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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.12.2019

Eine Tankstelle mit Seele

Die Tankstelle am Ende des Dorfs
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Erik Fyksen betreibt eine kleine, aber liebevoll eingerichtete Tankstelle am Ende eines norwegischen Dorfes. Er hat sich mit seinem teilweise schon enthalt-samen Leben arrangiert und seine Arbeit gibt ...

Erik Fyksen betreibt eine kleine, aber liebevoll eingerichtete Tankstelle am Ende eines norwegischen Dorfes. Er hat sich mit seinem teilweise schon enthalt-samen Leben arrangiert und seine Arbeit gibt dem Tag eine Struktur. Von einem Tag auf den anderen soll aber alles anders werden, die Hauptstraße soll verlegt werden und somit nicht mehr an seiner Tankstelle vorbeiführen. Nun ist es Zeit für sein Leben zu kämpfen, wird der zurückhaltende Erik über seinen Schatten springen können und seinem Schicksal eine Wende geben?
"Die Tankstelle am Ende des Dorfs" ist ein Frühwerk des sehr angesehenen und erfolgreichen norwegischen Autors Lars Mytting. Er hat mich mit seinem Roman "Die Glocke im See" nachhaltig beeindruckt, so dass ich mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet bin, welches in seinem Heimatland Kult-Status erlangt hat. Er erzählt sehr bildreich und einfühlsam die Geschichte des eher etwas schüchternen und einfach strukturierten Tankstellen-Wärters Erik. Der Hauptprotagonist wird als fremdgesteuerter Mensch charakterisiert, der sein eigenes Schicksal gerne in die Hände anderer legt und versucht, das Gegebene zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen. Nun ist er wieder an einem Punkt angelangt, an dem er seinem Leben eine entscheidende Wendung geben kann, läuft aber Gefahr, sich in der Nostalgie alter Zeiten zu verlieren und wieder ein Spielball anderer zu werden. Der Autor Lars Mytting schildert das Leben des Hauptprotagonisten zwischen der Leidenschaft für die Welt der Autos und der unerfüllten Liebe seines Lebens.
Insgesamt konnte mich "Die Tankstelle am Ende des Dorfs" nicht so sehr mitreißen wie "Die Glocke im See", aber das Erzähltalent des Autors macht auch dieses Buch zu etwas Besonderen. Mir hat der Roman viel Spaß gemacht, so dass ich ihn sehr gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.11.2019

Gute Krimiunterhaltung

Soko Sandbank
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Hauptkommissar Arne Olofsen wird zu einem auf einer Sandbank gestrandeten Boot gerufen. Es stellt sich als ein Tatort für einen grausamen Doppelmord dar. Der Tod eines der Opfer wurde inszeniert, was Olofsen ...

Hauptkommissar Arne Olofsen wird zu einem auf einer Sandbank gestrandeten Boot gerufen. Es stellt sich als ein Tatort für einen grausamen Doppelmord dar. Der Tod eines der Opfer wurde inszeniert, was Olofsen auf ein persönliches Motiv schließen lässt. Er agiert daher im näheren Umfeld der Toten, als auch schon ein weiteres Boot strandet. Als wäre das nicht schon genug, fällt auch noch ständig ein Teil seines Teams aufgrund eines aufkommenden Virus aus. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt...
"SOKO Sandbank" ist der zweite Band aus der Reihe um den Ermittler Arne Olofsen. Ich bin als Quereinsteiger in die Reihe gestartet und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Der Autor Markus Rahaus erzählt die Geschichte in einem lockeren und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Ihm gelingt dabei eine gute Kombination aus Spannung und Humor ohne mit dem zu Zeiten etwas tollpatschigen Hauptprotagonisten in den Klamauk abzutauchen. Der Spannungsbogen wird zu Beginn des Buches mit dem Auffinden der ersten Opfer aufgebaut und mit den authentischen und zugleich unterhaltsamen Ermittlungsarbeiten auf einem hohen Niveau gehalten. Hierbei sorgt der Autor, der in seinem wahren Leben Virologe ist, noch für einen sehr interessanten Plot, der die Arbeit der Ermittler deutlich erschwert. Im fulminanten Finale läuft dann der Hauptkommissar noch einmal zur Höchstform auf und sorgt für eine nachvollziehbare Auflösung. Den besonderen Charme erhält das Buch durch den wohldosierten Lokalkolorit der nordischen Küste und seinem sympathischen Ermittler.
Insgesamt hat mir "SOKO Sandbank" gut gefallen, so dass ich hoffe, dass es noch weitere Fälle in Cuxhaven zu lösen gibt. Ich empfehle den Kriminal-roman daher gerne weiter und bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Assads Vergangenheit

