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Veröffentlicht am 27.08.2019

Glanz und Armut in Berlin der 1920iger

Die schwarze Fee
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Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt sind. Alex Beer mit ihren Wien-Krimis ist dabei meine absolute Favoritin. Sicherlich fühle ich mich als Österreicherin ...

Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt sind. Alex Beer mit ihren Wien-Krimis ist dabei meine absolute Favoritin. Sicherlich fühle ich mich als Österreicherin auch in Wien mehr zuhause, als in Berlin. Kerstin Ehmer ist ihr Berliner Pendant, auch wenn sich ihre Schreibstile nicht wirklich ähneln, vermitteln beide Autorinnen diese wunderbare düstere Atmosphäre der Nachkriegsjahre. Man hat einfach das Gefühl mittendrin zu sein...

Allerdings hat es auch beim zweiten Band um Kommissar Ariel Spiro wieder einige Zeit gedauert, bis ich in die Handlung gekommen bin und mich an den wundervollen poetischen Schreibstil der Autorin gewöhnt hatte. Doch sobald man sich in der Geschichte verliert, kann man schwer wieder aufhören zu lesen. Zusätzlich hat Kerstin Ehmer viele verschiedene Figuren zu Wort kommen lassen, die abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Dabei ist Ariel nicht unbedingt der Mittelpunkt. Trotz der erfolgreichen Aufklärung seines letzten Falles zeigen ihm seine Kollegen nach wie vor die kalte Schultern. Neid und Eifersucht schlagen ihm entgegen.
Als zwei tote Männer gefunden werden, ist es an Ariel ihre Identität festzustellen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach, denn keiner kennt sie und niemand scheint sie zu vermissen. Bis Ariel auf eine Spur stößt, die ihm endlich etwas weiterhilft, ist es fast zu spät....

Auch Nike spielt im zweiten Teil wieder eine Rolle. Sie studiert Medizin an der berühmten Berliner Charité und widmet sich gemeinsam mit Anton, einen jungen Sozialdemokraten, den Kranken in den Armenvierteln. Doch eines Tages ist Anton verschwunden und Nike meldet Anton bei Ariel als vermisst. Das Wiedersehen der Beiden ist ziemlich verkampft. Die beiden können nicht mehr wirklich miteinander, aber anscheinend auch nicht ohne...

Kerstin Ehmer hat die Stimmung und Atmosphäre des Berlins in den Zwanziger Jahren wieder grandios eingefangen. Die Stadt ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Nationalitäten. Während sich die einen im Tanzklub amüsieren, dem Absynth zusprechen und der Champagner fließt, lebt der Großteil in beengten Hinterhäusern, hungern und sterben wie die Fliegen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander. Kerstin Ehmer gelingt es wieder ein äußerst authentisches Bild dieser Zeit zu vermitteln.
Dazu kommt noch die gespaltene Gemeinde der Exilrussen. Während die einen darauf hoffen in ihre alte Heimat zurückzukehren und alles wieder beim Alten sein wird, zerfleischen sich die Gegner des ehemaligen Adels in verschiedenen Widerstandsgruppen.

Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet. Die Frauenfiguren sind starke Persönlichkeiten, wobei ich besonders Helene, Antons Mutter, die aus einem der Hinterhäuser im Wedding kommt, besonders hervorheben möchte. Sie tut wirklich alles für ihre Familie.
Nike hat sich im zweiten Teil vom reichen Töchterchen, dem die Herzen der Männer nur so zufliegen, zum Positiven verändert. Sie ist zwar noch immer DER Männerschwarm, jedoch findet sie im Medizinstudium endlich Erfüllung und setzt sich auch für die Armen ein. Ariels Kollegen fallen hingegen ziemlich negativ auf, vorallem der verantwortungslose Hartmuth Bludau. Und Ariel selbst hat sich nicht wirklich verändert...nur die Fettnäpfchen in die er tritt, werden langsam weniger...

Schreibstil:
Kerstin Ehmers Schreibstil ist wirklich etwas ganz Besonderes. Auch wenn ich wieder anfangs ein bisschen Probleme hatte reinzufinden, liest er sich mit der Zeit wunderbar poetisch und lyrisch-sarkastisch. Die Atmosphäre von Berlin in den Zwanziger Jahren wird grandios eingefangen.Und auch ein bisschen HUmor darf in der Düsternis nicht fehlen.

