Platzhalter für Profilbild

Skadi

Lesejury Profi
offline

Skadi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Skadi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2019

Ein berührender Cold-Case

Unter der Mauer
0

"Unter der Mauer" ist der Start einer neuen Reihe der Autorin Melanie Lahmer rund um Psychologin Nike Klafeld.

Als Nikes Band ihren Probenraum in einem alten Weltkriegsbunker räumen muss, stößt sie ...

"Unter der Mauer" ist der Start einer neuen Reihe der Autorin Melanie Lahmer rund um Psychologin Nike Klafeld.

Als Nikes Band ihren Probenraum in einem alten Weltkriegsbunker räumen muss, stößt sie auf Schnipsel eines Tagebuchs. Geschrieben 1983 von Michi, die in der DDR aufgewachsen ist und sich nach Freiheit sehnt. Nike puzzelt die Fetzen zusammen und begibt sich auf die Suche nach der Tagebuchschreiberin.

Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Der erste Handlungsstrang folgt Michi im Jahre 1983 und später ihrer Familie kurz nach der Wiedervereinigung. Der Hauptstrang ist Nikes Geschichte in der Gegenwart. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und flüssig zu lesen, ohne dabei auf Fachbegriffe, die Nike als Psychologin zum einen kennen sollte, zum anderen an den passenden Stellen auch verwendet. Die Beschreibungen wirken lebendig, an einigen Stellen entsteht eine großartige Atmosphäre - vor allem im Zusammenhang mit dem Bunker, der für meinen Geschmack als Setting häufiger hätte Erwähnung finden können.

Die Struktur der Geschichte ist für einen Krimi ungewöhnlich, das übliche Leiche-Ermittlung-Falllösung findet hier nicht statt. Gut die erste Hälfte beschäftigt sich Nikes Strang nur minimal mit dem im Klappentext beschriebenen Fall, der Fokus liegt hierbei mehr auf ihrer persönlichen Familiengeschichte. Damit wird der Grundstein für die folgenden Bücher um Nike Klafeld gelegt, wer allerdings auf Spannung von Anfang bis Ende sucht, ist dadurch bei dieser Geschichte falsch. Erst im letzten Drittel kommt wirklich Schwung in die Geschichte. Leider ist dies nur ein relativ kurzer Spannungsmoment, um die Geschichte zu Ende zu bringen.

Die Figuren sind mit viel Liebe gestaltet, haben alle ihren eigenen Kopf, handeln dadurch aber zeitweise auch mal überraschend bzw. für den Leser in der Situation ein wenig unlogisch. Insbesondere Nike neigt zu Sprunghaftigkeit und bleibt damit bis zum Ende unberechenbar.

Wesentlich besser hat mir die Handlung in der Vergangenheit gefallen. Michis Tagebuch ist in jedem Abschnitt spannend, ihre Gefühle gehen dem Leser nahe - egal ob ihre Angst und ihre Zweifel oder ihre Hoffnung auf die Freiheit. Ihre Sehnsucht nach der Welt geht beim Lesen unter die Haut, sodass ich einige Male tief Luft holen musste, bevor ich weiter lesen konnte.

Der Klappentext ist für mich ein wenig irreführend. Wer, wie ich, einen typischen Krimi mit einem Cold-Case Fall erwartet, der ist hier definitiv falsch. "Unter der Mauer" ist mehr eine Familiengeschichte mit Krimi-Elementen. Persönlich war ich anfangs etwas enttäuscht davon, allerdings habe ich die Figuren mit der Zeit lieb gewonnen und warte nun definitiv auf den nächsten Band, um zu erfahren wie es mit Nike, ihrem Job und ihrer Familie eigentlich weiter gehen wird.

Veröffentlicht am 03.12.2018

Passabler Thriller für zwischendurch

Von Hass getrieben
0

Jonathan Hunter ist auf dem Weg zu seiner Tante, als im Dunkel plötzlich eine hübsche, junge, blutüberströmte Frau vor ihm auftaucht. Er hält an und will sie mitnehmen, doch der Mann, der die Frau jagt ...

