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Veröffentlicht am 22.11.2019

Über die Wichtigkeit der Arten

Die Letzten ihrer Art
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Als der engagierte Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow 1883 erstmals von den als Legende geltenden Takhis hört, ist er bezaubert von den wilden Pferden und beginnt eine Expedition in das Heimatlansd ...

Als der engagierte Zoologe Michail Alexandrowitsch Kowrow 1883 erstmals von den als Legende geltenden Takhis hört, ist er bezaubert von den wilden Pferden und beginnt eine Expedition in das Heimatlansd der Takhis, in die Mongolei, um die Pferde als Erster zu fangen und in seinem Zoo zu domestizieren. Jahre später,1992, versucht die Tierärztin Karin die in Gefangenschaft lebenden Tiere wieder in ihrem ursprünglichen Heimatland anzusiedeln und sie wild leben zu lassen. In der Zukunft, im Jahre 2064, bricht alles zusammen und die heimatverbundene Eva versucht mit allen Mitteln sich, ihre Tochter und die letzten beiden verbliebenen Takhis auf ihrem Hof über die Runden zu bringen, denn das Land ist karg und öde und das Futter wird immer weniger. Drei Jahrzehnte, drei verschiedene Geschichten rund um den Erhalt der Takhis.

Das Buch teilt sich in drei Zeitabschnitte und wird aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert. Das letzte Kapitel spielt im Jahre 2019 und wird aus der Sicht von Evas Sohn geschildert. Während Karins und Evas Geschichten direkt im Moment des Geschehens beschrieben werden, wird Michails Geschichte in Briefen dargestellt, die er selbst nachträglich verfasst hat.

Besonders abwechslungsreich beschrieben sind die Charaktere, die sehr unterschiedlich sind und sich durch individuelle Eigenschaften, die klar hervorstechen, abgrenzen. Sympathisch fand ich alle drei Charaktere und ihre Lebensumstände, die auch historisch geprägt und verschiedenartig sind. Eines haben sie gemeinsam: Den Kampf um die Takhis oder auch Przewalski-Pferde genannt. Denn durch die Menschen und/oder die Natur haben sie es schwer und sind vom Aussterben bedroht. Jeder/jede kämpft auf seine/ihre Art um das Überleben dieser Tiere. Wenngleich ich keinerlei Bezug zu Pferden habe, fand ich die Details und Einzigartigkeiten der verschiedenen Pferdearten äußerst interessant und war nach dem Einlesen in die Geschichten total gebannt davon. Niemals wird es langweilig oder mühsam weiterzulesen, so wie ich es nicht anders kenne von Maja Lunde. Der Einfluss des Menschen auf die Natur wird eindringlich geschildert und regt durchaus zum Nachdenken an. Zudem zeigt er Verlauf der Geschichte den Einsatz einzelner Menschen um dem Artenverlust entgegenzukommen. Entzückend und als positive Überraschung erschien mir das Auftauchen einer Person aus dem zweiten Buch ,,die Geschichte des Wassers" des Klima-Quartetts, deren weitere Geschichte hier weitergeführt und aufgeklärt wird, nachdem das Ende im zweiten Band nicht ersichtlich war. Davon würde ich gerne mehr erfahren.

Die historischen Hintergründe sind gründlich recherchiert und decken sich teilweise mit waren Begebenheiten der damaligen und heutigen Zeit, was das Lesen noch unterhaltsamer und spaßiger macht.

Fazit: Ein lehrreiches Buch über eine Tierart, die fast als ausgestorben galt und es trotz aller Widerstände bis heute geschafft hat zu überleben.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Düstere Zukunftsvision

Exit Now!
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Nachdem Großbritannien die Grenze geschlossen hat, verschlechtert sich die Situation im Land zunehmend. Immer wieder gibt es Straßenkämpfe zwischen Polizisten und Teilen der Bevölkerung; es geht so weit, ...

Nachdem Großbritannien die Grenze geschlossen hat, verschlechtert sich die Situation im Land zunehmend. Immer wieder gibt es Straßenkämpfe zwischen Polizisten und Teilen der Bevölkerung; es geht so weit, dass Terroristen und Selbstmordattentäter Angriffe ausführen und anderen Schaden zufügen. Daraufhin reagiert die Regierung mit starker Gegenwehr und verschärft die Regeln, vor allem für Jugendliche, die als Wurzel des Übels betrachtet werden. In diesen unsicheren Zeiten leben Ava und Sam und müssen ihren Platz in dieser aus den Fugen geratenen Welt finden und sich für eine Seite entscheiden...

