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Veröffentlicht am 12.10.2019

Thriller? Der Schein trügt! Die ganze Zeit!

Liebes Kind
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Klappentext:
Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar ...

Klappentext:
Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar und grüne Augen. Unsere Fenster hat er mit Dämmplatten verschraubt. Er macht den Tag und die Nacht. Wie ein Gott.

Ich betrachte meinen Mann aus den Augenwinkeln, während ich neben ihm auf dem abgewetzten Sofa sitze. Unter seiner Umarmung pulsieren meine Verletzungen, als hätte jede einzelne von ihnen einen eigenen Herzschlag. Ich versuche mir einzureden, ich hätte das Schlimmste bereits überstanden, nur ahne ich, dass wir bald zusammen ins Bett gehen werden. Ich höre die Kinder wie durch Watte plappern, während ich darüber nachdenke, wie ich ihren Vater töten werde.



Autorin:
Romy Hausmann, geboren 1981, ist eine deutsche Schriftstellerin. Bereits mit 24 Jahren war sie Redaktionsleiterin bei einer Münchner Fernsehproduktion. Dort arbeitete sie schon mit hunderten, deren Leben sie als Vorlage für ihre Bücher nahm. So unter anderem misshandelte Ehefrauen, Kriegsflüchtlinge und vernachlässigte Kinder. Seit 2016 schreibt sie nebenbei regelmäßig für den blog Mymonk. Darin erzählt sie von ihren persönlichen Erfahrungen. Von Niederlagen, Mut und Zuversicht im Leben. Liebes Kind‘ ist ihr Thrillerdebüt. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in einem Waldhaus in der Nähe von Stuttgart.

Sprecher:
Heikko Deutschmann, geboren 1962 in Innsbruck, studierte Schauspiel in Berlin und spielte u. a. im Ensemble der Berliner Schaubühne, später in Hamburg, Köln und Zürich. Das Fernsehpublikum kennt ihn aus preisgekrönten Produktionen wie Der Laden und In Sachen Kaminski, aus Serien wie Polizeiruf 110 und Der Kriminalist sowie aus der ZDF-Reihe Inga Lindström. Er ist ein ebenso vielseitiger Hörbuchsprecher und hat neben Bestsellern von Guillaume Musso und Jo Nesbø Klassiker von Friedrich Schiller und Stendhal eingelesen.

Leonie Landa, geboren 1994, stand mit acht Jahren das erste Mal auf der Bühne. Sie ist aus Filmproduktionen wie Linie 102, Notruf Hafenkante und Morden im Norden bekannt und als Synchron-, Hörspiel- und Hörbuchsprecherin u. a. in Die drei ???, Tintenherz und Malala. Meine Geschichte. zu hören.

Ulrike C. Tscharre, geboren 1974, studierte neuere deutsche und englische Literatur und ließ sich danach an der Akademie für Darstellende Kunst in Ulm zur Schauspielerin ausbilden. Neben Rollen in den verschiedensten Theaterstücken spielte sie in vielen Fernsehproduktionen, wie z. B. dem Zehnteiler "Im Angesicht des Verbrechens" (Regie Dominik Graf) oder mehreren Episoden von "Tatort" und "Polizeiruf 110". Zudem wird sie im neuen Film "Werk ohne Autor" von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck zu sehen sein. Im Hörverlag ist sie unter anderem in Henning Mankells "Wallander"-Reihe, in Annette Mingels "Was alles war" und im Hörspiel zu Frank Schätzings "Der Schwarm" zu hören.


Bewertung:
Das Cover ist schlicht und weckt mit dem Titel die Neugierde. Der Titel ist selbst nach Beendigung der Geschichte sicher nicht für jedermann verständlich. Wer zwischen den Zeilen liest und hört, versteht den Titel, aber oberflächlich gesehen scheint er nicht zu passen. Da haben die Autorin und der Verlag aber wirklich tiefsinnige Arbeit geleistet. Bei vorablesen, als es zur Verfügung gestellt wurde, hat mich das Werk nicht angezogen. Jetzt in der Wanderhörbuch-Gruppe war ich dann doch neugierig auf die Geschichte.

Von Beginn an wird suggeriert: Es ist nicht so, wie es scheint! Und genau das macht es sehr schwer, die Geschichte zu rezensieren. Eigentlich ist alles Spoiler, was man darüber schrieben kann ... Für Nichtkenner dieser Geschichte nicht nachzuvollziehen. Ich bemühe mich aber, so wenig wie möglich darüber zu schreiben und so viel wie möglich über meinen Eindruck.

Die ersten Hörminuten haben mich irritiert, weil da schon der Schein von allem trügt. Je mehr ich hörte, umso mehr fügte sich alles dann zusammen. Aber gerade der Anfang hat mich neugierig gemacht, weil ich wissen wollte, was es mit allem auf sich hat. Von Außen - auf dem Hörbuch und im Klappentext - wirkt das Ganze offensichtlich und die Geschichte wie eine, die schon mehrfach erzählt wurde. Ist sie so aber nicht.

