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Veröffentlicht am 02.09.2019

Eins meiner Highlights 2019 ! Rhys Geschichte ging mir so tief unter die Haut und direkt ins Herz !

Finde mich. Jetzt
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Diese wunderbare Herbstneuerscheinung wurde mir bereits Ende Januar diesen Jahres zum Vorablesen vom Verlag angeboten und ich habe mich darüber nicht nur wahnsinnig gefreut, sondern war auch sofort Feuer ...

Diese wunderbare Herbstneuerscheinung wurde mir bereits Ende Januar diesen Jahres zum Vorablesen vom Verlag angeboten und ich habe mich darüber nicht nur wahnsinnig gefreut, sondern war auch sofort Feuer und Flamme, nachdem ich den Klappentext zu Lesen bekam. Wer mich kennt, der weiß, das ich sehr sehr gerne New Adult Romane lese, am besten mit ganz viel Gefühl, aber auch mit ein bisschen Tiefgang.

Und genau ein solcher Roman ist "Finde Mich. Jetzt" von Kathinka Engel.

Ein zutiefst gebrochener, junger Mann. Eine starke, selbstbewusste und unabhängige Frau. Eine Liebe, die alle Hürden überwindet und die so tief greift, das mir beim Lesen vor lauter Gefühl fast das Herz explodiert wäre.

Rhys saß sechs lange Jahre unschuldig im Jugendknast. Jetzt wird er in die Freiheit entlassen. Einerseits erleichtert, andererseits sehr ängstlich und zögerlich wagt er sich in dieses neue Leben, von dem er nicht weiß, was es ihm zu bieten hat. Womit er ganz sicher nicht gerechnet hat, ist allerdings, dass die quirlige und weltoffene Tamsin in sein Leben stolpert, seine sorgsam errichteten Mauern wie ein Orkan niederreißt und ihm zeigt, das es auch für ihn einen Platz in der Welt gibt und dass das Leben unglaublich schön sein kann.

Tamsin ihrerseits ist aus dem goldenen Käfig, den ihre Eltern um sie herum gebaut haben, ausgebrochen. Damit sie wirklich frei sein kann, zieht sie ans andere Ende des Landes um Literatur zu studieren und auch sie hätte niemals geahnt, das dieser Weg sie in die Arme ihrer großen Liebe treibt.

Doch die Beziehung der Beiden ist alles andere als einfach. Tamsin muss erst lernen, sich mit ihrem Temperament und ihrem Lebensfrohsinn ein bisschen zurückzunehmen, um Rhys nicht zu überrumpeln. Und der muss wiederum lernen, sich zu öffnen, sich Tamsin anzuvertrauen, Hilfe anzunehmen und Gefühle zuzulassen.

Die Entwicklung der Geschichte ist, klar, etwas vorhersehbar, denn auch Kathinka Engel erfindet das Rad nicht komplett neu. Es gibt einige praktische Zufälle, die sich wunderbar passend ins Geschehen einfügen, worüber man jedoch hinwegsehen kann, da die Geschichte einfach unglaublich berührend geschrieben ist und mich so manches Mal auch echt erschüttert hat.. Sie ist so emotional, das meine Gedanken und mein Herz manchmal gar nicht hinterherkamen. Es gab Szenen, da war mein Herz ganz leicht und voller Glück, während ich aber zeitgleich ein paar Tränchen verdrücken musste. Es gab lustige Momente und sehr ernste. Selbst die Spannung kommt nicht zu kurz, besonders am Ende des Buches.

Der Schreibstil ist also sehr mitreißend und eingängig. So sehr sogar, das ich mal wieder eine ganze Nacht zum Tag gemacht und einfach durchgelesen habe.

Ebenfalls sehr gefallen, haben mir die Charaktere, wobei ich sagen muss, das mir Tamsin manchmal ein wenig zu unbekümmert in ihrer Art und zu locker in ihren Aussagen war. Manche Dialoge wirkten von ihrer Seite daher hin und wieder wie verbales Abwinken und ein wenig aufgesetzt. Ändert aber nichts an der Tatsache, das ich sie unglaublich toll fand.

