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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2019

Vielschichtiger Familienroman

Der größte Spaß, den wir je hatten
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Marilyn und David Sorensen sind seit 40 Jahren verheiratet, ihre vier Töchter inzwischen erwachsen. Wendys geliebter Ehemann starb an Krebs, nun tröstet sie sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet ...

Marilyn und David Sorensen sind seit 40 Jahren verheiratet, ihre vier Töchter inzwischen erwachsen. Wendys geliebter Ehemann starb an Krebs, nun tröstet sie sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet hat ihre Karriere als Anwältin an den Nagel gehängt und ist Vollzeitmutter. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, ist schwanger, doch ihr Ehemann ist depressiv, ob er ihr wohl eine große Hilfe sein wird? Grace, das Nesthäkchen, hat ihrer Familie vorgegaukelt, dass sie einen Studienplatz erhalten hat. Ihre Eltern leben ihnen das große gemeinsame Glück vor, ob die Töchter das je erreichen werden? Dann taucht Jonah auf, Violets Sohn, den sie vor 15 Jahren zur Adoption freigegeben hatte, wovon aber nur Wendy etwas wusste. Seine Adoptivfamilie starb bereits vor vielen Jahren, seither lebte er in verschiedenen Pflegefamilien. Seine Rückkehr bringt in der Familie Sorensen alles durcheinander.

Diese Familiengeschichte umfasst die vierzig Jahre Ehe der Eltern Sorensen, mit all den Freuden und Leiden, den die zunächst kleinen, später erwachsenen Kinder mit sich bringen. Die gemeinsame Zeit benennen die Eltern als „den größten Spaß, den wir jemals hatten“, ein geflügeltes Wortspiel aus den allerersten gemeinsamen Tagen. Dabei liest sich die Geschichte der Familie fast wie eine Langzeitstudie der Psychologie über Geschwisterrivalität und Familienzusammenhalt. Vielschichtig ist das Geschehen in dieser Familie, anfangs musste ich mich sehr konzentrieren, um hier den Überblick zu behalten. Doch je mehr ich in die Erzählung eintauchte, umso mehr konnte ich mich von ihr fesseln lassen. Und umso mehr konnte ich die Hintergründe zu den einzelnen Personen erfassen und ihre Handlungen nachvollziehen.

Der Autorin Claire Lombardo ist ein umfangreicher Unterhaltungsroman gelungen, der vieles aus der amerikanischen Gesellschaft spiegelt. Ich habe sehr gerne über diese Familie gelesen und empfehle das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Geht ans Herz

Die Zeit der vergessenen Kinder
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Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich gleich besonders verbunden. Beide tragen Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie noch nicht bewältigt haben. Werden ...

Als Martin und Claudia sich im Sommer 2008 begegnen, fühlen sie sich gleich besonders verbunden. Beide tragen Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich herum, die sie noch nicht bewältigt haben. Werden diese zu schwierig sein für eine tragfähige gemeinsame Zukunft?

Mit der Erzählung um Martin und Claudia und ihren Familiengeschichten, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus hineinreichen, hat die Autorin Charlotte Kliemann eine komplexe Geschichte in mehreren Handlungs- und Zeitebenen geschrieben. Nach und nach erhält der Leser ein Bild von den beiden mit all den Erlebnissen, die sie geprägt haben. In diese Geschichte hineingeflochten ist die Verfolgung der Sinti und Roma während der Nazi-Zeit und auch noch danach. Dies geschieht sehr einfühlsam und dennoch sehr bemüht um Sachlichkeit, der Leser kann sich selbst seine Meinung dazu bilden. Es ist keine leichte Lektüre, die Geschehnisse gehen echt ans Herz, und dennoch mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Verfolgung der Roma und ihre Ächtung erhält durch dieses Buch ein Gesicht, das wird man so schnell nicht vergessen.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und wird noch eine Weile nachklingen. Ich empfinde sie als einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Toleranz gegenüber Menschen, die nicht sofort in unser Alltagsschema passen. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Lautloser Killer unterwegs

Cold Storage - Es tötet
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1987 kann ein Team von US-Agenten einen äußerst gefährlichen mutierten Pilz in letzter Sekunde zu vernichten. Lediglich eine Probe soll, fest verschlossen, für die wissenschaftliche Forschung Verwendung ...

