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Veröffentlicht am 14.09.2019

Ein spannender Auftakt, der auf den ersten Blick nicht viel mit den Shannara Chroniken gemein hat

Die Shannara-Chroniken: Die Großen Kriege 1 - Kinder der Apokalypse
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„Kinder der Apokalypse“ von Terry Brooks ist die Vorgeschichte zu den Shannara Chronicken und zeigt uns den Untergang unserer Welt. Dies ist der erste Band der Trilogie „Die Großen Kriege“. Die aktuelle ...

„Kinder der Apokalypse“ von Terry Brooks ist die Vorgeschichte zu den Shannara Chronicken und zeigt uns den Untergang unserer Welt. Dies ist der erste Band der Trilogie „Die Großen Kriege“. Die aktuelle ebook-Ausgabe ist bei blanvalet im Oktober 2016 erschienen.

Die Erde ist zu einem unwirtlichen Ort geworden. Die Böden sind verseucht, das Wasser ist nicht mehr genießbar und nur noch wenige Menschen bevölkern die Erde. Viele haben sich in Lagern zusammen gefunden, aber es gibt auch Menschen, die außerhalb der Lager leben. In einer Welt, in der nur das Recht des Stärkeren gilt, teilen sie sich die zerstörten Städte mit Mutanten und anderen Wesen. Doch es gibt Hoffnung: Längst vergessene Kräfte wurden wieder reaktiviert, die dem Fortschreiten des Bösen in der Welt Einhalt gebieten können.

Dies ist eine Geschichte, auf die ich sehr gespannt war, seit ich Hinweise dazu in der Serie „The Shannara Chronicles“ gesehen habe. Zeitlich gesehen gibt es nur noch die Word-/Void-Trilogie, die davor spielt, aber an sich nichts mit den Shannara-Chroniken zu tun hat. Die Reihe „Die Große Kriege“, die mit „Kinder der Apokalypse“ beginnt, verbindet diese beiden Zyklen.
Was mir als erstes bei diesem Roman auffiel, ist die drückende und düstere Stimmung, die teilweise - zumindest für mich - ins sehr gruselige abdriftete. Die Apokalypse hat stattgefunden und die Welt ist zu einem komplett anderen Ort geworden. Die Überreste der alten Zivilisation sind noch sichtbar, aber zerstört. Lange Zeit gibt es im Roman irgendwie nichts, was wirklich positiv ist und dennoch hat mich gerade diese dunkle Stimmung durch das Buch getragen, denn an meinem sicheren Leseort, bin ich schließlich nur faszinierter Beobachter. Selber miterleben möchte ich das auf keinen Fall.
Ich musste fast bis zur Hälfte des Buches kommen, um endlich einen Lichtblick zu erhaschen. Die Erholungsphasen sind in diesem Buch allerdings eher kurz gehalten, daher weiß ich gar nicht so recht in welchem Genre ich das Buch einordnen soll. Ich hatte eine andere Rezension gelesen und Urban Fantasy Horror gefiel mir ganz gut mit kleinen Einschüben von klassischer Fantasy. In diesen Einschüben entdeckt man auch einige Elemente aus den Shannara Chroniken, worüber ich mich sehr gefreut habe.
In dieser Reihe erleben wir unterschiedliche Perspektiven mit. Zum einen ist dort Hawk mit seinen Ghosts, der in Seattle außerhalb des Lagers ums Überleben kämpft. Seine Geschichte hat mich am meisten fasziniert und gefesselt und hier habe ich am meisten mitgefiebert. Die Gruppe rund um Hawk ist jung und sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Kinder der Apokalypse. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie sie in dieser postapokalyptischen Welt zurecht kommen und zwischendrin versuchen zumindest ein bisschen Normalität wieder herzustellen.
Dann gibt es die Ritter des Lichts, die zum einen durch Logan Tom vertreten werden, der während der Apokalypse seine Eltern und Geschwister verloren hat. Seine Rückblenden und Einsichten in die sich verändernde Welt, haben mich mit am meisten erschüttert. Es gibt allerdings auch eine Ritterin des Lichts, Angel Perez, die ebenso eine schlimme Kindheit hinter sich hat. Die Beiden haben unterschiedliche Aufgaben, um den endgültigen Untergang der Menschheit zu verhindern.
Durch den alten Mann und Delloreen, zwei Dämonen, erhalten wir zusätzlich Einblick in die Perspektive der Gegenseite, die in diesem Falle „Leere“ genannt wird. Für mich war es faszinierend in die Gedankenwelt der beiden einzutauchen und deren Beweggründe zu ergründen und vor allen Dingen zu erfahren, woher die Dämonen kommen und was sie früher einmal waren.
Wie es sich für eine typische Fantasy-Reihe gehört, gibt es natürlich eine Prophezeiung, in die wir im ersten Band nur teilweise Einblicke erhalten. Die Zusammenhänge und wer welchen Part zu erfüllen hat, sind recht eindeutig gehalten, dies hat für mich aber keinen Abbruch der Spannung bedeutet. Im Gegenteil, ich bin gespannt auf den Weg und dessen Gefahren und bin mir sicher, dass hier noch einiges Unvorhergesehenes passieren wird. Fies war allerdings das Ende des Buches. Es endet mitten in der Szene und mit einem fiesen Cliffhanger. Allerdings sind alle drei Bände der Reihe bereits erschien, so dass man bei Bedarf direkt weiterlesen kann.

