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Veröffentlicht am 16.03.2020

Altes Wissen auffrischen und Neues hinzulernen

Einfach alles!
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Das Buch „Einfach Alles – Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen“ von Christopher Lloyd ist, wie der Titel bereits vermuten lässt, ein Geschichtsbuch ...

Das Buch „Einfach Alles – Die Geschichte der Erde, Dinosaurier, Roboter und zu vieler anderer Dinge, um sie hier aufzuzählen“ von Christopher Lloyd ist, wie der Titel bereits vermuten lässt, ein Geschichtsbuch ganz besonderer Art. Es versucht die Entwicklung unserer Welt von Beginn der Entstehung des Universums an, unter Einbeziehung möglichst vieler Aspekte zu beschreiben.
Die Intention des Autors besteht darin, viele Themen anzuschneiden, die aufgrund ihrer Unvollständigkeit Fragen über Fragen aufwerfen werden. Außerdem möchte er damit die Wissbegier des Lesers ansprechen, der weiter in anderen Quellen nach Antworten suchen wird. Dieses Ziel hat Christopher Lloyd meiner Meinung nach erreicht.

Gegliedert ist das Buch in 15 Kapiteln. Zu Beginn jedes Teils ist eine zweiseitige Illustration zu finden und am unteren Seitenrand eine zeitliche Leiste, die die geschichtliche Einordnung erleichtert. Die Übergänge zwischen den Kapiteln sind fließend. Der Autor verzahnt bedeutende historische Ereignisse miteinander.

Das Buch besticht mit wunderschönen Graphiken, die den Text veranschaulichen und dadurch verständlicher gestalten. Es gibt keine zwei aufeinander folgenden Seiten ohne Bild. Aufgrund der einfach gehaltenen Sprache, in der es dennoch gelingt komplexe Dinge zu erklären, ist das Buch gleichermaßen geeignet für jüngere Leser, Jugendliche und Erwachsene. Auch zum Vorlesen kann man es nutzen und gemeinsam die Abbildungen dazu betrachten.

Am Ende des Buchs findet sich eine kurze Liste weiterführender Literatur. Ein Glossar beschreibt in einem oder wenigen Sätzen einige wichtige Wörter und der Registerteil hilft dabei, bestimmte Stichworte schnell wieder aufzufinden.

Insgesamt hat mir das Lesen des Buchs viel Freude bereitet. Einiges habe ich hinzugelernt, altes Wissen konnte ich wiederauffrischen und an anderen Stellen führten meine Fragen mich dazu, noch weiter nachzulesen. Selten habe ich auf eine solch unterhaltsame Art so viel über unsere Weltgeschichte erfahren. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Abstoßend und faszinierend zugleich

Der Hund
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Dieser Roman hat meine Geschmacksnerven alleine nur durch Lesen der Zeilen angesprochen, weil ich glaubte, die beschriebenen Aromen auf der Zunge und im Gaumen spüren zu können. Ich freue mich darüber, ...

Dieser Roman hat meine Geschmacksnerven alleine nur durch Lesen der Zeilen angesprochen, weil ich glaubte, die beschriebenen Aromen auf der Zunge und im Gaumen spüren zu können. Ich freue mich darüber, dass sich dadurch bei mir kein Begehren meldete, die beschriebenen -mal vorsichtig gesagt- „Köstlichkeiten“ zu probieren. Stattdessen empfand ich Mitleid mit mancher Spezies für die hier eine spezielle Zubereitung beschrieben wird und teilweise auch Ekel. Es sind Genießer mit außergewöhnlichem Geschmack die Akiz, dem Pseudonym von Achim Bornhak, in seinem Debütroman „Der Hund“ beschreibt. Sie fallen mit ihrer extremen Leidenschaft für ungewöhnliche Gerichte auf und fordern dadurch das ganze Können eines Kochs heraus.

