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Veröffentlicht am 14.01.2020

1794

1794
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Nach dem Tod seines Kumpanen Winde ergibt sich Häscher Cardell endgültig dem Suff und der Depression. Ein schauerlicher Mordfall reißt ihn jedoch aus seiner Lethargie. Eine junge Frau wurde in ihrer Hochzeitsnacht ...

Nach dem Tod seines Kumpanen Winde ergibt sich Häscher Cardell endgültig dem Suff und der Depression. Ein schauerlicher Mordfall reißt ihn jedoch aus seiner Lethargie. Eine junge Frau wurde in ihrer Hochzeitsnacht ermordet, regelrecht in Stücke gerissen. Angeblich von einem Wolfsrudel; doch Cardell weiß es besser.

Was mich schon beim Vorgänger 1793 begeistert hat, die lebendige und detailreiche Darstellung des historischen Stockholms, das hat der Autor auch dieses Mal scheinbar mühelos wieder geschafft. Man taucht schnell ein in den Moloch der Stadt, atmet den Gestank und leidet bei vielen kleinen Alltäglichkeiten mit. Alles wird sehr authentisch beschrieben, Natt och Dag hat ein großes Talent für Atmosphäre und Stimmung. Auch der Kriminalfall lässt überhaupt nichts zu wünschen übrig. Die Hintergründe der Tat sich anders als sie zunächst vermuten lassen; als Leser weiß man mehr als Cardell selbst; sonst führt dieser Umstand gerne mal zu Längen in der Handlung, hier jedoch nicht. Durchweg spannend und mitreißend entwickelt sich die Geschichte schnell zu einem echten Pageturner; einem dreckigen, düsteren, aber sehr spannenden Pageturner. Am ersten Band hatte ich ja noch Luft nach oben gesehen, die hat der Autor dieses Mal wirklich super genutzt. Ein toller historischer Krimi/Thriller, der bei mir keine Wünsche offen lässt.

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Veröffentlicht am 13.11.2019

Auch Band 2 ist ein Genuss

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Sechs Jahre sind seit der schrecklichen Begegnung mit seinem alten Lehrmeister Tonio vergangen. Jahre, in denen Faust mit seiner Tochter Greta und seinem Adlatus Karl durch die Lande zog, Vorstellungen ...

Sechs Jahre sind seit der schrecklichen Begegnung mit seinem alten Lehrmeister Tonio vergangen. Jahre, in denen Faust mit seiner Tochter Greta und seinem Adlatus Karl durch die Lande zog, Vorstellungen gab, sich als Gaukler und Zauberer einen Namen machte. Dieser Ruf führt nun dazu, dass niemand geringerer als der Bamberger Fürstbischof ein Horoskop bei Faust bestellt. Doch der hat eigentlich ganz andere Sorgen, denn ungute Erinnerungen an Tonio werden wach. Oder sind es nicht nur Erinnerungen?

Oliver Pötzsch haucht den wenigen Fakten, die über Faust bekannt sind, gehörig Leben ein. Das Leben als Gaukler und Zauberer ist schon spannend genug, der Pakt mit dem Teufel setzt natürlich noch einen drauf. Die Grenzen zwischen Magie, Mystik und Glauben verwischen immer mehr, was mehr als einmal für Überraschungen sorgt. Ich habe mich mit diesem tollen Roman keine Sekunde gelangweilt. Pötzsch schreibt sehr lebendig, sowohl die bunte Welt der Gaukler wie auch die dunklen Seiten sind sehr bildlich dargestellt; egal ob in Bamberg oder im fernen Rom, man fühlt sich dank der detailreichen Beschreibungen immer sehr gut aufgehoben. Natürlich dürfen auch diesmal Zitate und Anspielungen auf Goethes Faust nicht fehlen, wer es genau wissen will, kann im Anhang den entsprechenden Quellenverweis finden. Ich habe in diesem Band etwas von Fausts Gelehrsamkeit vermisst, seine Experimente und Forschungen nehmen nicht so großen Raum ein wie zuvor. Aber dafür trifft er… na, das werde ich jetzt natürlich nicht verraten. Mir hats auf jeden Fall gefallen ; )
„Der Lehrmeister“ hat für mich weitergeführt, was im Spielmann begonnen wurde: eine fantastische und spannende Reise auf den Spuren von Johann Georg Faustus. Akribisch recherchiert, mitreißend erzählt, einfach wunderbare Unterhaltung.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Hochspannung in Crimson Lake

Missing Boy
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Ein 8jähriger Junge verschwindet aus seinem Hotelzimmer, die Eltern sind in heller Aufregung. Zusätzlich zu den Einsatzkräften der Polizei beauftragen sie Amanda und Ted, in der Hoffnung ihren Sohn lebend ...

