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Veröffentlicht am 03.01.2020

Das Ende geprägt von Hoffnung, Verlust und ungeahnten Twists

Lodernde Schwingen
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Allgemein:

Leigh Bardugo ist mit ihrer Fantasy-Reihe um die russisch angehauchte, magische Elite-Einheit Grisha ein internationaler Erfolg gelungen, der mit weiteren Büchern in den letzten Jahren fortgesetzt ...

Allgemein:

Leigh Bardugo ist mit ihrer Fantasy-Reihe um die russisch angehauchte, magische Elite-Einheit Grisha ein internationaler Erfolg gelungen, der mit weiteren Büchern in den letzten Jahren fortgesetzt wurde. Der Knaur-Verlag übernahm 2019 die Neuauflage der Trilogie, wobei "Lodernde Schwingen" das Finale um die Sonnenkriegerin Alina einnimmt. Nachdem die Schlacht gegen den Dunklen sich in ein aussichtsloses Chaos verwandelte, blieb Alina und ihren Anhängern nur die Möglichkeit in die Arme des Asketen zu fliehen. Ihr Schicksal sieht jedoch nicht vor, sich zu verstecken. Ihre einzige Chance Ravka und alle zu retten, die ihr etwas bedeuten, besteht darin, den letzten Kräftemehrer zu finden. Wird sie ihr Ziel mit einem aufrichtigen Herzen oder mit purer Gier erreichen?

Mein Bild:

Ich bin nach wie vor ein Fan der Taschenbuchcover. Knaur hat uns Lesern einen Gefallen getan, sich an die englischen Vorlagen zu halten. Der letzte Teil besticht durch den rot-orangenen Phönix auf dunklem Grund und dieser wundervoll geprägten und vergoldeten Schrift. Zum Knutschen, wirklich! Auf den Innenseiten strahlte mich erneut die Karte Ravkas und dessen umliegender Länder an. Zu meiner Enttäuschung gab es hier keine Weiterentwicklung wie von Teil 1 zu Teil 2 - keine neuen Orte oder Bezeichnungen. Das war dermaßen schade, weil im Laufe der über 400 Seiten einige Orte eine Rolle spielen, die leider auf der Karte nicht eingezeichnet sind. Das hat mich ziemlich gestört.

Wie in jedem Band arbeitet Leigh Bardugo mit einem Prolog, dem "Davor", und einem Epilog, dem "Danach". Ich habe einen Narren daran gefressen, weil die Form mich an das Erzählen eines Märchens erinnert und das gefällt mir so, so gut. Es trifft genau die richtigen Gefühle, am Anfang zum Beispiel die bedrückende, gar ängstliche Stimmung in einem Versteck unter der Erde. Ich wurde abgeholt in ein ganz neues Setting.
Ja, da wären wir wieder bei dem grandiosen Worldbuilding, dass ohne ausufernde, verschnirkelnde Beschreibungen auskommt und mich trotzdem immer tiefer nach Ravka hineinzog. Ich glaube, die Autorin liebt das Gegensätzliche. Nicht nur in den Charakteren des Dunklen und des Lichts, sondern ebenso im Setting. Denn sie nahm mich nicht nur tief unter die Erde in ausgeprägte, sagenumwobene Tunnelsysteme mit, sondern auch in die schwindelerregende Höhen gigantischer Gebirge. Mal fehlte mir die Luft zum Atmen, mal spürte ich den eisigen Wind. natürlich hält sie sich nicht mit gängigen "Unterkünften" auf, nein, sie kreiert ausgefallene, historisch und mythisch angehauchte, einmalige Bauwerke, die nur Staunen lassen. Die Namen wie "Spinnrad" sind dann Programm - I like!

