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Veröffentlicht am 15.01.2020

Gamebook-Dystopie mit toller Noir-Atmosphäre und starker Protagonistin

Somorra - Stadt der Lüge
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SOMORRA – in dieser düsteren Stadt zerplatzen Träume wie Seifenblasen, Lüge und Verrat überdecken die Stadt wie dichter Rauch und der Tod holt sich täglich neue Seelen.
Nur die Wenigsten wagen es, sich ...

SOMORRA – in dieser düsteren Stadt zerplatzen Träume wie Seifenblasen, Lüge und Verrat überdecken die Stadt wie dichter Rauch und der Tod holt sich täglich neue Seelen.
Nur die Wenigsten wagen es, sich dem Übel in den Weg zu stellen. Für ihren Mut zahlen sie einen hohen Preis …
In diesem interaktiven Roman schlüpfst du in die Rolle einer jungen Polizistin, die einen nahezu hoffnungslosen Kampf für Gerechtigkeit führt.
Deine Gegner nehmen dir alles: deine Familie, dein Ansehen, deinen Posten, sogar deinen Geist wollen sie brechen. Doch ein dunkles Geheimnis regt sich - ein Wesen aus den Alpträumen Somorras will nicht, dass du untergehst ...
(Klappentext)

✥✥✥✥✥

"Wie beschreibt man ein Stadtviertel, in dem sich die Skrupellosigkeit der Vergangenheit mit der Korruption der Gegenwart zur strahlenden Zukunft des Verbrechens vereinen? Wie beschreibt man ein Stadtviertel, in dem der Mörtel der Wände mit Blut angerührt, die Wände der Häuser mit Gold tapeziert und die Häuser mit Schindeln aus Wahnsinn gedeckt sind?"
(S. 418)


Ich liebe Gamebooks und habe schon einige durchgedaddelt. Bisher jedoch nur solche aus dem Fantasy- und Sword & Sorcery-Bereich. Dieses war sozusagen mein erstes dystopisches Urban-Fantasy-Gamebook und auch mein erstes, bei dem man in eine weibliche Hauptrolle schlüpft.

Hier befindet man sich in einer dystopischen Welt im Jahre 158 n. S., genauer gesagt in der Stadt Somorra. Diese ist in vier Vierteln aufgeteilt, ist von Düsternis geprägt und wird von drei Bevölkerungsgruppen bewohnt. Eine davon werden die "Denkwürdigen" genannt. Hybriden, welche zwar Menschen jedoch auf mehr oder weniger grauenhafte Art verändert sind.
Somorra ist ein Überwachungsstaat und es herrschen Diktatur, Korruption und Skrupellosigkeit. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist gewaltig und das organisierte Verbrechen hat Hochkonjunktur.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht jeamnd ermordet wird oder spurlos verschwindet.
Dies ist Somorra und in dieser Stadt muss man sich durchkämpfen - vor allem, wenn man zu den Guten gehört.

Man schlüpft in die Rolle einer 24-jährigen Polizistin und man ist in Somorra aufgewachsen. Trotz diverser Schicksalsschläge hat man sich den Idealismus bewahrt, kämpft gegen Hoffnungslosigkeit und für die Gerechtigkeit.
In einer Stadt wie Somorra ist dies alles andere als ein einfaches Unterfangen und man steht immer mit einem Bein in seinem eigenen Grab, ist nie weit davon entfernt in dieses zu fallen oder in der Versenkung zu verschwinden, was meist ein und dasselbe ist.

Zu Beginn sollte man sich auf jeden Fall durch die Stadtbeschreibungen und den Anhang lesen, welche interessante Informationen zur Geschichte, Politik und Volkssagen dieser Stadt enthält. Dies stimmt einen auf wunderbare Weise auf die ganz eigene Atmosphäre ein, welche Somorra umgibt. Danach kam bei mir der Steckbrief über "mich" dran, der einem sehr gut nahe bringt, in welche Rolle man schlüpft.

Die Regeln sind denkbar einfach und schnell verinnerlicht. Hier kann man auch entscheiden auf welcher Schwierigkeitsstufe man spielen möchte.
Als "Grünschnabel" stirbt man zwar, muss jedoch nicht wieder vom Anfang beginnen, sondern springt einfach zurück. Das Spiel wird hier also quasi "gespeichert", während man im Spielmodus "Teufelskerl" ohne Spielspeicherung durch die Story daddelt. Ich habe mich natürlich für "Teufelskerl" entschieden, denn - No risk, no fun!
Übrigens benötigt man bei diesem Spiel keine Würfel, sondern nur einen Bleistift und Radiergummi.

