Profilbild von Karschtl

Karschtl

Lesejury Star
offline

Karschtl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karschtl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2020

Guter Durchschnitt

Keeping Faith – Farben der Liebe
0

Ein New Adult Roman, der komplett aus der Sicht des männlichen Protagonisten geschrieben ist. Mal eine willkommene Abwechslung, genauso wie das berufliche Umfeld (Assistenzarzt im Krankenhaus). Charakterlich ...

Ein New Adult Roman, der komplett aus der Sicht des männlichen Protagonisten geschrieben ist. Mal eine willkommene Abwechslung, genauso wie das berufliche Umfeld (Assistenzarzt im Krankenhaus). Charakterlich ist er aber genauso klischeehaft wie all die anderen Typen in den Romanen dieses Genre. Total von sich selbst überzeugt, er weiß um seinen Wirkung auf Frauen und ist auch kein Kostverächter. Und natürlich hat er seiner hübschen Kollegin klar gemacht, dass ihre regelmäßigen Abstecher in den Abstellraum nicht zu einer Beziehung führen werden. Nur die Tussi will es nicht kapieren. Solche Typen kann ich gar nicht leiden, und dieses Überhebliche passt eigentlich auch nicht zu dem Ben, den ich in anderen Momenten erleben kann. Mit seiner Lieblingspatientin Mrs. Roberts oder mit seiner kleinen Nichte.
Aus Faith wird man auch nicht sehr schlau, sie gibt ja auch kaum was von sich preis. Aber wahrscheinlich ist es genau das, was Bens Interesse überhaupt geweckt und seinen Ehrgeiz angestachelt hat.

Obwohl die Story an sich einige schöne Momente hatte, fallen die Charaktere doch alle wieder sehr 08/15 aus. Schade. Ben fiel mir doch mehrmals auf die Nerven, ganz besonders wenn er ständig erwähnen musste was sich in seiner Hose tut sobald er seine neue Nachbarin auch nur erblickt. 80% der Beziehung der beiden war aufs Laken zerwühlen reduziert, obwohl Ben ja ständig betont wie besonders sie doch für ihn ist (zugegeben, in diesem Fall war es ja auch eher sie, die nicht mehr als das körperliche zuließ).
Obwohl die Autorin Deutsche ist, spielt der Roman in Chicago und wirkt auch sonst sehr amerikanisch. Ich habe für mich allerdings festgestellt, dass ich das gerade bei diesem Genre eher nicht so gut finde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2020

"Geschnittene Szenen" des ersten Teils

Die Schneekönige von Coalwood
0

Wenn ich nicht gerade erst den ersten Teil der Biographie von Homer H. Hickam jr gelesen hätte, wäre ich bei diesem Buch wohl etwas verloren gewesen. Zum einen schmeißt uns der Autor gleich mitten rein ...

Wenn ich nicht gerade erst den ersten Teil der Biographie von Homer H. Hickam jr gelesen hätte, wäre ich bei diesem Buch wohl etwas verloren gewesen. Zum einen schmeißt uns der Autor gleich mitten rein ins Geschehen, erklärt zwar nach und nach ein bißchen die Umstände und stellt auch einzelne Personen vor. Aber was die Rocket Boys genau machen und vor allem wieso, wird nicht so richtig deutlich. Während Hickam in "Rocket Boys" wunderbar darlegte, wie es dazu kam dass er als Teenager nichts im Leben mehr wollte als mit Wernher von Braun Raketen für die NASA zu bauen, so spielen die kurzen Ausflüge nach Cape Coalwood in diesem Buch eine absolute Nebenrolle.

Stattdessen erzählt Hickam hier zahlreiche Episoden aus dem letzten Jahr seiner High School Zeit, die gar nichts mit seinem großen Traum zu tun haben, und meiner Meinung auch sonst größtenteils nicht unbedingt interessant sind. Wo "Rocket Boys" wirklich den Weg seines großen Traumes nachzeichnet (und zwar bis zum Abschluss der High School, und kurz zusammengefasst sogar darüber hinaus), ist dieser 2. Teil eher wie ein Sammelsurium an "geschnittenen Szenen", die es nicht ins erste Buch geschafft haben. (Wahrscheinlich hatte Hickam nur ein Buch geplant, und nachdem das so erfolgreich war, dass es sogar von Hollywood verfilmt wurde, kramte er seine Notizen und gestrichenen Kapitel nochmal raus und bastelte eine Fortsetzung).
Während Sonny bisher immer nur Raketen und Dorothy Plunk im Kopf hatte, taucht in diesem Buch plötzlich noch ein zweites "schönstes Mädchen der Welt" auf - Ginger. Dieser wird doch ziemlich viel Platz eingeräumt, ebenso der Parade zum Veteran's Day und einem Krippenspiel, und noch ein paar anderen mehr oder minder interessanten Dingen. Doch über seine Rocket Boys Freunde erfahre ich leider nicht viel mehr als ich bereits weiß. Es fehlte hier auch so ein gewisser Spannungsbogen, der in "Rocket Boys" mit der Teilnahme an den Science Fairs gegeben war sowie mit der stetigen Verbesserung (oder auch mal Rückschlag) der Flugleistung der Raketen.

