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Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein modernes Märchen und ein absolut fesselnder Page-Turner voller Fantasie, Irrungen und Wirrungen

Caraval
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Meine Meinung:

„Willkommen, willkommen in Caraval! Dies ist die großartigste Vorstellung an Land und auf dem Meer. Ihr werdet Wunder erleben, wie sie vielen Menschen ihr Leben lang nicht begegnen. Ihr ...

Meine Meinung:

„Willkommen, willkommen in Caraval! Dies ist die großartigste Vorstellung an Land und auf dem Meer. Ihr werdet Wunder erleben, wie sie vielen Menschen ihr Leben lang nicht begegnen. Ihr könnt Magie aus einer Tasse trinken und Träume in Flaschen kaufen.“ (S. 80)


„Caraval“ ist der Debutroman der US-amerikanischen Schriftstellerin Stephanie Garber und für mich eines der besten Debuts der letzten Jahre!


Der Start in die Geschichte fällt unglaublich leicht, denn mit der Protagonistin Scarlett, ihrer kleinen Schwester (Dona)Tella, dem attraktiven und geheimnisvollen Seemann Julian sowie dem jähzornigen und grausamen Patriarchen, dem Governor Dragna, ist der Kreis der Charaktere zunächst sehr eng umrissen. Aber auch sonst hält sich Stephanie Garber nicht mit großem Vorgeplänkel auf, denn bereits ab Seite 50 geht es auf die geheimnisvolle Privatinsel des Caraval-Masters Legend, wo die sagenumwobenen Spiele von Caraval stattfinden. Ab hier taucht der Leser gemeinsam mit Scarlett in eine märchen- und rätselhafte, stellenweise schon unwirklich erscheinende Welt ein, die mich im Folgenden immer wieder an den Klassiker „Alice im Wunderland“ erinnert hat. Es gibt stets und überall etwas Faszinierendes, Überraschendes und manchmal auch Verwirrendes zu entdecken. Sehr schnell wird Scarlett dabei in einen Wirbel der Ereignisse hineingezogen und immer wieder vor neue Proben und Herausforderungen gestellt. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sich Scarlett entscheidet, aktiv am Spiel von Caraval teilzunehmen gibt es für sie kein Zurück mehr und nur noch ein einziges Ziel: den Sieg. Denn nur der Gewinner des Spiels erhält als Preis einen Wunsch erfüllt. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss Scarlett mehrere Hinweise finden, die sie sich teilweise verdienen muss, die sie etwas Wertvolles kosten werden und die einen Sprung ins Ungewisse voraussetzen. Bei all diesen Ungewissheiten ahnt Scarlett zu Beginn aber noch nicht, wie zutiefst persönlich dieses Spiel für sie werden wird.

Als das Spiel beginnt, wird die Geschichte immer mehr zu einem faszinierenden und zugleich trügerischen und latent bedrohlichen Fiebertraum, aus dem es für Scarlett weder ein vorzeitiges Erwachen geben wird noch einen bedingungslos verlässlichen Partner an ihrer Seite. Denn so schillernd und fantasievoll die Orte und Dinge in Caraval sind, so mysteriös und ambivalent sie die Bewohner Caravals. Bei nichts und niemandem kann sich Scarlett über die wahren Absichten und Motive sicher sein. Hier gelingt es der Autorin hervorragend, eine undurchdringliche und unterschwellig stets vorhandene paranoide Grundstimmung hervorzurufen. Was ist hier Wirklichkeit, was ist Fiktion? Wer ist Freund, wer ist Feind? Selbst die Zeit wird in Caraval zu einem dehn- und stauchbarem Gut, das mitunter sogar als Zahlungsmittel fungiert.