"Irgendwas nagt an deinem Bewusstsein, irgendwas ruft nach deiner Aufmerksamkeit. Dir ist, als würde dir etwas fehlen, etwas Lebenswichtiges, wie die Luft zum Atmen. Dein ganzes Dasein in all seiner Hoffnungslosigkeit drängt sich nun in dein Bewusstsein, der Kampf gegen Ungerechtigkeit und Bestechlichkeit."
(S. 188)


Und so stürzte ich mich als knackige 24-jährige ins Somorra-Abenteuer, um gegen die Ungerechtigkeit und Korruption des Systems zu kämpfen und mehr über meinen Vater zu erfahren.
Doch man hat hier nicht nur gegen korrupte Bullen und machtgeile Geldsäcke zu kämpfen, sondern auch gegen die eigene Drogensucht. Diese hat man sich eingefangen, als man eine Spritze mit Somorras Superdroge "Somorin" ins Bein gerammt bekommen hat und diese droht einem hin und wieder zu überrollen.
Man kämpft also gleich an zwei Fronten und dies auf äußerst spannende Art und Weise.

Je nachdem wie man sich entscheidet kämpft man alleine oder geht einen Pakt mit einem Unterweltboss ein, ebenso trifft man auf skurrile und furchteinflößende Figuren. Welchen Weg man beschreitet hängt ganz alleine von den Entscheidungen ab.
Manchmal wird für bestimmte Aufgaben ein Zeitlimit gestellt, wobei jede Aktion Zeit kostet, daher muss man auch hier weise entscheiden.
Weiters kann man mit der U-Bahn von Stadtviertel zu Stadtviertel fahren und so Somorra erkunden, sofern man genügend Zeit hat.
Wenn einem die Drogensucht packt, wird man in ein surreales Setting katapultiert, welches von einer psychedelisch angehauchten Atmosphäre bestimmt ist. Dort werden einem dann knifflige Rätsel gestellt, welche man lösen muss, um nicht von der Drogensucht übermannt zu werden.
Man kann hier also auf zwei Arten sterben - entweder als Drogentote, welche die Drogenhölle nicht überlebt hat, oder auf den Straßen von Samorra beim Kampf gegen das System.

"Gelingt es dir nicht ein Heilmittel zu finden, wird die Sucht dich schließlich besiegen. Die drohende Sucht wird sich immer wieder mit Suchtschüben melden, und zwar in Form des Zirkuszauberers, einer geheimnisvollen Kreatur aus den Legenden Somorras, die dich mit in die fortlaufenden Kreise der Hölle der Drogensucht nimmt."
(S. 413)


Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig und es umweht einem eine dystopische Noir-Atmosphäre.
Hin und wieder kann man dabei auch stimmungsvolle Illustrationen entdecken, welche an Retro-Comics erinnern. Von diesen hätte ich mir mehr gewünscht, da diese einen ganz eigenen Flair in die Geschichte bringen.

Aufgrund der weiblichen Protagonistin, wird dieses Gamebook auch das weibliche Publikum ansprechen. Ein weiterer Pluspunkt ist die bereits erwähnte düstere Noir-Atmosphäre, die LeserInnen ansprechen könnte, welche mit High Fantasy und Sword & Sorcery so gar nichts anfangen können. Zudem eignet sich dieses Spielbuch hervorragend für diejenigen, welche in die Gamebook-Welt erstmal hineinschnuppern wollen und für Anfänger.

"All die Geräte und Laborutensilien, die Monitore und die Kanister in diesem Raum, selbst die Wände und der Boden, sind von einer Masse aus hellem, pulsierenden Fleisch bedeckt, das sich wie Efeu verbreitet hat und an den Wänden hochgewachsen ist. Wie ein Meer aus Muskelsträngen, Haut und Gewebe scheint das alles ein einziges lebendes Wesen zu sein, das schwerfällig Luft einzieht."
(S. 29)


Fazit:
Ich hatte beim Lesen und Spielen durchaus meinen Spaß und die Story selbst war äußerst spannend zu verfolgen. Vor allem die Noir-Atmosphäre, welche an Sin-City erinnert (das Cover ist also nicht ganz zufällig so gewählt), fand ich gelungen und konnte mich begeistern.
Völlig neue Ansätze, wie z.B. dass man sein Leben nicht nur im Kampf verlieren kann, sondern auch gegen die Drogensucht kämpft und hierbei ebenso den Löffel abgeben kann, fand ich gelungen und sehr erfrischend.
Ich persönlich vermisste jedoch so ein bisschen die Herausforderung und Komplexität, wobei ich hinzufügen muss, dass ich bezüglich Gamebooks schon sehr verwöhnt bin und mich eher komplexere Spielbücher ansprechen. Mir fehlte hier das Sammeln von Equip und Waffen, ein Kampfsystem und auch das Spiel mit den Würfeln.
Dieses Spielbuch habe ich innerhalb eines Tages durchgespielt, bin nur einmal verreckt und konnte im zweiten Anlauf gleich zwei Erfolge erzielen, das korrupte System stürzen und hatte am Ende sogar den Titel "Superbulle". Dies alles ohne Geld in der Tasche und ohne jemals an eine Waffe gekommen zu sein. Kurz gesagt - mir war es zu simpel.
Alte Gambook-"Hasen" könnten sich hier also etwas unterfordert fühlen. Für Einsteiger und Anfänger ist es jedoch das ideale Gamebook, welches mit einer stimmungsvollen Noir-Atmosphäre und einer starken Protagonistin punkten kann.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe, vielen Bildern und Book-Soundtrack)

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Veröffentlicht am 21.12.2019

Stimmungsvolle Geistergeschichten für die Weihnachtszeit

Am Kamin
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Kobolde entführen einen griesgrämigen, bösartigen Totengräber und bewegen ihn auf recht drastische Weise zur Reue. Der Tod selbst überzeugt ungewollt einen Verzweifelten von der Schönheit des Lebens. Ein ...