Jonathan Hunter ist auf dem Weg zu seiner Tante, als im Dunkel plötzlich eine hübsche, junge, blutüberströmte Frau vor ihm auftaucht. Er hält an und will sie mitnehmen, doch der Mann, der die Frau jagt richtet seinen Zorn nun auch auf Jonathan. Eine gefährliche Flucht durch den Wald beginnt.
Zunächst einmal zum Schreibstil des Autors: einfach, unkompliziert und schnörkellos, perfekt für einen rasanten Thriller wie diesen. Durch die leichte Sprache, lässt sich das Buch gut und flüssig lesen. Keine schwierigen Begriffe und keine langen Bandwurmsätze, die man fünf Mal lesen muss, um sie zu begreifen. Dennoch sind die Beschreibungen ausführlich genug, damit sich der Leser gut in die meisten Situationen hineinversetzen kann.
Jonathan als Protagonist ist durchaus sympathisch – schon allein, dass er Kerry, die junge Frau, vor dem Irren, der sie jagt, beschützen will, spricht für ihn. Auch Kerry wirkt alles in allem recht sympathisch, wenn auch sehr hilflos, womit die Rollenklischees leider bestens verteilt sind. Mich persönlich viel mehr gestört haben allerdings die Beschreibungen der beiden Hauptfiguren. Immer wieder wird beschrieben, wie perfekt und gutaussehend die beiden sind. Das wirkt nicht nur oberflächlich, sondern auch langweilig und nimmt den beiden leider etwas an Tiefe und Mehrdimensionalität.
Der Spannungsbogen ist gut gelungen – eine gute Mischung aus Tempo und langsameren, ruhigeren Phasen. Für mich waren allerdings einige der Wendungen zu vorhersehbar und nicht alles zu hundert Prozent nachvollziehbar – dazu wirkte einiges zu konstruiert, was früh auffällt. Allerdings muss man sagen, dass ich selbst enttäuscht gewesen wäre, wenn das Ende ein anderes gewesen wäre, da sonst auch vieles die Handlung betreffend zu flach gewesen wäre.
Damit liegt der Thriller im guten Mittelmaß, er ist nichts weltbewegend innovatives, aber gut geschrieben und im Sinne eines Thrillers „unterhaltsam“. Wenn man beim Lesen nicht zu viel nachdenkt, wirken einige Wendungen vermutlich auch wesentlich überraschender. Für einen ruhigen Abend nach einem stressigen Tag also bestens geeignet. Zu empfehlen ist das Buch also für Thriller Fans die nicht erwarten, dass das Rad neu erfunden wird und einfach ein Buch für zwischendurch suchen.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Kurzweiliger Krimi

In tödlicher Gesellschaft
0

Der Schlossherr Felix Graf von Keitenburg ist spurlos verschwunden. Seine Tochter bittet die Berliner Polizei um Hilfe. Das Ermittlerduo Alexander Rosenberg und Kathleen Neubauer werden auf eine undercover ...

Der Schlossherr Felix Graf von Keitenburg ist spurlos verschwunden. Seine Tochter bittet die Berliner Polizei um Hilfe. Das Ermittlerduo Alexander Rosenberg und Kathleen Neubauer werden auf eine undercover Mission beim deutschen Adel geschickt.

Für mich war es der erste Fall von Rosenberg und Neubauer, deswegen war ich sehr gespannt auf diesen Krimi. Die beiden waren mir auf Anhieb sympathisch. Der Krimi beginnt langsam, die beiden Ermittler stehen zunächst mit ihrem Privatleben im Mittelpunkt, was ich persönlich als sehr angenehm empfand. Die beiden erwachten dadurch förmlich zum Leben. Kathleens Probleme als alleinerziehende Mutter und Alex‘ Sorge um seine schwangere Freundin in Heidelberg machen die beiden zu normalen Menschen, wodurch viel Sympathie transportiert wird.
Ihr Verhalten ist in den Ermittlungen wie im Privaten nicht immer fehlerfrei, aber das macht sie eben umso menschlicher. Zugegeben, vor allem Alex hätte ich an vielen Stellen gerne mal geschüttelt oder geohrfeigt, aber wer will schon zwei Hauptfiguren, die in jeder Situation richtig handeln?

Der Adel wirkt stellenweise wie eine Karikatur von sich selbst – wenn man allerdings mal eine dieser Klatschzeitschriften aufschlägt, fällt schnell auf, dass sie sich häufig so inszenieren. Ob diese Damen und Herren nun im privaten tatsächlich so sind, sei mal dahingestellt. Die Autorin bezieht in ihrem Buch viele Klischees mit ein, was meines Erachtens stellenweise sehr erheiternd ist, sodass man hier im Zweifelsfall auch mal ein Auge zudrücken kann.

