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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Reiseweiber

Die Canterbury Schwestern
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Zum Inhalt:
Che – von ihrer Hippie-Mutter Diana nach Che Guevara benannt – führt ein bürgerliches Leben als Weinkritikerin mit Hund und Fernbeziehung. Als Ches Beziehung zerbricht und Diana stirbt, erteilt ...

Zum Inhalt:
Che – von ihrer Hippie-Mutter Diana nach Che Guevara benannt – führt ein bürgerliches Leben als Weinkritikerin mit Hund und Fernbeziehung. Als Ches Beziehung zerbricht und Diana stirbt, erteilt diese ihrer Tochter einen letzten Auftrag: Eine Pilgerreise nach Canterbury, um dort die Asche Dianas zu verstreuen. Che fliegt von Amerika nach Good Old England und schließt sich dort mehr oder weniger freiwillig einer Gruppe von einigen Amerikanerinnen und ihrer britischen Führerin an: den Reiseweibern.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist in Teilen sehr gut gelungen, in anderen Teilen lässt es seine Leser jedoch irritiert zurück. Schön sind die englischen Landschaften und die inneren Kämpfe Ches beschrieben. Auch die von den Protagonistinnen auf der Wanderschaft erzählten Geschichten in der Geschichte wissen zu gefallen. Weniger gut sind jedoch diese Figuren selbst getroffen, - mehr als Alter und Kleidergröße ist kaum von ihnen zu erfahren und selbst wenn durch deren Erzählungen das Innerste nach außen gekehrt werden sollte, bleiben die Charaktere distanziert. Die Leser erhalten mehr eine Aufsicht als eine Einsicht. Möglicherweise hätte es der Story besser getan, wenn die Anzahl der Personen reduziert, ihre Diskussionen miteinander jedoch ausführlicher geschildert worden wären. Außerdem stören einige wirklich übertrieben dargestellte Vorkommnisse die Glaubwürdigkeit der Geschichte in Gänze. Vor allem die körperlichen Fähigkeiten, Schmerz und Krankheit zu ertragen und weiterzuwandern, als ob nichts passiert ist, fallen dabei ins Auge. Kurz vor Schluss wird eine Dramatik entwickelt, die überkonstruiert eine ruhige Geschichte völlig über den Haufen wirft. Das wirkt dann eher lächerlich, als dass echte Spannung aufkommt. Zum Ende schließt sich jedoch der Kreis mit einer sympathischen Idee.

Mein Fazit:
Ein gutes Grundkonzept, das für meinen Geschmack leider teilweise an der zu amerikanischen Bearbeitung kränkelt
3 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Welt am Rande der Zerstörung

In den Tiefen der Ewigkeit
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Zum Inhalt:
Joshi hat viel verloren: Seine Eltern, die verhasste Großmutter, seine Gefährtin, seine Gesundheit und - fast - seine Heimat. Geblieben sind ihm nur sein Bruder und die Hoffnung darauf, den ...

Zum Inhalt:
Joshi hat viel verloren: Seine Eltern, die verhasste Großmutter, seine Gefährtin, seine Gesundheit und - fast - seine Heimat. Geblieben sind ihm nur sein Bruder und die Hoffnung darauf, den Himmel vor dem Aufbrechen zu bewahren und damit das Land und seine Bewohner wieder zu heilen.

Mein Eindruck:
Die Autorin gibt sich viel Mühe, eine Welt zu erschaffen, die eine Art dunkler Spiegel zu "unserer" ist. Hier bringt die Sonne den Tod und die Dunkelheit beschützt. Der Stamm der Kinder und die "Geister" haben menschenähnliche Züge, sind jedoch mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Die Tiere und Pflanzen besitzen wenigstens teilweise magische Kräfte. Dieser Teil der Erzählung weiß zu gefallen, insbesondere die enge Verbundenheit, die zwischen den Menschen und zum Teil auch innerhalb der Natur herrscht. Leider fehlt jedoch öfter der Tiefgang. Es wird beschrieben, dass etwas so ist wie es eben ist, warum, wieso und (vor allem!) warum plötzlich nicht mehr wird jedoch nur angekratzt oder bleibt völlig im Dunkeln. Z.B. hasst man sich, tötet sich fast und - schwupps - ist nach kurzer Zeit ein Herz und eine Seele und schließt Bünde, die auf Liebe und Vertrauen beruhen. Auch der Grund für die Zerstörung der Welt bleibt im Dunkel, einfach "das Böse" reicht mir dafür nicht aus. Sicherlich ist das Buch Teil einer Reihe und kann deshalb noch keinen Abschluss bilden, - etwas mehr Erleuchtung wäre dennoch schön gewesen.

