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Veröffentlicht am 22.03.2020

Bis auf ein paar Makel schön zu lesen

Das Licht von tausend Sternen
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Erst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ...

Erst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ist, ist doch eher klassisch und als solches nicht unbedingt spannend. Aber allein, dass die Sprenksel und ein Teil des Titels golden sind und die Linien des Paars sowie "Sternen" holografisch schimmern, machen die Gestaltung zu etwas Besonderem. Ich kann euch nur raten, das Buch so hinzustellen, dass es immer mal wieder von der Sonne beschienen wird, denn dann könnt ihr euch an einem tollen Farbspektrum erfreuen und zusehen, wie es, je nach Sonneneinfall und Tageszeit, mal silbern schimmert, mal blau, mal lila, mal orange oder auch in allen Farben.
Wenn man sich dann den Klappentext von "Das Licht von tausend Sternen" durchliest, kann man sich gut denken "na gut, das kenne ich schon, habe ich tausend Mal gehört". Und ja, die Geschichte ist nicht neu. Sie ist sogar recht klischeebehaftet, mit dem Bad Boy Ashton und dem Good Girl Harper. Doch die Handlung an sich verläuft glücklicherweise nicht ganz dem Schema F. Ja, die Hauptbestandteile – sie lernen sich kennen, sie hat allerdings erst ihre Zweifel, ob sie mit ihm zusammenkommen soll, weil so vieles dagegen spricht, tut es dann aber doch, dann sind sie eine Weile glücklich, bis es, boom, zu einem großen Streit kommt, aber hey, er denkt sich etwas sehr Romantisches aus und schließlich kommen sie wieder zusammen und leben happily ever after – sind vorhanden. Doch irgendwie hat Leonie Lastella es geschafft, diese Parts genügend zu schiften, dass es a) doch noch etwas anders ist als in anderen Geschichten und b) spannend bleibt. Nur um etwas herauszupicken, das mir besonders positiv aufgefallen ist: Harper und Ashton vollführen nicht dieses schier endlose Hin und Her, diesen nervtötenden Eiertanz, bevor sie zusammenkommen. Ja, sie kommen nicht direkt zusammen, aber diese Phase zieht sich nicht endlos und, meiner Meinung nach, unnötig. Stattdessen verbringen wir viel Zeit mit den beiden als Paar, auch ohne größere Dramen.
Beziehungsweise finden die Dramen anderswo statt, nämlich in den jeweiligen Familiensituationen. Bei Harper ist es ihr kleiner Bruder Ben, der stark autistisch ist und für den sie und ihre Mutter viel aufopfern. Sie kann nicht einfach mal spontan abends weg oder auch nur nach der Uni etwas länger wegbleiben, um sich mit Ashton zu treffen. Das würde Bens Alltag durcheinanderbringen. Und auch in Ashtons Vergangenheit gab es einen ähnlichen Fall, weswegen sein Verhältnis zu seinen Eltern quasi nicht vorhanden ist.
Die meiste Zeit über fand ich das Buch also interessant, dennoch haben mich immer wieder Kleinigkeiten gestört, Begründungen, die mir selbst nicht schlüssig waren beziehungsweise die mir schlicht unnötig vorkamen.
In etwa so erging es mir auch allgemein mit dem Schreibstil der Autorin. Leonie Lastella schreibt wirklich schön und so, dass man nur so durch die Zeilen, Seiten, Kapitel rauschen kann. Ich hatte irgendwie mehr Spaß daran, das Buch zu lesen, als ich das angenommen hatte. Seltsam, aber ich weiß auch nicht, wieso ich nicht dachte, mir würde ihr Stil so gut gefallen. Was mich allerdings dann doch manchmal gestört hat, waren die Dialoge manchmal, wenn alles auf einmal kitschig wurde. Oder gewisse Ausdrücke. Besonders bei "Liebe machen" musste ich die Augen verdrehen. Meine Güte, die beiden Protagonisten sind 18 und Anfang 20, wie kann man auch nur annehmen, dass da jemand von Sex als "Liebe machen" denkt?

