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Veröffentlicht am 08.03.2020

Ein Italienurlaub in trauter Zweisam – Dreisam – naja Mehrfachkeit.

Liebe ist tomatenrot
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Liebe ist tomatenrot von Ursi Breidenbach

Sooo, dann fangen wir mal an. Dieses Buch solltet ihr lesen, wenn ihr…………… TOMATEN MÖGT. Ende! Nein Spaß. So leicht lasse ich euch natürlich nicht davonkommen. ...

Liebe ist tomatenrot von Ursi Breidenbach

Sooo, dann fangen wir mal an. Dieses Buch solltet ihr lesen, wenn ihr…………… TOMATEN MÖGT. Ende! Nein Spaß. So leicht lasse ich euch natürlich nicht davonkommen. Meine Rezi ist noch nicht zu Ende. Nochmal von vorne!

Hallo ihr. Es wird Zeit für einen warmen Frühlings- oder Sommerregen. Die Sonne soll endlich scheinen, die Wärme kommen. Nicht so etwas, das wir momentan draußen haben mit Grau in Grau, und Kälte. Nein, es muss was richtig Warmes sein, was Herzerwärmendes. Ein Frühling oder Sommer des Lebens. Heraus aus der Tristesse des Alltags und den Gedanken, die um uns herum kreisen, Wir brauchen Ablenkung. Etwas Neues. Neue Sinneseindrücke. Kurz gesagt…………..einen mediterranen Ort in Italien. Und dann ist da noch etwas Wichtiges: Es gibt da so eine Sache im Leben, die kann ich nicht gutheißen, oder verstehe sie manchmal nicht. Mit 20 hieß es………………“Nun bist du doch 20, nun musst du dies uns das tun“……………Wahrscheinlich ist es dasselbe mit 30, und mit 40 Jahren. Jederzeit im Leben gibt es Jemanden, der sich versucht einzumischen, und einem zu sagen, dass man nun so und so alt ist, und sich nicht mehr so und so benehmen darf, weil……………… ja warum eigentlich? Weil alles im Leben seine Zeit hat? Weil man ein bestimmtes Alter erreicht hat, und der Normalbürger statistisch gesehen dies uns das macht? Und wenn man sich dem widersetzt ist man unnormal? Also bitte! Ihr seht. Dieses Thema lässt mich nicht kalt. Und irgendwie hat es ein wenig mit der Geschichte im Buch zu tun, wenngleich es gar nicht das Hauptthema ist. Denn da gibt es ja noch besagtes………… wundervolles…………….Dorf……………in…………..Italien :). Hier also der Inhalt des Buches.

Die Geschichte die das Buch euch erzählt:

Ich mag ja eher so das leise und langsame Kennenlernen zweier Menschen, zwischen denen man einfach spürt, dass es richtig ist, und nicht dieses „Rums, an diesem Abend reiß ich dich auf, Baby“. Das ist so gar nicht mein Fall. Aber was soll ich sagen? Jeder Mensch ist anders. Nelli, 39 Jahre und 364 Tage alt (eine leichte Schätzung, befinden wir uns doch am Vorabend ihres 40. Geburtstages), ist eine junggebliebene Frau, fest in ihrem Job, geschieden, und mit einer Tochter, die 19 ist, Laura. Da die beiden ein ziemlich enges Verhältnis verbindet, möchte Laura nicht, dass ihre Mutter alleine in ihren 40. Geburtstag reinfeiert, und so nimmt sie sie mit, in eine Studentenkneipe, zusammen mit Lauras Freundinnen. Aus dem Spiel der jungen Frauen „Wen finden wir eigentlich heiß hier?“, wird schnell ernst, als Nelli auf Luca trifft. Der nur wenige Jahre älter ist als ihre Laura. Wie es kommen muss, lässt sie sich auf ihn ein, und schon schnell verbindet die beiden etwas Körperliches, was Nelli ungemein guttut. Fühlt sie sich von diesem jungen Mann, der so wunderschön und adonisgleich ist, begehrt, und kann so wegwischen, dass sie 40 geworden ist…………. Und manchmal gar nicht verstehen WARUM er sie begehrt :D.

Luca erzählt Nelli vom einem Haus in Italien, diese hört leider nicht genau hin, und sagt einem Urlaub mit Luca gemeinsam einfach zu. Will sie doch als jung, spontan, sorgenfrei gelten, um mit der Jugendlichkeit des 24jährigen mitzuhalten. Mal nicht ständig überlegen zu müssen und auszuspannen unter der italienischen Sonne reicht ihr fürs erste völlig aus. Und Italien als kleines Liebesnest, nur für sie beide, ist ja auch irgendwie schön. Hätte sie nur mal genau hingehört! Was ich euch vorenthalten habe, ist, dass Luca ein wenig italienisches Blut in sich trägt, und er Nelli seine Familie vorstellen will. Huch, meint der gute Luca es etwa ernst mit ihr? Und überhaupt….. hätte sie doch wirklich mal genau zugehört. Die beiden landen also in Tabbio, einem kleinen italienischen Dorf in der Emilia Romagna. Ich kam ja schon so ein wenig immer wieder in einen Gewissenskonflikt zwischen der Frage, wie alt der Altersunterschied von Partnern sein darf, kann, sein sollte, egal ist……oder oder oder? …… und plötzlich taucht da in diesem wunderschönen Italien mitten im Tomatenfeld ja auch noch ein…………. Nennen wir ihn mal Roberto….. auf. Der ungefähr in Nellis Alter ist. Dazu kommt Lucas Familie. Eine Pastasoße, die paradiesisch ist. Und jede Menge Dinge, die einen überraschen werden, weil sie so nicht geplant waren. Denn nach und nach kommt Nellis Unzufriedenheit, und ihre Ratlosigkeit ob des Lebens heraus. So und nun ist Schluss. Alles Weitere solltet ihr selbst lesen, damit die Lesefreude bleibt. Ich gebe euch hier nur ein leichtes Grundgerüst, euer Lese-Casa müsst ihr schon selber bauen :D

Das Cover:

Das Cover ist fröhlich, und lädt einen auf die Italienreise ein, verrät nicht zu viel, und macht trotzdem Lust auf diese Reise, weil es so bunt und tomatig ist.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Was ist das mit diesem Altersunterschied? Wir haben wirklich viele Fragen des Lebens im Roman. Jung sein und gleich heiraten und Kinder bekommen? Und wenn ja, wie richtig ist das? Oder erst die Welt entdecken? Sollte jemand der die Welt entdecken will, und jemand der anders denkt zusammen sein? In mehreren Variationen der Protagonisten spiegeln sich genau diese Fragen. Und das nicht nur in Bezug auf Nelli und Luca. Es ist oft ein „Gegensätze ziehen sich an vs. Gleich und gleich gesellt sich gern“. Nelli ist festgefahren in ihrem Leben, steckt fest kommt nicht weiter, weil alles immer gleich ist. Luca ist aufregend, anders, spannend, abenteuerlich, ablenkend, und …………jung. Es lässt die Gedanken darum kreisen, dass Dinge manchmal passen, und eventuell einfach nur im falschen Moment des Lebens passieren. Deswegen……………nicht ungeduldig sein, und Ruhe bewahren :). Diese Frage des falschen und richtigen Momentes im Leben kommt öfter vor, und wird sich von einigen Protagonisten gefragt.

Und so verfällt man im Buch nicht einem, nicht zweien, naja, mehreren Ganz-Halb-Viertel-Garnichtaberirgendwiedoch-Italienern …..ähm irgendwie………..zu verschiedenen Zeiten, und vielleicht auch nur aus Sympathie, oder viel mehr, und überhaupt………. Da sind ja auch noch die netten Italienerinnen, denen man verfallen kann. :D. Ich selbst denke, habe mich nicht nur in das Buch verliebt, sondern auch in die Atmosphäre, die es ausstrahlt. Die Ruhe, das italienische Lebensgefühl, die Entschleunigung, sie netten Menschen, sie mich als Leser in ihren Kreis aufgenommen haben, das gute Essen, das ich fast schon auf meiner Zunge gefühlt habe. Und irgendwie auch die italienische Landschaft, sie im Buch so angemutet hat, als ob ich just beim Lesen in ihr verweilt hätte. Allgemeine Unzufriedenheit. All das war während des Lesens weggewischt, und die Abwechslung im Leben war stattdessen da. Das Buch war doch tiefgründiger als ich anfänglich gedacht hätte, und das in allen Bereichen des Lebens. Wie eine sanfte Mahnung sein eigenes Leben widerzuspiegeln und zu reflektieren

Das Buch ist wie ein Gefühl, eine Emotion, die tief in einem rührt. Und wer sich damit auskennt, weiß, dass man Gefühle meist schlecht beschreiben kann. Weil sie eben Gefühle sind, und für jeden anders. Und die wissenschaftliche Beschreibung würde den Zauber des Gefühls nehmen. Lasst euch trotzdem gesagt sein. Es ist ein schönes und gutes Gefühl, welches Lächeln in Gesichter zaubert, und einen so zurücklässt. Ebenso wie die Erkenntnis, dass der Frühling, oder Sommer des Lebens, nichts mit Alter zu tun hat, sondern mit Gefühlen. Die Einzelheiten und kleinen Dinge in den Sätzen sind wichtig, und erfordern Aufmerksamkeit. Sie machen das ganze Lesevergnügen. Jede Kleinigkeit, Berührung, oder jeder Gedanke ist wichtig, und ungemein intensiv. Da sind Menschen und Begegnungen, die Spuren in einem hinterlassen, und manche Dinge werden erst mit ein wenig Abstand klarer, oder, wenn man nicht zu abgelenkt durch seine Sorgen ist, und die Einsicht so dadurch versperrt wird.

