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Veröffentlicht am 20.01.2020

ein literarisierter Bericht

Three Women – Drei Frauen
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Egal wie die eigene Meinung nach dem Lesen ausfällt, „Three Women – Drei Frauen“ ist ein Roman, ein literarisierter Bericht, der schonungslos tief blicken und sich bestens lesen lässt und interessant daherkommt. ...

Egal wie die eigene Meinung nach dem Lesen ausfällt, „Three Women – Drei Frauen“ ist ein Roman, ein literarisierter Bericht, der schonungslos tief blicken und sich bestens lesen lässt und interessant daherkommt.
Im Grunde könnte man Lisa Taddeos Werk mit folgendem Satz beschreiben: Das schönste ist, sich geliebt und geborgen zu fühlen und davon möglichst viel zu bekommen. Denn es geht in diesem Buch um die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der drei Hauptprotagonistinnen Maggie, Lina und Sloane. Abwechselnd erhalten die Leserinnen einen tieferen Einblick, teils schockierend, teils fragwürdig, aber immer offen und direkt.
Sex gegen Anerkennung; und so kommt es, dass vieles an die #metoo-Debatte erinnert, diese aber konsequent fortführt und der immerwährende Zustand den Lerser
innen vor Augen gehalten wird. Und es geht immer um Angst.
„Mal sind es Männer, die uns Angst machen, mal sind es Frauen, und manchmal machen wir uns so viele Gedanken über alles, was uns Angst macht.“ [16]
Wenn man bedenkt, dass Lisa Taddeo über acht Jahre hinweg, mit vielen persönlichen Begegnungen für diesen Roman recherchiert hat, dann kann man verstehen, dass sie auch die Perspektive der jeweiligen Frau einnimmt, auch wenn es teils objektiver wäre, dies nicht zu tun. Gerade in Bezug auf ihre eigene Vorgeschichte, bzw. den Erlebnissen ihrer Mutter, welche sich auch nicht zu wehren wusste. Insgesamt muss man aber sagen, dass alles den Tatsachen entsprechend und daher glaubwürdig dargestellt wird. Und gerade diese Eigenschaft, macht dieses Buch so einzigartig.
Jedoch, das weibliche Begehren in all seinen Facetten? Teils liest sich das Ganze eher wie die weibliche Unterwerfung in einer durch Männer dominierten Welt. Die Autorin beleuchtet die drei Biografien und lässt durch ihre Erzählung Zusammenhänge entstehen, liefert Informationen für die Hintergründe.
Mich persönlich hatte das Buch bereits seit dem Prolog schon gefangen, gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Taddeos Werk gehört zu den Büchern, welche man in dem noch jungen 2020 gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 13.01.2020

grandios geschrieben

Die Parade
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„Alle bewegten sich im Schritttempo der Asphaltiermaschine, als würden sie ehrfurchtsvoll einem Trauerzug folgen.“ [130]
Die Geschichte wäre schnell erzählt, mag man denken: Man, in diesem Falle der Westen, ...