Viel besser gefallen hat mir allerdings Rhys, an den ich definitiv mein Herz verloren habe.

Seine Sichtweise und Geschichte ist unglaublich intensiv und ging mir so krass unter die Haut, dass es bis bis heute nachhallt.

Er wirkte auf mich, wie ein aus dem Nest gefallenes Küken, das plötzlich ganz auf sich allein gestellt ist und erst lernen muss, zu leben. Er hat seine komplette Jugend verpasst und benimmt sich deshalb manchmal wie ein kleiner Junge. Unsicher und zurückhaltend. Es fällt ihm schwer, Hilfe zuzulassen und anzunehmen. Menschen zu vertrauen und Freundschaften zu schließen. Trotzdem, auch wenn es immer wieder einen inneren Kampf bedeutet, springt er über seinen Schatten, öffnet sich und lässt zu, das Menschen in sein Leben treten.

Auch die Nebencharaktere wie Amy und Malik fand ich großartig und ich freue mich so sehr, in den beiden Folgebänden mehr über sie zu erfahren.

Ich könnte noch ewig weiterschreiben und schwärmen, möchte aber nicht zu viel vorwegnehmen, weil ich natürlich hoffe, das möglichst viele von Euch jetzt Lust bekommen haben, das Buch selbst zu lesen. Ich kann es euch wirklich nur ans Herz legen. Es ist wunderschön, herzzerreißend und hat unglaublich viele Facetten. Ich liebe es abgöttisch.


Veröffentlicht am 27.08.2019

Ein großartiger Roman über das Schicksal eines Dorfes zu Zeiten der DDR.

Kastanienjahre
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Ich wage mich lesetechnisch ja sehr gerne auch mal aus meiner Komfortzone und entdecke Geschichten für mich, die ich vielleicht nicht gelesen hätte, wenn man mich nicht mit der Nase darauf stößt. So geschehen ...

Ich wage mich lesetechnisch ja sehr gerne auch mal aus meiner Komfortzone und entdecke Geschichten für mich, die ich vielleicht nicht gelesen hätte, wenn man mich nicht mit der Nase darauf stößt. So geschehen bei KASTANIENJAHRE von Anja Baumheier, deren Debüt mir dem Titel nach, tatsächlich geläufig war, das ich aber bisher nicht gelesen habe.

In ihrem neuen Roman entführt uns die Autorin in ein Mecklenburgisches Dorf an der Ostsee, in die 1950er Jahre, kurz nach Gründung der DDR.
Peleroich ist ein beschauliches kleines Dorf, in dem jeder jeden kennt und alle irgendwie miteinander verwurzelt scheinen.

Elise wächst hier in den 1960er Jahren wohlbehütet auf und obwohl die Zeiten nicht immer leicht waren und sie 20 Jahre später Paris ihre Heimat nennt, ist ihr Herz auch immer noch in Peleroich zuhause. Hier hat sie sich das erste Mal verliebt, hier hat sie ihre ersten Nähversuche gestartet, hier hat sie aber auch Menschen verloren, die Auswirkungen des Sozialismus zu spüren bekommen.

Nun soll das Dorf dem Erdboden gleichgemacht werden, denn wie so viele Dörfer im Osten Deutschlands, ist auch Peleroich mittlerweile fast vollständig unbewohnt. All die glücklichen Momente scheinen vergessen, zurückgeblieben ist nur Tristesse und ein Geheimnis, welchem Elise auf den Grund gehen will, nachdem sie ein mysteriöser Brief erreicht....

Anja Baumheier hat mich bereits nach wenigen Seiten in eine Art Bann gezogen, aus dem ich mich nicht mehr lösen wollte. Jetzt ist dieses Genre ja für mich ziemlich untypisch, allerdings bin ich absolut interessiert und neugierig, wenn es um das Thema DDR und Wende geht, einfach, weil ich damals viel zu jung war, um das alles richtig mitzubekommen. Natürlich habe ich den Mauerfall miterlebt und kann mich auch sehr gut daran erinnern, doch ich habe keine Vorstellung wie das Leben in der DDR gewesen sein muss.