Fazit:
Eine opulent geschilderte Welt, leider nur an der Oberfläche durchdacht beschrieben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschundene Seelen

So unselig schön (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 3)
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Zum Inhalt:
In einer Industriebrache in der Nähe Münchens findet eine junge Frau beim Fotografieren eine Leiche. Aus Neugier und Abenteuerlust stellt sie eigene Nachforschungen an und kommt dabei nicht ...

Zum Inhalt:
In einer Industriebrache in der Nähe Münchens findet eine junge Frau beim Fotografieren eine Leiche. Aus Neugier und Abenteuerlust stellt sie eigene Nachforschungen an und kommt dabei nicht nur dem Team um Kommissar Dühnfort in die Quere, sondern erweckt auch die Aufmerksamkeit des Mörders.

Mein Eindruck:
Dies ist nach „Mörderkind“ und „Schuld währt ewig“ mein drittes Buch von Frau Löhnig und auch wenn ich ihre gute Schreibweise bewundere und mich gerne von ihrer Kunst, Geschichten zu erzählen, gefangen nehmen lasse, geht mir die immer gleiche Hauptperson auf den Zeiger: Eine gebrochene junge Frau, attraktiv und sportlich, vom Leben und durch einen Tod in ihrer unmittelbaren Umgebung gebeutelt, dadurch kratzbürstig und/oder verschlossen, hilft sich selbst, denn Gott hat gerade keine Sprechstunde. Und schon bald ist ein grundguter Samariter zur Stelle, der sich von ihrer schroffen Art nicht abwehren lässt. Aber wenn auch das Strickmuster in seiner Eintönigkeit an einen James-Bond-Film erinnert, bietet die Autorin ebenfalls die positiven Aspekte des Wiedererkennens: Ein im Großen und Ganzen sympathisches Ermittler-Team mit Ecken und Kanten, ein interessanter und tiefgründiger Fall mit einer großen Schar Tatverdächtiger und ein Endspurt mit Showdown und schlüssiger Auflösung. Frau Löhnig schreibt locker-flockig und so unkompliziert, dass man leicht folgen kann ohne gelangweilt zu werden. Fast, wie man einem guten Freund oder Kollegen zuhört, wenn er eine launige Geschichte beim Mittagessen erzählt. Leider ist dabei die Täterfigur zu offensichtlich geraten und – für meinen Geschmack – der Alkoholkonsum des leitenden Kommissars zu hoch. Die Anleihen bei skandinavischen Autoren mit der dauernden Grübelei und dem Schwermut sind so deutlich, dass es den Friedhof als Nachbarschaft gar nicht gebraucht hätte.

Fazit:
Ein Krimi in bewährter Güte, leider ein bisschen vom Reißbrett

3 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Für einen Thriller fehlt der Thrill

Wenn du mich tötest
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Zum Inhalt:
In Schottland meldet der deutsche Tourist Julian seine Frau als vermisst. Da er von einem Fischer bei einem Streit mit ihr beobachtet wurde, steht der Verdacht eines Gewaltverbrechens im Raum. ...

Zum Inhalt:
In Schottland meldet der deutsche Tourist Julian seine Frau als vermisst. Da er von einem Fischer bei einem Streit mit ihr beobachtet wurde, steht der Verdacht eines Gewaltverbrechens im Raum. Deshalb wird John Gills aus Inverness zurück in seine Heimat gerufen, um die dortige Polizei zu unterstützen. Mit seinen eigenen privaten Problemen kämpfend beginnt er, die Beziehung von Julian und seiner Frau zu hinterfragen, um das Rätsel um deren Verschwinden zu lösen.

