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Veröffentlicht am 08.02.2020

Historisches Porträt einer amerikanischen Familie

Ferne Wolken
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Ferne Wolken: Die Allenders 1831-1861(Die Allender-Triologie Teil 1) von
Heike Wolf

Das gewählte Cover der Autorin ist äußerst passend, der begrenzte und detailverliebte Blick in die Räumlichkeiten eines ...

Ferne Wolken: Die Allenders 1831-1861(Die Allender-Triologie Teil 1) von
Heike Wolf

Das gewählte Cover der Autorin ist äußerst passend, der begrenzte und detailverliebte Blick in die Räumlichkeiten eines Salons ist die perfekte Einstimmung auf eine eindrückliche Erzählung aus längst vergangener Zeit. Auch beim Lesen des 1. Bandes blickt man auf eine bewegte Familiengeschichte rund um die Handelsfamilie Allender. Gern möchte man an den abgerundeten Seiten des Bildes vorbeischauen und den Ausschnitt vergrößern und genau dies gelingt Heike Wolf mit ihrem bildhaften Schreibstil und ihrer historischen Wortgewandtheit.

Wir lernen das liebevolle Ehepaar Alistair und Frances Allender sowie ihre fünf erwachsenen Kinder Malcom, Aileen, Hamish, Duncan und Graham Stück für Stück kennen. Dabei platziert die Autorin ihre Protagonisten und deren Freunde und Bekannte in verschiedene Teile Amerikas und noch darüber hinaus. Nicht alle haben den gleichen gesellschaftlichen Stand wie die angesehenen Mitglieder der Familie Allender. Somit schafft Heike Wolf günstige Voraussetzungen für eine Bandbreite an unterschiedlichen Lebensweisen, Ansichten und Einstellungen und dem daraus resultierenden Konfliktpotential.

Neue Familienmitglieder kommen hinzu, die Familie vergrößert sich. Nicht alle Lebensträume können dabei unter einen Hut gebracht werden. Anhand von klugen Dialogen, Briefwechseln und dem stimmigen Wechsel der Handlungsorte entsteht eine komlex erzählte, spannende Geschichte und ein authentisches Bild Amerikas des 19. Jahrhunderts.

Hauptprotagonist Stuart ist hier besonders hilfreich, da er bedingt durch die Härte seiner Mutter Natalya und der Distanz seines Vaters Graham auf eine Odyssee quer durch Amerika bis nach Russland geschickt wird. Mit dem inneren Wunsch Natalys, Stuart nicht im Haus haben zu wollen und der Begründung seines schwer zu bändigenden wilden Charakters, verpflichtet sie ihn im Alter von acht Jahren auf die wohl wichtigste Lehrreise seines Lebens. Gestärkt kehrt Stuart als junger Mann nach Kentucky zurück. Da Heike Wolf aus dem Leben erzählt, muss er, wie auch andere Lieben, Schicksalsschläge in Kauf nehmen, lieben und trauen, gesellschaftliche Regeln beachten, Konflikte bewältigen und am Ende des Buches der drohenden Gefahr eines Bürgerkrieges ins Auge blicken.

Im Laufe der Geschichte bekommt man vielschichtige Einblicke in das Leben in der Stadt und auf dem Land, die Gegensätze, Gegebenheiten, Strukturen, Werte und Normen einer Familie und der Gesellschaft in einem Amerika der damaligen Zeit.

Die eingeschränkten Möglichkeiten im Zuge des fehlenden medizinischen Fortschritts wird mit der Figur Maurice erzählt. Maurice, Stuarts älterer Bruder und praktizierender Arzt in Carlyle/Kentucky, steht in einer schwierigen Beziehung zu Stuart. Bedingt durch die ungleiche Mutter-Sohn-Beziehung Natalyas zu ihren beiden Kindern ergeben sich hier eine Vielzahl an unterschiedlichsten Gefühlen.