Und das ist etwas, dass dieser Roman in meinen Augen unglaublich gut widerspiegelt.
Die Autorin erzählt im Zeitraffer aus Sicht mehrerer Personen. So lernen wir erst Elises Mutter kennen und erfahren, wie sie und ihr Mann Karl sich kennen und schon sehr früh auch lieben gelernt haben. Von der Heirat zur Geburt von Elise, ihr Heranwachsen, behütet und vom ganzen Dorf beschützt. Wie sie Henning kennenlernt, der ihr Fels wird und wie sie sich aber auch in Jakob, den Enkel des Pfarrers verliebt. Wie sie später selbst schwanger wird und heiratet und so fort.

Der Roman vermittelt neben der Schilderung des Alltäglichen außerdem, und zwar sehr eindringlich, ein Gefühl dafür, wie schwierig die Zeiten mitunter waren, wenn es plötzlich keine Waren für die Regale mehr gab oder man nicht mehr an Stoffe kam, wie sich die Lage mit dem Mauerbau zuspitzte und welche Auswirkungen dies auf die einzelnen Dorfbewohner und auch auf deren Zusammenleben hatte. Und natürlich gibt es auch einen Einblick, was mit dem Mauerfall kam, denn in unserer Vorstellung da waren wohl alle Menschen froh, dass sie nicht mehr eingesperrt waren, doch tatsächlich hatte die Wende auch so seine Tücken und hatte extreme Auswirkungen auf die kleinen Unternehmen und die einzelnen Menschen. Ich fand das unglaublich bewegend und interessant.

Die Figuren waren allesamt so authentisch und greifbar, dass ich mich in Peleroich wirklich zuhause fühlte und mich sehr gut in die Gemütslagen der einzelnen Personen hineinversetzen konnte.Ich fühlte mich mit ihnen allen verbunden, naja, außer vielleicht mit Bürgermeister Ludwig, der ein absoluter Fan des sozialistischen Systems und somit ein gesetzestreuer Bürger war, der es den Dorfbewohnern nicht immer leicht machte.

KASTANIENJAHRE ist für mich ein absolut brillant geschriebener und recherchierter Roman, der mich angestachelt hat, unbedingt mehr über das Leben in der DDR wissen und mehr Bücher aus diesem Genre lesen zu wollen, weshalb ich mir auch direkt, nachdem ich das Buch ausgelesen hatte, erst einmal Anja Baumheiers Debütroman KRANICHLAND gekauft habe.

Von mir gibt es deshalb eine ganz große Leseempfehlung !!!

Veröffentlicht am 08.08.2019

Hier stimmt einfach alles ! Absolutes Wohlfühlbuch !

Show me the Stars
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Mein erster Gedanke, wenn ich rückwirkend an "Show me the Stars" denke: Ich möchte SOFORT in meinen eigenen Leuchtturm ziehen !

Selten hat mich ein Setting so sehr verzaubert, wie es Kira Mohns kleines ...

Mein erster Gedanke, wenn ich rückwirkend an "Show me the Stars" denke: Ich möchte SOFORT in meinen eigenen Leuchtturm ziehen !

Selten hat mich ein Setting so sehr verzaubert, wie es Kira Mohns kleines Fleckchen Irland getan hat. Raue Natur und das diese vom Meer wild umtoste Insel inklusive Leuchtturm, das alleine war schon ein echtes Highlight. Die Umgebung ist so unglaublich anschaulich beschrieben, wenn ich nicht schon vorher in Irland verliebt gewesen wäre, dann wäre es spätestens jetzt definitiv passiert.

Aber vielleicht sollte ich mal von vorne anfange, bevor ich mich in einer Lobeshymne auf das Setting verliere. Denn der Plot ist mindestens genau so bezaubernd.

Für Liv läuft es in Hamburg gerade nicht allzu gut. Zwar dachte sie, dass sie mit dem Interview einer zurückgezogen lebenden Prominenten endlich den großen Durchbruch als Journalistin schafft, leider ist das aber nicht der Fall. Stattdessen muss sie ihre Sachen packen.

