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Veröffentlicht am 02.11.2019

Einzigartig!

Das Schneemädchen
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Jack und Mabel sind in die Einsamkeit Alaskas aufgebrochen, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Ein Leben, das begleitet war von Trauer über den Verlust eines neugeborenen Kindes und bestimmt von ...

Jack und Mabel sind in die Einsamkeit Alaskas aufgebrochen, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Ein Leben, das begleitet war von Trauer über den Verlust eines neugeborenen Kindes und bestimmt von den Blicken der Nachbarn, der Freunde, der Familie, aus denen sich vor allem Mitleid lesen ließ. In der Ferne und Stille des fremden Landes hoffen Jack und Mabel auf einen Neubeginn und auf das Vergessen.

Doch das Leben in diesem rauen Land ist nicht einfach und schnell von Eintönigkeit bestimmt. Jack kümmert sich um das Holzhacken und das Jagen, Mabel sorgt für ein warmes Heim und Essen auf dem Tisch. Schnell legt sich der Alltag über das einst so glückliche Paar, das immer noch voller Liebe zueinander ist, aber verlernt hat, diese zum Ausdruck zu bringen.

Schon seit Tagen liegt Schnee in der Luft, der von den Bewohnern Alaskas sehnsüchtig erwartet wird. Und tatsächlich: Eines Abends rieseln leise die ersten Flocken. Schnell wächst ein Schauer heran, der Flocke um Flocke auf die Erde segeln lässt. Und bald ist alles in weißes Pulver gehüllt. Entzückt beobachtet Mabel das bunte Flockentreiben, schlüpft in ihren Mantel und zieht ihre wärmsten Stiefel an. Sie verlässt das Haus und wartet in der Kälte auf ihren Mann. Als sie ihn erblickt, formt sie mit ihren Händen einen Schneeball und wirft diesen vorwitzig nach Jack. Fast schämt sie sich und würde den Wurf am liebsten ungeschehen machen. Auch Jack ist im ersten Moment wie erstarrt. So etwas hätte er von seiner ruhigen und genügsamen Mabel nicht erwartet. Doch die Überraschung ist schnell überwunden und Jack und Mabel starten eine Schneeballschlacht. Und diese wirkt Wunder: Endlich haben die beiden wieder Spaß zusammen, lachen gemeinsam, verbringen Zeit miteinander. Und aus einer Laune heraus bauen sie eine Schneefigur. Ein Mädchen, mit einem Schal um den Hals und einem freundlichen Gesicht.

Am nächsten Morgen hat sich der Sturm beruhigt. Und die Schneefigur ist verschwunden. Zurück geblieben ist nur ein kleines Häuflein Schnee. Doch zwischen den Bäumen erkennt Jack ein kleines Mädchen. Es hat den Schal umgebunden, den vorher das Schneemädchen trug. Immer wieder taucht es auf, meist in Begleitung eines Fuchses. Wer ist das Mädchen? Wo kommt es so plötzlich her? Wo sind seine Eltern?

Das Leben von Jack und Mabel gerät völlig aus dem Tritt, denn von nun an dreht es sich nur noch um das kleine Mädchen. Und Mabel erinnert sich an ein Märchenbuch, das sie in ihrer Kindheit geliebt hat. Darin ging es um ein Mädchen, das ganz aus Schnee besteht. Aber das ist schließlich nur eine Geschichte. Oder nicht? Das Schneemädchen verbringt den Winter bei Jack und Mabel, doch sobald es wärmer wird und der Schnee zu schmelzen beginnt, verlässt sie das Ehepaar, um in die Berge zu ziehen. Dorthin, wo es kälter ist.

Das gemeinsame Leben von Jack, Mabel und später auch Faina - dem Schneemädchen - wird von Eowyn Ivey sehr anschaulich und lebendig erzählt. Als Leser fühlt man sich sofort in die Weite und Kälte Alaskas versetzt. Die Landschaft mit seinem reißenden Fluss und der Vielzahl an Tieren breitet sich vor dem geistigen Auge des Lesers aus. Die Autorin hat einen geschulten Blick für Details und lässt ihre Leser an der Atmosphäre der atemberaubenden Wildnis teilhaben. Sie fängt die Stimmung ihrer Charaktere und der Umgebung ein und gibt sie durch ihre detaillierten Beschreibungen an die Leser weiter. Besonders gut gelungen ist ihr dabei, die Stimmungswechsel zu beschreiben. Am Anfang liegt eine sehr deprimierte und melancholische Stimmung über dem Buch, die mit dem ersten Schneefall und vor allem dem Auftauchen von Faina lebendig und insbesondere fröhlich und hoffnungsvoll wird. Auch die Bewohner einer benachbarten Farm, mit denen sich Jack und Mabel im Verlauf des Buches anfreunden, bringen Leben und Schwung in die kleine Holzhütte.