Die Handlung an sich ist nicht atemberaubend, der Krimi eher langsam. Es dauert lange, bis etwas wirklich Spannendes passiert und auch das ist nur ein kleiner Lichtblick. Erst mit dem Ende kommt ordentlich Zug in die Handlung, dafür sind die Schlussszenen umso spannender. Langweilig ist alles dazwischen allerdings nicht. Man lernt die einzelnen adligen Figuren näher kennen, erfährt schmutzige Geheimnisse und bis zum Schluss ist nicht klar, wer der Täter war. Dieser offenbart sich erst im fulminanten Finale.

Mit dem Schreibstil hatte ich anfänglich ein paar Probleme, nachdem ich damit warmgeworden bin, ließ sich das Buch jedoch sehr flüssig und angenehm lesen. Außerdem unterstreich der Stil meiner Meinung nach den Charakter der beiden Hauptfiguren hervorragend – passt also sehr gut zur Geschichte.

Alles in allem ist es ein solider bis guter Krimi, wenn auch nicht herausragend. Empfehlenswert für alle, die einen Krimi für ein paar ruhige Stunden oder einen gemütlichen freien Nachmittag suchen.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Von nordrhein-westfälischer Landespolitik und Christian Lindner

Noch eine Chance für die FDP?
0

Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte ...

Die Abrechnung des Gerhard Papke? Nun, nicht ganz. Papke war von 17 Jahre lang, bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Frühjahr 2017 Mitglied des Landtags für die FDP. In dieser Zeit erfüllte er verschiedene Funktionen. Doch nicht nur das, Papke gehörte eine ganze Zeit lang zum engeren Vertrauten-Kreis Christian Lindners, der heute der Vorsitzende der Partei ist. Sein Ausscheiden aus der Politik begründete Papke ausgerechnet mit der politischen Linie seines langjährigen „Parteifreunds“, mit dem er damals gemeinsam in den Landtag einzog.
Das Buch beginnt langsam, bei genau dieser Entwicklung. Wie Lindner und er sich kennen lernten, wie Papke gemeinsam mit dem heutigen FDP-Vorsitzenden in den Landtag einzog und der Landtagsarbeit. Würde Papke um jeden Preis Lindner eins auswischen wollen, so hätte er die gemeinsamen Gespräche so gut er sich noch daran erinnert, aufschreiben können. Das tut er nicht. Er beschreibt nur das, was längst bekannt ist. Stellenweise rückt er es in ein anderes Licht, bewertet es selbst, doch in Bezug auf Lindner erfährt man nichts bahnbrechend Neues.
Was folgt ist ein ausschweifender Teil über die Landespolitik Nordrhein-Westfalens. Sicher ist dieser Teil wichtig, um die Prozesse und die Entwicklung der FDP sowie der Papkes (und in gewisser Weise auch Lindners) nachvollziehen können. Für jeden außerhalb NRWs ist dieser Teil aber auch genauso langweilig. Landesprogrammatik mischt sich mit Zahlen, die eben nur die Landespolitik tangieren. Dazu mischen sich ein wenig die Vorgänge der Bundespartei, da Papke aber weben kein Bundespolitiker war, auch nur aus einem begrenzten Blickwinkel. Große Enthüllungen sind auch hierbei nicht zu erwarten.
Wer das Buch nur wegen des Bezugs zu Christian Lindner liest, der muss einen sehr langen Atem haben. Erst auf Seite 150 befasst sich Papke wieder mit Lindner, der zunächst für eine Spitzenkandidatur nach NRW zurückkehrt. Hiermit kommt Papke dann auch zum Kern seines Rücktritts. Ein Islam-Papier über das er sich mit Lindner zerstritten hat. Hier kommt dann doch noch die Abrechnung mit Lindner. Papke schildert dabei selbstverständlich seine subjektive Wahrnehmung. Die ist spannend, immerhin kennt er Lindner besser als viele andere, aber auch hier verrät er keine Interna. Einerseits ist das Schade, andererseits muss man sagen, dass Papke dies sehr Souverän wirken lässt – es hätte doch einen sehr bitten Beigeschmack, würde er dieses Buch nutzen, um sämtliche Absprachen mit Lindner aus der Vergangenheit offen zu legen.
Kurz gesagt: für politisch Interessierte ein spannendes Buch, sicher auch für Wähler der FDP. Wer nur von Sensationsgier getrieben wird, kann allerdings getrost darauf verzichten.