Die vielen Charaktere sind teilweise nervtötend oder sehr gut ausgearbeitet, einige beschreibe ich mal kurz;

vom Polizisten Gerd hätte ich gerne mehr erfahren, er ist mit den Eltern des Opfers befreundet. Die Eltern des Opfers - Vater Matthias und Mutter Karin - spielen eine Hauptrolle im Geschehen. Matthias ist oft einfach nur aggressiv, was unter den gegebenen Umständen verständlich ist. Nur manchmal überspannt er den Bogen ziemlich und machte sich unsympathisch in meinen Augen. Auch hat er mich ziemlich genervt mit seinen Aktionen, vor allem aber mit seiner Besessenheit von seiner Enkelin Hannah. Es geht immer um sie, nie verliert er ein Wort über Jonathan. Vor allem, dass er auch Hannah nie einmal zur Rede stellt, was wirklich passiert ist, finde ich unrealistisch. Alle Welt stellt sich die richtigen Fragen, nur er stellt welche in verkehrte Richtungen. Karin ist eher typisch Frau - die Rollen hat die Autorin klassisch verteilt - und zieht sich eher zurück und versucht Matthias ins einen Vorhaben zu bremsen. Der Freund ihrer Tochter, Matt, ist mir unsympathisch - ganz egal, was er von sich gibt. Auf mich wirkt er wie ein Aufschneider. Dann gibt es noch die aufdringliche Nachbarin Maya, die einfach in fremde Wohnungen spaziert und sich unheimlich verhält.

Die Enkelkinder von Karin und Matthias sind entsprechend ihrer Lebensarten gestört. Hannah hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet, jedoch nervte sie mich unheimlich. Sie ist intelligent, aber sehr hochnäsig und weiß immer alles besser. Teilweise belehrt sie auch jeden, der zu belehren ist und unterstellt ihnen auch gerne Dummheit, wenn sie nicht so denken, wie sie. Das ist jedoch ihrer Erziehung in der Hütte zu verdanken. Jonathan dagegen ist sehr ruhig, zu ruhig, und sagt kaum etwas. Er wird fast gar nicht in die Geschichte eingebunden, was mich sehr gestört hat. Er hätte auch komplett aus der Geschichte rausgenommen werden können ... es hätte nichts gefehlt. Er kämpft sehr mit den Veränderungen, die vonstatten gehen, während Hannah - bis auf ihre Macken - ganz normal wirkt.

Es kommen das Opfer, Matthias und Hannah zu Wort, die ihre Perspektive der Geschichte erzählen. Zusätzlich ermöglichen die Rückblenden zu der Hütte und zu dem, was dort geschehen ist, einen umfassenden Blick auf das Ganze. Die Sprecher sind sehr gut gewählt und auch stimmlich sehr gut zu unterscheiden. Alle drei haben eine ruhige und ausdrucksstarke Stimme, die ich mir mühelos anhören konnte. Das Erzähltempo wird bis kurz vorm Ende ziemlich gedrosselt. Das Geschehen an sich fesselte mich nicht so sehr wie das Geschehen, das fehlte. Was ist wirklich passiert? Diese Frage bleibt bis kurz vorm Ende offen und lockte mich, weiterzuhören. Das Ende ist sehr gut konstruiert und beantwortet auch alle offen gebliebenen Fragen.


Fazit:
Was sich offensichtlich als 08/15-Geschichte tarnt, ist zu Beginn irritierend und wird ansonsten langatmig erzählt. Das gedrosselte Erzähltempo und einzelne Charaktere stören in den Handlungssträngen. Das Ende ist sehr gut ausgearbeitet. Insgesamt kann ich nur 3,5 Sterne abgeben. Hier fehlt es einfach an zu vielem. Das Positivste ist für mich, das Vermögen der Autorin, die Leser und Zuhörer mit der Frage um das Geschehen durchweg neugierig zu halten. Es ist jedoch eher ein Spannungsroman als ein Thriller!

Veröffentlicht am 20.09.2019

Broken Dreams. Wortwörtlich. Mein Traum von einer tollen Geschichte ist gebrochen worden!

Broken Dreams
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Inhaltserzählung:
Der Soundtrack, der den Beginn meines zweiten Lebens begleitete, klang in etwas so: knarr, raschel, knarr. Meine zweite Chance. Das Intro bildete das metallene Knarren der Zellentür. ...

Inhaltserzählung:
Der Soundtrack, der den Beginn meines zweiten Lebens begleitete, klang in etwas so: knarr, raschel, knarr. Meine zweite Chance. Das Intro bildete das metallene Knarren der Zellentür. Dieses Geräusch hatte in den letzten fünf Jahren meinen Rhythmus bestimmt, Tag und Nacht für mich geteilt. Ich wollte es nie wieder hören.
(Tyric, Seite 6)

Blicke hatten mich getäuscht, Worte mich belogen und Taten mich in die Irre geführt. Aber Küsse ... hatten immer recht behalten.
(Avery, Seite 62)

"Manchmal ist Hilfe anzunehmen kein Zeichen von Schwäche, sondern eines von Stärke. Das ist das, was mich das Leben gelehrt hat."
(Tyrics Mutter, Seite 242)

Obwohl ich ihn noch nicht so lange kannte, gab mir sein offensiver Umgang mit seinen Schwächen das Gefühl, selbst nichts sein zu müssen, was ich nicht wollte.
(Avery, Seite 157)

"Nur weil du die Augen vor etwas verschließt, geht es nicht weg. Und ob du dich damit auseinandersetzt oder nicht, es wird dich beschäftigen. Also, nimm es lieber in die Hand, um es zu lösen." (Tyrics Mutter, Seite 240)

"Du bist mein ... Cielo. Mein Himmel."
"Einer mit ganz viel Smog."
(Avery und Tyric, Seite 310)


Autorin:
Anne-Marie Jungwirth, Jahrgang 1978, ist studierte Betriebswirtin und im Finanzbereich tätig. Den Zahlen gehört ihr Kopf, dem Schreiben ihr Herz. Entschlossen nicht nur davon zu träumen, sondern dieser Leidenschaft wirklich nachzugehen, hat sie nach der Geburt ihres Sohnes.

Durch den Gewinn eines Schreibwettbewerbs ermutigt, wagte sie schließlich den Schritt, ihr erstes Romanmanuskript an einen Verlag zu senden. So gab sie ihr offizielles Debüt im Mai 2015 mit ihrem Roman „Engelsstaub", welcher bei Carlsen Impress erschien. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in ihrer Wahlheimat Österreich.