Fazit:
Nachdem ich doch ein bisschen Zeit benötigt habe, um wieder in den poetischen und atmosphärischen Schreibstil einzutauchen, ist man sehr bald wieder mitten im Geschehen und fasziniert von dem damaligen Schmelztiegel Berlin. Neben der Kriminalgeschichte hat Kerstin Ehmer eine grandiose Milieustudie dieser Zeit vorgelegt und einen atmosphärischen historischen Kriminalroman geschrieben, den ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Gelungen!

Mordshass
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Mein zweites Buch des Autorenduos Simone Dorra und Ingrid Zellner. Das letzte Mal habe ich den tollen Liebesroman "Kuckuckssohn" gelesen, diesmal ist es ein Krimi...eigentlich DAS Genre, welches die beiden ...

Mein zweites Buch des Autorenduos Simone Dorra und Ingrid Zellner. Das letzte Mal habe ich den tollen Liebesroman "Kuckuckssohn" gelesen, diesmal ist es ein Krimi...eigentlich DAS Genre, welches die beiden Autorinnen für sich beanspruchen. Von Simone Dorra habe ich noch keinen Krimi gelesen, aber Ingrid Zellners "Adlerschanze" hat von mir glatte 5 Sterne bekommen!

In diesem habe ich auch die Bekanntschaft des äußerst sympathischen indischstämmigen Kommissar Surendra Sinha gemacht. Zurzeit verbringt er seine Tage allerdings bei seinen Eltern in Waiblingen, da er wegen interner Ermittlungen in Friedrichshafen beurlaubt ist. Während Sinha praktisch die Zeit totschlägt, finden seine Kollegen der hiesigen Polizei die Leiche einer jungen indischen Studentin am Flussufer. Sie wurde missbraucht und anschließend getötet. Nur kurze Zeit später wird ein weiterer Tote gefunden und diesen findet ausgerechnet Surendra bei seinem Morgenspaziergang. Laut DNA ist es der Mörder der jungen Frau und ein Altbekannter von Sinha: Pierre Meyer. Dieser ist erst vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen diverser Verwaltigungsdelikte eingessen hat. Sinha war maßgeblich daran beteiligt, dass er verhaftet wurde und Meyer hat ihm daraufhin Rache geschworen. Nun ist er tot und Sinha wird zum Hauptverdächtigen, denn die tote Studentin lebte im Haus seiner Eltern. Für den Ermittler der Waiblinger Polizei, Malte Jacobsen, ist die Sache klar: Sinha ist der Täter....

Simone Dorra und Ingrid Zellner haben in ihrem ersten gemeinsamen Krimi ihre jeweiligen Ermittler zusammengeführt. Eigentlich wäre es logisch, dass Sinha und Malte zusammenarbeiten und gegenseitig Informationen austauschen, um den Täter schneller zu finden. Jedoch sind sich die beiden Männer von Anfang an nicht wirklich sympathisch. Malte beginnt sich regelrecht in den Fall zu verbeißen und sieht einzig Sinha als Verdächtigen. Für ihn passen die Fakten einfach zusammen. Seine Kollegin Melanie Brendel sieht das ganz anders und versteht ihren Kollegen überhaupt nicht mehr. Dadurch gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Durch Maltes Eifersucht und unkollegiale Art behindert er zusätzlich die Nachforschungen. Deswegen begibt sich Melanie alleine auf die Spur der ehemaligen Opfer von Meyer, die er vergewaltigt hat und die überlebt haben. Die Zahl der Frauen ist alles andere als klein und so verspürt man als Leser auch keinerlei Mitleid mit dem Toten - im Gegenteil! Melanie erkennt, dass nach all den Jahren die Opfer noch immer sehr darunter leiden und oftmals verantwortlich für die Tat gemacht wurden. Dies hat tiefe Spuren hinterlassen.
Mit viel Sensibilität sprechen die beiden Autorinnen das Thema Vergewaltigung an. Sie zeigen dabei auch auf, dass auch noch heute oft die Meinung herrscht, Frauen seien mit ihrer "aufreizenden Kleidung" oder durch ausgehen am Abend selbst Schuld daran. Aussagen, die einem sprachlos machen, aber leider die Realität sind.

Dem Privatleben der Ermittler wird viel Raum gegeben, wobei die Krimihandlung aber nicht zu kurz kommt. Trotzdem nahm sie mir teilweise ein bisschen zu viel Platz ein.
Das Ende punktet mit einem klassischen Showdown, dessen Auflösung mich überraschen konnte.