Der Titel lässt vielleicht zunächst an ein Tier denken, über das der Roman handelt, doch es ist der Spitznamen eines Kochs, der zunächst an der Seite des Ich-Erzählers Mo in einem Imbiss arbeitet und ihm so anhänglich ist wie der gleichnamige treue Begleiter des Menschen. Schnell fällt er durch seine besonderen Kreationen auf und bald arbeiten die beiden im Sternerestaurant gegenüber. Keiner weiß, wo der Hund eigentlich herkommt, wie sein richtiger Name lautet und woher und wodurch er seine Qualifikationen erworben hat. Das ist eigentlich auch gar nicht wichtig, in der Branche zählen nur seine augenblicklichen Zubereitungen mit denen er alle verzückt. Seine Erfolge und der Zuspruch, den er erhält, treiben ihn zu immer neuen eigenartigen Leistungen an und er gewinnt zunehmend an Courage, um seine Ideen umzusetzen. Aber nach dem Erreichen des höchsten Genussgipfels bleibt nur noch der Weg zurück …

Der Autor, der für die Recherche des Buchs selbst in einer Restaurantküche gearbeitet hat, zeigt in seiner Geschichte eine überspitzte Darstellung der Welt der Köche. Angetrieben von Genussmenschen, die über ausreichend monetäre Mittel verfügen, versuchen sie die ausgefallensten Gerichte mit den undenkbarsten Zutaten zu schaffen und die ausgezeichnetsten Getränke aus entlegensten Regionen zu besorgen. Dabei entwickelt sich eine Gruppe, die untereinander bestens kennt und sich gegenseitig nichts gönnt. Woran sich ihre Geschmäcker messen lassen, ist fraglich, bedeutsamer ist es, an seltene Ressourcen zu gelangen. Der Hund ist von der ihm präsentierten Gelegenheit fasziniert und wird zu ihrem Spielball, gewinnt ihre Sympathie, bis jeder ihn für sich vereinnahmen will.

Der Roman „Der Hund“ von Akiz ist gleichzeitig abstoßend und faszinierend aufgrund der Groteske mit der der Autor die Gesellschaft mit unserer Hingabe für Leidenschaften vorführt. Sicherlich kein Roman für jedermann, aber für diejenigen, die nach dem literarischen Besonderen suchen.

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Veröffentlicht am 07.02.2020

Heiterer Roman, der mit ernsten Themen verflochten ist

Das Glück ist zum Greifen da
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Im Roman „Das Glück ist zum Greifen da“ von Sylvia Deloy ist Ana die Protagonistin. Sie ist gebürtige Serbin, lebt aber schon seit 12 Jahren in Deutschland, hat hier gejobbt und Produktdesign studiert. ...

Im Roman „Das Glück ist zum Greifen da“ von Sylvia Deloy ist Ana die Protagonistin. Sie ist gebürtige Serbin, lebt aber schon seit 12 Jahren in Deutschland, hat hier gejobbt und Produktdesign studiert. Vor elf Jahren hat sie sich in Udo, einen Blasmusiker, verliebt und ist mit Zwillingen von ihm schwanger geworden. Die Beziehung nicht gehalten, weil Udo eine internationale Karriere angestrebt hat.

Jetzt soll Ana abgeschoben werden und nur eine Stelle in ihrem studierten Beruf, eine Heirat oder der Nachweis, dass der Vater ihrer Kinder Deutscher ist, könnte dies vielleicht verhindern. Jede der Möglichkeiten scheint für Ana momentan nicht realisierbar, obwohl Freunde und Bekannte ihre Abschiebung gerne verhindern möchten. Zu ihnen gehört auch Peter, der Klavierlehrer der musikalisch begabten Zwillinge, von dem Ana sich auf besondere Weise angezogen fühlt.
Das Cover vermittelte mir, dass die kommende Geschichte frisch und pfiffig ist. Ich wurde dabei nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil erwartete mich ein amüsanter Roman mit ernsten Hintergrundthemen. Glücklicherweise endet jede romantische Liebeskomödie mit einem guten Ende, doch bis es soweit war, hatte Ana viele emotionale Täler zu durchqueren.

Die Figur der Ana hat mir sehr gut gefallen. Sie ist sympathisch, hilfsbereit und hat ihren Alltag unter Einbeziehung ihrer Freunde und Nachbarn gut organisiert. Natürlich hat sie in Bezug auf ihre Ausweisung große Sorgen, doch auch für diesen Fall hat sie einen Notfallplan entwickelt. In den wenigen Wochen bis zum festgesetzten Termin der Abschiebung durchlebt sie ein Wechselbad der Gefühle.

Die Autorin gestaltet ihre Erzählung realitätsnah dank guter Recherche und eigenen Erfahrungen. Durch das Schaffen von heiteren Situationen, die beispielsweise durch den Wortwitz und Tatendrang der Zwillinge hervorgerufen werden, lockert sie den Roman auf. Immer wieder geschieht etwas Unvorhergesehenes, das für eine Wendung sorgt, so dass es nie langweilig wird.