Bewertung:
Ich finde ja, ein halbnackter Mann muss es nicht sein auf dem Cover! Das nervt mich! Wie wäre es denn mit etwas mehr Stil? Blöde Frage, ich weiß! Aber zu der Geschichte passt das Cover sehr gut, der Mann darauf wirkt wirklich wie frisch aus dem Knast. Der Titel ist kitschig-dramatisch und gibt etwas von der Geschichte wieder.

"Aber um ehrlich zu sein, habe ich es tatsächlich genossen, einfach allein hier zu sitzen und die Aussicht zu bewundern."
"Oh! Ich wollte dich dabei nicht stören. Soll ich noch mal gehen und in einer Stunde wiederkommen?"
(Avery und Tyric, Seite 50)

Die Charaktere sind etwas blass geblieben und das Potenzial nicht gänzlich ausgeschöpft worden. Mir fehlte hier das gewisse Etwas. Die Geschichte und das Zusammenspiel der Charaktere wirkte auf mich etwas künstlich konstruiert. Die Erzählung der Autorin wirkte auf mich etwas zu bemüht, leider. Sie hätte die Geschichte mit ihrem großen Potenzial sehr lebendig ausschmücken können, hat sie aber nicht, sehr schade. Richtig tiefe Gefühle kamen bei mir nicht auf, sondern erwischte mich nur gerade unter der Oberfläche, obwohl die Autorin hier die beiden aus ihrer Sicht erzählen lässt.

"Niemand ist perfekt. Aber du gibst immer dein Bestes, oder?"
"Ja, immer."
"Dann gibt es nichts, rein gar nichts, was du dir vorwerfen kannst."
(Tyric und Avery, Seite 224)

Die Nebencharaktere sind ziemlich nebensächlich hingestellt worden, also so gut wie gar nicht bearbeitet. Hier fungieren alleine Avery und Tyric in der Geschichte, ab und an dürfen Tyrics Mutter und sein bester Freund mitmischen. Die Handlungen der Gang ist ebenfalls außen vor geblieben. Dafür, dass es Teil von Tyrics Leben war, hat die Autorin diesen zu sehr ausgesperrt. Der kleine Showdown mit der Gang wirkt daher etwas zu gewollt. Auch gibt es unrealistische Sequenzen oder welche, die gar nicht vorkommen, aber vorkommen sollten, z.B. fragt Avery Tyric zu keiner Zeit, ob er überhaupt noch in der Gang ist - weder als er ihr von seiner Vergangenheit berichtet, noch als sich die Ereignisse mit der Gang überschlagen. Das ist eine der ersten Fragen, die ein vernünftiger Mensch (in meiner Logik) stellt, wenn er so jemanden kennenlernt.

"Irgendwie fühle ich mich gerade etwas eingeschüchtert."
"Wow", entfuhr es ihr.
"Ja, ich weiß. Das ging schnell."
"Nein, das meine ich nicht. Ich verunsichere Männer manchmal absichtlich. Aber für gewöhnlich geben sie es nicht zu."
"Tja", scherze ich, "ich bin halt was Besonderes."
(Tyric und Avery, Seite 52)

Toll und zum Schmunzeln gebracht, haben mich die Wörter Food-Nazi (Seite 61) und Sushi-Jungfrau (Seite 126). Da war die Autorin einfallsreich. Der Schreibstil ist sehr gut und lässt die Geschichte nur so dahinfliegen. Ich war rasch mit dem ebook durch, dasselbe gilt eben auch mit den Gefühlen darin. :-/

"Ich könnte euch auch zur Hand gehen", bot er an. "Ich bin gut mit meinen Händen", ergänzte Tyric.
"Jackpot, Baby." Wave zwinkerte mir zu, worauf ich die Augen verdrehte.
(Tyric und Avery, Seite 94)


Fazit:
Eine laue Geschichte, durchlässig lesbar geschrieben, mit etwas Humor zum Schmunzeln. Mehr als eine Geschichte für Zwischendurch als Gefühlspause wird hier jedoch nicht geboten. Die Autorin hat das Potenzial verpasst/verschrieben und konnte mich mit ihrer Umsetzung nicht richtig überzeugen. Es ist nicht der schlechteste Roman, aber eben auch kein hervorragender Roman, den ich bisher gelesen habe. Mir fehlte hier auch das richtige Wow! Von mir gibt es daher 3,5 Sterne.

"Ich tue etwas, was ich viel zu selten mache."
"Und das wäre?"
"Einfach meinen Gefühlen folgen."
"Ich mag, was deine Gefühle hier so tun", sagte Tyric und gab ihr einen sanften Kuss.
(Avery und Tyric, Seite 131)


Vielen lieben Dank an das Lesejury-Team und dem LYX-Verlag für das bereitgestellte ebook.

Veröffentlicht am 19.09.2019

Finde mich. Viel später! Gute Geschichte für Zwischendurch, mehr aber auch nicht.

Finde mich. Jetzt
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Klappentext:
Er hat jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren.
Sie hat den Männern abgeschworen.
Und doch sprühen zwischen den beiden die Funken.

"Wäre ich noch an Männern interessiert, würde ich ...

Klappentext:
Er hat jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren.
Sie hat den Männern abgeschworen.
Und doch sprühen zwischen den beiden die Funken.

