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Veröffentlicht am 30.01.2020

Eine großartige Zusammenstellung

Edward Hopper
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Wer kennt nicht „Nighthawks“ von Edward Hopper? Ich finde dieses Bild einfach super und habe ein Gelini-Puzzle davon und auch eine Tasse mit dem Motiv. Manche Bilder sprechen einen einfach besonders an. ...

Wer kennt nicht „Nighthawks“ von Edward Hopper? Ich finde dieses Bild einfach super und habe ein Gelini-Puzzle davon und auch eine Tasse mit dem Motiv. Manche Bilder sprechen einen einfach besonders an. Deshalb hat mich das Buch über seine Landschaften sehr angesprochen.

Der Stil nennt sich „Amerikanischer Realismus“, wie ich gelernt habe. Für mich ist da viel naive Malerei dabei, aber ich mag fast alle Hopper-Bilder sehr. Ja, man wird automatisch in das Amerika der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts katapultiert und es ist faszinierend, was er quasi eingefangen hat, das heute Ausdruck für einen Lebensstil ist, der einzigartig war. Selbst wenn auf einem Bild nichts anderes als Natur zu sehen ist, sieht man geradezu, dass das Bild nicht gestern entstanden ist. Das fasziniert mich ungemein.

Ich möchte in seine Bilder geradezu einsteigen, die Wege entlangschlendern, den Straßen folgen, auf seinen Wiesen stehen – seine Bilder wecken in mir eine Sehnsucht, von der ich nicht wusste, dass ich sie habe.

Die Texte, die immer mal wieder eingestreut sind, geben interessante Informationen, aber ich gebe zu, bis auf Hoppers Brief an die Addison Gallery of American Art hat mich wenig davon wirklich stark gefesselt, obwohl man wirklich spannende Einblicke erhält. Ich hatte eher immer den Drang, die Texte zu überblättern, um endlich noch mehr Werke von ihm betrachten zu können. So sehr begeistert mich seine Kunst! Okay, seine Skizzen mag ich nicht ganz so gern. Die strahlen für mich oft das Gegenteil seiner farbenfrohen Bilder aus. Klar, Schwarz-Weiß ist immer etwas trist, doch beispielsweise bei Fotografien ziehe ich diese sogar vor. Ich kann es nicht beschreiben, nur fühlen. Besonders „Jo in Wyoming“ lässt mir das Herz überlaufen! Wunderbar, mit wie viel Liebe Hopper seine Frau beim Malen festgehalten hat – und das im Auto! Wer kann da eine gewisse Komik mitten in ganz viel Zärtlichkeit für die Ehefrau abstreiten?

Fakt ist, dass Edward Hopper für mich, die hier einzig mit dem Herzen sieht, ein großartiger Künstler ist, dessen Bilder in mir etwas auslösen, wo mich andere Künstler kalt lassen. Dementsprechend finde ich diesen Bildband absolut gelungen und bereichernd. Ob Ölbild oder Aquarell, mit Kunstkreide oder Grafitstift, seine Bilder sprechen. So bleibt nur das Fazit, die vollen fünf Sterne zu vergeben.

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Veröffentlicht am 28.01.2020

Was für eine Wortkraft!

Gesang der Fledermäuse
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Janina lebt ein ganz anderes Leben, als all die Menschen, die sich für normal halten. Deshalb gilt sie als verschroben. Sie hütet im Winter die Ferienhäuser reicher Städter und beschäftigt sich mit Astrologie ...

Janina lebt ein ganz anderes Leben, als all die Menschen, die sich für normal halten. Deshalb gilt sie als verschroben. Sie hütet im Winter die Ferienhäuser reicher Städter und beschäftigt sich mit Astrologie und der Übersetzung der Lyrik von William Blake. Früher war sie Ingenieurin für Brückenbau, dann Englisch-Lehrerin. Tiere sind ihr lieber als Menschen, aber zu Dysio hat sie Vertrauen, mit ihm übersetzt sie Blake, es ist eine Art symbiosische Freundschaft. Dann findet Janina einen Nachbarn, einen Wilderer, tot – erstickt an einem spitzen Knochen eines Rehs. Für Janina ist schnell alles klar. Doch es geht weiter …

Dass Janina die Jagd als Mord ansieht und philosophiert, dass die Tiere zurückgeschlagen haben, um sich zu rächen, ist gleichzeitig sehr bewegend, als auch urkomisch und noch dazu Grund, an ihrem Geisteszustand zu zweifeln. Da wundert es nicht, dass die Polizisten sie nicht so ganz ernst nehmen. Allerdings zeigt die Story auch auf, dass die polnischen Polizisten nicht so diensteifrig sind, wie sie sein sollten, wenn es ihnen nicht passt. Kein Wunder also, dass die Autorin in Polen nicht nur Freunde mit ihrem Werk fand. Janinas Hinweise, dass man den Rehspuren nachgehen muss, interessieren niemanden. Denn Janina spricht ja mit Tieren und ihrer toten Mutter. Und sie hat eine mysteriöse Krankheit, die nur sie selbst in Schach halten kann. Nicht mal ihr geliebter Doktor Ali kann ihr helfen.