Nachdem mir in der Gelöscht-Trilogie viele politische Inhalte gefehlt haben oder zu oberflächlich beschrieben wurden, hatte ich mir in diesem Buch mehr Tiefgang und Erklärungen gewünscht, die durchaus befriedigt wurden.

Anfangs lernt man Ava und Sam kennen, die aus unterschiedlichen sozialen Schichten kommen und dementsprechend auf andere Art betroffen sind von den Kämpfen innerhalb des Landes. Dadurch, dass viel Wert auf die Charakterbeschreibung und Beziehung zwischen beiden gelegt wird, werden die politischen Umschwünge nur am Rande dargestellt und mir fehlte da die Nachvollziehbarkeit der Veränderungen. Dies ändert sich im Verlauf jedoch, als Sam und Ava vor der einsetzenden Ungerechtigkeit vorgehen wollen und Farbe bekennen. Da wurde ersichtlich wie naiv und gutgläubig Sam ist. Ihre Proteste sind friedlicher Art, doch rechnet sie nicht mit der Härte, mit der die Regierung vorgeht und dass sie längst den Weg eines friedlichen Weges den Konflikt zu lösen verlassen haben. Zudem wird Sam zum Spielball der unterschiedlichen Kräfte und erkennt nicht wer sie nur benutzt oder wem wirklich etwas an ihr liegt. Ava ist ganz anders: Klug, besonnen und angepasst. Ihre Art des Protestes ist eher passiver und subtiler Natur, von innen heraus, wenngleich sie wenige Versuche unternimmt und unter dem Radar bleibt. Einverstanden ist sie trotzdem nicht und ihren eingeschlagenen Weg erkennt man hervorragend in der Gelöscht-Trilogie.

Die politischen Veränderungen sind schockierend dargestellt und oftmals konnte ich die Entscheidungen nicht nachvollziehen. Die Regierung handelt so unglaublich kurzsichtig und ohne Sinn und Verstand, auch wenn sie einige Erfolge aufweisen können, die jedoch nur aus Angst vor Strafen entstanden sind. Das ähnelt stark einer Diktatur und hat nichts mehr mit einem mehr oder weniger freien Land zu tun. Wenngleich es spannend und ungemein interessant war, halte ich diese Umbrüche für zu überspitzt und nicht unbedingt für so wahrscheinlich, vor allem da es sich im Jahre 2024 abspielt und ich mir kaum vorstellen kann, dass es so schnell so stark bergab gehen würde mit Großbritannien und nach dem Brexit. Es ist zumindest zu hoffen.

Fazit: Ein starkes Prequel, welches mir viele Informationen zu den politischen Änderungen gegeben hat, um die Gelöscht-Trilogie besser verstehen zu können. Super finde ich die Weiterführung von Sams und Avas Geschichte in der Trilogie, wenn auch in einer passiven Rolle.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Rasant, actionreich und atemberaubend spannend!

In den Klauen des Falken
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Als Zack die U-Bahn nehmen möchte, trifft er unverhofft auf eine Selbstmordattentäterin, die im Begriff ist, alles um sich herum in die Luft zu sprengen. In letzter Sekunde kann Zack das verhindern, doch ...

Als Zack die U-Bahn nehmen möchte, trifft er unverhofft auf eine Selbstmordattentäterin, die im Begriff ist, alles um sich herum in die Luft zu sprengen. In letzter Sekunde kann Zack das verhindern, doch die Konsequenzen verfolgen ihn weiterhin, als er den Mord eines Kollegen aufklären muss, der ihn tief in das Drogenmilieu führt und es in sich hat und Zack wohl auf die härteste Probe seines Lebens stellt.

Wie bei den anderen Bänden auch, beginnt das Buch sofort mit einer gefährlichen und dramatischen Situation, in der Zack in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen muss. Wenngleich der Fall erstmal anderen Behörden überlassen wird, ist dieser nur ein Puzzleteil des großen Ganzen und ergibt im Nachhinein Sinn. Da wurden verschiedene Elemente geschickt miteinander verwoben, um am Ende ein einheitliches Bild abzugeben.