Fazit: Ein gelungener Auftakt für die Reihe rund um die Apokalypse, die unsere Welt tiefgreifend verändern soll. In großen Teilen sehr düster und nichts für schwache Nerven, aber auch mit hellen Momenten, die zum kurzen Verschnaufen einladen. Als Einstieg in die Shannara-Chroniken finde ich diese Reihe nicht geeignet und würde daher empfehlen, vorher entweder die Serie zu schauen oder die ursprüngliche Shannara-Trilogie zu lesen.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Wieder mal ein sehr gut recherchierter Roman mit nur wenigen fiktiven Personen

Schwert und Krone - Zeit des Verrats
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„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist ...

„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist der Roman im November 2018 bei Droemer-Knaur.

Aachen, März 1152: Friedrich von Schwaben ist am Zeil seiner Träume. Gerade wurde er im Dom zu Aachen als Friedrich I. zum König des römisch-deutschen Reiches gekrönt. Doch schwere Aufgaben stehen vor ihm. Das Land ist von Kriegen zerrüttet und der Staufer möchte sich schnellstmöglich auch zum Kaiser krönen lassen, doch hierzu muss er die Verhältnisse im Land erst einmal klären. Doch dies ist einfacher gesagt als getan. Während der König neue junge Gefolgsleute um sich schart, fühlt sich die ältere Riege immer mehr zurückversetzt und in ihrer Macht bedroht.

