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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2019

Eine perfekte Komposition in Dur und Moll

Schokoladentage
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„Nur Gefühle beeindrucken die Menschen“. Mit diesem Satz verrät die Autorin eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. Denn ihre Bücher transportieren Gefühle, und zwar ohne Pathos und ohne Kitsch. Warum ist Gabriele ...


„Nur Gefühle beeindrucken die Menschen“. Mit diesem Satz verrät die Autorin eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. Denn ihre Bücher transportieren Gefühle, und zwar ohne Pathos und ohne Kitsch. Warum ist Gabriele Diechler eine meiner Lieblingsautorinnen, vielleicht sogar DIE Lieblingsautorin? Natürlich in erster Linie wegen ihrer gekonnt geschriebenen Bücher, keine Frage. Aber mehr noch, weil ihre herzerwärmend positive Persönlichkeit so direkt, so unmittelbar spürbar wird auf jeder einzelnen Buchseite und sie damit dem Leser auf seltsam individuelle Weise nahekommt, so als sei das Buch ganz allein nur für ihn selbst geschrieben worden.

Alwy, eine junge Patissière, kommt aus Tokio zurück. Sie hat sich von ihrem langjährigen Partner getrennt und steigt nun bei ihrer Freundin Tina in Salzburg in deren Patisserie ein. Finanziell befindet sich Tina mit ihrem Laden in einer schwierigen Lage. Gemeinsam mit vielen kreativen Ideen und vollem Arbeitseinsatz schaffen die beiden Freundinnen erste Erfolge. Doch da wird das „Cake Couture“ erneut bedroht durch die Machenschaften eines Bauinvestors. Der Kampf um den Laden, um die berufliche Existenz wird zum Kampf um das eigene Lebensglück, um Beziehungen, um Freundschaft, um die Erkenntnis, was wirklich wichtig ist im Leben.

Der Roman erscheint mir in seiner Gesamtheit inszeniert wie eine Mozart-Oper. Und das nicht nur, weil er in Salzburg spielt, in dieser wunderschönen Stadt, deren Lebensimpuls Musik zu sein scheint. Die Ouvertüre ist dramatisch und enthält bereits eine Ahnung des späteren Geschehens. Der Leser weiß vom Paukenschlag des Anfangs an, dass er nicht einen der üblichen Frauenromane in der Hand hält. Mozart hat mit leichter Hand Schweres komponiert. Und so schreibt Gabriele Diechler. Mit leichter Hand erzählt sie Wesentliches. Es gibt viele Tempi-Wechsel, Rezitative, die die Handlung weitertragen und betörend schöne Solo-Arien, deren reine Melodien unmittelbar zu Herzen gehen. Genauso spielt die Autorin mit den Geschehnissen, indem sie das Grundmotiv in vielen Variationen ausarbeitet in der ganzen Bandbreite dessen, was Menschen empfinden können. Eine Fülle schöner Bilder, schöner Gedanken bereichert den Leser. Selbst in schwierigen Situationen wird keiner der Protagonisten abwertend-negativ gezeichnet. Immer bleibt ein Funken Respekt, ein Funken Verständnis. Mozart besaß das Geheimwissen der Freimaurer. Gabriele Diechler hat tiefes Herzenswissen. Das macht das Lesen ihrer Bücher besonders.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2019

Ein kluges Buch!!!

Besser spät als nie
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Ein kluges Buch!!!

Sie muss sein, diese Überschrift mit den drei Ausrufezeichen. Denn da lese ich tatsächlich irgendwo über das vorliegende Buch, es sei banal. „Banal“ per definitionem heißt: gedanklich ...

Ein kluges Buch!!!

Sie muss sein, diese Überschrift mit den drei Ausrufezeichen. Denn da lese ich tatsächlich irgendwo über das vorliegende Buch, es sei banal. „Banal“ per definitionem heißt: gedanklich unbedeutend, gewöhnlich. Nein, dieses Buch ist nicht gewöhnlich, es ist gedanklich nicht unbedeutend, es ist alles andere als das. Vielleicht ist derjenige, der das Urteil abgegeben hat, noch sehr jung und unbedarft. Vielleicht hat er nur ein paar Seiten gelesen und gerade ein Thema erwischt, das ihn in seinem Leben noch nicht berührt hat. Vielleicht hatte er witzige Situationsschilderungen aus dem Altersheim erwartet. Wer weiß. Auf jeden Fall bringt mich dieses Urteil dazu, vehement meiner gegenteiligen Meinung Ausdruck zu verleihen.