Kobolde entführen einen griesgrämigen, bösartigen Totengräber und bewegen ihn auf recht drastische Weise zur Reue. Der Tod selbst überzeugt ungewollt einen Verzweifelten von der Schönheit des Lebens. Ein Signalwärter sieht vor einem Eisenbahntunnel einen Geist und hat bald darauf einen tödlichen Unfall.
In England erzählt man sich zu Weihnachten und zur Winterzeit gern am gemütlich lodernden Kaminfeuer Geschichten - erbauliche, abenteuerliche, gruselige. Charles Dickens hat uns neben seinen großen Weihnachtsgeschichten eine Vielzahl kleiner Kabinettstücke hinterlassen, die für diese Zeit gedacht sind und die hier in neuer Übersetzung vorgelegt werden...
(Klappentext)

✯✯✯✯✯

"Vielleicht liegt ein Duft nach gerösteten Kastanien und anderen guten, gemütlichen Dingen in der Luft, denn wir erzählen ja Wintergeschichten - Spukgeschichten, zu unserer Schande - am Weihnachtskamin; und wir haben uns nie von der Stelle gerührt, außer vielleicht um ein wenig näher ans Feuer zu rücken."
(S. 82 - "Weihnachtsgeister")


Ohne Charles Dickens ist es für mich kein richtiges Weihnachten. Jedes Jahr lese ich "Eine Weihnachtsgeschichte", die jedem sicherlich bekannt sein dürfte, und jedes Jahr wird kurz vor Weihnachten ein Buch von Charles Dickens gekauft.
Dieses Jahr durfte "Am Kamin" bei mir einziehen und es enthält tatsächlich Wintergeschichten, welche ich noch nicht kannte.

Wer Weihnachtserzählungen von Dickens kennt weiß, dass es in diesen immer wunderlich, mystisch und schaurig zugeht. Das lag an der damaligen englischen Tradition, als sich die Erwachsenen abends mit einem Grog oder Wassail in der Hand vor dem prasselnden Kamin versammelten und sich eben solche schaurigen Winter- und Weihnachtsmärchen erzählten.
Ich liebe gute Geistergeschichten und ich liebe Weihnachten, also ist es nicht verwunderlich, dass ich von dieser alten englischen Tradition sehr angetan bin und diese bei mir ebenso zur Tradition geworden ist.

"Schließlich erreichte das Spiel einen ungemein erregenden Höhepunkt, die Orgel spielte schneller und schneller, und die Kobolde sprangen rascher und rascher, rollten sich zusammen, kugelten köpflings über den Boden und hüpften wie Fußbälle über die Grabsteine."
(S. 257 - "Die Geschichte von den Kobolden, die einen Totengräber stahlen")


Nun darf man sich bei Charles Dickens natürlich keine horrormäßigen Erzählungen erwarten, von denen sich einem vor Angst die Nackenhaare aufstellen.
Es sind schaurig-schöne Weihnachtsgeschichten, manchmal witzig, ein anderes Mal mysteriös oder traurig, aber alle haben einen durchaus tiefsinnigen Kern.

"Von dieser Stunde an betrachtete der Junge den Stern als das Zuhause, zu dem er gehen würde, wenn seine Zeit gekommen wäre, und er dachte, dass er nun nicht mehr nur zur Erde, sondern auch zum Stern gehörte, weil der Engel seiner Schwester ihm dorthin vorausgegangen war."
(S. 203 - "Ein Kindertraum von einem Stern")


Der Schreibstil ist flüssig, wobei ich das Gefühl habe, das hier stark nachgeholfen und modernisiert wurde.
Charles Dickens hat natürlich allgemein einen flüssigen und poetischen Schreibstil und neigt auch zu ausufernden Beschreibungen. Dies wurde hier auch beibehalten, doch den ganz und gar typischen und klassischen Dickens-Stil, den ich eben aufgrund dessen so gerne lese, fehlt hier.
Das Positive daran ist, dass dieses Buch auch diejenigen lesen können, welche mit diesem "altbackenen" Schreibstil nichts anfangen können oder sich damit schwer tun. Die typische Dickens-Atmosphäre geht für mich dadurch jedoch etwas verloren.