1987 kann ein Team von US-Agenten einen äußerst gefährlichen mutierten Pilz in letzter Sekunde zu vernichten. Lediglich eine Probe soll, fest verschlossen, für die wissenschaftliche Forschung Verwendung finden. 32 Jahre später hat der Pilz eine Möglichkeit gefunden, sich aus seinem Gefängnis zu befreien, unbeachtet von allen Sicherheitsvorschriften, und zunächst versuchen die Wachen der Nachtschicht, Naomi und Teacake, das Problem in Griff zu kriegen. Doch der Pilz könnte die gesamte Menschheit ausrotten…

Spannung bietet dieser Horror-Thriller von der ersten Seite an. Die lautlose Gefahr dieses Pilzes, die auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist, bietet sich an für eine Geschichte, die das Grauen in vielen Schattierungen zeigt. Die Katastrophe scheint vorhersehbar, umso mehr, als nach gut 30 Jahren kaum noch jemand um die Gefahr dieses Killerpilzes weiß. Bis zum Schluss fiebert der Leser mit, ob die einsamen Helden der Geschichte Erfolg haben werden oder nicht.

Action, Horror, Humor, vieles bietet dieses Buch, so dass die Seiten des Buches einfach nur so fliegen beim Lesen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.12.2019

Zurück ins Leben laufen

Laufen
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Nach einem erschütternden Verlust beginnt eine Ich-Erzählerin mit dem Laufen. Dabei erzählt sie aus ihrem Leben und wie der Verlust sie geprägt hat. Nach und nach verändert sich dabei der Ton ihres inneren ...

Nach einem erschütternden Verlust beginnt eine Ich-Erzählerin mit dem Laufen. Dabei erzählt sie aus ihrem Leben und wie der Verlust sie geprägt hat. Nach und nach verändert sich dabei der Ton ihres inneren Monologs, je selbstverständlicher das Laufen für sie wird, so wird es auch wieder das Leben selbst.

Die Geschichte einer Frau, die durch das Laufen ihre Trauer bewältigt und wieder ins Leben zurückfindet, zeigt, wie die (übrigens durchgängig namenlose) Frau an Leib und Seele gesundet. Mit viel Einfühlungsvermögen lässt die Autorin Isabel Bogdan ihre Protagonistin ihre Trauer in Worte (und Laufschritte) fassen, um mehr und mehr den Weg zurück in ihren Alltag zu finden. Indem die Läuferin ihre Gedanken selbst erzählt, ist der Leser stets hautnah bei ihr. Das ist nicht immer einfach zu lesen, ist jedoch Zeichen größter Authentizität. Das Buch zeigt eine sehr individuelle Art, mit der Trauer umzugehen, und weist dennoch einen Weg aus einer Situation, die traumatisch und kaum zu bewältigen erscheint. Manches wird dabei im Gedankenkarussell immer wieder auftauchen, der Leser möge dennoch auf die kleinen Nuancen und Verschiebungen achten.

Dieses sehr berührende Buch wird jeden Leser noch eine Weile beschäftigen. Sehr gerne empfehle ich es weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 03.12.2019

Spannender Cold Case

Bis ihr sie findet
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Als die 30 Jahre alte Leiche einer Jugendlichen im Wald gefunden wird, ahnt Detective Chief Inspector Jonah Sheens sofort, wer das ist: die 14jährige Aurora, die 1983 nach einer Übernachtung mit einer ...

Als die 30 Jahre alte Leiche einer Jugendlichen im Wald gefunden wird, ahnt Detective Chief Inspector Jonah Sheens sofort, wer das ist: die 14jährige Aurora, die 1983 nach einer Übernachtung mit einer Clique Jugendlicher spurlos verschwand. Schnell ist klar, dass sie ermordet wurde, und die Ermittlungen beginnen von neuem. Die sechs Jugendlichen der Clique sind inzwischen in alle Winde verstreut, doch sie finden sich erneut zusammen. Wer nur mag Aurora ermordet haben? Zudem haben sie alle ein Geheimnis zu wahren, denn bei Aurora wurden auch kleine Drogenpäckchen gefunden, allerdings bei weitem nicht alle, die damals in dieses Versteck gepackt wurden…

Spannend ist es, wie Auroras Verschwinden nach und nach aufgerollt wird, wie die Geschichte mit dem Leben der damaligen Jugendlichen gefüllt wird, wobei immer die Frage im Raum steht nach dem Täter und seinem Motiv. Niemand hätte gedacht, dass die Geschehnisse von damals neu interpretiert werden können, doch es zeigt sich, dass neue Erkenntnisse dies durchaus möglich machen. Und so kann ein Cold Case gelöst werden, der zunächst unlösbar erschien. Der Fokus auf die Emotionen in der Clique der Jugendlichen strahlt auf die Wünsche und Eitelkeiten der damaligen Jugendlichen, auf Freundschaft und Verlust; und die Trauer, die darunterliegt, kommt immer besser zutage.

Dieses Buch hat mir einige spannende Lesestunden beschert, deshalb empfehle ich es sehr gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.