Dies ist jetzt schon der dritte Teil der großen Barbarossa-Saga. Mittlerweile steht fest, dass es insgesamt fünf Bände geben soll. Der nächste und somit vorletzte Teil wird Anfang November erscheinen.
Ich bin wieder einmal beeindruckt von der großen Personenfülle und das diese fast ausschließlich historisch verbürgt sind. Die fiktiven Personen kann man fast an einer Hand abzählen und diese haben alle eine eher untergeordnete Rolle. Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches gibt einem schon einmal einen guten Überblick an welchen Fronten wir uns in diesem Roman bewegen. Beim Lesen dieses Romanes muss man sich daher das ein oder andere Mal schon sehr konzentrieren, um die Verwanschaftsverhältnisse zu begreifen und die Personen unterscheiden zu können.
Insgesamt hat mir der Schreibstil aber wieder gut gefallen und ich habe mich in die Zeit des 12. Jahrhunderts zurückversetzt gefühlt. An einigen Stellen in der Geschichte halten wir uns recht lange auf, da hier Treffen und Unterhaltungen unterschiedlicher Gruppen geschildert werden. Wir begleiten Friedrich Barbarossa in seinen ersten Regierungsjahren, in denen er sich neue Verbündete schafft und Feinde zurechtstutzt, in denen er an unterschiedlichen Fronten kämpft und dabei seine Regentschaft festigt.
Doch wir lernen hier nicht nur seine Sichtweise kennen, sondern sind auch an den Höfen seiner Verbündeten und Feinde zu Gast. Hierbei spielt Heinrich der Löwe eine große Rolle, der durch Friedrich eine Menge an Macht und Reichtum hinzugewinnt. Schauplätze sind allerdings auch der Osten mit Polen sowie der Norden mit dem Kampf um Dänemark. Und auch die Geschichte der Slawen ist noch nicht auserzählt.
Dabei hat die Autorin wieder einige Figuren geschaffen, mit denen man gerne mitfiebert. Hierbei haben mir insbesondere die Frauen gut gefallen, die jede auf ihre eigene Weise ihr Schicksal zu meistern hat. Besonders imponiert hat mir hierbei Hedwig, die sehr pragmatisch ist und die das Wissen und die Erfahrungen anderer Frauen für sich zu nutzen weiß. Leider musste ich mich in diesem Buch auch von der ein oder anderen lieb gewonnenen Figur verabschieden.
Recherchiert ist dieser Roman wieder einmal top, was man auf jeder Seite dieses Romanes merkt, was allerdings auch durch das sehr ausführliche Nachwort unterstützt wird. Ich zucke zwar immer etwas zusammen, wenn ich in einem Nachwort von Änderungen aus dramaturgischen Gründen lese, aber diese Anpassungen sind wirklich minimal und absolut vertretbar.
Abgerundet wird dieser Roman durch sehr umfangreiches Zusatzmaterial: Karten im Buchumschlag, Personenverzeichnis, Stammtafeln vieler Adelshäuser, Glossar, Fachliteraturempfehlungen, Zeittafel.

Fazit: Wieder einmal ein toller historischer Roman, bei dem man ein bisschen aufpassen muss, dass man bei den vielen historischen Personen nicht durcheinander kommt, der einem aber wieder einmal zeigt, dass auch Geschichte sehr spannend sein kann und die Realität ähnlich brutal wie Game of Thrones ist. Ein Muss für Fans historischer Romane und eine klare Empfehlung für alle, die es noch werden wollen.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Rezension: „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche ...

Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche Weingut wird weitererzählt und dabei rücken auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Ende des 19. Jahrhunderts in den Fokus.

Elsass, 1871: Der deutsch-französiche Krieg ist vorbei. Als Franz aus dem Krieg zurückkehrt, ist das Dienstmädchen Irene, dass er eigentlich heiraten wollte nicht mehr da. Diese ist geflohen als Wilhelm Gerban ihr eine niederschmetternde Wahrheit enthüllt. Nach der Geburt ihres Sohnes verdingt sie sich in einer Textilfabrik unter schwersten Bedingungen. Hierbei lernt sie auch den Arbeiterführer Josef Hartmann kennen, der sich für die Belange der Fabrikarbeiter einsetzt. Bei ihm findet sie ein Stück weit Nähe und Geborgenheit. Doch kann sie Franz, den Vater ihres Sohnes, jemals wirklich vergessen?

