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Veröffentlicht am 05.01.2020

Sogar noch spannender als der Vorgänger!

Die Bildermacherin und der böse Wolf
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Erneut entführen uns Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck in das landschaftlich wunderschöne Südtirol, in die kleine, anheimelnde Gemeinde Pfunders – wo jeder jeden kennt, Traditionen bewahrt werden ...

Erneut entführen uns Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck in das landschaftlich wunderschöne Südtirol, in die kleine, anheimelnde Gemeinde Pfunders – wo jeder jeden kennt, Traditionen bewahrt werden und man höllisch aufpassen muss, nicht ins Gerede zu kommen. Der Dorftratsch ist zwar oft übertrieben, scheint aber immer auch ein Fünkchen Wahrheit zu enthalten. Und unter Umständen könnte die Aufdeckung gewisser Geheimnisse tödlich enden…

Obwohl dies der zweite Band einer Buchreihe ist, kann man den Ereignissen problemlos folgen, da die Geschichte eine in sich geschlossene Handlung hat. Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass die Autorinnen den schwierigen Spagat geschafft haben zwischen ausreichender Bereitstellung von Hintergrundinformationen und der Vermeidung von Spoilern zum ersten Roman - das gelingt nur selten, toll!

Amalia ist wieder in Pfunders – das Großstadtmädel kehrt endlich zurück zu ihren Wurzeln, zurück in die Heimat. Lange hatte sie mit ihrer Entscheidung gehadert, ihr beruflich erfolgreiches Leben als Modefotografin in Berlin aufzugeben, um im Pustertal als freie Fotografin zu arbeiten und somit den Beruf ihrer geliebten Oma Zille weiterzuführen, deren Tod Amalia noch immer sehr schmerzt. Womöglich hat sich die junge Frau jedoch ein wenig zu lange Zeit gelassen, ehe sie Nägeln mit Köpfen machte: die zarte Annäherung mit ihrem Jugendfreund Felix ist im Sande verlaufen – nachdem er immer wieder von ihr vertröstet worden ist, hat der attraktive Mann sich anderweitig umgeschaut…und wirkt sehr glücklich mit seiner Neuen. So hatte sich Amalia ihre Rückkehr ganz und gar nicht vorgestellt! Abgesehen von ihrem Liebesleben gibt es auch im Ort Probleme: zwei Biologinnen erforschen das Verhalten von Wölfen, die seit Kurzem in das Pfundrer Tal zurückgekehrt sind und sprechen sich vehement für den Schutz der Tiere aus. Der Großteil der Dorfbewohner ist allerdings beunruhigt – viele trauen sich nicht mehr in die Wälder, die Bauern bangen um das Wohl ihrer Tiere, der Hotelier Walter Acherer befürchtet ausbleibende Touristen. Die Lage spitzt sich zu, als wenige Tage später ausgerechnet Amalia auf einer Ski-Tour auf die zerfleischte Leiche einer der beiden Biologinnen stößt. War die allgemeine Angst vor dem 'bösen Wolf' also tatsächlich berechtigt? Bald schon erkennt Amalia, dass der Schein in Pfunders oftmals trügt – nicht nur im Falle der getöteten Frau. Egal wie majestätisch die schneebedeckten Berge in der Sonne glitzern und wie einladend die idyllischen Berghöfe anmuten – das Böse lauert häufig dort, wo man es am wenigsten vermutet.

Ich möchte nur soviel verraten: man tappt sehr, sehr lange im Dunkeln, ehe man die düsteren menschlichen Abgründe einiger Figuren erkennt. Ich war in vielerlei Hinsicht komplett überrascht! Dennoch kommen Humor und Lokalkolorit nicht zu kurz, vor allem über einige der reichlich eingewobenen dialektischen Begriffe – die im Anhang allesamt im Glossar nach entsprechenden Kategorien aufgelistet werden – habe ich schmunzeln müssen.

Das Cover ist ganz dem Genre entsprechend in kühlen, dunklen Farben gestaltet und hinsichtlich der Abbildung dem Vorgängerband angepasst worden. Die glänzende Schrift im Reliefdruck wertet das Cover optisch noch zusätzlich auf.

Fazit: Genau so sollte ein Regional-Krimi sein! Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 22.12.2019

Mit Abstand der bisher wundervollste Band der Redwood-Reihe – zum Dahinschmelzen!

Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Lächeln
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Nicht vielen Autoren/innen gelingt es, nach einem Mega-Erfolg mühelos daran anzuknüpfen. Die international gefeierte und hochgelobte Redwood Love-Reihe von Kelly Moran hatte auch mich schwer begeistert ...

