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Veröffentlicht am 20.02.2020

Hinter heilen Fassaden

In Vitro
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Alle Bücher von J.P. Conrad haben mich begeistert und auch „In Vitro - Das Angst Experiment“ hat mich nicht enttäuscht. Schon das Cover ist ziemlich gruselig: ein Totenkopf mit einem mysteriösen Zeichen ...


Alle Bücher von J.P. Conrad haben mich begeistert und auch „In Vitro - Das Angst Experiment“ hat mich nicht enttäuscht. Schon das Cover ist ziemlich gruselig: ein Totenkopf mit einem mysteriösen Zeichen auf der Stirn, umschlungen von verschrumpelten Händen. Dieser Thriller ist der vierte mit Reporter Jack Calhey und in Yorkshire verortet. Worum geht es?
Jack und seine schwangere Frau Grace wollen nach ihrem Urlaub noch eine Nacht bei Graces Tante Theodora in Harbythorpe bleiben bevor sie zurück nach Hause reisen. Kurz vor dem Ziel haben sie einen Unfall. Im Dunkeln und zu Fuß erreichen sie Theodoras Haus. Dabei ahnen sie nicht, dass ihnen der wahre Horror erst noch bevorsteht. Denn am nächsten Tag ist Grace plötzlich verschwunden…
J.P. Conrad hat seinen neuen Thriller wieder spannend in Szene gesetzt. Seltsame Dinge geschehen. Was vor sich geht, ist erst einmal völlig unklar. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt.
Die Geschichte wird fast ausschließlich in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Jack erzählt. Das schafft Nähe. Auch Steve Highsmith ist wieder mit von der Partie, zumindest telefonisch. Gut gefallen hat mir auch, dass es nicht nur einen Soundtrack zum Buch gibt, sondern gleich eine Playlist.
Wer zu einem Buch von J.P. Conrad greift, der sollte schon wissen, was auf ihn zukommt. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der flüssige Schreibstil tut sein Übriges dazu, so dass man hier wirklich von Verschlingen statt Lesen sprechen kann.
„In Vitro“ bietet alles, was sich der Thriller-Fan wünscht: ein Pageturner im wahrsten Sinne des Wortes, dessen Auflösung womöglich ebenso überrascht wie schockiert.

Fazit: Ein abgründiger Thriller mit Gänsehaut-Garantie. Bitte mehr davon!

Veröffentlicht am 18.02.2020

Griet, das Küken und der Pfannkuchenmann

Mord auf Vlieland
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„Mord auf Vlieland“ von Jan Jacobs ist der Auftakt einer neuen Niederlande-Serie. Das Buch startet mit einem mysteriösen Prolog. Vlieland, 1989: Eine junge Frau geht ins Wasser. Warum?
Vlieland, heute: ...


„Mord auf Vlieland“ von Jan Jacobs ist der Auftakt einer neuen Niederlande-Serie. Das Buch startet mit einem mysteriösen Prolog. Vlieland, 1989: Eine junge Frau geht ins Wasser. Warum?
Vlieland, heute: Hotelier Vincent Bakker wurde ermordet. »Mevrouw Commissaris« Griet Gerritsen aus Leeuwarden ermittelt. Sie hatte vor 5 Jahren ein traumatisches Erlebnis und wurde erst kürzlich nach Friesland versetzt. Wird es ihr gelingen, den Mord aufzuklären?
Jan Jacobs ist in den Niederlanden aufgewachsen und hat dort studiert. Er erzählt seine Geschichte ruhig, eher sachlich und mit viel Lokalkolorit. Immer mal wieder sind Wörter in Nederlands (und Frysk) eingestreut. Das kommt sehr authentisch rüber.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Griet ist mir sympathisch. Sie kämpft mit den Dämonen der Vergangenheit. Doch sie ist eine starke Frau, die sich in den Fall verbeißt und nicht aufgibt. Auch ihre Kollegen, Pieter, der Pfannkuchenmann, und Küken Noemi, sind gut gezeichnet.
Nichts ist, wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut. Fast jeder auf Vlieland hat ein Geheimnis, eine dunkle Seite. Nur langsam kommen Griet und ihr Team den schrecklichen Ereignissen auf die Spur. Dabei stoßen sie auf ein Familiendrama, das sie am Guten im Menschen zweifeln lässt.
Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und lassen bis zum Schluss mehrere Verdächtige als Täter infrage kommen. Nichtsdestotrotz Selbstjustiz ist keine Option. Denn niemand hat den Tod verdient. Auch „böse Menschen“ nicht.
Viele koffies und pilsjes später ist alles stimmig aufgelöst. Und so freue ich mich schon heute auf den 2. Band, „Die Tote in der Gracht“, der im Oktober 2020 erscheinen soll.

Fazit: Commissaris Griet Gerritsen ermittelt auf Vlieland. Gelungener Auftakt einer neuen Niederlande-Serie mit viel Lokalkolorit. Daumen hoch!

Veröffentlicht am 12.02.2020

Die Glut des Bösen

Feuerland
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„Der Patriot“ von Pascal Engman hatte mich begeistert. Ich hätte nicht gedacht, dass der Autor das noch toppen kann. Aber ich habe mich geirrt. „Feuerland“ ist ein Thriller, der Organraub thematisiert. ...


„Der Patriot“ von Pascal Engman hatte mich begeistert. Ich hätte nicht gedacht, dass der Autor das noch toppen kann. Aber ich habe mich geirrt. „Feuerland“ ist ein Thriller, der Organraub thematisiert. Und wieder geht es um Flüchtlinge.
Zwei spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen: In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen. Kurz darauf werden zwei reiche Geschäftsmänner entführt. Wo ist die Verbindung? Vanessa Frank, die eigentlich vom Dienst suspendiert ist, ermittelt.
In einem weiteren Erzählstrang führt uns der Autor nach Südchile in die Colonia Rhein. Die dortige Clínica Bavaria ist spezialisiert auf Organtransplantationen für solvente Kunden aus aller Welt. Früher wurde die Organbank durch Straßenkinder von den Philippinen bestückt. Doch nun sollen Flüchtlingskinder aus Schweden nach Chile deportiert werden.
„Feuerland“ ist der erste Band der Thriller-Serie um Kriminalkommissarin Vanessa Frank. Eine Ermittlerin mit Ecken und Kanten und gerade deswegen eine Figur, mit der man mitfiebern kann. Unterstützung bekommt Vanessa von Nicolas Paredes, ein unehrenhaft entlassener Elitesoldat.
Pascal Engman gelingt es, die verschiedenen Handlungsstränge mit mehreren Perspektiven und einigen Wendungen, die der Leser so nicht erwartet haben dürfte, am Ende zu einem logischen Ganzen zusammen zu führen. Spannend, keine Frage. Aber stellenweise auch blutig und brutal.

Fazit: Ein Thriller, der einen nicht mehr loslässt. Schwedisch. Schnell. Spånnend. Noch besser als „Der Patriot“.

Veröffentlicht am 09.02.2020

Skrupellose Freunde

Vernichtende Begierden
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„Schmutzige Seelen“ von Mark Franley hatte mich begeistert. „Vernichtende Begierden“, der 2. Fall für Sonderermittler Ruben Hattinger, ist sogar noch besser. Worum geht es?
Manipulativ scheffeln Immobilienmakler ...