Was habe ich mich auf diesen zweiten Teil gefreut! Schon der erste Teil konnte mich mit seiner Familiengeschichte, in der das Historische nicht nur Beiwerk ist, von sich überzeugen und so war es auch dieses Mal wieder.
Marie Lacrosse hat mich mit ihren Beschreibungen und ihrer Wortwahl direkt ans Ende des 19. Jahrhunderts katapultiert. Ich habe die Szenen, sei es nun auf dem Weingut, in den Fabriken oder in Frankreich, vor meinem inneren Auge gesehen und konnte so noch mehr der Geschichte nachspüren.
Dieses Mal wurde auch der Spannungsbogen durchgehend gehalten. Manchmal wollte ich noch zügiger lesen, um schneller zu erfahren wie es mit Irene und Franz weiter geht, aber ich wollte auch auf keinen Fall etwas verpassen. Die Dramatik war diesmal gut gesetzt und zu keinem Zeitpunkt übertrieben.
Die Themen in diesem Buch sind vielfältig. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken werden eindrücklich geschildert. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz spielen zu dieser Zeit keine Rolle und auch die Kinder mussten ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie leisten. Es wird das Bild einer Gesellschaft gezeigt, in der die Schere zwischen Arm und Reich sehr groß ist. Mit Josef Hartmann gibt es eine Person in diesem Buch, die sich für die Belange der Arbeiter*innen einsetzt und eine Verbesserung erreichen möchte.
Der Weinanbau nimmt in diesem Roman einen wichtigen Platz ein. Hier ist die Autorin dem Wunsch vieler Leser nachgekommen, die mehr über den Anbau und die verschiedenen Weinsorten erfahren wollten. Es wurde ein großes Spektrum abgedeckt, der auch die Verwaltung eines Weingutes sowie die damit einhergehenden Widrigkeiten nicht außer Acht lässt. Als weiteren Themenschwerpunkt haben wir psychatrische Einrichtungen und die Behandlungsmethoden, die dort zu jener Zeit angewandt wurden. Mit den Personen im Buch habe ich jederzeit mitgefiebert. Im Besonderen mit Irene und Franz, aber auch das Schicksal Pauline Gerbans, Franz Mutter, hat mich in Atem gehalten. Mathilde konnte mich in diesem Roman positiv überraschen, andere Personen wiederum haben mit ihrer Niedertracht und ihrem Neid weiter an Sympathie verloren.
Bei all diesen positiven Punkten hat es die Autorin wieder geschafft, nicht das Historische aus den Augen zu verlieren. Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, dass gut recherchiert wurde. Dies dann so einzubinden, dass der Leser etwas lernt und sich dabei unterhalten fühlt, ist eine große Kunst.
Ausgestattet ist der Roman mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar, einem Quellenverzeichnis und einem Nachwort, dass Wahrheit und Fiktion trennt und den positiven Eindruck der ausführlichen Recherche stützt. Die Fakten wurden geschickt in die Geschichte eingebaut und es gab Veränderungen im vertretbaren Rahmen. Für alle Ungeduldigen gibt es ganz zum Schluss noch eine Leseprobe aus Teil 3, der im Herbst erscheint und die Reihe abschließen wird.

Fazit: Eine Familiensaga mit Tiefgang, die meinen Wissensdurst nach historischen Informationen gepaart mit einer spannenden Handlung stillt. Der zweite Teil der Weingut-Saga hat mir noch besser gefallen als Band 1 und so bin ich in freudiger Erwartung auf den Herbst. Empfehlenswert für alle, die eine Familiensaga lesen möchte, die nicht nur unterhält, sondern auch ein Bild der Zeit vermittelt, in der sie spielt.

Veröffentlicht am 05.05.2019

Eine bewegende Familiengeschichte

Von Hoffnung getragen
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„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage ...

„Von Hoffnung getragen“ von Ella Zeiss ist der 2. Teil aus der Tage des Sturms-Dilogie. Die Geschichte rund um die russlanddeutschen Familien Scholz und Pfeiffer in der Sowjetunion geht weiter. Als Neuauflage bei Tinte und Feder von amazon publishing ist dieser Roman im April 2019 erschienen.