Mein Eindruck:
Das skandinavische Gefühl erreicht die schottische Küste: In diesem Roman tummeln sich mehr oder weniger kaputte Typen mit mehr oder weniger kaputten Beziehungen, Sorgen um das Geld, Problemen mit Alkohol und wenig Verständnis beim Partner. Wenn jetzt noch die ein oder andere übel zugerichtete Leiche auftauchen täte, könnte auch ein schwedischer Name auf dem Titel stehen. Sprachlich ist dieser Roman wirklich gut, die Landschaftsbeschreibungen machen Lust auf Großbritanniens Norden und ein ordentlicher Schuss Übersinnliches lässt ein gewisses Kribbeln aufkommen. Aber dann… passiert so gut wie nichts. Dadurch verflüchtigt sich das Kribbeln und man schlägt Seite um Seite in wohlgeformter Sprache um, erfährt aber immer weniger und das Wenige interessiert dann irgendwann auch nicht mehr wirklich. Möglicherweise ist das dem Umstand geschuldet, dass es keine echte Hauptperson gibt, mit der man lieben und leiden könnte und dass die Quasi-Hauptfiguren nicht besonders sympathisch agieren. Nein, eigentlich sind sie sogar alle eher unangenehm, um „Alice im Wunderland“ zu zitieren. Leider sind einem nicht nur die Personen gleichgültig, es kommt auch – nach wirklich gutem, mysteriösen Beginn – keine wirkliche Spannung auf,- das absolute No Go für einen auf dem Cover versprochenen Thriller. Am Ende klappt man das Buch zu, nicht ganz enttäuscht, weil die sprachliche Kunst überzeugt, aber eben doch eher gelangweilt.

Mein Fazit:
Ein schöner Schreibstil für einen guten Plot, der durch zu viele Einzelschicksale zerfasert

3 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es ist Krieg

Der Herr des Turmes
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Zum Inhalt:
Im zweiten Teil der Rabenschattentrilogie ist ihr Hauptprotagonist Vaelin al Sorna aus dem Orden ausgetreten. Er wird vom amtierenden König zum Herrn des Turms der Nordlande ernannt. Kurze ...

Zum Inhalt:
Im zweiten Teil der Rabenschattentrilogie ist ihr Hauptprotagonist Vaelin al Sorna aus dem Orden ausgetreten. Er wird vom amtierenden König zum Herrn des Turms der Nordlande ernannt. Kurze Zeit später bricht das Chaos aus, - die Volarianer greifen an. Mit neuen und alten Verbündeten zieht Vaelin in den Krieg gegen sie.

Mein Eindruck:
Schlachten, Morde, Attentate, Blut, Tränen, Sklaverei: So in etwa lässt sich das zweite Buch zusammenfassen, welches – im Gegensatz zu „Das Lied des Blutes“ – nicht nur eine, sondern vier Hauptpersonen aus ihren Perspektiven begleitet. Neben Vaelin sind das die schon bekannten Prinzessin Lyrna und sein Bruder Frentis, dazu taucht mit der Tochter eines toten Feindes, Reva, eine neue Figur auf. In fünf Kapiteln wird geschildert, wie sich die einzelnen Wege manchmal kreuzen und letzthin immer weiter annähern. Diese Vorgehensweise des Autors lässt die Leser bei der Stange bleiben, da man wissen möchte, wie es mit den Vieren weitergeht. Das ist ein kluger Schachzug, denn die Story an sich ist leider trotz allen Gemetzels langweilig und scheint sich insbesondere im zweiten Teil – wenn das große Schlachten beginnt – nur noch zu wiederholen und um sich selbst zu kreisen. Der Beschreibung eines Angriffs folgt der nächste, das Morden wird in allen Einzelheiten geschildert. Jede Speerspitze durch den Kopf, jeder Pfeil im Oberschenkel, jeder blutige Zahn findet Erwähnung. Die wunderbaren und märchenhaften Einfälle des ersten Buchs, die interessanten Charakterzeichnungen und die malerischen Umgebungen werden dafür fast vollständig auf dem Feld der Ehre geopfert.
Möglicherweise wäre meine Enttäuschung nicht so groß, wenn ich nicht vom ersten Teil überaus begeistert gewesen wäre, aber dieses Buch ist nur eine nicht besonders herausragende Geschichte des Genres „Mittelalter-Fantasy“. Das Ende irritiert zusätzlich: Das Schicksal einer Person ist völlig unklar, das der zweiten unverständlich und mündet in einen riesigen Cliffhanger, der mehr verärgert als Spannung erzeugt.

Fazit:
Kein Vergleich mit dem ersten Teil, ich hoffe auf den Abschluss der Trilogie

3 Sterne