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Veröffentlicht am 26.02.2020

Gegen das Vergessen

Rote Kreuze
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Als Alexander kurz nach dem Bezug seiner neuen Wohnung in Minsk ein rotes Kreuz an der Tür findet, glaubt er an Vandalismus. Doch seine Nachbarin, die über neunzig Jahre alte Tatjana erklärt ihm, dass ...

Als Alexander kurz nach dem Bezug seiner neuen Wohnung in Minsk ein rotes Kreuz an der Tür findet, glaubt er an Vandalismus. Doch seine Nachbarin, die über neunzig Jahre alte Tatjana erklärt ihm, dass sie unter Alzheimer leidet und die Kreuze gemalt habe, um sich an den Weg zu ihrer eigenen Wohnung zu erinnern. Weil Tatjana den jungen Mann in ihre Wohnung bittet und ihm ein Gespräch aufdrängt, empfindet er sie zunächst als aufdringlich und lästig, dabei hat er dennoch genügend Manieren, um Tatjana trotz seiner Erschöpfung zu folgen und zuzuhören. Mit dem Beginn ihrer Lebensgeschichte gelingt es der alten Dame dann endlich, Alexanders Interesse zu wecken und so erfährt er von ihrem Leben während der Stalin-Ära. 1910 in England geboren, zieht sie bereits im Kindesalter mit dem Vater nach Russland, denn dieser glaubt, dass in seiner alten Heimat eine glorreiche Zukunft liegt. In jungen Jahren ist Tatjana noch in vielen Ländern unterwegs, doch mit dem Tod des Vaters kehrt sie nach Moskau zurück. Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges ändert sich ihr Leben radikal, ihr Ehemann wird an die Front einberufen und Tatjana bleibt mit der kleinen Tochter zurück.
Da sie über gute Sprachkenntnisse verfügt, wird die junge Mutter aufgefordert, für den NKID, das spätere Außenministerium, zu arbeiten. Dabei wird sie mit der alltäglichen Grausamkeit des Krieges konfrontiert, zum Beispiel geht ein Dokument durch ihre Hände, das besagt, dass ein guter Soldat nicht in Gefangenschaft gerät, somit seien alle Kriegsgefangenen als Verräter und Deserteure zu behandeln, ebenso deren Angehörige. Unzählige Briefe und Telegramme vom internationalen roten Kreuz muss Tatjana übersetzen, keiner der Vorschläge zur humanitären Unterstützung russischer Kriegesgefangener wird jemals beantwortet. Als sie auf einer Liste der im Ausland gefangenen russichen Soldaten den name ihres Mannes entdeckt, fürchtet die junge Mutter um sich selbst und ihre Tochter, deshalb lässt sie in der Übersetzung den Namen verschwinden und schreibt dafür den eines Mithäftlings doppelt auf. Die folgenden Jahre lebt Tatjana in ständiger Angst vor einer Verhaftung, doch erst nach Ende des Krieges, im Juli 1945 wird sie abgeholt und muss von da an das Grauen des Gulags erleben....
Mit "Rote Kreuze" hat der weissrussische Autor Sasha Filipenko einen eindringlichen Roman geschaffen, der sich mit einem düsteren Kapitel der russischen Geschichte befasst. Dabei lässt er das Grauen während der Zeit des Stalinismus auf bedrückende Weise lebendig werden, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die finstere Vergangenheit mit. Wie Alexander wollte auch ich beim Lesen immer mehr von ihrem Leben und dem damit verknüpften geschichtlichen Hintergund erfahren, die Erzählung hatte mich schnell gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen. Nachdenklich bin ich nach dem Ende der Lektüre zurück geblieben, Sasha Filipenkos Botschaft ist deutlich. In einem Interwiew auf den letzen Buchseiten sagt er: "Der Staat tut alles, damit die Menschen die Grausamkeiten des Sowjetregimes vergessen und unsere Aufgabe ist es, das nicht zuzulassen." Sein Plädoyer gegen das Vergessen untermauert er mit originalen Dokumenten, die im Archiv des Roten Kreuzes in der Schweiz lagern, denn die russischen Dokumente sind unter Verschluss, die heutige Regierung hat kein Interesse daran, sich mit der Geschichte des eigenen Landes auseinander zu setzten. Im Buch engagiert sich die hoch betagte Tatjana gegen den Bau einer Autobahn auf dem Gelände von Massengräbern der Opfer aus der stalinistischen Ära, sie und der ahnungslose Alexander, den sei mit dorthin genommen hat, werden kurz verhaftet. Damit wird der aktuelle Umgang mit den mahnenden Stätten der Vergangenheit noch einmal deutlich dargestellt. Dem beeindruckenden Roman gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.
Fazit: Eindringlich vermittelt der Autor ein wichtiges Thema, an Tatjanas Seite erlebt der Leser die düstere Geschichte Russlands hautnah mit. Der fesselnde Schreibstil lässt den Leser schnell durch die 280 Seiten gleiten und lässt ihn nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 24.02.2020