Deswegen: Der Schreibstil gefällt mir ungemein gut. Er ist nicht kitschig, er ist realistisch, aber lädt trotzdem auch zum Träumen ein, und beschreibt alles wundervoll. Aber vor allem regt er mächtig zum Denken an, und man kann durchgehend in die Gefühle und Sehnsüchte der Protagonisten reinschauen. Diese Fragen, ob sich zwei Menschen einfach zum falschen Zeitpunkt kennengelernt haben, oder zum richtigen, und einfach nicht gepasst haben…… oder ist vielleicht doch alles Schicksal?.....sind gegenwärtig. Die Unsicherheiten des Menschen haben wir hier in allen Facetten. Und in allen Lebenssituationen als Reflektion. Wir haben Sprunghaftigkeit gegen Beständigkeit und Sicherheit, und was einem wann und wie wichtiger erscheint. So wird uns wunderbar aufgezeigt, dass das Gefühl der Jugendlichkeit und Unbekümmertheit nichts mit einer Zahl, dem Alter zu tun hat, sondern eher ein Gefühl ist, einer Empfindung gleicht, die man in jedem Alter zusammen haben kann. Aber vor allem haben wir Entschleunigung. Der Focus liegt auf anderen Dingen des Lebens. Lebenslust Freude, Geselligkeit und ja……. Liebe. Die Umgebung vom Ort Tabbio wird so wunderbar beschrieben, dass man sich während des Lesens mitten in Italien gewähnt hat. Und zwar nicht in einer Stadt am Meer, sondern richtig im Hinterland, dort wo Dörfer und putzige Häuser sind, Sträucher, Wege………… und Tomatenfelder. Das war wie ein kleiner Urlaub fürs Gehirn, und unheimlich entspannend während des Lesens. Diese Stimmung wurde wirklich bezaubernd und wunderschön eingefangen.

Der Humor war im Buch durchgehend da. Man hat fast immer mitgelacht, oder zumindest mitgefühlt, wie die Protagonisten im jeweiligen Buchaugenblick. Und dabei kamen manchmal wirklich ziemlich witzige Situationen heraus, bei denen man als Leser herzlich lachen müsste. Das Ganze ist ziemlich erfrischend. Das Buch kann eigentlich jede Altersgruppe lesen, die sich für lebendige Romane interessiert, die vor Leben nur so sprühen. Fast ähnlich wie im Buch, wo eine Alterssparte von 19 bis 80 erscheint. Aber die Figuren scheinen trotzdem zeitlos, und es gibt kein direktes Anzeichen, dass die Charaktere in diesem und jenem Alter im Buch sich genauso benehmen, wie sie es in diesem Alter tun sollten.

Auch zeigt das Buch wunderbar an, wie es ist, im Augenblick zu leben, nicht an die Zukunft zu denken, und sich nur Gedanken darüber zu machen, was sein wird, denn Ändern kann man es ja eh nicht, oder erst, wenn es dann da ist. Diese italienische Gelassenheit war fast greifbar, und das war ein verdammt schönes Gefühl, voller Ruhe, und weg von der Hektik, die einen hier manchmal tagtäglich umkreist. Wir lernen also: Alles im Leben hat seine Zeit, und der Umgang damit, das wird im Buch thematisiert. Fast wie Jahreszeiten des Lebens, und jedes Alter ist eine bestimmte Jahreszeit. Der Frühling mit 20, der Sommer mit Mitte 20, der Herbst mit 40……………. Oder doch auch der Sommer? Vielleicht hatte man als 20jährige keinen Frühling, und holt diesen nun nach. Und trotzdem agiert man so, wie es von einem erwartet wird. Wie jemand mit 40? Das alles lässt einen schon nachdenken. Es ist wie ein zweiter Frühling. Oder sogar der erste. Es ist ein Lebensabschnitt, wie ein Jahreszeitenabschnitt. Und welche Jahreszeit zu welchem Abschnitt des Lebens gehört, das können nur wir selbst herausfinden.

Nelli leidet an Selbstzweifeln. Mit 40. Wie sie auf andere wirkt? Wie sie und ihr so viel jüngerer Luca gemeinsam auf andere wirken? Alter ist ja ein Gefühl. Es gibt alte Menschen, die fühlen sich jung und können mit jedem Jugendlichen mithalten, und es gibt junge Menschen, die so alt im Geiste sind, dass es manche wundert. Ja, wie alt man sich selbst fühlt ist immer wichtig, denn was noch dazu kommt ist die persönliche Einstellung eines jeden Menschen. Fühle ich mich jung? Bin ich eher ein Langweiler? Das können schon Jugendliche sein. Und manche Leute in der Mitte des Lebens können spritzig und humorig sein, um mit ihnen Spaß zu haben. Nun kommt noch eine weitere Frage dazu. Ist Spaß alles, was man im Leben braucht, oder geht es auch noch um ein gewisses Maß an Hingezogenheit, Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit, ein Gleichgewicht mit sich selbst? Ihr werdet es im Buch herausfinden.

……………….und eigentlich wollte ich doch mit diesem Roman nur in den Frühling starten. Ein wenig die Zeit genießen. Nach Italien fahren. La Dolce Vita eben. Die Landschaft, die Sonne, aus Tomaten ein Herz basteln, und irgendwie den Süden genießen…. (was ich gewissermaßen ja auch getan habe, nur habe ich dabei ein wenig mehr nachgedacht, was ja nichts Schlechtes bedeutet :))

Und wie jede meiner Rezensionen, möchte ich auch diese mit einem Lied beenden, welches mir während des Lesend im Kopf herumgespukt ist:

„Fiori……….. che nascono…… dai rovi…… Qui fuori ……cicatrizzano …..gli errori miei.

Sei tu senz'alcun dubbio l'artefice………… di questa primavera che c'è….in me….. in me….

Qui fuori……. Nell'autoscatto di noi.“

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Veröffentlicht am 03.03.2020

Weit weit weg…… in einem fernen Niemandsland…………

Ferryman - Der Seelenfahrer
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Ferryman – Der Seelenfahrer von Claire McFall

Jaja. Es gibt da dieses eine Thema, über das nie Jemand reden möchte. Weder in der Realität, noch in Büchern. Denn diese sollen einen doch von den unschönen ...

Ferryman – Der Seelenfahrer von Claire McFall

Jaja. Es gibt da dieses eine Thema, über das nie Jemand reden möchte. Weder in der Realität, noch in Büchern. Denn diese sollen einen doch von den unschönen Dingen im Leben ablenken, und einen hinfort führen in die Welten der Fantasie. Und was ist wohl DAS, was in unserem Leben meist schnell überspielt wird, oder über das niemand reden will? Richtig. Der Tod. Der passt irgendwie nicht zum Leben. Denn man lebt dann ja nicht mehr. Doch wen das nun abschreckt, der sei gewarnt, und darauf aufmerksam gemacht, dass er keine Angst zu haben braucht. Weder vor dem Tod, noch vor dem Buch. Denn da gibt es zum Glück Jemanden, der einen führt. Und wohin? Tja. Das weiß wohl nicht mal er selbst. Und das mag von Kultur zu Kultur verschieden sein. Fakt ist. Es gibt einen Ferryman, der euch beschützt und hilft. Selbst wenn es manchmal gar nicht so scheinen mag. Und unter diesen Infos, werdet ihr das Buch ja nun wohl betreten können, ohne Angst zu haben, oder ständig daran erinnert zu werden, dass es hier um Tote geht. Denn mal ehrlich. Wenn die Tote im Buch selbst nicht weiß, dass sie tot ist, dann müsst ihr es ja auch nicht tun, selbst wenn ihr Wissen später doch noch eintritt. Denn Tristan, ja so heißt der gute Ferryman, ist eine wunderbare Ablenkung vom…… Tod :D. Doch was für eine Geschichte kann man mit dem Thema Tod machen? Wie muss diese aussehen? Kommen wir nun dazu.

Die Geschichte die das Buch erzählt:

Dylan lebt bei ihrer Mutter, ihr Vater hat sie verlassen, als sie 5 war. In der Schule ist sie nicht beliebt, und ihre beste Freundin ist weggezogen. Sie lebt in Schottland, und ist ein Teenager. Mit ihrer überfürsorglichen Mutter, gibt es immer wieder Reibereien. Als Dylan eines Tages zu ihrem Vater nach Aberdeen reisen will, nimmt sie nicht den Zug, den sie eigentlich nehmen wollte, sondern einen früheren. Denn in der Schule gab es mal wieder Stress und Höhnerei, ihre Mutter will eigentlich nicht, dass sie ihren Vater kennenlernt, und irgendwie ist eh gerade alles zu viel. Mit fatalem Ausgang. Denn irgendwie passiert etwas, und Dylan findet sich in einer kargen Landschaft wieder, in der es kein Leben gibt, bis auf ein paar Büsche. Moment. Kein Leben? Naja. Abgesehen von diesem Jungen, der dort sitzt, und sie leicht unheimlich anstarrt, und gar nichts sagt. Ja okayyyyy, ein bisschen gruselig :D. Anfänglich. Denkt sie erst noch, sie seien die beiden einzigen Überlebenden des Zugunglücks, kommt irgendwann heraus, dass es anders ist, und der Junge, namens Tristan, sozusagen Dylans Ferryman ist. Und spätestens hier wissen wir, und Dylan nun, dass sie bei einem Zugunglück gestorben ist. Wohl als einzige. Welch Ironie in dieser Einöde des Niemandslandes. Durch mehrere schicksalshafte Zufälle, wie ich ja finde. Aber wer weiß das schon genau? Die Fragen, ob der Tag des Todes auch wirklich der ist, an dem wir hätten sterben sollen, ist eine andere, und beschäftigt mich trotzdem irgendwie. Wäre Dylan auch gestorben, wenn sie in den von ihr gebuchten Zug gestiegen wäre, der später losgefahren ist? Wenn es den Ärger in ihrer Schule nicht gegeben hätte, wäre sie dann bis zum Ende dort geblieben, und hätte den früheren Zug nicht genommen? Hätte hätte, Fahrradkette. Ein sehr sensibles Thema. Hier hat sich mir zum ersten Mal die Schicksalsfrage gestellt.