„Alle bewegten sich im Schritttempo der Asphaltiermaschine, als würden sie ehrfurchtsvoll einem Trauerzug folgen.“ [130]
Die Geschichte wäre schnell erzählt, mag man denken: Man, in diesem Falle der Westen, baut eine Straße in einem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land, um den reichen Norden mit dem armen Süden zu verbinden.
Eigentlich ist das nicht viel Stoff für eine Geschichte und mit Dave Eggers „Der Circle“ konnte ich mich nicht richtig anfreunden, aber „Die Parade“ ist ganz anders, erfrischend anders. Dass Dave Eggers weiß, wie man Bücher schreibt, die Leserinnen fesselt, für ein Thema begeistert und dazu bringt, nach abgeschlossener Lektüre, viele Szenen und Situationen im Kopf noch einmal Revue passieren zu lassen, demonstriert er eindrucksvoll in seinem neuesten Werk. Kurz: hochaktuell, spannend und mit einem unerwarteten Ausgang.
„Von dem Baum ausbreiten, tief eingraben, Lebenskraft aus dem Baum beziehen, Möglichkeiten schaffen und damit auch Stabilität.“ [32]
Es ist eine Parabel die einen so schnell nicht mehr loslässt und zeigt, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern, dass vieles facettenreich ist. Und genau so zeichnet Eggers auch seine zwei Protagonisten, Vier und Neun. Beide Personen sind komplett unterschiedlich und je weiter die Straße vorankommt, desto mehr kommen die Beiden in Konfliktsituationen, auch mit sich selbst und stellen somit ihr Handeln in Frage. Tut man etwas Gutes, weil man denkt, dass man Gutes tun will? Dem geht Eggers in seinem Roman nach und wirft die eine oder andere politische Frage mit auf, verwebt diese mit dem Plot und lässt das Ganze bei den Leser
innen reifen.
Mir hat „die Parade“ gefallen. Sie las sich aufgrund des Schreibstils sehr gut. Die Seiten flogen nur so dahin, man war gefesselt und ertappte sich dabei, wie die anfängliche Meinung, in Bezug auf das Projekt, Protagonist und Ausgang, zusehends immer mehr variierte.

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Veröffentlicht am 10.01.2020

Wunderbar geschrieben

Im Netz des Lemming
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„Der Lemming klappt den Mund ein paar Mal auf und zu, ihm bleibt die Sprache weg. Woher um alles in der Welt hat Mario dieses selbstzerstörerische Denken?“
Glücklicherweise bleibt Slupetzky bei seinem ...

„Der Lemming klappt den Mund ein paar Mal auf und zu, ihm bleibt die Sprache weg. Woher um alles in der Welt hat Mario dieses selbstzerstörerische Denken?“
Glücklicherweise bleibt Slupetzky bei seinem Roman „Im Netz des Lemming“ nicht die Sprache weg. Präzise und sprachlich ausgefeilt kommt das Werk rund um Leopold „Lemming“ Wallisch daher.
Auch wenn es am Anfang komisch erscheint, dass der Lemming nichts mit Internet und Co anzufangen weiß, so wenig störend ist das für die Geschichte.
„Er hat nicht nur die Entwicklung des Internets verpasst, sondern auch die Entwicklung seines Sohnes.“
Gekonnt zeichnet Slupetzky seine Charaktere, betrachtet sie von allen Seiten, haucht ihnen Leben ein, stellt sie äußerst glaubhaft dar und legt zugleich den Finger in die Wunden der Gesellschaft, wenn er Szenen entwirft, welche auch nach dem Lesen im Kopf bleiben. Er hält uns einen Spiegel vor ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen.
Man ertappt sich beim Schmunzeln, wenn der Lemming und Chefinspektor Polivka ein Viertel nach dem anderen trinken oder als der Lemming einen Bären im Tiergarten vermutet und lauscht den Worten, wenn es politisch wird. Das Ganze liest sich so angenehm, so aktuell. Es ist ein außerordentlicher Genuss dem Lemming auf seiner Spurensuche zu folgen und es zeigt auch, welche Auswirkungen ein Shitstorm und Hass-Postings haben können. Auch wenn man, wie der Lemming, sich gar nicht im Internet bewegt.
Was mir besonders gefällt, dass man neben dem Krimi-Plot einen guten Einblick auf die Geschehnisse des letzten Jahres in Österreich bekommt. Der Roman ist bereits jetzt ein Lesehighlight für 2020.

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Veröffentlicht am 09.01.2020

Die Jagd beginnt

Die Stimme des Zorns
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„Es ist keine schöne Geschichte. Sie ist voller Dunkelheit, Schmerz und Hoffnungslosigkeit.“

Was für ein fulminanter Start in eine neue Reihe mit „Ackermann & Shirazi“. Ich muss zugeben, dass ich aktuell ...

