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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2019

Ungewöhnlich aber nicht uninteressant

Melmoth
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Helen lebt seit einigen Jahren in Prag in einer Art selbst gewähltem Exil. Sie hat nur wenige Freunde, lebt sehr spartanisch. Eines Tages erzählt ihr Karel von Melmoth, einer schwarzen Gestalt, die ihn ...

Helen lebt seit einigen Jahren in Prag in einer Art selbst gewähltem Exil. Sie hat nur wenige Freunde, lebt sehr spartanisch. Eines Tages erzählt ihr Karel von Melmoth, einer schwarzen Gestalt, die ihn zu verfolgen scheint. So wie vorher Josef Hoffmann, der in einer Bibliothek stirbt und Karel all seine Unterlagen über Melmoth hinterlässt. Einige dieser Unterlagen gibt Karel an Helen weiter und verschwindet dann spurlos. Fortan fühlt sich Gehen beobachtet und verfolgt. Ist Melmoth nun auch hinter ihr her?
Die Autorin greift hier den Mythos um Melmoth auf, einer gefallenen Gestalt, dir dazu verdammt ist ewig allein auf Erden zu wandeln und Zeugnis abzulegen über die Sünden und Verfehlungen der Menschen. Erzählt wird die Geschichte in mehreren Ebenen. So werden unter anderem alte Berichte und Geschichten zitiert, und wir erfahren die Lebensgeschichte von Josef Hoffmann.
Anfangs ist das Buch genauso, wie ich spannende Bücher liebe. Man wird schon gleich nach ein paar Sätzen so neugierig, dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören möchte mit lesen. Leider wird das Buch durch die teilweise doch recht langen Berichte etwas langatmig, und man kommt nur schleppend voran.
Der Schreibstil in der Gegenwartsform und scheinbar aus Sicht eines neutralen Betrachters gefällt mir ausgesprochen gut. Auch die Beschreibung von Prag ist so bildhaft, dass ich mich an meinen Besuch in dieser wundervollen Stadt vor einigen Jahren erinnert fühlte.

Insgesamt ein Buch, das ich nicht wirklich einordnen kann. Auf der einen Seite habe ich es gerne gelesen. Aber auf der anderen Seite fehlt mir dich das gewisse etwas.
Wer hier, wie ich, aufgrund des Klappentextes und der Leseprobe einen spannenden Mystery- oder auch Gruselroman erwartet, wird hier unter Umständen enttäuscht sein. Hier ist eher ein sehr anspruchsvolles Buch mit einer Botschaft entstanden, die dich der Leser im Laufe der Geschichte auch ein bisschen selbst erarbeiten muss.

Mit einigen Abstrichen durchaus empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 10.08.2019

Zwiegespalten in mehrerlei Hinsicht

Kalte Wasser
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Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Doch statt in ein glückliches Familienleben stürzt sie in einen Albtraum. Noch im Krankenhaus taucht eine etwas verwahrloste Frau auf, ebenfalls Mutter ...

Lauren ist frischgebackene Mutter von Zwillingen. Doch statt in ein glückliches Familienleben stürzt sie in einen Albtraum. Noch im Krankenhaus taucht eine etwas verwahrloste Frau auf, ebenfalls Mutter von Zwillingen. Sie schlägt Lauren einen Handel vor; eines von Laurens Kindern im Tausch gegen eines von ihren. Lauren gerät in Panik, versucht ihre Kinder zu schützen. Doch keiner will ihr glauben, dass diese Frau existiert. Lediglich die junge Polizistin Jo Harper zweifelt, ob nicht mehr hinter der Geschichte stecken könnte. Als die Zwillinge dann doch plötzlich entführt werden, geraten alle Beteiligten in einen Strudel aus psychischen Problemen und uralten mythischen Geschichten.

Dieses Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück.
Auf der einen Seite zeigen Laurens Erlebnisse zeigen einmal mehr, dass eine Geburt für die Frau nicht wirklich der schönste Tag im Leben ist. Die Schilderung der Geburt ihrer Zwillinge ist schon dramatisch. Und diese Dramatik scheint irgendwie im Laufe der Geschichte fast noch eine Steigerung zu erfahren. Aus der anfänglichen Zuneigung zu den Kindern wird Unsicherheit, die beinahe schon ein wenig in Richtung Ablehnung zu gehen scheint. Ebenso wie aus der Liebe und Vertrautheit zwischen Lauren und Patrick langsam eine Distanziertheit erwächst. Beiden steht die enge Verbindung zwischen den Zwillingen gegenüber.
Auf der anderen Seite steht die Geschichte mit der zweiten Frau mit den Zwillingen im Nachbarbett, die niemand gesehen hat. War es wirklich nur Laurens Phantasie, oder steckt doch mehr dahinter?

Das düstere, geheimnisvolle Cover, die wortgewaltige Sprache und die bildhaften detaillierten Schilderungen in der Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Am Ende bleibe ich jedoch etwas ratlos zurück. Habe ich von dem Buch zu viel erwartet? Die ausführlichen Schilderungen der Kinderversorgungen waren mir an manchen Stellen dann doch etwas zu viel des Guten, waren manchmal sogar schon etwas nervig. Die eingeschobenen Mythen und Sagen waren dagegen sehr spannend und haben das Buch wieder interessant gemacht.
Auch die persönlichen Schilderungen von Jo Harper waren sehr glaubhaft in die Geschichte integriert. Durch ihre eigene Vergangenheit wird verständlich, weshalb sie sich so in diesen Fall hinein hängt, obwohl ihr Vorgesetzter den Fall abgeschlossen sehen will. Gemeinsam mit einer Journalistin deckt sie Hintergründe und andere Fälle auf, die nicht nur diese beiden Figuren verwirren, sondern auch beim Leser immer neue Zweifel wecken. Ist diese seltsame Frau Realität und damit eine Bedrohung für Lauren und ihre Kinder, oder entspringt sie doch nur Laurens Phantasie aufgrund einer psychischen Störung? Bis zum letzten Satz bin ich mir hier nicht sicher.
Trotz einiger Schwächen ist der Autorin hier ein Buch gelungen, das es in jedem Fall wert ist gelesen zu werden. Allerdings muss man als Leser offen dafür sein, dass man am Ende vielleicht doch mit Fragen zurück bleibt. Ich persönlich finde das nicht schlimm, da ich geneigt bin an Mythen und Sagen zu glauben, und es reizvoll finde zu überlegen, ob nun die mythische oder die psychologische Seite überwiegt.
Insgesamt mit einigen Abzügen ein durchaus empfehlenswertes Werk.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Ein Zoobesuch der unheimlichen Art

NACHTWILD
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Eigentlich wollte Joan mit ihrem Sohn Lincoln nur einen netten Tag im Zoo verbringen, wie so oft. Aber als sie den Zoo verlassen wollen, verwandelt sich ihr Leben in einen Albtraum. Es fallen Schüsse, ...

Eigentlich wollte Joan mit ihrem Sohn Lincoln nur einen netten Tag im Zoo verbringen, wie so oft. Aber als sie den Zoo verlassen wollen, verwandelt sich ihr Leben in einen Albtraum. Es fallen Schüsse, und am Ausgang liegen Tote. Joan weiß, dass sie ihren kleinen Jungen um jeden Preis schützen muss und sucht sich ein Versteck in einem leeren Gehege. Aber die beiden bleiben nicht lange unentdeckt, und der kleine Junge wird zusehends unruhiger.
Was mit einer Idylle beginnt, endet für eine Mutter und ihren vierjährigen Sohn in einem tödlichen Chaos. Eine Handlung, die das Potenzial für einen guten Thriller hätte. Leider verliert sich die Autorin in vielen Rückblenden der Hauptperson in ihre eigene Kindheit, die nicht zum Verständnis der Handlung beitragen, und den Leser eher verwirren. Auch bleiben am Ende sehr viele Fragen offen, sodass der Leser etwas verwirrt zurück bleibt.
Obwohl sich das Buch gut und flüssig lesen lässt, und viele spannende Situationen enthält, fehlt ihm der nötige Kick, der mich dieses Buch als guten Thriller empfehlen lässt. Dennoch ist man gut unterhalten.