Opfer 2117. Der achte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
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Es wird ein neues Opfer an die Küste Zyperns gespült, welches in der "Tafel der Schande" die Nummer 2117 einnimmt. Dieses Opfer 2117 löst in einem Jugendlichen den Drang aus, seinen bevorstehenden Amoklauf ...

Es wird ein neues Opfer an die Küste Zyperns gespült, welches in der "Tafel der Schande" die Nummer 2117 einnimmt. Dieses Opfer 2117 löst in einem Jugendlichen den Drang aus, seinen bevorstehenden Amoklauf genau dieser Frau zu widmen, um ihr die verdiente Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Er will daher in seinem Ego-Shooter-Spiel so lange weiterkämpfen, bis er das Level 2117 erreicht hat und dann sein Samurai-Schwert sprechen lassen. Gleichzeitig Wird Assad durch ein Foto des Opfers 2117 mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, denn diese Frau spielte eine große Rolle in seinem Leben...
"Opfer 2117" ist mittlerweile der achte Band der erfolgreichen Reihe um das Sonderdezernat Q. Die vorherigen Bände konnten mich schon begeistern, so dass ich mit hohen Erwartungen in das neue Buch von Jussi Adler-Olsen gestartet bin. Sein bildreicher und sehr flüssig zu lesender Schreibstil konnte mich auch schnell wieder gefangen nehmen. Der achte Band ist ein besonderer, da er sich intensiv mit der dramatischen Vergangenheit von Assad auseinandersetzt. Er unterscheidet sich damit stark von seinen Vorgängern, was auf der einen Seite sicherlich interessant ist, auf der anderen Seite, habe ich die Recherchen in den sogenannten Cold-Cases ein wenig vermisst. Der parallele Handlungsstrang um den Jugendlichen, der seinen Amoklauf plant, lassen ein wenig die "Normalität" einkehren, aber meine Erwartungen an den Thriller konnten so nicht ganz erfüllt werden. Die dramatische Zuspitzung der Geschehnisse ist spannend zu lesen und die Vergangenheit des mir ans Herz gewachsenen Assad hat mich natürlich auch nicht kalt gelassen, aber ich hoffe, dass beim sicherlich erscheinenden neunten Band ein Cold Case wieder die Hauptrolle übernimmt.
In der Hörbuchfassung wurde die Geschichte von Wolfram Koch gelesen, was aus meiner Sicht eine sehr gelungene Umsetzung war. Seiner ruhigen und gut betonenden Stimme konnte ich mühelos folgen und sie machte das Hörbuch zu einem spannenden Hörerlebnis.
Insgesamt ist "Opfer 2117" eine gelungene, wenn aus meiner Sicht auch nicht gänzlich überzeugende, Fortsetzung dieser besonderen skandinavischen Krimi-Reihe. Es lässt auf weitere Fälle für das Sonderdezernat Q hoffen, so dass ich das Hörbuch gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Mutter-Kind-Beziehung

Porzellankind
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Ellis Kindheit ist geprägt von der Gefühlskälte ihrer unnahbaren Mutter und dem Geschrei ihres kleinen Bruders. Das sehr belastende Familienbild ändert sich durch den plötzlichen Tod ihres Bruders. Es ...

Ellis Kindheit ist geprägt von der Gefühlskälte ihrer unnahbaren Mutter und dem Geschrei ihres kleinen Bruders. Das sehr belastende Familienbild ändert sich durch den plötzlichen Tod ihres Bruders. Es tritt eine schwere Stille ein, die das Mutter-Tochter Verhältnis noch weiter verschlimmert. Es wird zusätzlich belastet durch eine Schuldfrage bezüglich des Todes von Ellis Bruder. Ihre Mutter macht ihr unmissverständlich klar, dass sie ihr Leben lang dafür zahlen wird und begegnet ihr mit eisiger Kälte. Bis eines Tages Ellis erkennt, dass die Wahrheit anders aussieht...
"Porzellankind" ist ein schockierender Thriller, der tief in die dunkle Seele eines Menschen blicken lässt. Die Autorin Myriane Angelowski erzählt diese eindringliche Geschichte in einer emotionalen und nicht immer ganz einfach zu lesenden Schreibweise, die aus meiner Sicht sehr gut zum Buch passt. Sie dringt dabei sehr tief in die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Protagonisten ein und offenbart dabei Abgründe, die den Leser schockiert zurücklassen. Der Spannungsbogen wird nur sehr langsam aber intensiv aufgebaut und mir fiel es als Leser sehr schwer, die Protagonisten in ihrer Rolle einzustufen. Die Handlung bleibt dabei manchmal ein wenig undurchsichtig, aber es lohnt sich dranzubleiben, denn das für mich überraschende Finale wirkt dann sicherlich noch eine ganze Weile nach.
Insgesamt hat mich die Geschichte von Myriane Angelowski auch noch einige Zeit, nachdem ich das Buch beendet hatte, nicht losgelassen, da es mit seiner düsteren Atmosphäre sehr gut aufzeigt hat, in welcher Abhängigkeit Menschen zueinander stehen und beeinflussen können. Sicherlich kein einfaches, aber lesenswertes Buch, welches ich daher weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Bemerkenswertes Buch

Fliege fort, fliege fort
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In Furth am See geschehen plötzlich grausame Taten an älteren Menschen, die sich niemand erklären kann. Ein alter Man behauptet, er wäre lediglich aus einem Baum gefallen und die scheinbar gequälte alte ...

In Furth am See geschehen plötzlich grausame Taten an älteren Menschen, die sich niemand erklären kann. Ein alter Man behauptet, er wäre lediglich aus einem Baum gefallen und die scheinbar gequälte alte Nonne will von irgend-welchen Gewalttaten nichts wissen. Warum verhalten sich die beiden Opfer so? Das eingeschaltete Ermittler-Duo Ludwig Kovacs und Raffael Horn stehen zunächst vor einem Rätsel, welches noch größer wird, als eines Tages ein junges Mädchen entführt wird. Die vermögenden Eltern warten sehnsüchtig auf eine Lösegeldforderung, die sie aber nicht erhalten. Stehen die Taten miteinander in Verbindung?
Ich kannte bisher noch kein Buch des Autors Paulus Hochgatterer, aber die Bewertungen seiner bisherigen Bücher hatten mein Interesse geweckt. Ich startet daher sehr gespannt in das Buch und wurde zunächst von der Schreibweise des Autors überrascht. Der aus meiner Sicht anspruchsvolle und tiefsinnige Stil des Autors war für mich genauso beeindruckend wie gewöhnungsbedürftig. Er fordert die volle Aufmerksamkeit ein, um dem Text und der komplexen Handlung mit sehr vielen Protagonisten folgen zu können. War ich einmal in der Geschichte angekommen, ließ sie mich auch nicht mehr los. Das besondere an dem Buch für mich war, dass mich nachher weniger die Handlung als der außergewöhnliche Schreibstil in den Bann gezogen hat. Ich befürchte, dass ich einige Details überlesen habe und die Komplexität des Textes nicht im vollen Umfang erfasst habe, denn auch das Finale konnte bei mir nicht alle Fragen beantworten und sorgte für einige nachdenkliche Stunden im Anschluss. Ich denke, dass man hier mit Recht und Fug behaupten kann, dass es sich hier um einen Roman handelt, den man auch gerne ein zweites und drittes mal lesen kann und immer noch wieder neue Nuancen finden wird.
Insgesamt hat mich "Fliege fort, fliege fort" in seiner Form beeindruckt und noch für längere Zeit beschäftigt. Wer also eine literarische Herausforderung sucht und nicht fündig wird, dem sei Paulus Hochgatterer ans Herz gelegt. Ich empfehle das Buch gerne mit dem Hinweis weiter, dass es sich hier nicht um einen Roman für zwischendurch handelt, der Leser muss sich voll und ganz auf das Geschriebene konzentrieren. Meine 'Bewertung lautet, gute vier von fünf Sterne.