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Veröffentlicht am 26.12.2019

Genial, aber auch oberflächlich

Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke
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Ehrlich gesagt habe ich Julia Dippel als Autorin noch gar nicht richtig auf dem Schirm gehabt. Natürlich sind mir die Cover zu „Izara“ schon das ein oder andere Mal ins Auge gesprungen, aber oftmals muss ...

Ehrlich gesagt habe ich Julia Dippel als Autorin noch gar nicht richtig auf dem Schirm gehabt. Natürlich sind mir die Cover zu „Izara“ schon das ein oder andere Mal ins Auge gesprungen, aber oftmals muss der Funken richtig überspringen, damit ich in der großen Auswahl des Buchmarktes letztlich zugreife. Warum das bei „Cassardim“, aber nicht bei „Izara“ der Fall war, kann ich selbst nicht genau bestimmen, aber da wollte ich auf jeden Fall hinter die Fassade blicken.

Was mich von Anfang begeistern konnte, war die Idee hinter dieser Fantasy-Geschichte. Sie beginnt zwar in unserer Welt, aber bereits hier werden einige entscheidende Aspekte wie die des Willens und der längeren Lebensspanne deutlich. Der Kontrast zu der Welt Cassardims ist letztlich krass, aber dennoch fühlte sich die Geschichte dort angekommen an. Zudem hat die Autorin es geschafft, mit geringen Mitteln die andere Welt fassbar zu machen. Mit den verschiedenen Reichen, mit den verschiedenen Spezialitäten und mit den dazugehörigen Farben. Es ist eine fiktive Welt, die Faszination auslöst und die ich ewig hätte erkunden können. Also etwas mit Potenzial.

Potenzial ist aber auch eine große Menge in der Art und Weise drin, wie Dippel schreibt, aber auch noch mit viel Luft nach oben. So sehr es ihr gelingt, auch einer Leserin wie mir mit geringem Vorstellungsvermögen eine andere Welt nahezubringen, so sehr hätte sie es auf die Spitze treiben können, wenn sie nicht manchmal an der Oberfläche verharrt wäre. Als die sechs „Geschwister“ in das neue Reich kommen, habe ich mich doch gewundert, wie wenig Fragen es gab. Selbst wenn die anderen vom Willen beeinflusst waren, hat auch unsere Protagonistin zu vieles hingenommen. Hier hätte ich mir mehr Neugier, mehr Penetranz gewünscht. Die Oberflächlichkeit zieht sich aber auch durch unsere Themenbereiche. Die Trauer um die vermeintlichen Eltern wird unter den Teppich gekehrt, viele Beziehungen werden nicht näher ergründet. Da es wohl noch weitergehen wird, wünsche ich mir, dass mehr Tiefe erreicht werden kann.

Extrem hin- und hergerissen bin ich auch in Bezug auf die Liebesgeschichte. Amaia ist zwar eigentlich eine Protagonistin ganz nach meinem Geschmack, weil sie auch mal den unbequemen Weg geht, mutig ist, damit aber stets mitfühlend und loyal. Dennoch hat sie in Bezug auf Noár immer einen Persönlichkeitswandel durchgemacht. Plötzlich wurde sie willenslos, naiv und ja fast lächerlich. Ich fand es auch schade, dass die Anziehung zwischen den beiden vor allem auf der körperliche Ebene stattfand, denn Noár hat wirklich lange nicht zeigen dürfen, was seine positiven Eigenschaften sind und dennoch hat Amaia ihm immer hinterher gehechelt. Auf den ersten Band gesehen ist ihre Beziehung auch viel zu schnell erzählt worden. Wo soll die Luft noch nach oben sein für Band 2? Dennoch will ich nicht alles in Bezug auf die beiden verteufeln, denn ihr Geplänkel war immer voller Spannung, im positiven Sinne. Und je mehr sie zusammenarbeiteten und je mehr Noárs engste Leute an Profil gewinnen durften (hier hat es ganz wunderbar geklappt!), desto enger war ich mit allen im Geschehen drin. Auf den letzten 100 Seiten wäre es mir im Traum nicht mehr eingefallen, das Buch zur Seite zu legen.

