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Veröffentlicht am 23.05.2020

musikalisches Erstlingswerk

flüchtig
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„flüchtig“ ist der erste Roman von Hubert Achleitner, als Weltmusiker schon lange bekannt als Hubert von Goisern.

Zum Inhalt: Auf knapp 300 Seiten erzählt Hubert Achleitner die Geschichte der Eva Maria ...

„flüchtig“ ist der erste Roman von Hubert Achleitner, als Weltmusiker schon lange bekannt als Hubert von Goisern.

Zum Inhalt: Auf knapp 300 Seiten erzählt Hubert Achleitner die Geschichte der Eva Maria Magdalena Neuhauser. Es ist die Geschichte der Maria, dem Winterkind. Wie und vor allem wo sie auf diese Welt kam, wie sie zu ihrem Namen (die heilige Dreifaltigkeit) kam. Das Kennenlernen von Maria und Wig, das einschneidende Erlebnis der Fehlgeburt, die Jahre danach. Dann das Auseinanderdriften und Marias Reise fort von den heimischen Bergen Österreichs hin nach Griechenland. Der Leser dieses sehr einfühlsam erzählten Buches begleitet sie auf ihrem Weg.

Meine Meinung: Dem Roman merkt man an, dass da ein sehr lebenskluger, lebensweiser Mensch seine Gedanken schweifen lässt. Er weiß zu schreiben, kann mit Worten umgehen. Eine so facettenreiche Sprache liest man selten. Er beherrscht diese in seiner ganzen Vielfalt nicht zuletzt durch seine Lieder, seine Texte, seine Musik. Und Musik gehört hier einfach dazu. Gerne habe ich über all die bekannten Musiker gelesen, war dadurch inspiriert, zwischendurch das ein oder andere Lied anzuhören. Mit Musik hat Hubert von Goisern ja viel experimentiert, ist er doch ein weitgereister und sehr bekannter Weltmusiker. Die Texte seiner Lieder sind oft politisch und seine klare Haltung fließt auch in unsere Geschichte mit ein.

Maria auf der Flucht: vor sich selbst, vor ihrer Vergangenheit, vor dem Leben? „Immer noch war jemand da, der sie nicht losließ… jene Seele, die sie vor dreißig Jahren kurze Zeit unter ihrem Herzen getragen hat.“ Es sind da Begegnungen mit anderen Menschen - einige flüchtig, andere tiefer gehend. Aber dennoch hinterlassen viele eine Melodie im Herzen, die weiterschwingt. Alles ist flüchtig…

Ein Buch, das hervorsticht aus all den guten Büchern. Wer gute, lebenskluge Geschichten mag, der kommt hier um das Lesen nicht herum. Ich empfehle diesen Roman wärmstens und bewerte mit höchster Punktezahl.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

Überzeugender Polit-Thriller

Achtzehn
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Mit seinem Polit-Thriller „18“ hat sich Anton Berg sehr vielversprechend in dieses Genre geschrieben.

Zum Inhalt: ...

Mit seinem Polit-Thriller „18“ hat sich Anton Berg sehr vielversprechend in dieses Genre geschrieben.

Zum Inhalt: Der Journalist Axel Sköld stößt bei den Recherchen für sein erfolgreiches Feature auf einen mysteriösen Zusammenhang zwischen dem Olof-Palme-Mord und zwei weiteren Todesfällen. In dem von ihm gesichteten Videomaterial entdeckt er den immer gleichen Mann mit Mütze in unmittelbarer Nähe der jeweiligen Zielperson. Eine Spur führt ihn sogar zu einem Jahrhunderte zurückliegenden Königsmord. Ein unfassbarer Verdacht keimt in ihm auf: Gibt es in Schweden eine skrupellose Geheimgesellschaft, die höchste Ämter in Politik und Wirtschaft besetzt? Axel Sköld lässt sich durch nichts aufhalten, ist er doch von seinen Entdeckungen überzeugt, dabei gerät schon bald in Lebensgefahr, was auf die Brisanz und die Richtigkeit seiner Arbeit schließen lässt.

Der Autor gibt dem Leser zunächst mit, dass diese Geschichte auf einer Reihe dramatischer Ereignisse beruht, die wirklich stattgefunden haben. Aber – er vermischt Fiktion und Wirklichkeit und so ist es an einem selber, das zu unterscheiden - oder auch nicht.