„Das Glück ist zum Greifen da“ von Sylvia Deloy ist ein heiterer Roman, der mit ernsten Themen verflochten ist. Er ist durchgehend lesenswert und ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Ich empfehle ihn gerne weiter, vor allem an Leser, die Fans von romantischen Liebeskomödien sind.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Der Zirkus ist wieder da: größer, gefährlicher und grausamer

Die Arena: Letzte Entscheidung
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Das Buch „Die Arena -Letzte Entscheidung“ ist der zweite und abschließende Teil einer dystopischen Dilogie der Engländerin Hayley Barker. Wie der Titel schon sagt, spielt die Geschichte, zumindest teilweise, ...

Das Buch „Die Arena -Letzte Entscheidung“ ist der zweite und abschließende Teil einer dystopischen Dilogie der Engländerin Hayley Barker. Wie der Titel schon sagt, spielt die Geschichte, zumindest teilweise, in einer Zirkusarena in London in einer nicht allzu fernen Zukunft. Die Leser des ersten Bands werden sich fragen, wie das möglich ist, weil der titelgebende Handlungsort am Ende des Buchs in Flammen stnd. Doch er wurde an anderer Stelle wiederaufgebaut und ganz neugestaltet, ergänzt um viele weitere Attraktionen. Im neuen Gewand ist er noch größer, gefährlicher und grausamer.

Auch ein Jahr nach den Geschehnissen, die im ersten Teil der Dilogie geschildert wurden, besteht der Hass in England zwischen den Dregs, den Migranten, und den Pures, den Personen mit rein englischem Blut, weiter. Während die Dregs nicht nur wörtlich ein Leben am Rand der Gesellschaft führen, bilden die Pures den gut situierten Teil der Bevölkerung. Die Dreg Hoshiko, die frühere Hochseiltänzerin und der Pure Ben, der Sohn der aktuellen Präsidentschaftskandidatin des Landes sind mit Freunden immer noch auf der Flucht. Auf großflächigen Plakaten wird im ganzen Land nach ihnen gesucht.

Plötzlich gibt es dann an einem Aufenthaltsort kein Entkommen, als bewaffnete Polizistin sie umstellen. Ben bietet an, sich selbst kampflos zu stellen, wenn seine Freunde gehen dürfen. Dabei glaubt er, dass seine Rückkehr zur Familie das wichtigste Anliegen seiner Mutter ist. Aber er ist nicht bereit, sie für seine Taten um Verzeihung zu bitten und seine Einstellungen zu den Dregs zu ändern. Seine Mutter ist gnadenlos böse auf ihn, weil er damit ein schlechtes Bild auf sie wirft und ihre Wahl zur Präsidentin gefährdet. Zur Erlangung der Macht über das Land ist sie bereit Undenkbares zu tun. Währenddessen suchen Hoshiko und ihre Freunde Unterschlupf in den Slums. Der Aufenthalt hier ist nicht ungefährlich, weil ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt ist.

Noch stärker als im ersten Band betont Hayley Barker die Auswirkungen von Rassismus. Obwohl die Autorin ihre Geschichte in der Zukunft in einem einzelnen europäischen Land spielen lässt und die Darstellung überzeichnet ist, zeigt sie auf, wie tief der Spalt in einer Zweiklassengesellschaft aufreißen kann. Technische Mittel ermöglichen zunehmend eine manipulierte Darstellung der Realität und gezielt eingesetzte Lügen sorgen als Fakenews für rasend schnelle Verbreitung unter der Bevölkerung. Hayley Barker spielt sehr gekonnt mit diesen Themen, wodurch sich immer wieder neue unerwartete Wendungen im Roman ergeben. Würde es nicht großherzige und selbstlose Menschen geben, könnte man nur noch sich selbst trauen. Die Autorin zeigt, dass man bereits durch kleine hilfreiche Gesten große Veränderungen bewirken kann, denn sie dienen als Vorbild für andere. Auch die starke Zusammengehörigkeit durch Liebe führte mir Hayley Barker vor Augen, genauso wie die Ängste, Sorgen und Zweifel, die damit verbunden sind.

Auch diesmal sind die Kapitel wieder meist kurz gehalten und werden im Wechsel von Hoshiko und Ben aus ihrer jeweiligen Sicht erzählt, so dass ich teilhaben konnte an ihren Eindrücken und Gefühlen. Fast jedes Mal gibt es einen kleinen Cliffhanger der mich dazu brachte, schnell weiterzulesen, damit ich erfahren konnte, wie die Situation sich fortsetzt bis zum nächsten Cliffhanger … Szenische Überschneidungen gibt es kaum, so dass die Spannungskurve bis zum Ende hin sehr hoch gehalten werden kann. Im Sinne der Dramatik werden die namentlich genannten Kinder und Jugendlichen als Hauptattraktionen eingesetzt.

