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Veröffentlicht am 29.12.2019

Super Aufbau - super spannend

A Good Girl’s Guide to Murder
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Normalerweise sind Krimis ja immer ähnlich aufgebaut: Es gibt einen Mord, dann wird ermittelt und am Ende hat man den Mörder. Eventuell gibt es noch einige Rückblenden, aber vor allem ist es ein chronologischer ...

Normalerweise sind Krimis ja immer ähnlich aufgebaut: Es gibt einen Mord, dann wird ermittelt und am Ende hat man den Mörder. Eventuell gibt es noch einige Rückblenden, aber vor allem ist es ein chronologischer Fließtext. Das ist hier nicht so - und genau das hat mich nicht nur überzeugt, sondern auch richtig gefesselt.

Denn statt von vorne weg zu erzählen, ist der vermeintliche Mord schon fünf Jahre her. Für ein Schulprojekt gräbt die Protagonistin Pippa das Verschwinden von Andie Bell nochmal aus und versucht herauszufinden, was damals wirklich passiert ist. Zum einen ist die Geschichte ganz "normal" geschrieben, also aus der Er-Perspektive erzählt, bei der man Pippa über die Schulter schaut. Dann gibt es aber auch Teile, in denen man direkt an ihren Nachforschungen teilnimmt, zum Beispiel in Form ihrer Mitschriften von Interviews oder den Befragungsprotokollen der Polizei. Ihre eigenen Gedanken schreibt sie auch auf und außerdem führt sie eine Verdächtigenliste, die stetig wächst. So behält auch der Leser einen guten Überblick, wer alles in diesen alten Fall verstrickt gewesen sein könnte.

Mir hat die Protagonisten besonders wegen ihrer Art gefallen. Sie ist sehr ehrgeizig, fast schon eine Streberin, die sich aber von nichts und niemanden von ihrem Vorhaben abbringen lässt. Im Gegenteil: Legt man ihr Steine in den Weg, scheint sie das noch mehr anzuspornen. Dadurch, dass sie so gar nicht dazu neigt, über die Stränge zu schlagen, unterscheidet sie sich extrem von den anderen Teenagern in diesem Buch. Andererseits überwindet sie für ihre Nachforschungen Grenzen, von denen man sie im ersten Moment lieber abhalten möchte, weil sie sich dadurch selbst in Gefahr begibt. Mich konnte sie so nachhaltig beeindrucken.

Und natürlich sorgt das auch für einiges an Spannung: Während es am Anfang noch recht ruhig zugeht und das Buch eher gemütlich startet, ist man doch schnell gefesselt. Denn es gibt immer wieder neue Spuren und neue Hinweise, denen Pip nachgeht. Dabei lernt der Leser sehr viele andere Personen kennen. Das war anfangs etwas verwirrend, aber man hat schnell den Bogen raus, wer eine wichtigere Rolle spielt und wen man sich deshalb merken sollte. Die bereits erwähnte Verdächtigenliste unterstützt das noch.

Auch wenn schnell klar ist, dass es sich die Polizei damals sehr leicht gemacht hat und das mehr hinter allem steckt, hat mir sehr gut gefallen, wie komplex die Handlung dann letztendlich ist. Es gibt mehrere überraschende Wendungen, die mich erstaunt haben. Am Ende fügt sich dann aber alles ineinander, es gibt keine losen Ende und die Auflösung ist logisch und glaubhaft. Ich wurde zufrieden zurückgelassen.

Das Buch wird für Leser ab 14 Jahren empfohlen - dem kann ich nur zustimmen. Jünger sollten die Leser nicht sein, denn einige Passagen sind schon etwas hart. Allerdings ist es für Jugendliche sicher sehr interessant und spannend. Ich werde es meinen Schülern auf jeden Fall vorschlagen, da die Zielgruppe hier gut getroffen wird.

Ich war wirklich begeistert und empfehle das Buch uneingeschränkt weiter - aber nicht nur an junge Leser, sondern an alle, die auch mal gerne einen nicht so brutalen, aber trotzdem komplexen Krimi lesen möchten. Von mir gibt es 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Die Kammer des Schreckens...

Sterbekammer
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Ich habe noch keinen Krimi rund um die Polizistin Frida Paulsen gelesen, aber auch wenn es sich um den dritten Band handelt, hatte ich keine Probleme, in die Geschichte hineinzukommen. Eher im Gegenteil: ...

Ich habe noch keinen Krimi rund um die Polizistin Frida Paulsen gelesen, aber auch wenn es sich um den dritten Band handelt, hatte ich keine Probleme, in die Geschichte hineinzukommen. Eher im Gegenteil: Die Protagonistin konnte mich sofort von sich überzeugen und ich hatte nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Wichtige Informationen aus den Vorgängern werden kurz wieder aufgegriffen, sodass man alle wichtigen Personen aus ihrem Umfeld auch schnell einordnen kann.

Schnell geht es auch zur Sache: Frida findet eine Leiche in einer Mühle, es sieht nach einem Unfall aus, aber dann entdeckt sie eine versteckte Kammer unter der Küche. Es scheint dort jemand gefangen gewesen zu sein und auch wenn ihr Chef sehr skeptisch ist, lässt sie sich von ihrem unguten Gefühl nicht abbringen.