Doch die ganze Zeit liegt etwas in der Luft. Etwas, was man nicht so richtig greifen kann. Etwas Märchenhaftes, etwas Zauberhaftes. Und ständig droht die Stimmung umzuschlagen. Es gibt einige Rückschläge zu verkraften und neuen Mut zu beweisen. "Das Schneemädchen" ist nicht nur ein sehr bewegter, sondern auch ein sehr bewegender Roman. Es trifft mitten ins Herz und überzeugt durch seine Lebendigkeit, seine liebevoll gezeichneten Charaktere und seine Detailfülle. Trotz seines Umfangs und der Eintönigkeit der Wildnis Alaskas ist das Buch stets abwechslungsreich und auf eine sehr subtile Art spannend. Es lässt den Leser nicht mehr los.

Das ganze Buch hindurch erfährt man nicht, ob das Schneemädchen nun real ist oder nicht. Zwar wird im Laufe des Buches klar, dass nicht nur Jack und Mabel das Schneemädchen sehen können, sondern auch die anderen Charaktere. Aber der Leser wird völlig im Unklaren darüber gelassen, ob Faina ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, oder ob sie eben doch ein mystisches Wesen ist, das direkt dem russischen Märchen über das Schneemädchen entsprungen ist. Es gibt immer wieder Andeutungen, aus denen sich ableiten ließe, dass das Schneemädchen aus der Figur entstanden ist, die Jack und Mabel an dem Abend gebaut haben, als sie sich noch einmal so jung fühlten. Denn wieso fängt sie an zu schwitzen, sobald sie sich in der beheizten Hütte aufhält? Und wieso scheint es immer stärker zu schneien, sobald Faina in der Nähe ist? Aber dann gibt es wieder Szenen, in denen Faina so überaus menschlich erscheint. In denen sie so natürlich und lebhaft wie ein kleines Kind oder eine junge Frau auftritt. Durch das gesamte Buch zieht sich so eine ungewisse und traumhafte Stimmung, die den Leser völlig in ihren Bann nimmt.

Und am Ende? Am Ende wird es Schnee geben!

Mein Fazit:

"Das Schneemädchen" ist ein Roman von der ganz besonderen Sorte: stimmungsvoll, bezaubernd, einzigartig!

Veröffentlicht am 02.11.2019

"Everlight" hat nur einen einzigen Fehler: Die letzte Seite ist viel zu schnell umgeblättert.

Everlight
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Es ist schon erstaunlich, wie es dieses kleine, dünne Büchlein geschafft hat, sich so einen großen Platz im Herzen seiner Leserin zu sichern. Denn eines muss ich gleich loswerden: Dieses Buch hat mich ...

Es ist schon erstaunlich, wie es dieses kleine, dünne Büchlein geschafft hat, sich so einen großen Platz im Herzen seiner Leserin zu sichern. Denn eines muss ich gleich loswerden: Dieses Buch hat mich bezaubert, es hat mich tief berührt und mich, einmal angefangen, nicht mehr losgelassen. Es ist eines dieser Bücher, das ich sicherlich noch ein zweites, drittes und viertes Mal lesen werde, denn es ist ganz besonders.

"Everlight. Das Buch der Unsterblichen" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Es war der berührende und sanfte Schreibstil der Autorin, mit dem ich mich direkt angefreundet habe und der mir schon nach wenigen Seiten deutlich gemacht hat, dass ich dieses Buch lieben werde. Mir ist nicht ganz klar geworden, ob sich das Buch nun an jugendliche oder erwachsene Leser richtet. Egal, für beide Lesergruppen ist das Buch geeignet, da der Schreibstil der Autorin so klar und deutlich ist.