Berührende Geschichte über Glaube und Familie

Ein wenig Glaube
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Lyle Hovde und seine Frau Peg sind überglücklich, dass ihre Adoptivtochter Shiloh mit ihrem Sohn Isaac zu ihnen gezogen ist. Der kleine Junge genießt das Leben bei den Großeltern, doch seine Mutter hat ...

Lyle Hovde und seine Frau Peg sind überglücklich, dass ihre Adoptivtochter Shiloh mit ihrem Sohn Isaac zu ihnen gezogen ist. Der kleine Junge genießt das Leben bei den Großeltern, doch seine Mutter hat sich einer Glaubensgemeinschaft angeschlossen, die Lyle und Peg schon beim ersten Gottesdienst suspekt ist. Der charismatische Prediger Steven zieht die Gemeinde in seinen Bann, und bald ist Shiloh mit ihm verlobt und zieht mit Isaac und Steven in ein kleines Haus, das näher am Zentrum der Gemeinde liegt, als ihr Elternhaus.
Lyle, der seinen Glauben schon vor vielen Jahren verloren hat, als sein kleiner Sohn im Alter von wenigen Monaten gestorben ist, sieht in Shilohs fanatischer Gemeinschaft eine Gefahr für Isaac, der in der Gemeinde als Heiler gilt. Die Situation eskaliert, als Shiloh und Steven ein paar Tage verreist sind und Isaac bei seinen Großeltern bleibt. Als die Hovdes bemerken, dass der Junge krank ist, bringen sie ihn schnellstmöglich ins Krankenhaus, wo Isaac ein bisher unbehandelter Diabetes diagnostiziert wird. Doch Shiloh ist außer sich, dass ihre Eltern das Kind eingeliefert haben, sie lehnt klassische Medizin ab und ist davon überzeugt, dass Isaac durch Beten gesund werden kann. Nach ihrer Überzeugung ist Lyles Unglaube der Auslöser für Isaacs Krankheit und sie verbietet ihm den Kontakt zu ihrem Sohn.
Langsam und vorsichtig versucht Lyle, das Verhältnis zu seiner Tochter wieder zu verbessern, dafür setzt er sich intensiv mit dem Glauben auseinander. Doch als er und Peg von anderen Gemeindemitgliedern erfahren, in welch großer Gefahr ihr Enkel schwebt, muss Lyle eine folgenschwere Entscheidung treffen.
"Ein wenig Glaube" ist das erste Buch, das ich von Nickolas Butler gelesen habe und es hat mich sehr beeindruckt. Einfühlsam schildert der Autor die emotionale Zerissenheit des Großvaters, seine Liebe gilt der Tochter genau so sehr wie dem Enkelsohn, doch er sieht auch, dass Shilohs Handeln dem kleinen Isaac schaden kann. Der Schauplatz im mittleren Westen der USA ist so anschaulich beschrieben, dass ich beim Lesen ganz in die Geschichte eingetaucht bin und mit Lyle gegrübelt, gezweifelt und gefürchtet habe. Intensiv setzt sich Lyle im Lauf der Handlung mit seinem eigenen Glauben auseinander, in seinem Bestreben den richtigen Weg für sich und seine Familie zu finden. Der eindringliche Schreibstil hat die Erzählung und die Figuren darin für mich lebendig werden lassen. Dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, hat mich dabei sehr erschüttert.
Fazit: Nickolas Butler beschreibt in seinem Buch Ereignisse, die in den USA schon in hunderten Fällen traurige Realität sind. Dabei lässt er den Leser tief in die Gefühlswelt des von Zweifeln geplagten Großvaters eintauchen, der in Interesse des geliebten Enkelsohnes eine schwere Entscheidung treffen muss.

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Gelungene Fortsetzung

Hades' Hangmen - Tanner
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Tanner, der ehemalige Weiße Prinz des Ku-Kux-Klan hat bei den Hades Hangmen seine neue Heimat gefunden. Doch noch immer ist er von seiner großen Liebe Adelita getrennt, die die Tochter des mexikanischen ...