Die Texte haben Tiefe. Die Texte sind es wert, darüber nachzudenken. Die Texte bringen Informationen über das beschwerliche, reglementierte Leben der Frau vor 60, 70 Jahren. Und die Texte bringen Einblick in das nicht immer einfache Leben im Alter. Aber die Texte bringen auch Ermutigung. Ja, es sind kurze Artikel, denn es handelt sich um eine Sammlung von Kolumnen, die in der Süddeutschen Zeitung zu lesen waren. Wie schwer gute Kolumnen zu schreiben sind, weiß nur, wer sich selbst einmal daran versucht hat. Kurze Meinungsbeiträge zu formulieren, die das jeweilige Thema pointiert auf den Punkt bringen und nicht endlos breittreten. Das kann nicht jeder. Und genau das ist dem Paar Großmutter und Enkelin hervorragend gelungen. So kurz die Texte auch sind, so eindringlich sind sie. Sie kommen ganz harmlos daher, und doch wirken sie lange nach, wenn man sich darauf einlässt. Mechthild Grossmann ist eine gebildete Frau. Sie ist weltoffen und neugierig. Dass sie alt ist, macht ihre Gedanken nicht weniger wertvoll, im Gegenteil. Sie hat alles Recht dazu, uns von ihrer Haltung dem Leben, den Menschen und dem Sterben gegenüber zu erzählen. Nichts davon ist banal. Und übrigens: Nachdenken schadet in keinem Alter.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2019

Herzerwärmend

In der Weihnachtshöhle ist noch Platz
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Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender ...


Wenn ein Cover Aufmerksamkeit weckt, ist schon viel gewonnen. Wunderbar gelungen ist dies bei dem vorliegenden Bilderbuch, denn durch das ausgestanzte Höhlenfenster lugt ein etwas missmutig dreinblickender Bär in die Welt. Viele neugierig-interessierte Waldbewohner harren vor dem Fenster der Dinge, die da kommen, während Mäuschen mit seinen winzigen Fäustchen an die Höhlentür klopft… Und schon heißt es „vorlesen, vorlesen“!
Während die Waldbewohner voller Vorfreude auf Heiligabend im Wald herumwuseln und dicke Schneeflocken auf die Welt fallen, brummelt Mattes, der grummeligste alte Bär, grantig vor sich hin. Weil er tagaus tagein so mürrisch ist, sitzt er ganz alleine in seiner Höhle. Und Weihnachten ist sowieso nicht sein Ding. Plötzlich klopft es…
Es wird nun eine Geschichte erzählt, wie sie liebenswerter nicht sein könnte. Immer mehr Tiere suchen vor dem Schneesturm Schutz in der Bärenhöhle. Ungefragt machen sie sich in der Höhle breit und verteilen überall Weihnachtsklimbim, egal wie Mattes grummeln und brummeln mag. Als der Biber klopft, erlebt Mattes allerdings eine Überraschung, denn vom Biber erhält er ganz uneigennützig ein Geschenk. Der Biber will auch gleich wieder gehen. Da geht Mattes das Herz auf, und er bittet den Biber zu sich in die Höhle.
So ist das mit Gastfreundschaft, die man nicht ungefragt ausnutzen sollte. Als der vom Biber überbrachte Weihnachtsbaum die Höhle so richtig warm erleuchtet, verstehen dies auch die anderen Gäste, bedanken sich bei Mattes und feiern schließlich mit ihm zusammen voller Freude den Heiligabend. Denn Mattes ist halt doch ein Bär mit einem ganz großen Herzen, wenn auch erst auf den zweiten Blick.
Die aussagestarken Zeichnungen von Nikolai Renger untermalen das Erzählte mit so viel Witz, Detailfreude und Ausdrucksstärke, dass nicht nur die Kleinen das Bilderbuch immer und immer wieder anschauen mögen.
Ein rundum gelungenes, herzerwärmendes Weihnachtsbuch!

Veröffentlicht am 25.11.2019

"... denn zusammen kann man sich viel mehr freuen"

Onno & Ontje (Bd. 4)
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Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden ...