Ein wenig anders als in der griechischen Mythologie fährt Tristan die Seelen nicht über den Fluss Styx, wie Charon der Fährmann, sondern führt die Seelen durch ihr eigenes Niemandsland, welches sie durchwandern müssen, um dorthin zu kommen, wo Seelen nun mal nach dem Tod hingehen. Die beiden machen sich auf den Weg, nicht ohne Gefahren zu durchlaufen. Denn es gibt Dinge, die schlimmer als der Tod sind. Nämlich der Tod einer Seele. Und trotz, dass das schon der Großteil der Geschichte war, und man gar nicht mehr erzählen braucht, ist da auf über 300 Seiten noch viel mehr, was sich ereignet. Eben auf der Gefühlsebene der Protagonisten, und wohl auch der Leser. Denn ob man will oder nicht. Den Weg der Toten, den muss man mit durchwandern. Man muss durch das Niemandsland wandern, und schauen was danach kommt. Und diese Denkansätze machen wohl jeden Menschen nachdenklich. Egal ob Jugendlicher oder Erwachsener. Denn sie halten einem etwas vor Augen, was manche gerne versuchen, beiseite zu schieben. Die eigene Sterblichkeit. Wie nun also die Geschichte weitergeht. Ob Dylan ihr Ziel erreicht, ob die Gefahren, die lauern, Überhand nehmen, ob Tristan erklären kann, WER er eigentlich ist, ob sie für immer Abschied nehmen werden, und vor allem……Warum ab und an in dieser Einöde die Sonne strahlt…… das könnt ihr beim Lesen gerne selber herausfinden :) Nur so viel sei gesagt. Wer meint, der Tod selbst sei das Schlimmste, was einer Seele passieren kann, der weiß nicht, dass es auch nach dem Tode zu gefährlichen Situationen kommen kann. Und trotzdem….Ich mag die leicht mystische Atmosphäre, die im Buch herrscht, die gar nicht vollkommen schwer mystisch ist, sondern von Leichtigkeit durchzogen. Bevor ich also nun zum Fazit und meinem Kopfgedankenchaos zum Buch komme, noch schnell etwas zum Cover.

Das Cover:

Wir haben schwarze Vögel, Dunkelheit, einen Baum, einen See, und zwei Menschen die Dylan und Tristan darstellen sollen, wozu man aber sagen muss, dass die beiden sich eher im Bereich des Aussehens von 16jährigen befinden. Dylan, weil sie eben so alt ist, und Tristan, weil er in der Gestalt erscheint, die es Dylan am leichtesten macht, ihm zu folgen. Clevere Sache irgendwie :D. Das Cover gefällt mir sehr gut, stellt es doch symbolisch alles da, was mit dem Tod und der Unterwelt in Verbindung gebracht wird, und spiegelt so das Buch irgendwie wider, das sich auch nicht auf eine bestimmte Mythologie oder Religion festlegt.

Nun kommt der wohl längste Teil der Rezension, weil meine Gedanken wohl den größten Teil einnehmen. Also. Fazit und eigenes Gedankenallerlei:

Das Buch ist bestimmt kein leichter Stoff, ganz einfach deswegen, weil es nicht sturr dahinplätschert, sondern einen nachdenken lässt. Über das Leben, und den Tod, und was wirklich wichtig ist. Trotz allem ist es ein Jugendbuch, weswegen man Stilelemente von genau diesen auch mit reingenommen hat. Und was ihm ein klein wenig Leichtigkeit zurückgibt. Aber Jugendbuchthema hat hier keinen Vorrang. Die Thematik liegt wirklich in diesem Band bei der Reise der Seele. Zumindest für mich. Wie in jeder Rezension gibt es sicherlich auch andere Menschen, die anders darüber denken. So wie in allen Dingen des Lebens. Man persönlich hat vielleicht Angst vor der Thematik des Todes. Und trotzdem gibt es da diesen Lichtblick im Buch, der einen durch die Dunkelheit des Todes führt, und das Thema damit angenehmer zu Lesen macht. Und ja, damit meine ich wohl Tristan. Aber auch Dylans Selbstwahrnehmung und Neugier sind ein großer Bestandteil der angenehmen Lesereise, durch ein, eigentlich karges und weites Niemandsland des Todes. Das Buch ist quasi erfüllt von der Seele der beiden Hauptprotagonisten, denn genau diese Geschichte wird erzählt. Hier reisen keine festen Körper, sondern eine Seele. Und diese ist verletzlich. Anders verletzlich als ein Körper mit Substanz. Alles baut auf den Überlegungen in Dylans Kopf und Gedanken auf. Die Welt um sie herum, Tristan selbst, und was sie wahrnimmt. Das Buch ist sehr symbolisch, mit fast allen Dingen, die wir mit dem Tod verbinden. Wir haben karge Landschaften, Tunnel, Boote auf Wasser, Fährmänner, Dämonen, und über jedem Kapitel diese wundervollen schwarzen Vogelschwärme, die symbolisch auch dafür stehen, Seelen ins Jenseits zu geleiten.

Wenn man also das Augenmerk darauflegt, dass es hier nicht darum geht, etwas darzustellen, was in unserer Vorstellung nach dem Tode kommt, macht alles durchaus Sinn. Es ist nicht direkt christlich angehaucht, mythologisch auch nicht, und für mich ist das Ganze sogar sehr psychologisch angelegt. Und doch: irgendwie ist alles eine Mischung aus christlichen Motiven, was nach dem Tode kommt, griechischer Mythologie, anderen Motiven aus anderen Mythologien über den Tod, und all das gemischt. Das gibt und die Chance und den Freiraum, uns nicht auf ein Jenseits festzulegen, sondern von allem etwas abzubekommen, und uns so unsere eigenen Vorstellungen zu lassen, weil sich nicht festgelegt sind, wie genau das Jenseits auszusehen hat. Ich finde es gut, dass das alles nicht direkt benannt wird, denn so hat man auch nicht wirklich einen Bezug zu den Dingen, und kann sagen "In Wirklichkeit ist das aber so und so". Die Autorin hat sich damit einen Freiraum geschaffen, indem sie einfach alles vermischt hat, was es so an Totenritualen gibt, und somit kann die eigene Fantasie spielen. Und auch wenn ich mit vielen Fragen zurückgelassen werde (und auf den zweiten Band hoffe, der mir Antworten bringt. Und den wird es geben, da eine Leseprobe im Buch vorhanden ist. Juhu! :D), und einige Dinge nicht logisch erscheinen, weil sie nicht so sind, wie es uns gelehrt wurde, so finde ich gerade DAS toll am Buch. Denn die beiden Protagonisten landen in einer Situation wo sie sich ganz und gar gegen Regeln und Logik stellen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Es ist passend für mich. Und wenn ich logische Zusammenhänge erwarte, dann lese ich ein Sachbuch. Fantasybücher sollten das bleiben, was sie sind. Der Fantasie der vielen Leser überlassen. Manche haben eben mehr davon, und können sich Dinge besser vorstellen, und andere nicht so. Deswegen. Wer klar strukturierte Dinge sucht, wird sie hier nicht finden. Ebenso wie eine klare Perspektivensicht der Charaktere, denn hier erscheint der Perspektivwechsel mitten und innerhalb des Kapitels, manchmal innerhalb von Sätzen, und schnellen Abschnitten, die sich auch schnell wieder ändern, und damit den anderen Protagonisten fokussieren. Doch da ist neu, und es gefällt mir.

Und dabei ist eines ganz klar. Das Buch spielt mit verschiedenen Themen, die Menschen am wichtigsten sind. Zuerst das Leben. Was wir für am wichtigsten halten. Wenn das Leben lebenswert ist, und wir uns nicht fürchten, oder bedauern, wenn wir es verlieren würden. Weil alles was wir im Leben fühlen, und mit wem wir es fühlen, so wichtig ist. Familie, Partner, Menschen, die unser Herz berühren. Doch was ist, wenn uns im Leben so jemand nicht begegnet, oder wir eben nie solch ein Leben leben dürfen? Womit wir bei Thema zwei wären. Die Liebe. Juhu :). Der normale Weg bedeutet, wir lernen uns in unserem Leben kennen, verlieben uns, und wenn wir Glück haben, finden wir uns nach unserem Tod auf der anderen Seite wieder. Genauso übrigens, wie Familie und Herzmenschen. Doch was passiert, wenn wir die Liebe unseres Lebens nie finden? Womit wir direkt bei Punkt drei ankommen. Der Tod. Der uns trennt von allem was uns lieb ist. Unserem Leben, unseren Liebsten, unseren Sehnsüchten, Träumen, Hoffnungen. Wenn man dies alles aber nun im Leben nicht hatte, und irgendwie dann doch findet. Und zwar auf dem Weg ins Totenreich, und in Form einer Person, die ihrerseits nie das Leben spüren und fühlen durfte, und die uns im Tod lebendiger macht, als es im Leben der Fall war…… dann wird es knifflig. Vielleicht muss man am Ende ja erst sterben, um zu leben. So wie Dylan. Doch kann man sich über die Gesetze des Lebens und des Todes hinwegsetzen? Wie soll das Ganze laufen? Und was ist mit Tristan, und der Erlösung von der Bürde und der Pflicht des Jobs, den Tristan sich nie ausgesucht hat, sondern den er einfach immer wieder und wieder erfüllen muss. Seelen überführen. Ohne an sich selbst zu denken. Ohne selbst zu leben. Worüber er sich nie beklagt hat. Was ihm aber durch Dylan immer mehr durch den Kopf geht. Tristan hat keinen eigenen Willen, einen inneren Zwang, der ihn zwingt, das zu tun, wofür er geschaffen wurde. Seelen zu führen. Selbst wenn er es nicht wollte, könnte er nicht dagegen aufbegehren. Anfänglich erscheint er wie eine Maschine, die ihre Aufträge ausführt. Dylan macht ihn ein Stück menschlicher. Aber wie es mit uns Menschen nun mal ist, wir sind menschlich, und damit verletzlich. Wir bluten, haben Gefühle….. leben eben. Es ist also ein Richtig oder Falsch der Pflicht, und überhaupt Allem. Ein Liebe gegen Regeln. Ein Selbstglücklichsein gegen Verantwortung. Und ein Nachdenken darüber, WAS uns im Leben und im Tode glücklich macht. Und ops, nun habe ich es verraten. Aber geht zu, darauf habt ihr doch die ganze Zeit gewartet. Ja, es gibt eine Liebesgeschichte zwischen Dylan und Tristan. Wäre ja auch doof, wenn nicht :D. Und plötzlich macht es gar keinen Unterschied mehr, ob die Welt um einen herum eine Einöde ist. Wahrscheinlich stimmt es doch, und unser Wohlbefinden richtet sich nicht danach, wo wir uns befinden, sondern MIT WEM wir uns befinden…………irgendwo im Niemandsland. Dylan, die sich im Niemandsland und ihrem Tod zum Trotz lebendiger fühlt, als zu der Zeit, als sie am Leben war. Und Tristan, der nie lebendig war, und nur den Tod kennt, und nicht die Lebendigkeit und das Leben, und sich irgendwie danach sehnt. Denn kann man wirklich sagen, man wisse alles, wenn man nie richtig gelebt hat, und darüber eigentlich nichts weiß, weil man immerzu mit dem Tod der Menschen konfrontiert wurde? Macht einen das erwachsener? Beschützender? Oder ist es so, dass man sich gegenseitig beschützt, weil jeder etwas hat, was der andere braucht? Beide sind sich gegenseitig Beschützer und Tröster und die Bindung zwischen den beiden wird immer stärker. Tristan wird menschlich, wo er anfänglich abgestumpft war, mit all den menschlichen Schwächen, die man uns oftmals zuschreibt. Nun ist die Frage, ob das etwas Gutes, oder eher Schlechtes ist. Denn als ein Beschützer von Seelen, muss man oftmals, wie jeder Beschützer eben, seine eigenen Gefühle hintenanstellen. Bekommen wir in unserem täglichen Leben nicht auch immer, gerade in schwierigen und sensiblen Berufsgruppen, gesagt, wir sollten Dinge nicht an uns ranlassen? Und was ist wohl schlimmer, als täglich den Tod an sich heranzulassen, und Tote dort hin zu bringen, wo sie verweilen sollen. Auch dass die Seelen sich eher um sich selbst und ihre eigene Trauer kümmern, und darum, fertig damit zu werden, dass sie nun nicht mehr leben, macht das Ganze nicht leichter. Nun kommt Dylan, und akzeptiert mit ihren noch jungen Jahren, ihren Tod. Ist mitfühlend. Und stellt ständig Fragen. Was zuerst nervig klingt, weil Tristan am liebsten seine Ruhe hätte, wird schnell dazu, dass die Fragen persönlich werden, und er das erste Mal merkt, dass sich jemand für IHN interessiert. Denjenigen, der doch einfach nur seinen, nicht so tollen, Job zu machen. Und Dylan stellt Tristan nicht nur Fragen, er reflektiert sie auch noch, hinterfragt, und stellt sich selber Fragen, an die er Jahrzehnte, Jahrhunderte, wie lange auch immer nicht mehr denken musste.