Meine Meinung: Die Story um Axel hat mich vom ersten Satz an in seinen Bann gezogen. Mit den Panama Papers und dem doch sehr abgehobenen Ragnar von Scheele nimmt das Unheil seinen Lauf. Steuern vermeidet man. Nicht, um reich zu werden, sondern vermögend. Später dann unterstützt er Axel. Nicht aus lauter Liebe zum Journalismus, sondern ihm wird übel mitgespielt. Er wollte sich rächen. Aber die Rächer haben ihn gerächt. Was für ein Anfang!

Anton Berg erzählt hier eine gut gemachte runde Geschichte, gestrickt um wahre Fälle. Die einzelnen Charaktere sind allesamt gut vorstellbar und exzellent erzählt. Axel hat sich mir als Vollblut-Journalist dargestellt, der niemals loslässt, der ganz einfach weiter recherchiert, sich in sein Tun verbeißt. Die teilweise doch recht forsche Art, mit der er sein Ding durchzieht, machte mich aber doch so manches Mal fassungslos. Mit ganz viel Herzklopfen musste ich dennoch weiterlesen – unbedingt.

Mein Fazit: Die Charaktere sind allesamt in ihrer Eigenheit gut beschrieben, jeder einzelne hatte in meinem Kopfkino seine Gestalt. Axel war mir oft zu forsch, zu unerschrocken. Er kannte keine Furcht, wogegen ich als Leserin mehr als einmal um ihn bangte. Ich bin begeistert, jedoch mit einem Wehrmutstropfen: der Schluss kam zu schnell, zu abrupt. Die einzelnen Erzählstränge wurden zum Schluss zu schnell abgefertigt. Das ist mein Kritikpunkt. Das Ende jedoch lässt auf ein Nachfolgebuch hoffen. Sofort würde ich da zugreifen.

Ein sehr gut erzählter, sehr starker, ein sehr lesenswerter Thriller, welcher Fiktion mit sehr viel Wahrheit verbindet. Von mir eine klare Kauf- und Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Geschichte
  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 01.05.2020

Ein fulminantes Erstlingswerk

Der Künstler
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„Der Künstler“ – das Erstlingswerk von Paul Buderath - erzählt grausam inszenierte Mordfälle. Die Opfer werden kunstvoll drapiert aufgefunden. Er, der Täter, hat sich sehr viel Mühe gegeben.

Zwei abgeschlagene ...

„Der Künstler“ – das Erstlingswerk von Paul Buderath - erzählt grausam inszenierte Mordfälle. Die Opfer werden kunstvoll drapiert aufgefunden. Er, der Täter, hat sich sehr viel Mühe gegeben.

Zwei abgeschlagene Köpfe in einer schäbigen, leer stehenden Wohnung: dieses Szenario erwartet den Essener Kriminalhauptkommissar Alexander Michelsen und sein Team. Vom Rest der etwa 35 und 50 Jahre alten Männer keine Spur. Als kurz darauf eine weitere furchtbar zugerichtete und in Szene gesetzte Tote aufgefunden wird ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Auch diese weist, wie schon bei einem der ersten Opfer, eine Tätowierung auf – und wiederum dieses Monogramm: „R. G“. Die Ermittler kommen nicht recht voran, bis die Praktikantin Laura Stürmer zufällig einen Blick auf die Tatortfotos werfen kann. Sie sieht, dass jede Leiche oder Teile davon kunstvoll inszeniert worden sind. Was steckt dahinter? Was soll der Welt mitgeteilt werden? Ist der Mörder ein Kunstliebhaber, der mit seinen Opfern berühmte Gemälde nachbildet? Michelsen und sein Team sehen noch nicht so klar, was genau diese „Bilder“ darstellen sollen, während Laura immer mal wieder auf eigene Faust ermittelt, jedoch nicht ahnt, dass sie sich dadurch selbst in größte Gefahr begibt.