Ich bin immer noch gefangen von der Handlung und den warmen Worten der Autorin. Ich stehe noch etwas neben mir und traue mich gar nicht an ein neues Buch heran, aus Angst, enttäuscht zu werden, wenn es nicht so ist wie "Everlight".

Das mag jetzt alles sehr hochtrabend klingen, aber es sind genau die Gedanken, die mir bei der Erinnerung an das Lesevergnügen durch den Kopf gehen.

Die Handlung des Buches ist schnell erzählt. Mehr, als der Klappentext bereits erwähnt, möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten. Das Buch beinhaltet eine mehr als gelungen Mischung aus Fantasy- und Thrillerelementen und die Handlung ist so vielseitig wie abwechslungsreich. Vor allem im letzten Drittel warten einige Überraschungen auf den Leser, die mir stellenweise wirklich den Atem geraubt haben. Und das Buch ist keinesfalls nur "schön". Denn es ist ein stellenweise beängstigendes Buch, ein spannendes Buch, das meinen Herzschlag erhöht hat. Es ist ein Buch, bei dem man mit der weiblichen Hauptperson mitfiebert, mit ihr zusammen in Panik gerät, mit ihr zusammen flüchtet vor einem Mann, der besitzergreifend ist, der gewalttätig wird, wenn etwas nicht nach seinem Willen läuft.

Aber nichtsdestotrotz ließ sich dieses Buch einfach so gut lesen. Ich habe jedes Wort der Autorin genossen. Hier stimmt einfach alles. Das Buch ist weder plump noch kitschig, sondern irgendwie einfach perfekt.

In Seraphina habe ich sofort eine Freundin gefunden, sie war mir auf Anhieb sympathisch und hat sich in mein Herz geschlichen. Ich konnte jede Gefühlsregung und Handlung von ihr nachempfinden und habe sie innerlich angefeuert, endlich zu handeln. Endlich aufzuhören, die Demütigungen von Cyrus hinzunehmen. Zum Glück erfährt man darüber nicht viel. Es sind nur einzelne Sätze, aus denen sich herauslesen lässt, wie Cyrus seine Mitmenschen behandelt. Aber die haben schon gereicht, um meine Wut auf ihn zu schüren.

Und dann, als man endlich denkt, Seraphina hat ihren wohlverdienten Frieden gefunden, wartet die nächste Überraschung auf sie und den Leser.

Ich will nicht verschweigen, dass auch in diesem Buch NATÜRLICH eine Liebesgeschichte vorkommt. Aber hey, diese hier ist endlich mal authentisch, echt und absolut nachvollziehbar. Hier wird nichts überstürzt, hier wird ganz gefühlvoll miteinander umgegangen. Und auch diese Szenen haben sich tief in mein Herz gegraben, denn sie wurden einfach nur wunderschön von der Autorin wiedergegeben.

Für einige Stunden war ich wirklich in einer anderen Welt, habe nichts um mich herum mehr wahrgenommen, war nur noch gefangen von Seraphinas Leben und Schicksal. Es gibt nicht viele Bücher, die mich auf diese Weise berühren können. Ich bin froh, in "Everlight" endlich wieder eines dieser Sorte gefunden zu haben.

Mein Fazit:

"Everlight" hat nur einen einzigen Fehler: Die letzte Seite ist viel zu schnell umgeblättert.

Veröffentlicht am 31.10.2019

Ein wunderschönes und tragikomisches Buch, das tief berührt und sich spielend seinen Platz im Herzen der Leser sichert.

Ein ganzes halbes Jahr
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Louisa, kurz Lou, ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern. Die Familie plagen ziemliche Geldsorgen, da Lous Mutter den Großvater pflegt und Lous Vater ständig mit den Ängsten kämpft, seinen Job zu verlieren. ...

Louisa, kurz Lou, ist 26 Jahre alt und lebt bei ihren Eltern. Die Familie plagen ziemliche Geldsorgen, da Lous Mutter den Großvater pflegt und Lous Vater ständig mit den Ängsten kämpft, seinen Job zu verlieren. Lous Schwester kann leider auch nicht viel zum Familienunterhalt beitragen, da sie sich um ihr Kind kümmern muss. So ist es hauptsächlich Lou, die dafür sorgt, dass Geld in der Familienkasse ist. Als sie dann auch noch ihren Job verliert, sind die Sorgen groß.