Fazit: Julia Dippel hat eine faszinierende Welt für „Cassardim“ erschaffen und eine sehr spannende Erzählung geschaffen, die einen zweiten Teil absolut verdient hat. Schwächen gibt es in den Details und in der Tiefe, aber ich bin überzeugt, dass die Autorin das im Prinzip liefern kann.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Familiärer Thriller und doch so atemraubend

Knochengrab (Ein Sayer-Altair-Thriller 2)
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„Todeskäfig“ von Ellison Cooper war im vergangenen Jahr eine wirklich riesige Überraschung für mich, denn es war ein Thriller der Extraklasse. Von einer grandiosen Autorin mit einer faszinierenden Leading ...

„Todeskäfig“ von Ellison Cooper war im vergangenen Jahr eine wirklich riesige Überraschung für mich, denn es war ein Thriller der Extraklasse. Von einer grandiosen Autorin mit einer faszinierenden Leading Lady und ganz viel Spannung und schwupps war eine atemraubende Lektüre dabei rumgekommen. Bei so einem Debüt entstehen natürlich unweigerlich Erwartungen, die nicht unbedingt jeder sofort bestätigen kann. Wie gelingt Cooper der zweite Streich?

Auch wenn die Lektüre des ersten Bands nun schon etwas länger her ist, habe ich wunderbar in das Geschehen hineingefunden. Das liegt daran, dass die Geschichte nahtlos am Vorgänger anschließt. Zwar mit einem Zeitsprung, aber in diesem ging es vor allem um Regenration, so dass man nicht das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben. Zudem werden einige Stichworte angeboten, die helfen, dass Erinnerungen hervorgekramt werden. Ich kann aber verstehen, wenn es anderen Lesern zu wenig an Informationen ist, um Wichtiges zu reaktivieren. Da mir im ersten Teil aber auch schon die Charaktere so gut gefallen haben, konnte auch hier etwas Heimeliges hervorgerufen werden, selbst wenn man im Hinterkopf hat, dass es vordergründig um eine harte Thematik geht. Aber neben Sawyer haben wir wieder Adi, Tino, ihre Großmutter, Vesper und Ezra. Es ist ein wirklich toller Personenkreis, mit dem man nur noch mehr zusammenwächst.

Positiv ist definitiv auch, dass das Chaos beim FBI nicht fallen gelassen wird, sondern dass damit weiter gearbeitet wird. Das bietet genug Fallstricke, denen nicht aus dem Weg gegangen wird und die vor allem eine durchgängige Handlung erzeugen. Es wurde auch erwähnt, dass Sawyer durch ihre Position keine festen Partner hat, das bietet ebenfalls Vorteile. Auch wenn Vic als Figur toll war, bieten neue Partner, neue Kollegen unweigerlich neuen, spannenden Input. Max Cho tritt wunderbar in diese Fußstapfen und vor allem die Verbindung zu seinem Spürhund Kona ist sehr interessant. Mit Dana kehrt eine Pathologin zurück, die ebenfalls entscheidend zum Geschehen beiträgt.

Der Fall ist erneut höchst spannend gestaltet, auch wenn er in seinem brutalen Ausmaß nicht ganz an den ersten Band heranreicht. Aber bis zum Ende gibt es zahlreiche Wendungen und man weiß nicht, woran man ist, von daher sind die Anforderungen an einen Thriller voll erfüllt. Dennoch muss ich eine Warnung aussprechen. Bei Band 1 war der Kniff, dass der Täter aus dem nahen Umfeld stammte, was Sawyer doch verunsichert hat. Daher fand ich es unpassend, dass wir am Ende wieder so auskommen. Hier war das noch okay, aber für einen weiteren Band muss was Neues kommen, denn ansonsten hat man den Verdächtigtenkreis unweigerlich zusammen. Abschließend kann ich nur festhalten, dass Cooper ihren Genialität durchaus bestätigen kann. Sie ist wieder ein Geheimtipp, der sich lohnt.

Fazit: Sich den große Erwartungen des Debüts zu stellen geht nicht immer für jeden Autor gut aus, aber Ellison Cooper hat erneut einen sehr guten Thriller verfasst. Vor allem bei den Figuren hat sie wirklich ein geniales Händchen, denn es fühlt sich wie Familie an und das trotz erschreckender Handlungen. Insgesamt hängt der Band etwas zurück, auch weil die Auflösung stark an Band 1 erinnert, aber es ist dennoch ein Leseprodukt, das ich nur jedem Thriller-Fan empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Von verwirrend zu gewohnt spannend

Die perfekte Strafe
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Helen Fields hat mit „Die perfekte Gefährtin“ einen wirklich grandiosen Thriller geschaffen, weil es das nötige Maß an Brutalität, Spannung und eben interessanten Charakteren gab. Eigentlich überall kam ...

Helen Fields hat mit „Die perfekte Gefährtin“ einen wirklich grandiosen Thriller geschaffen, weil es das nötige Maß an Brutalität, Spannung und eben interessanten Charakteren gab. Eigentlich überall kam dieser Auftaktband gut weg, doch dann kamen mit Band 2 schon die ersten Schwierigkeiten, da es zu viele Handlungsstränge gab, dazu noch das Privatleben der Beteiligte und aus dieser Verwirrung ist dann erst ganz spät ein Kunstwerk geworden.

Genau dieser Eindruck, zuerst verwirrend, dann richtig gut, trifft auch nahezu perfekt auf die „Perfekte Strafe“ zu. Auf der einen Seite haben wir einen Mordfall, der zunächst nach einem Unfalltod aussieht, wir haben mehrere Perspektiven, wo man vorne und hinten nicht weiß, wohin sie eigentlich passen und wir haben den Tod vom alten Chef Begbie, der einen ganz neuen Fall entstehen lässt. Die Struktur von zwei Fällen pro Band wurde also beibehalten, aber so verwirrend habe ich die einzelnen Handlungsstränge bis dato noch nie empfunden. Gerade im ersten Drittel hatte ich oft ein großes Fragezeichen im Gesicht, weil nichts so richtig zusammenpassen wollte. Zudem ist durch diese Verwirrung auch keinerlei Spannung entstanden, denn im nächsten Kapitel wurden die erzielten Zugewinne sofort wieder ausgebremst. Hier hätte es mich wirklich nicht gewundert, wenn einige Leser ausgestiegen wären.

Ich habe aber durchgehalten, denn ich kenne Fields inzwischen und weiß, dass es immer ein extrem spannendes Ende geben wird. Genauso war es dann auch bei „Die perfekte Strafe“. Nach und nach hat sich die Verklärung gelichtet und es wurde sehr deutlich, in welche Richtungen die beiden großen Handlungsbögen driften. Ich fand es auch gelungen, dass das Personal ständig hin- und hergewechselt wurde, da so unterschiedliche Kombinationen entstanden, aber auch gewisse Wendungen.

Grandios haben mir mal wieder die Nebencharaktere gefallen. Nachdem wir uns im letzten Band von einer verabschieden mussten, gibt es Nachschub und ich habe die Neue sofort ins Herz geschlossen, weil sie wirklich helle und eine Arbeitsbiene ist. Tripp ist nach wie vor der heimliche Held der Geschichte, der durch seine Loyalität und seinen Arbeitseifer einem einfach das Herz aufgehen lässt. Diesmal bekommt er auch seinen Heldenmoment und ich wünsche mir wirklich sehr, dass er weiter wachsen darf. Lively ist immer noch eher ein Antagonist, aber es ist dennoch essenziell für diese Geschichte, da seine Ecken und Kanten einen Mehrwert bieten. Vor allem seine Zusammenarbeit mit Callanach am Ende war ganz großes Kino. Dazu dann eben Callanach und Ava, die selbst als Vorgesetzte nichts scheuen. Hier ist wirklich eine Truppe entstanden, die ich mir problemlos auch für eine TV-Adaption vorstellen könnte, denn die Mischung ist genial.

Kommen wir nun zum finalen Showdown noch einmal im Detail. Beide Handlungen haben sich wirklich noch extrem spannend entwickelt und die Nerven waren wirklich zum Zerreißen gespannt, denn wo man die Auflösung bei der einen Handlung wollte, da wollte man sie genauso sehr bei den anderen. Die Kapitel sind dann sehr geschickt gegeneinandergesetzt worden, denn die jeweiligen Höhepunkte sind perfekt ergänzt worden. Die letzte 75 Seiten waren wirklich ein Erlebnis und sie werden immer Fields größte Stärke bleiben.

Fazit: Helen Fields macht es einem mit dem Einstieg in die Geschichte mal wieder nicht leicht, da eher Verwirrung denn Durchblick entsteht. Aber mit Durchhaltevermögen wird man belohnt, denn neben der tollen Zusammenstellung der Charaktere gibt es wieder Showdowns an gleich zwei Stellen und beider einander würdig.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Erneut herrlich abgedreht

Missing Boy
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Gefühlt gestern habe ich mich noch an der „Hades“-Trilogie erfreut, nun sind wir auch schon wieder beim finalen Band der „Crimson Lake“-Rehe angekommen und erneut wird es ein bittersüßer Abschied sein, ...