Dann entwickelt sich ein wirklich spannender Krimi mit vielen losen Fäden, vielen Hinweisen, aber doch nichts so wirklich Greifbares... Eine Wendung jagt die nächste, die Liste der Verdächtigen wird immer länger. Man muss also weiterlesen, wird auf viele falsche Fährten geführt, man hat Spaß beim Miträtseln und wird doch immer wieder überrascht.

Gut gefallen hat mir auch, dass es nicht nur die Perspektive der klassischen Ermittlung gibt. Immer wieder blickt man durch die Augen des entführten Opfers und bekommt so eine kleine Ahnung davon, wie es die Gefangenschaft erlebt. Hier hätte es ruhig noch etwas ausführlicher sein dürfen.

Ansonsten hat mich auch überzeugt, dass das Privatleben der Protagonistin zwar eine Rolle spielt, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. Frida Paulsen wurde dadurch für mich realer und man kam ihr sehr nahe, aber im Mittelpunkt standen nie ihre privaten Probleme, sondern die Ermittlungen.

Wie sich am Ende alles zusammenfügt, hat mich vollends überzeugt: Alles war in sich schlüssig, im Nachhinein hätte man als Leser auch schon etwas früher ahnen können, was hinter allem steckt - die Hinweise hat die Autorin aber wirklich gut versteckt.

Für mich war es sicher nicht das letzte Buch von Romy Fölck und auch von Frida will ich auf jeden Fall mehr lesen. Von mir gibt es 5 Sterne - eben weil ich das Buch in einem Tag ausgelesen habe.

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Mörderische Oper

Wiener Totenlieder (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 1)
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Ich gebe zu - der Einstieg in das Buch ist mir nicht ganz so leicht gefallen. Es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mich in die Wiener Opernwelt hineinversetzen konnte. Auch die Protagonistin Lotta ...

Ich gebe zu - der Einstieg in das Buch ist mir nicht ganz so leicht gefallen. Es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mich in die Wiener Opernwelt hineinversetzen konnte. Auch die Protagonistin Lotta machte auf mich erstmal keinen überzeugenden Eindruck, was sich aber im Laufe des Buches komplett geändert hat.

Aber erstmal zum Aufbau des Buches: Es wird fast alles chronologisch erzählt, dabei stehen die beiden Protagonisten im Mittelpunkt. Wenn allerdings ein Mord geschieht, wechselt die Perspektive in die des Opfers. Das fand ich richtig gut. Zwischen den Kapiteln gibt es nochmal Passagen über ein "Mädchen", von dem man nicht weiß, wer es ist. Dabei handelt es sich um Szenen aus der Vergangenheit, die vom eigentlichen Plot losgelöst wirken. Sie sind auch optisch extra hervorgehoben, was ich sehr gut fand, da man so nicht durcheinander kam. Mit der Zeit hat man schon eine Ahnung, was das Ganze soll - dazu muss man das Buch aber lesen und ich möchte nicht spoilern. Auf jeden Fall hat mir der abwechslungsreiche Aufbau sehr gut gefallen.

Die Protagonistin konnte mich wie gesagt man Anfang nicht überzeugen, da ihr Leben doch etwas selbstzerstörerisch ist. Es gibt generell sehr viele Hintergrundinformationen zu ihrer Vergangenheit, was mich anfangs etwas gestört hat, da die eigentliche Handlung für meinen Geschmack zu langsam voran ging. Allerdings musste ich gegen Ende meine Meinung revidieren: Dadurch, dass man so gut Bescheid weiß, macht vieles am Ende noch mehr Sinn und rundet die Geschichte gut ab.

Auch die Art, wie die Morde beschrieben wurde, war super. Hier lässt die Autorin auch gern zwischen den Zeilen lesen. Man erlebt wie erwähnt mit, wie das Opfer stirbt - aber eine wirkliche Todesursache wird nicht immer genannt. Hier bleibt Raum für eigene Gedanken und es ist auch überhaupt nicht nötig, das Offensichtliche noch einmal zu erwähnen.

Nach einem eher mittelmäßigen Anfang hat mich das Buch dann doch so gepackt, dass ich absolut gefesselt war und die beiden weiteren Fälle unbedingt noch lesen möchte - auch weil das Ende etwas gemein ist, da es offen ist. Von mir gibt es deswegen 4,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 19.12.2019

Geiger ist zurück

Der Experte
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Was mich am ersten Teil so begeistert hat, war die Art der Hauptperson Geiger. Er verdient sein Geld damit, Menschen zu foltern und so Informationen für seine Auftraggeber zu beschaffen. Dabei geht es ...

Was mich am ersten Teil so begeistert hat, war die Art der Hauptperson Geiger. Er verdient sein Geld damit, Menschen zu foltern und so Informationen für seine Auftraggeber zu beschaffen. Dabei geht es ihm aber nie um die Befriedigung irgendwelcher skurrilen Bedürfnisse, sondern er lehnt das Töten ab und hält sich strikt an seine Moral. Das war mal was anderes.