Die Handlung hatte es ziemlich in sich. Ich meine, die Rettung eines Landes, der eventuelle Aufstieg eines neuen Oberhauptes, der Krieg gut gegen Böse, eine nie enden wollende Liebesgeschichte, sogar mit Liebesdreieck, und die ein oder andere Nebenhandlung bzw. Hintergrundstory sollten noch aufgelöst werden. Ein ziemlicher Batzen, den die Autorin, meiner Meinung nach gemeistert hat, indem sie die Fäden miteinander verwoben hat. Wer sonst kann eine persönliche Rache so diplomatisch lösen, dass lieb gewonnene Nebencharaktere gut wegkommen?
Apopo Nebencharaktere. Ich hatte hier richtig das Gefühl, dass die einzelnen Grisha mehr ins Rampenlicht rücken. Allerdings nicht wegen ihrer Kräfte, sondern wegen der Beziehung zueinander: Wir haben unter anderem Geschwisterpaare, die sich wunderbar ergänzen, zwei Männer, die ähnliche Kräfte besitzen, aber total unterschiedlich sind, zwei junge Frauen, die ich einfach nur drücken will, weil sie ihre Liebe zueinander so dezent und zärtlich präsentieren und vor allem sind sie Alina richtig loyale Freunde geworden.

Unsere Protagonistin kann sich glücklich schätzen, aber ihr ist dementsprechend schmerzlich bewusst, dass sie dadurch angreifbar ist. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen und habe mich endlich mit ihr angefreundet. Alina ist über die komplette Reihe als Charakter über sich hinausgewachsen. Am Anfang fand ich sie noch wahnsinnig ängstlich, verloren in ihren Zweifeln und kaum fähig mit ihrem Schicksal umzugehen. Inzwischen ist sie die starke Frau, die ich sehen will - ein bisschen Kick Ass gegenüber ihren Feinden, besticht durch die Anwendung intelligenter Ratschläge und den richtigen Schlussfolgerungen. Alina ist nach wie vor nicht perfekt, hat ihre Schwächen und leidet enorm unter den Verlusten ihres Lebens, aber sie steht immer wieder auf und akzeptiert sich selbst - man, hat das gedauert.

Der Plot, man o man, war schon ein Ding zwischen strategisch, ruhigen Gewässer und wilder Flussfahrt mit Wasserfallabsturzgefahr, um es mal so auszudrücken. Aber der Ablauf war definitiv gut durchdacht! Beispielsweise verstand ich teilweise nicht gleich alle abschließenden Hintergründe zu den Legenden und Mysterien rund um die Kräftemehrer und deren Ursache. Das wurmte mich sehr, aber ich denke, das war Absicht, denn nach und nach mit dem ein oder anderen "Oh nein, das kann nicht sein" - Plottwist schloss sich der Kreis. Ich hatte meinen Spaß, bekam Gänsehaut, wünschte mir, dass sich das Ende nochmal dreht und tatsächlich passierte das sogar, nur auf andere Art und Weise als erwartet. Ich finde es mega, dass Leigh Bardugo es zum Abschluss geschafft hat, die vermeintlich Schwachen zu etwas ganz Starkem zu machen.

Fazit:

Ein gelungener Abschluss mit zahlreichen gut durchdachten Handlungssträngen, die ideal zueinanderführten, um der Fantasygeschichte ein i-Tüpfelchen zu verpassen. Spannend, kämpferisch, aber auch verlustreich geht Leigh Bardugos Grisha-Trilogie zuende.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2019

Weihnachten feiert man nicht nur mit den Menschen, die uns auf Erden geblieben sind

Die Schneeschwester
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Allgemein:

„Die Schneeschwester – Eine Weihnachtsgeschichte“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch aus der Feder der mehrfach ausgezeichneten Autorin Maja Lunde und erschien 2018 beim btb Verlag in Deutschland. ...

Allgemein:

„Die Schneeschwester – Eine Weihnachtsgeschichte“ ist ein weihnachtliches Kinderbuch aus der Feder der mehrfach ausgezeichneten Autorin Maja Lunde und erschien 2018 beim btb Verlag in Deutschland. Zahlreiche Illustrationen der Künstlerin Lisa Aisato unterstreichen dabei die Geschichte des 9 Jahre alten Julian, der sich zum ersten Mal nicht auf Weihnachten und damit auf seinen Geburtstag freut. Er und seine Familie haben einen schlimmen Verlust erlitten, der alles verändert hat und so wie es scheint, wird es nie wieder gut werden. Doch dann trifft Julian Hedvig, einen Wirbelwind mit roten Haaren. Kann sie ihm den Zauber von Weihnachten wieder schmackhaft machen so wie heiße Schokolade oder Lebkuchenplätzchen?