„Schmutzige Seelen“ von Mark Franley hatte mich begeistert. „Vernichtende Begierden“, der 2. Fall für Sonderermittler Ruben Hattinger, ist sogar noch besser. Worum geht es?
Manipulativ scheffeln Immobilienmakler Daniel Morgenroth und Kreditabteilungsleiter Bastian Talmann Geld in die eigene Tasche. Wer nicht zahlen kann, ist ruiniert oder wird zu Sex erpresst. Dass die Frauen dabei zerbrechen, kümmert sie nicht.
Anja, Jennifer und Sabrina sind tot. Ermordet, auch, wenn es bei Anja nicht so aussieht. Haben die skrupellosen Freunde Daniel und Bastian Anja in den Tod getrieben? Ist einer von ihnen dazu ein Mörder? Aber auch Daniels Frau Sonja betrügt ihren Mann.
Und dann ist da noch Kaminsky, ein schmieriger Privatdetektiv. Doch wer ist sein Auftraggeber? Last but not least Patricia, eine Prostituierte für spezielle Vorlieben. Sie wurde entführt. Von wem und warum? Ruben Hattinger aus Bamberg ermittelt zusammen mit seinen Kollegen Ute Bernhard und Peter Hallhuber von der Kripo in Rosenheim…
„Vernichtende Begierden“ hat alles was einen guten Thriller ausmacht: Nervenzerfetzende Spannung und ein Plot mit starker Sogwirkung. Nicht so blutig und brutal wie der Vorgänger. Und mit Ruben ein Ermittler, dem man gerne über die Schulter schaut.
Über das Wiedersehen mit Ruben habe ich mich gefreut. Er ist mir inzwischen ans Herz gewachsen. Sein Privatleben nimmt diesmal nicht so viel Raum ein. Bastian und Daniel, die skrupellosen Freunde, kommen mega unsympathisch rüber. Aber auch Sonja und Kaminsky sind gut gezeichnet. Nur Ute und Hallhuber blieben für meinen Geschmack ein bisschen blass.

Fazit: Fall Nr. 2 für Sonderermittler Ruben Hattinger. Noch besser als „Schmutzige Seelen“.

Veröffentlicht am 05.02.2020

Schöne neue Welt

Qube
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Drohnenland und Hologrammatica hatten mich begeistert. Und auch Qube hat mich nicht enttäuscht. Worum geht es?
London, 2091: Investigativjournalist Calvary Doyle wird auf offener Straße niedergeschossen. ...

Drohnenland und Hologrammatica hatten mich begeistert. Und auch Qube hat mich nicht enttäuscht. Worum geht es?
London, 2091: Investigativjournalist Calvary Doyle wird auf offener Straße niedergeschossen. Zuvor hatte der Reporter zum Thema Künstliche Intelligenz recherchiert. Die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin Fran Bittner ermittelt…
Nichts ist, wie es scheint. Denn Doyle hat überlebt. Seitdem ist er ein Quant. Genau wie Fran. Die nicht immer Fran heißt, sondern auch mal Franek, Francesca, Francesco… Je nachdem in welchem Körper sie steckt. Und was hat das alles mit einer KI zu tun, die sich „Nemo“ nennt?
Tom Hillenbrand hat seinen neuen Thriller packend inszeniert. Die Story ist speziell, man sollte sich schon für Sci-Fi und neue Technologien interessieren, um das Geschehen verfolgen zu können. Zum Glück hat der Autor am Ende ein Glossar beigefügt, das die wichtigsten Begriffe erklärt.
Mehrere spannende Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Ab und zu finden sich Bezüge zum Vorgänger, erscheinen alte Bekannte, u.a. Juliette Perotte und Galahad Singh. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die Hologrammatica nicht kennen, Verständnisprobleme haben.
Fantasygames und Rollenspiele, die Fantasie, die erzählerische Lust, mit der der Autor hier aufwartet, sind fabelhaft. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: „Wie foltert man eigentlich einen Computer?“
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Fran ist mir sofort ans Herz gewachsen. Auch Doyle ist ein interessanter Charakter. Einen Bösewicht gibt es natürlich ebenfalls. Tom Hillenbrand ist es gelungen, mit einem buntgemischten Personal einen turbulenten Plot zu schmieden. Selbst fantastische Kreaturen haben ihren spannungsgeladenen Auftritt.
Wie immer gelingt es Tom Hillenbrand die verschiedenen Handlungsstränge am Ende zu einem logischen Ganzen zusammen zu führen.

Fazit: Intelligenter SF-Thriller, der mich definitiv an die Grenzen meiner Welt geführt hat – und darüber hinaus. Die Zukunft beginnt jetzt!