Als sie ihren Kummer in Gin Tonic ertränkt, da wird sie beim Surfen im Netz auf eine "Stellenanzeige" aufmerksam. 6 Monate Housesitter in einem Leuchtturm auf einer einsamen Insel kurz vor Irland.
Warum nicht ? denkt sie sich, nichtsahnend, dass sie schon einige Wochen später zum ersten Mal einen Fuß auf die Insel Coarach setzt.

Auf der kleinen beschaulichen Insel ist sie ganz mit sich selbst und ihren Gedanken allein, fasst neuen Mut für ihre berufliche Zukunft, setzt sich mit lange gehegten Ängsten auseinander und verfällt dem Charme des Iren Kjer, der einmal in der Woche vorbeischaut, um sie mit allem zu versorgen was sie so braucht.
Und obwohl Liv auf der Insel ja eigentlich ganz alleine ist, schließt sie neue Freundschaften und vor allem neuen Lebensmut....

Ach, ich habe diese Geschichte wirklich soso sehr genossen, weil sie einfach durchweg so herzig und einfach bezaubernd schön ist. Man kann sich einfach in die Seiten fallen lassen, es gibt nur wenig Drama, dass irgendwie einfach dazugehört, um die Geschichte weitestgehend authentisch zu machen.

Kira Mohn hat einen ganz wunderbaren, flüssigen und anschaulichen Schreibstil und in die Ausarbeitung ihrer Figuren hat sie wirklich viel Liebe gesteckt, die man förmlich spüren konnte. Ich mochte sie, bis auf wenige Ausnahmen wirklich total gerne. Besonders über Airin und Seanna, die in den Folgebänden die Hauptrollen spielen und die man hier natürlich schon kennenlernen konnte, möchte ich jetzt unbedingt mehr erfahren.

Direkt nach dem Lesen habe ich schon überlegt, ob es eigentlich auch negative Punkte gibt und tatsächlich gab es ein oder zwei kleinere Situationen die mir ein bisschen zu oberflächlich abgehandelt wurden. Wenn man das Buch aber im Gesamten betrachetet, empfand ich sie gar nicht mehr als so schlimm.

Das Ende kommt tatsächlich ein bisschen plötzlich, wird aber durch einen Epilog perfekt abgerundet, der alle offenen Fragen, zwar kurz, aber doch ausreichend, beantwortet, so dass ich das Buch mit einem sehr guten Gefühl zuschlagen konnte.

Ein wirklich rundum schöner Auftakt, der unglaublich viel Spaß gemacht und in den man sich wirklich so manches Mal direkt hineingewünscht hat !

Veröffentlicht am 23.07.2019

Ein sehr ergreifendes und tragisches, aber auch unglaublich wichtiges Buch !

Drei Schritte zu dir
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Acht Wochen sind vergangen seit ich das Buch gelesen habe und fünf Wochen seit ich den Film im Kino gesehen habe.

Seitdem ringe ich um Worte und weiß einfach nicht, was ich schreiben soll, denn sowohl ...

Acht Wochen sind vergangen seit ich das Buch gelesen habe und fünf Wochen seit ich den Film im Kino gesehen habe.

Seitdem ringe ich um Worte und weiß einfach nicht, was ich schreiben soll, denn sowohl der Buch als auch Film waren so groß, so emotional, so unglaublich berührend und gewichtig, dass es mir richtig schwerfällt, die passenden Worte zu finden.

Deshalb versuch ichs vielleicht auch gar nicht weiter und schreibe einfach, was mir so in den Sinn kommt.

Da ist zunächst mal die Krankheit um die es geht. Mukoviszidose. Uns allen irgendwie ein Begriff und doch ist sie so weit weg von mir als gesundem Menschen, dass ich mich damit bisher nie befasst habe. Mit DREI SCHRITTE ZU DIR hat sich das plötzlich verändert und somit haben Mikki Daughtry, Tobias Iaconis und Rachael Lippincott genau das erreicht, was sie von Anfang an erreichen wollten. Sie haben neues Bewusstsein geschaffen, Aufmerksamkeit für diese wirklich grausame Krankheit erlangt und bezweckt, dass ich mich als Nichtbetroffene mehr damit befassen möchte.

