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Veröffentlicht am 12.11.2017

wir sind nicht allein...

Was uns ganz macht
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Zitate:

"Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wenn ich vor Nadeln Angst hätte, wäre das so, als würde sich ein Ertrinkender vor dem Rettungsboot fürchten." Seite 14

"Ich versuche, nicht darüber ...

Zitate:

"Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Wenn ich vor Nadeln Angst hätte, wäre das so, als würde sich ein Ertrinkender vor dem Rettungsboot fürchten." Seite 14

"Ich versuche, nicht darüber nachzudenken. Was soll ich mit einem Mann anfangen, der mich nicht lieben kann, weil ich kaputt bin? Versuchen, weniger kaputt zu sein?" Seite 21

"Mein Geheimnis ist raus.
Und jetzt meint die ganze hässliche, beängstigende Welt, sie hätte das Recht, reinzukommen." Seite 65


Meinung:

Morgan hat ein Geheimnis. Sagen wir mal so... Ihr Körper weist ein Defizit auf, das es ihr unmöglich macht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die andere Teenager so tun. Schwimmen gehen, Parties, Sport... Egal was sie unternehmen könnte, die Gefahr, dass ihr Geheimnis entdeckt werden könnte, ist einfach zu groß. So bleibt sie meist für sich und abgesehen von ihrer Mutter, ihren Ärzten sowie ihrer besten Freundin Caro, weiß niemand, was mit ihr los ist. Bis sie eines Abends beschließt, einfach nur ein Mädchen zu sein und Tanzen zu gehen... Von jetzt auf gleich ist sie berühmt und die Folgen sind verheerend!

Als ich den Klappentext dieses Buches gelesen habe, war meine Neugier sofort geweckt. Zum einen wollte ich natürlich wissen, um was für ein Defizit es sich handelt, zum anderen ist das Thema soziale Medien heutzutage immer extrem heiß. Man bekommt ja so einiges mit. Leider auch die Tatsache, dass wirklich jeder seinen Senf dazugeben kann und dies nicht immer auf einer sachlichen Ebene geschieht. Ich empfinde das an sich schon sehr traurig, aber was Morgan in diesem Bereich mitmachen muss, lässt den Leser stellenweise empört nach Luft schnappen. Klar, ist es "nur" ein Buch! Aber ich glaube mittlerweile weiß jeder, wie schnell so eine öffentliche Diskussion in einen regelrechten Shitstorm ausarten kann und die Vorstellung, dass man selbst oder gar seine Kinder davon betroffen sein könnten... Das macht mir echt eine Gänsehaut!
Aber nicht nur das Thema macht die Geschichte sehr emotional, sondern auch Morgan selbst. Wir erleben alles durch ihre Augen, und obwohl sie ein starker Charakter ist, merkt man doch immer wieder, dass diese Stärke nur aus der Not heraus geboren wurde.
Sie führt ein Leben voller Entbehrungen, rennt von Arzttermin zu Arzttermin und ihr Elternhaus ist auch alles andere als perfekt. Durch die vielen emotionalen Aspekte, mit denen der Leser konfrontiert wird, kann man eigentlich gar nicht anders als mit ihr mitzufiebern und zu mitzuleiden. Ihr mentaler Schmerz und ihre Verzweiflung sind nahezu spürbar!

"Was uns ganz macht" lebt von Kontrasten. Morgan hat eine Mutter, die als perfekt gilt und überall im Mittelpunkt steht, wohingegen sie, auf Grund ihrer Unvollkommenheit, still und leise immer den Schatten vorgezogen hat. Ihr Leben schwankt zwischen Absonderung/Alleinsein, und der Hoffnung auf ein normales Leben, mit allem, was dazu gehört (Freunde, Liebe...). Und auch ihr "Comingout" ist eine Mischung aus Erleichterung, da sie sich nicht mehr verstecken muss und Verschlimmerung, weil die Welt sie nicht in Ruhe lässt -und das definitiv nicht auf die gute Art.

Morgans Geschichte ist sowohl traurig als auch warmherzig, was einerseits ihrer Hoffnung und andererseits ihrer besten Freundin Caro -sowie im weiteren Verlauf Howie, ihrem unperfekten Gegenstück-, geschuldet ist. Howie ist einfach nur süß, aber Caro verleiht dem Buch in meinen Augen noch eine ganz andere Komponente. Mit ihrer Unterstützung, ihren Selbsthilfe Post-Its und ihrer herzerwärmenden Art macht sie Mut zum Leben und zur Selbstliebe. Und das nicht nur für Morgan! Denn letztendlich wird vermutlich jeder Leser irgendwann im Laufe der Geschichte sein eigenes "Defizit" suchen, es auch entdecken und daran erinnert werden, dass es nichts macht, unvollkommen zu sein oder Fehler zu haben. Denn wir sind nicht allein, da niemand wirklich perfekt ist!