Doch dann bekommt Lou eine Pflegestelle angeboten. Sie soll sich um Will kümmern, der seit einem Unfall vor zwei Jahren im Rollstuhl sitzt und an Tetraplegie leidet. Er kann seine Beine nicht mehr bewegen und die Bewegungsfreiheit seiner Hände und Arme ist sehr stark eingeschränkt.

Widerwillig lässt sich Lou auf dieses Jobangebot ein, aber erst als geklärt ist, dass sie diesen fremden Menschen nicht anfassen muss, ihn vor allem nicht zur Toilette begleiten und waschen muss. Lou ist sich nicht zu fein, solche Bedingungen zu stellen, denn sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und redet oft schneller, als ihr Verstand denkt.

Doch Will bietet ihr Paroli und zeigt ihr schnell, dass der neue Job kein Zuckerschlecken ist. Denn Will ist verbittert, zynisch und oft auch sehr verletzend. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben, das vor dem Unfall so actionreich und spannend war. Will hat alles getan, um seine Grenzen auszutesten. Er hat waghalsige Klettertouren unternommen, Bungee-Jumping war sein Hobby. Und nun muss er erkennen, dass er seine Grenzen tatsächlich erreicht hat. Er vegetiert nur noch vor sich hin, empfindet keine Freude mehr, sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben. Er vernachlässigt sein Äußeres und starrt den ganzen Tag mit leerem Blick aus dem Fenster. Er ist unerreichbar geworden für die schönen Seiten des Lebens. Aber auch für die Menschen um ihn herum. Er lässt kaum jemanden an sich heran und vor allem Lou - die Neue in Wills Leben - hat es besonders schwer. Will ist abweisend, reagiert nicht auf sie, ignoriert sie völlig. Lou ist oft kurz davor, aufzugeben und alles hinzuschmeißen. Doch dann packt sie der Ehrgeiz und sie schafft es tatsächlich, einen Zugang zu Will zu finden. Das kalte Eis, das zwischen ihnen stand, bekommt Risse und Sprünge und taut langsam auf, ebenso wie Will. Langsam gewöhnen sich die beiden aneinander und halten es tatsächlich in der Nähe des anderen aus. Es sind kleine Schritte, die sie aufeinander zu gehen. Und doch merkt man, dass sie miteinander vertraut werden und anfangen, sich zusammen wohl zu fühlen.

Lou muss lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Gepflasterte Bürgersteige stellen auf einmal ein enormes Problem dar und Fahrten mit dem Auto müssen von langer Hand geplant und organisiert werden. Und vor allem müssen sie und auch Will lernen, etwas aus dem einzigen Leben, das sie haben, zu machen.

Jojo Moyes zeichnet ein umfassendes Bild davon, was es heißt, an einen Rollstuhl gefesselt zu sein. Nicht nur für denjenigen, der in diesem Rollstuhl sitzt, sondern auch für alle Menschen um ihn herum. Für seine Pfleger, die versuchen, ihm seinen Tag so angenehm wie möglich zu gestalten. Und für die Familie, die hilflos dabei zusehen muss, wie das eigene Kind immer mehr den Lebensmut verliert. Dabei sind die verschiedenen Charaktere alle so glaubhaft und anschaulich gezeichnet, dass man sich als Leser problemlos in sie und vor allem ihre Gefühlswelt hineinversetzen kann. Es wird nachvollziehbar, warum sich die Figuren so und nicht anders verhalten. Jede Person spielt in diesem großen Ganzen eine eigenständige Rolle und steht für die vielen Probleme, die das Leben im Rollstuhl mit sich bringt.

„Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein höchst emotionales und bewegendes Buch mit schönen, aber auch sehr traurigen Momenten. Zusammen mit den Charakteren durchlebt der Leser ein Wechselbad der Gefühle. Die Beschreibung tragikomisch trifft es wohl am besten, denn obwohl es in diesem Roman viele witzige Szenen gibt, bleibt doch immer ein bitterer Beigeschmack.

Der Titel des Buches hat eine ganz besondere Bedeutung und mehr, als dass das halbe Jahr viel zu schnell vorbei ist, soll an dieser Stelle dazu nicht gesagt werden.