Olga Tokarczuk hat eine wunderbare Art, mit den Worten zu spielen. Sie spielt mit der Sprache, zeichnet Bilder und fasziniert mich mit der wie mühelos entstehenden Stimmung. Es muss für Doreen Daume eine riesige Aufgabe gewesen sein, das Buch zu übersetzen, ohne die zauberhaften Bilder und Wortspiele zu verlieren. Beide zusammen malen ein wunderbares Bild mit Worten und Angelika Thomas liest das Buch mit ganz viel Liebe ein, als hätte sie das Buch selbst geschrieben. Ihre Sprachmelodie, die Art, wie sie betont, ist wunderschön und passt perfekt zum Buch.

Die Autorin hat so viele Themen so geschickt in der Story versteckt, dass man das kaum merkt. Ich finde das extrem gelungen und habe da eine große Freude dran. Manchmal sind das nur zwei, drei Sätze (wie bei der Sache mit dem Geschmack von Erdbeeren), manchmal auch längere Abschnitte oder wiederkehrende Stellen. Über einen großen Bogen führt sie den Leser ans Ende der Story. Dieses ist für mich zwar irgendwann so ähnlich schon klar gewesen, dennoch finde ich es gelungen und geradezu liebenswert. In welches Genre ich das Buch einsortieren möchte, kann ich gar nicht sagen. Es ist ein Roman, der ein paar Thriller-Elemente beherbergt, aber auch ein Krimi mit Herz. So oder so – es ist ein Buch, das den Leser auf eine außergewöhnliche Reise mitnimmt, auf die er sich komplett einlassen muss, dann wird es ein unvergessliches Erlebnis.

Ich hatte das Buch seit Jahren originalverpackt im Regal, schob das Lesen immer hinaus und habe es dann doch verschenkt. Das war ein Fehler, denn dieses Hörbuch ist einfach wunderbar und das Buch es wert, es zu lesen. Die Mischung aus so vielen Emotionen, die es auslöst, ist einzigartig. Janina fasziniert, aber sie lässt auch den Kopf schütteln, sie kann erschrecken, sie kann überfordern, aber sie trifft immer wieder mitten ins Herz und schenkt wunderbare Ideen und Überlegungen. Hier kann ich endlich mal verstehen, warum die Autorin den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Das hat sie wirklich verdient! Von mir bekommt sie zusätzlich noch fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Europa hat mehr zu bieten, als Rom, Paris oder London!

DuMont Bildband Die unterschätzten Städte in Europa
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Die Idee ist super – Reiseziele für alle, die nicht mit der Masse laufen, sondern einen individuellen Weg gehen. Nicht die sowieso schon überrannten Hotspots werden hier beschrieben, sondern Städte, bei ...

Die Idee ist super – Reiseziele für alle, die nicht mit der Masse laufen, sondern einen individuellen Weg gehen. Nicht die sowieso schon überrannten Hotspots werden hier beschrieben, sondern Städte, bei denen man nicht so schnell auf den Gedanken kommt, da Urlaub zu machen. Bestes Beispiel ist Mannheim – ganz im Ernst, da stutzt doch jeder! Aber auch da gibt es wunderschöne Fleckchen, traumhafte Gebäude und sehenswerte Gegenden. Insgesamt stellen unterschiedliche Autoren 15 europäische Städte näher vor.

Begonnen wird jedes Mal mit dem Warum. Es wird die Stadt grob vorgestellt, bevor „auf einen Blick“ ein bisschen näher auf bestimmte Punkte in der Stadt eingegangen wird. Dann schließen sich fünf unterschiedliche Touren durch die Stadt an, zunächst im groben Überblick, dann im Detail. Die Rubriken „in fremden Betten“, „satt und glücklich“, „stöbern und entdecken“ und „wenn die Nacht beginnt“ fassen übersichtlich zusammen, was man noch zu den Städten wissen sollte. Gekrönt wird jedes Stadt-Kapitel mit herrlichen Fotos, die sehr schön transportieren, was man in der jeweiligen Stadt sehen und erleben kann. So ist das gesamte Buch eine Entdeckung und macht Lust, Erfurt nicht nur zum Weihnachtsmarkt zu besuchen, Mannheim nicht nur als Chemie- oder Industriestadt zu besuchen und auch außerhalb Deutschlands „verkannte“ Städte mit anderen Augen zu betrachten.

Das große Format ist nicht ganz so handlich, aber erforderlich, um all das Interessante und spannende mitsamt den Fotos unterzubringen. Auf der letzten Seite findet man dann noch ein klein bisschen Werbung für Dumont Direkt Stadtführern der vorgestellten 15 Städte. Das macht aber auch Sinn – denn wenn man dann eine dieser Städte bereisen möchte, hat man besser einen eigenen Plan dabei, der dann auch handlicher ist. „Die unterschätzten Städte in Europa“ ist ein Buch für zu Hause, das zwangsläufig Lust auf mehr macht. Ich gebe fünf Sterne – weil mir kein Grund einfällt, warum ich einen abziehen sollte!