Schreibstil:
Die lebendige und fesselnde Erzählweise der beiden Autorinnen ließ mich auch diesen Krimi wieder in einem Rutsch durchlesen. Die Figuren sind lebendig, vielschichtig und jenseits jeder schwarz-weiß Malerei.
Die Emotionen der drei Kommissare wurden sehr bildhaft beschrieben und ich habe mit jeden von ihnen richtig mitgefühlt. Eigentlich lebt der Krimi neben der Spannung und einigen überraschenden Wendungen vorallem von seinen großartig gezeichneten Protaginisten.

Die wunderbaren Beschreibungen der indischen Köstlichkeiten mit denen Sinhas Mutter ihren Sohn und auch Melanie verwöhnt, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. So kommt neben dem vorhandenden Lokalkolorit auch ein Hauch von Exotik dazu.
Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit den Übersetzungen zu den benutzen französischen, schwäbischen und bayrischen Wörtern und Sätzen.

Fazit:
Auch "Mordshass" hat mich wieder überzeugt und ich finde die Idee der beiden Autorinnen ihre jeweiligen Kommissare gemeinsam ermitteln zu lassen richtig gut. Gerne würde ich noch weitere Krimis in diesem Format lesen. Sowohl Ingrid Zellner, als auch Simone Dorra stehen von nun an auf meiner MUST READ Leseliste, wenn es um Krimis geht!

Veröffentlicht am 19.08.2019

Wer die Vergangenheit nicht kennt, versteht auch die Gegenwart nicht

Das Geheimnis der Fjordinsel
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n ihrem neuen Norwegen Roman erzählt Christine Kabus wieder in zwei verschiedenen Handlungssträngen über zwei bzw. drei Frauenschicksale. Diesmal bewegen wir uns aber innerhalb einer Familie, die wir von ...

n ihrem neuen Norwegen Roman erzählt Christine Kabus wieder in zwei verschiedenen Handlungssträngen über zwei bzw. drei Frauenschicksale. Diesmal bewegen wir uns aber innerhalb einer Familie, die wir von den 1920-igern bis in die 1980-iger begleiten.

Zuerst lernen wir in den Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts Rike kennen, die als Frau einen Männerberuf ausübt. Sie ist Schlepperkapitän und liebt ihre Tätigkeit in ihrer Heimat Ostfriesland. Ihr Großvater Fiete, bei dem sie aufgewachsen ist, hat sie darin immer unterstützt, denn auch 1980 war es nicht einfach in einer reinen Männerdomäne zu arbeiten. Ihre Mutter Beate hat sich nie um Rike gekümmert und reist in der Weltgeschichte herum. Als Opa Fiete stirbt, hinterlässt er seiner Enkelin das Haus, wo Rike ungeöffenete Briefe von ihrer Großmutter an ihre Mutter findet. Dabei entdeckt sie, dass diese nicht gestorben ist, wie ihr immer erzählt wurde, sondern Ostfriesland verlassen hat und nach Norwegen zurückgekehrt ist. Der letzte Brief ist erst fünf Jahre alt und Rike hat die Hoffnung, dass ihre Großmutter noch lebt. Da ihre Mutter Beate den Kontakt zu ihren Eltern abgebrochen hat, nimmt sich Rike Urlaub und macht sich auf nach Norwegen...

Im Vergangenheitsstrang, der den Großteil des Romans einnimmt und der mir wesentlich besser gefallen hat, treffen wir auf Johanne, die 1926 in der Kleinstadt Horten lebt. Ihr Vater besitzt einen Weinkontor, ihre Mutter ist eine depressive Frau, die sich großteils in ihrem verdunkelten Schlafzimmer aufhält, ihr kleiner Bruder befindet sich in einem Internat und ihre ältere Schwester Dagny zieht demnächst mit ihrem Mann in die Hauptstadt Oslo. Noch ist Johanne's Welt in Ordnung, denn sie bereitet sich auf ihre Hochzeit mit Rolf Falkenstein vor, als ihr Vater im Weinkontor tot aufgefunden wird. Als Gerüchte aufkommen, er hätte Selbstmord begangen und der Kontor werde verkauft, verlässt Rolf Johanne und die Hochzeit wird auf unbestimmte Zeit verschoben bzw. abgeblasen. Doch Johanne gibt nicht so schnell auf. Sie glaubt nicht an Selbstmord, denn sie hat kurz vor dem Tod ihres Vaters, einen Streit mit ihm und einem zwielichtigen Typen beobachtet, der kurze Zeit später an sie herantritt und den Weinkontor einfordert. Johanne versucht alles, um das Familiengeschäft zu retten....