Auch die Charaktere kann ich nicht gänzlich positiv bewerten. An sich fand ich sowohl Harper als auch Ashton als Protagonisten vollkommen in Ordnung. Ich wurde mit beiden nicht komplett warm, aber das war in Ordnung so. Beide wirken auf mich nicht platt, sondern (größtenteils) gut durchdacht. Nur manche ihrer Entscheidungen waren für mich ganz einfach nicht nachvollziehbar, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass ich mich eben doch nicht so ganz in sie hineinfühlen konnte.
Dafür mochte ich die Nebencharaktere erstaunlich gerne. Gut, Ben als Autist macht es einem schon schwierig, ihn zu mögen, aber genau das finde ich so super. Da merkt man, wie gut Leonie Lastella ihn beschrieben hat. Und auch Harpers Mutter ist toll gestaltet. Die Autorin hätte es sich leicht machen und sie als die Böse in der Geschichte darstellen können, doch stattdessen war sie die, die ich am meisten nachvollziehen konnte. Und zu Ashtons Freunden Becca und Will hätte ich gerne ein eigenes Buch (auch wenn das leider nicht passieren wird), die beiden haben immer wieder Spaß ins Lesen gebracht.
Alles in allem überwog bei mir beim Lesen von "Das Licht von tausend Sternen" also das Positive. Ich hatte nicht allzu hohe Erwartungen an das Buch, deswegen kann ich jetzt sagen, dass ich Spaß daran hatte und es für sein Genre (Young / New Adult) wirklich schön ist.

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Besser als ich erwartet hatte

Gar kein Plan ist auch eine Lösung
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Schon nach der Leseprobe dieses nach leichter Romcom aussehenden Buches hatte mich neugierig gemacht. Endlich mal wieder ein wenig leichte Unterhaltung, ein wenig witzige Liebesgeschichte. Denn genau diesen ...

Schon nach der Leseprobe dieses nach leichter Romcom aussehenden Buches hatte mich neugierig gemacht. Endlich mal wieder ein wenig leichte Unterhaltung, ein wenig witzige Liebesgeschichte. Denn genau diesen Flair fing die Leseprobe bereits ein und das Buch hielt ihr Versprechen auch für den Rest des Buches. Wir verfolgen in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" Mara, Assistentin einer erfolgreichen Influencerin, die in einer langjährigen Beziehung lebt. Bis ihr ihr Verlobter eines Tages erklärt, er liebe sie nicht mehr und sie solle doch bitte ausziehen. Jetzt. Sofort.
Die Ausgangssituation dieses Romans war demnach eine, die man in dem Genre schon gut kennt: Die Protagonistin wird aus ihrer Komfortzone geschmissen und muss sich neu arrangieren. Wobei zum neu arrangieren für gewöhnlich auch ein neuer Mann bereitgestellt wird, hier in Form von Marius. Marius, der einige Jahre jünger ist als Mara. Eine Konstellation, die ich ja immer interessant finde, da sie an sich schonmal mit dem Klischee bricht, der Mann müsse doch bitte älter sein als die Frau. Allerdings gibt es nicht allzu viele Bücher, die auf eine solche 'umgekehrte' Beziehung eingehen, weswegen ich umso gespannter auf Kyra Grohs Variante hier war.
Die Lovestory rund um Mara und Marius hat mir dann auch echt gut gefallen. Sie wirkte auf mich nicht so klischeebeladen (like I said) und nicht überdramatisiert. Stattdessen mochte ich sowohl das Tempo, in dem sich hier alles entwickelte, als auch das Wie. Außerdem wurden die beiden nie unerträglich kitschig, ebenfalls ein großes Plus.
Doch der Liebes-Aspekt nimmt in "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" nicht den ganzen Platz ein. Es werden auch ernstere Themen angesprochen und obwohl das in dem Genre durchaus gängig ist, fand ich das hier doch wirklich schön gemacht und etwas origineller. Es geht viel um Selbstverwirklichung und Verantwortung. Wie zufrieden man mit seinem Leben ist. Das war schon wirklich interessant, doch am besten fand ich eigentlich die Ansprache der sexuellen Identität in Form von Maras kleinem Bruder. Ich möchte nicht allzu viel vorwegnehmen, aber schon allein die Frage, wie er denn nun angesprochen werden möchte, als "er" oder "sie", hat mir gezeigt, wie aktuell dieses Buch ist und wie gut es diese aktuellen Themen einfängt. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich das selbst so nicht einschätzen kann, wie gut Kyra Groh in der Hinsicht recherchiert hat und gegenlesen lassen hat. Mir kam hier jedoch alles rund vor.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mich direkt eingefangen. Als ich die ersten Seiten las, musste ich schon ein ums andere Mal schmunzeln – immer ein gutes Zeichen – und freute mich über diesen frisch wirkenden Stil. Kyra Groh schreibt wirklich spritzig und voller Leben, was man auch an dem Dialekt merkt, den sie gerne mit einfließen lässt. Dazu muss ich mal ganz kurz anmerken, dass es schon sehr super war, mal ein Buch zu lesen, das in einer Stadt spielt, in der ich gerade lebe. So saß beziehungsweise lag ich nämlich da und freute mich jedes Mal, wenn der Odeonsplatz erwähnt wurde. Oder eben jemand bayrisch redete. So etwas macht das Ganze doch noch ein Stück schöner.
Zuletzt kann ich auch über die Charaktere im Buch nicht allzu viel Negatives sagen. Klar, Mara als die Protagonistin erfüllt einige Klischees, denn sie ist diejenige, die immer alles durchgeplant und organisiert hat und die nun gezwungenermaßen ihr Leben neu strukturieren muss. Doch dabei hat sie mich nicht genervt, sondern kam mir doch ziemlich sympathisch vor. Jedenfalls habe ich ihre Geschichte gerne verfolgt. Und auch die meisten der anderen Figuren waren wirklich cool und habe ich schnell in mein Herz geschlossen. Manche zeigten da auch eine nicht erwartete Tiefe. Nur Maras Ex war mir ein Ticken zu drüber, zu sehr der Böse.
Ich habe also tatsächlich mal wieder einen Liebesroman für mich gefunden, den ich wirklich gut weglesen konnte und der eine schöne Balance zwischen Witz und Tiefe gefunden hat. "Gar kein Plan ist auch eine Lösung" war zwar nicht in allen Aspekten perfekt, hat mir aber auf alle Fälle viel Spaß gemacht und gehört eindeutig zu den besseren Liebesromanen, die ich gelesen habe.