Was mir unheimlich gut gefällt, ist, dass wir hier im Buch mal wieder Protagonisten haben, die nicht perfekt sind. Dylan ist nicht die typische Schönheit, und Tristan nicht der typische Sonnyboy, dem jedes Mädchen verfallen würde. Und trotzdem gibt es eine Anziehung, zwischen den beiden, die aufgrund von Sympathie und gegenseitigem Vertrauen herrscht. Was für mich persönlich in einem Buch viel wichtiger und anziehender ist, als es jedes gute Aussehen sein kann. Denn das ist ja immer eine Frage der eigenen Vorlieben. Der Fixpunkt liegt hier also nicht am gegenseitigen Anhimmeln, sondern darauf, dass die Anziehung gegeben ist, aufgrund dessen, was man gemeinsam durchmachen muss, und über was man miteinander redet. Gespräche eben. Persönliche Gespräche. Die machen, dass Menschen Gefühle füreinander entwickeln. Ich würde mal sagen: Yeah :D. Denn was ist persönlicher, als Krankheit, die Frage wer man selbst ist oder der Tod? Und überhaupt. Lässt uns ein Buch, das uns über den Tod nachdenken lässt, nicht irgendwie auch über das Leben nachdenken, und darüber, was wir daraus machen sollten?

Mir gefallen die Figuren, denn Dylan ist nicht einfach nur eine Jugendliche, die sich auch so benimmt. Nein. Meist strahlt sie eine Reifheit aus, die manchmal sogar Erwachsenen fehlt. Und Tristan ist natürlich auch nicht einfach nur ein 16jähriger Junge, sondern vielmehr eine ähm…… irgendwas, das ich sicher im zweiten Teil erfahre :D….. der einfach diese Gestalt angenommen hat, um es Dylan leichter zu machen, aber mit dem Wissen einer langen Zeit. Und trotzdem ergänzen sie sich. Was Dylan benötigt um die Niemandswelt zu überstehen, wird ihr von Tristan gezeigt, dafür zeigt sie ihm ganz unbeabsichtigt ein Potpourri an menschlichen Empfindungen und Gefühlen. Und das sehr lebendig und in Tradition einer neugierigen und aufgeweckten jungen Frau, die mehr Lebendigkeit ausstrahlt als so manche Seele. Und das obwohl sie doch tot ist. Diese Lebendigkeit ist neu für Tristan, grämen sich die meisten Seelen doch darüber, tot zu sein. Miteinander reden, sich nach anderen erkundigen, sich selbst nicht als wichtigsten Mensch zu nehmen, andere fragen, wie es ihnen geht, kurzum…NETT sein. Das kann eine ganze Menge bewirken, und einige sind das vielleicht gar nicht gewohnt. So wie Tristan. Zusammen als Gespann gefällt mir die Chemie der beiden einfach. Es passt. Was mir besonders gefällt ist, dass sich während des Lesens eine Wandlung vollzieht. Der Beschützer und damit starke Part Tristan wird irgendwann zwischendrin verletzlicher, und Dylan, die anfänglich so verletzlich ist, wird stärker, und zwar für Tristan, den sie damit irgendwie beschützt. So will ich es mir zumindest einreden :D. Denn das Buch zeigt uns wunderbar, dass es manchmal wichtig ist, nicht auf die vorherbestimmten Wege zu achten, und auf ihnen zu verbleiben, sondern manchmal davon abzuweichen…………… oder gar umzukehren :).

Also fragen wir uns…. Wohin kommt unser Selbst, unsere Seele, wenn wir gestorben sind? Gibt es ein Leben danach, und wie sieht dies aus? Begegnet man all den Menschen, die vor uns gegangen sind wieder? Ist es wie ein Nachhause kommen? Doch was ist mit denen, die in ihrem Leben nie so empfunden haben, als ob sie ein Zuhause hätten? Und dabei meine ich nicht das Haus in Form einer Unterkunft, sondern eher das Glücklich sein. Angekommen sein bei jemandem, und mit jemandem, der einen liebt. Und ja. Was passiert, wenn man diesen Jemand ausgerechnet dort findet, wo es keine Zukunft geben wird? Nämlich in der Zwischenwelt nach dem Tod. Die man plötzlich als sein Zuhause ansieht, nur, weil eine bestimmte Person dort ist.

Und man vermutet es nur, aber eventuell ist die eigene Leserseele beim Lesen dieses Buches wirklich mit auf die Reise gegangen, und hat ganz neue Dinge erfahren. Mein Hüllenkörper hat wohl hier gesessen, und die Blätter des Buches umgeblättert, aber wer weiß schon, was mein Wahres Ich, meine Seele, beim Lesen alles erlebt und gelernt hat? Jaja. Das Buch ist wie eine Seelenreise, mit all ihren Facetten und Emotionen, und der Palette all dessen, was eine Seele so ausmacht. Buch spielt fast wirklich nur in der Niemandswelt, und diese Atmosphäre ist super toll beschrieben. Manchmal hat man sich genauso verloren und doch gleichzeitig geborgen gefühlt wie Dylan. Also lasst euch gesagt sein: Tristan ist ein Ferryman, ein Fährmann. Und ganz ehrlich. In dieser düsteren kargen und trostlosen Umgebung des Niemandslandes ist er nicht einfach nur Derjenige im Buch, der uns als Seele „abliefert“, dort, wo wir nach dem Tod eben eingeteilt wurden. Nein, es ist vielmehr so, dass er uns beschützt. Er beruhigt uns, nimmt uns die Angst, und auch die Ungewissheit vor dem, was kommt…….weit weit weg………auf der anderen Seite…….

Mein heutiges Rezensionslied MUSSTE dieses sein, weil es ganz einfach das ist, was mir sofort in die Gedanken schießt, wenn das Buch vor mir liegt:

„Don't pay the ferryman…….Don't even fix a price……….Don't pay the ferryman………Until he gets you to the other side.“

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Die Würde des Menschen ist unantastbar……auch im World Wide Web.

Im Netz des Lemming
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Im Netz des Lemming von Stefan Slupetzky

Seid ihr schon mal im Internet für etwas verurteilt worden, für das ihr gar nichts könnt? Hat euch schon mal jemand einfach etwas unterstellt, ohne euch nach den ...

Im Netz des Lemming von Stefan Slupetzky

Seid ihr schon mal im Internet für etwas verurteilt worden, für das ihr gar nichts könnt? Hat euch schon mal jemand einfach etwas unterstellt, ohne euch nach den genauen Hintergründen zu fragen, nur, weil er sich im Kopf eigene Gedanken macht, und diese für richtig hält, und euch keine Chance gibt, euch zu verteidigen, oder das Missverständnis aus der Welt zu räumen? Ein unangenehmes Gefühl, nicht wahr? Das Internet ist nicht grundsätzlich böse, aber mittlerweile leider ein Tummelplatz für all jenen geworden, die gerne einfach etwas verbreiten möchten, das gar nicht stimmt. Und dabei werden diese jene mutiger, als man sie aus dem richtigen Leben kennt. Sie sind anonym, und lassen im Internet durch genau jenen Mut der Anonymität alles heraus, was ihnen stinkt. Sind beleidigend. Oder einfach nur frech. Dies ist die eine Seite. Die andere beschäftigt sich mit der Kälte dieser Menschen. Man selbst wird nur noch wenig als Mensch wahrgenommen, sondern ist nur noch eine Nummer, ein Nickname, hinter dem sich was weiß ich was verbergen kann. Oftmals hat man das Gefühl, nicht mehr mit Menschen zu sprechen, sondern mit Robotern, die standarisierte Antworten geben, und sich nicht mehr mit dem Einzelmenschen beschäftigen. Und ja, verliert euch nicht im Internet. Kleiner Tipp: Bleibt ihr selbst, seid freundlich, und sagt, wenn euch etwas stinkt. Aber immer mit Respekt. Denn jeder weiß doch, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt, und dann ist man gefangen in einer Spirale aus Gegenargumenten, gehetzten Menschen, die dazu noch traurig sind, und dies alles kostet mehr Energie als uns allen guttut. Nun kann ich hier meine Sprüche aufsagen, wie ich möchte. Idiotische Menschen wird es leider immer geben. Und ja. Bei einigen, wahrscheinlich sogar den meisten, rede ich mit meinen Worten gegen eine Wand. Jeder ist nur noch auf sich und sein eigenes Wohl bedacht, und versucht dieses durchzusetzen, seine Meinung unbedingt zu verbreiten, um wichtig zu erscheinen, in diesem Wust aus Menschen, die auf der Erde leben. Und ja, dafür hat das Internet eben die größte Reichweite. Willkommen also bei den Selbstdarstellern, Hassmenschen die ihre Wut auslassen müssen, Mürrisch Unterdrückten, die so versuchen ihre Unterdrückung zu kompensieren, und Jenen, die einfach alles und Jeden hassen, nur aufgrund dessen, weil Derjenige anders ist, als es die „Normalität“, der Standard, vorgibt.