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, versteht auch die Gegenwart nicht und ist kaum in der Lage, die Zukunft zu gestalten.“

Abwechselnd wird die Geschichte von Johanne und Rieke erzählt, die sich anfangs durch den Tod eines geliebten Menschen ähneln. Beide Frauen nehmen ihr Leben in die Hand und versuchen Antworten zu finden. Vorallem Johanne hat mich begeistert, die einen gewitzten Ganoven die Stirn bietet und sogar vor Schmuggel zur Zeiten der Prohibitation nicht zurückschreckt. Vorallem diese Sequenzen sind sehr spannend beschrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Christine Kabus hat mit viel geschichtlichen Wissen und historischen Eckdaten diese Zeit Norwegens bildhaft dargestellt, genauso wie die wunderschönen Beschreibungen der Natur, die mein Kopfkino richtig in Schwung gebracht haben. Norwegen war schon vor mehr als 20 Jahren ein Traumziel von mir, das ich leider noch immer nicht besucht habe. Umso lieber versinke ich in Bücher, die mir diese wunderbare Landschaft näher bringen. Manchmal verliert sich die Autorin aber noch immer etwas zu sehr in Nebenschauplätzen, die nicht unbedingt zur Handlung beitragen.

Beide Protagonistinnen sind sehr authentisch dargestellt. Man fiebert mit den Frauen mit, wobei mir allerdings im Handlungsstrang der Gegenwart das Ende etwas zu schnell ging. Hier hätte ich statt zwei Liebesgeschichten lieber mehr Informationen über das Zusammentreffen der beiden Frauen erfahren.

Im Großen und Ganzen hat mir aber der neue Norwegenroman der Autorin bis jetzt am Besten von ihren Büchern gefallen. In der Leserunde hat sie uns bereits verraten, dass ihr nächstes Buch eine neue Destination haben wird, die ich unsagbar interessant finde...nämlich Estland.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt teilweise sehr detailreich, aber auch wunderbar flüssig. Ganz besonders liebe ich aber ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft, wie auch die Einbettung politischer und historischer Begebenheiten zu dieser Zeit.
Über den jeweiligen Kapitel sind der Ort, das Datum und der Name der erzählenden Person vermerkt. So weiß man sofort, wo und bei wem man sich befindet.
Zu Beginn befindet sich eine Personenübersicht und eine Karte der Fjorde rund um Horten.

Fazit:
Für mich der bisher beste Roman der Autorin, die besonders mit ihren bildhaften Landschaftsbeschreibungen und dem historischen Anteil glänzt. Der Vergangenheitsstrang gefiel mir sehr gut, der aus der Gegenwart konnte mich nur am Anfang überzeugen. Er nimmt aber auch den kleineren Teil des Romans ein. Wieder ein gelunger Norwegen-Roman der Autorin, der mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 07.08.2019

Ein gelungener Debütkrimi

Dein ist die Schuld
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Für mich ist die Autorin Maria Höfle noch ein unbeschriebenes Blatt, doch ich werde sicherlich in Zukunft nach weiteren Werken von ihr Ausschau halten.
In "Dein ist die Schuld" begeben wir uns in ein ...

Für mich ist die Autorin Maria Höfle noch ein unbeschriebenes Blatt, doch ich werde sicherlich in Zukunft nach weiteren Werken von ihr Ausschau halten.
In "Dein ist die Schuld" begeben wir uns in ein erzkonservatives Elitesgymnasium in Tirol, wo die Leiche der 17jährigen Schülerin Elena Goldschmied entdeckt wurde. Sie hat sich angeblich von der Brüstung gestürzt und war zudem noch schwanger. Dorothea Keusch, Polizistin in Kufstein, glaubt nicht an Selbstmord, doch ihr sind die Hände gebunden. Der Fall geht zuerst an die Mordkommission zur Untersuchung und wird sehr schnell als Selbstmord ad acta gelegt. Dorothea lässt die Tote keine Ruhe. Kurz darauf kontaktiert sie Konstantin Schmitt von der Mordkommission in Innsbruck und schlägt ihr vor für ihn weiter zu recherchieren. Trotz einem unguten Gefühl ist sie bald mit seinem Vorschlag einverstanden, denn Dorothea träumt schon lange von einer Stelle bei der Abteilung Leib und Leben. Ihr Chef, der Frauen lieber verheiratet und hinter dem Herd sieht, unterstützt sie nicht, als tatsächlich eine Stelle frei wird. Dorothea ist enttäuscht und geht auf Konstantins Vorschlag ein. Doch mit den nicht genehmigten Nachforschungen riskiert sie ihren Job und setzt ihre Karriere aufs Spiel....