Sowjetunion, Februar 1942: Der zweite Weltkrieg ist im vollen Gange und die Wehrmacht rückt immer weiter vor. Der mittlerweile 16jährige Harri wird in die Trudarmee einberufen. Ein weiteres Mal muss sich Harri von einem Ort trennen, an dem er sich ein Leben aufgebaut hat und diesmal muss er alleine gehen. Er wird ins Arbeitslager Tscheljabinsk gebracht, in dem katastrophale Zustände herrschen und die Menschen zu tausenden sterben.
Auch für Yvonne Scholz und ihre Mutter ist das Leben hart. Immer mehr Männer werden abgezogen und als keine mehr da sind, müssen die Frauen die Arbeit der Männer übernehmen und Bäume fällen. Dennoch halten die Frauen durch und nach Ende des 2. Weltkrieges begeben sie sich auf die Suche nach den anderen Familienmitgliedern. Hierbei kreuzen sich die Pfade von Harry und Yvo und es ist Liebe auf den ersten Blick.

Auch den zweiten Teil dieser Reihe habe ich weginhaliert. Das Leseerlebnis war recht ähnlich, so dass ich wahrscheinlich gar nicht so viel zu diesem Buch schreiben kann.
Der zweite Teil beginnt dort, wo der letzte Teil aufgehört hat und ich war sofort wieder im Geschehen drin. Allerdings geht es für beide Familien wieder bergab und das sogar noch krasser als im ersten Teil, wo ich deren Leid schon kaum ertragen konnte und mich gefragt habe, wie man nur auf die Idee kommen kann, andere Menschen so zu behandeln.
Familien werden auseinander gerissen, die Arbeit, die geleistet werden muss, wird noch härter. Die Zustände in den Zwangsarbeitslagern werden genau geschildert, die einem kaum einen Funken Hoffnung lassen. Die erste Hälfte ist wieder von sehr viel Leid geprägt, in der es nur ganz kleine Lichtblicke gibt, aus denen die Personen neue Kraft schöpfen.
Ich habe so mit den Personen mitgefühlt, dass ich mich sehr gefreut habe, als der Krieg vorbei war und es endlich wieder bergauf ging und selbst dann, gab es noch genügend Drangsalierungen, die die Russlanddeutschen in der Sowjetunion ertragen mussten, aber es gab wieder Tanznachmittage, bei denen sie sich vergnügen konnten oder auch die Wohnsituation sowie die Verpflegung verbesserten sich deutlich.
Die Liebesgeschichte zwischen Harald und Yvo hat mir gut gefallen. Es ist zwar Liebe auf den ersten Blick, aber dennoch wird der Liebe genügend Zeit gegeben, um sich zu entwickeln und zu verfestigen. Ich fand es schön zu sehen, wie sich gegenseitig Halt geben und mit ihren Erfahrungen aus den dauernden Zwangsumsiedelungen und den Verlusten umgehen.
Dieses Buch basiert auf den Erlebnissen der Großeltern der Autorin und ich bin sehr dankbar dafür, dass sie diese mit uns geteilt hat. Die Geschichte der Russlanddeutschen ist ein eher weniger beachteter Teil der Historie, was ich persönlich sehr schade finde, da hier so viel Potenzial an kraftvollen und beeindruckenden Geschichten steckt. Diesmal gibt es auch ein Nachwort. Wir erfahren wie es nach den Ereignissen aus den Buch mit den wichtigsten Personen weiter geht und erfahren etwas über die Arbeit an diesem Roman.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Ein beeindruckender historischer Roman über das Schicksal der Russlanddeutschen während des 2. Weltkrieges in der Sowjetunion, der einen stark berührt. Ein historisches Thema, dass es verdient mehr Beachtung zu erhalten und daher empfehle ich es nicht nur Leuten, die sich eh schon dafür interessieren, sondern auch allen anderen.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Wieder mal ein toller historischer Roman aus der Feder von Sabine Weiß

Die Perlenfischerin
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In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, ...

In „Die Perlenfischerin“ entführt uns Sabine Weiß in die Welt der Flussperlmuschel und das noch junge Lübeck an der Wende zum 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im März 2019 im Lübbe-Verlag.