Mein Bild:

Eine Adventskalendergeschichte soll es zur Adventszeit sein, dachte ich mir. Jeden Tag wollte ich ein Kapitel lesen, um am 24. Dezember ein hoffentlich happy Weihnachtsende zu erblicken. So war mein Plan und als ich in der Buchhandlung „Die Schneeschwester“ sah, wusste ich sofort, das ist das richtige Buch.

Die Autorin sagt schließlich inzwischen jedem etwas. Maja Lunde war 2018 in aller Munde, sahnte mit „Die Geschichte der Bienen“ und „Der Geschichte des Wassers“ wahnsinnig gute Kritiken ab. Tja, und dann schreibt sie ein Kinderbuch für Weihnachten mit 24 Kapiteln auf 194 zauberhaft winterlich gestalteten Seiten. Ich traute mich kaum das Buch richtig anzufassen, weil es einfach so schön anzusehen ist. Das Hardcover ist so detailreich gestaltet, das sogar der Schutzumschlag eine glitzernde Reliefprägung und unterschiedliches Papier aufweist. Die Haptik allein macht wirklich Spaß. Allerdings ist es schon ein Witz, das unter dem Schutzumschlag das gleiche Bild zu sehen ist. Meine Güte, dann lasst den doch einfach weg.

Die Illustratorin, Autorin und Künstlerin Lisa Aisato hauchte der Handlung mit einer Vielzahl bunter Illustrationen Leben ein. Mein Gott, die Protagonisten waren so niedlich dargestellt, das ich mit lächeln musste und überhaupt überzeugte mich das Zusammenspiel von winterlich kalten und dann wieder weihnachtlich warmen Farben so sehr. Text und Bild wurden zu einer Einheit, so dass im richtigen Moment genau die richtigen Gefühle auf den Leser „einflossen“.

Der Schreibstil ist einfach und doch so einfühlsam gehalten, dass die Geschichte ideal zum Vorlesen ist. Der Protagonist Julian erzählt nicht nur aus seiner Ich-Perspektive heraus, nein, er spricht den Leser direkt an, er erzählt mir seine Geschichte ganz offen und hält mit seinen Emotionen nicht hinterm Baum.

An sich ist er ein fast 10 jähriger Junge, wie man ihn sich vorstellt. Er hat Hobbies, einen besten Freund und geht ganz normal zur Schule. Doch er drückt das mit einer Traurigkeit aus, die man bei keinem Kind sehen möchte. Er ist das Paradebeispiel dafür wie tief eine Familientragödie Kinder trifft und dass sie mehr mitbekommen als manch Erwachsener denkt. Julian wird dadurch zu früh selbst zum Erwachsenen, nimmt Dinge selbst in die Hand, die seine Eltern nicht auf die Reihe bekommen, was mich aber schier beeindruckte. Genauso wie ich seine Eltern gern geschüttelt hätte, weil sie so gar nichts gegen ihre Ohnmacht getan haben, nicht mal für ihre Kinder. Das hat mich wirklich getroffen.

Doch bei einer Weihnachtsgeschichte muss es einfach ein Wunder geben, oder? Natürlich! Und dieses Wunder trifft bereits am Anfang der Geschichte ein und nennt sich Hedvig. Dieses kleine Mädchen verzauberte mich ganz arg mit ihrer Fröhlichkeit und dem Gefühl puren Lebens. Was für ein Charakter! Und ich gönnte Julian so eine Freundin vom Herzen. Wenn auch der Anfang holprig von statten ging, da Julian Hedvig skeptisch gegenüber trat, hatte ich allerhand winterlichen Spaß mit ihnen. Ich entdeckte die mit Tannenzweigen, Weihnachtskugeln und Kaminfeuer beheizte Villa Mistel, trank heiße Schokolade und sah Millionen verschiedener Schneeflöckchen. Zack war ich in Weihnachtsstimmung.