Ich könnte mir vorstellen, dass das Ende die Leserschaft ein kleines Stück weit spalten könnte, da es... -mhhh, wie sage ich das jetzt ohne zu spoilern??? Ich nenne es jetzt mal - "mutig" ist. Ich lasse das mal so stehen, lest selbst! ;)
Mir persönlich hätte es gefallen, wenn es, neben dem Ende, eine Auflösung zu ein paar Nebenhandlungssträngen gegeben hätte. Aber auch ohne diese, ist diese Geschichte absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 21.10.2017

kurzweilig und spannend

Born Scared
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Zitate:

"Die drei unbekannten Dinge an jenem Tag waren meine Mum, ihre ältere Schwester Shirley und Dr. Gibson. Und das Komische (das Eigenartige) daran war, dass sie - die ersten Menschen, die mich zu ...

Zitate:

"Die drei unbekannten Dinge an jenem Tag waren meine Mum, ihre ältere Schwester Shirley und Dr. Gibson. Und das Komische (das Eigenartige) daran war, dass sie - die ersten Menschen, die mich zu Tode erschreckten - seitdem zu den einzigen dreien geworden sind, die mich nicht zu Tode erschrecken." Seite 11

"Das Zimmer ist meine Zuflucht, der einzige Ort, wo ich mich sicher fühle, der einzige Ort, wo ich sein will.
Mein Zimmer.
Mein Alles.
Meine Welt." Seite 49

"Das Monster lächelt in sich hinein. Es ist glücklich." Seite 176


Meinung:

Die Geschichte handelt von dem jungen Elliot, der seit seiner Geburt unter großen Angstzuständen leidet. Sagte ich Angst? Wenn man ehrlich ist, trifft es "Panik" wohl besser!
Das Schlimmste daran ist, dass seine Ängste nicht nur Dinge, Menschen und Ähnliches betreffen, sondern auch Vorstellungen. Er hat zum Beispiel Angst vor Autos, da diese ihn einklemmen oder zerquetschen könnten. Selbst die meisten Farben kann er sich nicht anschauen, solange sie dominant sind.
Um zumindest einigermaßen dagegen anzukommen, nimmt er Angstpillen, die ihm jedoch nie ausgehen dürfen. Natürlich passiert das jedoch gerade dann, als seine Mutter plötzlich verschwunden ist...

Dies war mein erstes Buch von Kevin Brooks, aber wie ihr euch vorstellen könnt, war meine Neugier nach diesem Klappentext sofort geweckt! Thriller lese ich ja sowieso besonders gerne und Dinge wie Angstzustände, Zwangsneurosen und Ähnliches finde ich an sich schon sehr interessant.
Dementsprechend war ich auch gleich von Anfang an gefesselt, der im Wechsel erzählt, wer Elliot eigentlich ist und wie sich das mit seinen Ängsten verhält. Dazwischen erfahren wir in kurzen Kapiteln etwas über zwei geheimnisvolle Männer, die etwas Schreckliches planen. Wie die beiden Erzählstränge zusammenhängen, erfahren wir jedoch erst nach und nach. Der Autor hat sich viel Mühe gegeben, die Story für den Leser ansprechend und spannend zu halten.

Besonders gut hat mir der Schreibstil gefallen. Die Geschichte ist nicht nur in knackigen, einfachen Sätzen gehalten, was sich wirklich gut lesen lässt, sondern auch in ziemlich kurzen Kapiteln, die zwischen den einzelnen Handlungen wechseln. So werden wir häppchenweise mit Neuigkeiten gefüttert und natürlich neugierig gemacht :)
Dazu kommen Elliots "Gespräche" mit seiner toten Zwillingsschwester Ellamay -sie starb bereits kurz nach der Geburt-, die dem an sich schon beklemmenden Grundthema der Angst, noch eine weitere, recht pikante Note verleihen. Ihr seht, bis dahin, finde ich das Buch wirklich toll!

Das Einzige, was ich mir anders gewünscht hätte, sind die Wendungen. Das Buch verändert sich an vielen Stellen völlig unvorhergesehen, was natürlich an sich positiv zu werten ist ;) Jedoch waren mir ein paar davon letzen Endes leider etwas zu weit hergeholt, oder wirkten auf mich einfach ein bisschen konstruiert. Für meinen Geschmack wäre da weniger mehr gewesen.