Bardowick, 1189: Das Leben im beschaulichen Bardowick meinte es bisher gut mit Ida und ihrer Familie. Doch Heinrich der Löwe kehrt in diesem Jahr zurück nach Deutschland und rächt sich bitter an den Bewohnern von Bardowick, die ihn einst die Aufnahme verweigerten. Die kleine Ida wird von ihrer Familie getrennt und wächst fortan bei einer alten Frau direkt an der Ilmenau auf. Dort entwickelt sie eine Begabung für das Perlentauchen. Erst später soll sie erfahren wo ihre wahre Wurzeln liegen und zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Slawen Esko, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Familie.

Ich gebe zu, dass ich ein bisschen Angst hatte, dass dieser Roman mir zu kitschig werden würde, denn der Klappentext deutet keine besonderen geschichtlichen Ereignisse an, verspricht aber ein gewisses Familiendrama. Meine Sorge war vollkommen unbegründet. Ich habe von Sabine Wei mal wieder einen einwandfreien historischen Roman geliefert bekommen.
Der Schreibstil ist gut und der Einstieg in die Geschichte wunderbar gewählt. Man kann sich diese aufstrebende Stadt Bardowick kurz vor ihrer Zerstörung wunderbar vorstellen und ist umso geschockter von den Ereignissen, die kurz darauf folgen. Allgemein sind die Beschreibungen in diesem Buch wieder wunderbar. Es entstehen lebendige Bilder vor dem inneren Auge und es ist egal, ob es Lübeck, die Umgebung rund um Bardowick oder auch Estland ist.
Von Beginn an wird einem auf geschickte Art und Weise geschichtliches Wissen vermittelt. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und die Informationen aufgesaugt. Lübeck ist ganz nah an mir dran und Lüneburg auch nicht all zu weit weg. Ich finde es toll etwas über die Vergangenheit meiner Gegend zu erfahren. Bisher war mir nicht bewusst, dass hier die ein oder andere Schlacht statt fand.
Darüber hinaus deckt die Autorin hier ein breites gesellschaftliches Spektrum ab. Von der naturverbundenen Kräuterfrau über angesehene Handwerker und Bürger einer Stadt bis hin zu reichen Kaufleuten und Adeligen ist hier alles abgedeckt. Und auch der Konflikt zwischen Christen und Slawen spielt eine Rolle. Es werden einem einige slawische Bräuche näher gebracht, insgesamt merkt man aber, dass das Christentum dabei ist sich durchzusetzen.
Hierbei schafft der Roman es zu jedem Zeitpunkt spannend und interessant zu sein, ohne einen mit den ganzen Informationen zu erschlagen, denn auch die Geschichte der Flussperlmuschel wurde geschickt und unaufdringlich eingebaut. Man merkt, dass die Autorin sich intensiv mit der Zeit auseinandergesetzt hat und die Recherche hier enorm gewesen sein muss. Diese Annahme wird durch das ausführliche Nachwort sowie dem Glossar und Kartenmaterial gestützt und auch das von mir geschätzte Personenverzeichnis fehlt nicht.
Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert, insbesondere mit Ida, die von ihrer Familie getrennt wird, und Esko, den es über die Ostsee bis nach Estland verschlägt. Des Weiteren gibt es Personen zum lieben und hassen, Personen, deren Verhalten einen enttäuscht oder auch Personen, die einen mit ihrer Stärke überraschen.
Man merkt, ich habe nicht wirklich etwas an diesem wunderbaren Roman auszusetzen. Das Ende war vielleicht einen Tick zu dramatisch und hier passiert sehr viel auf wenigen Seiten. Dies fällt aber nicht groß ins Gewicht, wenn man sich die ganzen Punkte anschaut, die ich vorher aufgezählt habe.

Fazit: Ein wunderbar erzählter historischer Roman, mit viel historischem Wissen und einem breiten Spektrum an Themen, der gut recherchiert wurde und bei der Fülle an Informationen noch zu unterhalten weiß und das Mittelalter zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle die historische Romane lieben, bei denen man etwas über vergangene Zeiten lernen kann.