Natürlich widmet sich der Plot nicht nur der schönsten Zeit des Jahres, nein, Schwerpunkt sind die Familiengeschichten der Beiden. Wobei gerade Hedvig ein Geheimnis mit sich trägt, das erst spät gelüftet wird und ich bis dato allerhand Vermutungen hegte. Ebenso hoffte, dass Julian das Weihnachtsfest bekommt, was er sich verdient hat. Es gab immer eine unterschwellige Spannung mit so manchem Höhepunkt, der mich mitgerissen hat. Es war schwer für mich nur 1 Kapitel pro Tag zu lesen, am liebsten hätte ich es sofort ausgelesen, aber ich wollte jeden entzückenden wie auch traurigen Moment genießen.

Fazit:

Eine Adventskalendergeschichte, die den Weihnachtsmann außen vor lässt und zwei Kinder zusammenführt, die trotz Schicksalsschläge das Weihnachtsgefühl gemeinsam erleben. Prädikat „wertvoll“! Für Jeden, der Weihnachten liebt oder der in Weihnachtsstimmung kommen möchte oder der den Sinn von Weihnachten sucht!

Veröffentlicht am 02.11.2019

Gänsehautmomente und Tränen in den Augen, Dani Atkins hat es wieder geschafft

Sag ihr, ich war bei den Sternen
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Allgemein:

die britische Autorin Dani Atkins ist ein Garant für emotionale Achterbahnfahrten, umwerfende Liebesgeschichten und Dramen. Auch 2019 beglückte sie ihre Leserschaft mit einem neuen Roman. "Sag ...

Allgemein:

die britische Autorin Dani Atkins ist ein Garant für emotionale Achterbahnfahrten, umwerfende Liebesgeschichten und Dramen. Auch 2019 beglückte sie ihre Leserschaft mit einem neuen Roman. "Sag ihr, ich war bei den Sternen" erschien im Knaur-Verlag und erzählt die Geschichte von Maddie, die vor 18 Monaten dem Mann ihres Lebens begegnete, bald heiraten möchte und bereits neues Leben in sich trägt. Glücklich wie nie und dann geschieht etwas Unvorhersehbares. Der Unfall hätte jeden passieren können, doch es passiert Maddie, die daraufhin in ein sehr langes Koma fällt. Als sie erwacht, existiert ihr altes Leben nicht mehr. Wie viel Zeit ist vergangen? Was ist mit ihrem Baby passiert? Warum hat Ryan sein Versprechen gebrochen und ist nicht bei ihr geblieben?

Mein Bild:

Ich wiederhole es immer wieder gern: Ich bin ein totaler Dani Atkins - Fan. daher sollte es niemanden wundern, wie ehrfürchtig ich nach langer Wartezeit die 425 Seiten in der Hand hielt. Ein wenig ängstlich und doch voller Hoffnung begann ich zu lesen, denn ich wusste, dass mich die Geschichte fertig machen würde und mir dabei zig Mal das Herz stehen bleibt, bevor ich sooo kurz vorm bitteren Ende weiß, wie es ausgeht. Tja, was soll ich sagen: Ich hatte recht.

Ich mochte die Protagonistin Maddie von Beginn an. Sie erzählte mir wie eine Freundin aus ihrer Ich-Perspektive heraus, wie sie mitten in den letzten Hochzeitsvorbereitungen steckte, wie sie Ryan kennenlernte und wie ihre Zukunft aussehen sollte. Es las sich so leicht und so ansteckend durch Maddies moderne, intelligente, sowie sehr gut vernetzte Art (Social Media Junkie). Doch der Moment verflog und ging in ein schlechtes Gefühl über. Ich kann euch gar nicht sagen, wie diese Vorahnung auf mich als Leserin überging. Verrückt.