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Veröffentlicht am 09.06.2019

Das war so verrückt, lah!

Crazy Rich Asians
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Aufmerksam geworden bin ich auf "Crazy Rich Asians" ja durch den Film. Schon verrückt, sonst ist es bei mir eigentlich immer anders herum, da lese ich ein Buch und erfahre, dass es eine Verfilmung gibt. ...

Aufmerksam geworden bin ich auf "Crazy Rich Asians" ja durch den Film. Schon verrückt, sonst ist es bei mir eigentlich immer anders herum, da lese ich ein Buch und erfahre, dass es eine Verfilmung gibt. Hier jedoch nicht, da habe ich mir den Trailer angesehen, fand das interessant, hab den Film dann allerdings nicht angeschaut. Und jetzt ist vor Kurzem das Buch auch auf deutsch erschienen und hat nach dem Erfolg des Filmes direkt viel Aufmerksamkeit erhalten. Und ich habe mich direkt auf diese Geschichte gefreut. Nicht nur, weil mich wie schon erwähnt der Filmtrailer neugierig gemacht hat, sondern auch wegen der Leseprobe, die mir wirklich Spaß bereitet hat.
Schon allein die Story hört sich ja herrlich an. Rachel und Nick sind nun schon zwei Jahre lang glücklich zusammen, als Nick sie anlässlich einer Hochzeit zu seiner Familie nach Singapur einlädt. Was Rachel allerdings nicht weiß: Seine Familie ist reich und zwar nicht nur wohlhabend, sondern wirklich absurd reich. Und Rachels Auftauchen ist eine Einladung für alle möglichen Intrigenspinnereien und viel Chaos.
Was sich nach einer kitschigen und vorhersehbaren Geschichte anhört, ist das nur bedingt. Denn ja, ein paar Klischees werden bedient, aber meiner Meinung nach ist "Crazy Rich Asians" dennoch schön ungewöhnlich und kommt vor allen Dingen ohne den großen Kitsch aus. Ich mochte ja besonders diesen Kulturen-Clash. Rachel, die zwar nicht arm ist, aber doch aus normalen (nennen wir das mal so) Verhältnissen stammt, sieht sich plötzlich einer vollkommen anderen Lebensart gegenüber. Und genau so ging es mir als Leserin auch. Man wird in eine Welt geschmissen, in der Dienstmädchen, Designerroben und Privatjets völlig normal sind, und diese zu entdecken war so interessant, als würde man in eine Fantasy-Welt eintauchen. Mit dem Unterschied, dass die hier real ist, zumindest für einen klitzekleinen Teil der Gesellschaft.
Durchgehend spannend war "Crazy Rich Asians" für mich zwar nicht, da hat mir dann doch manchmal etwas gefehlt, aber gleichzeitig kann ich das Buch auch nicht langweilig nennen, dafür war es eindeutig zu interessant!
Ein Highlight des Romans ist meiner Meinung nach der Schreibstil, wobei ich glaube, dass sich die Meinungen hier spalten können. Kevin Kwan erzählt in einem Stil, der doch recht anders ist als das, was man sonst gewöhnt ist. Als ich mir die Leseprobe angesehen habe, war ich auch erst einmal unentschlossen, ob ich den Stil mögen soll oder nicht. Aber ich fand ihn dann wirklich super, regelrecht erfrischend. Einfach macht es Kwan seinen Lesern wahrlich nicht. Er schreibt quasi als allwissender Erzähler, lässt mal in die Gedankenwelt des Einen eintauchen, dann in die des anderen. Beschreibt auch mal ausführlicher einen Ort und eine Beziehung. Kommentiert auch mal sarkastisch. Und da muss man dann schon aufpassen, nicht den Überblick zu verlieren, denn das kann da wirklich passieren. Doch wenn man sich daran gewöhnt und sich damit angefreundet hat, ist der Schreibstil des Autors wirklich super. Ich musste ein ums andere Mal schmunzeln und hatte echt sehr viel Spaß mit diesem Buch, das herrlich skurril daherkommt.