Trotzdem kam ich beim Lesen durchaus in Weihnachtsstimmung. Dickens bleibt eben doch Dickens.
Hier begegnen wir Geistern, Kobolden, unheimlichen Geschehnissen in alten Gemäuern und wird dabei in die Dickensche Zeit des 19. Jahrhunderts entführt, als das Leben noch hart und entbehrungsreich war und es noch klirrendkalte Winter gab.

"Genau in dem Augenblick wiederholte sich das Geräusch; eine der Glastüren öffnete sich langsam und gab den Blick auf eine bleiche, ausgezehrte Gestalt in verschmutzten und verschossenen Kleidern frei, die aufrecht in dem Schrank stand. Die Gestalt war lang und dünn, und ihre Miene drückte Sorge und Angst aus; aber es war irgendetwas an der Hautfarbe und an der hageren und unwirklichen Erscheinung, was man bei keinem Wesen von dieser Welt je gesehen hätte."
(S. 94 - "Der Rechtsanwalt und der Geist")


Die Ausgabe macht auch von außen etwas her. Wunderschönes Cover, mit Leinenrücken und Lesebändchen, ergo im passend klassischen Stil, sodass das Buch auch im Regal wunderschön aussieht.

Fazit:
Wie es bei Anthologien so ist, konnte mich nicht jede Geschichte von sich überzeugen, wobei sich das nur auf 1-2 Geschichten beschränkt. Alle anderen konnten mich durchaus unterhalten und begeistern. Die Winter- und Weihnachtsgeschichten versprühen eben doch einen ganz eigenen Flair, welcher mich jederzeit in Weihnachtsstimmung versetzen kann.
Mir persönlich ist jedoch die alte Schreibweise des Originals lieber als die modernisierte, doch somit ist dieses Buch auch für Dickens-Neuentdecker sehr gut geeignet.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Rezept zum Buch "Wassail")

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Veröffentlicht am 30.11.2019

Eine gelungene Ausgabe des Klassikers und vor allem für Einsteiger geeignet

Vernunft und Gefühl
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Die eine ist voller Lebenslust und Temperament, die andere beherrscht und vernünftig … Marianne Dashwood ist das genaue Gegenteil ihrer älteren Schwester Elinor, und so stürzt sie sich nach dem Tod ihres ...

Die eine ist voller Lebenslust und Temperament, die andere beherrscht und vernünftig … Marianne Dashwood ist das genaue Gegenteil ihrer älteren Schwester Elinor, und so stürzt sie sich nach dem Tod ihres Vaters kopflos in eine Romanze mit dem begehrten Frauenschwarm John Willoughby – und wird bitter enttäuscht. Doch als auch Elinor entdeckt, dass sie von dem Mann ihres Herzens hintergangen wurde, müssen die ungleichen Schwestern lernen, dass sie den Weg der Liebe nur mit Unterstützung der jeweils anderen finden können ... (Klappentext)

ღღღღღ

"Die Familie Dashwood war schon lange in Sussex ansässig. Von Nachbarn und Bekannten allgemein geachtet, lebte sie seit Generationen ehrbar und anständig auf Norland Park, dem herrschaftlichen Wohnhaus inmitten ihres großen Anwesens."
(S. 5 - Der berühmte erste Satz)


Elinor und Marianne Dashwood sind Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Marianne, 16 Jahre, ist die Impulsive, welche sich nur allzu gern von ihren Gefühlen leiten lässt und auch keinen Hehl daraus macht was sie fühlt. Elinor,19 Jahre, ist hingegen von ruhigem Gemüt und die Rationale, welche denkt, bevor sie spricht und lieber manches ungesagt lässt.
Als ihr Vater überraschend stirbt, bricht für die Familie Dashwood eine Welt zusammen. Die bis dahin gut situierte und gut behütete Familie erlebt den sozialen Abstieg, da der Großteil des Erbes an den älteren Stiefsohn geht und dieser sich dazu bemüssigt fühlt nur das Notwendigste für die Stiefmutter und die Halbschwestern zu tun. Seine Frau sieht das Anwesen gleich als das ihre an, zieht ein und möchte Schwiegermutter und Schwägerinnen so schnell wie möglich aus dem Hause haben. Während Mutter und Marianne ihrem Leid und ihrer Trauer fröhnen, versucht Elinor das Beste daraus zu machen.
Das fällt ihr besonders leicht, als Edward, der Bruder ihrer Schwägerin, häufiger zu Besuch ist und sie sich in ihn verliebt. Es werden die ersten zarten Bande geknüpft, doch Edward hat ein Geheimnis.
Auch bei Marianne geht es liebestechnisch zur Sache, denn das Mädchen verliebt sich Hals über Kopf in den gutaussehenden Willoughby und beide machen keinen Hehl daraus, wie sehr es zwischen ihnen funkt. Ein Skandal! Vor allem als sich herausstellt, dass dieser ein ziemlicher Hallodri ist und Marianne für eine bessere Partie sitzen lässt.
Vorbei ist es mit der Hoffnung im Hause Dashwood und das Drama nimmt seinen Lauf ... im wahrsten Sinne.