Dieses Thema folgt mir nun schon eine ganze Weile, just in meinen Lektüren. Derjenige, den ihr für blöd haltet, ist vielleicht in Wahrheit ein Genie. Denjenigen, den ihr für faul haltet, ist vielleicht in Wahrheit fleißig, und kann momentan einfach nicht so viel tun, da ihn eine Krankheit plagt. Und ja, nur, weil man dies uns das anzieht, ist man noch lange nicht wunderlich und merkwürdig, sondern eher kreativ und bunt und wundervoll :) Was auf jeden Fall kein Mensch ist, das ist etwas Schlechteres, nur aufgrund einer ihm angeborenen Krankheit. Was das alles mit dem Buch zu tun hat? Nun ja. Solch ein 11jähriger Junge ist Ausgangspunkt für den Anfang des Buches.

Die Geschichte des Buches:

Hauptprotagonist ist Leopold Wallisch, alias der Lemming, seines Zeichens früher bei der Polizei, und nach einigen Schwierigkeiten dort, nun aktuell als Tierwärter im Zoo Schönbrunn beschäftigt. Sein alter Freund bei der Polizei ist Polivka.

Mario ist unser 11 Jahre alter Junge, und hat eine Hasenscharte und begeht Selbstmord, nachdem im sozialen Netzwerk „Jabberpal“ ein Kommentar gegen ihn gerichtet wurde. Die Geschichte um Mario ist umso tragischer. Seine Mutter wurde vor Jahren von einem Flüchtling vergewaltigt, und ist anschließend ihren Verletzungen erlegen. Sein Vater ist Regisseur, und macht gerade auf sich in der Presse aufmerksam durch einen neuen Film, in dem er über Flüchtlinge berichtet. Wir alle kennen das Internet. Heute. Ein Ort wo jeder seinen Dreck ablegen darf, und alles schreiben kann. Gesinnungen werden offenbart, auch wenn sie nicht offensichtlich sind. Solch ein Selbstmord hat also nicht einfach nur deswegen Präsenz, weil ein 11jähriger Junge Suizid begangen hat, und nicht mehr leben wollte. Sondern auch deswegen, weil die Kommentare über diesen Selbstmord, und nun kommt das eigentlich Schlimmste, im Internet nicht nur Entsetzen auslösen, sondern auch Freude und Genugtuung. Nazis, die mal wieder ihre blöden Behauptungen aufstellen, dass ein Regisseur, der sich mit dem Islam quasi beschäftigt, es nicht anders verdient hat, dass nach seiner Frau, die durch einen Ausländer gestorben ist, auch noch sein Sohn stirbt. Für sie ist das die gerechte Strafe dafür, dass der Regisseur Kurt Rampersberg es wagt diesen Film zu drehen, der die österreichische Gesellschaft im Buch spaltet. Aber damit nicht genug. Lemmings Sohn Ben ist mit Mario in eine Jahrgangsstufe in der Schule gegangen, was den ganzen Fall persönlich macht, denn so lernt Lemming Mario erst kennen. Da dieser in der Bahn mit Mario gesessen hat, als dieser sich in den Tod gestürzt hat, wird Lemming schnell ins Fadenkreuz genommen. Denn weil er Marion auch noch einen Bonbon angeboten hat, wird er natürlich zusätzlich von einem alten Mann als Pädophiler angesehen, der auf Kinderjagd ist, sich an Mario ranmachen wollte, und damit der Grund für Marios Todessturz ist. Dem Lemming wird gekündigt, denn solch einen Menschen kann niemand beschäftigen, der seinen Ruf wahren will. Polivka wurde hingegen beurlaubt, hat dann aber selbst den Hut genommen, und ist gegangen. Ihm wurde vorgeworfen, den Lemming nicht festgenommen zu haben. Alles stehen in einem schlechten Licht da. Ohne Beweise, nur wegen Hörensagen und Gerüchten, weil ein alter Mann Lemming angezeigt hat. Rufmord eben. Einer gibt etwas vor, andere ziehen hinten nach. Rufmord, damit der Tag interessanter wird? Man erzählt Märchen, um sich wichtig zu fühlen, selbst wenn man keine Beweise dafür hat? Um wirklich jemandem zu schaden? Aus Gehässigkeit? Oder weil man rundum wütend auf alles ist? Denn halt, da gibt es ja noch was im Buch: Menschen in hohen politischen Ämtern, oder Ämtern, die viel Macht innehaben, die wollen manchmal Dinge vertuschen und verschleiern, um besser da zu stehen, deswegen gibt es ein Ablenkungsmanöver. Und ja. Die Verbreitung des Manövers wird gerne im Internet oder in der Presse veranstaltet. Die Menschen sind dann auf einmal darauf fixiert und das Manöver hat geklappt. Und wenn man mit dem Thema der Ablenkung noch in ein Wespennest gestochen hat, dann geht ein Buschfeuer um, welches wahrlich schwer zu löschen ist. Eine Meinungsmache geht durch das Volk. Und Finten.

Wir haben im Buch also mehrere Themen, die aufeinander knallen. Wie es eben im richtigen Leben auch so ist. Wir haben Shitstorms, Mobbing im Internet, Fremdenfeindlichkeit, Hetze, Nazis, der raue Ton in den sozialen Netzwerken, Shitstorms, die Machthabe in der Politik…………….. und dass einfach jeder Mensch Kommentare abgeben darf, wie er gerade will. Und mal ehrlich. Jeder hat schon mal dumme und hirnlose Kommentare im Internet gelesen. Wie auch nicht? Die gibt es ja zu genüge.

Und zwischendrin im Buch erfährt man von Regisseur Rampersberg, dass er den Film über Flüchtlinge eigentlich für seinen Sohn und als Erinnerung an seine Frau drehen wollte. Deshalb, weil er dem Sohn klarmachen wollte, dass kein Mensch automatisch zum Monster und gewalttätig wird, nur, weil er eben ein Fremder oder Anders ist. Sondern weil das oft eine Reaktion auf eigene Folter ist. Ein gefolterter oder jemand, der sich schlecht behandelt fühlt, holt sich den Respekt, den er nicht bekommt, dann eben mit Gewalt. Schrecklich, ich weiß. Ich wollte es trotzdem mal gesagt haben. Denn da gibt es auch noch Amar. Ein Flüchtling, den Rampersberg bei sich aufgenommen hat….. Man merkt. Das Buch ist ein Tummelplatz aus verschiedenen Menschen, Meinungen, Geschehnissen…. Und alles hängt irgendwie zusammen.

Heute mal keine Cover- sondern eine Titelbeschreibung:

Und wie unfassbar gut passt der Titel, und wie wunderbar doppeldeutig er ist. Das Netz des Lemming, weil das Wallischs Spitzname sozusagen ist, und er sich in einem Netz aus fiesen Kommentaren befindet, und gleichzeitig diese sich im Netz, dem Internet abspielen. Aber anders kann man den Titel auch so auslegen, dass es einfach ein heilloses Durcheinander gibt, wenn Lemminge sich in einem Netz verfangen. Denn Lemminge folgen sich gegenseitig. Springt einer in den Tod, hüpfen die anderen hinterher. Dass es im Buch natürlich auch noch um solch einen Todesfall geht, bringt ebenfalls einen Zusammenhang. Aber ein wenig spielt es auch darauf an, dass die Lemminge im Internet eben einem folgen, der etwas behauptet. Und schon folgen die anderen mit miesen Kommentaren. Manches mal……. sind Menschen eben einfach nur wie Lemminge, die stupide jemandem hinterherrennen, oder etwas tun, was jemand getan hat, ihm zustimmen, ohne mal selbst darüber nachzudenken, was sie da eigentlich tun.

Fazit und eigene Gedanken:

Das Buch ist nicht grausam in seinen Taten und seinem Wirken. Und trotzdem sitzt man ab und an davor, uns muss sich sammeln. Es strahlt viel mehr eine Art Grausamkeit der Worte aus, und die können ja bekanntlich viel mehr verletzen, als es Taten und Wirken können. Die Worte der Social Media Verläufe und Kommentare könnten realer nicht sein, und sind das Spiegelbild dessen, was wir täglich lesen, wenn wir im Internet unterwegs sind. Und genau das macht es noch ein Stück grausamer, als die Worte an sich. Dass einem klar wird, dass dies nicht Fiktion ist, sondern Realität, die geschieht, während man genau dieses Buch liest. Die Missstände in der heutigen Welt werden einem hier aufgezeigt. Außerdem, wie genau es zu Sensationsgier und Hysterie kommt. Es zeigt, was in unserer Zeit falsch läuft und agiert dabei sehr politisch. Wir haben auch hier wieder eine Fratze, einen Spiegel, der der Gesellschaft vorgehalten wird, und in dem eine hässliche und Fratze der Bösartigkeit auftaucht, das Ganze ist besorgniserregend. Gibt es Menschen, die andere dafür bezahlen, Meinungen in der Gesellschaft anzufeuern und Feuer zu schüren? Doch dabei ist es kein düsteres Buch im Sinne der Schreibweise. Es ist humorig und wortwitzig. Einfach gut durchdacht in seinen Einzelheiten. Die ganze Erzählweise und die Dialoge zwischen Lemming und Polivka, aber auch der anderen, sind sehr lustig, fast schon schwarzhumorig, geschrieben, vielleicht auch ein bisschen aufgrund dessen, dass die Geschichte sonst zu grausam wäre. Nicht wegen der Handlungen. Sondern wegen des Geschehen, was einen wohl nicht kaltlässt. Ja und irgendwie rechnet der Autor auch ein wenig mit der österreichischen aktuellen Politikszene ab, die irgendwie so ähnlich derer in anderen Ländern scheint. Es ist kritisch der heutigen Politik gegenüber, und zeigt auf, dass dort auch gerne verschleiert wird, und nicht immer alles ist, wie es scheint. Viele nur Macht haben wollen, und sich nicht um die Belange des kleinen Mannes kümmern, stattdessen „Probleme“ angehen, die verschleiern sollen, wo es wirklich im Land brennt.