Mein Fazit:

Ein wunderschönes und tragikomisches Buch, das tief berührt und sich spielend seinen Platz im Herzen der Leser sichert.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Hier stimmt einfach alles

Die Verschworenen (Eleria-Trilogie - Band 2)
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Nach dem Lesen der ersten Seiten von „Die Verschworenen“ war ich sofort wieder in der Welt von Ria und den anderen Verratenen gefangen. Mir ist es sehr leicht gefallen, mich wieder in die Handlung einzufinden. ...

Nach dem Lesen der ersten Seiten von „Die Verschworenen“ war ich sofort wieder in der Welt von Ria und den anderen Verratenen gefangen. Mir ist es sehr leicht gefallen, mich wieder in die Handlung einzufinden. Wie ganz nebenbei hat Ursula Poznanski Rückblicke auf den ersten Teil eingestreut, die das Zurechtfinden und Erinnern sehr erleichtern. Sie wirken nicht wie eine gezwungene Zusammenfassung, sondern sind super untergebracht.

Der Einstieg in die Handlung ist relativ ruhig, aber dennoch interessant. Die Charakterentwicklung steht auf den ersten Seiten im Vordergrund und Ria ist diejenige, die sich am meisten verändert. Während sie unter der Kuppel stets darauf bedacht war, ihre Gefühle und ihre Mimik und Gestik zu kontrollieren, wird sie nun einfach „menschlicher“ – sie hört verstärkt auf ihr Herz, und nicht so sehr auf ihren Verstand.

Aber auch die anderen Charaktere rücken immer mehr in den Vordergrund und ich habe während des Lesens für so manchen von ihnen eine große Sympathie entwickelt, für andere Figuren wiederum eher eine sehr große Abneigung. Keine Figur ist zu blass, stattdessen spielt jeder Charakter seine ihm zugewiesene Rolle perfekt. Und wir lernen auch neue Figuren kennen, denn die Handlung spielt nicht nur in der Stadt unter der Stadt, sondern auch in Vienna 2. Aber dazu sage ich jetzt nichts weiter.

Und schnell werden dann auch die ruhigen Szenen von jeder Menge spannender Ereignisse abgelöst. Ursula Poznanski hat mal wieder ihren Ideenreichtum unter Beweis gestellt und überrascht ihre Leser mit verblüffenden Wendungen und hervorragend konstruierten Geschehnissen. Die Handlung ist perfekt durchdacht und vor allem am Ende, wo viele Fragen endlich beantwortet werden, ergibt so manches einen Sinn, was vorher nur für Verwirrung und Fragezeichen im Kopf gesorgt hat. Ich war stellenweise so überrascht von den Erklärungen, dass ich mit offenem Mund vor meinem Buch saß und nicht so richtig glauben konnte, was ich da zu lesen bekam. Aber alles, was Ursula Poznanski ihren Lesern als Erklärung anbietet, ist total authentisch und glaubwürdig und einfach nur so kreativ.

Teilweise waren es auch einfach nur kleine Gesten oder kurze Sätze, die mich total begeistert haben. An diesem Buch stimmt einfach alles und ich bin nun schon so so gespannt auf den dritten Teil. Ursula Poznanski hat einfach einen unglaublich packenden und fesselnden Schreibstil und sie kann so gut erzählen. Und ich höre ihr so gerne zu.

Mein Fazit

„Die Verschworenen“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite – an diesem Buch stimmt einfach alles!

Veröffentlicht am 16.10.2019

Liebe ich so sehr! <3

Nele & Paul
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„Nele & Paul“ ist ein Buch, bei dem einfach alles stimmt. Kennt ihr das, wenn euch ein Buch total sprachlos zurücklässt? Das kommt bei mir nur sehr selten vor, meistens habe ich doch zumindest einen winzigkleinen ...

„Nele & Paul“ ist ein Buch, bei dem einfach alles stimmt. Kennt ihr das, wenn euch ein Buch total sprachlos zurücklässt? Das kommt bei mir nur sehr selten vor, meistens habe ich doch zumindest einen winzigkleinen Kritikpunkt. Aber nicht so bei diesem Buch. Selbst jetzt, da ich das Buch zum zweiten Mal gelesen habe, bin ich komplett begeistert. Der Schreibstil, die Charaktere, die Handlungsorte, die Handlung selbst - ich liebe jedes winzig kleine Detail dieses Buches.