Viele Schicksale gilt es hier zu betrachten und so findet jeder und jede Familienangehörige seinen Platz in der Geschichte.
Alle Figuren und Charaktere sind wundervoll gezeichnet und wirken erschreckend lebendig. Mit all ihren Macken und Besonderheiten, Eigenarten und Ansichten werden sie zu Freunden, die man nach Beendigung der Lektüre nur schwer gehen lassen möchte. Heike Wolf schafft es, dass die Charaktere noch lange den Köpfen der Leser bleiben. Mit dem Lesen des ungeduldig erwartenden nächsten Bands scheint es dann, dass liebgewonnene Freunde erneut zu Besuch kommen. So habe ich das schon einmal erlebt mit den Schönaus aus Leipzig und den beiden Teilen "Bürgerin aller Zeiten" und "Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf". Das ist eine große Kunst des Erzählens, die die Autorin geschickt mit ihrem enorm gefächerten Hintergrundwissen verbindet.

Fazit: Unheimlich gern habe ich die Lebensgeschichte dieser fiktiven Familie mit ihren bisherigen Höhen und Tiefen verfolgt. Die Zeilen von Heike Wolf haben mich in eine spannende Zeit eintauchen lassen und mir schöne Lesestunden beschert. Unbedingt möchte ich die beiden folgenden Bände "Letzte Abschiede" und "Verlorenes Gestern" lesen. Die Literatur der Autorin empfiehlt sich für Leser historisch korrekter Gegebenheiten, eingebettet in anspruchsvolle, detailreiche Unterhaltungslektüre!

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Das Aufweichen der Grenzen

Die Toten von Marnow
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Die Toten von Marnow: Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling von Holger Karsten Schmidt

"Da ist unheimlich viel Blut auf der Stirn", antwortete sie ihrem Kollegen, "und da ist eine Gerade. Und..."
Sie ...

Die Toten von Marnow: Ein Fall für Lona Mendt und Frank Elling von Holger Karsten Schmidt

"Da ist unheimlich viel Blut auf der Stirn", antwortete sie ihrem Kollegen, "und da ist eine Gerade. Und..."
Sie benetzte ihren linken Einweghandschuh mit etwas Wasser. "Und die Natur zieht keine Geraden", kleidete Elling ihre Gedanken in Worte.
"Ja", bestätigte sie, "es gibt keine absolute Gerade, an der kein Mensch beteiligt ist."

So ungleich sie erscheinen, zeigt sich das perfekte Zusammenspiel der Ermittlungsarbeit der beiden Rostocker Kommissare Frank Elling und Lona Mendt. Der Autor erschafft mit seinem fiktiven Roman, der auf Tatsachen beruht, eine brisante Atmosphäre und blindes Verstehen zwischen den beiden Ermittlern. Das Konträre unterstreicht die flotte Handlung. Ein Aufweichen und die Fragwürdigkeit des gesetzlich Möglichen und moralisch Korrekten sowie ein Handeln abseits der Legalität ermöglichen einen Krimi der besonderen Art. Der deutliche Schreibstil, die schnellen Aktionen, das entsprechende Erzähltempo sowie bildhafte Beschreibungen und authentische Emotionen tragen die Spannung und das unterhaltsame Niveau bleibt durchweg hoch.

Holger Karsten Schmidt, der auch Drehbücher für Film und Fernsehen schreibt, bedient sich einer breiten Palette stilistischer Mittel, die ab und an leicht übertrieben wirken. Doch das ist vollkommen in Ordnung. Es passt und fügt sich am Ende, wie die vielen differenzierten und scheinbar losen Handlungsfäden, gekonnt zu einem Ganzen zusammen.

Die Charaktere sind interessant und rufen entsprechende Sympathien oder Abneigungen beim Leser hervor. Letztendlich führen viele vom Autor angelegte Irrwege nach Marnow und die Handlung und deren Auflösung bleibt spannend bis zum Schluss. Das macht einen guten Krimi aus!

Fazit: Eine deutsch-deutsche Geschichte in der man viel Privates über die Ermittler erfährt. Holger Karsten Schmidt schreibt hinter einem brisanten, actionreichen Plot über Mord, Erpressung, Verrat, Geld, alte Stasiseilschaften, moralische Dilemma und vieles mehr. Wer diese Konstellation mag ist hier vollkommen richtig. Eine klare Leseempfehlung! Mich haben Elling und Lona überzeugt!