Nicht vielen Autoren/innen gelingt es, nach einem Mega-Erfolg mühelos daran anzuknüpfen. Die international gefeierte und hochgelobte Redwood Love-Reihe von Kelly Moran hatte auch mich schwer begeistert und ich war gespannt wie ein Flitzebogen auf die Fortsetzung bzw. auf das Spin-off gewesen. Das lange Warten hat sich definitiv gelohnt, denn die Autorin hat es geschafft, mit diesem Werk sogar die Bände 1-3 in den Schatten zu stellen. Wahnsinn! 'Redwood Dreams' ist nun mit Abstand mein Lieblingsbuch dieser Reihe und das hätte ich zuvor kaum für möglich gehalten. Die Geschichten um die drei O'Grady Brüder Cade, Flynn und Drake hatten mich bereits dermaßen gefesselt und von einem Umzug in das idyllische kleine Städtchen zwischen Bergen und Meer an der Küste Oregons träumen lassen, dass ich eine Steigerung meiner Euphorie als beinahe unmöglich abgetan hatte. Selten habe ich mich so gefreut, mich geirrt zu haben.

Ella Sinclair ist nach langer Zeit wieder in ihr Heimatstädtchen zurückgekehrt, wo sie als Grundschullehrerin arbeitet. Es hatte sie viel Kraft gekostet, nach einer persönlichen Tragödie zurück ins Leben zu finden, doch sie meistert ihren Alltag erfolgreich und erfreut sich an den kleinen Dingen, die anderen Menschen ganz selbstverständlich erscheinen. Wenn nur ihre Schüchternheit nicht wäre! Nie hätte sie geahnt, dass ausgerechnet sie, die sich quasi unsichtbar fühlt, in das Visier des berühmt-berüchtigten Drachen-Trios geraten würde: drei ältere Damen, die im ganzen Ort für ihre resoluten Kuppel-Aktionen bekannt sind. Böse Zungen würden behaupten, sie mischen sich penetrant in das Leben ihrer Mitmenschen ein. Andere würden schmunzelnd auf die hohe Erfolgsrate der O'Grady-Damen verweisen – immerhin waren sie erheblich am Glück etlicher Paare beteiligt. Aber nun wollen sie Ella mit dem heißesten Mann von ganz Redwood verkuppeln, ihrem Nachbarn Jason - Feuerwehrmann, überzeugter Single und Serien-Dater, der mit seinem Selbstbewusstsein und Charme jede Frau um den Finger wickeln kann…wenn er denn will. Und Ella ist überzeugt davon, dass sie garantiert nicht die Art Frau ist, nach der sich solch ein Traummann verzehrt. – Mit ihrer nervösen Plapperei hat sie bisher jeden Kerl nach wenigen Minuten in die Flucht geschlagen. Aber sowohl Jason als auch Ella haben nicht mit der Hartnäckigkeit des Drachen-Trios gerechnet…

Der humorvolle und gleichzeitig auch tiefgründige, emotionale Schreibstil der Autorin hat mich wieder einmal komplett überzeugt. Mehr noch: die Witze waren nicht überzogen, die Dialoge unheimlich authentisch und das sensible Thema von Verlust ist mit sehr viel Feingefühl behandelt worden. Dieses Buch ist so viel mehr als nur ein romantischer, neckischer Liebesroman; auch Familie, Freundschaft, (fehlendes) Selbstwertgefühl und Umgang mit Trauer sind zentrale Elemente der Handlung.

Ich habe mich sowohl in Ella als auch in Jason, aus deren beider Perspektiven erzählt wird, wunderbar hineinversetzen und hineinfühlen können. Mit diesen Figuren möchte man gerne im echten Leben befreundet sein, da sie so viele liebenswerte Eigenschaften besitzen. Vor allem ihrer beider Aufrichtigkeit und Güte hat mein Herz erwärmt. Sie sind von allen Charakteren aus allen Bänden der Reihe meine erklärten Lieblinge geworden. Ellas Stärke und positive Lebenseinstellung sind einfach nur bewundernswert; davon könnten sich viele Menschen eine Scheibe abschneiden. Apropos "Scheibe": über Ellas niedliche Schimpfworte ("Heiliger Bim Bam und Butzemann") habe ich mich immer wieder gekringelt!

Das wunderschöne Cover bildet die perfekte Ergänzung zu den Vorgängerwerken, da das für die Redwood-Reihe typische Layout (Holzdesign und eine Collage von Polaroid-Fotos) beibehalten worden ist.