Die Protagonisten Stella, Will und auch Poe sind alle noch unter 20 und leiden an Mukoviszidose. Ihnen ist bereits seit frühester Kindheit bewusst, dass sie kein langes Leben leben werden. Vielleicht ist es sogar schon mit Mitte 20 vorbei. Ihr Alltag ist geprägt von Medikamten-Preps, von Übungen und Behandlungen die bezwecken, dass sie ein kleines bisschen besser atmen können. Sie schließen Freundschaften und sind sich körperlich doch immer so extrem fern, denn sie müssen immer 5 Schritte Abstand zueinander halten. Besonders zu Will, der zusätzlich zum eh schon beschissenen ( sorry für die Wortwohl ) Schicksal, auch noch Burkholderia Cepacia hat. Das bedeutet, dass er Keime in sich trägt, die auf andere Mukoviszidose Patienten lebensbedrohlich wirken können, denn sie sind gegen Antibiotika resistent.

Und weil das noch nicht genug Drama ist, setzen wir doch direkt noch einen drauf: Denn Stella und Will verlieben sich ineinander. Doch sie dürfen sich nicht küssen, nicht mal berühren. Wenn Will auch nur einen Schritt zu nah kommt, dann...

Diese Geschichte hat mich so unendlich traurig gemacht, das kann ich euch sagen. Selten habe ich bei Buch UND Film so sehr geweint, weil es einfach so unfair ist. Und leider auch nicht rein fiktiv, dass machte es noch tragischer und greifbarer. In der Geschichte gibt es eine Krankenschwester, Barb, die unbedingt verhindern will, das zwischen Will und Stella Gefühle entstehen, weil sie bereits einmal erlebt hat, wie ein Pärchen mit Mukoviszidose die Grenzen überschritten hat. Dieses Pärchen gibt beziehungsweise gab es wirklich. In Buch und Film sind sie natürlich fiktiv, aber ihre Geschichte ist wahr und ihre Liebe hat sie schlussendlich das Leben gekostet, das vielleicht ein bisschen länger gewesen wäre, wenn sie sich voneinander ferngehalten hätten.

Das bringt mich allerdings zu der Frage, ob es auch LEBENSWERTER gewesen wäre. Ich denke nicht. Und vielleicht haben auch diese beiden so gedacht, denn was ist ein Leben ohne Berührung und Liebe ?

Die Geschichte war für mich wirklich absolut authentisch erzählt und die schauspielerische Leistung von Haley Lu Richardson und Cole Sprouse hat mich echt beeindruckt.

Normalerweise würde ich jetzt sicher sagen: Ach, für eine Literaturverfilmung wars gut. In diesem Fall ist aber einfach alles anders, denn tatsächlich gab es das Drehbuch und den Film vor dem Buch. Und das hat mich noch mehr beeindruckt und vor allem aber begeistert, denn beides ist dadurch so dicht beieinander, dass ich gar nicht sagen könnte, was mir besser gefallen hat. Rachael Lippincott hat sich beim Schreiben echt total ins Zeug gelegt und aus dem Drehbuch einen großartigen Roman gemacht. Manche Szenen sind im Film natürlich etwas weniger ausführlich augearbeitet, punkten dafür allerdings visuell. Und bis auf zwei, drei Kleinigkeiten und das Ende ist beides fast identisch.

Obwohl das hier jetzt keine klassische Rezension geworden ist, denke ich schon, dass ihr meine Begeisterung für die Umsetzung von Roman und Film nachvollziehen könnt und ich hoffe so sehr, dass ihr beidem eine Chance gebt, auch wenn es vielleicht eigentlich nicht so "euer Ding" ist. Es lohnt sich wirklich !