Dorothea Keusch hat mir als Figur sehr gut gefallen. Sie ist ein interessanter und vielschichtiger Charakter, hat Archäologie studiert und nach dem Tod ihres Vaters, einem Polizeibeamten, zur Polizei gewechselt. Intern wird sie wegen ihren guten Spürnase "Miss Marple" genannt. Als Kind besuchte sie ebenfalls ein katholisches Gymnasium und wurde wegen ihrer dicklichen Figur gemobbt. Die Gefühlswelt unserer Polizistin wird von der Autorin sehr gut beschrieben. Oftmals dachte ich mir jedoch, dass Dorothea zwischen Privat und Job etwas mehr differenzieren sollte. Sie hat als Person noch einiges Entwicklungspotential, lässt sich aber trotzdem nicht unterkriegen. Ihre Alleingänge fand ich nicht immer gut, waren aber nicht ganz unglaubwürdig, da sie Konsequenzen mit sich zogen.

Die Spannung baut sich langsam auf und lässt auch dem Leser Zeit mitzurätseln. Die Autorin hat sich in ihrem Debüt zusätzlich wichtigen Themen wie Mobbing, Abtreibung, Rechtsradikalismus und Missbrauch gewidmet. Das Ende und die Auflösung waren für mich überraschend, aber logisch.
Sehr gerne würde ich noch mehr über Dorothea Keusch und Konstantin Schmitt lesen und hoffe auf eine Fortsetzung.

Schreibstil:
Maria Höfle hat einen fesselnden und flüssigen Schreibstil. Ihre Charaktere sind lebendig gezeichnet und ich hatte alle Figuren - bis hin zu den einzelnen Nebencharakteren - immer vor Augen. Die Autorin schafft es hervorragend Gefühle zu transportieren. Die Beschreibung von Kufstein ist gelungen und versprüht Lokalkolorit.

Fazit:
Ein toller Debütkrimi, den ich empfehlen kann. Eine vielschichtige Ermittlerin, bildhafte Beschreibungen und Kufstein und ein spannender Fall. Von der Autorin und ihrem Ermittlerteam möchte ich noch gerne mehr lesen. Man muss nicht immer zu den maßlos beworbenen Büchern greifen, die meistens doch enttäuschen...denn das Gute liegt so nah!

Veröffentlicht am 20.07.2019

Drei Generationen von Frauen

Die Stunde der Inseltöchter
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Wer Sarah Morgan und ihre Puffin Island oder Manhattan Reihe gelesen hat, dem kann ich vorab sagen, dass dieses Buch wesentlich erwachsener und ernster ist. Eine 1 Stern Bewertung beim großen A* kritisiert ...

Wer Sarah Morgan und ihre Puffin Island oder Manhattan Reihe gelesen hat, dem kann ich vorab sagen, dass dieses Buch wesentlich erwachsener und ernster ist. Eine 1 Stern Bewertung beim großen A* kritisiert hier die fehlenden knisternden Momente, sowie die Liebesgeschichte. Das stimmt so nicht ganz...es knistert auch hier, aber jedoch nicht das ganze Buch über, sondern nur nebenher und auch eher erst ab der Hälfte des Buches. Schon vom Cover her erkennt man, dass es sich um keinen reinen Liebesroman für junge Erwachsene handelt, sondern hier eher die älteren Erwachsenen angesprochen werden. Das hat der Verlag gut gemacht...allerdings sind doch einige Leser nicht damit zufrieden, dass Sarah Morgan auch anders kann.