Eine weitere Stärke dieses Romans sind die schillernden und geheimnisvollen Charaktere, sei es der immer wieder auf- und abtauchende Julian, der verwahrlost und verzweifelt wirkende Dante oder auch ein Graf, dessen Rolle Johnny Depp auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Selbst die Nebencharaktere sind in diesem Buch absolut einzigartig und überzeugend, wie beispielsweise der über und über tätowierte Hellseher Nigel oder auch die beobachtende und vielleicht auch beratende Aiko.

Neben dieser unglaublich atmosphärischen, verwirrenden und spannenden Geschichte mit einem furiosen Finale hat mich die Autorin mit ihrem wunderbaren Schreibstil voll und ganz von sich überzeugt. Ihre Sprache ist so voller Farben, Bildnisse und Poesie, dass es unglaublich Spaß macht, voll und ganz in diese Geschichte abzutauchen und sich mitreißen zu lassen.

„Die Wärme schmeckte nach Licht, sie prickelte auf ihrer Zunge, rann ihr süß die Kehle hinab, brachte alles von ihren Zehen bis zu den Fingerspitzen zum Kribbeln.“ (S. 93)

Ich bin mir sicher, dass Tim Burton alles dafür tun würde, dieses Buch verfilmen zu dürfen. Ich habe es an nur einem Tag regelrecht verschlungen.


FAZIT:

Eines der beeindruckendsten Debuts der letzten Jahre: Ein modernes Märchen voller Magie, Illusion, Zweifel und Hoffnung!

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein fantastischer und humorvoller Gruselspaß – eine absolute Leseempfehlung!

Johnny Sinclair - Beruf: Geisterjäger
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Zum Inhalt:

Der 12jährige Johnny Sinclair wohnt in den Schottischen Highlands auf Greyman Castle. Während sich seine Eltern in fernen Ländern auf Forschungsreisen befinden, bekommt es Johnny im Stammsitz ...

Zum Inhalt:

Der 12jährige Johnny Sinclair wohnt in den Schottischen Highlands auf Greyman Castle. Während sich seine Eltern in fernen Ländern auf Forschungsreisen befinden, bekommt es Johnny im Stammsitz der Familie auf einmal mit gleich mehreren Spukgestalten zu tun. Tja wer kann ihm bei diesem Problem wohl weiterhelfen? Der berühmte Inspector John Sinclair höchstselbst? Oder sein Kindermädchen, die Voodoo-Mambo Cécile? Oder vielleicht sein treuer, aber etwas hasenfüßiger Freund Russell?


Meine Meinung:

„Ein Floh kann einem Löwen mehr zu schaffen machen als ein Löwe einem Floh.“ (S. 15)

Mit dem ersten Band ihrer neuen Kinderbuchreihe „Johnny Sinclair“ begibt sich die deutsche Erfolgsautorin Sabine Städing („Petronalla Apfelmus“, „Magnolia Steel“, „13 Weihnachtstrolle machen Ärger“) auf die Spuren des Grusel-Heftroman-Klassikers von Helmut Rellergerd alias Jason Dark, die es bislang auf mehr als 2.000 Hefte gebracht hat. Aber keine Sorge, Sabine Städing verliert dabei das Alter ihrer jüngeren Leser niemals aus den Augen!

Ich muss zugeben, dass dieses Buch schon durch den Titel und das tolle Cover einige Vorschusslorbeeren bei mir einheimsen konnte. Um soviel bereits vorweg zu nehmen: Ich wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil!

Bereits der Start in die Geschichte ist echt cool. Das Setting der alten Burg Greyman Castle in den Schottischen Highlands ist total klasse gewählt, und dass Johnnys großes Vorbild der berühmte John Sinclair ist, finde ich sehr passend. Auch auf die ersten Gespenster muss der Leser nicht lange warten, erscheinen sie doch bereits auf der zweiten Seite der Geschichte, die mich schon nach dem ersten Kapitel voll und ganz in ihren Bann gezogen hat!