Die Menschen im Buch wissen nicht mehr, was richtig, und was falsch ist, und schlagen sich auf eine Seite. Und was dem Menschen fehlt ist Empathie (Ich vergleiche hier einfach mal zwischen Buchmenschen und realen). Empathie gegenüber andersartigen. Empathie gegenüber Andersdenkenden. Empathie gegenüber Fremden aus anderen Religionen, oder gar Ländern. Empathie ist nur für sich selbst da. Und Atem gehalten. Denn…. Wer weiß schon, was sich hinter dem Schleier eines jeden einzelnen Menschen verbirgt? Wer weiß, wie genau dieser Jenige, oder ein anderer tickt, was ihn wirklich bewegt, oder in ihm vorgeht? Wir werden es wohl nie herausfinden, wenn wir weiter nicht empathisch sind, und unsere Fühler ausstrecken, gegenüber Jedem. Mal hinter das Sein, den Schein, und die Fassade schauen. Und uns fragen, warum Menschen das tun, was sie manchmal eben tun.

Das Buch ist absurd, und das, meine ich nicht mal gemein. Es ist absurd, wenn man es liest, weil man sich denkt „Au Backe, sowas kann doch gar nicht wirklich passieren.“ Bis man überlegt, und sich denkt „Mist, doch…eigentlich passiert GENAU DAS täglich.“ Und ganz besonders in unserer technisierten Zeit der Shitstorms, wo alle Freiheiten haben, und denken, sie können diese Freiheit dafür nutzen, andere fertig zu machen, anonym, damit sie sich selbst besser fühlen, und ihre Wut und ihren Frust loswerden. Internettrolle sähen Misstrauen, hetzet andere auf, provozieren und beleidigen, und sind damit Jemand der fest seinen Standpunkt verteidigt, keine anderen Meinungen zulässt, nicht diskutieren will, und wenn er keine Argumente mehr hat, dann gleich beleidigend wird, oder gar droht. Anonymität kann in Marios Fall im Internet auch gut sein, da ihn dort keiner kennt, ihn keiner nach dem Aussehen und seiner angeborenen Hasenscharte beurteilt. Gleichsam ist die Anonymität also Fluch und Segen. Es kommt immer darauf an, was der Mensch mit seiner Anonymität anfängt. Will er pöbeln oder nur Freunde und Akzeptanz finden? Beide wollen das Gleiche…. Leute die der gleichen Meinung sind. Und es kommt immer auf den Menschen selbst an. Trotzdem: Grausamkeiten und Bosheit sind im Internet auf einmal gesellschaftsfähig. Die häufige Sprache und das Klima im Internet sind rau, unpersönlich, KALT, beleidigend….. und manchmal sehr verletzend. Das Schlimme daran ist, dass es niemanden schert, ob er damit einen Menschen tief im Innern trifft, oder nicht. Einige wollen einfach loswerden, was ihnen auf der Seele liegt, oder noch schlimmer, einige wollen einfach nur Stunk machen. Hass verbreiten. Ihre Wut und Aggression loswerden, auf die Welt, die Politik, andere Menschen. Ein Novum in unseren Tagen, nicht unbedingt. Denn es gab schon immer aggressive und feige Menschen, die Böses verbreitet haben. Der Unterschied zu heute liegt nur darin, dass es ihnen noch nie so leichtgefallen ist. Kaum im Internet geschrieben und angekommen, wird der Kommentar von Massen gelesen. Man selbst fühlt sich befriedigt, weil man seinen Gedanken, die tief in einem schlummern, und niemals so gesagt werden dürfen, losgeworden ist. Nie war es so einfach jemanden in Sekundenschnelle anzuschwärzen. Zufällige Fotos, zufällige Filme…wer weiß schon wo dies alles hochgeladen wird mit welchen Kommentaren auch immer?! Das zeigt einem wie vorsichtig man in allen seinem Tun sein muss, dass einem nicht ein anderer anschwärzt, der einen vielleicht nicht so mag, oder eben gar nicht mal kennt. Auch hier wird aufgezeigt, dass unsere heutige Welt oftmals nur das sieht, was sie sehen will, und nicht hinterfragt. Man muss vorsichtig sein, natürlich. Aber Übervorsicht, und andere zu sehr anzukreiden, das kann nie gut sein. In Lemmings Fall ist es das auf keinen Fall, wird sein Fall doch schnell zum Politikum zwischen Zeitungen, sozialen Netzwerken, dem Aufzeigen seiner Unschuld, der Zeitung, die behauptet Polivka würde Lemming decken, und der Frage…………… warum Mario sich überhaupt umgebracht hat? Denn am Ende kommen ja auch noch wieder die User der Sozialen Netzwerke ins Spiel. Es ist alles etwas komplex. Schwer zu erklären, macht aber durchaus Sinn. Was hier richtig, und was falsch ist, wird nicht mal unbedingt angezeigt. Aber man weiß solche Dinge natürlich selber. Und ganz sicher hat jeder eine Meinung dazu.

Dabei sind die Internetböslinge nicht mal immer die Loser der Gesellschaft. Nein, es sind vielmehr auch gut situierte Leute, die Angst davor haben, genau das zu werden. Nämlich Loser. Die Angst davor haben, dass etwas so laufen könnte, wie sie es auf gar keinen Fall wollen. Angst davor, dass sich etwas ändert, zu Ungunsten von ihnen selbst. Und dass sie aus ihrer momentanen Schutzblase gedrängt werden könnten, sei es durch andere, die sie dann als Bedrohung ansehen, oder durch neue Regelungen der Politik. Und es gibt ja auch noch die Leute, die an der Macht sind, und ALLES dafür tun, um dort zu bleiben. Alle wollen Macht haben, und diejenigen die sie besitzen, wollen sie mit eben aller Macht verteidigen, und täuschen dafür sogar Dinge vor, die der kleine unmächtige Mensch nur zu gerne glaubt.

Die humorige Sprache und der lustige Umgang von Lemming und Polivka hat mir sehr gefallen, trotz der Schwere des Themas im Buch. Schwere deswegen, weil alles nicht leicht verdaulich ist. Die Thematik und der Schreibstil sind zwar locker und flockig, und geben dem Ganzen eine Leichte. Hinter dieser Leichtigkeit verbirgt sich aber ein brandaktuelles Thema, das man genau genommen, nur schwer verdauen kann, weil es so schrecklich ist. Schon allein wegen des kleinen Mario, der keinen Lebenssinn mehr sieht. Das macht das Buch zum einen zu einem „Schmunzelbuch“, des Schreibstils wegen, zum anderen aber sehr nachdenklich. Es hält uns das vor Augen, was wir täglich hören, sehen, lesen. Nachrichten in TV, der Zeitung und dem Internet. Diese ganze Beschallung und Ballung von negativen Nachrichten und Schwingungen, gibt es hier im Kleinen, an Hand von einer Geschichte. Und genau das hat mich überzeugt. Es ist kein Buch zum Lachen, trotzdem lacht man. Und nicht angenehm zu lesen, wobei teils doch. Dabei ist es nicht so, dass es blutrünstig ist, aber trotzdem grausam. Auf eine unterschwellige stille Art. Der Art des Internets und seiner Hasskommentare eben. Sein sie auf Andersartige gerichtet, oder einfach nur in Form von Vorurteilen gegen jemanden, über den man gar nichts weiß. Man glaubt der Presse, man glaubt dem Internet. Sensationen. Falsche Berichte. Und Vermutungen. Dazu Fremdenfeindlichkeit. Man schwankt im Buch zwischen „Lol“ und Kopfschütteln, und sich klarwerden, dass dies alles irgendwie real als realer ist. Es ist ein hochaktuelles und brisantes Thema, dazu hochsensibel.

Ach ja. Die Beschreibungen von Wien gefallen mir als Handlungsort übrigens außerordentlich gut.

Also herzlichen Dank an Stefan Slupetzky, dass er uns Lesern des Buches die Augen dafür geöffnet hat, wofür andere blind sein mögen. Sowohl die Normalos, als auch die Mitgänger, die den Rattenfängern folgen, oder einfach die, die nicht kritisch genug hinterfragen, und hinter den Vorhang schauen……. Denn manchmal spielt sich dahinter nur ein schmieriges Komödianten-Theater ab, welches aus Illusionen besteht. Denn das Ende des Buches überrascht, und der Weg dorthin führt über Irrwege, und Sackgassen. Die nicht minder verstörend sind, wie das eigentliche Ende. Und trotzdem empfehle ich das Buch.

Mein heutiges Rezensionslied darf nicht fehlen:

„Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin……….. Die meisten Leute haben ja gar nichts Böses im Sinn…………..Es ist ihr eintöniges Leben, was sie quält……..Und der Tag wird interessanter, wenn man Märchen erzählt.

Und wahrscheinlich ist ihnen das nicht mal peinlich. Es fehlt ihnen jede Einsicht. Und wieder mal zeigt sich. Sie sind kleinlich. Unvermeidlich fremdenfeindlich.“

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Veröffentlicht am 11.02.2020

Und jetzt fassen sich alle Menschen mal an die eigene Nase, und räumen mit Vorurteilen auf :)

Zur Sache, Mädels
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Zur Sache Mädels – Short Storys to go Reihe Band 2 von Ina Kloppmann

Wer von uns hat nicht schon damit zu tun gehabt. Vorurteile. Ich liebe sie…….. GANZ und GAR NICHT! :D. Aber in Zeiten wie unseren, ...