Mit "Schneekönige von Coalwood" ergänzt Hickam seine Autobiographie also um nette Anekdoten. Ohne allerdings das erste Buch zu kennen - und damit Sonny, seine Familie und seine Freunde - hätte es mich allerdings kaum interessiert. Man kann es zwar lesen als Buch über das Erwachsenwerden Ende der 50er in einer kleinen Arbeiterstadt in West Virginia, aber auch als solches ist es meiner Meinung nur interessant wenn man an den Personen bereits ein gewisses Interesse (und Vorkenntnisse!) hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2020

Komödiantisches Märchen

Die Brautprinzessin
0

Wikipedia nennt die "Brautprinzessin" ein 'komödiantisches Märchen', und dieser Beschreibung kann ich mich nur anschließen. Zu Beginn des Buches wusste ich noch nicht so recht, was da auf mich zukommt ...

Wikipedia nennt die "Brautprinzessin" ein 'komödiantisches Märchen', und dieser Beschreibung kann ich mich nur anschließen. Zu Beginn des Buches wusste ich noch nicht so recht, was da auf mich zukommt (obwohl ich den Film vor vielen vielen Jahren schon einmal gesehen habe). Die ganze 'Einleitung' wie und warum Goldman überhaupt dazu gekommen ist, das Buch zu schreiben, war mir viel zu lang. Aber dann beginnt er endlich mit der eigentlichen Geschichte (die vielen Einschübe und Erläuterungen von Goldman hätte ich auch da nicht gebraucht). Und auch wenn weder Fantasy noch Märchen noch Persiflagen meine bevorzugten Genre sind, so habe ich es doch einigermaßen genossen. Man muss sich halt darauf einlassen, dass man es hier mit einer ganz speziellen Geschichte zu tun hat. Ähnlich, aber für meinen Geschmack besser, hat es Neil Gaiman in "Sternwanderer" gemacht.

Goldmans "Blick hinter die Kulissen" vom Dreh des Films allerdings fand ich sehr interessant. So ein kleines 'Making-of' in Buchform.
Was danach kommt war für mich allerdings entbehrlich. Erst kommt eine ellenlange Überleitung, wie und wer denn einen 2. Teil schreiben soll. Und dann gibt es ein Kapitel einer Fortsetzung - und das lässt mich dann mit einem komplett offenen Ende ziemlich ratlos zurück. Ganz oder gar nicht ist da mein Motto!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.01.2020

"Für die Ostdeutschen aber war der Mauerfall kein Ende. Er war ein Anfang."

Wie alles anders bleibt
0

Leider war hier die Beschreibung zum Buch eher irreführend. Jana Hensel zeichnet hier kein vielfältiges Psychogramm, stattdessen geht sie wiederholt auf das Erstarken von Pegida und Afd im Osten ein. Ein ...

Leider war hier die Beschreibung zum Buch eher irreführend. Jana Hensel zeichnet hier kein vielfältiges Psychogramm, stattdessen geht sie wiederholt auf das Erstarken von Pegida und Afd im Osten ein. Ein wichtiges Thema, und ich finde auch, dass es sinnvoll ist die Ursachen dafür zu ergründen - damit man dann an diesen Ursachen arbeiten kann und im Idealfall den Rechtsruck stoppen und wieder etwas zurück drängen kann. Aber nach dem 3. Artikel dazu fand ich das Thema auch schon etwas ermüdend.

Außerdem sind nur sehr wenige Artikel aktuell, viele sind auch schon bis zu 15 Jahre alt. Denn es handelt sich hier um die Zweitverwertung von Essays, Interviews und Kolumnen, die Jana Hensel im Laufe der Jahre für diverse Printmedien geschrieben hat und halt mit Ostdeutschland zu tun haben.