">>Elinor, Elinor, wer nur wenig leidet, darf nach Herzenslust stolz und unabhängig sein, darf sich gegen Beleidigungen wehren und Kränkungen heimzahlen, ich kann es nicht. Ich muss Gefühle haben, ich muss unglücklich sein, und von mir aus soll sich daran ergötzen, wer will.<<"
(S. 191)


"Vernunft und Gefühl" wurde von Jane Austen bereits im Alter von zwanzig Jahren begonnen und erschien erstmals 1811. Wie in all ihren Romanen geht es auch hier um Liebe, Heirat, Gesellschaftszwänge und das liebe Geld. Hier werden, wie der Titel schon vermuten lässt, Vernunft und Gefühl gegenübergestellt, welche von den beiden Schwestern Elinor und Marianne verkörpert werden. Dies auf die typisch überspitzte Weise, die Jane Austen so eigen ist.

Wie auch die anderen Jane Austen-Romane, lebt auch dieser von seinen Figuren, wobei man mit manchen mitleidet (was bei mir definitiv nicht Marianne war) und mitfiebert, während man andere am liebsten quer durch das Buch schütteln würde. Austen spielt auch hier mit den Extremen und man erlebt viel Drama mit Tränen und Herzeleid, begegnet aber auch skurrilen Figuren und der ein oder anderen Situationskomik.

"Lady Middleton hätte nicht höflicher sein können, auch wenn sie Elinor und Marianne in Wirklichkeit nicht leiden mochte. Da die beiden weder ihr noch ihren Kindern schmeichelten, hielt sie sie für unfreundlich, und weil sie gern lasen, für satirisch - freilich ohne recht zu wissen, was 'satirisch' eigentlich bedeutete, aber das war unwichtig. Es war ein geläufiger Tadel, und er wurde gern erteilt."
(S. 250)


Ich muss zugeben, dass ich nur bei Literaturklassikern hin und wieder zu Büchern mit romantischer Handlung greife, während ich bei zeitgenössischen Romanen diesbezüglich einen großen Bogen darum mache.
Vor allem die Romane von Jane Austen haben es mir hierbei angetan, was an ihrer Erzählweise liegt. Diese enthält nämlich immer parodistische und humoristische Züge und sie macht auch vor Gesellschaftskritik nicht Halt. Mit spitzer Zunge und mit so mancher Übertreibung wird hier manches angeprangert und aufs Korn genommen, was damals in der patriarchischen Gesellschaft Gang und Gäbe war.
Vieles ist also mit einem Augenzwinkern zu verstehen und so manches sollte man sich zu Herzen nehmen, vor allem was es zur damaligen Zeit bedeutete eine Frau zu sein.

">>... Wir konnten uns nie auf die Wahl eines Berufs für mich einigen. Mir wäre die Kirche am liebsten gewesen - bis heute. Aber das war meiner Familie nicht flott genug. Sie rieten mir zur Armee, was wiederum mir viel zu flott war.<<"
(S. 105)


Wie auch schon "Stolz und Vorurteil" aus dem Penguin-Verlag, wurde auch dieser von Andrea Ott übersetzt. "Vernunft und Gefühl" wird also ebenso etwas modernisiert und verständlicher an die LeserInnen gebracht und eignet sich daher vor allem für Jane Austen-Beginner, welche mit dem altbackenen Schreibstil des Originals nicht ganz klar kommen. Falls man dieses Buch also z.B. für die Schule lesen und besprechen soll, ist diese Ausgabe genau das Richtige.
Für diejenigen, welche den klassischen Schreibstil des Originals bevorzugen, empfehle ich die Ausgabe aus dem dtv-Verlag, mit der Übersetzung von Helga Schulz.

Fazit:
Obwohl weiterhin "Stolz und Vorurteil" zu meinen absoluten Favoriten unter den Jane Austen-Romanen zählt, besitze ich auch von "Verstand und Gefühl" mehrere Ausgaben. Trotzdem war es auch diesmal wieder ein Vergnügen die Dramen im Hause Dashwood zu verfolgen. Ich habe geseufzt,, mit den Augen gerollt und gelacht. Dies lag nicht nur an der gelungenen Story und Jane Austens typisch frechen Schreibstil, sondern auch an der gelungenen modernisierten Übersetzung.
Andrea Ott zeigt, dass moderne Übersetzungen von Literaturklassikern nicht immer das Original kaputt machen müssen, sondern dies ebenso auf behutsame Weise erfolgen kann.
Ich bin gespannt, welche Austen-Romane noch im Penguin-Verlag von dieser Übersetzerin erscheinen, denn so erreicht man auch LeserInnen, welche vom klassischen Schreibstil des Originals eher abgeschreckt werden.

© Pink Anemone (inkl. Book-Soundtrack, Leseprobe)

Veröffentlicht am 16.10.2019

Ein sehr kleiner, aber interessanter Einblick in die Geschichte der Psychiatrie. Eher etwas für Laien.

Sinnesdelirien
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Was ging in Graz vor sich - damals vor fast 150 Jahren, zu einer Zeit als Dr. Richard von Krafft-Ebing hier seine weltbekannte Psychopathia sexualis verfasste und in seinem renommierten Nervensanatorium ...

Was ging in Graz vor sich - damals vor fast 150 Jahren, zu einer Zeit als Dr. Richard von Krafft-Ebing hier seine weltbekannte Psychopathia sexualis verfasste und in seinem renommierten Nervensanatorium in Mariagrün die Größen der damaligen Gesellschaft verkehrten? Konfrontiert mit aufgebrachten Witwen, unnatürlichen Gelüsten, schönen Hyterikerinnen, neurasthenischen Lumpen, philosophierenden Mathematikern und trunkenen Dichtern sah er sich einer Welt zwischen Genie und Wahnsinn gegenüber... (Klappentext)

♜♜♜♜♜

"Es ist das traurige Vorrecht der Medizin und speziell der Psychiatrie, dass sie beständig die Kehrseite des Lebens, menschliche Schwäche und Armseligkeit schauen muss."
(S. 20)



Die Psychologie/Psychiatrie ist, im Gegensatz zu anderen Wissenschaften und Lehren im Bereich der Humanmedizin, noch eine relativ "junge" Wissenschaft. Die Bezeichnung "Psychologie" wurde erstmals im 16. Jahrhundert belegt und als eigenständiges Studium sogar erst Anfang des 19. Jahrhunderts  möglich.


Unter anderen sind vor allem Johann Christian Reil, Wilhelm Griesinger und auch Richard von Krafft-Ebing Pioniere der Psychiatrie. Von Letzterem handelt dieses Buch.

Von Krafft-Ebing war ein deutsch-österreichischer Psychiater, Neurologe und Rechsmediziner. Er erforschte vor allem den Zusammenhang zwischen Psychiatrie und Strafrecht und eines seiner größten Werke war (und ist immer noch) "Grundzüge der Kriminalpsychologie".
Sein bekanntestes Werk ist jedoch "Psychopathia sexualis", welches zum Standardlehrbuch der Sexualpathologie (heutige Bezeichnung: Sexualwissenschaft) des 19. Jahrhunderts wurde (und sich irgendwo in einer meiner Lehrbuch-Kisten befindet). Homosexualität war bei seinen Forschungen einer seiner Schwerpunkte und obwohl für ihn damals Homosexualität als angeborene Krankheit angesehen wurde, setzte er sich vehement für die Straffreiheit von Homosexualität ein.
Weiters trat er gegen Antisemitismus ein und war einer der Gründungsmitglieder der Bertha von Suttners Friedensbewegung.


"Er schrieb über Kriminalpsychologie, den Querulantenwahnsinn und menstruelles Irresein, über die Heilwirkung des galvanischen Stromes, das Zustandekommen der Wollustempfindung, die Vortäuschung multipler Sklerose und masturbatorische Verrücktheit. Er schrieb über trunkfällige Sinnestäuschung, Selbstanschuldigungen Geisteskranker und den Missbrauch einer Willenlosen."
(S. 40)



Der Begriff "Masochismus" wurde von ihm erfunden und stützt sich auf das Ehepaar Sacher-Masoch. Hier setzt dieses Buch auch an, welches ein dokumentarischer Roman ist.

Da Psychologie eine empirische Wissenschaft ist, sprich - eine Sammlung von Daten, Erfahrungen und die daraus abgeleitete Erkenntnis, ist dieser "Roman" passend auf diese Weise aufgebaut ... in gewisser Weise.
Man erhält Einblick in Notizen, Briefe und Patientenakten des Psychiaters Richard von Krafft-Ebing. Diese, sowie Originalzitate, werden in den Roman geschickt eingebaut und man erhält auf diese Art einen Einblick in die damalige Zeit und vor allem in die Pionierzeit der Psychiatrie.

Nervenleiden, Fetischismus, Perversion, sexuelle Ausschweifungen und deren Behandlung sind ebenso Thema, wie auch damals übliche medizinische Praktiken, Theorien und Sichtweisen. Schockierend, interessant und humoristisch zugleich. Ja, über so manches musste ich wirklich herzlich lachen, während mir anderes den Ekel ins Gesicht trieb - vor allem so manche bornierte Sichtweise.


"L., Tagelöhner, wurde verhaftet, weil er sich in einer öffentlichen Anlage ein großes Stück Haut vom linken Vorderarm mit einer Schere abschnitt. Er gesteht, dass er seit langer Zeit den Drang habe, ein Stück von der feinen weißen Haut eines jungen Mädchens herauszubeißen oder herauszuschneiden und dasselbe zu verzehren, dass er zu diesem Zweck mit dazu bereitgehaltener Schere ein solches Opfer verfolgt habe, aber bei der Aussichtslosigkeit dieses Vorhabens davon abgestanden sei und als Ersatz sich selbst geschnitten habe."
(S. 21)



Man diskutiert mit Peter Rosegger über die Schulreform, mit dem Physiker Boltzmann über die Liebe und mit einem Pfarrer über Gesundheits-Sekten. Ebenso wohnt man Hydrotherapien und Hypnosen bei und erfährt, dass Letztere auch durchaus Gefahren birgt und von so manchem Kollegen ausgenutzt wurde.