"Wäre ich noch an Männern interessiert, würde ich vermutlich sagen, er sei attraktiv. Auf eine wilde und gefährliche Art. Aber mir geht es sehr gut in meiner männerfreien Welt."
(Tasmin über Rhys)

"Ihre gesamte Erscheinung ist auf einfachste Weise spektakulär, und ich vergesse beinahe zu atmen. Die Geborgenheit, die ich bei ihr spüre, macht die Welt nicht nur erträglich, sie macht sie schön."
(Rhys über Tasmin)


Autorin:
Seit Kathinka Engel mit fünf Jahren lernte zu lesen, prägt die Literatur ihr Leben. Sie studierte Komparatistik in München und arbeitete im Anschluss für eine Literaturagentur, ein Literaturmagazin sowie als Übersetzerin und Lektorin für verschiedene deutsche Verlage.

Wenn sie nicht liest oder schreibt, erfreut sie sich an allem, was bunt ist, Reisen, guten Kneipen, Besuchen im Fußballstadion und am Rascheln trockener Blätter im Herbst. Ihr Debüt "Finde mich. Jetzt" ist im Piper Verlag erschienen. Für Infos rund um ihr Schreiben und ihre Liebe zu Büchern folgt Kathinka auf Instagram: https://www.instagram.com/kathinka.engel/


Bewertung:
Die Cover der drei Bände sind ja ein wunderschönes Puzzle, das ein ganzes als Unendlichkeitszeichen ergibt. Auch die Titel sind nach dem Coperate Identity-System gestaltet. Auf jeden Fall ein echter Blickfang! Diese abgehakten Titel gefallen mir, die Farben sind wunderschön. Allerdings passt der Titel zur Geschichte nicht so ganz, da die Suche darin sehr nebensächlich behandelt wird. Der Titel vermittelt hier einen falschen Eindruck. Bei mir geht immer wieder etwas Glitzerbelag vom Cover ab, da muss ich mit Haarspray ran. Die Steckbriefe auf dem Klappenumschlag finde ich genial, vor allem Rhys. Diese Fragen erinnern mich an die Fragen im Lovelybooks-Profil. Manche sind echt dämlich, da habe ich dann auch wie Rhys geantwortet. XD Auch die Kapitel sind mit dem Unendlichkeitszeichen geschmückt und vervollständigen das einheitliche Bild der Aufmachung.

Nichts, was ich tue, dient einem unmittelbaren Zweck. Es geht nicht mehr ums Überleben. Jetzt geht es ums Leben, und davon verstehe ich nichts.
(Rhys, Seite 36)

Mir gefällt vor allem Tasmins Namen so toll! Einzigartig! Schön finde ich außerdem, dass beide, Tasmin und Rhys, abwechselnd zu Wort kommen. Oft ist es ja so, dass es nicht im direkten Wechsel geht. Finde ich richtig toll hier, weil ich das Gefühl habe, die Perspektiven schnell hautnah mitzubekommen. Unterschiedlicher können beide kaum sein, bis auf den Umstand, dass beide neu anfangen. Der Schreibstil ist mega schön emotional und ich flog so durch das Buch. Mir gefällt vor allem Rhys Charakter - die Berührungsproblematik ist sehr glaubhaft erzählt. Rhys ist vor allem zu Anfang sehr sarkastisch, da konnte ich mich richtig wiederfinden - je furchtbarer die Situationen, umso sarkastischer werde ich. Das verliert sich bei ihm aber im Laufe der Geschichte und hier wird die Entwicklung dazu sichtbar.

"Hi, Rhys", begrüßt mich Amy und strahlt mich an, als gäbe es nichts schöneres auf der Welt, als mich zu sehen. Mir fallen eine Million Dinge ein, die schöner sind. Ein Schlag in die Fresse, Waterboarding, Zigarettenstummel auf der Haut.
(Rhys, Seite 61)

Die Beziehung zwischen Tasmin und ihrem besten Freund Sam kam mir zu Beginn schon merkwürdig vor. Nicht, dass es keine Beste Freundschaften zwischen Männer und Frauen gibt, nur irgendwie hat bei mir der Alarm geläutet, wenn Tasmin über Sam erzählt hat. Ich hatte schon das Gefühl, dass er sie mehr mag als als bloße Freundin, und damit spoilere ich auch nicht. Ich finde, das ist sehr deutlich rauszulesen. Sam ist ein toller Mann und einen besseren besten Freund kann man sich als Frau gar nicht wünschen!

Es ist verrückt. Wenn Tasmin kommt, wird es laut und bunt und lebendig. Wenn sie weg ist, hallt das Leben noch nach.
(Rhys, Seite 94)

Als ich den Namen Zelda gelesen habe, musste ich Schmunzeln. Eine Zelda kommt auch im Buch zu All In (Band 2) vor, dass ich vor kurzem gelesen habe. Da war diese Zelda aber die Arbeitskollegin des Hauptprotagonisten. Und vom Typ her ähneln sie sich sehr. So eine Freundin passt auch zu Tasmin und ich finde auch, so eine Freundin braucht jeder von uns. Sie hat Pfeffer, ist aber nicht frei von Problemen in ihrem Leben. Das macht die Figur für mich sehr glaubwürdig.

"Darf ich diene Hand mal drücken?", frage ich.
"Wie bitte?"
"Na ja, du warst schon vorhin ziemlich toll, aber jetzt liest du plötzlich auch noch? Die reife Art, mit meiner Begeisterung in diesem Moment umzugehen, wäre, deine Hand zu drücken. Ansonsten muss ich vielleicht kurz mal vor die Tür gehen, damit du die unreife Variante nicht siehst."
"Es ist ja nicht so, als hätte ich endlos Erfahrung auf diesem Gebiet, aber kann es sein, dass du manchmal ein bisschen verrückt bist?", fragt Rhys grinsend, legt aber seine Hand auf den Tisch.
(Tasmin und Rhys, Seite 154)

Amy hilft Rhys in der Zeit außerhalb des Gefängnisses. Sie wirkt mal hartnäckig, dann wieder nervtötend ... einfach ist es nicht so mit ihr. Vor allem ist sie nicht so diskret, was Rhys und ihre Gespräche in der Öffentlichkeit angeht. Ich finde, das geht gar nicht in ihrer Position. Sie wirkt da sehr unprofessionell. Überhaupt ist sie plump in ihrem Benehmen. Rhys so vor allen anderen auszufragen und ein Gespräch über seine Beziehung zu Tasmin im Beisein von Tasmin ... das geht sie überhaupt nichts an! Auch, wenn sie sich sorgt, hätte sie das diskreter mit ihm klären können. Da schämt man sich doch total!!!