Außerdem sehr gemocht habe ich die asiatischen Begriffe, die immer wieder eingeflochten werden. Beste Beispiele sind Alamak, Aiya und lah. Doch auch andere Ausdrücke finden hier Verwendung und werden mit Fußnoten für alle, die sich hier nicht auskennen, erklärt. Das hat zwar manchmal den Lesefluss etwas gestört, war ansonsten aber wirklich schön, weil so ja auch ein gewisser Grad an Authentizität entsteht. Und ich habe nebenbei ein paar Ausdrücke auf Mandarin, Hokkien und was auch immer noch gelernt.
Die Charaktere in "Crazy Rich Asians" fand ich ehrlicherweise etwas schwierig und zwar einfach aus dem Grund, dass es unfassbar viele von ihnen gab. Es gibt so viele Cousins, Großcousinen, Töchter von Freundinnen, Freunde, Tanten, weiter entfernte Verwandte, da verliert man leicht den Überblick. Der Stammbaum vorne im Buch ist in der Hinsicht wirklich Gold wert, doch da wird eben auch nicht jeder aufgeführt. Durch die Masse an Figuren war es außerdem für mich schwierig, eine richtige Verbindung mit jemandem aufzubauen. Klar, Rachel, Nick und Astrid sind die wichtigsten sowie die, mit denen man sich noch am ehesten identifizieren kann. Aber man erfährt auch unglaublich viel über Eleanor und dann ist man plötzlich im Kopf eines Verkäufers, der lediglich für ein Kapitel auftaucht. Da wird man so schnell von einem Kopf in den nächsten geschmissen (hartes Wort, aber ich finde es gerade passend), dass für eine richtige Bindung leider keine Zeit bleibt.
Andererseits sind die Figuren einfach nur köstlich. Vielleicht lag es auch an der Ironie, mit der Kevin Kwan Situationen wie auch Wesenszüge schildert, aber ich habe mich wirklich amüsieren können über die Figuren, die er da erschaffen hat und die die seltsamsten Angewohnheiten an den Tag legen. Manche waren so lächerlich, dass man der Person dann auch gar nicht böse sein konnte. Überhaupt war es schwer, einen Charakter im Buch nicht zu mögen.
Wer es also etwas ungewöhnlicher mag, ist hier genau richtig! "Crazy Rich Asians" ist nämlich nicht nur ein Buch, das sich quasi nur mit Asiaten beschäftigt und allein aufgrund dessen schon eine Seltenheit unter den Bestsellern ist, sondern auch in jeglich anderer Hinsicht einfach anders. Ob das nun ist, weil man die Charaktere nicht wirklich ernst nehmen kann oder weil die Geschichte nicht so klischeehaft Liebesgeschichten-mäßig daherkommt. Oder vor allem wegen des Schreibstils, der zwar gewöhnungsbedürftig, aber auf seine Art wirklich genial ist. Der Roman ist garantiert nicht perfekt. Ein paar Kleinigkeiten haben mich auf jeden Fall gestört, aber er war doch einfach nur spaßig zu lesen.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Die Handlung ist eher plätschernd, der Stil dafür umso genialer!