Wieder ist es Hayley Barker gelungen mit dem zweiten Band der Arena-Dilogie einen aufregenden und fesselnden Roman zu schreiben. Er stimmt aber auch nachdenklich aufgrund seiner Darstellung des Gesellschaftssystems und beschreibt die Anwendung von Gewalt auf grausame Weise, so dass der Roman nicht für empfindsame Leser geeignet ist. Aufgrund dessen empfehle ich ihn an ältere Jugendliche und erwachsene Fantasyleser.

Veröffentlicht am 23.10.2019

Gefühlvoller Roman rund um die Freundschaft von vier Frauen

Drei Frauen am See
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„Drei Frauen am See“ von Dora Heldt ist ein bewegender Roman über die Freundschaft. Im Mittelpunkt stehen nicht nur drei Frauen wie der Titel aussagt, sondern vier, die von Kindheit an miteinander befreundet ...

„Drei Frauen am See“ von Dora Heldt ist ein bewegender Roman über die Freundschaft. Im Mittelpunkt stehen nicht nur drei Frauen wie der Titel aussagt, sondern vier, die von Kindheit an miteinander befreundet sind. Doch nach vielen Jahrzehnten in denen sie füreinander da waren, kam der große Streit und das Ende ihrer Freundschaft. Eine von ihnen, Marie, wurde mit einem Herzfehler geboren, ihr früher Tod ist vorhersehbar. In ihrem Testament hat sie ihre Freundinnen Friederike, Jule und Alexandra als Erben ihres Ferienhauses am See vorgesehen. Dort haben sie früher viele schöne Tage verbracht. Um das Erbe anzutreten, müssen die drei ein gemeinsames Wochenende im Ferienhaus verbringen.

Für mich war es spannend zu verfolgen, ob die Freundinnen ihre Wut aufeinander und ihren Ärger überwinden werden. Besonders schön fand ich es, dass von Beginn an, nicht der monetäre Aspekt des Erbes im Vordergrund stand, sondern die Erinnerung an Marie und die Freundschaft mit ihr.
„Drei Frauen am See“ war für mich der erste Roman, den ich von Dora Heldt gelesen habe. Mit den vier Freundinnen hat sie interessante, vom Charakter her sehr unterschiedliche Personen geschaffen.

Inzwischen sind alle vier Mitte Fünfzig. Marie ist Fotografin. Sie ist aufgrund ihrer Krankheit immer die Zarteste der befreundeten Frauen gewesen. Ihr ausgleichendes Wesen hat einen positiven Einfluss auf die anderen. Jule ist Physiotherapeutin mit eigener Praxis, sportbegeistert und schon früh an Männern interessiert. Sie ist geschieden und hat eine erwachsene Tochter. Marie und Jule sind ihrer Heimat in Norddeutschland verbunden geblieben, während Alexandra als Verlagsleiterin nach München gezogen ist. Friederike leitet ein Hotel in Hamburg und ist so wie Alexandra nicht verheiratet und kinderlos.

Jede der vier Frauen ist auf ihre Weise erfolgreich und dennoch liest sich aus den Zeilen ihre Unzufriedenheit. Zwar hat jede von ihnen Bezugspersonen, doch ihnen fehlen seit dem Streit die vertrauten Gespräche miteinander, die gemeinsamen Aktivitäten, das Scherzen, Lachen und füreinander da sein. Lange ließ die Autorin mich darauf warten, zu schildern, was die schlimme Auseinandersetzung herbeigeführt hat. Der Tod von Marie bringt die Freundinnen zum Nachdenken, nicht nur über ihre Freundschaft, sondern auch über ihre eigene Position im Leben. In vielen Rückblenden konnte ich mehr über den Lebensweg jeder einzelnen Freundin erfahren. Da alle in meinem Alter sind, teilte ich ihre Erinnerungen an viele Dinge des Alltags der letzten Jahrzehnte.

Dora Heldt hat mich mit ihrem Roman „Drei Frauen am See“ berührt. Die Geschichte und die Figuren sind realistisch gestaltet und die Schilderungen rund um die Freundschaft der vier Frauen mit Gefühl ausgeführt. Gerne empfehle ich den Roman weiter, ganz besonders an Frauen in der Altersklasse der Autorin.