Gefühlt gestern habe ich mich noch an der „Hades“-Trilogie erfreut, nun sind wir auch schon wieder beim finalen Band der „Crimson Lake“-Rehe angekommen und erneut wird es ein bittersüßer Abschied sein, denn Candice Fox schreibt einfach so herrlich verrückte Krimireihen, die alleine wegen ihrer höchst außergewöhnlichen Protagonisten immer in Erinnerung bleiben werden.

„Missing Boy“ war von der Ausgangslage her etwas anders als seine beiden Vorgänger, denn im Prinzip gab es keine offenen Geschichten mehr, die hätte behandelt werden müssen. Beide Mysterien aus Ted und Amandas Leben sind schon gelöst, so dass die großen Rahmenhandlungen, in die sich zufälligerweise eine Ermittlung hineinschiebt, nicht mehr da waren. Das hat man dem Einstieg in „Missing Boy“ doch etwas angemerkt. Natürlich wurde der Fall des verschwundenen Jungen präsentiert, aber es gab dennoch nicht gleich mehrere Handlungen, bei denen man wissen wollte, wie es nun zu Ende geht. Zudem wurde der Fall auch absichtlich offensichtlich gestaltet, so dass ich kurzfristig an Fox‘ Fähigkeiten gezweifelt habe.

Das war aber eine falsche Fährte, denn gerade hinten heraus hat sich noch eine extrem spannende Ermittlung ergeben, die die anfängliche Zähheit wett gemacht hat. Dennoch muss man auch sagen, dass der Mittelteil wenig klassische Ermittlungsarbeit hatte. Einige neue Zwischenergebnisse kamen eher zufällig daher und nur in wenigen Momenten durfte Amandas scharfe Kombiniergabe ihre Wirkung entfalten. Aber das fand ich gar nicht so schlimm, da sich Ted und Amanda als Individuen austoben durften. Während Ted mit dem ersten Besuch seiner Tochter und seiner Schwärmerei für die neue Tierärztin zu tun hat, die ihn beide aufgrund seiner Vergangenheit in Bedrängnis bringen, hat Amanda es mit einer Polizistin zu tun, die sie für den Tod ihrer Partnerin verantwortlich macht und Rache will. Diese Scharmützel auf beiden Seiten waren zwar keine klassischen Pageturner, aber Charakterstudien mit abgedrehten Momenten, aber auch rührseligen Nuancen, wo man sie nie erwartet hätte. Fox bedient einfach nicht den Mainstream, sondern hat ihren ganz eigenen Stil gefunden. Natürlich muss dieser einem gefallen, aber ich weiß ihn zumindest im Allerlei des Alltags sehr zu schätzen!

Die letzten 75 sind wirklich der Knaller, denn hier ergibt sich ein Showdown nach dem anderen. Wenn man denkt, ah, das war’s jetzt, dann kommt ein weiterer. Überraschenderweise fand ich das aber nicht übertrieben, denn alle Momente hatten ihre logische Konsequenz, denn so wurden alle angestoßenen Storylines für diesen Band sauber beendet. Ganz am Ende des Buches habe ich mich dann auch gefragt, ob das nun wirklich das Ende ist, denn völlig abgeschlossen wirkt die Gesamtidee noch nicht. Denn andere langlebige Reihen kranken ja an ausgelutschten Entwicklungen, aber das kann man für die „Crimson Lake“- Reihe nun wirklich nicht sagen. Aber vielleicht ist es auch richtig aufzuhören, wenn es am schönsten ist.

Fazit: „Missing Boy“ hat nicht mehr den Rahmen rund um die Geheimnisse der Protagonisten, so dass die Geschichte gänzlich auf eigenen Beinen stehen muss. Nach leichteren Anfangsschwierigkeiten ergibt sich mit erneut abgedrehten Geschichten für ebenso abgedrehte Figuren ein unterhaltsames Bild, das in einem furiosen Finale endet. Hier geht einer wirklich mit einem Ausrufezeichen.

Veröffentlicht am 13.11.2019

Erneut ein Glücksgriff mit zwei Perspektiven

Sag ihr, ich war bei den Sternen
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Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie „Die Achse meiner Welt“ mich damals regelrecht umgehauen hat. Schon zuvor habe ich natürlich tiefgründige und emotionale Liebesgeschichten gelesen, aber Dani ...