Immer diese Herzscheiße
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Bei diesem Buch war ich gespannt auf die Handlung. Die Geschichte hörte sich ja zumindest nicht ganz uninteressant an mit der Protagonistin, die aus einem sozialen Brennpunkt kommt und nicht wie andere ...

Bei diesem Buch war ich gespannt auf die Handlung. Die Geschichte hörte sich ja zumindest nicht ganz uninteressant an mit der Protagonistin, die aus einem sozialen Brennpunkt kommt und nicht wie andere Hauptcharaktere aus solchen Verhältnissen darum kämpft, hier herauszukommen, sondern sich damit abgefunden hat, es sogar gut findet. Also an sich schonmal eine spannende Idee der Autorin.
Die Geschichte war dann auch einigermaßen spannend. Gut, es hat mich nicht so umgehauen. Die Themen, die hier behandelt werden – Alkohol und Drogen, Freundschaft und Liebe, Vertrauen, soziale Unterschiede – werden wie ich finde gut behandelt. Aber unglaublich spannend war es jetzt nicht, die Handlung plätschert ein bisschen vor sich hin. Nicht falsch verstehen, es wird nie langweilig, denn es passiert ja immer etwas. Aber es ist nicht so, dass das Buch einen an die Seiten fesselt.
Was ich viel bemerkenswerter fand, war der Schreibstil. Nana Rademacher hat in ihrem Jugendroman geschafft, woran schon seeehr viele gescheitert sind, nämlich die Sprache von Teenagern einzufangen. Das fängt schon ganz einfach bei der Schreibweise von manchen Wörtern an. Die Autorin schreibt manche Wörter extra falsch, um zu zeigen, dass Sarah eben nicht so gebildet ist. Das gleiche mit der Grammatik, die Sätze sind teilweise echt seltsam bis hin zu falsch gebildet. Und die Dialoge sind dabei das Beste, denn sie sind genau so, wie viele Jugendliche heutzutage reden. Da gibt es kein gestelztes, steifes Gespräch von zwei Kids, die eher so reden, als würden sie aus dem vergangenen Jahrhundert kommen. Nein, hier wird Denglisch verwendet und Abkürzungen und die Wortwahl passt wirklich perfekt. Sehr cool am Schreibstil finde ich außerdem, wie der Unterschied zwischen Sarah mitsamt ihrem Freundeskreis und der Theatergruppe aufgezeigt wird. Denn während Sarah und Co. sehr slanghaft sprechen, ist das zum Beispiel bei Paul oder Katharina nicht so krass.
Aber es ist auch nicht allein die Wortwahl, die den Schreibstil von Rademacher so besonders machen. Die Autorin spielt auch ein bisschen mit der Schrift, lässt manchen Worten oder Sätzen so eine besondere Rolle zukommen. Manchmal wird etwas größer geschrieben, manchmal kleiner. Oft ist etwas fett gedruckt. Finde ich sehr interessant, auch wenn ich manchmal nicht ganz verstanden habe, wieso etwas hervorgehoben wurde.
Genauso authentisch wie der Schreibstil waren meiner Meinung nach auch die Charaktere. Vor allem Sarah, die Protagonistin, sticht da heraus, denn sie konnte ich mir unheimlich gut vorstellen. Sie war ganz sicher nicht immer sympathisch, aber sehr nachvollziehbar, auch wenn sie so ein krasser Charakter war. Und deswegen mochte ich sie. Das Einzige, was mich an ihr etwas gestört hat, war, wie sie manche Dinge zu einem Problem machte, die nun wirklich kein Problem hätten sein müssen. Aber ansonsten...ihre Entwicklung war wirklich schön und vor allem nicht übertrieben. Denn eins kann ich schonmal verraten, sie legt keine 180-Grad-Drehung hin und ist auf einmal die Musterschülerin schlechthin. Nein, die Wandlung vollzieht sich in realistischem Maße.
Und auch die anderen Figuren sind echt nicht schlecht. Nicht ganz so gut ausgearbeitet wie Sarah, aber doch okay, jeweils mit kleinen Macken und schön authentisch.
Schön gemacht fand ich auch den Schluss, also das allerletzte Kapitel. Es war irgendwie ganz witzig gemacht das Ende.
Ich muss also sagen, dieser Jugendroman hat mir wirklich gefallen. Ich mochte vor allem, wie authentisch die Geschichte ist mitsamt den Charakteren und wie das auch über den Schreibstil transportiert wird. Wirklich mal was anderes und cool gemacht von Nana Rademacher!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Hochgestochen, aber schön wortgewandt

