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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2018

Störende sentimentale Ausdrucksweise und langatmige Beschreibungen

Totenherz
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Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Verbrechen im Zuge der Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Taffe, aber auch verletzliche Ermittlerin mit ...

Es gilt das typische Rezept der Autorin: Kurz, kurzweilig, flüssig zu lesen. Verbrechen im Zuge der Vergangenheitsbewältigung als altbewährte Grundhandlung. Taffe, aber auch verletzliche Ermittlerin mit Ecken und Kanten, detektivischem Spürsinn und problematischer Vergangenheit. Während in anderen Romanen von Daniela Arnold klassische Action und Schilderungen von Gewalt zwar nichts für zarte Gemüter sind, aber vergleichsweise wenig Raum einnehmen, die Dramen sich viel unterschwellig und im Kopf abspielen, weist ‚Totenherz‘ mehr hiervon auf.
Highlights waren für mich die Sichtweisen der Opfer, bei denen Emotionen gut transportiert wurden und viel Spannung erzeugt wurde. Zu Beginn habe ich auch die alleinerziehende Kriminalkommissarin Julia als Hauptfigur gemocht. Im weiteren Lesefortschritt habe ich mich zunehmend an Ausdrücken gestört, die ich bereits aus vorangegangen Romanen kannte. Dabei bleibt auch Kitsch nicht aus. Beispiele: Mütter, denen beim Ansehen ihres Kindes aus Liebe die Luft wegbleibt. Zorn/Wut, der die Adern flutet. Herz, das gegen die Rippen hämmert. Auffallend oft wird geseufzt, schwer geatmet, nach Luft geschnappt und die Ohnmacht verloren. Dies wirkt auf Dauer lächerlich und lässt die Figuren austauschbar werden. Belangloses wird ausführlich beschrieben, z. B. wie der Sohn mit Fast Food versorgt wird. Die Lovestory lässt Tiefgründigkeit vermissen.
Das Ende ist für meinen Geschmack zu konstruiert und abrupt geraten. Nach meiner Einschätzung ein wenig einprägsamer Krimi, aus dem man durch eine innovativere Sprache mehr hätte herausholen können.
Ich habe diesen Roman als Teil von „So finster dein Herz: Thriller-Sammelband“ gelesen. Nach vier Romanen werde ich wahrscheinlich keinen weiteren Roman der Autorin mehr lesen, da ich Komplexität und Tiefgang vermisse und inhaltlich, erzählerisch und sprachlich zu viel nach Schema F abläuft.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Solider Reihenauftakt, dem das gewisse Etwas fehlt

Mooresschwärze: Thriller
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Getragen wird der in Köln verortete Krimi von diesen beiden Figuren:
Die junge, intelligente Pathologin Dr. Julia Schwarz. Erfolgreich im Job, tut sich aber schwer, soziale Bindungen einzugehen, seit ihr ...

Getragen wird der in Köln verortete Krimi von diesen beiden Figuren:
Die junge, intelligente Pathologin Dr. Julia Schwarz. Erfolgreich im Job, tut sich aber schwer, soziale Bindungen einzugehen, seit ihr Bruder mit 12 von einem Unbekannten missbraucht und getötet wurde. Sie arbeitet verbissen und wirkt unnahbar. Dies stört sie, aber sie kommt aus ihrer Haut partout nicht raus. Befremdliche Essgewohnheiten.
Der junge, sportliche, hübsche, (zumindest angeblich) mit guten beruflichen Instinkten ausgestattete Kriminalkommissar Florian Kessler. Er gibt vor, nur an oberflächlichen Beziehungen mit heißen Blondinen interessiert zu sein, fühlt sich aber zu Julia hingezogen, die eigentlich nicht in sein Beuteschema passt.

Dass es in ihrem Privatleben kaum Fortschritte gibt, lässt darauf schließen, dass dieser Krimi den Auftakt zu einer längeren Serie bilden soll.
Hinzu kommen die Erzählperspektiven des Täters und eines gutgläubigen Teenies, die auf einer Online-Dating-Plattform die Liebe sucht. Auch wenn der Verlauf teils vorhersehbar war, haben doch die verschiedenen Perspektiven wertvolle Beiträge geleistet und für angenehme Abwechslung gesorgt.
Positiv hervorheben möchte ich Prolog und Epilog, die Atmosphäre ausstrahlten und Emotionen bei mir auslösten.
Die Pathologiearbeit wirkt nicht top recherchiert, vermag aber zumindest den Anschein von Glaubwürdigkeit auszustrahlen. Die Polizeiarbeit ist hier von Schlamperei und fragwürdigen Spekulationen geprägt. Dass Julia intensiv in den polizeilichen Ermittlungen mitmischt und viele Erkenntnisse und Funde auf Alleingängen der beiden Hauptfiguren beruhen, liegt in der Natur dieses Thrillers.