Als Maddie aus dem Leben gerissen wird, fragte ich mich viele Seiten lang, wie lange sie nicht da war? Wie lange lag sie im Koma und was ist währenddessen passiert? Die Anspannung war zum Zerreißen, das Ergebnis unvorstellbar. Die Autorin hat zum medizinischen Aspekt eine kurze Stellungnahme im Nachwort abgegeben und gibt zu bedenken, dass die Vermittlung korrekter medizinischer Fakten und das Erzählen einer guten Geschichte ein schmaler Grat ist. Ja, da gebe ich ihr recht, doch ich denke aus der Geschichte geht klar hervor, dass Maddies Erwachen ein Wunder ist und sie nicht umsonst als "Miracle Girl" bezeichnet wird.

Dennoch ist Maddies Weg ins Leben kein Leichter. Ich bewunderte die Stärke, die sie an den Tag legte, um ihren Körper daran zu erinnern sich wieder zu bewegen oder wie sie sich bemühte zu erkennen, dass nicht nur 1 Tag vergangen ist seit sie eingeschlafen ist. Natürlich sind das nicht die einzigen Hürden. Ihre große Liebe Ryan hat nicht gewartet und auf einmal ist da eine andere Frau - Chloe. Eine richtig schwierige Kiste, denn ich wusste genauso wenig wie Maddie, ob ich Chloe verurteilen sollte. Auch sie lernte ich später über eigene Kapitel aus der Ich-Perspektive kennen, inklusive passender Zeitsprünge, um mir zu zeigen, wie ungewollt sie eigentlich in Maddies und Ryans Leben getreten ist. Gott, ich mochte Chloe im Endeffekt doch. Sie ist vom Typ her bodenständiger als Maddie, aber sie ist so ein herzerwärmender und sich aufopfernder Mensch. Nicht nur Maddie hatte bittere Pillen zu schlucken. Auch Chloe. Die Überschriften hätte ich gar nicht benötigt um beide Perspektiven zu unterscheiden. Beide Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet, Gemeinsamkeiten wie Unterschiede.

Dani Atkins spinnt Stück für Stück die Geschichte mit sämtlichen Hintergründen, einschleichenden Zusammenhängen und Geheimnissen, die ich erahnte, aber eigentlich nicht lesen wollte, weil sie mich in das nächste Loch fallen ließen oder mich unerwartender Weise wieder herauszogen. Das Gute ist, alles wirkte auf mich glaubwürdig. Ich hatte Verständnis für die Umstände und Entscheidungen, die die Charaktere trafen. Sogar in Bezug auf Maddies Kind.

Wer bisher also dachte, es dreht sich hier nur um eine Dreiecksbeziehung, hat sich getäuscht. Authentisch und liebevoll steht auch das Muttersein im Vordergrund. Ich bin keine Mama und trotzdem habe ich bei diesem Karussell mitgefühlt. Es entsteht eine Verbundenheit, vor allem zwischen den beiden Frauen, die tiefer geht als jegliche Freundschaft. Ich war absolut perplex darüber, doch anders hätte es nicht sein dürfen.

Der Schreibstil der Autorin lässt es einfach nicht anders zu. In jeder Situation, in jedem Gedankengang oder Gespräch sprangen mir die Gefühle entgegen. Ich mag nicht spoilern, doch meine Reaktionen beim Lesen sprangen von "Nein, nein, das kann nicht wahr sein, bitte nicht" zu "Das ist so schön, so wundervoll, lass es bitte so bleiben".

Nein, es blieb nicht so. Es gibt diverse Twists Nebencharaktere und zusätzliche Schicksalsschläge, die sich bis zum Ende durchziehen. Dani Atkins ließ mich zeitweise sogar im Dunkeln, wen es gerade betrifft. Ich wankte zwischen Spannung und Anspannung. Schlussendlich habe ich mit diesem Ende nicht gerechnet.