"An körperlichen Folgen seines verwerflichen Treibens schien der Patient erstaunlicher Weise noch nicht zu leiden. Immerhin waren Masturbanten gewöhnlich nasennkrank, litten häufig an Rhinorrhagien und abnormen Geruchsempfindungen, Nervenschwäche oder Schlaflosigkeit. Dazu gesellten sich Rückenmarksleiden, Gehirnerweichung und Hypochondrie."
(S. 63 - Also Frauen und Männer, die Hände immer schön über der Decke lassen, denn so wie es aussieht, habt Ihr dann sowas wie einen kleinen Schlaganfall XD)



Viele, viele kleine Einblicke bedeuten hier, dass alles nur ein bisschen angerissen wird. Der Schreibstil ist stockend, der Erzählstil manchmal wirr und sprunghaft, was wohl daran liegen mag, dass man mit unglaublichem Tempo durch diese Pionierzeit fegt und dabei alles nur streift.


Im Anschluß erhält man noch Kurzbiographien der wichtigsten Personen, ein paar Abbildungen und ein Quellenverzeichnis.

"Wie hatte Boltzmann gesagt? Die Denkgewohnheiten würden sich ändern, und bald schon würde jeder Gebildete kaum mehr begreifen, wie man einmal so borniert sein konnte."
(S. 155)


Fazit:
Ich mabe mir ehrlich gesagt mehr von diesem Buch erwartet. Mehr Informationen und tiefere Einblicke. Auch der Schreibstil war nicht ganz so meins. Da sind so manche Fach- und Sachbücher flüssiger und fesselnder geschrieben, als dieser dokumentarische Roman.
Es war zwar durchaus interessant, auch schockierend und zum Schmunzeln, aber das gewisse Etwas hat mir dann doch gefehlt. Selbst für so ein dünnes Büchlein, war es von allem zu wenig.
Vielleicht bin ich aber auch diesbezüglich kein Maßstab, da ich schon einiges von diesem Herrn wusste, Teile seiner Werke bereits gelesen habe und schon das ein odere andere Fachbuch gewälzt habe. Für Laien, bzw. für LeserInnen, welche einen kleinen Einblick in die Pionierzeit der Psychiatrie werfen möchten, jedoch durchaus zu empfehlen. Für alle anderen empfehle ich entsprechende Fach- und/oder Sachbücher zu lesen (wenn ich meine Lehrbuch-Kisten durchstöbert habe, werde ich im Anschluß ein paar Buchempfehlungen anhängen ... falls Interesse besteht).


© Pink Anemone

Veröffentlicht am 07.08.2019

Eine ruhige aber dennoch spannende Story mit einer ganz besonderen Protagonistin

Sally Jones - Mord ohne Leiche
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Lissabon um 1900: Bei einem Handgemenge im Hafen von Lissabon stürzt ein Mann ins Wasser. Seine Leiche wird nie gefunden. Doch der finnische Seemann Henry Koskela wird des Mordes angeklagt und zu fünfundzwanzig ...

Lissabon um 1900: Bei einem Handgemenge im Hafen von Lissabon stürzt ein Mann ins Wasser. Seine Leiche wird nie gefunden. Doch der finnische Seemann Henry Koskela wird des Mordes angeklagt und zu fünfundzwanzig Jahren Haft verurteilt. Um die Unschuld ihres Freundes zu beweisen, begibt Sally Jones sich auf eine abenteuerliche Reise um die halbe Welt - aus den engen Gassen Lissabons über Alexandria und Bombay bis in den sagenhaften Palast des Maharadschas von Bhapur... (Klappentext)

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"Ich habe gelernt, wie ihr Menschen denkt, und ich verstehe, was ihr sagt. Ich habe Lesen und Schreiben gelernt. Ich habe gelernt wie man stiehlt und betrügt. Ich habe gelernt, was Gier ist. Und was Grausamkeit ist. Ich hatte viele Besitzer und die meisten würde ich lieber vergessen. Ich weiß nicht, wer mir meinen Namen gegeben hat. Oder warum. Aber jedenfalls heiße ich Sally Jones."
(S. 38)