Schnell ist also klar, worum es geht: Greyman Castle hat ein Spuk-Problem und Johnny stellt sich die Frage, wie er dieses Problem lösen kann. Scotland Yard dementiert auf Johnnys Nachfrage hin leider die Existenz des berühmten Geisterjägers (na klar, alles streng geheim!) und wie mächtig die Voodoo-Künste seines aus Haiti stammenden Kindermädchens Cécile wirklich sind, da ist Johnny sich auch nicht so sicher. Immerhin muss er bei ihren Seancen oft für die nötigen „Special Effects“ sorgen. Sein bester Kumpel Russell ist dank seiner Helikopter-Eltern auch eher Waschlappen als Geisterjäger. Doch als Johnny eines Tages auf dem Weg nach Hause von einem Shuk (Geisterhund) durch den dichten Nebel in das Churchmoor gejagt wird, findet Johnny endlich die Hilfe, die er so dringend benötigt: Erasmus von Rothenburg! Naja, genauer gesagt seinen über und über tätowierten Schädel, der anscheinend nie um kluge Sprüche und gutgemeinte Ratschläge verlegen ist und den man sogar als „Schädeljoker“ bei Klassenarbeiten gebrauchen kann. Kein Wunder, behauptet der Jahrhunderte alte Multifunktionsschädel von sich selbst doch, das fünfte Musketier gewesen oder bei der Abfahrt von Christoph Kolumbus Flotte zugegen gewesen zu sein. Ein echter Tausendsassa in Schädelform!

Somit kann es also losgehen, mit der Beseitigung der Geisterplage! Mit Erasmus entdeckt Johnny nicht nur ganz neue Orte innerhalb der uralten Mauern von Greyman Castle, sondern auch ungeahnte Qualitäten und Fähigkeiten an sich selbst. So ergibt sich eine spannende, oftmals wohlig-schaurige Geschichte, die man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen mag und die viele humorvolle Überraschungen bereit hält. Sehr gut gefallen hat es mir, dass die Geisterjagd bei Johnny Sinclair nicht darin besteht, die Geister zu vernichten, sondern vielmehr ihren Ursachen auf die Spur zu kommen und ihnen zu helfen, ihre Ruhe zu finden. Ebenso sehr gut gefallen hat es mir auch, dass Sabine Städing ihre Geschichte nicht „nur“ auf die Geisterjagd reduziert hat, sondern die Geschichte auch noch mit sehr passenden und unterhaltsamen Rahmenhandlungen drum herum angereichert hat, wie beispielsweise mit den spaßigen Highland-Games oder auch mit typischen Problemen in der Schule (ich sage nur: tiefbegabte Vollchaoten!).

Der Schreibstil der Autorin passt dabei stets perfekt zur Geschichte: locker-flockig, manchmal ein bisschen flapsig und oftmals einfach nur wunderbar humorvoll („Der Schädel hatte eindeutig etwas an den Ohren. An welchen Ohren?“ - S. 101).

Ein unglaublich fantasievoller Lesespaß für Klein und Groß: Johnny braucht sich in keinster Weise hinter John Sinclair zu verstecken!



FAZIT:

Wer braucht schon John wenn er Johnny haben kann? Einfach fantastisch - Ich hätte gerne 6 Sterne vergeben!

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ultra-fantastisches-Fellviech: Ein neuer Star am Kinderbuchhimmel!

Das wilde Uff, Band 1: Das wilde Uff sucht ein Zuhause
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Zum Inhalt:
Eigentlich wollte Lio Peppel nur seinen abgestürzten Spielzeug-Helikopter aus dem alten Steinbruch bergen. Doch als er bei einem nicht ganz ungefährlichen Abgang einen kleinen Erdrutsch auslöst, ...

Zum Inhalt:
Eigentlich wollte Lio Peppel nur seinen abgestürzten Spielzeug-Helikopter aus dem alten Steinbruch bergen. Doch als er bei einem nicht ganz ungefährlichen Abgang einen kleinen Erdrutsch auslöst, findet er nicht nur seinen Heli wieder, sondern auch noch ein lebendes Fossil, das bislang ganz ungestört einen 66 Millionen Jahre dauerndes Nickerchen gehalten hat. Keine Frage, für das Uff ist Lio ab jetzt sein neuer Anführer! Für Lio und seine Familie beginnt eine sehr turbulente Zeit…

Unsere Meinung:

„Das wilde Uff“ ist der Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe von Michael Petrowitz, der schon mit seinen beiden Bänden für die Leserabe-Reihe („Kung-Fu im Turnschuh“ & „Besuch aus dem Weltraum“) bewiesen hat, das er ein gutes Händchen für fantasie- und humorvolle Kinderbücher hat.

Im Mittelpunkt steht natürlich das knuddelige blaue Uff, das sich zur Zeit der Dinosaurier schlafen gelegt hat und nun durch Lio unsanft geweckt wurde. Diesen Urzeitbewohner kann man nur vom Start weg gerne haben, denn das Uff ist total lustig, sprüht nur so vor – manchmal etwas merkwürdig erscheinenden – Ideen und ist vor allem eines: ein ganz toller und treuer Freund! Darüber hinaus verfügt das Uff über eine ganz besondere Eigenschaft, über die ich hier noch nichts verraten möchte. So ein Uff würde sich wohl jedes Kind als Freund wünschen! Selbstverständlich ist Uff nach seinem ausgedehnten Schläfchen nicht „ganz auf der Höhe der Zeit“, ist aber stets bemüht, dazu zu lernen und steht allem Neuen sehr aufgeschlossen gegenüber. Selbstverständlich gerät Lio in seinem Bemühen, das Uff vor allen zu verstecken von einem Schlamassel in den nächsten. Sei es in der Schule, die von einer Fieslings-Direktorin mit eiserner Hand regiert wird, zu Hause, wo die Peppels vom pedantischen Vermieter Herrn Winz („Der Winzling“) terrorisiert wird (u.A. hat er einen Rasenmähroboter als Wachhund umprogrammiert!) oder durch die Nachstellungen des verrückten Prof. Dr. Dr. Othenio Snaida, dessen bester (und einziger) Freund eine in Bernstein gefangene Urzeitmücke ist und der mit dem Einfangen des Uff endlich in den wissenschaftlichen Olymp aufsteigen will.

Eines ist also klar: In dieser Geschichte gibt es jede Menge Chaos, Spaß, Überraschungen und immer wieder etwas zu Lachen! So humorvoll und unterhaltsam diese Geschichte auch ist, transportiert sie doch auch einige Botschaften mit Tiefgang. Denn wer das „Uff“ gelesen hat, wir schnell merken, wie wichtig Themen wie Freundschaft und Zusammenhalt sind, und dass „Anders sein“ nichts ist, wovor man sich fürchten muss.

Komplettiert wird dieses wunderbare Buch durch zahlreiche Illustrationen von Benedikt Beck, dessen Figuren und Zeichenstil mich stellenweise an den fabelhaften André Franquin erinnert haben und die allein beim Betrachten Spaß machen!

FAZIT:
Das wilde Uff ist klasse: Ein Buch voller Spaß, Chaos und Überraschungen – für Klein und Groß!

Veröffentlicht am 06.03.2017

Erneut ein in sich runder, sehr spannender und in seinen Wendungen überraschender Benthien-Krimi

Sturmläuten
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Meine Meinung:

„Sturmläuten“ ist nach „Küstenmorde“ (1), „Möwenschrei“ (2) und „Nebeltod“ (3) der vierte Band der deutschen Autorin Nina Ohlandt um den nordfriesischen Hauptkommissar John Benthien. Obgleich ...

Meine Meinung:

„Sturmläuten“ ist nach „Küstenmorde“ (1), „Möwenschrei“ (2) und „Nebeltod“ (3) der vierte Band der deutschen Autorin Nina Ohlandt um den nordfriesischen Hauptkommissar John Benthien. Obgleich es einige Anknüpfungspunkte zu den vorangegangenen Büchern gibt, kann man „Sturmläuten“ m.E. durchaus auch ohne Vorkenntnis der ersten drei Bücher lesen, verstehen und genießen. Viel mehr Spaß macht es aber mit Sicherheit, wenn man die ersten Bände bereits kennt!

Bereits der Start in die Geschichte ist sehr stimmungsvoll und spannend, denn der Fund der ersten Leiche ereignet sich gleich im ersten Kapitel und bereits zu Beginn des Buches legt Nina Ohlandt gekonnt den Grundstein für zwei weitere Handlungsstränge. Genau dies macht für mich die Besonderheit der John-Benthien-Krimis aus: Eine Vielzahl an unterschiedlichsten Handlungssträngen, die nach und nach eingeführt werden und die den Leser sich ständig fragen lassen, wie dies alles zusammenpassen soll. Die hohe Kunst des Schreibens ist dabei, sich nicht zu verzetteln und alle Handlungsstränge zu Ende hin aufzulösen und (in verschiedenen Weisen) zusammenkommen zu lassen. Genau dies gelingt der Autorin mal wieder mit Bravour, denn diese Story verläuft nicht linear, sondern wartet mit immer neuen Überraschungen, unvorhergesehenen Wendungen und einer finalen Auflösung auf, auf die ich niemals selbst gekommen wäre, die aber dennoch nachvollziehbar und in sich rund ist. Mit dieser Eigenschaft ist „Sturmläuten“ für mich ein perfekter „who-dun-it“-Krimi.

Eine weitere Stärke der Benthien-Krimis ist der wie gewohnt bunte Strauß an Charakteren. Neben den bereits aus den Vorgängerbänden bekannten Personen (inklusive meiner beiden persönlichen Lieblinge Tommy Fitzen und Ben Benthien) gibt es auch zahlreiche neue, schillernde Charaktere, wie beispielsweise den schmierigen „Heiler“ und Investor Gideon Andres oder auch die liebenswerte, aber verwirrte Iris Fahrenhost. Durch die stets sehr prägnante Zeichnung der Charaktere, gepaart mit meist eher außergewöhnlichen Vornamen hatte ich an keiner Stelle ein Problem, die Figuren auseinanderzuhalten. Darüber hinaus ist dem Buch noch ein nützliches Personenregister vorangestellt.

Dazu gesellen sich ein frischer und stimmiger Schreibstil mit stellenweise angemessen humorvoller Note ("Mentale Einzeller") sowie eine oftmals sehr atmosphärische Beschreibung der Schauplätze, sei es die Halbinsel Holnis nordöstlich von Flensburg, die Nordseeinsel Amrum mit ihrem Traumstrand oder die latent bedrohliche Situation auf der Hallig Hooge während einer tobenden Sturmflut. Mit ihren Beschreibungen der oft wild-romantischen Nordseeküste macht Nina Ohlandt richtig Lust auf einen Urlaub an der See!

FAZIT:
Erneut ein Krimi, der es in sich hat: Viele schillernde Charaktere mit schwierigen Beziehungsgeflechten und gleich mehrere, unterschiedliche und sehr spannende Handlungsstränge. Super!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ein nervenaufreibender, harter Page-Turner mit ungewöhnlichen Charakteren

Ich bin der Zorn
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Zum Inhalt:
Das Gefängnis in Foxbury gilt als Prototyp für das Gefängnis der Zukunft. Die Insassen und ihre Vitalwerte werden rund um die Uhr elektronisch vollkommen überwacht. Sobald ein Insasse auch ...

Zum Inhalt:
Das Gefängnis in Foxbury gilt als Prototyp für das Gefängnis der Zukunft. Die Insassen und ihre Vitalwerte werden rund um die Uhr elektronisch vollkommen überwacht. Sobald ein Insasse auch nur auf die Idee kommt, gewalttätig zu werden, wird er mittels Stromstoß rechtzeitig ausgeknockt. Doch als ein Wärter mehrere Häftlinge erschießt und eine Bombe explodiert, läuft das Experiment aus dem Ruder und die Spezialeinheit um Special Agent Marcus Williams übernimmt den Fall…

Meine Meinung:

„Ethan Cross“ ist das Pseudonym des US-amerikanischen Autors Aaron Brown. Mit seinem Debut-Thriller „Ich bin die Nacht“ (OT: „The Shepherd“) startete er die Reihe um den Special Agent Marcus Williams und den Serienkiller Francis Ackermann Jr., deren vierter Band „Ich bin der Zorn“ ist. Ich selbst kannte vor diesem vierten Band nur den ersten und hatte relativ wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzukommen. Allerdings tauchen schon auf den ersten rund 100 Seiten sehr viele Charaktere auf (alte und neue), was die Orientierung zu Anfang durchaus ein bisschen erschwert.

Gleich zu Beginn der Story lernt der Leser den Serienkiller Francis Ackermann Jr. in seiner Hochsicherheits-Spezialzelle kennen – eine Szene, die mich ein Bisschen an Hannibal Lecter erinnert hat. Für „Neulinge“ ist dieser Protagonist sicherlich sehr speziell und gewöhnungsbedürftig. Er ist noch immer der manipulative Psychopath mit dieser unglaublich hochnäsigen Überheblichkeit. Durch seine Art und seine innere Zerrissenheit polarisiert dieser hochintelligente, extrem gefährliche Serienkiller und lässt den Leser im Verlauf der Story immer wieder schwanken und sich fragen, ob man nun mit diesem Charakter mitfiebern kann oder nicht. Hier hat Ethan Cross einen wirklich sehr außergewöhnlichen Protagonisten erschaffen und für ihn Bezeichnungen wie „das Experiment”, „der schwarze Mann”, „Frankenstein”, „das Monster” oder einfach nur „der Mann ohne Furcht“ gefunden. Passender Weise hat er mit dem Special Agent Marcus Williams gleich noch einen passenden Gegenpart geschaffen. Die Dritte im Bunde, Special Agent Maggie Carlisle, verkümmert in diesem Band leider eher zur „Quotenfrau“ und kommt auch nicht wirklich kompetent und / oder sympathisch rüber. Das hätte Ethan Cross für meinen Geschmack ein bisschen besser machen können.

Die Story, die sich Cross für seinen vierten Thriller erdacht hat, ist spektakulär, actionreich, extrem spannend und immer wieder überraschend. Das Besondere daran ist für meinen Geschmack, dass hier gleich diverse „Masterminds“ aufeinander treffen und man sich ständig fragt, wer hier wie zusammenhängt und welche Personen sich hinter „Decknamen“ verbergen. Verschiedene Handlungsstränge und Schauorte sorgen dabei immer wieder für kleinere und größere Cliff-Hanger und halten Tempo & Spannung stets auf hohem Niveau. In einem immer wieder dazwischen eingestreuten Handlungsstrang serviert Cross seinen Lesern Auszüge aus dem Tagebuch eines der Hauptcharaktere dieser Story und gewährt so einen tiefen Einblick in den Werdegang dieses Charakters sowie in dessen schwarze seelische Abgründe. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Sowohl der Plot als auch Cross´ Schreibstil sind nichts für schwache Nerven, denn es geht hier hart und schonungslos zur Sache, was Cross teilweise sehr bildlich beschreibt („Der Kopf des Hünen zerplatzte wie eine überreife Wassermelone“). Dies passt für mich aber perfekt zusammen und führt in Summe zu einem echt atemberaubenden und für mich sehr überraschenden und ungewöhnlichen Finale.

FAZIT:
Spektakulär, actionreich, extrem spannend und immer wieder überraschend: Ein wahrer Page-Turner!

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