Veröffentlicht am 08.06.2021

Durchschnittlich, mehr aber auch nicht

Die Nacht der Acht
0

Die Nacht der Acht
Eine Gruppe jugendlicher will eine „Horrornacht“ in einem abgelegenen Haus veranstalten Ziel des Abends ist es, einander zu erschrecken – und zu trinken. Ganz nach dem Motto „Wer Angst ...

Die Nacht der Acht
Eine Gruppe jugendlicher will eine „Horrornacht“ in einem abgelegenen Haus veranstalten Ziel des Abends ist es, einander zu erschrecken – und zu trinken. Ganz nach dem Motto „Wer Angst hat trinkt“. Doch dabei ahnen sie nicht, in welche Gefahr sie sich begeben. Dabei sollten sie sich eigentlich auf ihre mündliche Prüfung vorbereiten, denn alle Besuchen den Kunstzweig ihrer Schule und sollen hierfür ein Projekt zu „Andersartigkeit als Chance“ vorstellen.
Zunächst einmal zum Positiven: das Buch ist verdammt spannend. Der Stil lässt sich locker und flüssig lesen, was vor allem daran liegt, dass viel über Dialoge erzählt wird. Lange Passagen, in denen niemand etwas sagt oder Gespräche ohne wörtliche Rede wiedergegeben werden, gibt es quasi nicht. Die dennoch vorkommenden Beschreibungen sorgen für eine unheimliche Atmosphäre. Allerdings sei auch dazu gesagt, dass der Anfang etwas hohl wirkt – nach dem ersten Kapitel, indem das Ende der Nacht schon vorweggenommen wird (keine Angst, das erhöht die Spannung eigentlich nur!), erfolgt die Vorstellung der Figuren, leider in der denkbar unschönsten Weise: X ist so und so aufgewachsen, mag y und will später z machen. In der Abschlussprüfung will er/sie dies und jedes machen.
Zum Glück ziehen sich diese hölzernen Beschreibungen aber nicht durch den Rest des Buches. Besonders charakterisiert werden die Figuren im weitern allerdings nicht (bis auf den Clown der Gruppe und das ängstliche Püppchen, auf das natürlich jeder Kerl der Schule steht). Das macht sie zu Abziehbildern ihrer selbst, die absolut austauschbar sind.
Spannung wird im ersten Teil vor allem mittels Jumpscares. Bei mir persönlich hat das die ganze Zeit dazu geführt, dass ich die Stimme eines Freundes, der großer Filmfan ist, im Kopf hatte: „Guter Horror braucht keine Jumpscares.“ Tja, sehe ich auch so, aber ich lasse mich trotzdem gerne von ihnen unterhalten. Am Anfang wäre also mehr drin gewesen, dennoch unterhält das Buch ganz gut.
Stellenweise dreht es aber doch ab, bzw. die Jugendlichen (und das leider nicht, weil sie unter Alkoholeinfluss und Drogen stehen, nein, die planen schon vorher absolut überzogene und teilweise geschmacklose Sachen). Erst später kommt dann die richtige Spannung auf: der Moment in dem die Grenzen zwischen Spaß und Gefahr verschwimmen – ab da wird es richtig spannend. Auch wenn man mit den Figuren leider nicht so richtig mitfühlen kann. Einerseits, weil sie nicht viel weniger blass werden im Laufe der Geschichte, andererseits weil sie sich weiterhin dämlich verhalten.
Das Ende war für mich wenig zufriedenstellend. Zwar wird eine sinnvolle Lösung präsentiert und bis dahin passt auch alles noch so halbwegs, aber auch im Umgang damit verhalten sich die Jugendlichen absolut unrealistisch.
Daher war ich noch nie nach einem Buch so zwiegespalten. „Andersartigkeit als Chance“ könnte auch für dieses Buch gelten – die Chance wurde nur nicht genutzt. Ich schwanke zwischen Bedauern einerseits, dass nicht mehr aus dem Buch gemacht wurde und andererseits war es eben doch unterhaltsam und hatte seine Rätsel, die sich nicht so leicht lösen ließen. Kurz ließe sich das vielleicht ausdrücken mit: „Ein mittelmäßiges Buch, das sein Potential verspielt hat, sich aber gut mal eben durchlesen lässt“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere