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Veröffentlicht am 15.09.2016

literarischer Krimi

Still Chronik eines Mörders
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Das Hör-Buch „Still“ – Chronik eines Mörders von Thomas Raab hat mich gleich aus mehreren Gründen interessiert. Zum einen habe ich von diesem Autor noch kein Buch gelesen und zum anderen hat mich das Thema ...

Das Hör-Buch „Still“ – Chronik eines Mörders von Thomas Raab hat mich gleich aus mehreren Gründen interessiert. Zum einen habe ich von diesem Autor noch kein Buch gelesen und zum anderen hat mich das Thema gleich sehr angesprochen. Eines meiner Lieblingsbücher ist „Das Parfum“ und da geht es ja auch um einen Außenseiter mit der Fähigkeit zu einer übersteigerten Sinneswahrnehmung.

Dort das Riechen und die Suche nach dem schönsten Geruch der Welt und hier das Gehör und auch der Versuch, mit dem Töten von Menschen etwas zu erreichen für sich selber und auch für den Getöteten. Hier heißt der Mörder Karl Heidemann und Raab nimmt sich die Zeit und erzählt von dessen Eltern und Kindheit und davon, wie der Junge durch sein Gehör, durch die Isolation, die ihm eigentlich Frieden und Ruhe gebracht hat, durch seine Eltern, die einfache Leute und vom Leben gebeutelt sind, aufwächst zu einem Menschen, der die wirkliche Welt nur verzerrt und in eigenen Wertvorstellungen gefangen wahrnehmen kann und der den Tod zuallererst als glückselig machend, als den Inbegriff von wohltuender Stille und Harmonie empfindet.

Natürlich ist Heidemann gestört und seine Taten beängstigen und verstören, obwohl man zu verstehen glaubt, warum der Mann es tut und dass nicht reiner Selbstzweck ihn dazu treibt sondern die Suche nach Wahrheit und der Wunsch, Menschen von etwas zu erlösen, was ihm anstrengender und schrecklicher erscheint, als der Tod. Man darf ihn aber nicht unterschätzen, denn er wird im Laufe der Geschichte zum Massenmörder und ich habe mehr Mitleid wie Verständnis für ihn empfunden. Am Ende, als er selber vor der Wahl steht und sich nach Erlösung und endgültiger Freiheit sehnt, da handelt er ebenso ruhig und stringent und geht seinen eigenen Weg geradlinig und schnörkellos.

Dieses Buch ist kein Thriller im eigentlichen Sinne sondern ein literarischer Text, der den Vergleich mit Süskind durchaus nicht zu scheuen braucht. Die Frage nach dem Sinn des Lebens ebenso wie nach dem Sinn des Todes und der ihm innewohnenden Schönheit ist sprachgewaltig beschrieben und bildgewaltig erzählt. Ein ungewöhnliches Buch.
Der Vorleser moduliert vorsichtig und versucht weitgehen neutral zu sprechen, was mir in dieser Geschichte sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannend

Wo die Angst ist
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Der Krimi "Wo die Angst ist" bietet alles, was ein begeisterter Krimileser erwartet.
Sympathische Ermittler mit Ecken und Kanten, einen intelligenten Plot der durchaus tagesakuell sein könnte, ein paar ...




Der Krimi "Wo die Angst ist" bietet alles, was ein begeisterter Krimileser erwartet.
Sympathische Ermittler mit Ecken und Kanten, einen intelligenten Plot der durchaus tagesakuell sein könnte, ein paar Kniffe und Wendungen und ein stimmiges Ende, welches einen zufrieden zurücklässt.

Der türkische Schüler Noyan Akay wird so schwer verprügelt, dass er im Koma liegt. Einziger Zeuge dieser brutalen Tat ist Rüdiger Brandt, der verängstigt und erschüttert wirkt, als Kommissar Sigi Kamm ihm auf den Zahn fühlt. Kamm nimmt wie ein guter Spürhund sofort die Fährte auf ist aber ziemlich sauer, dass die Psychologin Alicia Behrens sich in den Fall einmischt, da er die Dame bereits von früher in unguter Erinnerung hat, da sie in einem Prozess so gar nicht auf seiner Wellenlänge war. Also ein leichtes Spannungspotential zwischen den ermittelden Personen, was Spaß macht zu lesen.
Man fragt sich mit den Ermittlern, ob es tatsächlich eine Tat begründet auf Rassenhass war oder ob etwas anderes dahinter steckt. Während dessen wird die vierzehnjähre Tochter von Brandt beim Ladendiebstahl von einem Mann erwischt und zu Dingen erpresst, über die sie sich nachts in den Schlaf weint. Haben die beiden Sachen miteinander zu tun? Ist der Erpresser des Mädchens auch der Schläger oder gibt es hier andere Zusammenhänge, von denen der Leser noch nichts weiß?

Mir hat der Schreibstil ausnehmend gut gefallen. Hier schreibt ein Profi, der seine Spannungsakzente zu setzen weiß und die Geschichte gut mit Fakten und Hintergrundinfos zu füttern versteht. Dieses Buch ist ein gelungenes Erstlingswerk der Autorin Dinah Marte Golch.Bisher war sie erfolgreiche Drehbuchautorin für Krimis im TV und der erste Krimi in Buchform ist sehr spannend.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Roadmovie

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Das Buch von David Whitehouse „Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek“ war mein erstes Buch dieses englischen Autors. Es war im Bereich Literatur genau richtig eingeordnet, denn es ist sehr gehaltvoll ...

Das Buch von David Whitehouse „Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek“ war mein erstes Buch dieses englischen Autors. Es war im Bereich Literatur genau richtig eingeordnet, denn es ist sehr gehaltvoll und in einem durchaus anspruchsvollen Erzählstil geschrieben. Dadurch kann man es nicht so nebenher lesen und es gibt auch jede Menge Stoff zu nachdenken.

Die Protagonisten der Geschichte sind nicht die 08/15 Leute von nebenan und haben alle ein Schicksal zu tragen. Allerdings tun sie dies meist mit einem Lächeln auf dem Gesicht und jeder Menge Mut und guter Laune. Bobby Nusku ist ein einsamer Junge, seit seine Mutter gestorben ist und der trinkende Vater sich eine neue Freundin gesucht hat, die ihn nicht mag. Beide Erwachsene leben ihr Leben ohne sich groß um Bobby zu kümmern. In seiner Einsamkeit sammelt er alles, was er von seiner Mutter finden kann. Als auch sein einziger Freund spurlos verschwindet hat er Glück im Unglück, der er lernt das Nachbarskind Rosa kennen. Diese leidet zwar am Downsyndrom ist aber sonst sehr fröhlich und hat eine tolle Mama, Val. Diese schließt auch Bobby sofort ins Herz und wird fast so etwas wie ein Mutterersatz.

Irgendwann entschließen die drei sich zu einer heimlichen Reise mit dem Bibliotheksbus, den Val eigentlich putzen soll. Die Geschichte entwickelt sich jetzt zu einem Road-Movie. Sie lernen Joe kennen und nehmen ihn auch noch mit. Und da sie ja den Bus stehlen und Bobbys Vater nicht Bescheid weiß, landen sie irgendwann auf einer Klippe von Polizisten umringt.

Dazwischen liegt aber eine Reise, die alle Beteiligten mit neuen Erkenntnissen und Erlebnissen bereichert, die sie glücklich macht und den Leser in ihrem Bann zieht. Das Ende ist weniger phantastisch, als ich befürchtet hatte und rundet das Buch zu einem guten nachvollziehbaren Schlußpunkt ab. Ein Autor mit Großem Potential. Das Cover gefällt mir sehr gut.

Veröffentlicht am 15.09.2016

gehaltvoll

Der Architekt des Sultans
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„Der Architekt des Sultans“ ist ein sehr aussagekräftiger Titel. Egal was auch in der Inhaltsangabe stehen mag, genau darum geht es eigentlich in diesem neuen Werk von Elif Shafak. Um Architektur. Und ...

„Der Architekt des Sultans“ ist ein sehr aussagekräftiger Titel. Egal was auch in der Inhaltsangabe stehen mag, genau darum geht es eigentlich in diesem neuen Werk von Elif Shafak. Um Architektur. Und wie ein Gebäude, welches ja lange braucht und Stein für Stein erst erbaut werden muss, so wird auch die Geschichte vom Inderjungen Jahan erzählt. Wie kleine Steinchen reihen sich die Erlebnisse seines Lebens aneinander und ergeben am Ende eine Geschichte, mit vielen Ebenen, vielen Räumen und darin vielen Menschen, die es belebt und bevölkert haben.