Besonders gefallen hat mir, dass Zack wieder mit seinem Freund Abdulah, der eigentlich kein Polizist ist, Ermittlungen beginnt, die leider kolossal scheitern. Durch die falschen Entscheidungen Zacks und die nicht absehbaren Folgen blieb es durchgehend spannend und ich fragte mich unentwegt was weiterhin passieren würde. Auch wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Was Gewalt und Grausamkeit angeht, wurde nicht gespart. Viele unerwartete und unvorhersehbare Wendungen haben mich regelrecht schockiert. Ich fühlte mich wie in einem rasanten Actionfilm. Eine stürmische Szene folgte der nächsten und die Verfolgungsjagden waren aufregender und fesselnder denn je. Die Kriminalgeschichte ist auf jeden Fall perfekt konstruiert und konnte mich dank der abwechslungsreichen Ereignisse und der überraschenden Twists vollkommen überzeugen. Sie hat mir nach dem etwas enttäuschenden vierten Band extrem gut gefallen, denn der Gegner war mächtiger und rachsüchtiger als die anderen und hat Zack (und den anderen Ermittlern) ungemein viele Fallen gestellt und mit unfairen Mitteln gespielt. Auch das Motiv war stimmig und nachvollziehbar.

Zack ist einer meiner Lieblingsermittler, auch wenn er seine Probleme und Macken hat. Ihm widerfährt leider oft Schlimmes und er hat unsagbar viel Pech im Leben, gerade was Liebesbeziehungen angeht. So schien es auch hier, als habe er mal wieder die gesamte Unterwelt gegen sich aufgebracht und als würden ihn alle nur hintergehen oder ausnutzen wollen. Trotz allem bleibt er stark und rettet sich und andere in brenzligen Situationen, wenngleich er diese leider oft auch selbst verschuldet und Chaos und Unruhen stiftet. Letztendlich bleibt er der strahlende - und gebrochene - Held. Diese Mischung macht es für mich aus.

Fazit: Ein Thriller voller Action, brenzliger Situationen und einer abwechslungsreichen Ermittlung mit einigen Schwierigkeiten, die von kolossalem Scheitern bis hin zu vollem Erfolg reichen und eine durchweg spannende Dynamik entstehen lassen. Meiner Meinung nach der bisher beste Band der Reihe!

Veröffentlicht am 22.10.2019

Die Grenze zwischen Täter und Opfer

Opfer
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Achtung: Enthält kleine Spoiler!



Ein Mann, fürchterlich gefoltert und entstellt, wird in einer Scheune nördlich von Stockholm gefunden. Bald schon tauchen weitere Opfer auf und die Suche der Ermittler ...

Achtung: Enthält kleine Spoiler!



Ein Mann, fürchterlich gefoltert und entstellt, wird in einer Scheune nördlich von Stockholm gefunden. Bald schon tauchen weitere Opfer auf und die Suche der Ermittler verläuft im Sande. Alle Opfer haben eine kriminelle Vergangenheit. Handelt es sich um Racheaktionen? Oder steckt etwas anderes dahinter?

Obwohl das Buch beinahe an die 600 Seiten heranreicht, ist es ziemlich klein und handlich und ließ sich schnell lesen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und kommt ohne unnötige Beschreibungen aus, fokussiert sich auf die Handlungen, welche die Geschichte vorantreiben. Nichtsdestotrotz werden persönliche Schicksale und die Quintessenz der Charaktere anschaulich, umfassend authentisch beschrieben, sodass ich mit ihnen mitfühlen konnte, auch wenn sie auf der anderen Seite des Gesetzes standen.

Die Misshandlungen der Opfer sind ungewöhnlich brutal und bestialisch und vor allem gibt es ein paar mehr Opfer, als ich es aus anderen Krimis/Thrillern kenne. Hinsichtlich der Aggressivität oder gar Hinrichtung der Opfer, bin ich von einem sadistischen Täter ausgegangen oder einer besonders grausamen Racheaktion. Die Auflösung des Täters erschien zwar einerseits nachvollziehbar, andererseits passte für mich der Täter nicht so ganz in mein zuvor erdachtes Schema und so wie die Person dargestellt wurde, hätte ich ihr niemals solche Taten zugetraut, geschweige denn, dass sie dazu überhaupt in der Lage wäre.