Ein Buch aus dem Coppenrath Verlag in der Hand zu halten, ist für mich jedes Mal eine besondere Freude. Denn immer begegne ich besonderen Ideen, die in aller Sorgfalt ausgeführt sind. Auch beim vorliegenden Bilderbuch beginnt die Freude schon bei der weihnachtlichen Haptik: Das Cover ist stellenweise mit Glitzerstaub versetzt, der nicht abgeht! Und nicht nur das Cover überrascht.
Es war meine erste Begegnung mit Onno und Ontje, und mein allererster Eindruck war, dass ich direkte Nachbarn von Findus und Petterson kennen lerne. In sehr ähnlicher Manier begegnen uns die Hauptpersonen und allerlei Kleingetier, das in seinen eigenen Geschichten durch das Bilderbuch hindurchwuselt. Doch Onno ist ein alter Fischer und Ontje ein kleiner Otter. Deshalb bewegen wir uns am Meer, sitzen auch im Winter im Strandkorb und trinken gefrorenen Tee. Ontje, der Otter, ist noch klein. Und das bringt Olga, Onnos Frau, auf die Idee, in diesem Jahr Weihnachten so richtig schön zu feiern, mit Kerzen, mit einem Festessen und vielen Geschenken. Ontje ist begeistert und will dazu viele Freunde einladen, nicht nur Ganslieb, die Gans, und Zieglinde, die Ziege, sondern auch die Robben und die Möwen und die Seesterne und… und … Wie ein ganz schlimmer Schneesturm letztlich dazu führt, dass Ontje tatsächlich sein glücklichstes Weihnachtsfest erlebt – das müsst ihr unbedingt selber lesen und schauen!
Eine zauberhafte Geschichte wird von Thomas Springer hier erzählt. Kindliche Ungeduld begegnet der Gelassenheit des Alters. Kreative Ideen machen auch scheinbar Unmögliches möglich. Und der wahre Zauber von Weihnachten liegt im liebevollen Miteinander. Ganz einfach eigentlich, und doch wird es so leicht vergessen. Alexandra Langenbeck illustriert die Erlebnisse von Onno und Ontje so lebendig, so aussagestark, so detailfreudig, so ideenreich, dass man sich gar nicht sattsehen kann und immer und immer wieder mit einem Schmunzeln Neues entdeckt.
Kurzum: Ein Weihnachtsbuch für die Kleinen, wie es sinnvoller und schöner nicht sein könnte.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Liebenswert zauberhaft

Der kleine Rabe Socke: Alles verknallt! oder Ein kleiner Rabe trifft auf große Liebe
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Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante ...

Als über 70-Jährige zähle ich nicht direkt zur Zielgruppe der Geschichten rund um den kleinen Raben Socke, aber ich liebe ihn seit vielen Jahren. Schlimmer noch, ich gestehe es: Eine plüschige Variante sitzt in meiner Wohnung, krächzt sich manchmal durch meine Gedanken und ist sicher schuld an meiner Sammlung verwaister Einzelsocken.
In seinem 10. Buchabenteuer hat es Socke ganz schön schwer, denn die kleine Ente Fusselbirne klebt schon seit Stunden an ihm wie Kaugummi und schnattert und schnattert, nicht auszuhalten! Mit einem Trick will Socke die Ente loswerden, aber er treibt sie dadurch direkt in die starken, helfenden Arme von Eddi-Bär, der ab sofort nur noch Augen und Ohren für die Ente hat. Socke bleibt allein und traurig zurück. So hatte er sich das nicht gedacht! Also fängt er an zu grübeln, wie er seinen Freund Eddi-Bär zurückgewinnen könnte, wobei ihn Stulle, Löffel und Frau Dachs mit ganz vielen guten Ratschlägen unterstützen, mit verwirrend vielen Ratschlägen. Socke macht sich mit den besten Absichten auf den Weg zu Eddi-Bär, aber, wie könnte es anders sein, es geht schief! Ob nun alles verloren ist?
Eine eindrückliche Geschichte rund um das Thema Freundschaft erzählt hier die Autorin Nele Moost. Es geht auch um Verlieben und Eifersucht, um Allein-Sein, um Missverständnisse und darum, dass nicht nur immer die anderen schuld sind. Wie wichtig Freunde sind. Und dass man es ihnen auch manchmal sagen muss, wie sehr man sie mag. Auf wahre Freunde kann man sich verlassen, aber Freundschaft ist nicht selbstverständlich. Das Buch lässt sich wunderbar vorlesen, denn die Autorin gibt Socke, Fusselbirne und all den anderen liebenswerten Tieren ganz individuelle Ausdrucksweisen. Von traurig bis lustig, von nervig bis rührend ist die ganze Bandbreite von Gefühlen in der Geschichte enthalten und für die Kleinen aus ihrer eigenen Erlebniswelt heraus nachvollziehbar ausgedrückt. Wie wichtig es für jeden ist, auch mal gelobt zu werden, etwas Liebes gesagt zu bekommen, lassen uns Socke, Eddi-Bär und Fusselbirne sehr nachdrücklich erleben. Großartig wie immer hat Annet Rudolph mit ihren hinreißenden Illustrationen zu der gelungenen Geschichte beigetragen. Es gibt auf jeder Seite eine Fülle von „Nebengeschichten“ zu entdecken, die witzig-liebevoll und kindgerecht in Szene gesetzt sind.
Kurzum: Ein rundum zauberhaftes, kluges und liebevolles Bilderbuch zum Vorlesen, großartig illustriert.