Nicht nur, weil beides so stark ausgearbeitet ist, sondern schon alleine, weil hier neben der wirklich süßen, aber so unendlich tragischen Liebesgeschichte, vor allem eine Krankheit im Fokus steht, die viel mehr Aufmerksamkeit erlangen muss.

Ich hab zu Buch und Film noch eine Menge zu sagen, ende aber an dieser Stelle, weil das hier echt den Rahmen sprengen würde. Allerdings möchte ich noch kurz empfehlen, sich mit dem Hintergrund und der Entstehungsgeschichte von DREI SCHRITTE ZU DIR zu befassen, denn dadurch wird die Geschichte um Stella und Will noch gewichtiger.

Wer sich austauschen möchte: Jederzeit gerne.

Veröffentlicht am 15.07.2019

Ein sehr eindringliches und stark umgesetztes Buch über ein unglaublich wichtiges Thema !

Auf einer Skala von 1 bis 10
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Mental Health Bücher sind für mich ein wichtiges, zugleich aber auch sehr schwieriges Thema. Einerseits wünscht man sich für psychische Erkrankungen endlich mehr Aufmerksamkeit, mehr Aufklärung, mehr Verständnis ...

Mental Health Bücher sind für mich ein wichtiges, zugleich aber auch sehr schwieriges Thema. Einerseits wünscht man sich für psychische Erkrankungen endlich mehr Aufmerksamkeit, mehr Aufklärung, mehr Verständnis von außen, andererseits sind die Bücher für Betroffene aber oft ein Trigger.

Umso mehr begrüße ich es, dass man genau diesen Büchern eine deutliche Warnung verpasst, was im Fall von AUF EINER SKALA VON 1 bis 10 super geglückt ist. Man hat den Trigger nicht versteckt ans Ende der Geschichte gepackt, sondern direkt unter dem Klappentext auf der Rückseite eine Warnung angebracht und das war gut so.

!!! Ich möchte hier auch direkt nochmal eine Warnung aussprechen. Zwar werde ich versuchen nicht zu sehr ins Detail zu gehen, da aber Selbstverletzung und Suizid in diesem Buch zentrale Themen sind, muss ich natürlich auch darauf eingehen !!!

Das Buch begegnete mir zum ersten Mal bereits während der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr, auf der es mir besonders ans Herz gelegt wurde. Nicht nur, weil man weiß, dass ich mich gerne mal mit ernsten Thematiken auseinander setze, sondern in diesem Fall auch eine eigene Geschichte habe. Bereits nach der Vorstellung war mir schon klar, dass dieses Buch für mich ein harter Gang wird, die Warnung hat das noch einmal bestätigt.

Nichtsdestotrotz war mein Interesse natürlich riesengroß und besonders die Tatsache, dass die Autorin selbst mit psychischen Problemen ziemlich großen Ausmaßes zu kämpfen hatte und hat, hat mich natürlich nur noch neugieriger gemacht.

In ihrem Buch arbeitet Ceylan Scott eigene Erfahrungen auf und ich finde, das spürt man auf jeder Seite.

Tamar, ihre Protagonistin, hat ihre Freundin verloren, was sie komplett aus der Spur wirft, denn Tamar war die letzte Person, die Iris gesehen hat, bevor sie starb.

Immer mehr steigert sich Tamar in den Gedanken hinein, dass sie die Freundin umgebracht hat. Dies wiederum führt bei Tamar zu einer psychischen Störung. Sie leidet an Borderline, ritzt sich. Da ist dieses Monster in ihr, das sie antreibt, das von ihren Gedanken und ihren Gefühlen Besitz ergreift und ihr immer wieder einflüstert, dass das alles ganz allein ihre Schuld ist.

Diese permanente Gedankenspirale treibt Tamar zur Verzweiflung und schließlich sogar so weit, dass sie an Suizid denkt.

Ihr Versuch sich selbst zu töten schlägt glücklicherweise fehl, bringt sie aber nach Lime Grove. Eine psychatrische Klinik für Jugendliche.