Die hätte ich sicher gern in der jeweiligen Zeitung gelesen, zum damals auch aktuellen Zeitpunkt. Jetzt so gesammelt im Medium Buch finde ich es eher sub-optimal. Doch einige Dinge habe ich immerhin gelernt. Dass es Wochenkrippen gab, in denen die Kinder von Montag früh bis Samstag Mittag durchgängig waren, war mir tatsächlich neu. Auch dass die Ostdeutschen selbst 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch quasi nicht-existent in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft sind war mir so nicht bewusst. Dabei gibt es ja ausreichend Menschen, die ihre Ausbildung unter westlichen Bedingungen absolviert haben, keine ideologischen Altlasten haben oder gar in "der Partei" waren und somit eigentlich genauso gut qualifiziert wären wie Menschen aus den alten Bundesländern. Aber die Top-Positionen traut ihnen dann doch niemand zu, am wenigsten wohl sie selbst. Das ist einem gar nicht so bewusst, ich meine , woher kommt schließlich die Bundeskanzlerin? Hallo? Und der letzte Bundespräsident, Joachim Gauck, ist auch aus der DDR. Aber die beiden sind auch die einzigen Ossis, die oben angekommen sind.

Über Angela Merkel schreibt Jana Hensel überhaupt gern und oft. Das war auch durchaus interessant. Aber wo sind die im Untertitel versprochenen "Geschichten aus Ostdeutschland"? Über die 'ganz normalen Menschen', und wie es ihnen jetzt 2019 so geht, wie für sie "alles anders bleibt". Die Geschichten habe ich sehr vermisst. Aber den Titel habe ich jetzt zumindest verstanden. Denn Hensel erwähnt in einem Essay auch, dass der Transformationsprozess der neuen Bundesländer abgeschlossen ist. Man kann also die Leute dort nicht mehr vertrösten und sagen "nur Geduld, das wird schon noch". Nein, zumindest ihrer Meinung nach (die ich durchaus für nachvollziehbar halte) ist der Osten schon 20 Jahre nach dem Mauerfall dort angekommen wo er jetzt bleiben wird, und noch immer ist alles anders und nichts so wie einst versprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2019

Der letzte Pfiff fehlte

Die vorletzte Reise der Ewa Kalinowski
0

Ein Roadtrip mit Startpunkt in Wien und Ziel in Irland - das hat mich sofort angesprochen. Die Konstellation der Protagonisten - todkranke Frau in den 60ern und ein Mann in den 20ern als Freund, Chauffeur ...

Ein Roadtrip mit Startpunkt in Wien und Ziel in Irland - das hat mich sofort angesprochen. Die Konstellation der Protagonisten - todkranke Frau in den 60ern und ein Mann in den 20ern als Freund, Chauffeur und Reisebegleiter - ebenfalls. In beiden Punkten hält das Buch auch, was es verspricht. Die einzelnen Stationen der Reise sind wunderbar beschrieben, und ich habe richtig Lust bekommen, auch mal Straßburg oder die Kathedrale von Winchester zu besuchen, von der Lukas so begeistert ist.

Dennoch konnte mich das Buch leider nicht so recht begeistern. Den Figuren - besondersn Ewa - wird zwar durch Hintergrundinfos und Geschichten aus der Kindheit Tiefe gegeben, aber ich fühlte trotzdem nicht so recht mit ihnen mit. Womöglich lag es auch am Schreibstil. Die Autorin ist sehr genau, und erwähnt für jeden Reisetag wo es hingeht, was Lukas gemacht hat (Ewa hat größtenteils geruht), was Lukas zu den jeweiligen Mahlzeiten gegessen hat und vor allem auch wann und wo er wieviele Joints geraucht hat. Das mag die Geschichte für die einen plastischer und besser nachvollziehbar machen, für mich fühlte es sich zu 'technisch' an. Wie eine Auflistung im Krankenhausblatt. Es fehlte irgendwie der Pfiff und der Humor im Schreibstil, dann hätte ich dieselbe Geschichte gleich viel unterhaltsamer gefunden.

Am wenigsten gefiel mir das Buch dann, als die zwei in Irland ankommen und sich Lukas im Handumdrehen mit einer kompletten irischen Familie anfreundet. Das wirkte eher befremdlich auf mich.