"Ich wollte einfach zu dir gehen, wollte, dass alles wieder gut ist. Aber dann habe ich Angst bekommen. Dass du mich nicht mehr willst nach der ganzen Geschichte."
"Ich hätte dich gewollt. In jedem Moment."
(Rhys und Tasmin, Seite 339)

Die Geschichte ist wundervoll und glaubhaft geschrieben - bis zum ersten Sex mit Tasmin. Erst ist Rhys traumatisiert (verständlicher Weise) und verträgt keine Berührungen, und schon drei ? Tage später schläft er mit Tasmin, einfach so! Da hat überhaupt keine Entwicklung hierzu stattgefunden. Dass das alles andere als realistisch ist, ist wohl selbsterklärend. Das hat mich sehr enttäuscht. Aber noch war nichts verloren. Kurze Zeit später erzählt die Autorin wiederum unheimlich realistisch, wie Rhys mit seiner PTBS kämpft. Da war nun wieder Realismus nach dem unrealistischen Heilsex vorhanden. Die PTBS, die sich da wieder zeigt, ist sehr eindrucksvoll erzählt und ich konnte mich da sehr gut einfühlen. Dass er Tasmin von sich stößt, ist in seiner Verfassung total verständlich und auch "normal". Warum er um seine Schwester aber so ein Geheimnis macht, habe ich nicht verstanden. Er hat Tasmin soweit alles erzählt, umso unverständlicher fand ich das.

"Meinst du, es gibt eine Obergrenze von tollen Sachen, die man über Nacht erleben kann?", fragt er. "Glaubst du, man platzt vielleicht irgendwann vor Glück?"
"Selbst wenn, dann ist es wohl die beste Art zu platzen", gebe ich zurück.
(Rhys und Tasmin, Seite 211/212)

Ich hatte auf ein abgeschlossenes Ende gehofft, denn so richtig fokussiert wird die Suche nach seiner Schwester in der Erzählung gar nicht, und beim letzten Drittel des Buches passiert immer noch nichts. Mir hat das etwas Sorge gemacht, dass auf den letzten Seiten alles reingequetscht wird, da ja jeder Band andere Charaktere vorstellt. Leider sollte ich recht behalten, und die finale Suche und das Auffinden von seiner Schwester Jeannie wartet ganz zum Schluss auf. Sehr schade! Der Showdown ist viel zu perfekt verlaufen. Auch dass es bei Amy keine Schwierigkeiten in ihrer Hilfe bezüglich Jeannie gab. Andererseits war das zu erwarten, da das Ganze mit Jeannie auch auf die letzten Seiten gedrückt wurde, leider. Da habe ich mir eine bessere Erzählung im Laufe der Geschichte gewünscht. Diese ist total in den Hintergrund gerückt, bei der Romanze zwischen Rhys und Tasmin.


Fazit:
Ich kann, ich darf, aber ich muss nicht. Und zum ersten Mal wird mir bewusst, was Freiheit bedeutet. (Rhys, Seite 112)

Insgesamt finde ich die Geschichte sehr schön geschrieben, mit einer gut durchdachten Grundidee. Diese ist leider nicht ganz so gut durchdacht umgesetzt worden. Es sind Lücken entstanden (aus Spoilergründen kann die Szenen nicht wiedergeben) und die wichtigsten Sequenzen sind zu salopp ausgeschrieben worden. Daher kann ich hierfür gute 3,5 Sterne verteilen. Ein gutes Buch für Zwischendurch, dessen Potenzial jedoch verschrieben wurde. Vielleicht schaffen die nächsten Bände mehr Überzeugungskraft.

Halte mich. Hier (Band 2): erscheint am 4. November 2019
Liebe mich. Für immer (Band 3): erscheint am 3. Februar 2020


Vielen lieben Dank für das bereitgestellte Exemplar zur Leserunde bei Lovelybooks und die Autorenbegleitung; vielen Dank an die Autorin, dem Verlag und dem Lovelybooks-Team! Es war eine wirklich schöne kleine Runde!

Veröffentlicht am 26.07.2019

Modernes Märchen für Zwischendurch!

Die Nacht der fallenden Sterne
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Klappentext:
Erfahre die wahre Geschichte des Sterntaler-Mädchens Die verlorenen Splitter des Herzens der Mondkönigin

Niemals trüben Wolken den Blick auf das Firmament des Landes Havendor. Der Mond leuchtet ...

Klappentext:
Erfahre die wahre Geschichte des Sterntaler-Mädchens Die verlorenen Splitter des Herzens der Mondkönigin

Niemals trüben Wolken den Blick auf das Firmament des Landes Havendor. Der Mond leuchtet stets rund vom Himmelszelt und die Sterne flüstern sich Geschichten von Magie und Wundern zu. Legenden über den silbernen Thron der alten Könige… Als direkte Nachfahrin eben dieser Könige und rechtmäßige Regentin hat Luna die Erzählungen darüber schon immer geliebt. Doch nie hätte sie für möglich gehalten, dass sie wahr sein könnten. Bis eines Nachts die Sterne vom Himmel fallen und zu Männern werden – den Kriegern der Mondkönigin. Sie suchen nur eines: Luna. Nun muss Luna sich ausgerechnet mit dem Mann verbünden, der ihre Familie gestürzt hat und jetzt selbst Anspruch auf die Regentschaft erhebt: Hayes Hallender, dessen warme Augen eine trügerische Sicherheit versprechen.