Ein 8jähriger Junge verschwindet aus seinem Hotelzimmer, die Eltern sind in heller Aufregung. Zusätzlich zu den Einsatzkräften der Polizei beauftragen sie Amanda und Ted, in der Hoffnung ihren Sohn lebend wiederzusehen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Amanda und Ted sind schon ein spezielles Paar, das man mögen muss. Sie wirkt immer ziemlich durchgeknallt, eckt an jeder noch so kleinen Sache an, kann ihren vorlauten Mund nie halten; dafür ist sie aber auch mit einer genialen Kombinationsgabe gesegnet. Er könnte ein ganz normaler Durchschnittstyp sein, wäre da nicht immer noch die Tatsache, dass er der Vergewaltigung einer Minderjährigen verdächtigt wird. Der Leser weiß, dass Ted unschuldig ist, doch die Anfeindungen und das Misstrauen der Bevölkerung in seinem kleinen australischen Kaff prägen nach wie vor seinen Alltag. Dieser Hass wird von der Autorin nicht aufgebauscht, trotzdem gibt es immer wieder brenzlige Situationen, bei denen es einen eiskalt erwischt. Vor diesem Hintergrund entspinnt sich dann auch noch ein wirklich dramatischer Kriminalfall, der erst mal einfach klingt, aber hochemotional und spannend ist. Ich mag den Stil der Autorin sehr gerne, mit Ted als Erzählerstimme hat sie alles richtig gemacht. Und so war Missing Boy ähnlich wie seine Vorgänger wieder viel zu schnell ausgelesen.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Wunderbar

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridget Devine, genannt Bridie, bestreitet ihren Unterhalt im viktorianischen London mit Privatermittlungen. An ihrer Seite ihre übergroße Haushaltshilfe Cora; und seit neuestem der Geist eines toten Boxers. ...

Bridget Devine, genannt Bridie, bestreitet ihren Unterhalt im viktorianischen London mit Privatermittlungen. An ihrer Seite ihre übergroße Haushaltshilfe Cora; und seit neuestem der Geist eines toten Boxers. Letzterer könnte auf den Genuss von zu viel Tabakkraut zurückzuführen sein, zumindest klammert sich Bridie an diese Erklärung. Eine Erklärung wird auch für die Entführung der jungen Christabel gesucht; und vor allem dafür, warum der Vater in dieser Sache die Polizei außen vor lassen möchte.
Jess Kidd hat mich schon mit ihren beiden vorherigen Romanen begeistert, dementsprechend hoch waren die Erwartungen an diesen hier. Enttäuscht wurde ich nicht. Der Stil der Autorin ist sicherlich speziell und dürfte nicht jedem gefallen, ich mochte ihn sehr. Mit großer Fantasie und einem Sinn für kleine, feine Details entführt Kidd den Leser nach London. Die Atmosphäre stimmt, die Bilder sind sehr real und stehen einem beim Lesen sofort vor Augen. Die Geschichte wirkt z.T. märchenhaft, undefinierbar magisch und ist dabei noch sehr fesselnd. Bridie, Cora und ihr toter Boxer sind dem Leser sofort sympathisch, auch Nebenfiguren werden sehr schön ausgearbeitet. Ich will nicht zu viel verraten, aber Christabel ist immer für eine Überraschung gut. Ich fand Kidds Ideen dazu ganz wunderbar. „Die Ewigkeit in einem Glas“ ist ein außergewöhnlicher Mix aus Krimi, Magie und dem richtigen Gespür fürs Detail. Ich habe ihn sehr genossen.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Die Geschichte hinter den Legenden

Teufelskrone
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„Wenn du einem König deine Freundschaft schenkst, läufst du immer Gefahr, an seinen Taten zu verzweifeln.“
Yvain kann daheim auf kein Erbe hoffen, ist doch sein älterer Bruder Guillaume als zukünftiger ...

„Wenn du einem König deine Freundschaft schenkst, läufst du immer Gefahr, an seinen Taten zu verzweifeln.“
Yvain kann daheim auf kein Erbe hoffen, ist doch sein älterer Bruder Guillaume als zukünftiger Earl of Waringham vorgesehen. Über Umwege gelangt er in den Dienst von John Ohneland, der ebenfalls hinter dem Thronanspruch seiner Brüder zurückstehen muss. Der launische und oft unnötig grausame John verlangt Yvain alles ab, besticht aber gleichzeitig durch seine Gelehrsamkeit und seine Präsenz. An seiner Seite warten allerhand Abenteuer auf Yvain.

„Teufelskrone“ ist bereits der sechste Band mit den Waringhams, trotzdem ist er nicht nur etwas für eingefleischte Fans. Da die Handlung chronologisch weit vor den anderen Bänden angesiedelt ist, ist überhaupt kein Vorwissen nötig, um so richtig in das Waringhamuniversum eintauchen zu können. Doch auch Fans kommen natürlich auf ihre Kosten, denn vieles, was in späteren Bänden eine Rolle spielt, findet hier seinen Ursprung. Es macht Spaß die kleinen Details zu entdecken, vom Rest der Handlung mal ganz abgesehen ; ) Yvain ist durchaus ein würdiger Vertreter seiner Familie: jung, nicht auf den Mund gefallen, mit großem Pferdeverstand und noch größerem Gerechtigkeitssinn. Im Gegenüber steht John Ohneland, an dem in den meisten Geschichtsbüchern kein gutes Haar gelassen wird. Oft auch zu Recht, wie man im Laufe des über 900 Seiten starken Romans lesen kann; trotzdem schafft es die Autorin auch seine starken Seiten hervorzuheben. Rebecca Gablé vermischt wie so oft Fakten und Fiktion sehr gekonnt, zu lernen gibt es viel, unterhaltsame Lesestunden noch viel mehr. Spannende Dialoge, harte Fakten und ein kleiner Hauch Mystik sorgen für Abwechslung und haben mich wie bei jedem Buch aus der Autorinnenfeder an die Seiten gefesselt. Mein Vorwissen über diese Zeit war natürlich geprägt von Robin Hood, vielen anderen Legenden und Halbwahrheiten, und natürlich dem im Geschichtsunterricht eingebläuten Wissen über die Magna Charta. Gablé hat alles ins rechte Licht gerückt und einen wunderbaren historischen Roman abgeliefert. Für mich eines meiner Lesehighlights 2019.

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