Romeo & Julia
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Die Geschichte muss wohl wirklich nicht näher beleuchtet werden, so ziemlich jeder kennt die Tragödie rund um diese beiden jungen Menschen aus den zwei verfeindeten Familien in Verona. Ich habe mir "Romeo ...

Die Geschichte muss wohl wirklich nicht näher beleuchtet werden, so ziemlich jeder kennt die Tragödie rund um diese beiden jungen Menschen aus den zwei verfeindeten Familien in Verona. Ich habe mir "Romeo und Julia" schon vor einer ganzen Weile gekauft und seitdem lag es auf meinem SuB und hat mich vorwurfsvoll angesehen, weil ich es immer wieder vor mir hergeschoben habe. Dabei wollte ich unbedingt mal etwas von Shakespeare lesen, weil ich wissen wollte, wie ich ihn und seine Werke so finde. Schließlich habe ich die Tragödie dann an einem Tag durchgelesen, was aber nicht unbedingt daran liegt, dass ich so gefesselt gewesen wäre.
Die Story ist natürlich trotzdem interessant. Kurz und ganz nach Drama-Art lediglich aus Dialogen bestehend, aber gut. Hätte ich im Vorfeld nichts über "Romeo und Julia" gewusst, wäre die Geschichte bestimmt noch spannender gewesen, so wusste ich das Ende eben schon vorher. Obwohl der tragische Ausgang der Geschichte ja bereits im Vorspruch angedeutet wird.
Dem Schreibstil des Buches merkt man an, dass er schon sehr alt ist. William Shakespeare kam schließlich aus einer ganz anderen Zeit, in der man sich noch anders ausgedrückt hat, aber ich denke, dass selbst für diese Verhältnisse der Stil des Werkes hochgestochen ist. So war es nicht so einfach, "Romeo und Julia" zu lesen. Mir ist wieder eingefallen, wieso ich die Dramen in der Schule nicht mochte, vor allem die langen Monologe teilweise waren mir zu viel. Aber abgesehen davon ist der Text unfassbar interessant geschrieben, dass muss man wirklich sagen. Hätte ich noch alle Stilmittel im Kopf, hätte ich in dem Buch bestimmt tonnenweise davon finden können. Wie Shakespeare mit Worten umgehen konnte, war einfach klasse, die ganzen Wortspiele sind nicht nur genial gemacht, sondern noch dazu witzig.
Die Anzahl der Charaktere in "Romeo und Julia" ist eher begrenzt, die wirklich wichtigen sind echt überschaubar. Vor allem die beiden Protagonisten Romeo und Julia sind sehr gut ausgearbeitet, wobei ich sagen muss, dass mir beide ziemlich unsympathisch sind. Romeo ist absolut sprunghaft und sehr melodramatisch, wie er trübselig durch die Gegend läuft und sich andauernd beschwert. Julia hingegen wirkt sehr naiv. Aber gut, sie ist auch erst 14 Jahre alt. Wie die beiden sich auf den ersten Blick unsterblich ineinander verlieben, ist schon sehr extrem, aber das ist wohl auch auf das Alter der beiden zurückzuführen (und auf die Dramatik der Geschichte).
Nun habe ich also mein Vorhaben in die Tat umgesetzt und mir endlich einen Klassiker aus Shakespeares Hand zu Gemüte geführt. Ich muss aber zugeben, dass die Drama-Form mich immer noch nicht wirklich überzeugen kann, ich habe da lieber Prosa. Hier war mir die Sprache zu hochgestochen. Allerdings ist Shakespeares Stil natürlich sprachlich unglaublich toll, das muss man ihm lassen, auch wenn es meinen Geschmack nicht so ganz trifft. Die Handlung kann man nur als toll bezeichnen, besonders wegen des tragischen Endes. Ob ich ein weiteres Werk des Autors lesen werde, ist allerdings fraglich.