Zur Sache Mädels – Short Storys to go Reihe Band 2 von Ina Kloppmann

Wer von uns hat nicht schon damit zu tun gehabt. Vorurteile. Ich liebe sie…….. GANZ und GAR NICHT! :D. Aber in Zeiten wie unseren, ist es einfach, Vorurteile zu haben, und vor allem, sie zu verbreiten. Solche Dinge wie „WAS? Der hat diese Note in der Schule gehabt, der muss dumm sein. WAS? Derjenige ist ja dick, und somit sowas von faul. WAS? Schau nur, wie diejenige sich anzieht, kein Wunder, das muss eine……sein“, nun, ja, ich glaube ihr wisst was ich meine :). Dabei fand ich es schon immer schön, hinter die Fassade von Menschen zu schauen. Derjenige mit schlechten Noten, ist vielleicht ein Genie, und hat sich in der Schule einfach nie getraut, sich zu melden, weil er unheimlich schüchtern ist. Derjenige, der etwas dicker ist, kann eine Krankheit haben, die es ihm erschwert, abzunehmen, trotz fleißiger Versuche. Und jemand, der sich dies uns das anzieht, tut es vielleicht nur aus Spaß an der Freude, und nicht, um damit tausende Männer, oder eben Frauen abzuschleppen. Ihr seht. Manchmal ist nicht so, wie es scheint. Und man muss immer hinterfragen. Ich könnte noch tausende Beispiele aufzählen. Sowas wie……“Was?! Derjenige hat keine Zeit hierfür und dafür? Der soll sich mal nicht so haben, und s ich beeilen!“…… dabei könnte es einfach sein, dass derjenige krank ist, und gerade nichts tun kann. Es ist nämlich nicht alles immer so, wie man es sich gerne mal zusammenreimt, nur, weil es für einen selbst einfacher und stimmiger ist.

In unseren heutigen Zeiten, hat sich ein Medium gefunden, welches es Menschen vereinfacht, ihren Hass, ihre Wut, ihre Vorurteile, in die Welt zu schreien. Das Internet. Dabei will ich es gar nicht mal kritisieren. Viel eher kritisiere ich die Menschen. Manche. Nicht alle. Die dieses nutzen, um andere zu beleidigen, sich Urteile zu bilden (die nicht immer stimmen), und das gerne auch mal kundtun. In folgendem Buch geht es im weitesten Sinne, um genau so eine Situation. So habe ich die Geschichte auf jeden Fall gesehen. Nun fragt ihr euch, worum es genau geht? Ich sag es euch. Also passt auf.

Die Geschichte des Buches:

Suzan ist Mitte 30, und lebt mit ihrer Tochter zusammen. Diese ist 18. Und jeder, der des Rechnens mächtig ist, weiß nun, wie alt Suzan war, als sie Nina, bekommen hat (Vorurteil Nummer 1 könnte nun auftauchen). Sie ist alleinerziehend (Vorurteil Nummer 2), und um ein bisschen Geld zu verdienen, veranstaltet sie Toy Partys ( O. M. G.…. Vorurteil Nummer 3 klopft an). Es gibt nun Menschen, die sagen könnten „Dieses leichtlebige Mädchen von damals, kein Wunder, dass sie so früh schwanger geworden ist, und nun macht sie auch noch diese Partys für Sexspielzeug, nur das eine im Kopf“. Aber zum Glück gehöre ich, und viele andere nicht zu diesen vorurteilslastigen Menschen. Und da ich durch das Buch Suzan kennenlernen durfte, kann ich nur sagen. Suzan ist eine aufgeweckte junge Frau, die stark ist, ein super Verhältnis mit ihrer Tochter hat, sehr sympathisch, ein ganz normales Leben führt, und den Vater von Nina nur verlassen hat, weil er sie eben immer mehr und mehr betrogen hat. Für mich also verständlich und nachvollziehbar. Es wird sowohl angesprochen, wie schwierig es für eine alleinerziehende Mutter sein kann, einen Mann kennenzulernen. Als auch, dass es eigentlich heutzutage keine Probleme machen sollte, dass man eben alleinerziehend ist, oder sein Geld mit dem Verkauf bestimmter Dinge verdient. Doch hier kommt wieder das Internet zur Sprache, bzw. die sozialen Medien. Suzan wird verstrickt in eine Spirale aus Mobbing, Hass, und ja………… eines ganz gewaltigen Shitstorm. Dazu kommen Schmierereien auf dem Auto, und zur Krönung noch geteilte Fotos von ihr. Was im Buch super darauf aufmerksam macht, wie leicht einfach ein ungewolltes Foto von einem selbst im Internet landen kann, und wie schwierig es ist, sich da zu wehren. Wer derjenige ist, der Suzan mobbt, warum er dies alles tut, und wie die Geschichte ausgeht……….. das könnt ihr dann im Buch lesen :). Zu viel möchte ich euch ja auch nicht verraten, aber eine kleine Liebesgeschichte ist auch mit dabei.

Cover und Format:

Das Cover gefällt mir ganz besonders gut. Es ist rot, damit signalfarbig, und trotzdem nicht überladen und zu schrill. Eben passend für Frauen. Natürlich würde ich aber auch hier sagen, dass die Geschichte keine reine Frauengeschichte ist, sondern auch gerne von jedem Mann gelesen werden kann, denn dieser kann genauso daraus lernen, und eine Erkenntnis haben. Das Format ist schmal, und passt genau in die Handtasche, wenn man unterwegs ist, und Zeit überbrücken muss.

Fazit:

Manche von euch werden es kennen, andere nicht. Das Lesen an öffentlichen Orten, dort wo viele Menschen aneinandergedrängt sind, das schafft immer Aufsehen. Besonders auch, wenn man im Wartezimmer beim Arzt sitzt, auf engstem Raum, an einem Tag, wo das Wartezimmer einfach überfüllt ist. Am Tag des Lesens dieses Buches geschehen, irgendwo in Deutschland. Nun ja, und ich war eben mittendrin. Ihr werdet es kaum glauben. Aber ich habe es getan. Richtig gehört. Ich habe tatsächlich mal etwas so gelesen, wie der Vorschlag dazu lautet. Dies ist natürlich nur ein erwähnter Vorschlag, aber tatsächlich habe ich die 2 Stunden Wartezeit bei meinem Arzt genutzt, um die Nervosität weg zu lesen, und in diese Geschichte eintauchen zu können. Und ich muss sagen. Mission ist gelungen. Und es ist doch auch wunderbar herrlich, wenn man plötzlich auflachen muss, oder den Kopf schüttelt, über das, was im Roman so los ist, und die Leute außen rum schauen einen nur an, als ob man sie nicht mehr alle hätte :)

Der Roman ist nicht grausam, aber sanft mahnend. Er hat keine richtig grausigen bösen Szenarien, aber zeigt sanft auf, wie es im Leben sein kann, und manchmal auch ist. Mahnende Bosheit, die vom Mensch ausgeht. Ein kleiner Fingerzeig, ein Wink, der sanft sagt, man sollte Vorsicht walten lassen. Ja, die Geschichte reißt einen kurzzeitig mit, und man empört sich ob der Ungerechtigkeiten von Shitstorms, und all dem, was so im Internet Gang und Gebe ist. Denn manche sind sich des Risikos und der Gefahr von Facebook, Twitter und Co. Gar nicht bewusst. Denn vor allem lehrt das Buch uns, ob der Unsicherheiten des heutigen Lebens mitsamt Internet, sozialen Medien, und dass alles sofort online sein kann, egal in welcher Situation man sich gerade befindet. Das Internet vergisst nie. Und es muss nicht mal die eigene Schuld sein. Denn an Daten, Fotos, oder ähnliches, kommen auch Menschen, die wir vielleicht gar nicht so gut kennen. Die Gefahren lauern überall. Und das nicht nur für die „junge Generation“, sondern für jeden, der sich auf den Pfaden des World Wild Webs bewegt. Es geht dabei auch nicht darum, einem das Internet madig machen zu wollen, sondern viel mehr darum, einfach ein wenig mehr Vorsicht walten zu lassen.

Damit ist es eine hochaktuelle Story, die einfach nah am heutigen Zeitgeschehen ist. Wir haben alle möglichen Arten von Menschen, die sich im Roman tummeln, wie es nun mal heute ist. Die Welt ist bunt, schön, tolerant………… aber auch das genaue Gegenteil, nämlich böse, und voller Hass. Genau das wird hier wiedergespiegelt. Die Konstellationen sind so, wie man sie auch in der eigenen Nachbarschaft finden würde. Realistisch eben. Ja, es erscheint alles sehr real. Das ganze Geschehen. Nichts ist dabei, von dem man sagen könnte, dass es nicht genau so hätte geschehen können. Und sogar die Vorurteile im Buch erscheinen sehr real. Leider. Und zeigt damit direkt die Gefahren des Internets auf. Es geht ein bisschen um den Gläsernen Mensch. Um Technisierung. Um Aggressionen in der Gesellschaft von Typen, die mit ihrem Leben unzufrieden sind, und dann Pläne schmieden, es einfach mal jemanden zu zeigen, um sich dadurch besser und mächtiger zu fühlen. Ich würde mir eine Welt wünschen, in der mehr auf die Menschen eingegangen wird, und auch mal hinter die Fassade geschaut werden würde. Und nicht nur auf sich selbst geachtet werden, wie wir Vorurteile schüren, andere verurteilen, und das manchmal oder oft zu unrecht.

Das Buch hat eine schöne Aussage und Lehre am Ende. Gerade der Epilog ist nochmal toll, den sollte man unbedingt lesen, natürlich zusammen mit dem ganzen Buch :).

Der Sprachstil hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen, ich war mitten in der Geschichte drin, und habe wirklich alles um mich herum vergessen. Und ja… Der Freundeskreis um Suzanne war wirklich toll beschrieben, und es hat Spaß gemacht, so manche Situation mit genau diesen Freunden zu erleben. Hat man sich bei ihnen doch wirklich zuhause gefühlt.