Fazit:

Ich habe gelächelt, ich hatte Tränen in den Augen - Haltet die Taschenbücher bereit und nehmt euch Zeit für dieses Buch. Eine authentische, gefühlvolle Geschichte und absolut keine leichte Kost! Dramatisch ohne an Persönlichkeit zu verlieren. Mein Highlight 2019.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Ein schicksalsträchtiges Wohlfühlbuch

Der Zufall, das Schicksal und ich
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Allgemein:

Die amerikanische Autorin Moriah McStay feiert mit „Der Zufall, das Schicksal und ich“ ihr Roman-Debüt und der dtv-Verlag hat es sich nicht nehmen lassen, Anteil daran zu nehmen, so dass die ...

Allgemein:

Die amerikanische Autorin Moriah McStay feiert mit „Der Zufall, das Schicksal und ich“ ihr Roman-Debüt und der dtv-Verlag hat es sich nicht nehmen lassen, Anteil daran zu nehmen, so dass die New Adult – Geschichte im Sommer 2019 in Deutschland erschien. Zwischen den Seiten lernt der Leser zwei Varianten des Lebens einer jungen Frau kennen: Was wäre, wenn Fiona Doyle den Tag ihres Unfalls nie erlebt hätte und damit die Narben in ihrem Gesicht nie Thema gewesen wären. Würde sie sich ihrem Schwarm Trent selbstbewusster zeigen, ihre Leidenschaft Songwriter und Sängerin zu sein, offen ausleben und sich nicht mehr verstecken? Ein Leben ohne den Unfall zeigt Fi Doyle. Ihre sehr selbstbewusste Art katapultiert sie zum Star der Lacrosse-Mannschaft ihrer High School und öffnet ihr sämtliche Türen. Bis das Schicksal auch vor ihr nicht Halt macht…

Mein Bild:

Ich muss sagen, dass das Cover und der Klappentext an und für sich nicht wirklich zum Buch passen. Die Optik des Paperbacks spricht eher für eine Liebesgeschichte im romantisch-naturbelassenen Style und die Info zur Story liest sich beim ersten Mal so, als ginge es um Zwillinge, die total verschieden sind. Es sei also jetzt schon gesagt, dass die 331 Seiten mehr beinhalten als die Hülle verrät und ich war sooo überrascht und habe so viel darüber nachgedacht.

In meinem Leben habe ich viele Bücher gelesen und die Frage „Was wäre, wenn…?“ liegt in vielen Geschichten in der Luft, jedoch wurde die Fragestellung für mich nie so greifbar angewandt wie hier. Moriah McStay schaffte für die Protagonistin Fiona Doyle zwei verschiedene Lebensvarianten, die der Leser abwechselnd über mehrere Jahre (begonnen vom Ende der High School bis zum Verlauf der Collegezeit) begleitet. Was wäre, wenn Fiona den Unfall als Kind nicht gehabt hätte? Wie würde ihr Leben aussehen? Genau das ist der grundlegende Gedanke für Fi´s Ich-Perspektive, quasi das Leben der Fiona ohne den Unfall. Im Gegensatz dazu gibt es das Leben mit den Narben und der Möglichkeit sie über eine Transplantation los zu werden.

Niemand braucht zu erwähnen, dass der Mensch sich über seine Entscheidungen, Erlebnisse und seiner Umwelt entwickelt. Man wird geprägt, zeigt gewisse Talente und Charaktereigenschaften. So ist es auch mit den „beiden Fiona´s“. Ich war total fasziniert davon, dass ich die Eine in der Anderen wieder erkannte, sie jedoch wahnsinnig verschieden waren. Absolut authentisch und menschlich. Ich kann in der ganzen Geschichte keine unglaubwürdigen Geschehnisse ausmachen. Die Autorin bedachte ebenso, dass sich je nach Entwicklung der Protagonistin auch die Beziehungen zu Eltern, Freunden und Geschwistern anders verhalten. So lernte ich auch die Nebendarsteller von einer ganz anderen Seite kennen. Ich gebe zu, bei den Nebendarstellern habe ich das ein oder andere Klischee entdeckt, aber das blieb mir bei Fi bzw. Fiona erspart. Keine von beiden ist perfekt, manche ihrer Eigenarten nervten mich sogar und trotzdem würde ich mit beiden ins Kino oder ein Käffchen trinken gehen, weil sie so nahbar sind.