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Veröffentlicht am 17.01.2020

Guten Appetit!

Zu Tisch!
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DUMONT bringt immer wieder kleine Bildbände heraus, die ein besonderes Thema haben. „Zu Tisch!“ gehört dazu. Und ich bin so begeistert! Es ist unfassbar faszinierend, welch ausgefallene Restaurants es ...

DUMONT bringt immer wieder kleine Bildbände heraus, die ein besonderes Thema haben. „Zu Tisch!“ gehört dazu. Und ich bin so begeistert! Es ist unfassbar faszinierend, welch ausgefallene Restaurants es gibt! Ja, da sind so einige dabei, die mich brennend interessieren und die ich sehr gerne mal besuchen möchte.

Manche sind stylish, andere witzig, viele in luftiger Höhe – und das eine oder andere erfordert wirklich sehr spezielle Vorlieben. Ich persönlich beispielsweise kann mit „Modern Toilet“ in Taipeh so gar nichts anfangen. Aber ja, es hat einen Platz in diesem Buch definitiv verdient!

Die drei Kategorien „unschlagbar günstig“, „erschwinglicher Genuss“ und „purer Luxus“ sind an der Anzahl der Piktogramm-Gedecke erkennbar. Auf einer kleinen Weltkarte erkennt man die geografische Lage des entsprechenden Restaurants. Hier sieht man auch die Web-Adresse, falls eine vorhanden ist.

Die Fotografien sind traumhaft schön und die kleinen Texte zu den Restaurants treffend, oft humorvoll und vor allem informativ. Also, warum nicht mal ein Restaurant aussuchen und den Urlaub „drumherum“ buchen? Diese Restaurants sind es wert! Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 12.01.2020

Cold Cases frisch serviert – ich finde es spannend!

Der Mensch ist böse
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Wahre Kriminalgeschichten finde ich super interessant. Wenn ich mal fernsehe, dann Sendungen wie Autopsie, Medical Detectives und ähnliche Formate. Kein Wunder also, dass ich die Bücher von Julian Hannes ...

Wahre Kriminalgeschichten finde ich super interessant. Wenn ich mal fernsehe, dann Sendungen wie Autopsie, Medical Detectives und ähnliche Formate. Kein Wunder also, dass ich die Bücher von Julian Hannes lesen wollte – und ich wurde auch bei diesem nicht enttäuscht. Ich bin kein Fan von Podcasts, Blogs und anderen Online-Portalen dieser Art, umso mehr kommt es mir gelegen, dass auch im Zeitalter von YouTube, Instagram und FaceBook noch Bücher auf den Markt kommen, die daran anlehnen, was die „Influencer“ da so zusammentragen.

Julian Hannes, genannt Jarow, erzählt die wahren Geschichten in einer ruhigen Sprache, ohne Effekthascherei. Dennoch sind sie spannend und hochinteressant. Viele der Fälle kennt man noch aus den Medien. Besonders Rebecca R. und Maddy McCann sind wohl jedem noch gegenwärtig. Aber Jarow kommt ganz ohne wilde Beschuldigungen und Spekulationen aus, schildert die Fälle ganz sachlich. So kann der Leser völlig unbeeinflusst seine eigenen Gedanken spinnen und sich eine Meinung bilden. Auch erinnert Jarow immer wieder daran, dass sehr oft Fehler bei den Ermittlungen gemacht werden, die Presse in ihrem Eifer, eine tolle Schlagzeile zu haben, Leben nachhaltig zerstören kann und die Ermittlungen dadurch in falsche Bahnen leiten kann.

Es finden sich im Buch sehr alte Fälle ebenso, wie recht neue. Alle ungeklärt, alle bewegen mich, allen wünscht man eine Auflösung, auch nach Jahren. Ungewissheit ist grausam, das kommt super rüber.

Ist es morbide, sich für solche Fälle zu interessieren? Kann sein. Allerdings bin ich der Überzeugung, Jarows Methode, darüber zu sprechen, die Interviews mit Mark Hofmann, seine Denkanstöße und die ganze Art, wie er recherchiert hat, können Cold Cases eine Chance zur Aufklärung geben. Obwohl ich etwa die Hälfte der Fälle bereits kannte, fand und finde ich das Buch sehr aufschlussreich. Der Blickwinkel ist anders, sachlicher – und Jarows eigene Überlegungen immer als solche angegeben. Es ist fast, als würde man mit ihm über die Fälle diskutieren.

Mir gefällt, wie eingangs erwähnt, Band zwei mindestens so gut, wie Band eins. Und ich hoffe, Jarow macht noch lange weiter und bringt noch mehr Bände heraus. Von mir – und ich gehöre zur Generation 50+ - gibt es fünf Sterne.

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