In einem ruhigen, fast gleichmäßigen Fluss fließt der Roman dahin. Selbst tragische Dinge, wie der Tod seiner Mutter, seine Flucht, seine unerfüllte Liebe, werden auf eine epische und sanfte Art und Weise erzählt, die den Fluss nicht stört, das Wasser nicht aufwühlt, die beschäftigt aber nicht mitreißt. Man muss nicht fürchten, in dieser Erzählung zu ertrinken, man wird von ihr dahingetragen, betrachtet die Menschen, die leben und lieben und leiden und freut sich an ihnen.

Man erfährt etwas über Istanbul und das Leben im 16. Jahrhundert in dieser Stadt, in der ein Sultan regiert und der berühmteste Architekt des Landes auch für Jahan ein wichtiger Mensch und Lehrer wird. Die Bauwerke spielen eine Hauptrolle in diesem Buch und man möchte sie wirklich sehen können, weil die Autorin sie ihn so lebhaften Worten beschreibt.

„Der Architekt des Sultans“ ist sicherlich kein Pageturner. Aber wer etwas Muße hat und diese Art des gemächlichen Erzählens mag, wird ein paar angenehme und lehrreiche Lesestunden durchaus zu schätzen wissen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

gutes Jugendbuch

Heart. Beat. Love.
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Das Buch hat eine ungewöhnliche Aufmachung. Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut und ragt aus dem Einerlei der Buchcover wohltuend heraus. Ich kenne den Autor James Patterson als versierten Thrillerautor. ...

Das Buch hat eine ungewöhnliche Aufmachung. Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut und ragt aus dem Einerlei der Buchcover wohltuend heraus. Ich kenne den Autor James Patterson als versierten Thrillerautor. Die Co-Autorin Emily Raymond ist mir unbekannt. Könnte seine Tochter sein. Der Erzählstil ist auf den jugendlichen Leser zugeschnitten. Sehr flapsig, kurze Sätze und eine ziemlich stringente Storyline.

Erzählt wird von Axi, einer sehr guten Schülerin, die plötzlich den dringenden Wunsch verspürt, aus ihrem Schulalltag und ihrem geregelten Leben auszubrechen. Sie überredet ihren besten Freund Robinson dazu, mit ihr einen Roadtrip quer durch Amerika zu machen. Der ist nur allzu schnell dazu bereit, denn – wie man ziemlich bald erfährt – leidet er an Krebs und hat selber den Wunsch nach Abenteuer und Freiheit. Allerdings fand ich von Anfang an das Ganze ziemlich amerikanisch und für meinen Geschmack auch ein bisschen überzogen. Es beginnt damit, dass sie beschließen, ein Auto zu stehlen und dann durch die Stadt rennen und nach dem Traumwagen suchen. Das fand ich etwas oberflächlich und unrealistisch. Und so geht die Geschichte eigentlich weiter. Ziemlich plakativ und mit all den Höhepunkten, die man schon aus unzähligen solchen Filmen und Büchern kennt.

Die Hauptdarsteller sind durchaus sympathisch und entdecken natürlich, wie erwartet, dass sie sich Lieben. Der Roadtrip ihres Lebens beinhaltet also alles, was man sich nur vorstellen kann. Abenteuer und das Übertreten diverser Gesetze, ein Kribbeln im Bauch und die Angst vor dem Tod, Küsse und mehr und die Ungewissheit, wie alles enden soll.
Also für Teenager ist die Geschichte sicherlich nett zu lesen. Allerdings ist es definitiv kein all-age Buch, wie ich mir bei diesem Autor erhofft hatte. Dazu ist alles zu einfach und vorhersehbar und manchmal fast ein bisschen kindisch.

Am meisten haben mich die Zeichnungen gestört, die schablonenhaft und ohne Pep sind. Weder habe ich mir die Darsteller so vorgestellt, noch sind sie sonst ansprechend. Auf dem Cover fand ich sie okay. Aber im Buch selber fand ich sie überflüssig.
Dennoch knapp 4 Sterne, da es wie gesagt für die Zielgruppe sicherlich ganz unterhaltsam ist.