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie „Die Achse meiner Welt“ mich damals regelrecht umgehauen hat. Schon zuvor habe ich natürlich tiefgründige und emotionale Liebesgeschichten gelesen, aber Dani Atkins hat dem noch einmal einen draufgesetzt, auch wenn sie nicht unbedingt die perfekten Geschichten schreibt, aber sie setzt Schwerpunkte und lädt diese so auf, dass man hinterher nur die die Tränen in die Augen stehen haben kann. Nach „Die Achse meiner Welt“ hat mir vor allem „Der Klang deines Lächelns“ sehr gut gefallen, denn hier wurde die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt, was auch ganz wunderbar funktioniert hat, weil so zwei hoch unterschiedliche Sichtweisen angeboten werden konnten, die die Lektüre noch einmal um wertvolle Aspekte angereichert haben. Bei „Sag ihr, ich war bei den Sternen“ gibt es nun erneut zwei Perspektiven und das war der Hauptpunkt, warum ich mich erst recht auf das neue Werk von Atkins gefreut habe.

Wie immer hat es Atkins geschafft, eine tragische Geschichte zu kreieren, die dennoch so voller Hoffnung, Liebe und Tiefgrund ist. Maddie wird bei einem Autounfall so schwer verletzt, dass sie schwanger ins Koma fällt und erst nach sechs Wochen wieder aufwacht. Dort muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass eine andere Frau ihr Leben an der Seites ihres Verlobten Ryan eingenommen hat. Gerade die ersten 100 Seiten waren ein wahrer Pageturner, da sie eine ungeheure Dynamik hatten, wo man immer wissen wollte, wie es jetzt weitergeht. Nach Maddies Aufwachen warten viele Überraschungen auf sie, aber auch auf uns Leser, so dass sich eine Wendung nach der anderen ergibt. Dabei ist man stets durch Maddies Augen mittendrin und verschwestert sich mit ihr, weil man all ihr Leid und die Überforderung angesichts der neuen Umstände nachvollziehen kann.

Hiernach erfolgt nun die zweite Perspektive. Hierbei handelt es sich um Chloe, die neue Frau an Ryans Seite. Hier wird das Tempo nun etwas rausgenommen und stattdessen geht es nun vor allem um viel Gefühl. Zudem ist es wunderbar gelungen, dass man sich auch mit Chloe identifizieren kann. Zunächst stand ja zu befürchten, dass man sie als die „Böse“ empfindet, weil sie Maddies Platz eingenommen hat. Aber ihre Perspektive, in der wie auch in die Vergangenheit reisen und erfahren, wie sie mit Ryan zusammengekommen ist, weiß ebenfalls einzunehmen. Es ist schwer hiernach noch Partei zu ergreifen und dieses erzeugte Gefühl würde ich wohl als große Stärke von Atkins benennen wollen.

Aber ich hatte ja schon erwähnt, dass Atkins nie die perfekten Geschichten schreibt. Dadurch dass sie sich so auf die beiden Frauen konzentriert, kommt Ryan als dritte Perspektive vollkommen zu kurz. Leider ist es Atkins auch nicht gelungen, seine Gedanken und Gefühle durch die Augen der jeweiligen Frau transparent zu halten. Das ist doch besonders schade, da ich seine Gedankenwelt als ebenso spannend empfunden hätte. Es war vollkommen klar, dass er Maddie von ganzem Herzen geliebt hat, weswegen es schier unverständlich scheint, dass er nach ihrem Aufwachen nicht einen Zweifel an Chloe als seine Frau hat. Ebenso enttäuschend ist dann, dass auch für Maddie die Gefühlsaspekte irgendwann abgehakt sind. Hier sind also leider kleinere Aspekte, wo es Atkins es sich zu einfach gemacht hat. Dennoch bin ich mit dem Ende absolut zufrieden.

Fazit: Dani Atkins liefert erneut eine sehr gute Herzschmerzgeschichte ab, bei der sie aus eigentlich sich konkurrierenden Perspektiven eine tolle Symbiose erschafft, die einen mit jeder Faser mitfühlen lässt. Richtig genial wäre es gewesen, wenn die Gefühlswelt des männlichen Protagonisten auch noch beleuchtet worden wäre, denn die fehlt eindeutig zum perfekten Verständnis der Geschichte.