Dieses Buch besticht durch eine ganz besondere Protagonistin und das nicht nur weil sie intelligent, mutig und pfiffig ist. Sally Jones ist ein Gorillamädchen. Ja, richtig gelesen - Sally ist ein Affe, ein Menschenaffe.
Sie ist als kleines Affenbaby zu den Menschen gekommen, wie weiß sie selbst nicht, da sie noch zu klein war, doch sie hat im Laufe ihres Lebens viel von den Menschen gelernt.
Sie wurde einst vom Chief Henry Koskela gerettet und seither sind sie Freunde. Sally hat mit ihm schon einige Abenteuer erlebt, nochmehr von ihm gelernt und gemeinsam leben sie nun auf einem kleinen Frachter namens "Hudson Queen".
Es war ein bescheidenes aber glückliches Leben ... bis sie vor 4 Jahren im Hafen Lissabons auf Alphonso Morro trafen und dieser hatte einen Auftrag für sie. Er tat sehr geheimnisvoll und bot viel Geld, obwohl sie doch nur ein paar Kisten Fliesen transportieren sollten. Damit begann das Unglück, welches dazu führte, dass der Chief wegen Mordes verhaftet und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde ... unschuldig und die Leiche wurde nie gefunden. Sally war auf sich alleine gestellt, doch sie raffte all ihren Mut zusammen, denn sie musste die Unschuld des Chiefs beweisen. Doch wie ohne Leiche und als "Affe des Mörders" gejagt?
Für die Gorilladame begann ein wahres Abenteuer, welches sie um die halbe Welt führte und ihre Fähigkeiten als Ermittlerin zu Tage förderte, um den einzigen Mann zu suchen, der die Unschuld des Chiefs beweisen kann - den angeblich getöteten Alphonso Morro.

Bevor man sich auf Reisen begibt muss man sich jedoch etwas gedulden und es gehen einige Buchseiten ins Land. Dies gestaltet sich jedoch keineswegs langweilig.
Sally Jones gewinnt Freunde, lernt die Liebe zur Musik kennen und das diese so manches leichter und erträglicher macht. Anfangs taucht man also in die wunderbare Welt der portugisischen Fadosänger ein. Man genießt mit Sally Jones diese musikalisch geprägte Atmosphäre, bis sich schließlich die Ereignisse überschlagen und sie wieder gejagt wird. Da ist es für die Gorilladame dann an der Zeit die Segel zu hissen und sich auf die Suche nach dem Mann zu mache, der die Unschuld von ihrem Freund beweisen kann. Die Reise um die Welt beginnt und Sally Jones stolpert von einer Gefahr in die nächste.

"Hinter mir funkelten Millionen Lichter Lissabons in der Nacht. Vor mir lag der Antlantik. Und der weite Weg nach Indien."
(S. 237)


Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Sallys Perspektive geschrieben und es wird rückblickend erzählt. Dies erfolgt in einem einfachen Schreibstil und in eher ruhigen Tönen. Für mich manchmal sogar etwas zu ruhig. Man darf sich also nicht allzu viel KAWUMM-Action erwarten.
Von der Dicke des Buches sollte sich kein Kind einschüchtern lassen, denn es erwartet einen dafür ein Haufen Abenteuer, skurrile Personen, Bösewichte und neu gewonnene Freunde. Man huscht durch die Seiten und am Ende wünscht man sich das Buch wäre noch dicker, um weitere Abenteuer mit Sally erleben zu dürfen.

Zudem ist dieses Buch wirklich ein wahres Schmuckstück unter den Kinderbüchern. Schon das Cover alleine versprüht etwas Abenteuerliches und Geheimnisvolles und diese Liebe zum Detail geht im Inneren weiter.
Sobald man dieses Buch aufschlägt, umhüllt einen ein klassischer Touch, der einen auf die vor einem liegenden Abenteuer einstimmt. Gleich anfangs werden einem die Protagonisten mittels Porträt-Illustrationen vorgestellt und Illustrationen leiten danach auch jedes Kapitel ein. Man hat hier also nicht nur eine tolle Abenteuergeschichte, sondern auch etwas zu gucken.

"Die Hoffnungslosigkeit, die mir in der Brust wehtat, hielt mich wach. Außerdem schnarchte Mister Wilkins ärger als ein Nilpferd. Ich habe im Dschungel schnarchende Nilpferde gehört, also weiß ich, wovon ich rede."
(S. 310)


Zusätzlich hat dieses Buch auch einen kleinen Lerneffekt bezüglich Geographie und Kultur anderer Länder.

Fazit:
Obwohl diese Geschichte von ruhigen und manchmal melancholischen Klängen geprägt ist, ist es spannend und fesselnd der Geschichte zu folgen. Vor allem da diese so viel mehr enthält. Es ist eine Geschichte über tiefe Freundschaft, Mut, Vertrauen und auch Verrat. Dies alles in einer tollen Atmosphäre, welche einem die Lissaboner Klänge hören lässt und man die Hitze der Sahara auf der Haut spürt.
Es war also eine schöne und spannende Reise auf der mich die Gorilladame Sally Jones mitgenommen hat. Ich werde mir auch bald den 1. Band dieser Reihe holen und hoffen, dass der Autor noch viele weitere schreibt.

© Pink Anemone (mit Bildern ins Innere des Buches, Leseprobe, Lese-Soundtrack und Autoren-Info)