Fazit: Ergreifend, spannend, sexy und voller Wortwitz - eine Achterbahnfahrt der Gefühle! Ich habe geschmunzelt, laut gelacht und Tränen des Mitgefühls und der Rührung vergossen. Nach Abschluss der Lektüre habe ich meinem Ehemann aufgeregt mit dem Buch vor der Nase herumgewedelt und selig schluchzend nur noch: "So schön!!" herausbringen können.

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Ein wahrhaftig hinreißender Regency-Roman!

Die hinreißende Lady Charlotte
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Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass…Jane Austens zeitlos sensationeller Schreibstil bisher oftmals imitiert worden ist, diese Versuche mich jedoch nie begeistern konnten. Folglich rief die ...

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass…Jane Austens zeitlos sensationeller Schreibstil bisher oftmals imitiert worden ist, diese Versuche mich jedoch nie begeistern konnten. Folglich rief die Tatsache, dass die Autorin Carolyn Miller (ebenso wie ich) eine bekennende Janeite ist, eine kribbelnde Neugier und hohe Erwartungshaltung in mir hervor. Und tatsächlich: Endlich mal ein Regency-Roman, der diese Bezeichnung verdient! Das zauberhafte Cover hält, was es verspricht. Ich war selig!

Zunächst muss ich erwähnen, dass es sich bei diesem Werk um den zweiten Teil einer Roman-Reihe ("Regency Brides") handelt. Der Vorgängerband war mir nicht bekannt gewesen, dies war allerdings zu keiner Zeit spürbar. Alle relevanten Informationen (- welche Figur in welchem Verhältnis zu anderen Charakteren steht, welche Ereignisse zuvor stattgefunden hatten, etc. -) sind angenehm dezent in die Geschichte eingeflochten worden. Immer mal wieder lässt die Autorin diesbezüglich in passenden Szenen ein Detail einfließen, was einen absolut stimmigen Eindruck erweckt. (Oftmals werden Rückblicke in Romanen zu Beginn der Handlung lediglich oberflächlich in den Gedankengang einer einzigen Person hineingepresst, z.B. in Form einer Erinnerung oder im Rahmen einer Gesprächsäußerung; hier ist dies zum Glück nicht der Fall.) Die Geschichte hat eine in sich geschlossene Handlung und eignet sich hervorragend zum Hineinschnuppern in die Buchreihe.

Ganz in Austen-Manier ist das Streben nach einer vorteilhaften Verbindung ein zentrales Element der Handlung. Die junge Lady Charlotte Featherington ist zwar noch ein wenig naiv und anfällig für Schmeicheleien, hat aber das Herz am rechten Fleck. Sie träumt von einer Liebesehe, möchte eines Tages so glücklich werden wie ihre Cousine (und beste Freundin) Lavinia es mit dem Grafen Stamford ist; ihre Mutter Constance hingegen hat vor allem die finanzielle Absicherung der Tochter im Sinn. Niemand Geringerer als der wohlbetuchte Herzog von Hartington ist ihr Wunschkandidat für Charlotte – und sie setzt alles daran, die beiden miteinander zu verkuppeln. Natürlich geht sie dabei äußerst subtil vor…meint Lady Exeter zumindest. Die Parallelen zu Mrs. Bennet in Austens Klassiker 'Stolz und Vorurteil' waren frappierend, einfach köstlich! Tatsächlich sind ihre Kuppel-Manöver den Beteiligten – bzw. den 'Betroffenen' – mehr als peinlich. Insbesondere Charlotte ist unglücklich darüber, schwärmt sie doch längst für einen anderen jungen Mann. Außerdem kursieren allerlei unschickliche Gerüchte über den Herzog.

Erzählt wird aus Charlottes sowie aus Williams Perspektive. Letzterer hat in den vergangenen Jahren viel Unglück ertragen müssen und konnte sich dennoch sein Gottvertrauen und seine Aufrichtigkeit bewahren. Es hat mir enorm gefallen, dass dem christlichen Aspekt in diesem spannenden historischen Roman eine bedeutungsschwere Rolle zukommt, ohne das dies jemals moralisierend oder belehrend wirkt. Die unermessliche Geduld und Güte des Herzogs habe ich immer wieder bewundert.

Carolyn Miller hat sich durchgehend authentischer Wortwahl und treffender Beschreibungen bedient; man fühlt sich direkt in den Handlungszeitraum, das Jahr 1814, hineinversetzt. Auch die Kapitellänge habe ich als äußerst adäquat empfunden.