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Veröffentlicht am 22.12.2019

Tolle Kombi mit viel Lokalkolorit

Gewittersee
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Gewittersee ein Emons Krimi von Tina Schlegel

Die unkomplizierte, geradlinige Kommissarin Cora Merlin ermittelt in Lindau am Bodensee. Zusammen mit ihrem Kollegen Christian Fischl und dem Profiler Dr. ...

Gewittersee ein Emons Krimi von Tina Schlegel

Die unkomplizierte, geradlinige Kommissarin Cora Merlin ermittelt in Lindau am Bodensee. Zusammen mit ihrem Kollegen Christian Fischl und dem Profiler Dr. Peter Kronenberg versucht sie, hinter das Geheimnis eines Mörders und seiner makaber zur Schau gestellten Frauenleiche zu kommen. Durch ein berühmtes Gemälde inspiriert wirft die Tat Fragen auf, die die Ermittler vor ein Rätsel stellen. Dabei gerät Cora in einen persönlichen Zwiespalt und in die Fänge der schönen, geheimnisumwitterten Ela und deren Ränkespiel im internationalen Kunstmarkt.

Tina Schlegel schreibt beeindruckend, anspruchsvoll, geradlinig mit der richtigen Portion Gefühl und Esprit. Der anhaltende Spannungsbogen ist durchgehend hoch und sorgt für ein packendes Leserlebnis. Die Protagonisten sind ehrlich mit allen Vorzügen, kleinen Besonderheiten, Fehlern, Höhen und Tiefen, direkt aus dem Leben gegriffen. Ergreifend verfolgt man die persönliche Entwicklung der Figuren, die die Geschichte tragen. Neben den Ermittlern gibt die Autorin den Begleitfiguren ausreichend Raum zur Entfaltung. In kurzen Episoden kommt der Täter und dessen Seelenleben zu Wort, was für Gänsehautmomente sorgt. In Tina Schlegels Romanen ist jede Figur wichtig und jeder trägt etwas Nichtgesagtes mit sich herum. So versucht man als Leser hinter die Fassade der jeweiligen Akteure zu blicken und ein Rätselspiel voller Emotionen und Geheimnisse begleitet das Geschehen.

Die Einbindung von Coras Synästhesie in den Fall und die Ermittlungen geben eine interessante Sichtweise auf das Geschehen und die Suche nach der Lösung. Dabei vertiefen sich die Ermittlungen in verschiedene Milieus. Die Kunstszene und deren unkonventionellen Wege sowie die Gemäldebeschreibungen und Einblicke in das Leben der Künstler hinter den Bildern bereichern die Handlung und unterstreichen die sehr gute Recherche der Autorin.

Gleichsetzend zu den Darstellern haucht Tina Schlegel den Schauplätzen gekonnt Leben ein. Durch präzise eingebundene Ortsbeschreibungen fühlt man sich als wandelnder Tourist an den Bodensee versetzt oder sieht sich durch die Gassen Venedigs ziehen. Dieser Krimi stellt das Kopfkino per Knopfdruck an und sorgt für lebhafte Momente.

Der passende Einband und der treffende Titel unterstreichen das Gesamtkonzept dieses Krimis. Abrundend schließen sich an die 296 Seiten der Geschichte ergänzende, kurze Abschnitte zum Hintergrund und allgemeinen Verständnis an.

Fazit: Meine Erwartungen waren nach der vorangegangenen Literatur rund um Konstanz und den Ermittler Sito sehr hoch. Doch ich wurde nicht enttäuscht. Gewohnt großartig lesen sich die Aktionen der neuen, jungen, frischen Kommissarin Cora Merlin und ich freue mich auf kommende Fälle rund um den Bodensee!

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Veröffentlicht am 08.12.2019

Kraftvolle Mandalas

Kreise der Kraft. 40 Inspirationen zur inneren Harmonie
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Kreise der Kraft 40 Karten mit Begleitheft Edda Costantini/Bettina Kaever (Königsfurth-Urania Verlag)

Dieses Set findet Anlehnung an den Rhythmus der Zeit und des Lebens. Durch 40 durchnummerierte, fein ...