Meine Meinung: Paul Buderath ist ein fulminanter Thriller gelungen. Die Story rund um das Ermittlerteam von Kommissar Alex Michelsen, dem bärbeissigen Typ mit Vergangenheit und der ach so neugierigen Praktikantin Laura, die sich ihr Praktikum wohl anders vorgestellt hat, hält den Leser in seinem Bann. Eine durchaus glaubhafte Polizeiarbeit, die nur mühsam vorankommt. So nach und nach fügen sich dann aber doch die Puzzleteile zusammen. Was hat es mit den Tattoos, dem Monogramm auf sich? Könnten diese zwei Buchstaben einen Namen ergeben? Hier war ich wie so oft in meinem Element. Natürlich war ich gleich schlauer als Michelsen, bin ich doch eine geübte Hobby-Ermittlerin ;). Ein sehr spannend aufgebauter und ereignisreicher Thriller, den ich verschlungen habe, in dem ich einfach weiterlesen musste. Die geschickt aufgebaute Handlung, die nicht recht vorwärtskommenden Ermittler und dann die erstaunlichen Wendungen, welche auch durch Lauras Detailkenntnisse im Kunstsektor zustande kamen.

Was mir auch gut gefallen hat, sind die Gedankengänge des Künstlers wie z. B. „…Ja, die Zeit zum Genießen wird bald kommen“. Bei solchen Aussagen lässt es mich frieren, aber genau das trägt in meinen Augen dazu bei, ob der Leser in der Story drin ist und mit fiebert, mit ermittelt. Auch deshalb liest man so ein Buch. Ein kurzweiliger Erzählstil mit einer geschickt gesponnenen Handlung.

Ein Wort noch zum Cover: Eine Leinwand, ein Pinsel – blutgetränkt. Die Utensilien des Künstlers, des Kunstliebhabers. Dazu die rote Schrift, bluttriefend und gestochen scharf. Genau dieses Bild passt zum ganzen Werk.

Mein Fazit: wer spannende Unterhaltung mit Gänsehautfeeling sucht, ist hier genau richtig. Man braucht gute Nerven aber wer Thriller liest, hat das und wird dieses Buch, diese Story lieben. Gerne mehr von Paul Buderath und das hoffentlich bald. Von mir eine absolute Leseempfehlung mit höchster Punktezahl.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Spannung
  • Cover
Veröffentlicht am 28.02.2020

Nervenaufreibend

Die Tochter – Deiner Vergangenheit entkommst du nicht!
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„Die Tochter“ von Rose Klay erzählt eine Geschichte über Familie, die Gehässigkeit der lieben Mitmenschen und deren Schäbigkeit, über sehr viel Lug und Trug, aber auch über Zusammenhalt.

Die alleinerziehende ...

„Die Tochter“ von Rose Klay erzählt eine Geschichte über Familie, die Gehässigkeit der lieben Mitmenschen und deren Schäbigkeit, über sehr viel Lug und Trug, aber auch über Zusammenhalt.

Die alleinerziehende Kathi lebt mit ihrer Tochter Lucy im Haus ihrer Kindheit. In ihrer Familie ist schreckliches passiert, sie aber versucht, das Vergangene zu verdrängen. Als eine von Lucys Mitschülerinnen spurlos verschwindet, kommt alles wieder hoch. Exakt von diesem vermissten Mädchen wurde Lucy gemobbt und noch dazu hat Kathi diese als letzte gesehen. Jennifer eilt ihr zu Hilfe, sie ist auch für sie da, als Kathi in Verdacht gerät, irgendetwas mit dieser Sache zu tun zu haben. Sie drängt sich förmlich in Kathis Leben und ist stets zur Stelle, um zu helfen.

Gleich zu Beginn war bei mir ein beklemmendes Gefühl beim Lesen da. Die Geschichte beginnt rasant, was einen sofort in die Handlung hineinzieht. Immer mal wieder atmet man auf, es scheint sich alles in Wohlgefallen aufzulösen, um dann gleich in die nächste Krise zu stürzen. Mobbing ist leider Gottes allgegenwärtig und wird hier aufs anschaulichste thematisiert.

Rose Klay versteht es in ihrem Erstlingswerk, die Spannung hochzufahren. Zwischendurch scheint es eine Auflösung zu geben, um dann doch wieder in eine andere Richtung zu driften. Ganz perfide Psychospielchen werden mit Kathi gespielt. Ein Thriller vom Feinsten, das kann ich ohne Übertreibung hier sagen. Atemlos musste ich immer weiterlesen, es ging einfach nicht anders.