Fazit: Ein vortrefflicher Regency-Roman, der mich sowohl inhaltlich als auch sprachlich restlos begeistert hat. Ideal für Fans von Jane Austen!

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Herrlich amüsant!!

Der ist für die Tonne
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Eines steht fest: dieser spritzig-witzige Roman ist definitiv nicht 'für die Tonne', auch wenn man sich während der Lektüre - im wahrsten Sinne des Wortes – 'wegschmeißen' möchte vor Lachen! Ich habe mich ...

Eines steht fest: dieser spritzig-witzige Roman ist definitiv nicht 'für die Tonne', auch wenn man sich während der Lektüre - im wahrsten Sinne des Wortes – 'wegschmeißen' möchte vor Lachen! Ich habe mich köstlich amüsiert!

Bisher kannte ich von Ellen Bergs Werken lediglich die ulkigen Cover, die allesamt im humorvollen Comic-Stil gehalten sind und schon allein deshalb – sowie aufgrund ihrer ausgefallenen Untertitel - einen hohen Wiedererkennungswert haben.

Noch während der Lektüre freute ich mich diebisch, dass in meinem Bücherregal bereits ein weiterer Roman der Autorin ("Den lass ich gleich an – (K)ein Single-Roman") auf mich wartet.

Zum Inhalt: Hauptfigur Hannah ist ein Profi im Ausmisten und Entrümpeln. Das weiß auch ihre beste Freundin Tess, die neuerdings schwer verknallt ist in einen sympathischen jungen Herrn namens Pascal. Alles könnte perfekt sein – wäre da nicht das Chaos, welches in Pascals Zuhause herrscht. Auch sein Kleidungsstil ist so ganz und gar nicht nach dem Geschmack der immerzu schick-und-sexy gestylten Tess. Prompt engagiert diese also Hannah, um Pascal sowie seine Villa auf Vordermann zu bringen. Widerwillig nimmt Hannah den Auftrag an, zumal sie gerade einen finanziellen Engpass hat – denn die Pflegekosten ihrer Mutter sind hoch. Dumm nur, dass Pascal eigentlich viel zu nett ist…und seine Marotten irgendwie ganz liebenswert. Gerade als Hannah sich mitten in eine emotionale Bredouille manövriert hat, taucht plötzlich ein viel größeres Problem auf: eine Leiche. Auf Pascals Dachboden…

Ich war enorm erstaunt darüber, wie easy und selbstverständlich die Autorin hier Herzklopfen, Witz und Spannung zu einer gelungenen Story zusammengefügt hat. Angenehme, glaubwürdige Figuren (- von denen Hannahs entzückende, spirituell-angehauchte Mutter Marie-Luise meine absolute Favoritin war; ihre Sprüche sind der Knüller! -), eine turbulente, actionreiche Handlung, jede Menge Überraschungen – richtig klasse! Ich habe so viele außergewöhnliche Formulierungen und Bezeichnungen aus diesem Roman aufschnappen können und mit Freude in meinen alltäglichen Sprachgebrauch übernommen! Ich sage nur: "Licht und Liebe" oder Stichwort 'krümelnder Keks'.

Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Auf mehr als nur eine Weise ein absolutes Meisterwerk!

Leas Spuren
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Für mich war "Leas Spuren" das erste Werk, welches ich von der Autorin Bettina Storks lesen durfte - und nach Beendigung dieser wundervollen Geschichte habe ich es gar nicht fassen können, dass mir (– ...

Für mich war "Leas Spuren" das erste Werk, welches ich von der Autorin Bettina Storks lesen durfte - und nach Beendigung dieser wundervollen Geschichte habe ich es gar nicht fassen können, dass mir (– als Vielleserin –) solch eine grandiose Autorin bisher unbekannt gewesen war. Dieser Roman ist ein literarisches Meisterwerk und gehört ganz klar zu meinen Lesehighlights – nicht nur jener des Jahres 2019, sondern of all times!