Kreise der Kraft 40 Karten mit Begleitheft Edda Costantini/Bettina Kaever (Königsfurth-Urania Verlag)

Dieses Set findet Anlehnung an den Rhythmus der Zeit und des Lebens. Durch 40 durchnummerierte, fein illustrierte Karten und deren Begleittexte findet man Inspiration und Motivation. Nach einer Einleitung werden verschiedene Legetechniken und das Arbeiten mit den Karten in dem kleinen beiliegendem Heft beschrieben. Nachfolgend findet sich zu jeder Karte ein Text mit feinsinnigen Erläuterungen, Anregungen und hilfreichen Tips sowie alltägliche, leichte Übungen. Sehr vielseitig und mit behutsamen Worten entfaltet sich ein Repertoire an kleinen Motivationstexten und Aufgaben, die sich positiv auf Geist und Körper auswirken. Oftmals schmunzelt man beim Lesen, weil es sich einfach gut anfühlt.

Besonders gut gefällt mir der Bezug zur Natur in jahreszeitlicher Abfolge. Die liebevoll entworfenen Karten liegen gut in der Hand und es macht Spaß, die unterschiedlichen Anregungen auszuprobieren.

Fazit: Mich hat dieses Kartenset aus dem Königsfurth Urania Verlag positiv überrascht. Ich habe es allein, mit meiner Tochter und in einer Frauenrunde ausprobiert und die Reaktionen waren durchweg anerkennend und von Neugierde gezeichnet. Als kleines Geschenk oder Mitbringsel kommt es sicher gut an. Ich kann die Kraft der Kreise uneingeschränkt weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.11.2019

Boink!

Ein Schweinebär im Schlafanzug
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Ein Schweinebär im Schlafanzug eine Geschichte von Andreas Langer mit Zeichnungen von Katalin Eva Pop
Andreas Langer schildert eine wunderbare Kindergeschichte aus Sicht der 10jährigen Jule. Diese erlebt ...

Ein Schweinebär im Schlafanzug eine Geschichte von Andreas Langer mit Zeichnungen von Katalin Eva Pop
Andreas Langer schildert eine wunderbare Kindergeschichte aus Sicht der 10jährigen Jule. Diese erlebt so manches Abenteuer, fast unspektakulär, doch mit viel Fantasie und Herz. Der leicht verständliche Text mit hinreichend wörtlicher Rede läd zum Hineinstöbern in den ungewöhnlichen Familienalltag mit einem kleinen Schweinebären ein. Jules kleiner Bruder Sascha verwandelt sich nach dem zahlreichen Gebrauch dieses Wortes in genau solch eine Mischung aus broinkendem Schwein und Bär. Die daraus resultierenden Turbolenzen sind vorprogrammiert. Denn das Zusammenleben mit einem kleinen Schweinebären ist nicht so einfach, wenn die Nachbarn davon noch Wind mitbekommen, ist Ärger vorprogrammiert. ...
Angelockt durch das bunte, filigrane Cover habe ich diese Geschichte zusammen mit meinem Sohn gelesen. Dank der gut verständlichen, kindgerechten Sprache und den kurzen Kapiteln tauchten wir allabendlich in Jules und Saschas kleine Welt ein. Besonders gut gefallen hat uns, wie sich Jule für ihren Bruder einsetzt. Mit einer Bandbreite an Gefühlen und einer Prise Humor fehlte es beim Lesen nie an Spannung. Die kleinen Botschaften und der Aufruf zu mehr Toleranz sind gut zwischen den Zeilen platziert. Die zahlreichen, feinen Zeichnungen runden das Abenteuer ab. Als Zugabe findet man am Ende des Buches Mitmachseiten, die zum Rätseln und Ausmalen einladen.
Fazit: Eine klare Lese- und Kaufempfehlung für dieses zauberhafte Buch mit viel Herz. Die Kombination aus leicht verständlicher Schrift sowie den dazu passenden Bildern sorgen für volle Aufmerksamkeit und große Augen bei den kleinen und größeren Zuhörern und Selbstlesern. Sicher stöbern wir in weitere Geschichten des Autors hinein, da uns der Schweinebär richtig ans Herz gewachsen ist.