Kriminalfall und Privatleben fand ich mittelmäßig innovativ. Spannung war da und wird durch diverse Cliffhanger an den Enden der kurz gehaltenen Kapitel noch gefördert. Doch die erwünschte Achterbahnfahrt der Gefühle ist bei mir leider ausgeblieben, sodass ich interessierte Beobachterin geblieben bin. Nette neue Leseerfahrung, die ich nicht missen möchte, die gleichzeitig aber nicht genug Anreiz bietet, um die Reihe und die Autorin weiterzuverfolgen.
Was mir gefallen hätte: Alleinstellungsmerkmale (insbesondere bei Hauptfiguren), Sympathiefigur, höherer Mitfühlfaktor, mehr Herzerwärmendes, Zynismus, Ironie, klassischer Witz oder Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Ideen spannend, Handlung und Charaktere mittelmäßig; Zielgruppe Jugendliche

Pala 1. Das Spiel beginnt
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Dem einfach gehaltenen Sprachstil kann relativ mühelos gefolgt werden. Es werden viele Gespräche zwischen den Pala-Jugendlichen wiedergegeben.
Die Grundideen zur Story haben mir gut gefallen und es geht ...

Dem einfach gehaltenen Sprachstil kann relativ mühelos gefolgt werden. Es werden viele Gespräche zwischen den Pala-Jugendlichen wiedergegeben.
Die Grundideen zur Story haben mir gut gefallen und es geht auch spannend los. Im Folgenden blieben für meinen Geschmack Charaktere und Handlung aber zu flach.
Zum Ende des Romans erscheint mir die bis dato dargelegte Handlung teilweise unlogisch. Beispiele (Achtung, kleine Spoiler): Der Ansatz des Pala-Gründers Mr. Oz. Er erwartet Loyalität von Kindern und Jugendlichen, die gegen ihren Willen auf Pala festgehalten werden. Kinder und Jugendliche werden gewaltsam von ihren Familien getrennt und in der Außenwelt für tot erklärt, was die meisten "Rekruten" kaum zu bekümmern scheint - stattdessen werden überwiegend brav alle Regeln eingehalten und es wird sich mit Elan in die vom Entführer vorgegebene Ausbildung zum "Superhelden" mit noch unbekanntem Auftrag - inklusive todbringender Prüfungen - gestürzt. Sorry, aber vorrangig mit sanftem Einsatz von Chemiestoffen die Naivität so mancher angeblich doch so intelligenten Figur zu erklären, ist mir zu simpel (Spoiler-Ende).
Bei so manchem Buch habe ich über teils unglaubwürdige Handlungselemente hinweggesehen, solange ich mich in irgendeiner Form gefesselt gefühlt habe. Mein Hauptproblem hier: In die 13-jährige Hauptfigur Iris konnte ich mich leider zu keinem Zeitpunkt richtig hineinfühlen. Ihre Erlebnisse, ihre Leiden vermochten mich nicht zu berühren.
Diese Trilogie wendet sich eindeutig an Jugendliche. Um für die Zielgruppe Erwachsene interessanter zu wirken, hätte es mir gut gefallen, in die Psyche der Figuren tiefer einzudringen und bereits in Roman 1 mehr über die Gesellschaftskritik des mysteriösen Oz zu erfahren und darüber, was er mit Pala bezwecken möchte.
Da durchaus Spannung aufkommt und mir so manche Szene ganz gut gefallen hat, sind insgesamt drei Sterne gerechtfertigt. Ich sehe ein, dass sich Jugendliche besser mit Iris und den anderen Figuren werden identifizieren können, sodass bei dieser Zielgruppe die Eindrücke positiver ausfallen.

Veröffentlicht am 06.01.2020

Seichte Unterhaltung vor historischer Kulisse

Die Tochter der Bettlerin
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Dies ist kurzweilige Unterhaltung um verhängnisvolle Liebschaft und Hingabe, Krieg und Intrigen, verknüpft mit historischen Figuren und Schauplätzen in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Reich von Friedrich ...