Das Buch ist ausgesprochen tiefgehend, mit aktuellen Themen, typischem Schubladendenken, und trotzdem hat es einfach Spaß gemacht, war spannend, und die Lösung war bis zum Ende nicht aufzudecken. Das ist grandios gelungen. Wer das Buch liest, dem möchte ich besonders den Epilog ans Herz legen (jaja, ich weiß, dass ich das schon mal hier erwähnt habe, ich wiederhole es aber gerne nochmal), denn damit hat die Autorin eines meiner Herzthemen getroffen. Einfach vorsichtig im Internet zu sein. Es zeigt auf ungewöhnliche Weise an, wie die Welt heute tickt, und setzt ihr den Spiegel vor. Und das nicht nur in seiner schönen Seite, sondern auch von der hässlichen.

Das Buch ist Band 2 aus einer Serie von kleinen Geschichten, die alle von der Seitenzahlt nicht hoch sind. Hier haben wir zum Beispiel 80 Seiten. Aber der Inhalt kann mit einem großen Buch mithalten. Sowohl von Handlung, als auch von Dramatik, Spaß und Schreibstil. Der mir übrigens ganz besonders gut gefallen hat. Die 80 Seiten sind also gut gefüllt.

Und auch heute lasse ich die Rezension nicht vergehen, ohne ein Rezensionslied dazu zu schreiben:

„On a bridge across the Severn on a Saturday night…………. Susie meets the man of her dreams.

She says: „Don't let go. Never give up, it's such a wonderful life.““

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Man weiß erst was man hatte, wenn man es verloren hat

Ben und Teo
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Ben und Teo – Zwei sind einer zu viel von Martin Baltscheit mit Bildern von Sandra Brandstätter

Sei vorsichtig was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen. :)

Wir Menschen sind in der Regel so ...

Ben und Teo – Zwei sind einer zu viel von Martin Baltscheit mit Bildern von Sandra Brandstätter

Sei vorsichtig was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen. :)

Wir Menschen sind in der Regel so gepolt, dass wir einzigartig sein wollen, etwas Besonderes. Gerne auch besser als die anderen, damit wir uns gut fühlen. Als Individuum. Um nicht in der Masse unterzugehen, oder gar einem anderen zu gleichen. Natürlich spreche ich damit nicht jeden Menschen an, aber einen Teil davon. Das kann man nicht leugnen. Sonst gäbe es auf diesem Planeten keine Wettbewerbe gegeneinander. Aber was ist mir den Menschen, die uns wirklich ähnlich sind? Agieren wie wir, einen ähnlichen Charakter haben, uns verstehen, ohne dass wir ihnen unser Leid klagen müssen? Ist es ein Fluch, fast gleich zu sein, oder eher ein Segen? Diese Frage ist wohl besonders bei Zwillingen gegeben, die sich zwar auch unterscheiden können, aber wohl auch etwas mehr zusammenhalten, als andere Menschen es tun. Um solch ein Zwillingspaar geht es im Buch „Ben und Teo – Zwei sind einer zu viel“. Dabei handelt es sich um die Söhne des Autors und Zwillingsvaters Martin Baltscheit, der damit eine wundervolle kleine Geschichte über seine Kinder geschrieben hat, die man gerne auch seinen eigenen Kindern vorlesen kann. Denn aus dieser Geschichte lernen wir etwas. Aber dazu später. Ben und Teo, wollen auf jeden Fall als „Ben UND Teo“ wahrgenommen werden, und nicht als „BENUNDTEO“. Das Buch ist für Kinder ab 8 bis………….. ich würde sagen unendlich. Denn auch ältere Zwillinge, oder eben junge oder ältere Einlinge, oder einfach Jeder, der Lust auf eine schöne Geschichte hat, der darf dieses Buch lesen. Zusammen, Alleine. Wie jeder möchte. Ganz individuell eben. Aber worum geht es im Buch?

Die Geschichte des Buches:

Ben und Teo sind Zwillinge, und leben mit ihren Eltern zusammen. Sie sind eigentlich allerbeste Freunde im Leben, und fühlen sich zusammengehörig. Aber manchmal nervt es eben auch, wenn die Umwelt sie nur als Team wahrnimmt, und nicht als Einzelperson. Kann Ben doch zum Beispiel viel besser Klavier spielen als Teo, der wiederum besser Fußball spielen kann. Eines Tages finden sie per Zufall einen Spiegel, der magisch ist, und ihnen Fragen beantworten kann. So zum Beispiel wie ihre gemeinsame Zukunft aussieht. Als es mal wieder zu einer kleinen Streitigkeit zwischen den beiden kommt, fragen sie jeder für sich den Spiegel, wie es ohne den jeweils anderen im Leben wäre. Zwar aufgeschreckt durch die Erkenntnis des Erkennens im Spiegel, wagen die beiden trotzdem ein kleines Experiment, und wollen so herausfinden, wie es wäre, wenn sie beide Einzelkind wären. Das Experiment klappt, beide erleben alternative Existenzen mit ihren Eltern als Einzelkind. Doch wem soll man abends von seinen Erlebnissen erzählen? Es ist schön Einzelkind zu sein, aber wem soll man seine Sorgen anvertrauen, wenn man alleine ist, und niemand da? Nicht mal der eigene Zwillingsbruder? Sie merken also, was sie aneinander haben…………… doch ist es schon zu spät, um ihrer beider Existenz als Zwillinge zu retten? Klappt die Rettung, wenn man gemeinsam, wieder als Team arbeitet? Ihr dürft gespannt sein.

Das Cover und die Illustrationen:

Die Zeichnungen sind richtig gut gezeichnet, machen Spaß, und zaubern einem ein Lächeln ins Gesicht. Sie stammen, wie auch das Cover, von Sandra Brandstätter, die sowohl Illustratorin, als auch Comiczeichnerin ist, was man den spielerisch leichten Zeichnungen anmerkt, bei denen man wirklich nur Grinsen kann, und die wunderbar die Eigenarten von Ben und Teo rüberbringen.

Fazit:

Jaja. Wir wissen nicht, was wir besitzen und haben, bevor es nicht einmal verloren gegangen ist. So ist es auch im Buch. Das Ereignis des Verlustes des Zwillingsbruders zwingt die beiden zu einem Umdenken. Ben und Teo wollen auf jeden Fall wieder Brüder sein, sollten sie auch vorher, aber da gab es immer diese Unsicherheit, und eben das Streben nach Einzigartigkeit. Damit ist es für mich ein wunderbares Buch über das Streben nach Einzigartigkeit eines jeden Individuums. Denn diese Botschaft am Ende, und die Lehre, finde ich ganz wichtig. Nicht nur für Zwillinge, oder für Kinder. Nein vielmehr für jeden Menschen. Einzigartig sein ist gut, natürlich. Aber dadurch alleine sein, weil man mit aller Macht versucht diese Einzigartigkeit durchzusetzen, das ist falsch. Viel mehr ist es wichtig, was wir über uns selbst denken. Denn jeder Mensch IST einzigartig. Sogar Ben und Teo unterscheiden sich, und sei es nur im Fußballspiel oder dem Klavierspiel.

Auch wenn die beiden es toll finden, ihr Leben allein als Einzelkind zu leben, so merkt man schnell, dass sie sich gegenseitig brauchen, um sich ihre Erlebnisse, eben genau als dieses Einzelkind, zu erzählen. Sie brauchen sich, und merken es nicht. Oder eben erst spät. Vielleicht haben sie aber auch die ganze Zeit gefühlt, dass sie sich brauchen, und es nur nicht wahrhaben wollen. Wer weiß das schon? Das bleibt wohl der Fantasie des Lesers überlassen :)

Sie sehen gegenseitig eine Welt ohne den jeweils anderen. Allein. Als gewünschtes einzigartiges Individuum. Das erscheint beiden aber schnell fade und langweilig ohne den Geschwisterteil. Das Glück des Alleinseins ist nicht gut und fühlt sich nicht richtig an. Gleichzeitig ist die Aussage im Buch auch schön, dass man sein Leben genießen soll, jeden Tag, egal ob als Kind, Jugendlicher, junger Erwachsener, oder eben alter Mensch. Und auch wenn man, wie Ben und Teo, das Ende des Weges kennt, weil der Zauberspiegel es einem gezeigt hat, so sollte man auch das Dazwischen genießen, und den Mut nicht verlieren. Denn ja, auch das kann der Zauberspiegel zeigen, wie es bei Zauberspiegeln eben mal so ist :D. Die Zukunft, die man vielleicht manchmal gar nicht wissen sollte. Also lassen wir am besten die Spielerei mit „Spieglein, Spieglein an der Wand………….“.

Das Geplänkel der beiden Jungs im Buch miteinander ist übrigens herrlich. Auch hier musste ich mit einem Dauerlächeln weiterlesen, weil es so alltäglich und real erscheint, und so, wie es eben manchmal unter Geschwistern, auch normalen, so ist. Der Familienalltag ist…… so wie in vielen Familien mit Kindern, die voller Ideen und Tatendrang sind, und genau dieser Alltag wird richtig gut beschrieben, so dass man auch hier einiges selbst erkennt :). Es wird je immer eine Episode aus dem Leben von Ben, abwechselnd mit der Sicht von Teo erzählt. Und diese Episoden bauen trotzdem aufeinander, und erzählen uns eine Reihenfolge von Ereignissen, die das Gesamte der Geschichte erzählen, und uns zur Lehre am Ende führen.

Gerade in dieser unserer Zeit wo jeder besser und schneller und weiter und höher sein will, als der andere, eben besonders, einzigartig und gut. Und gerade wo uns, und gerade Kindern, von allen Seiten genau diese Denkweise hingeworfen wird, da ist es wichtig, auch mal anders zu denken.

Das Vergessen darüber, wer man eigentlich ist, als eigenständiges Individuum, sollte nicht da sein. Aber alleine und ohne Verstärkung von anderen Menschen, sollte man trotzdem nicht durch die Welt gehen.

Auch dieses Buch hat also wieder ein schönes Ende mit einer tollen Aussage, und wäre von meiner Seite aus deswegen zu empfehlen :). Und die Moral von der Geschicht……ach….. lest doch am besten selbst, ob Mission Brüderzusammenführung klappt :D

Und auch diesmal habe ich ein Lied für mein Rezensionsende, weil ich beim Lesen daran denken musste:

„Wenn ich dein Spiegel wär…………. dann würdest du dich in mir sehn.

Dann fiel's dir nicht so schwer…………. Was ich nicht sage, zu verstehn.

Bis du dich umdrehst………. Weil du dich zu gut in mir erkennst.“

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