„Es ist keine schöne Geschichte. Sie ist voller Dunkelheit, Schmerz und Hoffnungslosigkeit.“

Was für ein fulminanter Start in eine neue Reihe mit „Ackermann & Shirazi“. Ich muss zugeben, dass ich aktuell noch nichts von Ethan Cross gelesen hatte und mit „Die Stimme des Zorns“ positiv überrascht bin. Auch als Neueinsteiger rund um das Ackermannsche Geschehen kommt man sehr schnell in die Geschichte und ist bereits nach den ersten Seiten gefesselt. Das zu Beginn einführende Interview hilft gerade den neuen Leser*innen sich mit Ackerman jr. vertraut zu machen, ein Bild von diesem Mann im Kopf zu entwerfen und wirken zu lassen. Das wirkt so schnell, dass man, auch aufgrund des flüssigen Schreibstils, das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann und atemlos nur so durch die Seiten des Thrillers fliegt.
Ganz wie der Protagonist Francis Ackerman jr. - ihm zur Seite steht die taffe Agentin Nadia Shirazi – ist man getrieben das Geheimnis zu lüften, bzw. den Täter, das sogenannte „Alien“, zu finden. Auch wenn Kornkreise eine Rolle spielen, so sind die beiden Agenten des FBI weder Scully noch Mulder und der Täter doch eher ein menschlicher Dämon.
Teils ist die Geschichte bzw. deren Protagonist schon ein bisschen überzeichnet, aber gerade das macht hier den Lesespaß aus. Und natürlich gibt es auch die eine oder andere Aktion, in der schon vorhersehbar etwas schiefgehen wird. Man bleibt trotzdem fasziniert von Ethan Cross Werk, welches temporeich à la „Rache der Orphans“ von Gregg Hurwitz daher kommt.
Fesselnde und packende Action, ein gelungener Start und ein neugierig machender Ausblick auf Band 2 machen das Buch zu einer Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Mexiko, wir kommen

Machos und Macheten
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„Mexiko ist bekannt für die Korruption dort. Der ganze Staatsapparat hat sich das zum Lebensstil gemacht, vor allem die Polizei.“ [237]

„Machos und Macheten“ von Joe R. Lansdale ist der sechste Band ...

„Mexiko ist bekannt für die Korruption dort. Der ganze Staatsapparat hat sich das zum Lebensstil gemacht, vor allem die Polizei.“ [237]

„Machos und Macheten“ von Joe R. Lansdale ist der sechste Band zu der Reihe "Hap Collins & Leonard Pine“. Ich beziehe mich hier wieder auf die limitierte Taschenbuchausgabe des Golkonda Verlags.

Meine Lieblingsreihe geht in die sechste Runde und auch diesmal wird es abermals nicht langweilig, denn die zwei Protagonisten unternehmen eine Kreuzfahrt und landen in Mexiko. Und wie so oft bei Hap und Leonard, den unzertrennlichen Freunden, läuft einiges richtig schief.
„Du und Hap, ihr setzt die Dinge bloß in den Sand.“ [242]
Zwischen der ganzen Gewalt, dem amüsanten Teil, der kurzweiligen Geschichte, steckt zwischen den Zeilen auch Gesellschaftskritik. Dies sieht man bereits am eingangs erwähnten Zitat.
Wie immer zeichnet Lansdale perfekt, setzt seine Charaktere in Szene, haucht ihnen Leben ein und lässt durch die lebendigen Dialoge zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.
Der Roman unterscheidet sich schon etwas zu den ersten drei Bänden. Zwar haben Hap und Leonard immer noch den gleichen Sinn für Gerechtigkeit, der sich nicht immer mit dem Gesetz verträgt, aber sie entwickeln sich auch weiter, werden älter und reflektieren manchmal auch etwas mehr.
Auch wenn es natürlich literarisch nicht der größte Wurf ist, so fiebert man mit, ist gespannt wie sich die Geschichte entwickelt und freut sich, wenn die beiden Sympathischen Figuren auch mal was richtigmachen.
„Manchmal machen wir ganz aus Versehen was richtig, stimmt’s?“ [363]
Ja, das stimmt. Lansdale macht mit dieser Reihe alles richtig!

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