Tanner, der ehemalige Weiße Prinz des Ku-Kux-Klan hat bei den Hades Hangmen seine neue Heimat gefunden. Doch noch immer ist er von seiner großen Liebe Adelita getrennt, die die Tochter des mexikanischen Drogenkartell-Chefs Quinatana ist. Weil der Klan und das Kartell sich verbündet haben um die Hangmen auszulöschen, entführen die Biker eine junge Frau, von der sie annehmen, dass es Quintanas Nichte ist. Als Tanner mit ihr sprechen will, um Informationen über Adelita zu erhalten, stellt er überrascht fest, dass es seine Liebste selbst ist, die entführt wurde - nur wenige Stunden bevor sie zu einer Ehe mit Quintanas Stellvertreter Diego gezwungen werden sollte. Das Glück des Paares ist nur von kurzer Dauer, denn Diego hat drei Anwärter der Hades Hangmen entführt, nur wenn er Adelita zurück bekommt, bleiben die Jungen am Leben....
"Tanner" ist der 7. Band von Tillie Coles Dark-Romance-Reihe "Hades Hangmen", den ich bis zum Ende kaum aus der Hand legen konnte. Ein wenig erinnert die Geschichte der beiden Liebenden am Romeo und Julia, stammen sie doch auch verfeindeten Organisationen und können lange nicht zusammen kommen. Wer die Welt der Hades Hangmen kennt - und man sollte die Bände unbedingt der Reihe nach lesen um alle Zusammenhänge verstehen zu können - wird "Tanner" lieben. Wie auch seine Vorgänger beginnt das Buch mit einer Trigger-Warnung, jeder der von den Hades Hangmen lesen möchte sollte sich darüber im Klaren sein, dass in den Büchern Gewalt vorkommt, auch sexueller Art. Dieses mal haben die Hangmen nicht mehr mit der Sekte zu tun, sondern fechten einen Krieg gegen den Ku-Klux-Klan und ein Drogenkartell aus, dabei wird die Liebesgeschichte zwischen Tanner und Adelita immer wieder von Rückblenden begleiten, so dass der Leser erfährt, wie alles angefangen hat. Auch Styx, der Anführer der Biker, hat einige Kapitel im Buch, seine Vergangenheit ist mehr mit Adelita verknüpft, als er ahnen konnte. Alles in Allem ist Tillie Coles Roman ein stimmiger Band, der einige Fäden aus den vorherigen Büchern zusammen führt.
Fazit: Eine schöne Geschichte für Dark-Romance-Leser, man sollte sich aber im Klaren sein, dass es Band 7 einer Reihe ist und die anderen sechs Bände unbedingt vorher lesen.

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Veröffentlicht am 18.02.2020

Ein sommerlicher Wohlfühlroman

Ein Sommer auf Sylt
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Gestresst fährt Julia mit ihrer Mutter und ihren beiden Tanten nach Sylt, um das Haus, das sie von ihrem Vater geerbt hat, schnellstmöglich zu verkaufen. Eigentlich kann sie siech diese Auszeit gar nicht ...

Gestresst fährt Julia mit ihrer Mutter und ihren beiden Tanten nach Sylt, um das Haus, das sie von ihrem Vater geerbt hat, schnellstmöglich zu verkaufen. Eigentlich kann sie siech diese Auszeit gar nicht leisten, denn zusammen mit ihrem Freund Jo arbeitet Julia daran, ihr kleines Unternehmen voran zu bringen. Dass ihre Mutter und deren Schwestern seit vielen Jahren zerstritten sind und sich bereits im Auto pausenlos streiten, drückt die Stimmung zusätzlich nieder. Als Julia an einer Bäckerei anhält, weil sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hat, schnappt ihr auch noch ein fremder Mann das letzte belegte Brötchen vor der Nase weg, weil Julia gerade geschäftlich telefonieren musste. Ihren ganzen Unmut bekommt der Mann zu spüren, denn Julia faucht ihn heftig an, ehe sie - immer noch hungrig - zum geerbten Haus weiter fährt. Dort angekommen, wartet eine weitere schlechte Neuigkeit auf die Frauen, nicht nur, dass Julias Schlüssel nicht passt, das Haus wird auch noch von einer fremden Frau bewohnt.....