Das Buch teilt sich inhaltlich in drei Teil, die geschickt konstruiert wurden und miteinander in Verbindung stehen. Im ersten Teil werden die Geschehnisse größtenteils aus Sicht der Ermittler und einer Journalistin geschildert. Zwischendurch kommen einige Passagen des Täters. Insgesamt ist er zwar sehr krimilastig, dennoch konnte er mich ausgezeichnet unterhalten. Der zweite Teil entlarvt den Täter und schildert seine Motive und weitere Taten in der Zukunft. Zuerst empfand ich diesen Abschnitt als öde und fand, dass die ganze Spannung und das Rätseln um den Täter dahin. Doch auch hier konnte mich der Autor durch seine feinfühligen, emotionalen Beschreibungen fesseln und dem Charakter Tiefe und Menschlichkeit obschon seiner Taten verleihen. Der dritte Teil verhieß die meisten Spannung, dachte ich doch, es würde den wahren Täter entlarven. Wieder einmal kam es anders und die Schuld im rechtlichen Sinne wurde geschickt "verschoben", womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

Fazit: Ein tolles Debüt um sympathische Protagonisten und einer nervenaufreibenden Jagd. Manchmal etwas zu brutal und den Täter fand ich nicht hundertprozentig authentisch. Dennoch würde ich gerne weitere Bücher über die Ermittler lesen.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Nervenaufreibend bis zum Schluss

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Nach der schmerzlichen Trennung von Rakel, ertränkt Harry seine Gefühle und den Schmerz im Alkohol, bis ihn der nächste, vermutlich am schwersten zu verkraftende, Schicksalsschlag einholt und alles unwiederbringlich ...

Nach der schmerzlichen Trennung von Rakel, ertränkt Harry seine Gefühle und den Schmerz im Alkohol, bis ihn der nächste, vermutlich am schwersten zu verkraftende, Schicksalsschlag einholt und alles unwiederbringlich verändert. Eine atemberaubende Jagd beginnt, welche einen in die Abgründe einiger Menschen schauen lässt...

Bereits der Anfang des Buches beginnt packend und aufmerksamkeitsheischend, dass ich sofort von den Geschehnissen gebannt wurde. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, war ich schnell gefangen von der Geschichte und mittendrin in der Handlung und den Ermittlungen. Obwohl dies mein erster Harry-Hole-Band war, hatte ich keinerlei Probleme diesem zu folgen.

Dank der Rückblicke und zusätzlichen Erklärungen konnte ich mir schnell ein Bild und ein Profil der Charaktere machen. Allen voran fand ich Harry ungemein spannend und ungewöhnlich. Er verliert quasi alles was er hat, ist körperlich wie seelisch am Ende und hat dennoch die Kraft - vielleicht auch aus purer Verzweiflung geboren - den Täter zu suchen und eigene Ermittlungen anzustellen. Das ist einerseits bewundernswert, zeigt es doch, dass er ein Polizist durch und durch ist; andererseits verzettelt er sich oft und verrennt sich in haltlosen Anschuldigungen und Verdächtigungen.

Durch die Dicke des Buches ist die Geschichte recht umfangreich und mit zahlreichen Twists und Überraschungen gespickt. Ganz besonders gilt dies für Harrys Ermittlungen. Irgendwann wusste ich nicht mehr wer wirklich Verdächtiger/Täter ist und wer nicht, da einige ein Motiv hatten oder zumindest Indizien dafür sprachen. Abwechslungsreich empfand ich die Darstellung und Entwicklung eigener Geschichten einiger Nebencharaktere, deren Vergangenheit sowie aktuelle Situation beschrieben wurden und ebenso einen Platz einnahmen wie Harrys Geschichte, die jedoch klar im Vordergrund stand.

Die Auflösung war sehr speziell und außergewöhnlich, wundervoll inszeniert mit einem Tick des Geheimnisvollen und Undurchdringbaren, was für mich durchaus innovativ war und vom typischen Krimi-/Thrillerende abgewandt war. Durch einige unbeendete Stränge blieben offene Enden, die bestimmt im Folgeband weitergeführt werden, den ich definitiv lesen werde, als neuer Harry-Hole-Fan ;)

Fazit: Ein spritziger Krimi mit vielen falschen Abzweigungen, die schlussendlich doch zum Ziel führen und einem Ermittler, der es einem nicht leicht macht ihn zu mögen. Absolute Empfehlung, auch für Neueinsteiger.