Alles in allem war "Born Scared" für mich eine kurzweilige und spannende Lektüre, die mich gut unterhalten hat. Eine beklemmendes Gefühl begleitet uns fast durchgängig und fesselte mich so an die Geschichte.

Veröffentlicht am 23.06.2020

abwechslungsreiche und lesenswerte Unterhaltung mit kleinen Schwächen

Schwestern im Tod
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Zwei ermordete Schwestern im Kommunionkleid, ein geständiger Täter und ein Schriftsteller, der irgendwie in das Ganze verstrickt zu sein scheint…
Doch der Fall scheint geklärt, auch, wenn nicht alle wirklich ...

Zwei ermordete Schwestern im Kommunionkleid, ein geständiger Täter und ein Schriftsteller, der irgendwie in das Ganze verstrickt zu sein scheint…
Doch der Fall scheint geklärt, auch, wenn nicht alle wirklich so zufrieden mit der Auflösung sind. Bis 25 Jahre später ein grausiger Tod alles wieder ans Licht holt.

Von der ersten Seite an, konstruiert der Autor in seinem 5. Band der Reihe um Martin Servaz ein spannendes Szenario. Immer wieder stoßen wir auf Neuerungen und Entwicklungen, die wir so nicht erwartet hätten und parallel dazu kommen wir auch unserem Protagonisten etwas näher. Wir erleben 1993 seinen ersten Mordfall, der ihn -wie zu erwarten- eigentlich nie wieder loslässt. Springen dann in eher private Details, bis wir uns dann im Jahr 2018, im aktuellen Fall, wiederfinden. Ein bisschen schade fand ich hierbei, dass wir zwar emotionale Stationen in Martins Leben passieren, er aber dennoch recht blass bleibt. Es wurden viele Themen angeschnitten, die dann jedoch in Halbsätzen stehen blieben. So empfand ich ihn persönlich zwar als sympathisch, aber einfach nicht nah genug. Man sollte Mitleid mit ihm haben, denn er hat einiges durchgemacht, aber so richtig ging er nicht an mich ran. Das hätte ich mir anders gewünscht.

Wie es sich für einen Thriller gehört, begegnen wir vielen Wendungen und AHA-Momenten, die mir wirklich gut gefallen haben. Auch die Fälle an sich fand ich kreativ und fesselnd. Jedoch habe ich leider auch hier ein kleines „Aber“. Während Martin die Bücher des verdächtigen Autors Erik Lang liest, bemerkt er irgendwann, dass seine knappe, sachliche Schreibweise zwar gewöhnungsbedürftig, aber definitiv angenehm sei – und ja, genau davon hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht. Im Buch wimmelt es von guten Ideen, Spannung und Thrill, die durch zum Teil etwas langwierigen Zwischensequenzen, in denen der Autor sich über Details, wie den Bestandteilen einer Stereoanlage, für mein Empfinden leider etwas untergehen. Er hat zwar einen wirklich angenehmen, gut lesbaren Stil, aber ein paar Umgebungsbeschreibungen weniger, hätte ich besser gefunden. Zumal der richtig spannende Teil, wenn wir auf das Ende zusteuern, mir dadurch in der Relation einfach zu kurz erschien.

Für mich war „Schwestern im Tod“ eine abwechslungsreiche und lesenswerte Unterhaltung mit kleinen Schwächen.

Veröffentlicht am 27.04.2020

Interessant und ideenreich - jedoch mit der ein oder anderen Länge

Dornenthron
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Ein Reich, gepeinigt von Dürre und Hunger. Ein König, der nicht wirklich gnädig ist und eine alte Legende von einem schlafenden Kaiserreich. Ein Palast, versteckt unter einer undurchdringbaren Dornenhecke, ...

Ein Reich, gepeinigt von Dürre und Hunger. Ein König, der nicht wirklich gnädig ist und eine alte Legende von einem schlafenden Kaiserreich. Ein Palast, versteckt unter einer undurchdringbaren Dornenhecke, deren Kaiserin nur darauf wartet, durch einen Kuss erweckt zu werden – und damit den Retter zum Kaiser zu machen.

Laut Klappe als „düstere Neuinterpretation von Dornröschen“ bezeichnet, findet man sich als Leser relativ bald auch in Ansätzen anderer Märchen wieder. Ein verirrtes Geschwisterpaar im Wald, ein schauriger Geselle, der auf Erstgeborene aus ist… Das weckt doch die ein oder andere längst vergessene Erinnerung.
Boris Koch verknüpft bekannte Elemente mit überraschenden Wendungen, so dass man vielleicht manchmal weiß, in welche Richtung das Ganze steuert, nur um dann komplett überrascht in eine andere Richtung weitergeschickt zu werden. Abwechslung garantiert.