„Nele & Paul“ spielt im Hochsommer und es war schon etwas merkwürdig, das Buch um die Weihnachtszeit herum zu lesen. Aber Michel Birbaek schafft es, eine so dichte Atmosphäre zu erschreiben, dass man die Kälte vergisst und zusammen mit den Charakteren ins Schwitzen gerät, weil die Sonne unerbittlich vom Himmel brennt. Am Anfang des Buches ist die Hitze erdrückend und man sehnt sich nach Abkühlung. Aber mit dem plötzlichen Auftauchen von Nele wird die Hitze zur besten Freundin, weil sie es erlaubt, die Tage am Badesee und die lauen Nächte auf der Terrasse zu verbringen. Ich habe diese wenigen Tage Sommer, während ich das Buch gelesen habe, so sehr genossen und mich dabei an so manche laue und wunderschöne Sommernacht zurückerinnert, die mir bislang vergönnt war.

„Nele & Paul“ spielt in einem kleinen Ort in der Nähe von Köln und es scheint fast so, als würde jeder Bewohner des Ortes in diesem Buch auftauchen und seinen Teil zum großen Ganzen beitragen. Keine Angst, es sind nicht viele Charaktere, denn so groß ist der Ort nicht. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass jede Figur in diesem Buch so liebenswert ist. Ok, es gibt da eine wirklich fiese Bande, die ihr Unwesen treibt und der Polizei ein Schnippchen nach dem anderen schlägt - die nehme ich mal aus der Beurteilung raus. Aber alle anderen... ich habe jede und jeden von ihnen geliebt. Michel Birbaek hat einfach ein total gutes Auge für Details und er stattet seine Figuren mit so tollen Eigenschaften aus, die sie einzigartig und eben so liebenswert machen. Ich könnte gar nicht sagen, welche Figur ich am meisten mochte. Ich habe sie einfach alle in mein Herz geschlossen.

Obwohl. Einen ganz besonderen Liebling hatte ich, aber der läuft außer Konkurrenz: November, der womöglich liebenswerteste Hund, der mir je in einem Buch begegnet ist. :love: Michel Birbaek, ich danke Ihnen für diese unvergesslichen Momente mit November. Und ich danke Ihnen dafür, dass ich wegen November keine Tränen vergießen musste, wie es mir sonst immer in Büchern mit Tieren geht. Aber Sie lieben November wohl mindestens genauso sehr wie ich. :wink:

Die Handlung des Buches lässt sich trotz seines Umfangs von knapp 400 Seiten mit wenigen Sätzen zusammenfassen. Aber das heißt nicht, dass das Buch langatmig wäre. Im Gegenteil: Es kommt bei „Nele & Paul“ vor allem auf die zwischenmenschlichen Beziehungen an und die entwickeln sich in Szenen fort, in denen nun mal nichts Aufregendes passiert. Vielleicht ist es nicht ganz fair, aber ich möchte es trotzdem erwähnen: Ich bin total überrascht und begeistert davon, wie feinfühlig und sensibel auch männliche Autoren die oft nicht einfache Beziehung zwischen Mann und Frau beschreiben können. Michel Birbaek hat hier echt ein Händchen für Emotionen bewiesen und ihm gelingt es hervorragend, sich auch in die weibliche Seite hineinzuversetzen. Und deswegen ist „Nele & Paul“ überhaupt kein Männerbuch. Für die gewisse Spannung sorgt dann übrigens wieder die wirklich fiese Bande. Aber die steht hier gar nicht im Vordergrund, denn „Nele & Paul“ ist nun mal kein Krimi oder Thriller, sondern ein ganz feinfühliger Roman.

Was das Buch zusätzlich zu einem ganz besonderen Leseerlebnis macht, ist der Schreibstil des Autors. Das müsst ihr einfach selber erleben, wie Michel Birbaek mit Wörtern und der deutschen Sprache allgemein spielt. Das ist einfach nur schön und ich habe jedes einzelne Wort des Buches genossen. Michel Birbaek drückt mit so wenigen Wörtern so viel aus. Es ist einfach nur toll. Das Verrückte ist: Man kennt diese Worte alle, aber man kennt sie nicht in dieser Kombination. Und das ist so verblüffend und überraschend und wiederum einfach nur schön. :love:

Mein Fazit

„Nele & Paul“ ist einfach pures Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite.