Profilbild von odenwaldcollies

odenwaldcollies

Lesejury Profi
offline

odenwaldcollies ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit odenwaldcollies über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2019

Zweiter Teil um das geheimnisvolles Buch in Pirna

Die Handschrift des Teufels
0

Endlich ist der langersehnte zweite Teil um Sophia aus Pirna und ihr geheimnisvolles Buch erschienen, und es geht genauso spannend weiter wie in „Die Fallstricke des Teufels“. Durch die Heirat mit dem ...

Endlich ist der langersehnte zweite Teil um Sophia aus Pirna und ihr geheimnisvolles Buch erschienen, und es geht genauso spannend weiter wie in „Die Fallstricke des Teufels“. Durch die Heirat mit dem Magister und guten Freund Heinrich Fuchs konnte die schwangere Sophia der Ehe mit dem undurchsichtigen Stadtschreiber Wolf Schumann entgehen, zumal Sophia nicht ahnt, welche Rolle Schumann bei ihrem bisher größten Schicksalsschlag spielt.

Heinrich Fuchs erweist sich auch weiterhin als guter Freund, der trotz der Ehe keinerlei Forderungen an seine Frau stellt, da er weiß, dass ihre Liebe dem toten Nikolas gehört. Aber der Alltag und die gemeinsame Suche nach der Wahrheit in dem Buch, welches Sophia seinerzeit im Kontor ihres Vaters gefunden hatte, schweißt die beiden immer mehr zusammen.

Wolf Schumann will ebenfalls den Inhalt des Buches entschlüsseln und für seine eigenen Zwecke nutzen – und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Ich hoffe sehr, dass seine Intrigen ihn spätestens im dritten Band einholen werden.

Die Suche nach dem Code, mit dem man die fremdartigen Schriftzeichen des Buches entschlüsseln kann, erweist sich als schwierig und hält die eine oder andere spannende Überraschung bereit.

Eine weitere dramatische Wendung erfährt der Roman, als Sophias beste Freundin Maria unter Mordanklage gerät und die beiden Frauen ausgerechnet von einen Ereignis aus dem ersten Band eingeholt werden.

Gleichzeitig kämpft ein junger Mann namens Moses in einer Flößersiedlung im Elbsandsteingebirge um die Erinnerungen an sein früheres Leben, bevor er von den Flößern aus dem Fluss gezogen und vor dem Ertrinken gerettet wurde.

Man sieht, auch der zweite Teil kann mit einer spannenden Handlung und überraschenden Wendungen aufwarten. Dabei entwickelt sich das Ende völlig anders, als ich es erwartet hatte – wobei ich gestehen muss, ich hatte eigentlich gar keine konkrete Vorstellung einer Lösung für das Dilemma, in das Sophia unwissentlich immer mehr gerät. Umso gespannter bin ich jetzt, was uns im dritten Band erwarten und wie die Trilogie enden wird.

Wieder sehr gut gefallen haben mir die vielen kleinen und größeren historischen Details, mit denen die Autorin ihre Erzählung bereichert und die die Geschichte erst so richtig runden werden lassen. Und auch die liebevoll gezeichneten Charaktere konnten mich wieder überzeugen, mit ihren Stärken und Schwächen.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Als wir zu träumen wagten …

Die Hafenschwester (1)
0

Hamburg 1892: die Stadt wird von der furchtbaren Cholera heimgesucht, der tausende Menschen zum Opfer fallen. So auch die Mutter von Martha, deren Tod die Familie an den Rand des Zusammenbruchs bringt. ...

Hamburg 1892: die Stadt wird von der furchtbaren Cholera heimgesucht, der tausende Menschen zum Opfer fallen. So auch die Mutter von Martha, deren Tod die Familie an den Rand des Zusammenbruchs bringt. Es liegt nun an der jungen Frau, für ihre Familie zu sorgen und ihr das Überleben zu sichern. Obwohl Martha aus dem armen Gängeviertel stammt, gelingt es ihr, eine Lehrstelle am Eppendorfer Krankenhaus zu bekommen, um zur Krankenschwester ausgebildet zu werden. Jedoch ist ihre Arbeit mit einer Anzahl von Einschränkungen für sie als Frau verbunden. Als Martha mit der Sozialdemokratie in Kontakt kommt, lernt sie weitere Frauen kennen, die bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen.

Mit dem vorliegenden Roman, der den Auftakt zu einer Serie um Martha und ihre Familie bildet, entführt Melanie Metzenthin die Leser in das Hamburg im ausgehenden 19. Jahrhundert, mitten in die damals fürchterlich wütende Cholera-Epidemie, die gerade in der Elbemetropole aufgrund schlechter Öffentlichkeitsarbeit zu hohen Verlusten an Menschenleben geführt hat. Vielen Familien werden geliebte Menschen entrissen – so auch in Marthas Familie. Ein Schicksalsschlag, der ihren Vater völlig aus der Bahn wirft: er sucht Trost im Alkohol und es bleibt an Martha hängen, für das Überleben ihrer Familie zu sorgen. Keine leichte Aufgabe, wenn man aus den untersten Schichten stammt, die für eine Lehrstelle sogar noch zahlen müssen.

Aber Martha hat eine rasche Auffassungsgabe und dank ihres erwachten Interesses an der Medizin findet sie neue Bekannte, die ihr unerwartete Möglichkeiten bieten. Martha ist eine Kämpferin, die trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt – das hat mir sehr gut gefallen. Aber das eine oder andere Mal macht sie auch einen Fehler, der durchaus wieder auf sie zurückfällt.

Besonders gut hat mir gefallen, dass Martha es sich nicht nehmen lässt, zu ihrer besten Freundin Milli zu stehen, die aufgrund ihrer schrecklichen familiären Situation in die Prostitution geraten ist. Zur damaligen Zeit hatte man sich als „anständiges Mädchen“ von Frauen wie Milli fernzuhalten. Umso offener ist Martha für die Ziele der Sozialdemokratie, die für die Rechte der Frauen und auch die der Prostituierten einsteht. Besonders beeindruckt hat mich die historische Figur der Lida Gustava Heymann, die mir bis zu diesem Buch unbekannt war. Ich bin froh, diese engagierte und mutige Frau durch die Autorin kennengelernt zu haben.

Wie schon in den anderen Büchern der Autorin gelingt es ihr wieder sehr gut, die damalige Zeit bei dem Leser aufleben zu lassen. Man ist oftmals schockiert über die damaligen Zustände, nicht nur in Bezug auf die Hygiene in der Krankenpflege; dadurch wird Marthas Kampf um ein besseres Leben für sich und ihre Familie sowie für die anderen Frauen umso eindrücklicher.

Sehr gut haben mir auch die Charaktere gefallen, die oftmals eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht haben und mich mit ihrem Handeln einige Male überraschen konnten.

Für mich ist dieser erste Band ein sehr gelungener Auftakt zu der neuen Serie und ich bin gespannt, wie es mit Martha, ihrer Familie und ihren Freunden weitergehen wird.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Vorhang auf für die Superschurkin Dominique

Evil Miss Universe
0

Superschurken wie Blofeld & Co. waren gestern, endlich betritt eine weibliche Superschurkin die Bühne: Dominique, die in Paris im monströsen Tour de Montparnasse lebt - man darf schließlich nicht kleinlich ...

Superschurken wie Blofeld & Co. waren gestern, endlich betritt eine weibliche Superschurkin die Bühne: Dominique, die in Paris im monströsen Tour de Montparnasse lebt - man darf schließlich nicht kleinlich sein – mischt die Schurkenszene ordentlich auf.

Bisher habe ich mit Superschurken die Eigenschaft, über Leichen zu gehen, verbunden, aber das ist bei Dominique überhaupt nicht der Fall, im Gegenteil, sie ist immer darauf bedacht, dass es bei ihren Verbrechen keine Opfer gibt, weder bei Mensch noch Tier. Überhaupt agiert sie ziemlich clever, wie sie ihr Schurkentum aufbaut und die dazu nötige finanzielle Grundlage schafft. Zudem sorgt sie dafür, in der Pariser Öffentlichkeit ein überaus positives Image zu erlangen.

Ich gebe zu, dass ich mich dabei ertappt habe, sie und ihr Handeln zunehmend sympathisch zu finden. Im Gegensatz zu Mr. Right, der den amtlich anerkannten Superhelden der Welt mimt und der Einzige zu sein scheint, der Dominique wirklich gefährlich werden könnte.

Okay, im Laufe der Lektüre habe ich mich dann schon gefragt, warum Dominique eigentlich so ein extremes Geltungsbedürfnis hat, dass sie in allen möglichen Bereich ganz oben mitmischen will. Ihre Ziele erreicht sie auch nicht mit Können, sondern mit kleineren oder größeren Betrügereien an den richtigen Stellen – aber wie schon erwähnt, man darf schließlich nicht kleinlich sein als Superschurkin. Und irgendwie muss Dominique ihren extravaganten Lebensstil ja nach außen transferieren.

Aber wehe, man tut Dominique richtig weh – ihre Rache ist dann fürchterlich und dann kommt sie meinem Bild einer Schurkin ziemlich nahe.

Es ist aber nicht nur Dominiques Geschichte, die hier erzählt wird, sondern auch die von Luc, einem Pariser Studenten, der den Job als Liftboy bei Dominique annimmt und ihr nach dem ersten Aufeinandertreffen völlig verfällt. Danach besteht sein ganzes Lebensziel darin, von seiner Arbeitgeberin überhaupt wahrgenommen zu werden.

Der Schreibstil ist frisch, frech und witzig – man darf eben nicht alles so ernst nehmen. Es ist manchmal schon peinlich genug, wenn Dominique unserer Welt den Spiegel vorhält. Das Ende hat mich dann aber doch überrascht, weil ich damit, ehrlich gesagt, so nicht gerechnet hatte – gefällt mir aber.


Veröffentlicht am 28.11.2019

Spannender zweiter Teil der Trilogie

Ströme der Macht
0

Semire kann sich im Kampf gegen Haus Schwertgrad durchsetzen, Quilûn kehrt als Erbe von Semires Vater, Graf Golar, an den Berg zurück und Kyrin sucht weiterhin nach dem Geheimnis der Magie des Berges, ...

Semire kann sich im Kampf gegen Haus Schwertgrad durchsetzen, Quilûn kehrt als Erbe von Semires Vater, Graf Golar, an den Berg zurück und Kyrin sucht weiterhin nach dem Geheimnis der Magie des Berges, indem sie es schafft, den Kopf des Gravilioners vom Grund des Sees zu bergen.

So beginnt der zweite Teil im Kampf um die Macht am Berg Ianapat. Mit Spannung habe ich darauf gewartet, wie es dem Maler Quilûn ergehen wird, der überraschenderweise als Erbe von Graf Golar ins Haus Schneegrund zurückkehrt. Wer den ersten Teil gelesen hat, weiß, dass Intrigen und geheime Machenschaften innerhalb des Adels an der Tagesordnung sind, wie wird es da dem gutmütigen Quilûn ergehen, wenn er plötzlich im Zentrum der Macht steht. Werden die anderen Adligen ihn akzeptieren und unterstützen oder werden einzelne Gruppierungen die Gelegenheit ergreifen, um sich an die Spitze zu setzen? Für Semire steht es außer Frage, dass sie alles daransetzen wird, um die Macht des eigenen Hauses zu halten und zu stärken, auch wenn ihr als Frau eigentlich die Hände gebunden sind.

Die Magierin Kyrin sucht inzwischen fieberhaft nach den Geheimnissen der Magie am Berg, die sie gemeinsam mit Graf Golar erkunden wollte. Dabei betritt sie einen gefährlichen Weg, in dem sie versucht, Kontakt mit dem Gravilioner aufzunehmen, dessen Kopf sie vom Grund des Sees bergen konnte.

In diesem spannenden zweiten Teil erhalten sowohl die Protagonisten als auch wir Leser einige Antworten auf Fragen, die sich im Laufe des ersten Teils herauskristallisiert haben. Dabei konnte mich die Wendung der Handlung einige Male überraschen, eigentlich bei allen drei Hauptfiguren entwickelte es sich schlussendlich anders als ich es mir ausgemalt hatte. Die Macht der Liebe, die Abhängigkeit einer Sucht und der Traum von Freiheit spielen dabei eine ganz große Rolle.

Besonders interessiert war ich ja am Inneren des Berges und in diesem Buch werden wir ihn endlich näher kennenlernen. Dank Kyrin kommen wir auch hinter das Geheimnis der Magie und erfahren, welche Ziele Graf Golar mit seinen geheimen Nachforschungen tatsächlich verfolgt hat. Ziele, die mich ein weiteres Mal überrascht haben.

Das Ende des Buches erschüttert den Berg und seine Ordnung regelrecht in seinen Grundfesten und lässt mich gespannt auf den Abschlussband der Trilogie warten.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Ein düsteres und verschwiegenes Geheimnis der katholischen Kirche

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
0

Irland, 1912: der Weg der beiden gegensätzlichen jungen Frauen Cindy und Fiona, angeblich missraten und sündig, kreuzt sich in einer der sogenannten Magdalen-Wäschereien, die gefallenen Frauen eine Zuflucht ...

Irland, 1912: der Weg der beiden gegensätzlichen jungen Frauen Cindy und Fiona, angeblich missraten und sündig, kreuzt sich in einer der sogenannten Magdalen-Wäschereien, die gefallenen Frauen eine Zuflucht bieten soll, um ihnen nach einer gewissen Zeit die Reintegration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Dort treffen sie auf die junge Nonne Rose, die in die Wäscherei versetzt wurde. Bald stellt sich jedoch heraus, dass diese Magdalen-Wäschereien eher einem Vorhof der Hölle gleichen.

Die Magdalen-Wäschereien in Irland waren mir bis zu diesem Roman nicht bekannt und ich war entsetzt darüber, welche Zustände dort herrschten. Besonders schockierend finde ich, dass diese Einrichtungen bis in die 1990er Jahre überdauert haben und bis heute von der katholischen Kirche totgeschwiegen werden. Umso froher bin ich, dass die Autorin diesem düsteren Kapitel der Geschichte einen Platz eingeräumt und den betroffenen Frauen eine Stimme gegeben hat.

Die Magdalen-Wäschereien sollten vor allem Prostituierten eine Zuflucht und eine Möglichkeit geben, ihr Gewerbe aufzugeben und ein gottgefälligeres Leben nach Rückführung in die Gesellschaft führen zu können. In Wirklichkeit wurden die Frauen wie Sklaven gehalten, die nicht genügend zu Essen bekamen und auch keine Chance hatten, jemals diesen Einrichtungen zu entkommen. Ihre unehelichen Kinder wurden ohne das Wissen der Mütter an zahlungskräftige Adoptionseltern vermittelt. Gewalt durch die Nonnen sowie sexueller Missbrauch durch Priester und anderer Angehöriger der Kirche waren an der Tagesordnung.

Fiona und Cindy sind beides keine Prostituierten, sondern wurden aufgrund von Hass und unglücklicher Umstände ein Opfer der Wäschereien. Cindy ist eine Kämpferin, die sich nicht mit ihrem neuen Schicksal abfinden kann und will, was sie jedoch auch in Gefahr bringt. Für Fiona ist sie eine Art Anker, an dem sich die junge Frau aus gutem Haus orientiert – und eine Entwicklung durchmacht, die sie, wenn ihr Leben in normalen Bahnen verlaufen wäre, sicherlich niemals durchgemacht hätte.

In der Wäscherei treffen die beiden Frauen auf Schwester Rose, die die Bezeichnung Nonne wirklich verdient. Sie zeichnet sich durch Nächstenliebe und Empathie aus – ihr fallen zwar die Missstände recht schnell auf, aber da sie als Waise ihr ganzes Leben in einem Kloster verbracht hat, wagt sie es anfänglich nicht, dagegen aufzubegehren. Die Zweifel wachsen jedoch immer weiter.

Das Buch behandelt jedoch nicht nur die Geschichte der drei Frauen in der Wäscherei, sondern beschreibt auch die Schwierigkeiten, die alleinstehende Frauen in der Gesellschaft haben, die es tatsächlich schaffen, den Fängen der Nonnen zu entkommen. So geraten Cindy, Fiona und Rose noch in die Wirren des irischen Freiheitskampfes, bei dem sie sich für eine der Seiten entscheiden müssen.

Die Autorin hat mit dem vorliegenden Roman ein aufwühlendes Buch geschrieben, das gleich zwei Kapitel der irischen Geschichte erzählt: die der Magdalen-Wäschereien und die des irischen Freiheitskampfes. Es konnte mich wieder aufgrund des Schreibstils der Autorin voll überzeugen und hat mir spannende Lesestunden beschert.