Als die junge Stuttgarter Historikerin Marie zu einer Testamentsverlesung nach Paris eingeladen wird, glaubt sie zunächst felsenfest an einen Irrtum – schließlich war sie dem Verstorbenen, einem gewissen Monsieur Victor Blanc, nie begegnet. Warum sollte er ausgerechnet ihr die Hälfte seiner luxuriösen Wohnung in bester Pariser Lage vererben? Hat es womöglich mit ihrer lang verstorbenen Großtante Charlotte zu tun, über die daheim stets geschwiegen wird? Sie hatte einst für kurze Zeit in Paris gelebt… Nicolas, der Enkel Victors, soll die andere Wohnungshälfte erben. Zuvor müssen er und Marie jedoch eine Aufgabe erfüllen, die Victor sein ganzes Leben lang (– aus triftigem Grund –) beschäftigt hatte: sie sollen das verschollene Gemälde eines jüdischen Künstlers ausfindig machen, das während des Zweiten Weltkriegs verschwunden ist. Zu jener Zeit war Paris von den Deutschen besetzt gewesen. Weder Marie noch Nicolas ahnen den wahren Grund, warum die Aufklärung dieses Kunstraubs Victor so wichtig gewesen war. Ihnen ist nicht bewusst, wie eng ihrer beider Familiengeschichte miteinander verknüpft ist und welche dunklen Schatten die Vergangenheit noch immer auf die Gegenwart wirft.

An der Sepia-Tönung des geschmackvollen Covers lässt sich bereits erahnen, dass der historische Aspekt ein elementarer Bestandteil des Romans ist. Die Cover-Abbildung gefällt mir so gut, dass ich sie mir am liebsten als Poster an die Wand hängen würde. Erst recht, nachdem sich mir der Sinn des Buchtitels erschlossen hatte. Was für ein Aha-Moment!!

Noch nie zuvor habe ich in einem Roman eine dermaßen atmosphärische Beschreibung von Paris erlebt! So real, so einladend, so bezaubernd! Zum ersten Mal kann ich den Spitznamen 'Stadt der Liebe' nachempfinden und habe gar nicht genug lobende Worte für die Tatsache, dass die Autorin sich nicht der gängigen Klischees bedient hat. (In vielen historischen Romanen über das 'alte Paris' wird oftmals nur die sexuelle Freizügigkeit in den Mittelpunkt gestellt; in Werken, die in der Gegenwart angesiedelt sind, beschränken sich Handlung und Stadtimpressionen leider allzu oft auf Café-Besuche sowie eine systematische Abarbeitung/Erwähnung diverser Sehenswürdigkeiten.) Während der Lektüre habe ich mir immer wieder das Chanson ''Que reste-t-il de nos amours?‘' angehört, welches eine so bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte spielt. Nach diesem Roman möchte man direkt selbst nach Paris reisen, um auf den Spuren der Protagonisten zu wandeln!

Die Handlung erstreckt sich auf zwei Zeitebenen und ist herrlich übersichtlich strukturiert. Selten haben mich beide Erzählzeiten so sehr gleichermaßen begeistert und gepackt – man taucht in dieses Buch ein und nimmt ein Stück daraus für das weitere Leben mit! Ich habe vor Rührung geweint, war fassungslos vor Wut und ergriffen von dem Schicksal der Figuren, habe mitgefiebert und mitgelitten. Ausnahmslos alle Charaktere, Charlotte, Victor, Nicolas und Marie, aber auch die Nebenfiguren (wie beispielsweise Madame Fabre mit ihrem sympathischen Lispeln) sind unglaublich facettenreich gestaltet worden und so liebenswert, dass man sie nicht verlassen möchte. Besonders bewundert habe ich Charlotte. Was für eine starke Frau! Ihr Mut und ihre bewusste Entscheidung, auch in schwierigen Zeiten ihrem Herzen zu folgen und das Richtige, das Menschliche zu tun, haben mich tief beeindruckt.

Geschickt hat die Autorin eine Vielzahl realer Personen in die Handlung eingewoben, was die Geschehnisse für mich noch viel aufwühlender gemacht hat. Auch die Kunstraub-Thematik ist enorm spannend und aktuell; vielerlei von den Nazis als 'entartete Kunst' eingestufte Werke sind noch immer verschollen.

Von Bettina Storks Schreibstil war ich schlichtweg hingerissen! Märchenhaft leicht und verträumt, auf den Punkt, ehrlich und an Authentizität nicht zu übertreffen (dies gilt sowohl für erzählende Schilderungen als auch für die Dialoge). Die Autorin hat mich auf jeden Fall als neuen Fan dazugewonnen!

Fazit: Poetisch, klug, mitreißend, tiefgründig, ergreifend, nervenaufreibend, hoffnungsvoll und durch und durch stimmig! Einfach ein Buch der Superlative! Für mich war es die perfekte Mischung aus historischem Roman, Liebesgeschichte, Spannungsroman und Familiensaga – rundum sensationell!

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