Autorin:
Jennifer (Alice) Jager begann ihre schriftstellerische Laufbahn 2014. Nach ihrem Schulabschluss unterrichtete sie Kunst an Volkshochschulen und gab später Privatunterricht in Japan. Heute ist sie wieder in ihrer Heimat, dem Saarland, und widmet sich dem Schreiben, Zeichnen und ihren Tieren. So findet man nicht selten ihren treuen Husky an ihrer Seite oder einen großen, schwarzen Kater auf ihren Schultern. Ihre Devise ist: mit Worten Bilder malen.

Sprecherin:
Svenja Pages ist Schauspielerin aus Hamburg. Sie wirkte in diversen TV-Produktionen mit, stand aber auch für Theaterinszenierungen auf der Bühne. Sie hat jahrzehntelange Erfahrung als Sprecherin für Synchron, Hörbuch, Radiofeatures, Games und Werbung.


Bewertung:
Das Cover und der Titel sind ja zauberhaft und wunderbar passend zur Geschichte gestellt! Wirklich ein märchenhafter Blickfang! Und so verhält es sich auch mit der Geschichte; sie ist eine moderne Erzählung zum Klassiker des Sterntaler-Märchens.

Die Sprecherin passt sich den Charakteren gut an, hin und wieder konnte ich nicht ganz unterscheiden, welcher Charakter nun sprach. Ansonsten erzählt die Sprecherin gefühlvoll und mit der Stimme einer jungen Frau angemessen, lässt sie die Hauptcharakterin Luna aufleben. Die Geschichte an sich ist eine tolle Idee und hat viele tolle Passagen. Mir war sie insgesamt aber etwas zu konstruiert wirkend umgesetzt. Auch die Sonnenkönigin und das Volk von Havendor wirken auf mich zu gekünstelt. Dafür ist der Mondkrieger Raven richtig gut umgesetzt; undurchsichtig und rätselhaft. Ich wusste nicht, woran ich bei ihm bin, was auch volle Absicht von der Autorin war, da es zur Geschichte gehört und diese nochmal mit zusätzlicher Spannung erzeugt. Einige Passagen hätten ruhig kürzer sein können, die waren mir einfach unnötig zu lang. Das Ende allgemein wirkt wieder nicht ganz glaubhaft, was ich sehr schade finde. Hier hätte die Umsetzung etwas realistischer gestaltet werden sollen.


Fazit:
Von mir gibt es 3,5 Sterne für eine märchenhafte Geschichte, dessen Potenzial nicht ganz ausgeschöpft wurde. Ein Hörbuch für Zwischendurch ist es aber alle Male!


Veröffentlicht am 27.07.2019

Tolle Grundidee, die mich aber furchtbar in der Umsetzung enttäuscht!

Licht und Schatten
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Inhaltserzählung:
Mein Name ist Aren und meine Geschichte ist deine Geschichte ist unsere Geschichte. Sie ist der ewige Kampf des Guten gegen das Böse. Sobald ich diese Geschichte beendet habe, wird es ...

Inhaltserzählung:
Mein Name ist Aren und meine Geschichte ist deine Geschichte ist unsere Geschichte. Sie ist der ewige Kampf des Guten gegen das Böse. Sobald ich diese Geschichte beendet habe, wird es ab meine Haustür klopfen. Ich werde sie öffnen und der Kampf zwischen Gut und Böse wird sein Ende finden. Vor meiner Tür wird kein Engel stehen, es wird auch kein Prophet sein, kein Zauberer oder Bote des Himmels. Es wird jemand sein, den du auf den nächsten Seiten näher kennenlernen wirst. Aus diesem Grund nimmt diese ihren Anfang auch nicht im Jetzt. Sie beginnt vor langer Zeit mit der Geburt der ersten reinen Seele, die uns schon damals Frieden gebracht hätte, wäre ihr Dasein nicht so schnell im Keim erstickt worden. Und die erste Geburt beginnt und endet mit dem Tod.
(Seite 7/8)

„Die Geschichte dieser Welt beginnt damit, dass wir Schwestern auf diesen Planeten kamen. Und mit wir meine ich nicht nur Eka, Riva, deine Mutter oder mich. Lass mich der Reihe nach erzählen und mit unserer Ankunft beginnen – wir waren die Dreiundzwanzig Mütter und wir kamen vor sieben Millionen Jahren auf diese Erde. Jede der Dreiundzwanzig Mütter vertritt ihre eigenen Lehren und diese Lehren begannen wir, mit den Menschen zu teilen.“ (Seite 116 und 119)

Der Name der Mutter war Yrma, der Name des Vaters Solomon, und ehe die Sonne an diesem Morgen neu entzündet werden konnte, war ein Kind zur Welt gekommen und sein Name sollte Vida sein. Und genau da beginnt unsere Geschichte. Es war ein eiskalter Wintertag im Jahre 1704. (Seite 17)

Die Schwestern verließen Sankt Petersburg an demselben Tag, an dem sie die Nachricht von Yrmas Tod erreichte. Sie traten die weite Reise in die Tiefen des Zarenreiches nicht nur an, weil Solomon sie darum gebeten hatte, sie erfüllten auch ihre Pflicht gegenüber Vidas Mutter. Die Schwestern hatten gewusst, dass Vida eines Tages geboren werden würde, so wie sie auch wussten, dass Yrma die Geburt des Kindes nicht überleben würde. Die Welt lockte, aber die Schwestern widerstanden ihrem Ruf. Ihre Aufgabe war es nicht nur, Solomon bei der Erziehung seiner Tochter zur Seite zu stehen, sondern auch, Vida zu unterrichten und ihr das Wissen ihrer Mutter näherzubringen. Solomon war den Tanten sehr dankbar dafür, denn er war weder ein Lehrer, noch hatte er das Wissen, diese Lehren weiterzugeben. Wenn es nötig war, konnte er ein Krieger sein, aber das letzte Mal, dass er in den Kampf gezogen war, lag schon sehr lange zurück und er hoffte, es würde nie wieder dazu kommen.
(Seite 36 und 39)

„Du wurdest geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Du bist unser aller Hoffnung. Aus diesem Grund umgibt dich mehr Gefahr als je einen Menschen zuvor.“ (Asha zu Vida, Seite 113)



Autor:
Zoran Drvenkar, wurde 1967 in Kroatien geboren und zog im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Berlin. Nach einer schweren Zeit in der Schule wurde ihm klar, dass ein Klassenzimmer nicht der richtige Ort für ihn ist. Angefangen mit Gedichten schrieb er bald schon Kurzgeschichten, die er mit der Zeit immer weiter ausbaute. Seit 1989 ist er als freier Schriftsteller tätig und ein vielfach ausgezeichneter Kinder-und Jugendbuch-Autor. Er schreibt auch unter den Pseudonymen Victor Caspak und Yves Lanois. In seiner literarischen Karriere wurde er z.B. vom Autor Paul Maar gefördert, den er bei einer freiberuflichen Tätigkeit beim Berliner Tagesspiegel kennen lernte. Heute wohnt der Autor in einer alten Kornmühle bei Berlin.


Bewertung:
Die ganze Buchaufmachung ist ja umwerfend! Der Umschlag ist nach Leinenart hergestellt, das Cover und der Titel passen nicht nur zueinander, auch zur Geschichte sind beides hervorragend gewählt. Die Kapitel sind nummeriert und zusätzlich namensiert, also mit den jeweiligen Charakterbezeichnungen, um die es in den Kapiteln geht, vermerkt. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und sicher nicht für jeden Leser gut lesbar. Er hat etwas leicht poetisches und schwerlastiges. Gerade der Anfang liest sich etwas holprig und die Geschichte wirkt konstruiert und undurchsichtig. Trotzdem hat mich die Leseprobe sehr neugierig gemacht, weil ich darin Potenzial gesehen habe.

„Sie liebt das Leben.“ „Alle Lebenden lieben das Leben.“ „Wieso lieben dann die Toten nicht den Tod?“ „Weil er nicht zum Leben gehört. Deswegen ...“ „Es sind die Toten, die über dich reden. Sie sagen, du seist die Herrscherin, die kommt und bleibt und nicht mehr weicht. Sie erzählen, dass du von der Zukunft gesehen wurdest. Seitdem ist alles anders.“ (Gisele und Vida, Seite 202)

Es gibt viele Charaktere in der Geschichte und diese haben ihre eigene kleine Geschichte, die sich mit dem Hauptgeschehen um Vida verbinden. Für mehr Verständnis zu meinen Erläuterungen, muss ich auch zu einigen wichtigen Charakteren im Buch etwas schreiben:

~Aren, der Erzähler, der Vida kennengelernt hat

~Vida, das Kind des Lichts und die einzige Hoffnung für die Menschheit

~Solomon, Krieger und Vater von Vida, der sich mit ihr als Schmied im Dorf Warroch vor der Dunkelheit versteckt.

~Yrma, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Mutter von Vida, die bei ihrer Geburt starb.

~Iskar, der Wächter, erschaffen von der Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter und ist auf der Jagd nach Vida.

~Solea, die selbst ernannte Göttin und eine der Dreiundzwanzig Mütter, die ihre Schwestern verraten hat.

~Dohos und Adriana (Kraljica), die Herrschaften, die Unglück über die Menschen bringen und für die Göttin arbeiten.

~Der Bär, der von Vida gerettet wurde und seither auf der Suche nach ihr ist.

~Madame Dujon, verlor Mann und Kind, und ist auf dem Weg zu ihren Brüdern nach Jenisseibucht.

~Jelisa, die Großfürstin in Sankt Petersburg, die noch jünger als Vida ist und ihre Seele retten soll.

~Ivar, der Grausame, ist ein ehemaliger Armeegeneral und nun ein Rebell, der die Reisenden überfällt.

~Die Eskorte von Vida besteht aus Generalleutnant Uljan, Major Geromir und Husar Lenko von Bornstein. Sie geleitet die Gruppe nach Sankt Petersburg zur Großfürstin.

~Riva, Asha und Eka, eine der Dreiundzwanzig Mütter und Vidas Tanten;

Riva kannte sich mit der Vergangenheit so gut aus, dass ihr Vida jede historische Frage stellen konnte, die ihr in den Kopf kam, immer hatte Riva eine Antwort parat.

Eka dagegen war erdverbunden und immer im Jetzt. Eka war so mit der Fauna und Flora verbunden, dass sie von einem Moment zum anderen verschwinden konnte, ohne wirklich zu verschwinden.

Sobald alle Antworten ausgeschöpft waren und keiner mehr weiterwusste, wandten sie sich alle an Asha. Während ihre zwei Schwestern die Erde und die Vergangenheit im Auge behielten, hatte Asha ihren Fokus auf das Denken gerichtet. Sie war es, die alle Zeichen und Formeln kannte, sie war in den Gebieten der Mathematik bewandert und konnte einen Gedanken in klare Zahlen umwandeln. (Seite 35 / 36)

„Wie kannst du nur so mutig sein?,“ fragte sie. „Ich bin nicht mutig, ich habe nur Angst.“ „Ist das nicht dasselbe?“ „Nicht für die, die sich fürchten.“
(Großfürstin und Vida, Seite 566)


Es gibt noch weitere Charaktere, allerdings sind sie in meinen Augen nicht wichtig und hätten ganz wegbleiben können. So ganz habe ich das ganze Erbe von Vidas Mutter nicht verstanden. Die Erklärungen dazu sind sehr gut, nur in Verwendung durch Vida kommt es irgendwie nicht ganz raus. Vida wird so hoch als Rettung gehalten, aber sie wirkt letztendlich nur halb so retterlich und bewirkt nicht halb so viel, was man ihr nachsagt. Schade, so wirkt sie wie ein Abklatsch ihres von allen gelobten Ichs. Die kleine Zwischengeschichte mit dem Bär finde ich poetisch und bringt etwas sonderbares in das Buch. Doch sein Erscheinen ist eher nebensächlich, da das Ende sein Dasein in ein Nichts verwandelt. Der Autor hat seine Aufgabe / sein Ziel weggeschrieben. Nicht so notwendig sind die Charaktere Madame und Ivar ebenso. Sie sollen wohl das gewisse Extra reinbringen, finde es aber enttäuschend, dass sie nicht wirklich einen Sinn haben. Auch die richtige Auseinandersetzung zwischen Solea und Solomon wie auch zwischen Solea und ihren Schwestern sind nicht richtig wiedergegeben. Es fehlt da einfach richtig! Auch die Auseinandersetzung mit den Herrschaften und dessen Geschichte sind sehr karg niedergeschrieben.

„... deine Zukunft ist jetzt ein Teil von dir, selbst wenn du sie nicht verstehst. Niemand kann sie dir wegnehmen. Aber sei dir bewusst, dass sich deine Zukunft nur verwirklichen kann, wenn du sie beschützt. Und genau da beginnt das Problem. Du bist ungeschützt, Vida, deine Kräfte schlummern noch und du weißt nicht, wer du wirklich bist.“ (Asha und Eka, Seite 115)

Es gibt einige gekünstelte Erklärungen zu den Vorgängen im Buch, also Erläuterungen zu Geschehnissen und Geheimnissen, die aufgesetzt wirken. Das gefiel mir nicht und machte die Szenen so überzogen. Auch gibt es Irreführungen für mich wie das Alter von Vida und Jelisa, die viel jünger dargestellt werden als sie auf mich wirkten. Ich konnte das Alter gar nicht nachvollziehen. Das Alter passt überhaupt nicht zu den Verhaltensweisen, die viel zu erwachsen dargestellt werden.

Er lebte sein Leben wie jemand, der die Einsamkeit liebte, er wusste nur, dass er nichts als die Einsamkeit besaß. Es ist immer leicht, etwas zu lieben, was einem keine Wahl lässt. (Seite 20)

Das Ende ist unvollständig abgehandelt, der Kampf gegen die Dunkelheit und den Tod ist nicht ausreichend ausgeschrieben und vieles ist offen geblieben. Auch ist es sehr salopp geschrieben. Und wer ist Aren? Er spricht im Epilog, erzählt die ganze Geschichte und erwähnt im Prolog, dass er Vida kennenlernte … und dann ist Schluss. Ein richtiger Cliffhanger. Das erweckt auf mich den Eindruck, dass es ein zweiten Band geben wird, doch der Autor hat sich dazu nicht geäußert. Es wird also keinen weiteren Band geben, der alles Offene schließt. Bereits vor dem letzten Drittel kam mir dies bezüglich große Unruhe, die mich leider bestätigt hat.

Wenn der Wille stark wird und sich in Entschlossenheit verwandelt, dann schlägt er Wurzeln. (Eka, Seite 90)


Fazit:
Eine wirklich besondere und einmalige Geschichte und Charaktere. Der Autor hat mich aber sehr enttäuscht!!! Ich bin fassungslos, wie er das Buch hat enden lassen. Nicht, weil es schnell abgehandelt wurde, sondern weil es unzureichend an Informationen zusammengehalten wurde. Ebenso ist das Ende als Cliffhanger geschrieben, als würde ein zweiter Band folgen – dass es nicht so ist, frustriert zusätzlich und ärgert mich! Auch in der Geschichte zwischendrin ist nicht reibungslos erzählt.

Die Grundidee ist neuartig und fesselt. Die Umsetzung ist nicht ganz befriedigend umgesetzt. Der Autor hat das ganze Potenzial, das sich in seiner Fantasie zusammengerafft hat, nicht vollends ausgeschöpft. Besonders das Ende schlägt heftig auf die Sternebewertung – von mir gibt es unbefriedigende 3,5 Sterne! Mit all den schönen Momenten in der Geschichte bleibt mir vor allem die große Enttäuschung und Frustration! Ich werde sicher kein Werk mehr von dem Autor lesen oder hören. Somit kann ich das Buch an alle weiterempfehlen, die sich gerne irritieren und frustrieren lassen … scheinen ja genug Leser davon zu geben ... und als Jugendroman würde ich das Buch auch nicht einordnen, da es viel zu schwere Kost ist und anspruchsvoll. Für mich eher als Fantasyroman einzuordnen.

Ein Mensch sollte einem Menschen in der Not immer zur Seite stehen, so sind meine Gedanken zum Leben. (Deka Mani, Seite 199)


Zuletzt möchte ich dem BELTZ & Gelberg-Verlag und dem vorablesen-Team für das Rezensionsexemplar bedanken! Ich wollte es ja unbedingt lesen!


Erstellt am 21. Juli 2019