Wer dieses Genre liebt, muss „Die Tochter“ einfach lesen. Eine Story, die im Gedächtnis haften bleibt. Klare Kauf- und Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Geschichte hautnah

Der Attentäter
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Drei 19jährige Serben sind auf dem Übungsplatz, sie lernen schießen. So beginnt dieser Thriller, dieses historische Drama. Das Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns, Franz Ferdinand, am 28. Juni ...

Drei 19jährige Serben sind auf dem Übungsplatz, sie lernen schießen. So beginnt dieser Thriller, dieses historische Drama. Das Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns, Franz Ferdinand, am 28. Juni des Jahres 1914 in Sarajewo. Ein bekanntes Geschehen, welches – sollte die Erinnerung an das irgendwann gelernte nicht mehr da sein – man heutzutage schnell nachlesen kann. In meinen Augen ist hierüber ein Buch zu schreiben ein äußerst schwieriges Unterfangen. Nicht jedoch für den Autor dieses Werkes, Ulf Schiewe. Er versteht es, die geschichtlichen Tatsachen so darzustellen, dass man regelrecht gefangen ist und immer weiterlesen will, alles erfahren möchte.
Er beschreibt diese eine Woche im Juni 1914 aus verschiedenen Perspektiven:
- Zum einen aus der Welt der drei für die Tat vorgesehenen jungen Serben Gavrilo, Nedeljko und Trifko, welche alle an der Schwindsucht leiden und deren Hintermänner. Hier wird der Leser mitgenommen in die Vorbereitungen, erfährt so einiges über deren Idealismus und patriotische Haltung, ihre Zugehörigkeit zum Geheimbund Mlada Bosna und die Schwarze Hand.
- Dann die letzte Woche des Thronfolgers Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg, seinem Sopherl. Die beschriebene Zweisamkeit der beiden nehmen dem Geschehen für einige Augenblicke das allzu Dramatische. Er war ja als Choleriker gefürchtet, war sehr unwirsch im Umgang mit den Leuten, was auch hier gut beschrieben ist.
- Nicht zuletzt nimmt er den Geheimdienst unter die Lupe. Hier kommt auch der fiktive Major Rudolf Markovic in Spiel, mit ihm u. a. Svjetlana… Historisch belegt ist hingegen die unrühmliche Rolle des Oskar Potiorek, Feldzeugmeister und Landeschef Bosnien-Herzegowinas. Die sehr laxen Sicherheitsvorkehrungen machen aus heutiger Sicht fassungslos.

Beim Lesen habe ich mich öfters ertappt, mit den drei vorgesehenen Tätern zu leiden. Obwohl das tragische Ende unausweichlich ist, beginnt man zu hoffen, das Attentat würde nicht geschehen. Gleichzeitig fiebert man mit und will, dass sie nicht auffliegen, nicht geschnappt werden. Ganz schön verrückt, zumal man ja weiß, wo das alles letztendlich hinführt, hingeführt hat. Und genau hier besteht die große Kunst des Schreibens. Der Leser wird mitgenommen in diese Welten, taucht ganz ein in das Beschriebene, wird aufs beste unterhalten und bekommt noch dazu vorzüglichen Geschichtsunterricht. Immer mal wieder habe ich nachrecherchiert, mir die Fotos sowohl der Täter als auch des Thronfolgerpaares angeschaut, habe die Routen der Protagonisten verfolgt, ich war mittendrin im Geschehen.

Dieses Genre der historischen Thriller mag ich sehr gerne, greife immer mal wieder danach, habe somit Vergleichsmöglichkeiten. „Der Attentäter“ sticht sehr positiv heraus aus der Vielzahl der guten Bücher. Ein brillant geschriebener Roman, aus dem man sehr viel mitnimmt. Er versteht es aufs vortrefflichste, dem Leser ein Stück Zeitgeschichte unterhaltsam näherzubringen, wobei er sich an die bekannten Fakten hält und diese durch fiktive Personen und Gespräche, die so stattgefunden haben könnten, anreichert. Ein wichtiges Kapitel für uns Europäer bleibt so für immer im Gedächtnis haften - eine absolute Leseempfehlung von mir.

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