können. Raffiniert gemacht.

Ein roter Faden ist die Sache mit Toms vor vielen Jahren verschwundener Schwester. Man muss das mögen, denn es ist schon ein bisschen schräg. Ich hoffe und vermute, dass irgendwann im Laufe der Serie Vi real auftauchen wird. Fragt sich bloß, wann und wie realistisch das dann erklärt wird.

Auch hier hat es wieder ein paar lose Fädchen, die auf den nächsten Band neugierig machen – dafür werden ein paar offene Fragen aus dem ersten Band beantwortet. Insgesamt ist erkennbar, dass am Ende ein Gesamtbild entstehen wird.

Ich wurde gut unterhalten, hatte aber hin und wieder ein paar Schwierigkeiten, konzentriert zu bleiben. Deshalb bewerte ich das Hörbuch, das Sascha Rotermund wieder gekonnt eingelesen hat, mit vier Sternen.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Blackheath

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Aiden Bishop kommt aus dem Wald, erinnert sich an nichts, ruft aber nach Anna. Aber wer ist denn eigentlich Anna? Aiden weiß es nicht. Er weiß nur, dass er von einem Mann, der ein Mörder ist, einen Kompass ...

Aiden Bishop kommt aus dem Wald, erinnert sich an nichts, ruft aber nach Anna. Aber wer ist denn eigentlich Anna? Aiden weiß es nicht. Er weiß nur, dass er von einem Mann, der ein Mörder ist, einen Kompass bekommen hat, mit dessen Hilfe er nach Osten und damit zum Anwesen der Familie Hardcastle gefunden hat. Doch ob dies die Rettung oder der endgültige Untergang ist, muss sich noch erweisen, denn Aiden gerät in eine absurde Geschichte, aus der er nur wieder herauskommt, wenn er das Rätsel um den Mord an Evelyn Hardcastle, der Tochter des Hauses, löst.

Es ist schwer, Autor und Story gerecht zu werden. Es ist alles sehr komplex. Das spricht dafür, dranzubleiben – aber genau diese Komplexität führt bei mir persönlich dazu, dass ich zwischendrin einfach Pausen brauche, um zu Atem zu kommen, Kräfte zu sammeln, Konzentration für das Geschehen aufbringen zu können. Sonst bleibt zu wenig haften und ich muss wiederholen. Das ist anstrengend. Gleichzeitig ist die Story aber auch wieder so gut, dass man nicht ans Abbrechen denkt. Das ist sehr schwer zu beschreiben! Ich vermute, die Story wird heftig polarisieren: Die einen werden total begeistert sein, die anderen absolut enttäuscht.

Die Grundidee, dass eine Person in die Körper von acht anderen schlüpft und eine Situation bzw. einen Tag aus deren Sicht erlebt, ist super. Das Problem ist wohl, dass vieles nicht wirklich greifbar und immer verschwommen ist und erst am Ende aufgelöst wird. Da wird das Mitraten sehr erschwert. Immer wieder gibt es neue Situationen und Erkenntnisse und die Masse all dessen droht, sich selbst zu erschlagen.

Der Lesefluss geht leider ab einem gewissen Punkt etwas verloren. Zu viele Zeit- und Personenwechsel kommen da zusammen. Ich mag Storys in der Ich-Form, aber hier wird das durch die vielen „Wirtskörper“ etwas verwirrend und ich habe manchmal nicht mehr verstanden, wer Aiden gerade ist.

Die Auflösung ist raffiniert, aber gleichzeitig macht sie mich ein bisschen sauer, denn darauf kann man echt nicht kommen. Dennoch gefällt mir, dass sie wirklich gut und ausführlich erklärt wird und nicht einfach nur das Ende ist.

Frank Stieren hat maßgeblich dazu beigetragen, dass ich trotz allem Gefallen an der Story gefunden habe. Er hat genau die richtigen Betonungen getroffen und kann sich so wunderbar einfühlen, dass er Emotionen transportiert, die ich beim reinen Lesen so nicht hatte. Umso schöner, das Buch einmal zu lesen und einmal zu hören. Das Hören hat das Ruder herumgerissen.

Eigentlich würde ich drei Sterne geben, weil ich so hart daran arbeiten musste, dranzubleiben. Aber die Idee ist sehr gut und die Mühe und Arbeit, die dahintersteckt, darf man nicht aus den Augen verlieren. Deshalb gebe ich vier Sterne.

Veröffentlicht am 25.09.2019

Der Titel ist Programm

River of Violence
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Harley hat sehr jung ihre Mutter verloren und wächst mit einem Vater auf, der sie früh in sein Metier einweist: das Drogengeschäft. Sie erlebt also tagtäglich Schlimmes und Gewalt. Ihre Mutter hatte sich ...

Harley hat sehr jung ihre Mutter verloren und wächst mit einem Vater auf, der sie früh in sein Metier einweist: das Drogengeschäft. Sie erlebt also tagtäglich Schlimmes und Gewalt. Ihre Mutter hatte sich immer um Frauen gekümmert, die Gewalt erfahren haben und hier ist auch ihre Leidenschaft – sie führt dieses Erbe weiter und gibt misshandelten Frauen und deren Kinder Unterschlupf. Doch die Gewalt und Kriminalität sind ein stetiger Begleiter von Harley – ganz gleich, was sie tut …

Immer wieder wird der Leser in die Vergangenheit geführt. Dadurch lernt man Harley besser kennen und versteht, wie sie wurde, was und wer sie ist. Man darf nicht zu zart besaitet sein bei der Lektüre. Die Autorin hat nichts ausgelassen an Gewalt und Brutalität. Sie reißt den Leser komplett aus der Wohlfühlzone. Genau deshalb habe ich sehr lange gebraucht, um das Buch zu beenden. Es ist auffallend gut geschrieben und fesselt, aber in der falschen Lebenssituation zieht es einfach zu stark runter. Man sollte es nicht nebenher lesen, sondern sich komplett darauf einlassen. Dann erkennt man die eigentliche Aussage von Tess Sharpe.

Der Titel ist Programm, also darf man sich weder beschweren noch wundern. Und ja, auch diese Art von Leben gibt es. Schön ist das nicht, aber leider Realität. Insofern erdet dieses Buch und zeigt, wie gut man es selbst hat und wie sicher man lebt. Es strengt an, jemanden zu mögen, der gegen alles handelt, das man selbst sein Leben lang als richtig angesehen hat. Es erschreckt, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man Gewalt als richtig ansieht.

Der Stil ist entsprechend hart und teils auch die Sprache brutal. Nicht jede Beschreibung hätte so ausführlich sein müssen für meinen persönlichen Geschmack. Ein paar Mal wird das eine oder andere zu oft erwähnt und diese Wiederholungen schaffen dann Längen. Dennoch eine lohnenswerte Lektüre – wenn man die Stärke dazu hat. Ich gebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Viele schöne Erinnerungen wurden geweckt

Scheiße, ist das lange her!: Und du so in den 70ern?: Zum Ausfüllen, Lachen und Erinnern
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In den 1970ern war ich Kind, in den 1980ern Teenager. So kommt es, dass ich für das eine oder andere in diesem Buch zu jung bin/war, dennoch hat es unfassbar viele Erinnerungen geweckt und hochgeholt. ...

In den 1970ern war ich Kind, in den 1980ern Teenager. So kommt es, dass ich für das eine oder andere in diesem Buch zu jung bin/war, dennoch hat es unfassbar viele Erinnerungen geweckt und hochgeholt. Oh ja, die Farben waren damals tatsächlich psychedelisch! Manche Formen und Muster wecken noch heute das Bedürfnis, eine Sonnenbrille aufzusetzen!

Der Aufbau des Buches ist passend gestaltet. Sehr humorvoll, teils schon albern, aber das muss so! Viel Platz für eigene Fotos und Einträge gibt es. Noch dazu kann man bei einigen Aufzählungen ankreuzen, was man selbst meint. Dabei ist viel Blödsinn. Da ich bei Eintragbüchern immer so entsetzlich pingelig werde, stört mich das ein bisschen. Entweder komplett albern oder die Einträge wenigstens „wahrheitsgemäß“ und ernsthaft. Für mich ist hier der Mix davon nicht so gelungen.

Dennoch – das Buch ist für einen selbst schon witzig, aber als Geschenk noch besser. Von meiner Warte aus gesehen eignet es sich vor allem für jene, die Anfang bis Mitte der 1950er geboren wurden, denn die waren in der Zeit zumindest Teenager und können bei Themen wie Disco und Kino dann doch besser mitreden und mitlachen.

Die Sticker im Buch sind nun für mich nicht so der Hit. Da hatte ich mir andere vorgestellt. Aber witzig sind sie auch so. Besonders wild nicken musste ich, als es darum ging, dass „wir“ noch ohne Smartphone auskamen, Freunde real trafen und aktiver waren, eben weil wir nicht alles online regelten. Hach! Wunderbar! Und ja, ich möchte heute nicht mehr Kind oder Teenager sein, bin sehr froh, dass ich Mitte der 1960er geboren wurde und all das miterleben konnte. Live! Und so bunt!

Ich finde es witzig und gelungen – perfekt ist es nicht, also gebe ich vier Sterne!

Veröffentlicht am 17.08.2019

Unter Chicago lebt die Legende

Die Legende von Greg 1: Der krass katastrophale Anfang der ganzen Sache
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Gregs Vater ist immer wieder auf Reisen und erforscht mysteriöse Dinge. Von einer dieser Reisen bringt er einen neuen Tee mit. Aber Gregs Tee sieht anders aus und so trinkt er heimlich einen Schluck vom ...

Gregs Vater ist immer wieder auf Reisen und erforscht mysteriöse Dinge. Von einer dieser Reisen bringt er einen neuen Tee mit. Aber Gregs Tee sieht anders aus und so trinkt er heimlich einen Schluck vom Tee des Vaters und bringt damit so einiges ins Rollen …

Nun, so ganz an Rick Riordan kommt Chris Rylander dann doch nicht ran. Den lese ich sogar als Erwachsene noch mit Leidenschaft gerne. Nicht dass Greg schlechter geschrieben wäre, aber doch deutlich mehr für Kinder. Die Witzchen sind für mich schon zu alt und abgedroschen, für die Kids im Zielalter dürften sie super witzig sein. Statt um Götter dreht sich hier alles um Elfen und Zwerge. So mischt sich hin und wieder automatisch auch ein klein wenig „Herr der Ringe“ dazu und an einer Stelle sah ich vor meinem geistigen Auge die sieben Zwerge von Schneewittchen …!

Es ist schwer, sich selbst komplett rauszunehmen und das Buch mit den Augen eines Kindes zu bewerten. Für diese finde ich die Geschichte sehr gut gemacht. Ganz sicher hat Greg das Potenzial, ein großer Serienheld zu werden. Material genug bietet dieser Auftakt jedenfalls, um viele Bände zu füllen.

Für mich kommen hier Komponenten aus vielen Büchern zusammen. Auch ein bisschen Unendliche Geschichte blitzt aus den Zeilen hervor. Im Großen und Ganzen aber wird einfach die ewige Fehde zwischen Zwergen und Elfen neu erzählt und in unsere Zeit transportiert. Dass es aber möglich ist, dass sich beide Völker friedlich begegnen, zeigt die Freundschaft der beiden „Thronfolger“ der Zwerge und Elfen. Eine schöne Aussage, die den Kids auf spannende Weise nahegelegt wird.

Fazit: Für mich ist dies eines der Kinder- bzw. Jugendbücher, die mich weniger erreichen, von denen ich aber weiß, dass sie bei der Zielgruppe gut ankommen. Deshalb bekommt es von mir vier Sterne.

Marius Clarén hat es übrigens exzellent eingelesen. Seine Art, mit der Stimme zu spielen, ist sehr gelungen und vor allem wirkt es auf den Punkt und nicht albern. Dafür ein extra Lob!