Und hier beginnt Tamars eigentlicher Kampf, nämlich der aus der Abwärtsspirale, in der sie sich befindet. Und dieser Kampf ist ein sehr langwieriger Prozess. Immer wieder gibt es Rückschläge, immer wieder Kurzschlußhandlungen. Aber irgendwann da wird es schließlich endlich besser.

Ich habe mittlerweile wirklich viele Meinungen zu dem Buch gelesen und immer wieder stieß ich besonders auf Punkte wie: Tamar sei zu distanziert, nicht greifbar, die Geschichte zu nüchtern, die Figuren zu blass. Und ich kann diese Punkte tatsächlich alle sehr gut nachvollziehen, habe sie aber persönlich ganz anders aufgefasst, vielleicht auch deshalb, weil ich eine Therapie selbst schon erlebt habe und jeden Tag mit meinen eigenen Monstern kämpfe.

Die Geschichte hat definitiv einen nüchternen Tonfall, was ich darauf zurückführe, dass sie aus Tamars Sicht erzählt ist, die sich in einem Strudel voller abwertender Gefühle gegen sich selbst befindet. Die Medikamente, die helfen sollen, sich besser zu fühlen, die aber ( wie auch im wahren Leben ) nicht gleich mit der ersten Einnahme anschlagen, sondern sie erstmal runterziehen, tun ihr Übriges. Tamar ist distanziert, weil sie einen völlig distanzierten Blick auf ihr Leben und ihr komplettes Umfeld hat. Es gibt nur dieses Monster, das Besitz von ihr ergriffen hat und von dem sie sich zunächst nicht lösen kann. Weil es einfach Zeit braucht.

Durch diese Situation wirkt auch der Blick auf die anderen Charaktere, die jeder ihr eigenes Päckchen zu tragen haben, etwas entrückt.

Für mich waren all ihre Handlungen tatsächlich komplett authentisch und nachvollziehbar. Es gibt Momente und krasse Stimmungswechsel, in denen sie absolut risikobereit ist und dumme Dinge tut. Es gibt aber auch die verletzliche Tamar, die sich nichts sehnlicher wünscht als gesund zu sein.

Was die Szenen der Selbstverletzung und des versuchten Suizids betrifft, so beschreibt Ceylan Scott diese kurz, heftig, nicht ausschweifend und explizit. Es wird deutlich, das Tamar im Affekt handelt und die Szenen fühlten sich für mich an, als würde man sich schnell ein Pflaster von der Haut ziehen. Sie sind wichtig, weil sie aufrütteln und Tamars Situation noch deutlicher zeigen, aber sie sind nicht so ausführlich beschrieben, dass ich sie gar nicht ertragen konnte.

Auf was man sich hier definitiv einlassen muss, ist, dass das Buch vor allem Tamars Gedanken und Gefühle widerspiegelt. Es ist IHR persönlicher, innerer Kampf und ihr Weg sich gegen ihre Krankheit zu stellen.

Mich hat die Erzählweise und auch die Geschichte ansich komplett überzeugt und sehr mitgenommen und berührt und gerade die Tatsache, dass Ceylan Scott hier nichts beschönigt, hat mir imponiert !

Besonders gut fand ich das Ende, dass deutlich macht, das es zwar ein langer und schwieriger Weg ist, seine Monster in Schach zu halten, dass es aber machbar ist und man die Hoffnung niemals aufgeben sollte, wieder gesund zu werden. Es wird immer wieder Rückschläge geben, aber es wird besser, wenn man für sich selbst kämpft und man ist diesen Kampf immer wert.

Für mich ein absolut wichtiges Buch, das nicht nur Jugendliche sensibilisiert, sondern das sich auch Erwachsene anschauen sollten. Es ist wichtig, das wir uns mit diesen Themen befassen und psychische Krankheiten endlich als das erkennen was sie sind, denn nur weil man sie von außen nicht sehen kann, heißt das nicht, das sie nicht da sind und das man sie unterschätzen und abtun kann !

Leseempfehlung meinerseits (sofern ihr Euch natürlich selbst den Themen gewachsen fühlt !)