Nach und nach lernen wir nicht nur Ukalion kennen und erfahren seine Geschichte, seine Motivation und vor allem das Ziel seiner Reise, sondern auch die von einigen anderen Charakteren. Mal mehr, mal weniger sympathisch begleiten sie uns abwechselnd auf der Reise durch das Abenteuer, während der Leser zu Beginn nie so ganz weiß, wer noch relevant für das weitere Geschehen wird und wer nicht. Das sorgt für eine gutes Grundlevel an Spannung, das sich jedoch leider durch die etwas träge Storyline etwas verliert. Man wartet eigentlich immer darauf, dass es jetzt so richtig losgeht, aber effektiv verbringen wir den Großteil des Buches damit, in die Charaktere hineinzuwachsen. Der Autor macht dies zwar interessant und in einem angenehmen und unterhaltsamen Schreibstil, jedoch kann dieser diese Längen leider nicht komplett überdecken.

Letzten Endes sind dann doch alle Personen eingeführt und es gab einen schönen Showdown, der definitiv Lust auf mehr macht. Ich werde auf jeden Fall dranbleiben, allein schon weil ich hoffe, noch ein bisschen was von dem Narr Arlac zu lesen. Gerade so einen Part stelle ich mir beim Schreiben unheimlich schwierig vor, da es beim Leser immer ein schmaler Grat zwischen Narrenhumor und Nervigkeit ist. Aber ich musste an ein paar Stellen so lachen – ich muss einfach wissen, was aus ihm noch werden soll.

Veröffentlicht am 22.01.2020

Eine gute Lektüre mit brisantem Thema! Aber die Protagonistin war leider nicht wirklich meins :/

Bis die Zeit verschwimmt
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Helene verliert ihre beste Freundin Cassie bei einem Amoklauf an ihrer Schule.
Zurück bleiben Trauer, Wut, Schuld und die große Frage, nach dem „Warum“.

Schon beim Sichten der Thematik war klar, dass ...

Helene verliert ihre beste Freundin Cassie bei einem Amoklauf an ihrer Schule.
Zurück bleiben Trauer, Wut, Schuld und die große Frage, nach dem „Warum“.

Schon beim Sichten der Thematik war klar, dass ich dieses Buch würde lesen müssen. Svenja K. Büchner widmet sich nicht nur einem heiklen und emotionalen Thema, sie konfrontiert den Leser mit den unterschiedlichsten Arten von Trauer sowie deren Bewältigung.
Während der eine versucht nach vorne zu schauen, verliert sich Helene in ihren Gefühlen. Theoretisch wäre das ja absolut nichts Verwerfliches, aber sie stößt damit die Menschen um sie herum vor den Kopf - und das meine ich nicht im verständlichen Sinn. Ihr Charakter war mir persönlich ein bisschen zu anstrengend, zumal ich mich nie so recht mit ihr anfreunden konnte. Sie blieb mir persönlich zu wenig sympathisch und auch oberflächlich, sodass trotz des sehr bewegenden Themas wenig Zuneigung und Einfühlungsvermögen für sie aufkam.
Auch die Art wie sie Erik, ihren anderen engen Freund, behandelt, hat mich nach und nach immer mehr gestört - tut mir leid.

Abgesehen davon fand ich die Idee zur Erzählweise und Umsetzung sehr gelungen. Wir erfahren abwechselnd Vergangenheit und das aktuelle Geschehen, so dass wir nach und nach tiefer eintauchen dürfen.
Was ich bei dieser Art von Geschichte bisher so nicht kannte, ist die tatsächliche, aktive Suche nach dem Grund. Helene ist so fest davon überzeugt, dass dieser Amoklauf einen tieferen Sinn verfolgt hat, als "nur" Frustration und der Wunsch des Täters nach Vergeltung, dass es sie nicht mehr in Ruhe lässt. Hierbei wird sehr auf die anderen Opfer und deren Familien eingegangen. Wir bekommen mögliche Zusammenhänge aufgezeigt, was die Spannung und Neugierde natürlich extrem entfacht. Für meinen Geschmack eine tolle und warmherzige Idee, die beim Leser viel Empathie weckt!

Für mich ist „Bis die Zeit verschwimmt“ definitiv eine gelungene Lektüre zu einem enorm wichtigen Thema, das wohl leider nie an Brisanz verlieren wird. Jedoch hätte ich mir eine für mich zugänglichere Protagonistin gewünscht, die mehr Wärme und Herz aufkommen lässt. Meine Gefühle waren definitiv eher bei Erik ;)

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