"Ein Sommer auf Sylt" von Lena Wolf ist ein wunderbarer Wohlfühlroman, der mich beim Lesen auf die schöne Insel Sylt entführ hat. Die Protagonistin Julia ist am Anfang sehr gestresst und zeigt sich von ihrer kratzbürstigen Seite, doch im Lauf der Zeit entspannt sie sich immer mehr und wurde mir dadurch auch sympathischer. Mit ihr zusammen konnte ich den Sand unter den Füßen spüren und das Meer riechen, der Hintergrund der Geschichte hat mir ein wenig Urlaubsfeeling gebracht auch die Handlung selbst hat mehr und mehr Entspannung vermittelt. Nicht nur Julia selbst hat in den Tagen auf der Insel darüber nachgedacht, was sie selbst wirklich möchte, auch die anderen drei Frauen wurden angeregt, über ihr Leben nachzudenken und manche Emotion aus der Vergangenheit neu zu bewerten. Sowohl der Schreibstil als auch die Figuren haben mir gut gefallen und der Roman hat mir einige schöne Lesestunden beschert, gern empfehle ich die sommerliche Geschichte weiter.

Fazit: Das Buch bringt Urlaubsfeeling mit und die Figuren waren jede auf ihre Weise sympathisch. Wenn sich der Leser darauf einlässt, vermittelt der Roman Wohlfühlatmosphäre, ich gebe gern eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Spannende und mystische Abenteuergeschichte

Silberflut (1). Das Geheimnis von Ray's Rock
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Während einer Klassenfahrt auf die abgelegene Insel Ray´s Rock sehen einige Schüler der 7. Klasse vom Burgturm aus eine silberfarbene "Nebelwelle" über die Insel ziehen. Panisch verschanzen sie sich im ...

Während einer Klassenfahrt auf die abgelegene Insel Ray´s Rock sehen einige Schüler der 7. Klasse vom Burgturm aus eine silberfarbene "Nebelwelle" über die Insel ziehen. Panisch verschanzen sie sich im Burgkeller, als sie später wieder nach draußen gehen ist nichts mehr wie es vorher war. Ihre Mitschüler und auch die Lehrer sind verschwunden und sämtliche technischen Geräte funktionieren nicht mehr. Erst in elf Tagen kommt wieder eine Fähre zur Insel, bis dahin müssen sich Eddie, Nick, Milla, Lucy, Theo, Laurens und Jesper alleine durchschlagen.

Und nicht nur das, auf der Insel geschehen unheimliche Dinge, Pflanzen und Tiere wachsen in unnatürlicher Geschwindigkeit, das Gemüse ist dadurch nicht mehr genießbar - und auch im Camp 2, von dem Milla gehört hat, dass sich dort eine Gruppe krimineller Jugendlicher aufhält, sind einige der Bewohner noch auf der Insel übrig geblieben, die den Schülern ihre wenigen Lebensmittelvorräte streitig machen. So müssen sich die Klassenkameraden nicht nur mit der Wildnis und den mystischen Ereignissen um sie herum plagen, sondern auch noch mit der rivalisierenden Jugendgruppe, die ebenfalls nach einer Möglichkeit sucht, von der Insel zu entkommen.

"Silberflut (1) Das Geheimnis von Ray´s Rock" von Alex Falkner ist der erste Teil einer Dilogie, die der Verlag für Kinder ab zehn Jahren empfiehlt. Meiner Meinung nach ist die Geschichte nicht für jeden Zehnjährigen geeignet, denn die Abenteuer und Begebenheiten sind stellenweise doch recht unheimlich und furchteinflößend. Die Hauptfiguren des Buches sind in der 7. Klasse und damit ca. zwölf Jahre alt, dieses Alter würde ich auch als geeignete Zielgruppe sehen. Mir selbst hat der Roman gut gefallen, abwechselnd aus der Sicht von Eddie und Milla erzählt, entfaltet sich die spannenden Handlung und man ist emotional mitten im Geschehen dabei. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel erfährt der Leser mehr über die Hintergründe der Jugendlichen und die Dynamik in der Schülergruppe. Durch die außergewöhnliche Situation treten auch teilweise Eigenschaften in den Vordergrund, die sich im Alltag bisher noch nicht gezeigt hatten. Dabei steigert sich die Spannung konstant bis zum Ende der Geschichte. Die Erzählung ist leider nicht in sich abgeschlossen, so dass ich nun gespannt auf das Erscheinen der Fortsetzung warte.

Fazit: Die spannende Geschichte ist mystisch und abenteuerlich, ich gebe gern eine Leseempfehlung, allerdings würde ich das Zielgruppenalter eher um die zwölf Jahre ansetzen.