Bevor man dem zweiten Teil liest, in dem sich Geiger eigentlich zur Ruhe gesetzt hat und Möbel baut, sollte man den ersten Teil kennen. Dieser baut nämlich auf den Vorgänger auf und man würde vieles nicht verstehen.

Ich war sofort wieder in der Geschichte drin. Der Fokus ist diesmal anders gesetzt, eben weil Geiger eigentlich gar nicht mehr seinem alten Beruf nachgeht, aber manchmal spielt das Leben dann doch anders als geplant.

Das sorgt dafür, dass es wieder sehr spannend wird. Geiger und die alten Bekannten müssen sich nämlich seinem härtesten Gegner Dalton, der absolut keine Skrupel kennt und nur das Ziel verfolgt, Geiger zu vernichten. Mehr verrate ich zum Inhalt aber nicht.

Gut gefallen hat mir, dass man mehr über Geigers Vergangenheit und seine Kindheit erfährt. Das erklärt, warum er sich so verhält, wie er sich verhält. Außerdem macht ihn das sehr menschlich und zeigt eine Seite, die man im ersten Teil nur ganz gering erkennen konnte.

Super fand ich auch, dass man wieder verschiedene Perspektiven hatte. Auch die Schauplätze wechseln, sodass keine Langweile aufkommt.

Für schwache Nerven ist das Buch nichts. Gerade gegen Ende wird es doch sehr brutal, es gibt einige überraschende Wendungen, mit denen man gar nicht rechnen konnte.

Von mir gibt es 5 Sterne!

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Veröffentlicht am 27.11.2019

Mara ermittelt wieder

Brennende Narben
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Mara Billinsky hat sich mittlerweile in Frankfurt eingelebt und sich den Respekt ihrer Kollegen verdient, als sie auch schon in ihrem dritten großen Fall ermitteln muss. Da die einzelnen Fälle abgeschlossen ...

Mara Billinsky hat sich mittlerweile in Frankfurt eingelebt und sich den Respekt ihrer Kollegen verdient, als sie auch schon in ihrem dritten großen Fall ermitteln muss. Da die einzelnen Fälle abgeschlossen sind, kann man das Buch auch lesen, ohne die Vorgänger zu kennen. Ich empfehle aber, der Reihenfolge nach vorzugehen, da man dann ihre Entwicklung und auch ihren Charakter besser nachvollziehen kann. Außerdem wird in diesem Teil an einigen Stellen Bezug auf die Vorgänger genommen, was man leicht überlesen kann, wenn man nicht weiß, was vorher passiert ist.

Gut gefallen hat mir, dass Mara immer noch so ist wie sie ist - jetzt aber endlich akzeptiert und für ihre Arbeit geschätzt wird. Langsam hat es nämlich etwas genervt, dass ihr immer nur Steine in den Weg gelegt werden.

Das passiert hier auch, aber nicht von Seiten der Polizei, sondern aufgrund ihrer privaten Ermittlungen zum Tod ihrer Mutter. Seit dem ersten Band weiß man, dass diese ermordet und der Täter nie gefunden wurde. Jetzt bekommt diese Geschichte eine eigene Sidestory und Mara jagt nicht nur den "Wolf", sondern eben auch den Mörder ihrer Mutter. Das hat mir richtig gut gefallen, denn so hatte man gleich zwei spannende Handlungsstränge, die sehr unterschiedlich waren. Allerdings muss ich zugeben, dass ich aber auch froh war, dass es am Ende aufgeklärt wurde. Die Geschichte mit ihrer Mutter nämlich noch in einen weiteren Folgeband mitzunehmen, hätte es zu langatmig gemacht.

Im Mittelpunkt stehen aber eigentlich grausige und brutale Morde im Milieu, die Mara und ihre Kollegen aufklären müssen. Diese sind teilweise sehr brutal und nichts für schwache Nerven, auch wenn sie teilweise nur angedeutet werden. Die eigene Fantasie erledigt dann aber den Rest... Die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist deswegen für mich absolut gerechtfertigt.

Man kann der Handlung sehr gut folgen, auch wenn es manchmal etwas wirr ist, wer denn jetzt die Bösen und wer die Guten sind - und ob man hier überhaupt eine Trennung vornehmen kann. Denn ehrlich gesagt weint man den Mordopfern als Leser keine Träne nach. Das war mal etwas anderes.

Am besten hat mir aber gefallen, dass Maras Kollege Jan Rosen hier eine tolle Entwicklung durchmacht und nicht mehr der "Spatz" ist. Er beweist sehr viel Mut und wer ihn bisher nicht geliebt hat, der wird es spätestens jetzt tun. Für mich läuft er fast Mara den Rang ab.

Sehr gut gemacht waren auch wieder die vielen Perspektivwechsel, die auch die Sicht und die Vergangenheit des Mörders mit einschließen. Der Schreibstil ist knallhart, flüssig und sehr gut zu lesen.

Ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt und warte jetzt sehnsüchtig auf den vierten Fall für die Ermittlerin. Von mir gibt es 5 Sterne!