Dies ist kurzweilige Unterhaltung um verhängnisvolle Liebschaft und Hingabe, Krieg und Intrigen, verknüpft mit historischen Figuren und Schauplätzen in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Reich von Friedrich II., König von Preußen.
Das Buch im auktorialen Erzählstil ist flüssig lesbar, manchmal zu langatmig, sprachlich zu melodramatisch für meinen Geschmack. “Show, don’t tell” möchte ich der Autorin Nora Berger empfehlen. Figuren wird ein Skript auferlegt, das nicht richtig passt. Gefühle und Urteile sind oft einfach da, schwer nachvollziehbar.
Die fiktive Hauptfigur Anna ist als Tochter einer alkoholabhängigen Prostituierten und Bettlerin aufgewachsen, dabei gutgläubig und schwärmerisch geblieben. Mehr Pragmatismus und Abgebrühtheit wären glaubwürdiger gewesen. Ihre weibliche Erscheinung wird hervorgehoben, was die weitere Entwicklung unlogisch erscheinen lässt. Ihr Gedankenkarussel nervt irgendwann. Dass sie in Schwierigkeiten gerät, ist das Ergebnis offensichtlich haarsträubend falscher Entscheidungen. Dementsprechend schwer fielen mir Identifikation und Mitfühlen.
Die historische Persönlichkeit Friedrich Freiherr von der Trenck wird hofiert und ist in allen Disziplinen brilliant, dabei hochmütig, sodass sich hier erst recht keine Sympathie einstellen will. Es stellt sich auch die Frage, wie geschönt seine Memoiren sind und welche Quellen ergänzend herangezogen wurden.
Zu Nebenfiguren habe ich gemischte Gefühle. Manche sind interessant, z. B. Kameraden, über deren Motive und Ehrbarkeit sich spekulieren lässt. In einigen Fällen sind zugedachte Rollen zu offensichtlich oder die Persönlichkeit kommt flach daher.
Die Handlung vermag trotz mancher absehbarer Entwicklungen durchaus zu gefallen, weil man beachtliche Einblicke in Alltag, Hofleben (inkl. Debatten z. B. mit König Friedrich des Großen und Philosoph Voltaire), Rekrutenausbildung, Gefängnis, Krieg inkl. Verläufe der Fronten/Hoheitsgebiete bekommt. Vielleicht nicht alles historisch verbürgt, aber doch so, dass man brauchbare Eindrücke mitnimmt.
Positiv fällt auf, dass es ein Personenverzeichnis gibt, welches zwischen Fakt und Fiktion unterscheidet, sowie eine Nachbemerkung, wie es mit im Mittelpunkt stehenden historischen Persönlichkeiten weiterging.
Mein Gesamteindruck: Stilistisch zu seicht, unglaubwürdig, gestelzt, zurechtgebogen. Zu vorhersehbar, um zu beeindrucken. Ich habe die Handlung mit Interesse verfolgt, ohne eine emotionale Bindung zu den Figuren eingehen zu können. Danke für den Kenntniszuwachs zu einer mir bis dato wenig bekannten Epoche. Knappe drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.08.2019

Band 1 von 3 entfacht kaum Spannung und Gefühle, wenig informativ

Das Savoy - Aufbruch einer Familie
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Dies ist historische Belletristik (London 1932), Krimi sowie Familiengeschichte mit Identitätssuche und nüchternen Romanzen. Leicht zu lesen, mit wenigen Höhen und Tiefen. In einigen Sätzen und schönen ...

Dies ist historische Belletristik (London 1932), Krimi sowie Familiengeschichte mit Identitätssuche und nüchternen Romanzen. Leicht zu lesen, mit wenigen Höhen und Tiefen. In einigen Sätzen und schönen Zitaten blitzt Tiefgang hervor, aber über weite Strecken handelt es sich um sprachlich und inhaltlich seichte Literatur, die mich nicht dazu animieren konnte, Spannung zu empfinden, mitzufühlen, mitzuhoffen, mitzuleiden. Da man in schneller Abfolge in zahlreiche Innenleben schlüpft, sind die Verwicklungen für den findigen Leser früh absehbar.
Im Mittelpunkt steht die Identitätskrise von Violet. Möchte sie Künstlerin oder Leiterin eines erfolgreichen Hotelbetriebs werden? Wen erwählt sie zu ihrem Partner? Sie ist jung, schön, herzensgut, bescheiden, kultiviert, emanzipiert, vermögend, beliebt, eine Lichtgestalt. Naturgemäß ist es schwierig, sich mit einem auf hohem Niveau leidenden Charakter zu identifizieren und zu sympathisieren. Demgegenüber werden Antagonisten in ihren Motiven kaum gewürdigt. Zu viel Schwarz-Weiß-Zeichnung für meinen Geschmack.
Am besten haben mir die Nebenfiguren John und Otto sowie weitere Hotelangestellte gefallen.
Ich war mehrfach geneigt, das Buch abzubrechen. Eine gewisse Liebe zum Detail, zum Beispiel wenn auf das Schaffen in Kunst und Journalismus in den 1930ern eingegangen wird (z. B. Stolperheini), ließ mich dann aber doch ohne Reue das ganze Werk lesen.
Knappe drei Sterne für die Geschichte, dann noch eine Abwertung wegen des unbefriedigenden Anhangs. Es gibt weder Glossar noch Zeittafel oder Personenverzeichnis. Die kurze Nachbemerkung macht nur dahingehend schlauer, dass ich weiß, warum es irritierender- und unnötigerweise zwei Figuren mit dem Namen John gibt. Das ist nicht adressatengerecht. Gute historische Belletristik benötigt einen kurzen Abschnitt, in dem z. B. zwischen Fiktion und Realität differenziert wird. Der Erkenntniszuwachs von diesem Roman ist gering, etwas höher, wenn man sich die Mühe macht, selbst zu recherchieren.
Während Violets privates und berufliches Schicksal wohl erst in noch nicht veröffentlichten Folgebänden offenbart wird, werden Täter und Initiatoren der Intrige am Ende aufgedeckt, sodass sich die Trilogie abschließen lässt, ohne sich allzu sehr zu grämen.