Der Schreibstil von Moriah McStay besitzt eine schwungvolle, jugendliche Note ohne flach zu wirken. Im Gegenteil, ich konnte die Gedankengänge und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ok, es gab Momente, in denen ich mit den Augen rollte, ertappte mich dann aber dabei, dass es mir wahrscheinlich in dieser oder jenen Situation ähnlich gehen würde. Immerhin sind die Fionas zu Beginn der Story 17 Jahre alt. Wie war ich denn mit 17? Nicht viel anders. Interessant fand ich die gefühlte Mauserung eines YA-Romans zu einem NA-Roman, weil ich die Fionas schließlich über Jahre verfolgte – eine gelungene Ausgestaltung, trotz der gerade mal über 300 Seiten.

Der Plot selbst zeichnet sich zum einen durch die charakterliche Entwicklung der Prota(s), den zwischenmenschlichen Beziehungen, wichtigen Entscheidungen, die ihre Zukunft beeinflussen können und einer Leichtigkeit aus, die das Buch zu einem Wohlfühlbuch macht. Es gab einige Twists, bei denen ich arg mitfieberte, dass sie anders ausgehen mögen, einfach, weil es meinem Herzchen wirklich nahe ging. Jedoch ist das Leben selten ein Ponyhof und die Autorin hat dahingehend alles richtig gemacht. Für mich ist „Der Zufall, das Schicksal und ich“ eine Punktlandung.

Fazit:

Eine Person und zwei Varianten ihres Lebens, verpackt in einem emotionalen Roman, der Young- und New Adult super verbindet. Authentisch, lebendig mit der Message, dass jedes Ereignis ein Leben verändern kann.

Veröffentlicht am 13.08.2019

Stur & rotzig ins Survivalcamp

Acht Wochen Wüste
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Allgemein:

Der Magellanverlag veröffentlichte im Sommer 2019 einen Jugendroman der amerikanischen Autorin Gwendolin van Draanen. Die Autorin ist keine Unbekannte - ihre Bücher wurden unter anderem mit ...

Allgemein:

Der Magellanverlag veröffentlichte im Sommer 2019 einen Jugendroman der amerikanischen Autorin Gwendolin van Draanen. Die Autorin ist keine Unbekannte - ihre Bücher wurden unter anderem mit dem Edgar Allan Poe Award ausgezeichnet. In "Acht Wochen Wüste" (englischer Titel "Wild Bird") wird die 14-jährige Wren eines nachts aus dem Schlaf gerissen und wortwörtlich entführt. Schnell ist klar, das ist kein Spaß, denn ihre Eltern schicken sie in eine Art Survivalcamp mitten in der Wüste von Utah. Wren versteht die Welt nicht mehr. Was kann sie dafür, dass ihre Familie nicht mehr mit ihr klar kommt? Dreck, Hitze, eine Plane zum Zelten, ein Loch als Toilette, Wren ist in einem wahren Alptraum gelandet und muss sich nun mit ihrer Vergangenheit und den damit verbundenen Gefühlen auseinander setzen.

Mein Bild:

(Bevor ich beginne, möchte ich mitteilen, dass ich mir unklar darüber bin, ob man dem Buch nicht lieber eine Triggerwarnung geben sollte, da Themen wie Drogenmissbrauch, körperlicher Missbrauch und Suizid angeschnitten werden. Allerdings bin ich kein Sensitivity-Reader, das sei angemerkt.)

Schon bei der Vorschau zum Buch fiel mir eine TV-Dokumentation ein, die ich gesehen hatte. Aufsässige Jugendliche, die in ein Bootcamp gebracht werden, in der Hoffnung, dass sie über alle Widrigkeiten hinaus zur Vernunft kommen. Mir sind solche schonungslosen Camps nur aus Amerika bekannt. Doch wie lässt sich so eine Situation gelungen in einem Buch umsetzen? Ich war sowas von gespannt.