Ich habe auch ihre Manhattan Reihe gelesen und geliebt und ja - dieser Roman ist auf jeden Fall ernster und erwachsener. Nicht nur von den Protagonisten her, sondern auch von den Problemen vor denen sie stehen. Trotzdem mochte ich das Buch sehr und es dümpelt nicht so sehr an der Oberfläche, wie ihre reinen Liebesromane, obwohl ich diese auch mochte.

Worum geht es?
Die beiden Schwestern Jenna und Lauren sind als Kinder unzertrennlich. Sie teilen alle Geheimnisse, doch ein einschneidendes Erlebnis bringt ihre kindliche Welt ins Wanken. Jahre später ist Lauren verheiratet, lebt im noblen Notting Hill in London. Ihr Mann Ed ist Börsenmakler, die pubertierende Tochter Mack bereitet ihr zur Zeit einige Schwierigkeiten. Ihr Leben ist strukturiert und organisiert, alles ist fest durchgeplant. Zum 40. Geburtstag ihres Mann ist ein großes Fest geplant, das jedoch in einer Tragödie endet. Lauren flüchtet zurück nach Martha's Vineyard, wo sie aufgewachsen ist und wo ihre Mutter und ihre Schwester leben.
Ihre Schwester Jenna ist seit ihrer Geburt auf der Insel vor Cape Code geblieben und hat ihre Jugendliebe Greg geheiratet. Sie ist mit Hingabe Lehrerin an der Grundschule und wünscht sich nichts sehnlicher als endlich ein Kind.
Ihre Mutter Nancy ist Malerin und lebt im schnuckeligen Kapitänshäuschen, wo Lauren und Jenna aufgewachsen sind. Sie haben ein eher unterkühltes Verhältnis zu ihrer Mutter, die kaum für sie da war.

Im weiteren Verlauf lernen wir diese vier sehr verschiedene Frauen aus drei Generationen besser kennen. Durch die plötzliche Nähe kommen sie sich langsam näher. Dabei werden Lügen und Geheimnisse aufgedeckt, die die Zukunft von allen Vieren in der Vergangenheit beeinflusst haben. Vorallem die Beziehung der Töchter zur Mutter hat wegen eines Familiengeheimnisses sehr gelitten. Hier hat Sarah Morgan viel Potential geschaffen, um eine feine und emotionale Geschichte zu schreiben. Sie nimmt sich jedem einzelnen Charaktere an und verleiht ihm Tiefe. Gekonnt wechselt sie die Perspektiven und lässt immer nur eine der vier Frauen erzählen, was Spannung erzeugt. Jede von ihnen muss lernen sich zu öffnen, auf den anderen zuzugehen und zu vertrauen. Während Mack voll in der Pubertät steckt und versucht sich gegen ihre Mutter aufzulehnen, muss sie versuchen mit den neuen Gegebenheiten in ihrem Leben zurechtkommen.
Jenna wiederum leidet an ihrer Kinderlosigkeit, verrennt sich total und kann sich trotzdem nicht offenbaren. Lauren muss mit der Tragödie aus ihrem Leben fertig werden und alles hinter sich lassen. Alle vier Frauen müssen den Mut finden, sich Neuem zu öffnen.

Und Sarah Morgan wäre nicht Sarah Morgan, wenn nicht trotzdem irgendwo ein "attraktiver Schnuckel" auftauchen würde, der einer der drei Frauen den Kopf verdreht. Trotzdem ist die Liebesgeschichte nur eine weiterer Strang, der allerdings zum Gesamtbild der Geschichte beiträgt.

"Die Stunde der Inseltöchter ist ein vielschichtiger Roman, der ernster ist und mehr Tiefgang hat, als die anderen Romane der Autorin. Trotzdem bleibt Sarah Morgan ihrer Art und ihrem Schreibstil treu und vermittelt am Ende eine tolle Wohlfühlatmosphäre.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Sarah Morgan ist auch in diesem Roman locker, kurzweilig und lässt sich flüssig lesen, wie man es von der Autorin gewohnt ist.
Die Charaktere sind facettenreich und gut ausgearbeitet. Die Lebensumstände und die unterschiedlichen Lebensabschnitte der vier Frauen werden authentisch dargestellt.

Fazit:
Ein Roman über die Beziehung von Mütter und Töchter, gespickt mit Familiengeheimnissen und dem Mut, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ernster und erwachsener, als von der Autorin gewohnt, jedoch sehr authentisch. Eine Geschichte, die das Leben schreibt - mit einem kleinen Schuss Romantik.