Über 330 Seiten rosarotes Hardcover sollten mir die Frage beantworten. Ich finde das rauhe Papiermaterial des Covers übrigens genial, es passt thematisch perfekt dazu. Nur die Farbe rosa. Weil die Protagonistin ein Mädchen ist oder wie? Ein schönes Wüstengelb ist doch auch eine Variante.

Die ersten Seiten begannen ziemlich dramatisch. Die 14-Jährige Wren wird mitten in der Nacht aus dem Bett geholt. Aus ihrer noch halb zugedröhnten Ich-Perspektive heraus, nahm ich genug Einzelheiten wahr, um zu sehen, dass diese Familie nicht glücklich ist. So viel zum Einstieg. Jede Situation ist wirklich auf den Punkt beschrieben, dass ich mich wunderbar (wenn auch manchmal ungewollt) in die komplette Geschichte hineinversetzen konnte. Ich war Wren: Rotzig, pampig, rebellisch. Ich habe mir eine Mauer gebaut und verletzte jeden. Bis ich "verschleppt" werde und die Welt zusammenbricht.

Deswegen verstand ich Wren, verurteilte sie nicht, obwohl sie für mich ein unsympathisches Kaliber war. Aber jede Widrigkeit nervt, alles tut weh, das Leben im Camp ist die absolute Hölle und das wortwörtlich. Zudem erfuhr ich anhand ihrer Erinnerungen, was die Ursache für ihre Wut und damit ihres Verhalten war. An sich ist es, meines Erachtens, eine typische Ausgangssituation, die ihr Leben durcheinander gebracht hat. Nichts Neues, daher bin ich dankbar dafür, dass das Buch nicht damit begonnen hat, sondern lediglich Zwischenabschnitte eingefügt wurden, um Wrens steinigen Weg kennenzulernen.

Wendelin van Draanen hat einwandfrei recherchiert und wenn ich die Danksagung richtig verstanden habe, dann hat sie sogar mit Beteiligten aus einem Camp gesprochen. Ich spürte beim Lesen tatsächlich die Hitze, den Durst, das Gefühl keine Privatsphäre zu haben und doch einsam zu sein. Abgewechselt von den schönen Dingen, die einem nur die Natur und der eigene Wille liefern kann: Das Erkennen des sternenklaren Himmels, Feuer selbst entfachen, über seinen Schatten zu springen, wie widerwärtig es auch sein mag.

Von Kapitel zu Kapitel erarbeitet sich Wren eine Erkenntnis nach der anderen, sieht in sich hinein und lässt die Mauer bröckeln. Das ist sogar an Wrens Ich-Perspektive erkennbar: Am Anfang noch lückenhaft und hart wird die Erzählung später weicher und tiefgreifender. Wer es als Autor/Autorin schafft, den Schreibstil so geschmeidig in eine andere Ebene zu führen, hat es wirklich drauf.

Neben Wren existieren natürlich weitere Protagonisten im Camp. Ich konnte mir jeden supergut vorstellen, egal ob Wren die Person zeitweise mit bösartigen Worten beschrieb oder nicht. Die Betreuer, die Therapeutin, Wrens Leidensgenossinnen (die Kojoten-Gruppe), selbst der "Sträfling", der aus seinen Fehlern nicht lernen wollte, ich kaufte ihnen alles ab. Das Leben hat sie geformt, nicht die Autorin, zumindest kam es mir so vor.

Das Ende, das ich mir für Wren und alle Nebendarsteller gewünscht habe, ließ mich ein Tränchen weinen (oder auch zwei).

Fazit:

Für alle, die mit Wren den steinigen Wüstenweg gehen wollen. Ein gnadenloses Abenteuer, dass der Protagonistin aufgezwungen wird, um sich selbst zu finden. Authentisch, realistisch und hautnah. Ein Jugendbuch, das sich der Gegenwart bewusst ist.